Black Tie Kennen Sie sich aus? Das Knigge-Quiz Kamerun - Neues
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meine Mutter<br />
ist 84 Jahre 2004,<br />
alt und mir, als<br />
Tochter in Kalifornien lebend, kommen<br />
Gedanken und Sorgen. Beim<br />
letzten Besuch war sie noch selbständig<br />
in H<strong>aus</strong> und Garten. Ich habe<br />
einen jüngeren Bruder der mitten im<br />
Berufsleben steht. Er lebt mit zwei<br />
Kinder und Lebensgefährtin in Hamburg.<br />
Ich habe noch einen älteren Bruder<br />
mit Frau, sowie eine Schwester<br />
mit Mann – beide in Rente auf dem<br />
Lande in Spanien lebend.<br />
Der Sohn meiner Schwester lebt<br />
alleine im Obergeschoss des H<strong>aus</strong>es,<br />
in dem meine Mutter nach Schenkung<br />
an ihre vier Kinder lebenslanges<br />
Wohnrecht besitzt. Mein Vater verstarb<br />
2001.<br />
Dann bekam ich in Santa Barbara<br />
einen Anruf: Mutti hatte einen Schlaganfall.<br />
Eine aufmerksame Nachbarin<br />
bemerkte die zugezogenen Gardinen<br />
zur Mittagszeit.<br />
Meine Mutter liegt nun fast unbeweglich<br />
im Bett, die rechte Ge<strong>sich</strong>tshälfte<br />
nach unter gezogen, rechter<br />
Arm und rechtes Bein sind gelähmt.<br />
<strong>Sie</strong> kann nicht sprechen und braucht-<br />
Flüssignahrung.<br />
Was nun? Wird es wieder besser?<br />
Pflegeheim? Was würde das kosten?<br />
Ihre Rente plus Pflegever<strong>sich</strong>erung<br />
sind nicht genug. Die Schenkung belasten?<br />
Wie lange reicht das <strong>aus</strong> bei<br />
3 000 € Mindestkosten im Monat?<br />
Und danach Anträge für Zuschüsse<br />
vom Staat?<br />
Muß ein Kind, das Rücklagen hat,<br />
bezahlen?<br />
Ein Angebot des Bruders wird wegen<br />
des Klimas, der fremden Kultur,<br />
und des Gesundheitszustandes verworfen.<br />
Alleine lebend biete ich an,<br />
sie nach der Reha zu pflegen. <strong>Sie</strong> tat<br />
mir so leid. Nur mein Bruder und sine<br />
Frau haben mir geholfen.<br />
Die Rente meiner Mutter beträgt<br />
620 € im Monat. Durch die Pflegestufe<br />
II bekam sie 920 € zusätzlich. Eine<br />
unverständliche Einstufung, da kein<br />
Handgriff ohne Hilfe erledigt werden<br />
konnte. Nach acht Monaten kamen<br />
epileptische Anfälle hinzu.<br />
Für täglich drei Einsätze des Pflegeservices<br />
reicht die Ver<strong>sich</strong>erungssum-<br />
me nicht <strong>aus</strong>. Die Zuzahlungen inkl.<br />
50 € Investitionskosten summieren<br />
<strong>sich</strong> auf 280 € monatlich.<br />
Von ihrer Rente bleiben 340 €, um<br />
Heizung, Strom, Wasser, Stadtreinigung,<br />
Grundsteuer, Salben, Extrawindeln<br />
für Inkontinenz zu begleichen.<br />
Essen und Trinken muss der Mensch<br />
ja auch. Ein Antrag auf Hartz IV wurde<br />
abgelehnt. Grund: sie zahle keine<br />
Miete.<br />
Ich lebe jetzt im H<strong>aus</strong>e auf beschränktem<br />
Raum. Mein Neffe (37 J.)<br />
war nicht fähig <strong>sich</strong> der neuen, erschwerten<br />
Wohnsituation anzupassen:<br />
Tagsüber schlafen, nachts Musik und<br />
Discolichter. Durch eine gerichtliche<br />
Entscheidung endete dieser Zustand,<br />
so auch die Beziehung zur Schwester,<br />
die ihrer finanziellen Verantwortung<br />
in der Erbengemeinschaft nicht nachkam.<br />
Den „Luxus“ von drei täglichen<br />
Einsätzen des Pflegeservices kürzte<br />
ich bis auf die Morgenvisite. Die<br />
920 € reichten so <strong>aus</strong> und nach Zahlung<br />
von Investitionskosten blieben<br />
80 € für meine fast ganztägige Arbeit.<br />
Seit 2009 wurde ein Antrag auf<br />
Pflegestufe III genehmigt.<br />
1 432 € pro Monat werden aufgeteilt<br />
für einen Besuch des Pflegeservices<br />
(640 €), ich bekomme 380 € abzüglich<br />
50 € Investitionskosten. Den<br />
Rest behält die Ver<strong>sich</strong>erung – so bestimmt<br />
es das Gesetz.<br />
BEDARF UND BEDÜRFNISSE<br />
Schlaganfall – wer trägt die Konsequenzen?<br />
Zwei, die <strong>sich</strong> verstehen<br />
Pflegeservice: Zwei verschiedene<br />
Firmen bis dato. Der Pflegevorgang<br />
ist zeitlich zu knapp bemessen und<br />
wahr-scheinlich auch zu knapp vergütet.<br />
Die Folge ist oft Ungeduld und<br />
Unordnung. Mehr Zeitaufwand führt<br />
zu Unpünktlichkeit beim nächsten Patienten.<br />
Ärzte: Wenig Zeit, kaum H<strong>aus</strong>besuche<br />
zu erhalten. Die Praxen wiederum sind<br />
mehrheitlich nicht per Rollstuhl zu erreichen.<br />
Stufen! Dann: Warten. Sprach- und<br />
physische Therapie sind oft nicht verschreibbar<br />
und schwierig als H<strong>aus</strong>besuch<br />
zu erhalten.<br />
Duschstuhl, Rollstuhl und Halte-<br />
griffe für das Bad wurden auf Antrag von<br />
der Krankenkasse bewilligt, Anträge und<br />
Verwaltungsformulare durch den Pflegeservice<br />
erledigt.<br />
Notruf 112: Ein wunderbares System<br />
hier in Hamburg. Wenn es ernst wird ist<br />
er verlässlich, schnell und kompetent.<br />
Vorbildlich! Danke an die Helfer und<br />
Ärzte.<br />
Restaurants, Friseure, andere Geschäfte<br />
und Toiletten sind oft nicht behindertengerecht<br />
zugänglich.<br />
Ich habe viel Geduld und Fröhlichkeit<br />
mit meiner Mutter. Wir machen Spaziergänge<br />
im Rollstuhl, singen täglich und<br />
machen Sprachübungen. Und wenn sie<br />
morgens aufwacht und mir über den Arm<br />
streicht, sehe ich so viel Liebe und Dankbarkeit<br />
in ihrem Blick, auch ohne Worte.<br />
Silke S.<br />
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