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Evangelikale und die Mystik - Auszug

Die unterschätzte Gefahr - Ein leitfaden zur Orientierung

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Die unterschätzte Gefahr der <strong>Mystik</strong><br />

etwas nach Belieben Wiederholbares, noch um etwas, was er selbst<br />

angestrebt hatte.<br />

Und letztlich musste der Apostel Paulus nach seiner Entrückungserfahrung<br />

in den dritten Himmel mit einem Engel Satans<br />

kämpfen, der ihm ein Dorn Satans war. Gottes Antwort auf das<br />

Flehen des Paulus lautete: »Lass dir an meiner Gnade genügen …«<br />

(2Kor 12,9). Das alles führte Paulus tiefer in <strong>die</strong> Demut <strong>und</strong> verhinderte,<br />

dass er sich über andere erhob. Nicht das mystische Erleben<br />

des Paulus, sondern <strong>die</strong> Gnade zeichnet den wahren Gottesmenschen<br />

aus. Statt immer wiederkehrende mystische Erfahrungen, <strong>die</strong><br />

Paulus einer mystischen Vereinigung mit Gott vermeintlich näher<br />

bringen sollten, musste er durch Schwachheit <strong>und</strong> Anfechtungen in<br />

Christus stark werden. Die Bibel lehrt unmissverständlich, dass der<br />

Erlöste nicht durch kontemplative Methoden oder fromme Werke<br />

in Gottes Gegenwart eintritt. Der wahre Nachfolger Jesu hat allein<br />

durch Glauben aus Gnade Zugang zu Gott, dem Vater (Röm 5,1-2;<br />

Hebr 4,16).<br />

<strong>Mystik</strong> – der vermeintliche Weg zu Gott<br />

Der <strong>Mystik</strong>er strebt mittels seiner kontemplativen Übungen nach<br />

dem höchsten Ziel, der unio mystica, der mystischen Vereinigung<br />

mit Gott. Man bezeichnet <strong>die</strong>s auch als Gottesunmittelbarkeit – im<br />

Gegensatz zum biblischen Konzept, dass der Mensch einen Mittler<br />

braucht, um in <strong>die</strong> Gegenwart Gottes zu kommen. Obgleich viele<br />

<strong>Mystik</strong>er betonen, dass <strong>die</strong>ses Einswerden mit Gott ein Geschenk<br />

der Gnade sei, sind ihre Ausführungen darüber, wie man <strong>die</strong>ses<br />

höchste Ziel erlangt, von vielen Geboten, Anweisungen <strong>und</strong> äußerlichen<br />

Werken begleitet. Askese, Bußübungen, Selbstgeißelung, Gebet,<br />

Studium <strong>und</strong> Fasten sind nur einige der frommen Werke auf<br />

dem Weg des <strong>Mystik</strong>ers zur ersehnten Gottesvereinigung.<br />

Der Reformator Martin Luther, der als Augustinermönch wohl<br />

vertraut war mit der mystischen Theologie <strong>und</strong> zunächst selbst danach<br />

strebte, Gott durch Werke zu gefallen, ehe er wahrhaft errettet<br />

wurde, erklärte in seinen Tischreden über das religiöse Tun<br />

ohne den Geist:<br />

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