Rat & Tat - Klienten-Info / Ausgabe 2/2017
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3<br />
Wird ein Arbeitnehmer nicht<br />
richtig eingestuft (Beschäftigungsgruppe,<br />
Berufsjahre)<br />
droht zweierlei Ungemach:<br />
> Es kann zu einer Unterentlohnung<br />
im Sinne des LSDB-G<br />
und damit zu hohen Strafen<br />
kommen.<br />
> Der Dienstnehmer kann<br />
(via Arbeiterkammer) den vorenthaltenen<br />
Lohn nachfordern.<br />
Leider ist die Sache auch nicht<br />
so einfach, weil dies in jedem<br />
Kollektivvertrag – und meist<br />
auch unterschiedlich für Arbeiter<br />
und Angestellte – geregelt<br />
ist. Der erste Schritt ist also sich<br />
in den richtigen Kollektivvertrag<br />
einzulesen.<br />
Dabei wird es u.a. um folgende<br />
Fragen gehen:<br />
> Die passende Beschäftigungs-(Verwendungs-)gruppe<br />
ergibt sich in der Regel aus der<br />
Art der Tätigkeit und der Vorbzw.<br />
Ausbildung.<br />
> Hinsichtlich der Berufsjahre<br />
kommen die verschiedensten<br />
Regelungen zur Anwendung,<br />
z.B.<br />
> die Betriebszugehörigkeit<br />
(meist bei Arbeitern),<br />
> die Praxisjahre (alle Zeiten,<br />
in denen der Dienstnehmer<br />
gearbeitet hat),<br />
> die Anzahl der Verwendungsgruppenjahre.<br />
Manchmal sind auch nur die<br />
Praxisjahre (im selben Betrieb<br />
oder auch in anderen Betrieben<br />
= Fremdzeiten) anzurechnen,<br />
oder sind auch diesbezügliche<br />
Obergrenzen vorgesehen.<br />
Ebenso unterschiedlich<br />
wird die Anrechnung von<br />
Schulzeiten behandelt. Vergleichbare<br />
Dienstzeiten im EUbzw.<br />
EWR-Raum sind inländischen<br />
gleichzusetzen.<br />
Die richtige Einstufung<br />
in den<br />
Kollektivvertrag<br />
WICHTIG – KANN TEUER WERDEN!<br />
der Arbeitnehmer die richtige<br />
Einstufung (z.B. Unterschrift<br />
auf Dienstzettel) bestätigen!<br />
Achtung 2:<br />
Es muss diesbezüglich immer<br />
darauf hingewiesen werden,<br />
dass sich die Anrechnung<br />
NUR auf die kollektivvertragliche<br />
Einstufung bezieht. Findige<br />
Arbeitnehmer (oder Arbeiterkämmerer)<br />
könnten sonst auf<br />
die Idee kommen, dass die<br />
angerechneten Vordienstzeiten<br />
auch für andere dienstzeitabhängige<br />
Ansprüche wie Urlaub,<br />
Abfertigung, Kündigungsfristen,<br />
Entgeltbestimmungen<br />
bei langer Krankheit,<br />
etc. gelten!<br />
> Steuerfreiheit von<br />
Trinkgeldern<br />
Achtung 1:<br />
Nur bei ausdrücklicher Befragung<br />
des Mitarbeiters durch<br />
den Arbeitgeber (schriftliche<br />
Dokumentation!) tritt die diesbezügliche<br />
kollektivvertragliche<br />
Verfallfrist ein! Der Ar -<br />
beitgeber kann (und sollte)<br />
auch Nachweise (z.B. Dienstzeugnisse)<br />
hinsichtlich der Vordienstzeiten<br />
verlangen, grundsätzlich<br />
wären aber die Angaben<br />
im Lebenslauf ausreichend.<br />
Jedenfalls aber sollte<br />
Trinkgelder (in manchen Branchen ja durchaus eine wesentliche<br />
Lohnaufbesserung) sind steuerfrei (NUR für Arbeitnehmer!<br />
– für den Unternehmer immer Betriebseinnahme),<br />
wenn sie<br />
> einem Arbeitnehmer (für seine Arbeitsleistung) von dritter<br />
Seite zugewendet werden,<br />
> freiwillig ohne Rechtsanspruch,<br />
> und ortsüblich (= branchenbezogen und angemessen)<br />
sind.<br />
Nicht schädlich ist es, wenn das Trinkgeld vorerst von<br />
anderen Arbeitnehmern (z.B. Zahlkellner) oder auch vom<br />
Unternehmer selbst (z.B. Kartenzahlung) entgegengenommen<br />
und dann weitergeleitet wird.<br />
Achtung: Ist die Annahme von Trinkgeldern gesetzlich oder<br />
kollektivvertraglich verboten bzw. untersagt, ist die Steuerfreiheit<br />
auch dahin (zusätzlich zur Strafandrohung, z.B.<br />
Bestechungs- oder Schmiergelder). Bei innerbetrieblichem<br />
oder einzelvertraglichem Verbot bleibt es zwar steuerfrei,<br />
wohl liegt aber eine Dienstpflichtverletzung vor.