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Rat & Tat - Klienten-Info / Ausgabe 2/2017

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5<br />

Gastkommentar<br />

Erben & Schenken neu<br />

TEIL 2 (TEIL 1 IN DER LETZTEN AUSGABE)<br />

NOTAR DR. MATTHIAS MLYNEK<br />

+43 2279 26017<br />

office@notar-mlynek.at<br />

Neue Formvorschriften für<br />

Testamente<br />

Ein handgeschriebenes Testament<br />

ist weiterhin gültig. Wer<br />

seinen letzten Willen jedoch<br />

fremdhändig verfasst (Computer,<br />

Schreibmaschine oder<br />

durch einen Dritten) muss seit<br />

1. Jänner <strong>2017</strong> erweiterte<br />

Formvorschriften einhalten. Die<br />

Identität der Zeugen (Name,<br />

Geburtsdatum, Adresse) muss<br />

im Testament enthalten und<br />

der sogenannte „Zeugenzusatz“<br />

eigenhändig geschrieben<br />

sein. Zudem muss das<br />

Testament einen handschriftlichen<br />

Zusatz des Verfügenden<br />

enthalten, in dem festgehalten<br />

wird, dass die Urkunde den<br />

letzten Willen enthält.<br />

UN-Behindertenkonvention<br />

Die gegenwärtige formale Beschränkung<br />

der Testierfähigkeit<br />

von Personen unter Sachwalterschaft<br />

widerspricht der<br />

UN-Behindertenkonvention.<br />

Sie wurde mit dem Erbrechts-<br />

Änderungsgesetz ersatzlos ge -<br />

strichen.<br />

Automatische Aufhebung<br />

von Testamenten durch<br />

Scheidung<br />

Künftig werden Testamente<br />

zugunsten des früheren Ehegatten<br />

bzw. des eingetragenen<br />

Partners automatisch<br />

aufgehoben, wenn die Ehe<br />

geschieden bzw. eingetragene<br />

Partnerschaft aufgelöst wird.<br />

Pflegevermächtnis<br />

Erstmals werden Pflegeleistungen<br />

durch nahe Angehörige<br />

berücksichtigt. Ihnen gebührt<br />

ein gesetzliches Vermächtnis,<br />

wenn die Pflege an dem Verstorbenen<br />

in den letzten drei<br />

Jahren vor dessen Tod mindestens<br />

sechs Monate in nicht<br />

bloß geringfügigem Ausmaß<br />

(in der Regel durchschnittlich<br />

mehr als 20 Stunden im<br />

Monat) erbracht wurde. Weitere<br />

Voraussetzung: Die Pflege<br />

muss unentgeltlich durchgeführt<br />

worden sein.<br />

„Vorausempfänge“:<br />

Wichtige Neuerungen bei<br />

Schenkungen<br />

Ein wesentlicher Punkt des<br />

neuen Gesetzes ist die Pflichtteilsberechnung.<br />

Die unterschiedlichen<br />

Regelungen bei<br />

Berechnungen für Schenkungen,<br />

Vorempfänge und Vorschüsse<br />

werden vereinheitlicht.<br />

Künftig wird zwischen<br />

Anrechnung und Hinzurechnung<br />

unterschieden. Durch<br />

die Anrechnung der Zuwendungen<br />

vermindert sich der<br />

jeweilige Pflichtteil jener Person,<br />

die davon profitiert hat.<br />

Die Hinzu- und Anrechnungspflicht<br />

hängt weiterhin davon<br />

ab, ob die Zuwendung an<br />

eine pflichtteilsberechtigte Person<br />

oder an eine andere Person<br />

erfolgt ist. Zuwendungen<br />

an pflichtteilsberechtigte Personen<br />

werden unbefristet hinzu-<br />

und angerechnet, Zuwendungen<br />

an nicht pflichtteilsberechtigte<br />

Personen nur dann,<br />

wenn die Zuwendung innerhalb<br />

von zwei Jahren vor dem<br />

Tod des Verstorbenen wirklich<br />

gemacht wurde. Schenkungen<br />

sind künftig zum Schenkungszeitpunkt<br />

zu bewerten,<br />

wobei anschließend eine Aufwertung<br />

gemäß Verbraucherpreisindex<br />

auf den Todeszeitpunkt<br />

vorzunehmen ist.<br />

Unentgeltliche Leistungen<br />

gelten künftig als Erbe<br />

Künftig gilt jede unentgeltliche<br />

Leistung, die der Verstorbene<br />

zu Lebzeiten gegenüber<br />

Pflichtteilsberechtigten oder<br />

Dritten erbracht hat, als anrechenbare<br />

Schenkung.<br />

Die unentgeltliche Leistung<br />

wird auf Verlangen eines<br />

Pflichtteilsberechtigten rechnerisch<br />

dem Nachlass hinzu addiert<br />

und davon der (erhöhte)<br />

Pflichtteil berechnet. Ist der<br />

oder die Beschenkte selbst<br />

pflichtteilsberechtigt, dann ist<br />

der Wert der Schenkung daran<br />

anschließend von seinem<br />

Pflichtteil abzuziehen.<br />

Vor allem die Beweisbarkeit<br />

erbrachter Leistungen sei es<br />

beim Pflegevermächtnis oder<br />

bei Vorausempfängen wird<br />

wohl die größte Streitfrage in<br />

Zukunft sein.<br />

Sie finden wie immer auch alle Artikel<br />

dieser <strong>Ausgabe</strong> auf unserer Homepage<br />

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