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RAL 1015 taxi news Heft 5-2017

Die freie und unabhängige Zeitschrift für das Taxigewerbe

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erliner <strong>taxi</strong>vereinigung e.V.<br />

Teil der Argumentation (Humankapitalinvestitionen)<br />

finden wir keine Begründung,<br />

sondern nur eine Behauptung.<br />

Die Autoren behaupten, dass keine<br />

Ortskunde mehr notwendig sei, weil<br />

es ja Navigationsgeräte gibt. Mit einer<br />

„appbasierten“ Auftragsvermittlung hat<br />

das nichts zu tun. Diese Geräte können<br />

sicher nützlich sein, wenn wir von den<br />

vielen dokumentierten Pannen absehen,<br />

die der unkritische Einsatz von Navigationsgeräten<br />

verursacht hat. Reicht<br />

das aber schon aus, um Ortkenntnis<br />

überflüssig zu machen? Möchte einer<br />

der Professoren in einem Taxi zum<br />

Krankenhaus sitzen, in dem das Navigationsgerät<br />

plötzlich ausfällt? Reicht die<br />

Behauptung, dass keinerlei menschliche<br />

„Backupsysteme“ mehr nötig seien bereits<br />

aus, um ein erprobtes und funktionierendes<br />

System (Taxi) von Amts wegen<br />

abzuschaffen? Dass aber die Investition<br />

in Humankapital bereits jetzt nicht mehr<br />

getätigt werden muss, ist denn aber<br />

doch eine recht gewagte Behauptung.<br />

Es liegt der Verdacht nahe,<br />

dass die Ortskundeprüfung<br />

abgeschafft werden soll,<br />

um möglichst viele unqualifizierte<br />

und damit billige Arbeitskräfte für die<br />

Auftragsvermittler bereit zu stellen. Das<br />

Argument der Professoren, auf Seite<br />

22, erhärtet diese These. „In späteren<br />

Jahren ist damit zu rechnen, dass<br />

Taxidienstleistungen … ohne Fahrer<br />

angeboten werden können. Da der Lohn<br />

für die Fahrer zur Zeit wesentlich zu den<br />

Gesamtkosten einer Taxifahrt beiträgt …<br />

gibt es starke Anreize fahrerlose Taxis<br />

anzubieten …“ Die Kosten für das Fahrpersonal<br />

machen bis zu zwei Drittel der<br />

gesamten Taxieinnahmen aus. Es ist klar,<br />

dass Einsparungen für die Kundschaft<br />

nur finanzierbar sind, wenn der größte<br />

Kostenblock abgesenkt wird. Das aber<br />

hat gesellschaftliche Auswirkungen.<br />

Wenn, wie in dem Gutachten gefordert,<br />

die großen Auftragsvermittler um die<br />

Taxikunden konkurrieren, dann wird dies<br />

im Wesentlichen über den Preis geschehen.<br />

Eine für die Kunden spürbare<br />

Preissenkung kann aber nur auf Kosten<br />

des Betrages realisiert werden, der jetzt<br />

für Lohn- & Lohnnebenkosten reserviert<br />

ist. Die jetzt noch mögliche Zahlung<br />

eines Mindestlohnes wird durch die<br />

Preiskonkurrenz der Vermittlungszentralen<br />

ausgeschlossen. Da die Taxiunternehmen<br />

bereits jetzt weitgehend von<br />

diesen Zentralen abhängig sind, können<br />

sie die Tariffestsetzungen nur akzeptieren,<br />

oder ihre Firma schließen. Das werden<br />

als erste die Taxibetriebe machen,<br />

welche die höchsten Kosten haben. Und<br />

das sind alle Firmen, die sozialversicherungspflichtige<br />

Fahrer beschäftigen.<br />

Innerhalb von sehr kurzer Zeit kann<br />

sich dann der Traum einiger Vermittler<br />

vom „Microentrepreneur“ verwirklichen<br />

lassen.<br />

„Die Digitalisierung und das<br />

Entstehen von App-Anbietern<br />

wie Uber, <strong>taxi</strong>.eu, <strong>taxi</strong>.de, my-<br />

Taxi und blablacar führen zu<br />

fundamentalen Veränderungen<br />

auf dem Markt für Personenbeförderung.<br />

Zur Zeit lässt<br />

sich der Markteintritt neuer<br />

internetbasierter Dienstleister<br />

entweder nur eingeschränkt<br />

im Einklang mit inadäquat gewordenen<br />

Regeln oder durch<br />

Unterlaufung solcher Regeln<br />

realisieren.“<br />

Für diese Menschen<br />

gibt es keinen Schutz der<br />

Sozialversicherungssysteme.<br />

Weder ein Arbeitszeitgesetz, noch ein<br />

Mindestlohngesetz gilt für sie. Sie sind<br />

frei, auch in dem Sinn, dass sie die<br />

Freiheit haben in ihren Autos zu schlafen<br />

und 16 Stunden am Tag zu arbeiten.<br />

Volkswirtschaftlich bedeutet diese<br />

Umstrukturierung eine „Externalisierung<br />

von Kosten“. Die von den Verfassern des<br />

Gutachtens angestrebte Liberalisierung<br />

mag Firmen den Marktzugang ermöglichen,<br />

die unter Echtbedingungen einer<br />

sozialen Marktwirtschaft unfähig sind ihr<br />

Produkt auf dem Markt zu platzieren. Die<br />

Gewinne dieser Firmen (und auch eine<br />

anfängliche! Senkung der Preise für die<br />

Kunden) werden aber erkauft durch die<br />

Übernahme der Sozialkosten durch die<br />

Gesellschaft.<br />

Eigentlich sollten wir alle durch die<br />

desaströsen Folgen der Liberalsierung<br />

des Bankenwesens gewarnt sein. Die Verfasser<br />

des Gutachtens wissen, dass die<br />

Verwirklichung ihres Planes den größten<br />

Teil der sozialversicherungspflichtigen<br />

Fahrer entweder zum Sozialamt treiben<br />

oder in von Großkonzernen völlig abhängige<br />

„Microentrepreneurs“ verwandeln<br />

wird. In Amerika ist das bereits geschehen.<br />

Dies alles ist schlimm und sollte<br />

Gewerkschaftler und Politiker auf die<br />

Barrikaden treiben. Es ist allerdings nicht<br />

alles.<br />

In einem weiteren Artikel lade ich Euch<br />

dazu ein, gemeinsam mit mir, über noch<br />

deutlich problematischere Folgen dieser<br />

Liberalisierung nachzudenken. Lasst<br />

uns die Thesen der Wissenschaftler am<br />

Faktenmaterial des Berliner Taxigewerbes<br />

prüfen.<br />

Richard Leipold, BTV<br />

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26 <strong>RAL</strong> <strong>1015</strong> <strong>taxi</strong><strong>news</strong> · 5/<strong>2017</strong>

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