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Therapie und Begutachtung: Brücken, Nahtstellen, Veränderungen ...

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Ich habe bei diesem Überblick ökonomische Gesichtspunkte bewusst<br />

als Schwerpunkt gestellt, da diese Themen zurzeit in den Diskussionen<br />

überwiegend <strong>und</strong> unser Arbeitsfeld auf eine ungute Art prägen,<br />

es gibt reale Existenzangst vieler Kollegen <strong>und</strong> sicher auch eine<br />

berechtigte Tendenz, systematisch über andere Arbeitsfelder<br />

nachzudenken.<br />

Lassen Sie mich aber noch kurz zu dem Hinweis auf einige<br />

inhaltliche Fragen kommen, die spannend sind, zu denen dieser<br />

Kongress einiges beizutragen hat <strong>und</strong> deren erfolgreiche Beantwortung<br />

auf Dauer stärker zu dem Überleben unseres Fachbereiches<br />

beitragen werden als die atemlose Anpassung an kurzfristige<br />

Markttrends:<br />

Ein Dauerthema ist die Kontroverse um die Alternative Abstinenz/Kontrolliertes<br />

Trinken. Dies bezieht sich sowohl auf die Frage,<br />

ob dies eine Dichotomie ist oder ob es Zwischenstufen, Übergänge<br />

<strong>und</strong> temporäre Abarten gibt: Gibt es zum Beispiel so etwas wie eine<br />

stabile, aber quasi „freiwillige“ Abstinenz ohne Selbstdefinition als<br />

Alkoholiker? Was sind die Merkmale der beiden Verhaltensstrategien,<br />

wie diagnostiziere ich als Gutachter die Notwendigkeit <strong>und</strong> die<br />

Glaubhaftigkeit? Unter welchen Bedingungen wird ein Wechsel von<br />

der einen zur anderen Strategie innerhalb eine <strong>Therapie</strong> akzeptiert?<br />

Die BNV-Evaluation bietet zumindest Hinweise, dass es unter<br />

Rückfall-Gesichtspunkten nicht die für sich genommen bessere<br />

Strategie gibt. Aber auch die Sicht auf den Verlauf <strong>und</strong> die Dynamik<br />

von Ge- <strong>und</strong> Entwöhnungsprozessen scheint mir noch eher Thema<br />

persönlicher Glaubenssysteme als Ergebnis einer empirisch <strong>und</strong><br />

theoretisch f<strong>und</strong>ierten Fachdiskussion zu sein.<br />

Das Problemfeld Drogen wird uns zunehmend mehr beschäftigen,<br />

von der Menge der Fälle sind die so genannten weichen Drogen<br />

dabei bedeutsamer: Gibt es hier analog zum Alkohol das realistische<br />

Ziel „kontrollierter Konsum“ auch für eine verhaltensändernde<br />

Maßnahme? Wie reagiert unser Arbeitsfeld auf immer neue Drogen-<br />

Arten <strong>und</strong> Abarten? Wie gehen wir diagnostisch <strong>und</strong> therapeutisch<br />

mit Mischformen verschiedener Mißbräuche/Abhängigkeiten um?<br />

Auch bei den Punktetätern sind viele Fragen offen: In meiner Praxis<br />

erlebe ich, dass zunehmend Frauen auftauchen <strong>und</strong> deren Beratung<br />

<strong>und</strong> Behandlung andere Ansätze nötig machen. Gleiches gilt für<br />

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