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Liebefeld-Magazin 05.2017

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Mieke – andere Mädchen im Teenageralter<br />

reiten gerne auf Pferden, du hast dich<br />

mit 15 Jahren aufs Rennrad geschwungen.<br />

Wie kam‘s?<br />

Mieke Kröger: Die Antwort weiß ich eigentlich<br />

nicht. Ich war früher mal bei einem Hobbyrennen<br />

meines Heimatvereins in Bielefeld-<br />

Senne. Da wusste ich schon: Da will ich mal<br />

mitmachen. Ich habe sogar gesagt, dass ich die<br />

schlagen kann. Ich hatte einfach das Gespür,<br />

Radfahren könnte etwas für mich werden.<br />

Und dann hast du dir gleich am nächsten<br />

Tag ein Rennrad gekauft?<br />

So ähnlich. Ich habe meiner Mutter dann<br />

verkündet: „Ich brauche ein Rennrad.“ Sie<br />

meinte damals, ich sollte erst mal beim Verein<br />

hier anfragen und eine Probestunde nehmen.<br />

Im Dezember 2008 habe ich mir dann mein<br />

erstes Rennrad gekauft: für 120 Euro – inklusive<br />

Schuhe. Richtig los ging’s erst im Frühjahr<br />

2009. Da bin ich dann die ganzen Vereinsausfahrten<br />

mitgefahren. Da war ich total stolz,<br />

dass ich das erste Mal 76 Kilometer gefahren<br />

bin – halb verhungert.<br />

Klingt nach Plackerei. Trotzdem bist du<br />

ziemlich schnell bei Rennen an den Start<br />

gegangen. War der Wunsch, dich zu quälen, so<br />

groß?<br />

Das stimmt. Ich habe viel gelitten am Anfang.<br />

Ich hatte nie die Intention, Rennen zu fahren.<br />

Das ging von meinem Verein #RVTeutoburg<br />

Brackwede aus. Die haben mich irgendwann<br />

gefragt, ob ich’s nicht mal versuchen wolle.<br />

Dann bin ich mein erstes Rennen gefahren<br />

und hab’s gleich gewonnen.<br />

Seit acht Jahren nimmst du die Strapazen<br />

immer wieder auf dich. Was fasziniert dich<br />

so sehr an dem Sport?<br />

Es ist die Zufriedenheit nach dem Radfahren.<br />

Dieses Gefühl ist all das wert. Ich habe aber<br />

auch immer viel Lob bekommen. Dann macht<br />

das Fahren natürlich noch mehr Spaß.<br />

Sechs Tage die Woche strampelst du Kilometer<br />

für Kilometer. Im letzten Jahr waren<br />

es insgesamt knapp 18.000: Du trainierst,<br />

bis die Muskeln und Knochen schmerzen.<br />

Triffst du da nie den inneren Schweinehund?<br />

Doch, doch! Ich muss mich immer wieder mal<br />

zusammenreißen. Aber insgesamt fällt es mir<br />

im Sport leichter den inneren Schweinehund<br />

zu besiegen, als bei anderen Dingen.<br />

Ich bin es einfach schon so gewohnt, mich zu<br />

überwinden und an meine Grenzen zu gehen.<br />

Aber natürlich hat man auch Tage, an denen<br />

man überhaupt keinen Bock aufs Radfahren<br />

hat. Es ist unglaublich schwer, gegen sich<br />

selbst zu kämpfen.<br />

Wenn du immer so viel Rad fährst, tut dir<br />

da nicht irgendwann der Hintern weh?<br />

Ja, das tut er! Es gibt die tollsten Hosen,<br />

die tollsten Sitzleder, die tollsten Sättel –<br />

irgendwann wird es immer unbequem.<br />

Aber man versucht dann trotzdem das<br />

Optimum rauszuholen. Es gibt leider kein<br />

Heilmittel gegen einen schmerzenden<br />

Hintern. Ich vermeide dann immer, in<br />

meiner freien Zeit enge Hosen anzuziehen.<br />

Gibt’s dich dann zuhause immer nur<br />

im Schlabberlook?<br />

Ja, ich zieh übelst gerne Jogginghosen an.<br />

Ich mag das total, ist einfach megabequem.<br />

Es ist unglaublich schwer,<br />

gegen sich selbst zu kämpfen.<br />

Und dann ist Feierabend? Oder gehst du nach langen Trainingstagen noch raus,<br />

Leute treffen?<br />

Ich bleib meistens zuhause. Es ist schwer zu beschreiben, dieses Gefühl in den Beinen:<br />

Man ist dann einfach nur schlapp. Wenn die Waschmaschine zum Beispiel im Keller<br />

steht, überlegt man sich nach dem Training schon zweimal, ob man da noch runtergeht<br />

– wegen der Treppen. Wenn ich abends in die Stadt gehe, kann ich das auch<br />

einfach nicht so genießen, weil ich immer den Sport im Hinterkopf habe. Als Sportler<br />

ist man nicht nur Sportler, wenn man trainiert. Man ist die ganze Zeit Sportler..<br />

Wie ist das denn im Winter? Lässt du da wenigstens mal Fünfe gerade sein<br />

und haust bei Gänsebraten und Stollen rein?<br />

Nein, da wird auch fleißig geradelt – allerdings in der Sonne. Im Dezember sind wir<br />

fast zwei Wochen mit dem Team im Trainingslager auf Malle gewesen, im Januar<br />

ging’s dann nach Australien, später nach Italien. Da gab’s dann auch den einen oder<br />

anderen Gelato Ride, also eine Tour inklusive Eisstopp. In Bielefeld kann man auch<br />

LIEBEFELD - 12 - DAS INTERVIEW-MAGAZIN

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