Wirtschaftszeitung_26062017
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Branchen &Betriebe: Die<br />
Werkzeugmacher Seite 14/15<br />
Geld &Geschäft: Schwere Zeit<br />
für Notenfälscher Seite 17/18<br />
Leben &Wissen: Reise durchs<br />
Sonnensystem Seite 25/26<br />
DIEWIRTSCHAFT<br />
Münster |Münsterland<br />
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Ausgabe 4/17<br />
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Wo steckt der Gründergeist?<br />
Im Zehn-Jahres-Vergleich ging im Münsterland die Zahl der<br />
Existenzgründungen um fast 40 Prozent zurück.<br />
Die Zahlen sind deutlich: Die Industrie-<br />
und Handelskammer (IHK) Nord<br />
Westfalen und die Handwerkskammer<br />
(HWK) Münster registrierten im<br />
vergangenen Jahr im Münsterland<br />
rund 5700 Existenzgründungen. Im<br />
gesamten Bezirk der beiden Kammern<br />
(Münsterland und Emscher-<br />
Lippe-Region) gab es 7500 Firmengründungen,<br />
das sind sechs Prozent<br />
weniger als im Jahr 2015. ImZehn-<br />
Jahres-Vergleich–2006 bis 2016 –beträgt<br />
der Rückgang nach Angaben der<br />
Kammern fast 40 Prozent.<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-<br />
Friedrich Schulte-Uebbing kennt<br />
einen Grund: „In Zeiten gut laufender<br />
Konjunktur und Vollbeschäftigung<br />
geht die Zahl der<br />
Gründungen zurück.“ Die klassische Verlegenheitsgründung<br />
(„Ich habe keinen<br />
Job, also mache ich mich selbstständig“)<br />
gebe es nicht mehr.Die meisten Gründer<br />
hätten eine Idee, sie beschäftigten sich<br />
beim Aufb<br />
au der eigenen Existenz aber<br />
viel zu wenig mit den betriebswirtschaftlichen<br />
Fakten und Erfordernissen. Und es<br />
gebe zu viele bürokratische Hemmnisse.<br />
Das wird von beiden Kammern übereinstimmend<br />
betont.<br />
„Gründer brauchen ebenso wie expandierende<br />
Unternehmen ein Umfeld, das<br />
sie voranbringt statt ausbremst“, sagt<br />
Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer,und<br />
nennt Beispiele: Entrümpelung<br />
und Vereinfachung der Bürokratie,<br />
gut ausgebauteVerkehrswege, Sicherung<br />
des Berufsnachwuchses, Verlässlichkeit<br />
bei den Fördermitteln. Hund: „Die Rahmenbedingungen<br />
müssen stimmen, auch<br />
die politischen.“ ►Fortsetzung Seite 2<br />
OFFEN GESAGT<br />
Mehr Mut<br />
Natürlich hat IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
Schulte-Uebbing<br />
mit seiner Einschätzung<br />
recht. Brummt die Konjunktur,<br />
geht die Zahl der Firmengründungen<br />
zurück. Warum soll<br />
sich jemand auf das Abenteuer<br />
Selbstständigkeit einlassen,<br />
wenn seine Leistungsfähigkeit<br />
und Kompetenz auf dem<br />
Arbeitsmarkt gefragt ist? Es<br />
läuft doch ...<br />
Aber läuft es wirklich? Der auffällige<br />
Rückgang bei den Existenzgründungen<br />
im Münsterland<br />
ist alarmierend. Zeigt dieser<br />
Negativtrend doch, dass es<br />
an Gründergeist mangelt, dass<br />
man sich mit Unternehmertum<br />
schwertut und der Mut zum<br />
Schritt in die Selbstständigkeit<br />
fehlt.<br />
Wie kann man dies ändern? Sicherlich<br />
dadurch, dass man die<br />
Einstiegsvoraussetzungen in<br />
den Markt optimiert und vor<br />
allem die Rahmenbedingungen<br />
verbessert. Eine zu komplizierte<br />
Bürokratie darf kreative<br />
Köpfe und Menschen, die etwas<br />
unternehmen wollen, nicht<br />
stoppen. Finanzielle Hilfen in<br />
der Anfangsphase sind sicherlich<br />
gut, aber keine Dauerlösung.<br />
Schließlich soll die neue<br />
Firma möglichst schnell auf<br />
eigenen Beinen stehen.<br />
Doch daran hapert es. Wie die<br />
NRW-Statistiker in diesen Tagen<br />
bekannt gegeben haben,<br />
existiert im Land drei Jahre<br />
nach der Gründung nur noch<br />
die Hälfte der Unternehmen.<br />
Eine mehr als bedrückende<br />
„Überlebensrate“. Von Nachhaltigkeit<br />
keine Spur. Ursachenforschung<br />
ist angebracht. wk<br />
Mittelstand hält sich gut<br />
Bei den Insolvenzen führen kleine Unternehmen die Halbjahresstatistik an.<br />
Vor allem kleine Unternehmen<br />
sind im ersten Halbjahr 2017 in die<br />
Pleite gerutscht. Mehr als die Hälfte<br />
der von einer Insolvenz betroffenen<br />
Unternehmen (52,9 Prozent)<br />
habe einen Umsatz von weniger<br />
als 250 000 Euro im Jahr erwirtschaftet.<br />
Deutlich besser sah<br />
es im Mittelstand aus.<br />
Wi We die Wirtschaftsauskunftei<br />
Creditreform<br />
jetzt berichtete,<br />
sei vor allem<br />
bei Jungunternehmern<br />
im Alter vonbis zu 29 Jahrendas<br />
Pleiterisiko besonders hoch.<br />
4 198869 003501<br />
2 0 0 2 6<br />
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
meldeten mehr kleine Unternehmen<br />
Insolvenz an: Im ersten Halbjahr waren<br />
es5450 Fälle, rund 200 mehr. In<br />
wirtschaftliche Schiefl<br />
age seien dabei<br />
besonders viele meist von einem Einzelunternehmer<br />
betriebene Kl<br />
einstunternehmen<br />
geraten, die weniger als<br />
100000 Euro im Jahr umsetzten. Deutlich<br />
zurück gingen dagegen die Insolvenzzahlen<br />
imMittelstand.<br />
Dank der guten Konjunktur und der<br />
niedrigen Zinsen sank die Zahl der<br />
Unternehmensinsolvenzenaber insgesamt<br />
in den ersten sechs Monaten um<br />
5,9 Prozent auf 10 300. Das traf auch<br />
weniger Mitarbeiter. Die Zahl der von<br />
der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffenen<br />
Beschäftigten ging um rund<br />
10 000 auf rund 99 000 zurück.<br />
Insgesamt mussten die Gläubiger laut<br />
Creditreform auf Forderungen von<br />
schätzungsweise rund 13 Milliarden<br />
Euro(Vorjahr16,3)verzichten. Zu den<br />
größten Insolvenzfällen gehörten in<br />
diesem Jahr bislang die Pleiten der<br />
Bonner Solarworld AG und der Hamburger<br />
Großreederei Rickmers.<br />
Mit einem Rückgang um 7,5Prozent<br />
auf36300 Fällesank im Vergleich zum<br />
Vorjahrdie Zahlder Verbraucherinsolvenzen<br />
sogar noch stärker. Im ersten<br />
Halbjahr 2016 hatte der Rückgang<br />
noch bei 2,7 Prozent gelegen, sodass<br />
sichder positiveTrend bei Verbraucherinsolvenzen<br />
nun noch beschleunigte.<br />
„Der private Schuldenberg ist jedoch<br />
nach wie vor hoch“, sagte Creditreform-Geschäftsführer<br />
Volker Ulbricht.<br />
Vorallem bei denInsolvenzen ehemals<br />
Selbstständiger habe es sogar einen<br />
Anstieg gegeben.<br />
dpa<br />
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2 MACHER &MÄRKTE<br />
1000 Euro für<br />
1000 Gründer<br />
Die neue Landesregierung plant eine Initiative.<br />
In der zweiten Koalitionsverhandlungsrunde<br />
von CDU und FDP in<br />
NRW,die übrigens in einemGründerzentrum<br />
stattfand, einigten<br />
sich die Verhandlungspartner darauf,<br />
zur Förderung von Existenzgründungen<br />
unter anderem den Gründungsprozess<br />
zu vereinfachen und dafür „alle<br />
Prozesse und Regelungen“ auf den Prüfstand<br />
zu<br />
stellen.<br />
Ziel ist ein<br />
„bürokratiefreies“<br />
„Auf unserer Wunschliste andie<br />
Kommunen steht auch eine<br />
deutlichere Einbindung der jungen<br />
Unternehmen in die Strukturen<br />
vor Ort.“<br />
Hans Hund<br />
Jahr für<br />
Gründer,<br />
so heißt es<br />
in den Eckpunkten<br />
der Koalitionsverhandlungen.<br />
Der bürokratische Aufw<br />
and auf dem<br />
Wegindie Selbstständigkeit wirdvon 39<br />
Prozent der Gründer bemängelt. Hier<br />
müsse der Hebel angesetzt werden.<br />
Die neue NRW-Koalition plant auch ein<br />
„Gründer-Stipendium NRW“, mit dem<br />
1000 Gründerinnen und Gründer mit<br />
1000 Euro im Monat gefördert werden<br />
sollen. Darauf haben die Kammern sofort<br />
reagiert und der Landesregierung ihre<br />
Unterstützung zugesagt.<br />
Mit den Startercentern und der Online-<br />
Gründungswerkstatt wollen sie bei dem<br />
anvisierten Projekt „1000 Euro für 1000<br />
Gründer“ zum Beispiel die Erstellung der<br />
Businesspläne managen. „Wir verfügen<br />
über die Infrastruktur und die langjährige<br />
Erfahrung, um bei der Umsetzung des<br />
Projekts zu helfen“, betonen Schulte-<br />
Uebbing und der stellvertretende HWK-<br />
Hauptgeschäftsführer Knut-Rüdiger Heine.<br />
Die beiden Kammern wollen auch die<br />
Idee unterstützen, dem Gründungsprozess<br />
weitgehend digital abwickeln zu<br />
können. Karl-FriedrichSchulte-Uebbing:<br />
„Mit unserer Gründungswerkstatt NRW<br />
haben wir bei der Online-Betreuung bereits<br />
sehr gute Erfahrungen gemacht.“<br />
Die IHK Nord Westfalen und die Handwerkskammer<br />
Münster sind sehr engagiert<br />
in der Beratung von Existenzgründern.<br />
Es gibt Veranstaltungen und Seminare.<br />
Zum Service gehören dabei Gruppenberatungen<br />
(zum Beispiel Gründer-<br />
Nachmittage) ebenso wie Einzelberatungen,<br />
bei denen es um die Entwicklung<br />
von Konzepten, umGründungsfinanzierung<br />
und die Möglichkeiten öffentlicher<br />
Förderung durch Programme geht.<br />
Auch gibt es seit mehr als zehn Jahren bei<br />
den Kammern und kommunalen Wirtschaftsförderern<br />
Startercenter als erste<br />
Anlaufstelle für Interessenten, die sich<br />
eine eigene Existenz aufb<br />
auen wollen.<br />
Hans Hund: „Auf unserer Wunschlistean<br />
die Kommunen steht auch eine deutlichere<br />
Einbindung der jungen Unternehmen<br />
in die Strukturen vorOrt.Den Neulingen<br />
und künftigen Arbeitgebern wäre durch<br />
die Schaffung von Plattformen gedient,<br />
über die sie sich präsentieren und Kontakte<br />
knüpfen können.“<br />
hko<br />
Das Gründergeist-Team um Projektleiterin Monika Leiking (2.v.r.) ist im November 2016 anden Start gegangen.<br />
In diesem Monat startet die zweite Beratungsrunde in den „Gründerschmieden“.<br />
Foto: Wilfried Gerharz<br />
Der Wunsch, sein<br />
eigener Chefzusein<br />
Die Idee ist der erste Schritt in Richtung<br />
Unternehmensgründung? Das<br />
ist so nichtganzrichtig. Potenzieller<br />
Gründer ist der,der denWunsch hat,<br />
sein eigener Chef zu sein.<br />
Für all diejenigen gibt es seit<br />
vergangenem Jahr im Münsterland<br />
das Projekt „Gründergeist“.<br />
Unter Federführung<br />
des Münsterland e.V.erhalten<br />
Gründungswillige inallen vier Münsterland-Kreisen<br />
und der Stadt Münster in sogenannten<br />
Gründerschmieden das nötige<br />
Know-howund dienotwendigeUnterstützung.<br />
Sechs bis acht Gründungsinteressierte<br />
arbeiten dort bis zu einem halben<br />
Jahr eng mit Experten zusammen<br />
und schmieden so im günstigsten Fall aus<br />
einer vagen Vorstellung eine handfeste<br />
Geschäftsidee, erklärt Projektmanagerin<br />
Monika Leiking.<br />
Was bedeutet es, selbstständig zu sein?<br />
Welche Schritte muss ich auf dem Weg<br />
dorthin gehen? Wie erstelle ich einen<br />
Businessplan? Bin ich überhaupt der Typ,<br />
mein eigener Chef zu sein? „All dies wird<br />
mit Teilnehmern in den Gründerschmieden<br />
geklärt, sodass am Ende die konkrete<br />
Idee samt Business-Plan steht, der auf<br />
Herz und Nieren geprüft und aus verschiedenen<br />
Blickrichtungen durchdiskutiert<br />
wurde“, erklärt Leiking weiter.<br />
Das Projekt läuft drei Jahrelang und hat<br />
ein Fördervolumen von rund 800 000<br />
Euro. Der Großteil des Geldes kommt als<br />
dem Landeshaushalt.<br />
www.gruendergeist-muensterland.de<br />
IMPRESSUM<br />
DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG, Geschäftsbereich:<br />
Media &Sales, Soester Str. 13,<br />
48155 Münster, Telefon: 0251 690-0,<br />
Telefax: 0251 690-804801<br />
Redaktion: Claudia Bakker (verantw.)<br />
Anzeigen:<br />
Anzeigenleitung: Herbert Eick,<br />
E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft- muensterland.de<br />
Objektkoordination: Frank Micheel, Lars Normann,<br />
Telefon: 0251 690-916162, Telefax: 0251 690-804801<br />
Gestaltung/Layout: Lisa Stetzkamp<br />
Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG, Ander<br />
Hansalinie 1. 48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax:<br />
0251 690-215; Auflage: 17.000 Exemplare<br />
www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />
GRÜNDERPREIS NRW 2017<br />
Die Bewerbungsphase für den Gründerpreis NRW 2017 hat<br />
begonnen. Insgesamt sind 60 000 Euro zu gewinnen –<br />
40 000 Euro mehr als in den Vorjahren. Mit dem Preis<br />
richten sich das Wirtschaftsministerium und die NRW-<br />
Bank an Jungunternehmer, die zwischen 2012 und 2015 in<br />
Nordrhein-Westfalen gegründet haben. Auch Unternehmensnachfolgen,<br />
Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />
oder von Berufsrückkehrern sind ausdrücklich zur Teilnahme<br />
aufgerufen, egal ob Voll- oder Nebenerwerbsgründungen.<br />
Voraussetzung ist, dass die Unternehmen nicht<br />
mehr als 250 Beschäftigte haben und höchstens 50 Mio.<br />
Euro im Jahr umsetzen. Einsendeschluss: 15. September.<br />
„Nordrhein-Westfalen verfügt über eine sehr aktive Gründungsszene.<br />
Mit dem Preis wollen wir dieses Potenzial an<br />
Kreativität und Wachstum nutzen und innovative Geschäftsmodelle<br />
fördern“, sagte Michael Henze, Abteilungsleiter<br />
im Wirtschaftsministerium.<br />
Die Preisgelder in Höhe von 60000 Euro stiftet erneut die<br />
NRW-Bank. Die Sieger ermittelt eine Fachjury. Ausschlaggebend<br />
für die Bewertung sind der wirtschaftliche Erfolg<br />
und die Kreativität der Geschäftsidee. Der Preis wird am<br />
22. November in Düsseldorf verliehen. Informationen<br />
unter www.gruenderpreis.nrw.de.<br />
GRÜNDERSTEIN UNTERNEHMER AWARD<br />
Der GRÜNDERstein Unternehmer Award ist ein Preis für<br />
die beste Unternehmensidee im (westlichen) Münsterland,<br />
der Grafschaft und der Region Twente und wird indiesem<br />
Jahr zum zweiten Mal vergeben.<br />
Das Team um den Award besteht sowohl aus jungen als<br />
auch erfahrenen Unternehmern aus der deutsch-niederländischen<br />
Grenzregion, die die Bewerber mit der Teilnahme<br />
motivieren wollen, ihre Geschäftsidee zielstrebig bis in<br />
die Selbstständigkeit zu verfolgen.<br />
Einen Anreiz bietet nicht zuletzt die Trophäe, die dem Sieger<br />
beim Finale am4.November 2017 inDeGrote Kerk in<br />
Enschede überreicht wird. Eine Kombination aus dem Gesamtpreisgeld<br />
von 10000 Euro und ergänzenden Sachleistungen,<br />
wie z.B. einer Marketing- und Vertriebsplanung,<br />
sollen den Aufbau des Existenzfundaments unterstützen.<br />
Gesucht werden Menschen mit einer kreativen und<br />
kommunikativen Persönlichkeit, deren Geschäftsidee sich<br />
in der Region durch ein Alleinstellungsmerkmal deutlich<br />
von anderen unterscheidet. Die Geschäftsidee muss auf<br />
einer einzigen A4-Seite präzise und überzeugend erklärt<br />
werden. Stichtag zum Hochladen auf der Website ist der<br />
30. Juni 2017 (www.gruenderstein.de).<br />
Unser guter Name und unser Konzept –für Ihren<br />
Erfolg, denn Zeitarbeit ist Vertrauenssache.<br />
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deren Qualifikation, Motivation und deren Fähigkeiten<br />
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unserem Unternehmen und für den jeweiligen<br />
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MACHER &MÄRKTE 3<br />
Das Geschäft mit<br />
den Gär-Resten<br />
Wer eine Biogas-Anlage betreibt, hat Gär-Reste. Warum die nicht trocknen und als Mulch vermarkten?<br />
In der Gründerschmiede in Gescher machte Maria Oing aus der vagen Idee ein Geschäftsmodell.<br />
Gründen mit Gär-Resten? Warum<br />
eigentlich nicht? Maria Oing beschreibt<br />
sich selbst „als Mutter von<br />
vier Kindern, Landwirtin und Hausfrau“.<br />
In dieser Reihenfolge. Seit<br />
Kurzem kommt noch das Attribut<br />
Gründerin hinzu.<br />
DDie 54-Jährige lebt auf einem<br />
Bauernhof in Schöppingen.<br />
Malerisch ist es<br />
dort. Ein großer Hof, umgeben<br />
von nichts als schöner<br />
Natur.Dort setzt die Familieauf Biogas.<br />
Stattliche 690 Kilowatt erzeugt ihre<br />
Anlage. „Das genügt, umunseren Hof,<br />
sechs weitereHaushalteund zwei Firmen<br />
mit Wärme zu versorgen“, erzählt sie.<br />
Maria Oing zeigt ihr Reich. Das Mais-Depot<br />
ist üppig, der Gas-Speicher ist es<br />
auch. Dennoch läuft hier einiges anders.<br />
So wirddie Anlagenur zu 60 Prozent mit<br />
Grün gefüttert. Der Rest kommtzur Hälfte<br />
aus dem eigenen Stall, die anderen 20<br />
Prozent liefert der Dung von rund 600<br />
Pferden.<br />
Vonder Natur,mit der Natur.Maria Oing<br />
hält viel von diesem Kreislauf. Und hier<br />
kommt ihreGeschäftsidee ins Spiel. 2015<br />
hat die Familie einen großen Trockner<br />
angeschafft. Der Apparat, so groß wie ein<br />
See-Container, nutzt die Restwärme aus<br />
der Biogas-Anlage, um den Gär-Resten<br />
die letzte Feuchtigkeit zu entziehen. Mit<br />
eben diesemRest müsse sich doch etwas<br />
anfangen lassen. Das war der Anfang.<br />
Als grobe Kontur ist eine Geschäftsidee<br />
oftmals ziemlich schnell da. Ihre Umsetzung<br />
bereitet hingegen vielen Probleme.<br />
Genau hier setzt das „Gründergeist“-Projekt<br />
an.Unter Federführung der Management-Agentur<br />
„Münsterland<br />
e.V.“ gingen im<br />
„Bei Gründern denken viele zuerst<br />
November 2016<br />
an IT-Start-ups in cooler Location. fünf Gründerschmieden<br />
an<br />
Es geht aber auch anders.“<br />
Monika Leiking, „Gründergeist“-Projektleiterin<br />
dem Start, in der<br />
Stadt Münster<br />
und jedem Münsterland-Kreis<br />
je<br />
eine. Der Plan: Ein halbes Jahr lang haben<br />
die Teilnehmer dort Zeit, an ihren<br />
Ideen zu feilen, sie mit Mitstreitern zu<br />
diskutieren, vor Experten zu präsentieren,<br />
ihren Plänen so das nötige Profil zu<br />
geben und sich zugleich selbst das nötige<br />
Wissen für eine Gründung zu verschaffen.<br />
An der ersten Runde nahmen 50 Interessierte<br />
teil. „Bei Gründern denken<br />
viele zuerst an IT-Start-ups in cooler Location“,<br />
sagt Projektleiterin Monika Leiking.<br />
„Es geht aber auch anders.“<br />
Maria Oing hat ihreIdeeinzwischen,<br />
ja, ausgegoren, möchte man sagen.<br />
Unter dem Namen<br />
„Marias Gartengold“<br />
In einer Halle ihres Hofes füllen Maria Oing und ihr Sohn Martin die getrockneten Gär-Reste inhandliche Säck<br />
vermarktet sie die Gär-Reste als Mulch,<br />
der Nährstoffespendet undzugleich den<br />
Unkrautwuchs unterdrückt und Hobby-<br />
Gärtner-gerecht in kleinen Säcken abgepackt<br />
ist. Klar,als Landwirtin ist sie nicht<br />
vom Erfolg dieses Business abhängig.<br />
Aber ein gutes Gefühl sei es schon, ihr<br />
eigenes Projekt durchgezogen zuhaben.<br />
Eher zufällig hatte die 54-Jährige Ende<br />
2016 von der Gründergeist-Geschichte<br />
gehört,machtemit und ist voll des Lobes.<br />
Für sie wardie vonder Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
für den Kreis Borken in<br />
Gescher betriebene Gründerschmiede<br />
ein Ort, an dem sie ihreIdee perfektionierenkonnte.<br />
Auch,weil Fachleutedas nötige<br />
Wissen vermittelten –„ich kennejetzt<br />
den Unterschied zwischen einem Gebrauchsmuster<br />
und einem Patent, habe<br />
den Namen „Marias Gartengold“ schützen<br />
lassen, weiß etwas über Kundenakquise<br />
und Rechtsformen“, sagt sie. Zudem<br />
habe sie ihreIdee in der Gruppe immer<br />
wieder diskutieren und so verfeinern<br />
können –„meine Mitstreiter sind ja zugleich<br />
meine Zielgruppe“, sagt sie.<br />
Drei bis vier Kubikmeter trockene Gär-<br />
Reste fallen auf dem Hof Oing jeden Tag<br />
an. Riesige Mengen sind das nicht. Aber<br />
doch so viel, dass es sich lohnt, daraus ein<br />
eigenes kleines Geschäftsfeld zu machen.<br />
Für Maria Oing, die vierfache Mutter,<br />
Landwirtin, Hausfrau – und<br />
Gründerin.<br />
Elmar Ries<br />
Dasideale<br />
Umfeld.<br />
Unternehmer im ecopark wissen:<br />
Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen,da<br />
leisten sie gute Arbeit. Investieren<br />
auch Sie in ein gutes Umfeld–fürIhre<br />
Mitarbeiter und fürIhr Unternehmen.<br />
Im ecopark an der Hansalinie A1.<br />
ecopark –der Qualitätsstandort.<br />
Fotos: Wilfried Gerharz
4 MACHER &<br />
Die gesamte unternehmerische<br />
Wertschöpfungskette imBlick<br />
In der 3D-Technologie will das Münsterland jetzt nicht nur aufholen, sondern Innovationsleuchtturm werden. Gerade der<br />
spezialisierte Mittelstand könnte bei Einzelstücken und Kleinserien von den Möglichkeiten profitieren.<br />
DieMission in Sachen 3D-Druck wird<br />
keine leichte sein: Fremdelt doch der<br />
Mittelstand mitder gar nicht mehr so<br />
neuen Technologie, haben sich FH<br />
Münster, Kompetenzzentrum Coesfeld<br />
und WFC auf die Fahnen geschrieben,<br />
eben dies zu ändern. Und<br />
zwar nicht, indem die Innovationstreiber<br />
wieder und wiedereinen neuen<br />
Workshop zum Thema anbieten<br />
und die Unternehmer staunen lassen,<br />
wie Laser Kunststoff Schicht um<br />
Schicht verschmelzen, bis beispielsweise<br />
eine Gewindespindel für die<br />
Textilindustrie entsteht.<br />
Sondern indem die Wissenschaftler<br />
und Wirtschaftsförderer<br />
als Quasi-Unternehmensberatung<br />
die gesamte<br />
unternehmerische Wertschöpfungskette<br />
unter die Lupe nehmen<br />
–nicht nur innerhalb des Kreises und des<br />
Münsterlandes, sondern als Innovationsleuchtturm<br />
für ganz Deutschland: „Wir<br />
wollen genau die Schnittstelle im Produktionsablauf<br />
bestimmen, an der eine<br />
Investition in 3D-Technologie sinnvoll<br />
ist“, erläutert Christian Holterhues. Das<br />
kann im Prototypenbau und in der Werkzeugherstellung,<br />
aber auch in der Kleinserienproduktion<br />
beispielsweise von<br />
aNgeBOTNur für gewerBeTreIBeNde<br />
dIeCITrOËN NuTzfahrzeuge<br />
uNlImITedmIssIONs<br />
WFC als 3D-Drucklabor: Matthias Ruhe (Urbanmaker, v.l.), Max Tönnemann (Geschäftsführer Urbanmaker), Christian Holterhues (WFC)<br />
und Juri Boos (Geschäftsführer Urbanmaker).<br />
Foto: WFC<br />
Scharnieren oder Schaltkästen sein. Und<br />
die Unternehmen müssen auch nicht immer<br />
gleich in einen 60 000 Euro teuren<br />
Industriedrucker investieren, sondern<br />
können einfach eine CAD-Datei verschicken.<br />
Das münsterische Unternehmen Urbanmaker<br />
ist vorallem Dienstleister in der innovativenBranche:<br />
Geschäftsführer Max<br />
Tönnemann und sein Team bieten das<br />
Rundum-sorglos-Paket von der Planung,<br />
Modellierung bzw. Scan über die Aufb<br />
e-<br />
reitung der Daten bis zum Druck an.<br />
So investierten auch die Coesfelder Metallwerke<br />
Hupfer vor zehn Jahren nicht<br />
direkt in einen eigenen Drucker, um<br />
Schablonen für Werkzeuge herzustellen.<br />
Obwohl der Global Player in Sachen<br />
Großküchen-, Medizin- und Individualtechnik<br />
die Chancen der neuen Technologie<br />
früh erkannt und den Druck zugekauft<br />
hat, steht erst seit fünf Jahren ein<br />
kleiner Drucker und seit vier Jahren ein<br />
mittelgroßer Printer in der Entwicklungsabteilung<br />
des Unternehmens: „Die 3D-<br />
Drucker laufen 24/7. Diese Technologie<br />
hat Zukunft“, unterstreicht Egbert Flück.<br />
Der Betriebsleiter von Hupfer glaubt an<br />
revolutionäre Umwälzungen in der gesamten<br />
Wertschöpfungskette: „Ein Blick<br />
in die Zukunft: Bald kaufen wir unsere<br />
Schuhe nicht mehr im Geschäft oder<br />
beim Internethändler, sondern als Datei,<br />
die wir noch individualisieren können –<br />
und drucken die Schuhe ortsnah. Daraus<br />
folgt, dass nur noch Rohstoffe für den<br />
Druck transportiert werden müssen. Lokale<br />
Fertigungen entstehen, in anderen<br />
Branchen wirddies schon vielfachpraktiziert.“<br />
Ein Paradigmenwechsel, dem viele<br />
KMU mit gemischten<br />
Gefüh-<br />
„Es gibt praktisch wöchentlich<br />
neue Entwicklungen, beim<br />
Material genauso wie in der<br />
Druckertechnik.“<br />
len entgegensehen:<br />
„Mitarbeitertätigkeiten<br />
an<br />
Maschinen und<br />
der Bedarf anZulieferern<br />
fallen<br />
einfach weg“,<br />
Ralf Felmet<br />
blickt Holterhues<br />
in die Zukunft.<br />
Doch für den Wirtschaftsförderer des<br />
Kreises Coesfeld überwiegen ganz klar<br />
die Chancen auch für den Mittelstand:<br />
Insbesondere da, wo Produkte für den<br />
Endkunden nicht in Serie, sondern mit<br />
hoher Individualisierungsquote gefertigt<br />
werden. Im Innenausbau von Yachten,<br />
wo am anderen Ende der Welt noch zusammen<br />
mit dem Kunden an<br />
teigefeilt und dann additiv g<br />
den kann.Oder in der Mediz<br />
der Prothesenals Einzelstück<br />
nauen Körpermaße des Patie<br />
berechnet und nur noch ge<br />
den müssen.<br />
Wie die neue Technik funkt<br />
nen Unternehmen im gerad<br />
FabLab am münsterischen H<br />
ten: Im Fabrikationslabor<br />
Hub Münsterland können s<br />
leitung des Hub-Manage<br />
Schneidenbach an zwei und<br />
kunft an acht 3D-Druckern<br />
hat einen Bauraum von etw<br />
metern in alle Richtungen –<br />
tieren. Und lernen: „Wir<br />
unseren Netzwerkpartnern<br />
Branche wie Urbanmaker u<br />
am Workshops hier vor Ort“<br />
ExperteimPrototypenbau vo<br />
terland Digital e.V.<br />
Doch ob die innovative Techn<br />
haupt ins Unternehmen pas<br />
wollen FH Münster, Kompet<br />
Coesfeld und WFC in einem<br />
vorOrt beantworten. Ab Sep<br />
ten die 3D-Netzwerkpartner<br />
Manpower durch– das Proj<br />
100 000 Euro vom Bundes<br />
für Bildung und Forschung g<br />
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schneller<br />
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werden kann. „Wir werden<br />
Kernder Wertschöpfungim<br />
prozess bestimmen“, gibt W<br />
onsberater Holterhues die<br />
tung vor. „Um danach die W<br />
keit zu berechnen: Entwed<br />
3D-Druck in die Wertschöpf<br />
„INdreITageN IsTdas dINg<br />
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KOMPETENZZENTRUM<br />
Die Fachhochschule Münster sowie verschiedene Stiftungsunternehmen<br />
und die Stadt Coesfeld haben den vorhandenen Schulterschluss zum<br />
Transfer von Know-how weiter institutionalisiert und das „Kompetenzzentrum<br />
Coesfeld –Institut für Geschäftsprozessmanagement e.V.“gegründet.<br />
Ziel ist es, die Region und ihre Unternehmen zu stärken sowie junge Fachkräfte<br />
dort zubinden.<br />
3D-Druck betrachtet das Kompetenzzentrum als Schlüsseltechnologie –<br />
der Akteur aus dem Münsterland möchte deshalb auf diesem Feld bundesweit<br />
als Innovationsbereiter wahrgenommen werden. Als „Brückenkopf“<br />
in die jeweiligen Fachbereiche der FH Münster steht das Kompetenzzentrum<br />
den Firmen auch bei anders gelagerten Fragestellungen zur Verfügung.
MÄRKTE 5<br />
der 3D-Daedruckt<br />
werintechnik,<br />
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Produktions-<br />
FC-Innovati-<br />
Marschrichirtschaftlicher<br />
kann der<br />
ungsket-<br />
Prototyp einer Gebäudefassade aus dem 3D-Drucker<br />
te eingebunden werden oder Prozesse<br />
komplett ersetzen.“<br />
Doch nicht nur die Unternehmensabläufe<br />
stehen auf dem Prüfstand: Materialien<br />
sind kombinierbar und in einem Stück<br />
Formen druckbar, die es bis dato nicht<br />
gab. Während bei der NASA sogar schon<br />
die Pizza Margherita als kaubareAlternative–wenn<br />
auch der Geschmack noch zu<br />
wünschen übrig lässt –zur breiigen Astronautenkost<br />
aus dem 3D-Drucker<br />
kommt, sieht Ralf Felmet vor allem in<br />
leitbaren Materialien und elastischen<br />
Kunststoffen Zukunftspotenzial. „Es gibt<br />
praktisch wöchentlich neue Entwicklungen,<br />
beim Material genauso wie in der<br />
Druckertechnik“, ist sich der Geschäftsführer<br />
des Nottulner 3D-Handelsunternehmens<br />
3Dokuteam, das weitereStandorteinHamburgund<br />
München unterhält,<br />
sicher.Der 49-Jährigezählt VW<br />
und Playmobil<br />
zu seinen Kunden und hat auch<br />
schon für die deutschen Olympia-Rudererandie<br />
Körperform desAthletenangepasste<br />
Rollsitze für den Deutschland-<br />
Achter gedruckt –der in London wie Rio<br />
Medaillen abräumte.<br />
Betriebswirt Felmet ist überzeugt vom<br />
Technologiestandort Deutschland. 3Dokuteam<br />
vertreibt ausschließlich 3D-<br />
Drucker „made in Germany“. Aus dem<br />
2D-Bereich kommend, leistet Felmet seit<br />
Jahren mit Inhouse-Workshops im jeweiligen<br />
Unternehmen Pionierarbeit in der<br />
Branche, die den Unternehmen hilft,<br />
Produktionskosten erheblich zu minimieren:<br />
„Wir haben den 3D-Druck vor<br />
Jahren als zukunftsfähigeNische für uns<br />
entdeckt, und jetzt boomt der Markt.“<br />
Doch anders als die Ruderer müssen<br />
Unternehmen in der Region die Schlagzahl<br />
noch erhöhen. Sie ziehen noch nicht<br />
mit, wie Felmet an seinen Standorten beobachtet:<br />
„In der Prototypen-, Tool- und<br />
Kleinserienfertigung via 3D-Druck hinkt<br />
der Norden und damit auch das Münsterland<br />
dem Süden Deutschlands ganz klar<br />
hinterher.“<br />
Maike Harhues<br />
OFFEN GESAGT<br />
Wat deBuer nich kennt ...<br />
Tradition und Innovation liegen im<br />
Münsterland eng beieinander.<br />
Mehr noch, ein festes Gerüst unternehmerischer<br />
Grundwerte schafft oftmals<br />
erst ein solides Fundament dafür, dass<br />
der Aufb<br />
ruch zu neuen Ufern möglich<br />
ist. Beim Thema 3D-Druck aber ist von<br />
Aufb<br />
ruchstimmung noch zu wenig zu<br />
spüren. Dabei zeichnet sich deutlich<br />
ab, dass dieser Technologie die Zukunft<br />
gehört.<br />
Dies gilt nicht für alle Branchen und<br />
alle Produktionsabläufe gleichermaßen.<br />
Dass in den plastischen Printern aber<br />
das Potenzial steckt, Wertschöpfungsketten,<br />
deren Glieder bis dato als stabil<br />
galten, künftig zum Bersten zu bringen,<br />
müssen Firmenlenker zur Kenntnis<br />
nehmen.<br />
Foto: 3Dokuteam<br />
Die Wirtschaftsförderung des Kreises<br />
Coesfeld hat sich zur Speerspitze der<br />
Entwicklung für diese Technologie erklärt.<br />
Dass sie den Hebel bei ihrer<br />
Kampagne für das 3D-Drucken nicht<br />
bei generellen Workshops ansetzt, sondern<br />
die speziellen Prozesse in den Betrieben<br />
unter die Lupe nimmt, dürfte<br />
die Überzeugungskraft verstärken.<br />
Vernunft und Instinkt raten dazu, dem<br />
additiven Fertigungsverfahren mehr<br />
Aufmerksamkeit zu schenken. Betriebe,<br />
die der plattdeutschen Maxime „Wat<br />
de Buer nich kennt...“ frönen, könnten<br />
dabei abgehängt werden. Denn ob rasante<br />
Revolution oder schleichende<br />
Evolution –der Wandel durch dreidimensionales<br />
Drucken wird enorme Dimensionen<br />
entfalten. Maike Harhues<br />
Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />
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Mit derzeit 16 Berufsträgern (davon 4Wirtschaftsprüfer, 2Rechtsanwälte und<br />
16 Steuerberater) und insgesamt 50 Mitarbeitern sind wir eine der führenden<br />
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Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen insbesondere<br />
für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der Einkommensteuererklärung<br />
über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und<br />
Konzernabschlussprüfung. Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts<br />
–insbesondere im Bereich des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen<br />
Steuerrechts und der Unternehmensnachfolge. Zu unserem Dienstleistungsspektrum<br />
zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung. Jeder Mandant hat<br />
bei uns einen persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen langjährig<br />
betreut. Über unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten und Rheine<br />
hinaus kooperieren wir im Rahmen der CW &Smit anderen Praxen und sind<br />
Mitglied des internationalen Verbundes von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern<br />
„AGN“, um auch überregional und grenzüberschreitend unsere Mandanten<br />
betreuen zu können.<br />
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Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />
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Mitglied im Verbund<br />
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6 MACHER &MÄRKTE<br />
Ein 3D-Drucker erstellt ein Modell. Bereits 1.000 Ersatzteile der Deutschen Bahn kommen aus 3D-Druckern<br />
Foto: dpa<br />
Keine industrielle Revolution<br />
Prof. Dr. Carsten Feldmann von der Fachhochschule Münster sieht beim 3D-Druck ein Problem vor<br />
allem in der Arbeitsgeschwindigkeit. Das Ersatzteilgeschäft ist branchenübergreifend ein großer Treiber.<br />
3D-Drucker haben das Zeug dazu,<br />
Wertschöpfungsketten zu sprengen<br />
und Prozesse in Unternehmen auf<br />
den Kopf zu stellen. Doch vor einem<br />
breiten Einsatz in der Serienfertigung<br />
gilt es noch Hürdenzunehmen.<br />
Darauf verweist Prof. Dr.<br />
Carsten Feldmann unter<br />
anderem im Gespräch mit<br />
unserer Autorin Maike<br />
Harhues,indem er ein Resümee<br />
aus der bisherigen Entwicklung<br />
beim plastischen Printen zieht. Feldmann,<br />
zuvor Direktor Manufacturing Coordination<br />
und Werksleiter bei Bosch Security<br />
Systems, lehrt und forscht als Professor<br />
am FachbereichWirtschaft der FH<br />
Münster.<br />
Kommt mit der 3D-Technologie ein<br />
„Umsturz“auf die Unternehmen zu,<br />
auch wenn dieser noch schleichend<br />
wie auf leisen Sohlen in Planungslabore<br />
und Werkshallen dringt?<br />
Carsten Feldmann: Der 3D-Druck ist<br />
aus meiner Sicht keine industrielle Revolution,<br />
zumal es die Technologie seit den<br />
80er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
gibt. Vielmehr können wir eine schnelle<br />
Evolution beobachten. Zwar treibt die<br />
steigende Qualität der Druckerzeugnisse<br />
gepaart mit einem Preisverfall die Verbreitung<br />
in vielen Branchen rasant voran.<br />
Für einen breiten Einsatz in der Serienfertigung<br />
müssen jedoch vor allem die<br />
Druckgeschwindigkeit steigen, Qualitätsprobleme<br />
überwunden und Standards<br />
geschaffen werden.<br />
Von der Sportschuhsohle bis zum<br />
fertilen Eierstockfür Mäuse: Wo liegen<br />
Chancen, wo Risiken und Grenzen<br />
des 3D-Drucks?<br />
Feldmann: Keine Frage, der 3D-Druck<br />
Prof. Dr. Carsten Feldmann lehrt und<br />
forscht an der Fachhochschule Münster.<br />
bietet viele Vorteile. Er ermöglicht kundenindividuelle<br />
Produkte, ohne dabei<br />
auf hohe Lagerbestände angewiesen zu<br />
sein. Produktspezifische Formen und<br />
Werkzeuge sind nicht mehr erforderlich<br />
–esgibt nur ein anpassbares digitales<br />
Modell. Dadurch entfallen Rüstkosten<br />
beim Produktwechsel in der Fertigung.<br />
Auch die Montagekosten sinken, da Objektemit<br />
mehreren Bauteilen und beweglichen<br />
Teilen in einem Durchgang druckbar<br />
sind. Durch weniger Teile und Fertigungsschritte<br />
sinken wiederum die Herstellkosten.<br />
Das kann sogar so weit gehen,<br />
dass die Rückverlagerung lohnintensiver<br />
Produktion aus Niedriglohnländern<br />
wirtschaftlich wird. Die Lager- und<br />
Verschrottungskosten sind signifikant<br />
niedriger, daamVerbrauchsort nur bei<br />
konkretem Bedarf gedruckt wird und<br />
statt Endprodukten nur digitale Daten<br />
und Rohstoffe vorgehalten werden. Bei<br />
vielen Herstellern ist zu beobachten, dass<br />
sie den 3D-Druck bisher vorallem bei der<br />
Produktentwicklung für Prototypen einsetzen.<br />
Vor allem die geringe Druckgeschwindigkeit<br />
und Qualitätsthemen begrenzen<br />
die breitere Anwendung in der<br />
Serienfertigung: Um eine hohe Stückzahl<br />
in kurzer Zeit herzustellen, sind traditionelle<br />
Fertigungsverfahren vielfach noch<br />
schneller und kostengünstiger. Hinsichtlich<br />
ökologischer Aspekte bestehen<br />
Chancen wie z. B. die Senkung des Materialverbrauchs<br />
und die Reduzierung des<br />
CO ²<br />
-Fußabdrucks –einerseits durch verbrauchernahe<br />
Produktion, andererseits<br />
durch die Herstellung leichterer Komponenten<br />
für Autos und Flugzeuge. Allerdings<br />
gibt es auf viele Fragen noch keine<br />
Antworten: Kompensieren viele kurze<br />
Transporte zudezentralen 3D-Druckern<br />
diese CO ²<br />
-Effekte? Welche Gesundheitsrisiken<br />
entstehen z. B. durch Kleinstpartikel-Emissionen?<br />
Führen „minderwertige“<br />
Materialien zu kürzerer Produktlebensdauer<br />
und einer Wegwerf-Kultur?<br />
Welche Branchen sind vom aufziehenden<br />
Wandel am meisten betroffen<br />
und herausgefordert?<br />
Feldmann: Die Anwendungsbereiche<br />
des 3D-Drucks sind enorm vielfältig und<br />
vergrößern sich fastwöchentlich. Sie reichen<br />
z. B. von Präsentations- und Funktionsmodellen<br />
über Ersatzteile und Gussformen<br />
bis hin zur Serienproduktion.<br />
Laufend kommen neue Werkstoffehinzu.<br />
Am meisten betroffen sind aktuell Branchen,<br />
bei deren Produkten Individualisierung<br />
und Gewichtsreduktion eine große<br />
Rolle spielen. Die Gewichtsreduktion<br />
durch interne Wabenstrukturen treibt<br />
den 3D-Druck vorallem in der Luftfahrtund<br />
Automobilindustrie über den Treibstoffvf<br />
erbrauch. Sehr weit ist bereits die<br />
Medizintechnik im Hinblick auf patientenindividuelle<br />
Implantate. Beispielsweise<br />
kommen heute99Prozent aller Hörgeräteaus<br />
dem 3D-Drucker.Branchenübergreifend<br />
ist das Ersatzteilgeschäft ein<br />
großer Treiberfür den 3D-Druck. Es werden<br />
nicht mehr physische Ersatzteile gelagert,<br />
sondern nur digitale Modelle. Diese<br />
werden erst bei Bedarf gedruckt.<br />
Sind die Firmen im Münsterland für<br />
das Thema sensibilisiert, inder Lage,<br />
ihre Prozesse auf die neue Fertigungsmethode<br />
auszurichten? Oder<br />
wer – Hochschule, Wirtschaftsförderung<br />
oder Unternehmerverbände<br />
–ist in der Rolle, die mittelständische<br />
Wirtschaft für die innovative<br />
Technologie zu begeistern?<br />
Feldmann: EinigeFirmen nutzen bereits<br />
3D-Druck, allerdings vorallem im Prototypenbau<br />
und der Fertigung von Werkzeugen<br />
und Formen für den eigenen Bedarf.<br />
Den Schritt zur Fertigung für den<br />
Kunden sehen Sie im Münsterland nur<br />
vereinzelt. Die Wirtschaftsförderung<br />
Coesfeld, das Kompetenzzentrum Coesfeld<br />
und die Fachhochschule Münster setzen<br />
aktuell das Innovationsforum<br />
PUSH.3D-Druck auf. Dabei werden wir<br />
mit Unternehmen Bedarfe analysieren<br />
und Ideen für neue Geschäftsmodelle<br />
entwickeln. Wir schauen uns an, was im<br />
Unternehmen der Kern der Wertschöpfung<br />
ist, und wie sich 3D-Druck in ein<br />
neues Wertschöpfungsmodell einfügen<br />
lässt. Ein Beispiel: Ein Industrieunternehmen<br />
der Maschinenbaubranche kann<br />
seine Marktstellung verbessern, indem es<br />
auf Anfragekurzfristig digitale Konstruktionsdaten<br />
eines bestimmten Ersatzteiles<br />
zum 3D-Drucker des Kunden sendet,<br />
statt selbst mit einem konventionell hergestellten<br />
und lange eingelagerten Produkt<br />
im Gepäck anzurücken. Möglichst<br />
viele dieser sogenannten hybriden Wertschöpfungsketten,<br />
also Verbindungen<br />
vondigitaler Dienstleistung und Produktion,<br />
soll das Innovationsforum<br />
PUSH.3D-Druck anstoßen.<br />
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MACHER &MÄRKTE 7<br />
Jungfernflug amSchloss<br />
Der Einsatz von Drohnen nimmt auch im Handwerk zu. Ein richtiger Umgang mit den „unbemannten<br />
Luftfahrzeugen“ wird inzwischen sogar inder Akademie des Handwerks in Raesfeld vermittelt.<br />
Ein Prüfungsflf ug bildet den Abschluss<br />
der zweitägigen Weiterbildung.<br />
Danach gibt es das Zertifikat<br />
über die Teilnahme am „Drohnen-Seminar“.<br />
Handwerker aus dem Bauund<br />
Ausbaubereich, zum Beispiel<br />
Maurer, Zimmerer und Dachdecker,<br />
erwerben diesen Befähigungsnachweis.<br />
Aber auch Schornsteinfeger<br />
und Zweiradmechaniker. Drohnen<br />
erleichtern die Arbeit – aber man<br />
muss mit ihnen umgehen können<br />
und auch die Regeln kennen. Die<br />
Akademie Schloss Raesfeld ist die<br />
einzige Bildungsstätte des Handwerks,<br />
die entsprechende Seminare<br />
anbietet.<br />
Joseph Metz (Mitte) beobachtet den den Flug der Drohne auf dem<br />
Monitor.<br />
„Unbemanntes Flugobjekt“ im Anflug auf Schloss Raesfeld. Marco Brust (r.) und Christopher Willmes beim Übungsflug<br />
Dachdeckermeister Christopher<br />
Willmes setzt bereits<br />
eine Drohne ein, um zum<br />
Beispiel den Umfang eines<br />
Schadens an einem Hallendach<br />
zuermitteln. Dafür war bisher<br />
der Einsatz eines Krans notwendig oder<br />
ein Gerüst mussteaufgebaut werden.Die<br />
mit Videotechnik ausgestattete Drohne,<br />
die vomBoden aus über das Dach gesteuert<br />
wird, liefert direkt via Monitor Fotound<br />
Filmmaterial, das der Meister auswertet.Erkönne<br />
denKunden anhand der<br />
Bilder zeigen, wasgemacht werden müsse,<br />
sagt Willmes, der im elterlichen Betrieb<br />
in Langenfeld arbeitet. Gerade bei<br />
komplexen Gebäuden mit ebenso komplexen<br />
Dachkonstruktionen sei eine<br />
Drohne sehr hilfreich, um notwendige<br />
Arbeitenexakt ermitteln und ein präzises<br />
Angebot machen zu können.<br />
Der Dachdecker nahm jetzt in Raesfeld<br />
am Seminarteil, um seine Kenntnisse im<br />
Umgang mit dem kleinen Fluggerät zu<br />
erweitern und dessen Funktionen noch<br />
besser kennenzulernen. Zum Unterricht<br />
gehören Themen wie Technik, Sicherheitsbewertung,<br />
Inspektion vonDachfl<br />
ä-<br />
chen und Schornsteinen, Auswertung<br />
vonBild- und Sensormaterial und Flugsicherheit.<br />
Auch dieBeantwortung rechtlicher<br />
Fragen nimmt einigeStunden in Anspruch.<br />
Joseph Metz kennt sich in allen „Drohnen-Bereichen“<br />
gut aus. Der Referent des<br />
Seminars hat sich mit seiner Firma<br />
U-ROB auf Drohnen-Beratung spezialisiert<br />
und ist an zwölf Standorten in<br />
Deutschland aktiv. In Zusammenarbeit<br />
mit der Akademie bietet der Unternehmer<br />
aus Bielefeld eine speziell auf das<br />
Handwerk zugeschnittene Weiterbildung<br />
an, die großes Interesse findet.<br />
Begonnen wird mit dem Grundwissen.<br />
Dazu gehört: Eine Drohne, die weniger<br />
als fünf Kilogramm wiegt, ist in den meisten<br />
Fällen genehmigungsfrei. „Das sind<br />
etwa90Prozent aller Drohnen“, sagt der<br />
Fachmann. Eine Genehmigung von der<br />
Landes-Luftfahrtbehörde ist zum Beispiel<br />
erforderlich, wenn Drohnen über Flugverbotszonen<br />
fl<br />
iegen sollen.<br />
Für den Einsatz einer Drohne ab einem<br />
Gewicht vonzweiKilogramm ist ab Oktober<br />
eine bestandene theoretische Prüfung<br />
erforderlich („Kenntnisnachweis“).<br />
Das gilt gleichermaßen für die private<br />
und gewerbliche Nutzung. Außerdem<br />
muss jede Drohne ab Oktober mit einer<br />
Plakette ausgestattet sein, auf der Name<br />
und Anschrift des Besitzers stehen.<br />
Joseph Metz empfiehlt gewerblichen<br />
Nutzerneine Schulungauchdann, wenn<br />
die eingesetzten Drohnen leichter sind.<br />
Der Umgang mit einem Fluggerät, das<br />
vom Boden aus gesteuert werde und in<br />
der Regel eine Kamera an Bord habe<br />
(„Und genau das kennzeichnet eine<br />
Drohne“, sagt Metz), erforderenicht nur<br />
eine Geschicklichkeit, sondern auch ein<br />
Mindestmaß an technischen und sicherheitsrelevanten<br />
Kenntnissen. Wie viel<br />
Abstand muss sich halten? In welchen<br />
Zonen ist der Drohneneinsatz verboten?<br />
Bei den Trainingsfl<br />
ügen werden auch<br />
Notsituationen simuliert, wie sie in der<br />
Praxis vorkommen können.<br />
Für die Seminarteilnehmer sind das<br />
wichtige Argumente. „Wenn wir Drohnen<br />
einsetzen, dann sollten wir uns auch<br />
mit ihnen auskennen“, sagt Michael<br />
Truckses, und er spricht damit für die<br />
Gruppe. Der Zimmerermeister aus Süddeutschland<br />
ist in der Restaurierung tätig<br />
und weiß, dass viele Objekteauchmit Gerüsten<br />
nur schwer zugänglich sind. Mithilfe<br />
von Drohnen seien genaue Schadensfeststellungen<br />
und dadurch dann<br />
auch bessereSanierungsvorschlägemöglich.<br />
Zustimmendes Nicken bei der Feststellung,<br />
dass sich die zwei Tage auf<br />
Schloss Raesfeld auf jeden Fall gelohnt<br />
haben.<br />
Der Einsatz vonDrohnen in den Bau- und<br />
Ausbauhandwerken ist nachvollziehbar.<br />
Doch es gibt weitere Bereiche. So nahm<br />
auch Marco Brust an dem Seminar teil. Er<br />
ist Maschinenbau-Ingenieur<br />
und Meister im<br />
Zweiradmechaniker-Handwerk.<br />
Im „Prüfl<br />
abor für<br />
Mikromobilität“,<br />
das sein Vater als<br />
Sachverständiger<br />
betreibt, untersuchen<br />
beide mögliche Konstruktions-, Fertigungs-<br />
und Fahrfehler bei Elektrofahrrädern.<br />
Zu den Auftraggeber gehören Gerichte.<br />
Wenn zum Beispiel der Fahrer bei<br />
einem E-Bikeein „Flattern“ bemerkeund<br />
nicht erkennbar sei, wo die Ursache liege,<br />
dann könne beim Fahr-Test eine Drohne<br />
voraus- oder hinterherfl<br />
iegen. Marco<br />
Brust:„Dann können wir eingrenzen, wo<br />
das Problem liegt.“<br />
Zu den Seminaren kann die eigene Drohne<br />
mitgebracht werden –odereswirdein<br />
Fluggerät zur Verfügung gestellt. Drohnen<br />
für den professionellen Einsatz kosten<br />
zwischen 1500 und 2000 Euro.<br />
Hubertus Kost<br />
Fotos: Hubertus Kost<br />
„Wenn wir Drohen einsetzen, dann<br />
sollten wir uns auch mit ihnen<br />
auskennen.“<br />
Michael Truckses<br />
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8 MACHER &MÄRKTE<br />
Aus Lwird beim Gas H<br />
Die Niederlande exportieren ab 2029 kein Gas mehr. Das hat auch für Kunden imMünsterland Folgen.<br />
Weil die Niederlande künftig kein Gas<br />
mehr nach Deutschland exportieren,<br />
müssen neue Pipelines gebaut werden<br />
und auch im Münsterland Tausende<br />
Bürger ihre Heizungen und<br />
Gasherde umrüsten lassen. Nach förderbedingten<br />
Erdstößen oberhalb<br />
des Gasfeldes bei Groningenhatte die<br />
Regierung in Den Haag 2012 die Förderung<br />
zurückgefahren und einen Exportstopp<br />
ab spätestens 2030 beschlossen.<br />
Für Deutschland hat das fundamentale<br />
Folgen, „schließlich<br />
bezieht die Bundesrepublik<br />
und dort vor allem Westdeutschland<br />
pro Jahr rund 30<br />
Milliarden Kubikmeter vom niederländischen<br />
Nachbarn. Das entspricht in etw<br />
a<br />
einem Drittel des Gesamtbedarfs“, erklärt<br />
Gerhard Hülsemann von Thyssengas in<br />
Dortmund auf Nachfrage.<br />
Das Gas ausden Niederlanden kann zwar<br />
problemlos durch Lieferungen aus Norwegen<br />
oder Russland ersetzt werden, das<br />
Problem aber ist: Deren sogenanntes H-<br />
Gas hat einen höheren Brennwert als das<br />
L-Gas aus den Niederlanden. Und genau<br />
hier beginnt die Herausforderung. Zum<br />
einen muss Thyssengas gemeinsam mit<br />
dem Unternehmen Open Grid Europe für<br />
die Umstellung auf das potentereH-Gas –<br />
wie berichtet –ein 220 Kilometer langes<br />
Transportsystem vonder belgischen Grenze<br />
bis nach Legden bauen.<br />
Aufder anderen Seitewerden die jeweiligen<br />
Netzbetreiber der betroffenen Kommunen<br />
in jedem Haushalt die Endgeräte<br />
wie Heizungen, Warmwasserbereiter,<br />
Gasherde oder Gaskamine dahingehend<br />
H-Gas ist energiereicher als L-Gas. Wechselt der Anbieter die Gas-Sorte, müssen beim<br />
Endverbraucher zuvor sämtliche Geräte überprüft werden.<br />
Foto: colourbox.de<br />
überprüfen, ob sie umgerüstet oder ausgetauscht<br />
werden müssen. In Deutschland<br />
werden derzeit über fünf Millionen Haushalte<br />
mit L-Gas versorgt. In NRW betroffen<br />
sind der Niederrhein, der Großraum<br />
Köln/Düsseldorf, Teile des Ruhrgebiets –<br />
und eben das Münsterland.<br />
In der StadtMünster stellen die Stadtwt erke<br />
voraussichtlich erst 2028 vonL-auf H-<br />
Gasum. „Dazu müssen zirka80000 Endgeräte<br />
angepasst werden“, erklärt die<br />
Sprecherin SigridBäumer.Schon ab 2020<br />
wird in Ibbenbüren, Hörstel, Hopsten,<br />
Mettingen, Recke, Lotte und Westerkappeln<br />
der Schalter umgelegt, teilten die<br />
Stadtwt erke Tecklenburger Land mit. Der<br />
dortige Versorger Westnetz geht davon<br />
aus, „dass in der Region um Ibbenbüren<br />
rund 25 000Gasgeräteumgestellt werden<br />
müssen“, sagte Sprecherin Ingrid Meering.<br />
Im gleichen Jahr stellen auch Lengerich,<br />
Ladbergen, Lienen und Tecklenburg<br />
von L-auf H-Gas um. Osnabrück ist ein<br />
Jahr zuvor an der Reihe. Ahlen folgt irgendwann<br />
ab 2025, erklärtendie dortigen<br />
Stadtwt erke. Die Stadt stellt zeitgleich mit<br />
Sendenhorst, Drensteinfurt und Ascheberg<br />
um. Warendorf, Borken, Coesfeld,<br />
Bocholt, Rheine und Greven beziehen<br />
schon seit den 1990er Jahren H-Gas.<br />
Nach Angaben von Open-Grid-Sprecher<br />
HelmutRoloff können moderne Endgeräte<br />
mit beiden Gas-Sorten betrieben werden.<br />
Bei „mittelalten“ Anlagen reichte es<br />
zumeist, Düsenauszutauschen. Sind Heizungen<br />
oder Gasherde20Jahrealt und älter,<br />
müssen sie in der Regel komplett ersetzt<br />
werden. „Die Kosten für die Kontrolle<br />
werden über die Netzentgelte durch alle<br />
Kundengemeinsam finanziert“, sagteRoloff.<br />
Die Kunden werden zwei Jahre vor<br />
der Umstellung vonihrem Versorgerinformiert.<br />
Das Hauptproblem bei dem Wechsel<br />
ist laut Thyssengas<br />
der straffe<br />
Zeitplan. Bis 2029<br />
soll komplett umgestellt<br />
werden.<br />
Das sei eine<br />
„Monster-Aufgabe“,<br />
erklärt Geschäftsführer<br />
Bernd Dahmen. Gerhard Hülsemann, Thyssengas<br />
Werein neuesGerät<br />
anschaffen<br />
muss, bleibt nach<br />
Angaben der Verbraucherzentrale NRW<br />
weitgehend auf den Kosten sitzen. „Ab<br />
dem 1. Januar 2017 bekommen Betroffene<br />
einen Zuschuss in Höhevon 100Euro.“<br />
Über etw<br />
aige höhere Erstattungen werde<br />
derzeit politisch diskutiert, heißt es auf<br />
der Homepage.<br />
Elmar Ries<br />
„Deutschland bezieht pro Jahr<br />
rund 30 Milliarden Kubikmeter<br />
Gas vom niederländischen Nachbarn,<br />
das entspricht inetwa einem<br />
Drittel des Gesamtbedarfs.“<br />
AirportPark FMO<br />
Ihr Erfolg. Unser Standort.<br />
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Udo Schröer, Geschäftsführer<br />
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Im Juni 2014 hat Schumacher Packaging seine Betriebsstätte im AirportPark FMO in Betrieb genommen –<br />
jetzt werden bis zu 30 Mio. Euro inden Ausbau investiert.<br />
Bild: Schumacher Packaging<br />
Neues Planungsrecht für Logistik und Gewerbe auf ca.<br />
110.000 m² –60% reserviert! Foto u. Grafik: AirportPark FMO GmbH<br />
Regio-Logistik, Dream Tec,<br />
Schumacher Packaging:<br />
hier wächst man erfolgreich!<br />
Regio-Logistik liefert erfolgreich Pakete per<br />
Express-Dienst an über 800 Gewerbekunden<br />
in der Region. Dream Tecmit IT-Handel<br />
und Medizintechnik ist vor kurzem in den<br />
neuen Büro- und Hallenkomplex umgezogen<br />
und das neue Werk von Schumacher<br />
Packaging expandiert kräftig. Die Schumacher<br />
Group investiert weitere 30Mio. Euro<br />
in sein erst 2014 eröffnetes Werk im Airport-<br />
Park FMO. Der Verpackungsspezialist verdoppelt<br />
damit seine Fertigungs- und Lagerkapazitäten<br />
ein Jahr früher als geplant und<br />
schafft 80 neue Arbeitsplätze. Insgesamt<br />
werden in 2018 rund 200 neue Mitarbeiter<br />
im neuen Grevener Werk arbeiten – die<br />
meisten im Drei-Schicht-Betrieb.<br />
Schumacher Packaging<br />
und Airportpark FMO:<br />
das passt!<br />
Mit der erheblichen Vergrößerung des Werkes<br />
im AirportPark FMO unterstreicht der<br />
Verpackungsspezialist die strategische Bedeutung<br />
des Standorts: von hier aus kann<br />
Schumacher Packaging seine Kunden in<br />
Nord- und Westdeutschland sowie in den<br />
Benelux-Ländern sehr schnell mit allen gängigen<br />
Wellpappeverpackungenbeliefern. Im<br />
Juni 2014 war das hochmoderne Wellpappenwerk<br />
in den Produktivbetrieb gegangen.<br />
„Inzwischen ist unsere Produktion im<br />
Werk Greven aber schon voll dreischichtig<br />
ausgelastet“, erklärt Björn Schumacher,<br />
Geschäftsführer der Schumacher Group.<br />
Weitere Ausbaustufen sollen folgen, denn<br />
zusätzliches Wachstum ist auf mehr als<br />
40.000 m² Erweiterungsfläche imAirport-<br />
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BRANCHEN &BETRIEBE 9<br />
Campen in der Knutschkugel<br />
Der Lüdinghauser Bayram Koc baut Retro-Wohnwagen, deren Vorläufer in den USA der 1930er Jahre<br />
„in“ waren. Zuerst war das nur ein Hobby des 40-Jährigen, inzwischen ist eseine Geschäftsidee.<br />
Bayram Koc ist begeisterter Camper,<br />
seit vielen Jahren schon. Erliebt das<br />
einfache Leben auf dem Campingplatz,<br />
mag es, quasi rund um die Uhr<br />
in der freien Natur zu sein. Lange<br />
Zeit, erzählt der Lüdinghauser,seien<br />
er,seine Frau und dievierKinder mit<br />
dem Zelt unterwegs gewesen,vor allem<br />
in Frankreich. „Luxus brauche<br />
ich nicht.“ Mit dem Alter aber sei<br />
doch der Wunsch nach einem Hauch<br />
mehr Bequemlichkeit gekommen.<br />
Ein richtiger Caravan wäre<br />
dem 40-Jährigen allerdings<br />
wie ein Verrat am Ideal vorgekommen.Und<br />
weil KocGeschäftsführer<br />
des Ascheberger<br />
Nutzfahrzeugbauers Kaiser ist und<br />
obendrein selbst Fahrzeugbaumeister,<br />
hat er sich seinen Idealwohnwagen kurzerhand<br />
selbst gebaut. Und der hat es<br />
sprichwörtlich in sich.<br />
Der Camper ist klein und hat –pardon –<br />
etwas voneiner Knutschkugel. Teardrop-<br />
Caravan hat der 40-Jährige seine Errungenschaft<br />
genannt –die so ganz seine gar<br />
nicht ist. „Die Teardrop-Form war inden<br />
USA der 1930er Jahre der Renner“, erzählt<br />
er. Kleine Camping-Karren in Regentropfen-Form:<br />
Heutzutage, da Retro-<br />
Design wieder chic ist, sind sie offenbar<br />
angesagt. Klassiker, die nicht viel mehr<br />
bieten als zwei Menschen einen trockenen<br />
Schlafplatz –und damitdem wahren<br />
Camper eigentlich alles.<br />
„Was braucht man denn mehr?“, fragt<br />
Koc. Für ihn steckt in dem Satz zugleich<br />
die Antwort. Nichts. Oder nicht viel. Der<br />
Teardrop hat im Inneren kleine Schubfächer,<br />
eine Matratze, Lampen. Im Heck<br />
gibt es Staufächer, eine kleine Küche<br />
nebst implantierter<br />
Kühlbox,<br />
einen Wassertank,<br />
Gas für den<br />
Campingkocher,<br />
eine Spüle und<br />
eine Batterie. Als<br />
„Schon bei der ersten Fahrt sind<br />
wir auf dem Campingplatz ständig<br />
angesprochen worden.“<br />
Bayram Koc<br />
Zugabe kann<br />
noch ein Vorzelt<br />
sowie eine Heizung<br />
geordert werden. All das steht auf<br />
einem konventionellen Chassis, der<br />
Oberbau ist aus Holz und Edelstahl gefertigt.<br />
2015, erzählt Bayram Koc, habe er den<br />
ersten Teardrop gebaut. Für sich und seine<br />
Familie, ohne jeden kommerziellen<br />
Hintergedanken. „Schon bei der ersten<br />
Fahrt sind wir auf dem Campingplatz<br />
ständig angesprochen worden.“ Wo es<br />
denn soeinen Mini-Wohnwagen zu kaufen<br />
gäbe …Inzwischen hat er 15 der jeweilsrund10000<br />
Euroteuren Wohn-Dosen<br />
verkauft. „Ohne dass ich dafür Werbung<br />
gemacht hätte.“<br />
Nicht so groß, der Kleine aber für den 40-jährigen Lüdinghauser im Urlaub die Welt.<br />
Knapp zehn Wochen nach der Bestellung<br />
kann der Kunde seinen individuellen<br />
Teardrop abholen. Gefertigt werden die<br />
Einzelteile bei Zulieferern, der Zusammenbau<br />
findet dann in Ascheberg statt.<br />
Koc nimmt hier<br />
gerne Lehrlinge<br />
dazu. „An den<br />
Wohnwagen können<br />
sie ihrehandwerklichen<br />
Fertigkeiten<br />
schulen“,<br />
sagt er. Im<br />
normalen Nutzfahrzeugbau<br />
sei<br />
alles genormt. Selbst die kleinsteSchraube<br />
sei vorgegeben. Beim Teardrop ist das<br />
anders. „Da könne der Nachwuchs beispielsweise<br />
lernen, welche Schraube am<br />
besten zu welchem Bauteil passt.“<br />
Zwei Teardrops hat der 40-Jährige auf<br />
dem Firmengelände stehen. Einer dient<br />
als Vorführwagen. Den anderen nutzt der<br />
Geschäftsführer nach wie vorfür den Familienurlaub.<br />
„Im Sommer geht es wieder<br />
nach Frankreich“, erzählt er. Erst ein<br />
paar Tage in dieBretagne, dann runter in<br />
den Süden. Der Mini-Camper ist für seine<br />
Frau und ihn. Die Kinder schlafen im Zelt.<br />
Elmar Ries<br />
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IM LEBEN BEGINNEN<br />
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Fotos: Jürgen Peperhowe<br />
Bayram Koc tüftelt an seinem Teardrop-Caravan. Den ersten Mini-Camper hat er2015 gebaut.<br />
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10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Vom Boden bis zum Griff –<br />
der Kunde plant immer mit<br />
Die Tischlerei Dickmänken aus Rheine gehört zuden innovativen Handwerksbetrieben in Deutschland.<br />
Im Online-Shop können Interessierte am 3D-Konfigurator ihren Schrank sogar selbst entwerfen.<br />
„Fokus. Made in Germany“ lautete<br />
kürzlich das Thema auf einem Gemeinschaftsstand<br />
der Internationalen<br />
Handwerksmesse in München.<br />
Dort präsentierte sich auch die<br />
Tischlerei Dickmänken. Sie gehörte<br />
zu den wenigen Betrieben, die von<br />
der Gesellschaft für Handwerksmessen<br />
zur Teilnahme eingeladen waren,<br />
um neue Technologien zu zeigen.<br />
„Das war schon eine Auszeichnung<br />
für uns“, sagt Luisa Wieching,<br />
im Betrieb für Marketing zuständig.<br />
Und sie ergänzt:„Wirhatten ein sehr<br />
interessiertes Publikum für unseren<br />
Möbel-Konfigurator.“<br />
„Im Münsterland sind wir die<br />
einzigen Anbieter.“<br />
Klaus Dickmänken<br />
Um diesen 3D-Konfigurator<br />
ging es: „Sie geben die Maße<br />
ein, ziehen die Ausstattungselemente<br />
per Drag<br />
and Drop in den Schrank,<br />
fügen Türen hinzu und wählen Dekore<br />
und Griffe aus“, heißt es in der Firmenbroschüre<br />
„Schränke nach Maß online<br />
planen und bestellen“. Was sich auf den<br />
ersten Blick besonders für Interessenten,<br />
die wenig Erfahrung<br />
mit modernen<br />
Medien haben,<br />
kompliziert<br />
anhört, wird bei<br />
näherer Betrachtung<br />
verständlich.<br />
Mit dem Möbelkonfigurator<br />
können Schränke nach eigenen Vorstellungen<br />
individuell und auf den Millimetergenau<br />
geplant werden.„Zumeigenen<br />
Schrank in fünf Schritten“, verspricht die<br />
Broschüre. Die Anleitung erfolgt Schritt<br />
für Schritt durch den Konfigurator.Dabei<br />
habe der Kunde die Gestaltung voll in der<br />
Hand, erläutert Klaus Dickmänken. Der<br />
Diplom-Betriebswirt leitet mit seinem<br />
Bruder Stefan (Tischlermeister) den Familienbetrieb<br />
inder dritten Generation.<br />
Gefertigt wird das Möbelstück in der<br />
Schiebetore<br />
Auf der Internationalen Handwerksmesse in München stand die Tischlerei Dickmänken aus Rheine mit ihrem Möbel-Konfigurator im „Focus. Made in Germany“.<br />
Luisa Wieching und Walter Klocke freuten sich über das große Interesse.<br />
Fotos: Hubertus Kost<br />
Werkstatt in Rheine. Auslieferung und<br />
Montage – wenn gewünscht – übernimmteine<br />
Spedition. Die Fachkräfteder<br />
Tischlerei helfen aber auch bei der Planung<br />
–entweder am Telefon, per E-Mail<br />
oder durch Beratung vor Ort. Die Arbeit<br />
des Tischlers bleibt auch bei der „Vorarbeit“<br />
durch den Kunden ganz individuell.<br />
Durch die Planung zu Hause am PC<br />
hat sich aber der Wegzum Produkt verändert.<br />
Und auf diesemWeg istdie Tischlerei<br />
schon weit fortgeschritten. Zu vielen<br />
Kunden gebe es gar keinen persönlichen<br />
Kontakt. Die Kommunikation erfolgt fast<br />
nur über den PC.<br />
Rückblende: Die Tischlerei Dickmänken<br />
wurde 1927 gegründet und entwickelte<br />
sich zu einem Handwerksbetrieb, der in<br />
der Region fest verwurzelt und bekannt<br />
ist. Für private und gewerbliche Kunden<br />
werden Möbel und kompletteEinrichtungen<br />
gebaut. In den 1980er Jahren kam<br />
derLadenbau hinzu, auch für international<br />
tätige Firmen.<br />
Der Weg zum „schrankwerk.de“ begann<br />
voretwazehn Jahren mit der Idee, einen<br />
Schrank online konfigurieren zu können.<br />
Seit 2008 ist der Möbel-Konfigurator im<br />
Netz. In den vergangenen Jahren hat sich<br />
„schrankwerk.de“ zum größten Bereich<br />
des Handwerksbetriebes entwickelt und<br />
soll deshalb bald als eigenes Unternehmen<br />
am Markt etabliert werden.<br />
Um Billigproduktehandelt es sich bei den<br />
„schrankwerk“-Schränken keineswegs.<br />
Gute handwerkliche Leistung hat ihren<br />
Preis –das wissen die Verantwortlichen<br />
in der Tischlerei. Dies gelte auch für den<br />
Online-Shop. Und die Kunden akzeptieren<br />
dies, denn sie erwarten die individuelle<br />
Leistung, an der sie sogar beteiligt<br />
sind. Die Aussage„Dasist mein Entwurf“<br />
schafft ein gutes Gefühl.<br />
Mit dem Möbel-Konfigurator hat das<br />
Unternehmen einen Alleinstellungsmerkmal.<br />
„Im Münsterland sind wir die<br />
einzigen Anbieter“, betont Klaus Dickmänken.<br />
In Deutschland gebe es nur ganz<br />
wenige Tischlereien, die ein ähnlich innovatives<br />
Angebot bereithalten.<br />
Das wachsende Interesse am Online-<br />
Shop verführt das Unternehmen aber<br />
nicht dazu, nur noch „online“ zu denken<br />
und zu handeln. Das sei ein neuer Bereich,<br />
dersichweiter gut entwickeln werde.<br />
Die Firmenphilosophie heißt: „Wir<br />
sind und bleiben eine Tischlerei.“<br />
Die Beteiligung an der Internationalen<br />
Handwerksmesse in München war übrigens<br />
die erste Messe-Aktivität der Tischlerei.<br />
Mit dem Erfolg ist der Betrieb zufrieden.<br />
Luisa Wieching: „Wir haben<br />
unseren Bekanntheitsgrad auf jeden Fall<br />
deutlich gesteigert.“ Hubertus Kost<br />
Steuern kann man Steuern.<br />
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BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />
Gesucht –gefunden<br />
Beim Brandschutz-Center Brinck in Münster konnte André Schulze Forsthövel sein Traum von der<br />
Selbstständigkeit verwirklichen. Die IHK Nord Westfalen assistierte bei der Nachfolgeregelung.<br />
Viele Unternehmen suchen für ihre<br />
Betriebe Nachfolger. Jeder achte Betrieb<br />
im IHK-Bezirk kommt in den<br />
nächsten Jahren ernsthaft für eine<br />
ÜbernahmeinBetracht. Die Kammer<br />
versucht den Gründergeist auch für<br />
Übernahmen zu wecken. Beim<br />
Brandschutz-Center Brinck in Münster<br />
hat es geklappt.<br />
André Schulze Schulze Forsthövel<br />
ist überzeugt: „Wenn<br />
ich nicht im IHK-Nachfolger-Club<br />
gewesen wäre,<br />
Aann d hätte ich das Unternehmen<br />
nicht kennengelernt.“ Der 37-<br />
Jährige hat das Unternehmen Brandschutz-Center<br />
Münster von der Familie<br />
Brinck mit 18 Mitarbeitern übernommen.<br />
Der Weg zur Übergabe dauerte. Familie<br />
Brinck suchte einen Nachfolger, André<br />
Schulze Forsthövel wollteden Wegindie<br />
Selbstständigkeit einschlagen. Der IHK-<br />
Spezialist für Unternehmensnachfolge,<br />
Michael Meese, vermittelte die „Partnersuche“.<br />
André Schulze Forsthövels Voraussetzungen:<br />
Der Elektroinstallateur (ElektroHeikes)<br />
absolvierte ein Studium als Elektrotechnikerund<br />
schlossinHamburgseinen<br />
Bachelor- und Masterabschluss in der<br />
europäischen Betriebswirtschaft ab. Mit<br />
25 Jahren klopfteerdas ersteMal bei Michael<br />
Meese in der IHK Nord Westfalen<br />
an. Dieser gabihm denRat, Erfahrungen<br />
zu sammeln.<br />
Zehn Jahre später hat André Schulze<br />
Forsthövel eine spannende Geschichtezu<br />
erzählen: vonder Suche nach einem passenden<br />
Unternehmen bis zum Einstieg<br />
bei Brinck. Dabei war der 37-Jährige zuletzt<br />
als stellvertretender Vertriebsleiter<br />
bei einem Maschinenbauunternehmen<br />
aus Taiwan in ganz Europa unterwegs.<br />
„Es ging mir gut“, sagt er.Doch der Traum<br />
von der Selbstständigkeit blieb.<br />
André Schulze Forsthövel, der als Hauptbrandmeister<br />
bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />
in Drensteinfurt im Kreis Warendorf<br />
engagiert ist, klopfte erneut bei Michael<br />
Meese an. Es kamzuersten Gesprächen<br />
zwischen Familie Brinck und dem<br />
Drensteinfurter. Dann kam das Wertgutachten<br />
für das Brandschutz-Center auf<br />
den Tisch. „Alles nahm seinen Lauf.“<br />
Schulze Forsthövel schrieb einen Business-Plan<br />
während er für seinen Arbeitgeber<br />
unterwegs war, verhandelte mit<br />
Banken und kümmertesichumden Kaufvertrag.<br />
„Der wichtigste Punkt ist die Familie“,<br />
sagt der 37-Jährige. Nurwenn die<br />
mitziehen würde, sei der Schritt erfolgreich.<br />
Der Drensteinfurter hat Glück. Auch sein<br />
Arbeitgeber ließ ihn früher gehen.<br />
Zum 1. Januar 2017 hat er das Unternehmen<br />
an der Kleimannbrücke inMünster<br />
übernommen, das im Brandschutzunterwegs<br />
ist und einen feuerwehrtechnischen<br />
Handel betreibt. „Jetzt geht es nicht mehr<br />
nur um Umsätze“, sagt Schulze Forsthövel,<br />
jetzt habe er auch die Verantwortung<br />
für Mitarbeiter und deren Familien.<br />
Für Michael Meese ist der „Fall Brinck“<br />
ein gutes Beispiel für eine Nachfolgeregelung.<br />
Prof. Dr.BodoRisch,stellvertretender<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer, streicht<br />
die neutrale Position der Kammer bei<br />
dem Thema heraus.<br />
Gabriele Hillmoth<br />
André Schulze Forsthövel (r.) freut sich, dass er das Brandschutz-Center Brinck in<br />
Münster übernehmen konnte. Michael Meese von der IHK hat bei Vermittlung zwischen<br />
dem Familienunternehmen und dem Interessenten geholfen.<br />
Foto: gh<br />
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Über 50 Jahre reicht die Geschichte der Firma Brinck zurück, die Schulze Forsthövel als<br />
Inhaber führt. Horst Brinck begann 1966 mit einer Minimax-Generalvertretung für Feuerlöscher.<br />
Foto: Oliver Werner<br />
WER ÜBERNIMMT WANN DAS UNTERNEHMEN?<br />
Eine aktuelle Studie der IHK Nord Westfalen in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule<br />
der Wirtschaft (FHDW) Nordrhein-Westfalen zeigt, dass viele Betriebe<br />
aus wirtschaftlicher Sicht „nicht übernahmefähig“ sind. Basis der Untersuchung<br />
waren 95 000 Familienbetriebe inNord-Westfalen. Davon werden 31 000<br />
von Inhabern geführt, die älter als 55 Jahre sind.<br />
„Also gut ein Drittel der Unternehmer sollte sich gegenwärtig mit der Frage befassen,<br />
wie es mit dem Unternehmen in Zukunft weitergeht“, empfiehlt IHK-<br />
Nachfolgeberater Michael Meese. Konkret: „Wer übernimmt wann das Unternehmen?“<br />
Der Verkauf eines Unternehmens ist nach Angaben von Michael Meese eine feste<br />
Säule bei der finanziellen Vorsorge für den Ruhestand. Inrund einem Viertel<br />
der Fälle verfügten die Inhaber vor der Übergabe nicht genügend finanzielle<br />
Mittel für den Lebensabend.<br />
Die IHK Nord Westfalen unterstützt den Nachfolgeprozess seit vielen Jahren mit<br />
frühzeitiger Sensibilisierung für das Thema sowie einer unbürokratischen Beratung<br />
bis hin zur vertraulichen Vermittlung von potenziellen Nachfolgern durch<br />
den IHK-Nachfolger-Club. „Ziel der IHK ist es den Unternehmensbestand und<br />
damit die Arbeitsplätze Generationenwechsel soweit wie möglich zu erhalten“,<br />
sagt Meese. Ganz neu ist das IHK-Praxishandbuch für Inhaber und Nachfolger.<br />
Auch der Termin für das 3. IHK-Nachfolgeforum steht bereits fest: 17. Oktober<br />
2017 inMünster.
12 BRANCHEN<br />
Neue Ideen sprudeln auf den Ma<br />
Die Macher der Getränkeprodukte Finne, Liba und Bad Meinberger haben eines gemeinsam –sie spielen bewusst<br />
die regionale Karte, beweisen viel Kreativität und setzen stark auf Nachhaltigkeit.<br />
Eine erfrischende Welle schwappt<br />
durch die Getränkebranche: Wie<br />
schmeckt sie eigentlich, eine Flasche<br />
Münster als Gerstensaft, Limonade<br />
oder Mineralwasser? Nach Lokalkolorit.<br />
Der ist am Tresen ein Hit, besonders<br />
wenn die Flasche eine „Finne“ist.Eine<br />
Masematte-Vokabel und<br />
damit ein buchstäblich zum Greifen<br />
nahes Heimat-Bekenntnis siegte<br />
beim Branding, als die Brauer Dr.<br />
Florian Böckermann und Frank Sibbing<br />
im Stadion während eines Preußenspiels<br />
einenNamen fürihr münsterisches<br />
Bio-Craft-Beer suchten:<br />
„Wir wollen die Domstadt wieder zu<br />
einer Bier-Hochburg machen. Kreativ<br />
und individuell mit einer Vielfalt<br />
an charaktervollen Bieren“, erklärt<br />
Finne-Chef-Böckermann.<br />
Und das vor allem mit viel<br />
Leidenschaft während<br />
eines Braukunst-Sabbaticals<br />
im Kreuzviertel. Denn<br />
die beiden Akademiker Böckermann<br />
und Sibbing haben ihregut bezahlten<br />
Jobs voreinem Jahr an den Nagel<br />
gehängt, um gegenden Trend der industriellen<br />
Massenproduktion handwerklich<br />
in kleinenMengenzubrauen. Acht Jahre<br />
waren die Bierfans als Hobbybrauer<br />
unterwegs, ihre Initiation erlebten sie in<br />
einer kleinen kanadischen Brauerei auf<br />
Vancouver Island.<br />
Am anderen Ende der Welt haben die<br />
beiden Freunde, die jetzt auch Geschäftspartner<br />
sind, dem Bier-Spirit in<br />
den Braukesseln nachgefühlt: Jetzt lassen<br />
sie ihrem „Hefeflüsterer“ Jörn Mertins<br />
während des Brauens auf die Finger<br />
schauen. Denn Finne ist nicht nur gemütliche<br />
Gerstensaft-Location im<br />
Kreuzviertel, sondern auch Schaubrauerei.<br />
Das frischgezapfte Fassbier<br />
verdient das Label „Made in Münster“.<br />
Dass die drei Jungunternehmer mit Bio-<br />
Hefe und eigenem Rezeptbuch im Gepäck<br />
zur Flaschenabfüllung hingegen in<br />
Finne wird imKreuzviertel gebraut: Die beiden Geschäftsführer Dr. Florian Böckermann und Frank Sibbing (2. und 3. v.l,) mit Gastro-<br />
Leiter David Lambert (l.) und Braumeister Jörn Mertiens (r.) hinter der Theke.<br />
Foto: Finne<br />
ihre Partnerbrauerei nach Zeil am Main<br />
reisen, hat nicht nur mitrechtlichen Auflagen<br />
wie dem Mindesthaltbarkeitsdatum<br />
zu tun. „Unternehmerisch wollen<br />
wir langsam wachsen, den Markt in<br />
Münster selbst vertiefen und dann auf die<br />
„Unternehmerisch wollen wir<br />
langsam wachsen, den Markt in<br />
Münster selbst vertiefen und dann<br />
auf die Region ausdehnen.“<br />
Dr. Florian Böckermann<br />
Region ausdehnen“, erläutert Böckermann,<br />
warum die Finnen noch nicht in<br />
Münster befüllt werden.<br />
Bei all der Euphorie, das Hobby zum Beruf<br />
gemacht zu haben: „Den administrativenTeil<br />
des Unternehmens haben wir ein<br />
bisschen unterschätzt. Es ist unglaublich,<br />
wie viel Zeit der bürokratische Teil des<br />
Jobs kostet, gerade in der Lebensmittelbranche“,<br />
stöhnt Böckermann, während<br />
er auch am eigentlichen Feierabend<br />
noch über den Papieren sitzt.<br />
Doch der Erfolg entschädigt für einiges:<br />
100000 Liter der vier Bio-Flaschensorten<br />
Helles, Weizen, Pale Ale und India<br />
Pale Ale mit den Münster-Etiketten Rathaus,<br />
Aasee, Hafenkran und -elefant<br />
wurden in einem Jahr in der kleinen<br />
unterfränkischen Lohnbrauerei abgefüllt.<br />
Stroetmann, die Getränkehändler<br />
Dreyer und Flaschenpost sowie einige<br />
Gastronomen haben die Hopfenkünstler<br />
bereits ins Sortiment beziehungsweise<br />
auf die Karte aufgenommen. Und teilweise<br />
trägt sich das Start-up schon: „In<br />
der Brauerei mit Ausschank und Restauration<br />
haben wir natürlich schon einen<br />
relativ guten Cashfl<br />
ow“, resümiert Böckermann.<br />
Bei den Perspektiven bewahrt<br />
er aber Bodenhaftung: „Wenn wir uns<br />
Ende 2018 richtige Gehälter auszahlen<br />
können, sind wir sehr zufrieden.“<br />
Die auf Individualitätbedachten Kunden,<br />
die Konzernen ein Schnippchen schlagen<br />
wollen, haben die Wahl: Eine Finne Bier<br />
oder doch lieber eine Liba? „Wir wollten<br />
Münster eine Marke geben und ein bisschen<br />
,liba‘ machen“, erinnert sich Kola-<br />
Kreateur Jonathan Mache an die Grundmotivation<br />
zu „Support your local<br />
brands“. Viele Abende haben Produktdesigner<br />
Jonathan Mache und Benjamin<br />
Heeke, seines Zeichens Sozialwissenschaftler<br />
und ehemals Cocktailbar-Betreiber,<br />
an der Rezeptur für das ultimative<br />
Münster-Erfrischungsgetränk gefeilt.<br />
Die Marschrichtung lautete weniger Süße,<br />
mehr Geschmack: Kola mit Limette<br />
und Limette mit Minze s<br />
2014 beim Start-up an der L<br />
aus der trendigen Flasche<br />
Deutschland über 1300 B<br />
aber nicht einmal 90 Kolapr<br />
da geht noch was“, weiß Be<br />
ke.Und erobert zusammen m<br />
Mache den münsterischen<br />
ihrem veganen Erfrischun<br />
„sogar beim Klebstoff des<br />
ketts mussten wir darauf<br />
keine tierischen Inhaltsstoff<br />
„Allerdings war essehr vi<br />
unsereMünster-Limonade i<br />
marktregalen der Stadt zu p<br />
in kleinen Läden mit ohneh<br />
gionalem Fokus. Ganz ande<br />
wartet haben“, berichtet<br />
einer wahren Siegeswelle b<br />
dagegen durch die Gastr<br />
Hammer Straße. „Viele K<br />
Restaurants haben mehrjäh<br />
mit den Produzenten. Desha<br />
Gastronomen uns zusätzlic<br />
ment mit aufgenommen“, k<br />
Mache die stetige Durchd<br />
Marktes. Von30000 im Grü<br />
gefüllten Kolafl<br />
aschen land<br />
den Mensen, denn zuerst ha<br />
tenwerk Münster an Liba g<br />
haben wir sofort sehr viele E<br />
erreicht“, ist Heeke sich sic<br />
dentischen Trendsetter habe<br />
versitätsstadt ganze Arbe<br />
2015 konnte das Start-up sc<br />
Flaschen in der Haaner Fels<br />
füllen. Dabei gilt, dass die Lim<br />
überwiegend im 0,33-Literden<br />
Tresen geht. Und ein Ja<br />
die Produktionsmenge sogar<br />
Flaschen.<br />
Doch frei von Sorgen könn<br />
Gründer noch nicht von ihre<br />
leben. Die Jungunternehme<br />
de Nebenjobs: „Wenn wir<br />
Flaschen im Jahr verkaufen<br />
uns zum ersten Mal Gehälter<br />
glaubt Mache, und hat schon<br />
die dritte Liba-Kreation im H<br />
Der ostwestfälische Mineralbrunnen Bad Meinberger setzt bei der Abfüllung zu 100 Prozent auf Nachhaltigkeit –für Glas und PET.
BETRIEBE 13<br />
rkt<br />
prudeln seit<br />
oddenheide<br />
„Es gibt in<br />
ierhersteller,<br />
oduzenten –<br />
njamin Heeit<br />
Jonathan<br />
Markt mit<br />
gsgetränk –<br />
Flaschenetiachten,<br />
dass<br />
edrin sind“.<br />
el einfacher,<br />
nden Superlatzieren<br />
als<br />
in schon rers,<br />
als wir er-<br />
Heeke. Auf<br />
randet Liba<br />
o-Szene der<br />
neipen und<br />
rigeVerträge<br />
lb haben die<br />
hins Sortiommentiert<br />
ringung des<br />
nderjahrabeten<br />
viele in<br />
tdas Studeneglaubt:<br />
„Da<br />
arly-Adopter<br />
her. Die stuninder<br />
Uniit<br />
geleistet:<br />
hon 125 000<br />
enquelle abonade<br />
ganz<br />
Format über<br />
hr später lag<br />
bei 250 000<br />
en die Liban<br />
Umsätzen<br />
r haben beieine<br />
Million<br />
, können wir<br />
auszahlen“,<br />
die Idee für<br />
interkopf …<br />
Doch der geschmacklich ambitionierte<br />
Städter der Westfalenmetropole hat nicht<br />
nur an Bier und Limonade einen hohen<br />
Anspruch: „Münster will Wasser leben“,<br />
ist Stefan Brüggemann, Marketingchef<br />
vonBad Meinberger,sich sicher.Und hat<br />
dies zum Slogan<br />
seiner mit dem<br />
Deutschen Agen-<br />
„Wenn wir eine Million Flaschen<br />
im Jahr verkaufen, können wir<br />
uns zum ersten Mal Gehälter<br />
auszahlen.“<br />
turpreis gekrönten<br />
Werbekampagne<br />
gemacht,<br />
„Wasserleben“ –<br />
werbetechnisch<br />
Jonathan Mache<br />
zusammengeschrieben,<br />
versteht<br />
sich. Der<br />
regionale Mineralbrunnen<br />
aus Ostwestfalen mit einer<br />
Abfüllmengevon 100Millionen Litern an<br />
Eigenmarken will sein eher hochpreisiges<br />
Wasser zum Münster-Wasser machen:<br />
„Vor allem wollen wir mit unserem natürlichen<br />
Geschmack punkten. Doch gleich<br />
Vier Finnen Bier – die münsterische Geheimsprache<br />
Masematte sorgt für Lokalkolorit.<br />
Foto: Finne<br />
danach sprechen wir den stetig steigenden<br />
Anspruch des Kunden an Nachhaltigkeit<br />
an“, erläutert Brüggemann. Als einer<br />
von sehr wenigen deutschen Mineralbrunnen<br />
schreddert Bad Meinbergerkeine<br />
PET-Flaschen, sondern setzt auf Umweltbewusstsein.<br />
„UnsereGlasfl<br />
aschen<br />
werden zwischen 30<br />
bis 50 Mal befüllt, die<br />
PET-Flaschen 25<br />
Mal“, so Brüggemann,<br />
der selbst in<br />
Münster lebt. Und<br />
keinesfalls in anderen<br />
regionalen Mineralwassern<br />
eine Konkurrenz<br />
sieht: „Der<br />
Wassermarkt ist ein friedlicher. Wir wollen<br />
unseren Markt besser durchdringen<br />
und eher gegenüberden Discountern vertiefen,<br />
die jetzt auch hochpreisige Markenwasser<br />
anbieten“, gibt Brüggemann<br />
die Marschrichtung vor. Frische Ideen der<br />
münsterischen Designerin Lina Bach<br />
sprudeltenindie Kampagne. Models und<br />
Mineralwasser in Szene setzte der ebenfalls<br />
inder Domstadt lebende Fotograf<br />
Andreas Hoffmannbeck. Das Sponsoring<br />
des Weinfestes an der Überwasserkirche<br />
und des Münsterland-Giro sind Events,<br />
die Bad MeinbergerAufmerksamkeit und<br />
Sympathie bescheren. Doch Brüggemann<br />
glaubt auch an den Erfolg der Plakatkampagne<br />
auf Litfaßsäulen, Lightboards<br />
und Bussen: „In Münster haben<br />
die Werbebotschaften ein großes Potenzial,<br />
weil im städtischen Bereich viele<br />
Menschen die Plakate wahrnehmen. Zusammen<br />
mit dem Qualitätsanspruch<br />
eines kaufkräftigen Publikums eine vielversprechende<br />
Mischung.“<br />
Und für die Kunden gilt: Ob Durstlöscher<br />
mit lokaler Quelle oder ein Mineralbrunnen<br />
für Münster – der perlenden Getränke-Vielfalt<br />
in der Westfalenmetropole<br />
kann wohl kaum ein anderer Standort<br />
das Wasser reichen.<br />
Maike Harhues<br />
Lieber eine Liba? Jonathan Mache und Benjamin Heeke kreierten vor drei Jahren die Münster-Kola.<br />
Foto: Maike Harhues<br />
MünsterlandManager.de<br />
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14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
In Reih und Glied warten Teile der Zangen im Ahauser Werk von Orbis-Will auf die Weiterverarbeitung.<br />
Foto: Orbis Will<br />
Die Werkzeugmacher<br />
Bei Orbis Will inAhaus weiß man längst, dass Zange nicht gleich Zange ist. Zigtausende Produkte<br />
für den Profi und den Heimwerker verlassen pro Tag die Fertigung.<br />
Knipex?Orbis Will? –Der männliche<br />
Teil derBevölkerung –zumindest der<br />
mit einem handwerklichen Faible –<br />
bekommt bei diesen Namen sofort<br />
ein Funkeln in den Augen. Und hat<br />
auch keinerlei Probleme, dieVerbindung<br />
zuknüpfen: Hinter den Namen<br />
steht der weltbekannte Hersteller<br />
hochwertiger Markenzangen für<br />
Profi-Anwender in Industrie und<br />
Handwerk. Wobei sich Knipex auf<br />
das Markenprodukt fokussiert, OrbisWill<br />
denMarkt im Bereich Eigenmarken<br />
des Handels abdeckt. Beide<br />
Sparten eint das Versprechen: Qualität,<br />
Made in Germany.<br />
Ob in Baumärkten, beim<br />
Produktionsverbindungshandel,<br />
im Sanitär- oder<br />
Elektrofachhandel oder<br />
beim gehobenen Hobbyhandwerker:<br />
Wo Qualität und Langlebigkeit<br />
eine Rolle spielen, sind wir mit dabei“,<br />
umreißt Orbis Will-Geschäftsführer<br />
Michael Graf die wesentlichen Standbeine<br />
des Unternehmens. In Deutschland als<br />
größtem Absatzmarkt, aber auch in Westund<br />
Osteuropa sowie in Übersee sind Knipex-<br />
und Orbis-Will-Produkte vertreten.<br />
„Asien, Japan, Koreaund auch Chinasind<br />
ebenso unsere Handelspartner“, verweist<br />
Michael Graf ein wenig stolz auf die<br />
Eine starkeKombination für<br />
einenstarken Wirtschaftsraum<br />
Mit der Wirtschaftskombi<br />
auf direktem Weg zu<br />
Ihrer Zielgruppe in<br />
Nordwestdeutschland<br />
Bis zu<br />
179.000 Exemplare<br />
(Gesamtauflage)<br />
Wangerooge<br />
BREMERHAVEN<br />
FLENSBURG<br />
KIEL<br />
SCHLESWIG-<br />
HOLSTEIN<br />
HAMBURG<br />
LÜBECK<br />
SCHWERIN<br />
Reichweite: „Normalerweise fl<br />
ießt der<br />
Warenstrom ja andersherum: Die asiatischen<br />
Länder beliefern Europa. Bei uns<br />
ist Knipex mit einer eigenen Tochtergesellschaft<br />
dort vor Ort vertreten und wir<br />
beliefern auch die dortigen Märkte.“<br />
Der früher eigenständige Zangenhersteller<br />
Orbis wurde 2003 von der Knipex-<br />
Gruppe übernommen. Im Jahr 2006 kamen<br />
die Will-Werkzeuge hinzu. Zwei<br />
Jahrespäter,2008fusionierten Orbis und<br />
Will ihren Vertrieb, am Standort Ahaus<br />
entstand die umfirmierte Gesellschaft<br />
Orbis Will GmbH +Co.KG.InvierWerken<br />
werden nunmehr die Werkzeuge gefertigt:<br />
In Wuppertal produziert Knipex<br />
unter seinem Label, in Thüringen entstehen<br />
die Rennsteig-Werkzeuge, in Neustadt<br />
stellt Will her, inAhaus Orbis und<br />
Will.<br />
„Durch diese Gruppenkonstellation können<br />
wir nicht nur in vielen Bereichen voneinander<br />
profitieren, sondern auch voneinander<br />
lernen“, sieht Orbis-Will-Geschäftsführer<br />
Michael Graf klareVorteile.<br />
Dass die Orbis-Will-Produkte kaum als<br />
solche im Handel erkennbar sind, hat<br />
einen einfachen Grund: „Wir produzieren<br />
für verschiedene Unternehmen –daher<br />
steht zumeist auch diejeweiligeHandelsmarkedrauf.<br />
Wirwerden oft gefragt,<br />
wo man unsere Zangen erhalten kann.<br />
Die Antwort: Wer sich etwas auskennt,<br />
der erkennt sie leicht.“<br />
Und wer meint, Zange sei gleich Zange,<br />
der irrt ganz gewaltig.150 Produkte verschiedenster<br />
Art und Einsatzmöglichkeitenhaben<br />
die Ahauser in ihrer Angebotspalette:<br />
gebogen, gerade, abgeknickt<br />
oder spitz in der Form. „Technisch sind<br />
sie alle vergleichbar. InFarbe, Form, Bedruckung<br />
und Verpackung allerdings verschieden,<br />
so dass sich auch für unsere<br />
Kunden,die mitunter im Wettbewerb zueinander<br />
stehen, Alleinstellungsmerkmale<br />
ergeben“, erläutert Michael Graf.<br />
Aber lassen sich Zangen immer wieder<br />
neu erfinden? Für den Orbis-Will-Geschäftsführer<br />
gibt es darauf eine klare<br />
Antwort: „Ja, speziell in Details wie dem<br />
Greifb<br />
ereich. Oder auch im Design. Da<br />
erfolgt eine stetige Weiterentwicklung.<br />
Wir leben in Deutschland von innovativen<br />
Ideen. Da haben wir vor den Mitbewerbern<br />
aus Europa und Asien auch die<br />
Nase eindeutig vorn.“<br />
Die klassische Zange, so die Maxime von<br />
Orbis-Will, kann greifen, schneiden und<br />
halten. Wie sie das macht, ist allerdings<br />
wesentlich mitentscheidend. Ergonomie<br />
lautet das Zauberwort. Das Werkzeug<br />
soll und darf –gerade auch im Profibereich<br />
–das Handgelenk nicht belasten.<br />
Und die Zugänglichkeit auch zu schwierigen<br />
Stellen sollte gegeben sein.<br />
„Dazu lässt sich dann noch der Kraftmittelpunkt<br />
für eine bessere Hebelwirkung<br />
verlegen. Oder die Optik verbessern“, erklärt<br />
Michael Graf. Denn: „Das Design<br />
spielt bei diesen Produkten eine bedeutende<br />
Rolle. Das Erste, was dem Kunden<br />
ins Auge fällt, ist die Optik. Und die steht<br />
oft noch vor der Funktionalität.“<br />
Susanne Menzel<br />
Beratung:<br />
Frank Micheel<br />
Tel. 0251/690-916161<br />
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OLDENBURG<br />
Papenburg<br />
Delmenhorst<br />
Meppen<br />
Lingen<br />
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Verden<br />
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LÜNEBURG<br />
Nordhorn<br />
Rheine<br />
Coesfeld<br />
OSNABRÜCK<br />
Minden<br />
BIELEFELD<br />
MÜNSTER<br />
Hameln<br />
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Jeder Bolzenschneider wird von Hand montiert. Die Kunststoffgriffe –ebenfalls inAhaus aus<br />
einem Spezialgranulat selbst hergestellt –werden nach Kundenwünschen eingefärbt. Foto: Susanne<br />
Menzel
BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />
Mit viel Erfahrung und einer<br />
großen Portion Fingerspitzengefühl<br />
Die Automatisierung erfolgt bei Orbis Will inkleinen Schritten. Auch deshalb ist Handarbeit gefragt.<br />
„Für weiteres Wachstum haben<br />
wir hier in Ahaus auch noch<br />
Platz genug.“<br />
Günter Hassing<br />
Ortswechsel –vom Büro in<br />
die Werkshallen. Es ist<br />
laut, eng, jeder Zentimeter<br />
genutzt für Maschinen,<br />
Produktion oder Lager.<br />
Gerade erst hat Orbis Will seine Produktionsstätte<br />
um3000 auf 9000 Quadratmeter<br />
erweitert. „Wir sind noch mitten<br />
imUmzug“, deutet Prokurist Günter<br />
Hassing auf das rege Treiben der Mitarbeiter<br />
hin. Schweres Gerät wirddahin<br />
und her bewegt. Im laufenden Betrieb<br />
kein leichtes Unterfangen.<br />
Zumal „die Auftragssituation in diesem<br />
Jahr gegenüber 2016 erheblich gesteigert<br />
werden konnte“, freut sich Hassing: „Für<br />
weiteres Wachstum haben wir hier in<br />
Ahaus auch noch Platz genug.“<br />
Automatisierung<br />
in kleinen Schritten,<br />
aber auch ein<br />
hoher Faktor an<br />
Handarbeit<br />
macht die Fertigung<br />
bei dem<br />
Mittelständler<br />
aus. 125 Mitarbeiter<br />
fertigen<br />
in Ahaus zwischen 8000 und 9000 Zangen.<br />
ProTag. 1500 Mitarbeiter sind es in<br />
der gesamten Gruppe. „Da lassen sich<br />
dann in der Breite viele Synergien nutzen“,<br />
erläutert Michael Graf. „Das fängt<br />
beim Einkauf und Vertrieb an und hört<br />
letztlich beim IT-Bereich und in der Ent-<br />
Spezialzangen wie diese helfen bei der Arbeit.<br />
wicklung auf.“<br />
So stellt das Unternehmen inzwischen<br />
auch viele seiner Werkzeugefür die Fertigung<br />
selbst her.Michael Graf: „Es gibt auf<br />
dem Markt nicht mehr sehr viele Zangenhersteller.<br />
Deshalb müssen wir selbst an<br />
der Herstellungstechnologie feilen.“<br />
Fotos aus der Produktionsstätte sind aus<br />
diesem Grunde nicht sehr gerne gesehen.<br />
Auch die Konkurrenz liest Zeitung.<br />
Kunststoffgriffe kann Orbis Will beispielsweise<br />
inzwischen ebenfalls selbst<br />
herstellen. Für die Zangen wie für die<br />
Bolzenschneider, die 2005 als weiteres<br />
Standbein der Produktpalette hinzugefügt<br />
werden konnten. Aus sechs Meter<br />
langen Stahlrohren werden die Schenkel<br />
zugeschnitten, per Gelenk einzeln Stück<br />
für Stück miteinander verbunden. „Hier<br />
ist ein geschultes Auge und viel Handarbeit<br />
erforderlich“, verweist Günter<br />
Hassing auf die Hochwertigkeit der Ware.<br />
Jedes Teil wird anschließend in<br />
Augenschein genommen und einzeln geprüft.<br />
„Wir haben hier eine 100-prozentige<br />
Kontrolle der Werkstücke“, betont der<br />
Prokurist: „Das erfordert von den Mitarbeitern<br />
ein hohes Maß an Erfahrung<br />
und Fingerspitzengefühl.“ Der Vorteil<br />
dieser Produktionsweise liege neben der<br />
hohen Qualität dann aber auch darin,<br />
„dass wir dem Handel die Werkzeugemit<br />
relativ kurzen Lieferzeiten in auch kleinen<br />
Mengen anbieten können. Wir stellen<br />
je nach Auftrag her.Dadurch vermeiden<br />
wir Lagerkosten und Kapitalbindung.“<br />
Susanne Menzel<br />
ORBIS UND WILL<br />
–Die Firma Will hat ihre Wurzeln im thüringischen<br />
Schmalkalden. Dort gründeten die Vorfahren von Harry<br />
Paul Will eine Werkzeugfabrik. 1918 geht aus dem<br />
Stammhaus die Bruno-Will-Gewehr- und Werkzeugfabrik<br />
hervor. 1962 wird die Firma Will andie Recklinghäuser<br />
Familie Still verkauft. Die Firma entwickelt sich durch<br />
umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen und hohe Investitionen<br />
in den 70er Jahren zum weltweit führenden<br />
Zangenhersteller. Im Jahr 2006 übernimmt die „Knipex-<br />
Gruppe“ die Will-Werkzeuge aus einer Insolvenz.<br />
–Paul Groten sen. gründet 1929 in Solingen die Orbis<br />
Werkzeugfabrik. Das Bergische Land ist neben der Region<br />
in Thüringen eine weitere Hochburg der Werkzeugindustrie.<br />
Da es im Bergischen schwierig wird, die Produktionshallen<br />
entsprechend dem Bedarf zuerweitern, zieht der<br />
Betrieb 1956 nach Ahaus ins Münsterland um. Als erster<br />
Zangenhersteller führt Orbis 1993 ein Qualitätsmanagement<br />
nach DIN-Norm ein. 2003 kauft die Knipex-Werk C.<br />
Gustav Putsch KG aus Wuppertal das Unternehmen Orbis<br />
auf.<br />
–2008 entsteht am Standort Ahaus die heutige OrbisWill<br />
GmbH +Co. KG.<br />
- Anzeige -<br />
WestfalenTarif:<br />
Der Eine für Bus und Bahn.<br />
Am 1. August tritt in Westfalen-Lippe der WestfalenTarif in Kraft. Er vereint die fünfbisherigen<br />
regionalen Nahverkehrstarife undmacht Fahrten im westfälischen Verkehrsraum deutlich<br />
einfacher.Davon profitiert nicht nur derFahrgast, sondern die gesamte Region.<br />
Über Aufträge kann sich Orbis Will indiesem Jahr nicht beklagen. „Für weiteres Wachstum<br />
ist aber noch Platz genug“, bekräftigen Orbis-Will-Geschäftsführer Michael Graf (l.)<br />
und Prokurist Günter Hassing.<br />
Foto: Susanne Menzel<br />
Münsterland, Hochstift, Ruhr-Lippe, Westfalen-Süd<br />
und TeutoOWL –wer heute innerhalb der fünf regionalen<br />
Tarifräume mit Bus und Bahn unterwegs ist, kann<br />
auf ein bedarfsgerechtes Nahverkehrsangebot und Ticketsortiment<br />
zurückgreifen. Möchten Fahrgäste jedoch über<br />
die regionalen Tarifgrenzen hinaus in den benachbarten<br />
Tarifraum fahren, gelten nicht mehr die regionalen, sondern<br />
die landesweiten Fahrkarten des NRW-Tarifs. Diese<br />
Aufteilung führt häufig zu Komplikationen beim Ticketkauf<br />
und soll mit dem WestfalenTarif der Vergangenheit angehören.<br />
„Wir werden Tarifgrenzen in Westfalen-Lippe verschwinden<br />
lassen und den 7,2 Millionen Einwohnern der<br />
Region eine einheitliche Mobilität gewährleisten“, verspricht<br />
Matthias Hehl, Geschäftsführer der neugegründeten<br />
WestfalenTarif GmbH.AbAugustsind beim Ticketkauf<br />
für westfalenweite Fahrten nur noch Start- und Zielpunkt<br />
sowie die gewünschte Ticketart anzugeben. Die Reisenden<br />
erhalten dann unkompliziert das passende Ticket aus<br />
dem umfangreichen Sortiment des WestfalenTarifs und<br />
der integrierten regionalen Angebote.<br />
Wirtschaftsfaktor Nahverkehr<br />
Voneinem modernen und zeitgemäßen Nahverkehr profitieren<br />
nicht nur die Nahverkehrskunden, er wirktsichauch<br />
positiv auf die Wohnortwahl und Ansiedlung von Firmen<br />
aus. Die stärkere Kooperation und das geschlossene Auftreten<br />
von Verkehrsunternehmen, Tarifgemeinschaften<br />
und Aufgabenträgern sind auch für die Wirtschaftsförde-<br />
Enschede/NL<br />
BOR<br />
VRR<br />
COE<br />
DO<br />
HA<br />
ST<br />
MÜNSTERLAND<br />
VRS<br />
MS<br />
UN*<br />
MK<br />
VOS<br />
HAM<br />
VRM<br />
WAF<br />
OS<br />
OE<br />
SO<br />
RUHR-LIPPE<br />
GT<br />
HSK<br />
WESTFALEN-SÜD<br />
SI<br />
BI<br />
HF<br />
MI<br />
TEUTO OWL<br />
RMV<br />
LIP<br />
HX<br />
PB<br />
HOCHSTIFT<br />
WestfalenTarif gilt auf allen Linien.<br />
WestfalenTarif gilt auf einzelnen Linien gemäß den<br />
Tarifbestimmungen.ImBinnenverkehr gilt ein anderer Tarif.<br />
* Von/zu denStädten Lünen, Kamen, Bergkamen, Unna, Holzwickede<br />
und Schwerte in den/aus dem VRR-Raum gilt der VRR-Tarif.<br />
Im Binnenverkehr gilt der VRR-Tarif.<br />
Im Binnenverkehr gilt der VOS-Tarif.<br />
Hier gilt eine besondere Übergangsregelung.<br />
rung von Vorteil: Westfalen-Lippe stärkt im Wettbewerb<br />
um private und öffentliche Investitionen seine Ausgangslage.<br />
Darüber hinaus rückt das neu gegründete Tarifgebiet<br />
aufgrund seiner Größe auf eine Stufe mitden Tarifräumen<br />
Rhein-Ruhr und Rheinland/Aachen und erhält somit mehr<br />
Gewicht bei landesweiten Tariffragen.<br />
NVV<br />
VSN<br />
Handarbeit ist bei einem Großteil der Produkte angesagt.<br />
Fotos (2): Orbis Will
16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Ein leuchtendes Beispiel<br />
Die Firma Robers inSüdlohn hat sich zum Spezialisten für besondere Schmiedeprodukte entwickelt.<br />
Neben Freizeitparks und der Gastronomie gehören Privatpersonen aus aller Welt zu den Kunden<br />
Der Blick zurück zu den Wurzeln<br />
einer Firma bringt oft Überraschendes<br />
zutage. Denn manchmal waren<br />
es Eingebungen, manchmal Hobbys,<br />
aus denen sich in Jahrzehnten ein<br />
fl<br />
orierendes Unternehmen entwickelt<br />
hat. Robers-Leuchten aus Südlohn<br />
ist ein gutes Beispiel: Angefangen<br />
hatte Gründer Alfred Robers mit<br />
Schmiedeprodukten für das eigene<br />
Wohnhaus. Leuchten nur für die Familie,<br />
später für die Verwandtschaft,<br />
schnell aber auch für den Freundeskreis<br />
entstanden in der Freizeit<br />
unter seinen Händen.<br />
Auffällige Leuchter -wie dieser in der Alm Ellmau in Tirol -gehören<br />
zu den Produkten der Südlohner.<br />
Foto: Robers<br />
Es dauerte nicht lange, bis das<br />
eigene Heim als Produktionsstätte<br />
viel zu klein wurde –<br />
und das auf Schmiedekunst<br />
spezialisierte Familienunternehmen<br />
mit Alfred Robers und seiner<br />
Frau Monika an der Spitze gegründet<br />
wurde. Inzwischen hat mit Alexander Robers<br />
die nächste Generation die Firmengeschickeinder<br />
Hand –und istzueinem<br />
Zug rund um den Erdball mit westfälischen<br />
Produkten angetreten. Große Freizeitparks<br />
in Amerika, Frankreich und<br />
Deutschland, Wohnanlagen in Los Angeles,<br />
Privatvillen in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten, auf dem Hamburger<br />
Rathaus- und dem Münchner Viktualienmarkt<br />
–überall dort sind Produkte aus<br />
der westfälischen Manufaktur zu finden.<br />
„Als wir vor rund 20 Jahren auf einer<br />
Messe in Hannoverausgestellt haben, kamenVertreter<br />
der bekanntesten Freizeitparks<br />
der Welt auf uns zu und fragten, ob<br />
wir fl<br />
exibel genugseien, um für sie zu fertigen.<br />
Es sollten individuelle und themenbezogene<br />
Leuchten-Kreationen<br />
sein“, erinnert sich Regina Robers. „Klar<br />
haben wir zugesagt. Und diese Parks<br />
rund um den Globus sind heute eines<br />
unserer wesentlichen Standbeine.“<br />
Die Auftraggeber beschäftigen eigene<br />
Designbüros, die eine Lichtplanung für<br />
die Vergnügungsparks austüfteln und die<br />
Entwürfe dann an Robers-Leuchten weitergeben.<br />
„Da sind mitunter schon ganz<br />
Auch am Schloss Biebrich in Wiesbaden, der barocken Residenz der Fürsten und späteren Herzöge von Nassau<br />
am Rheinufer, stehen geschmiedete Lampen der Firma Robers.<br />
Foto: Robers<br />
spezielle Wünsche dabei“, lacht Betriebsleiter<br />
Christian Gebken. „Manchmal<br />
denkt man sich auf den ersten Blick: Wie<br />
soll das funktionieren? Wie soll man das<br />
umsetzen? –Aber letztlich klappt es dann<br />
doch, weil wir uns gerne den Herausforderungen<br />
stellen.“<br />
Früher hat das Unternehmen mit seinen<br />
Erzeugnissen den regionalen und überregionalen<br />
Fachhandel bedient. „Der ist<br />
aber irgendwann weggebrochen“, berichtet<br />
Regina Robers. „Die Wertschätzung<br />
für handgefertigte Produkte fehlte<br />
einfach. Vieles haben wir auch über den<br />
Möbelbereichverkauft –vor allem in kleineren<br />
Häusern. In den Filialen der großen<br />
Kettenstehen die Verkäufer nur noch<br />
selten hinter der Ware.Wir fertigen keine<br />
Containerware, sondern Unikate und<br />
Kleinserien. Das ist ein weiterer Faktor,<br />
warum wir im Möbelhaus-Sektor kaum<br />
mehr vertreten sind.“<br />
Neben den Freizeitparks und der Gastronomie<br />
sind es vorwiegend Privatkunden<br />
im In- und Ausland, die das Unternehmen<br />
heute bedient: der Scheich in Abu<br />
Dhabi, der die Zufahrt seinesHauses mit<br />
770 hochwertigen Leuchten ausgestattet<br />
haben möchte, der Villenbesitzer, der<br />
eine eigens für ihn kreierte schmiedeeiserne<br />
Toreinfahrt wünscht, der Genießer,der<br />
seinenWeinkeller speziell ausgeleuchtet<br />
und mit massiven Regalen bestückt<br />
haben möchte. Oder der Normalbürger,<br />
der inseinem Garten ein ganz<br />
spezielles Highlight setzen möchte.<br />
Ein weltweites Vertreternetz sorgt für das<br />
entsprechende Marketing. „Der Export<br />
macht bei uns etwa60bis 70 Prozent des<br />
Umsatzes aus“, erklärt Regina Robers.<br />
„Früher waren wir sehr stark in Amerika<br />
vertreten. Das ist aber schon mit der Finanzkrise<br />
wenigergeworden. Eine Weile<br />
war auch Russland sehr stark, da haben<br />
wir sehr viele Parkanlagen für Privatdomizile<br />
ausgestattet. Inzwischen ist Frankreich<br />
imKommen.“<br />
Wichtig ist der Manufaktur, „dass wir<br />
unseren Qualitätsanspruch gleichbleibend<br />
hoch halten. Bei all unseren Produkten.“<br />
Dazu gehören Leuchten, Tore,<br />
Treppengeländer und Regale,aber ebenso<br />
Accessoires, Feuerkörbe, Garten-Deko<br />
und Restauranteinrichtungen. So wurde<br />
etwa für das Restaurant „Beach House –<br />
California Kitchen“ in der Armin-Wolf-<br />
Baseball-Arena in Regensburg mit der<br />
Theke ein Teilstück der Golden Gate<br />
Bridge nachgebildet. „Wir liefern definitiv<br />
keine 08/15-Ware, sondern hochwertige<br />
Produkte mit dem Anspruch der<br />
Langlebigkeit. Deshalb sind wir auch<br />
nicht in Baumärkten vertreten“, erläutert<br />
Betriebsleiter Christian Gebken: „Was<br />
wir machen, ist Handwerkskunst, keine<br />
Massenherstellung.“<br />
Viele Entwürfe aus dem Robers-Haus haben<br />
seit Jahren Bestand. „Eine der Serien<br />
mit massiven Wand-, Sockel- und Ständerleuchten<br />
hat mein Schwiegervater<br />
seinerzeit entworfen. Sie ist nach wie vor<br />
gefragt und aktuell und wirdregelmäßig<br />
durch eigene neue Produkteergänzt, die<br />
mein Mann oder auch die Mitarbeiter in<br />
unserem technischen Büro entwerfen“,<br />
sagt Regina Robers stolz. „Man muss<br />
ständig neue Ideen haben und versuchen,<br />
sie umzusetzen. Seiensie im ersten<br />
Moment auch noch so verrückt“, ergänzt<br />
Christian Gebken. „Es ist aber jedes Mal<br />
eine neue Herausforderung an die Kreativität.<br />
Das kommt auch bei den Kunden<br />
an“, ist er überzeugt. „Es gibt seit einiger<br />
Zeit einen Umschwung im Kundenverhalten.<br />
Unikateund Qualität sind dort inzwischen<br />
wieder gefragt. Viele sind dann<br />
auch bereit, auf ein besonderes Stück zu<br />
sparen und somit vielleicht etwas länger<br />
bis zur Realisierung der eigenen Wünsche<br />
zu warten.“<br />
Ideenlieferanten sind nicht nur die Auftraggeber,auch<br />
die Firmeninhaber selbst<br />
lassen sich gerne inspirieren. So erinnert<br />
sich Regina Robers an den Besuch einer<br />
Glasbläserei in Venedig. „Mein Mann hat<br />
nachgefragt, ob das Glas auch als Schilfrohrkolben<br />
geformt werden könnte. Das<br />
ging. Und in unserer Werkstatt haben wir<br />
dann damit weiterexperimentiert, bis<br />
letztlich eine passende Fassung entstanden<br />
ist und die Leuchtenun wie leuchtendes<br />
Schilfrohr aussieht.“<br />
Susanne Menzel<br />
Mit einem Brenner werden Ornamente angeschweißt. Viele Kunden<br />
lassen bei Robers-Leuchten eigene Entwürfe realisieren.<br />
Betriebsleiter Christian Gebken kontrolliert die Auftragsarbeiten in der Südlohner Produktionshalle.<br />
Fotos: Susanne Menzel<br />
PRÄSENTATION IM TURMHAUS<br />
Mit der Erlebnisgastronomie samt gläserner Schokoladenmanufaktur<br />
„Turmhaus“ hat sich Alexander Robers in<br />
Südlohn einen besonderen Ort ausgesucht, um seine „Industrial“-Produktserie<br />
–eine Kombination aus zeitloser<br />
Gestaltung, moderner LED-Technik und Industriestahl –<br />
zu präsentieren. Bei frisch gebrühtem Kaffee und dem Genuss<br />
von feinen Pralinen und selbstgefertigter Schokolade<br />
können die Gäste inRuhe die Ausstellung betrachten.<br />
Dort erwartet die Besucher neben erleuchtenden Momenten<br />
beispielsweise ein schmiedeeisernes Aquarium, das an<br />
ein U-Boot erinnert, oder für Kinder ein antikes Tretauto.<br />
Eine Spielküche wurde gerade fertiggestellt.<br />
Bei gutem Wetter lockt eine Lounge in den Lichter-Garten.<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 9bis 18<br />
Uhr, montags ist Ruhetag.
GELD &GESCHÄFT 17<br />
Neue Banknoten erschweren<br />
Fälschern das Handwerk<br />
Nach dem 20-Euro-Schein hat die Europäische Zentralbank auch den 50er mit neuen<br />
Sicherheitsmerkmalen ausgestattet –und erzielt damit große Erfolge.<br />
Neue Sicherheitsmerkmale des 20-Euro-Scheins haben dafür gesorgt, dass die Zahl der gefälschten Banknoten sinkt.<br />
Foto: colourbox.de<br />
OFFEN GESAGT<br />
Die Zeiten für Geldfälscher sind härter<br />
geworden –seit der Einführung<br />
des neuen 20-Euro-Scheins Ende<br />
2015 und der Überarbeitung des 50-<br />
Euro-Scheins im April dieses Jahres.<br />
Doch die Kriminellen rüsten erfahrungsgemäß<br />
schnell auf, um auch<br />
dieneuen Sicherheitsmerkmaleknacken<br />
zu können.<br />
Imvergangenen Jahrbrachten Kriminelle<br />
weltweit lediglich noch<br />
684 000 Euro-Blüten in Umlauf,<br />
geht auch den Daten der Europäischen<br />
Zentralbank(EZB) in Frankfurt<br />
hervor. Das war gegenüber dem<br />
Höchstwert des Jahres 2015 von899 000<br />
Fälschungen ein Rückgang um 24 Prozent.<br />
Allein in Deutschland zogen Banken,<br />
Handel und Polizei über 82 000 gefälschte<br />
Euro-Banknoten aus dem Verkehr<br />
–das war aber immerhin ein Minus<br />
von 14Prozent. Jedoch war das immer<br />
noch der zweithöchste Stand seit der<br />
Bares verliert anBedeutung<br />
Die Währungshüter kämpfen quasi gegen Windmühlen.<br />
Neue Sicherheitsmerkmale erschweren den Geldfälschern<br />
immer wieder für kurze Zeit das Geschäft. Doch die<br />
Kriminellen sind findig. Sie rüsten schnell technisch auf,<br />
nutzen immer öfter das Internet, um sich bei ihrem Fälschungsmethoden<br />
bestens aufzustellen.<br />
Langfristig dürfte ein anderer Trend den Blüten-Produzenten<br />
das Handwerk legen: Die Menschen zahlen von Jahr zu<br />
Jahr seltener mit Bargeld, stattdessen mit der Giro- oder<br />
der Kreditkarte. Auch verringert der Anstieg der Online-Bestellungen<br />
die Bedeutung des Geldnoten für den Wirtschaftskreislauf.<br />
Erfreulich ist diesem Zusammenhang die<br />
für das Ende kommenden Jahres avisierte Abschaffung des<br />
500-Euro-Scheins. Denn diese große Note spielt zwar nicht<br />
bei Fälschungen eine große Rolle –aber bei der Abwicklung<br />
anderer krimineller Deals.<br />
Dennoch: Die vollständige Abschaffung des Bargelds ist<br />
nicht sinnvoll und auch mit dem Kampf gegen Fälscher<br />
nicht zu begründen. Denn die Deutschen lieben Banknoten<br />
und Münzen. Fast 90 Prozent der Bundesbürger lehnen eine<br />
Abschaffung ab.<br />
Jürgen Stilling<br />
Euro-Bargeldeinführung im Jahr 2002.<br />
Im vergangenen Jahr erschwerte insbesondereder<br />
überarbeiteteZwanziger,der<br />
im November 2015 ausgegeben worden<br />
war, den Fälschern ihre kriminellen Machenschaften.<br />
Das bestätigtejüngst auch<br />
der zuständige Vorstand der Deutschen<br />
Bundesbank, Carl-Ludwig Thiele: „Die<br />
Einführung der Europa-Banknotenserie<br />
hat sich positiv auf die Anzahl der Fälschungen<br />
ausgewirkt und zu einem<br />
merklichen Rückgang der 20-Euro-Fälschungen<br />
beigetragen.“<br />
Nahezu halbiert hat sich die Zahl der<br />
Zwanziger-Blüten im Vergleich zum Jahr<br />
2015, berichten die Frankfurter Währungswächter.<br />
Verbesserte Sicherheitsmerkmale,unter<br />
anderem das durchsichtige<br />
Porträtfenster im Hologramm der<br />
Banknote und die Smaragdzahl, erweisen<br />
sich bislang noch als große Hürden<br />
für Fälscher.Das wirkt sich auf die Schadenssumme<br />
aus: Diese sank in Deutschland<br />
im vergangenen Jahr von4,4 Millionen<br />
auf 4,2 Millionen Euro. Die Zahl der<br />
20-Euro-Blüten sank von 38000 auf<br />
20 217 Scheine. Der Anteil der Zwanziger<br />
anden gesamten Fälschungen ging<br />
somit deutlich um 15 Prozentpunkte auf<br />
nur noch ein Viertel zurück.<br />
Insgesamt ist es allerdings sehr unwahrscheinlich,<br />
dass einem Falschgeld untergejubelt<br />
wird: Rein rechnerisch entfielen<br />
im vergangenen Jahr in Deutschland<br />
zehn falsche Banknoten auf 10 000 Einwohner.<br />
Am beliebtesten bei Kriminellen war<br />
2016 der Fünfziger. Sein Anteil an den<br />
Blüten stieg auf 61 Prozent. Doch seit<br />
dem 4. April hat die Bundesbank auch<br />
den 50-Euro-Schein sicherheitstechnisch<br />
nachgerüstet. Weltweit richteten Kriminelle<br />
mit gefälschten Euro-Banknoten im<br />
vergangenen Jahr einen Schaden von<br />
rund 40 Millionen Euro an, 2015 waren<br />
es noch 39,1 Millionen. Hauptgrund für<br />
den Anstieg warein Fall ausEngland, wo<br />
ja eigentlich das Pfund offizielles Zahlungsmittel<br />
ist: Einem Diamantenhändler<br />
wurden bei einem Geschäft 500-Euro-<br />
Blüten im großen Stil untergeschoben.<br />
Der Schaden: sechs Millionen Euro.<br />
► Fortsetzung auf Seite 18<br />
Dennis Kleff,<br />
Gewerbekundenbetreuer,<br />
Sparkasse Münsterland Ost.<br />
Einfach<br />
vertraut.<br />
sparkasse-mslo.de<br />
Christiane Löfken,<br />
Romantik Hotel Hof zur Linde,<br />
Münster-Handorf.<br />
WirsprechenIhreSprache.<br />
Wirnehmenuns Zeit.Für Sie.<br />
FürIhreInteressen. FürIhreZiele.<br />
Verständnisist einfachwertvoll.<br />
Wenn’s um Geld geht
18 GELD &GESCHÄFT<br />
Falscher Fünfziger im Blick<br />
Kriminelle nutzen immer stärker das Internet, um ihre Geldfälschungen zu optimieren –doch vor allem beim<br />
neuen 50-Euro-Schein hat die Europäische Zentralbank jetzt die Sicherheit erhöht.<br />
Die Experten beim Bundeskriminalamt können schnell erkennen, ob ein 50-Euro-Schein echt oder gefälscht ist.<br />
Foto: dpa<br />
Immer mehr Falschgeld wird mitHilfe<br />
des Internets hergestellt und verbreitet.<br />
Es gebe Fälle, bei denen Täter<br />
alle Schritte, von der Bestellung<br />
der Hologramme überden Druck der<br />
Noten bis zum Vertrieb der gefälschten<br />
Scheine, über das Darknet, den<br />
verdeckten Teil des Internets, abwickeln,<br />
meldet das Bundeskriminalamt<br />
und schlägt Alarm. Der 50-Euro-<br />
Schein ist das beliebteste Objekt der<br />
Fälscher.<br />
Ein Beispiel aus Bayern zeigt<br />
das Problem: Das LandeskriminalamtinMünchen<br />
hat im<br />
Februar 2016 eine illegale<br />
Druckerei zur Herstellung<br />
von 50-Euro-Kopiefälschungen ausgehoben.<br />
Die Ermittler stellten dabei laut BKA<br />
zahlreiche Herstellungsmaterialien und<br />
Kopiervorlagen aus dem Internet, gefälschte<br />
Euro-Banknoten und nahezu<br />
3000 Klebehologramme aus chinesischer<br />
RECHTLICHE LAGE<br />
Geldfälschung ist in Deutschland laut Paragraph 146<br />
StGB ein Verbrechen, das mit einer Freiheitsstrafe von<br />
mindestens einem Jahr bestraft wird. Zu DM-Zeiten wurde<br />
bis 1990 noch auf dem Schein mit einer Freiheitsstrafe für<br />
Geldfälscher gedroht. Das Geldausgaberecht der Bundesbank<br />
ist sogar in Artikel 88 der Grundgesetzes verfassungsrechtlich<br />
gesichert. Geldfälschung ist in Deutschland<br />
ein Unterfall der Urkundenfälschung. Das StGB verwendet<br />
den Oberbegriff „Geldzeichen“, damit außer dem<br />
gesetzlichen Zahlungsmittel auch Wertträger erfasst sind,<br />
die darüber hinaus im Zahlungsverkehr anstelle des Geldes<br />
verwendet werden.<br />
Falschgeld entsteht auch dann, wenn in einer offiziellen<br />
Münzprägeanstalt Münzen nachgeprägt werden, ohne<br />
dass der Bund einen Auftrag erteilt hat.<br />
(jst)<br />
Produktion sicher. Die Täter verkauften<br />
die falschen Fünfziger über das Darknet,<br />
die Käufer zahlten mit digitalen Bitcoins.<br />
Die Polizei sei auf die Fälscher aufmerksam<br />
geworden, da in Abfallsäcken aus<br />
der Garage, in der sich die Fälscherwerkstatt<br />
befand, Restevon 50-Euro-Scheinen<br />
gefunden wurden,<br />
meldete das<br />
BKA<br />
.<br />
Dieses Beispiel<br />
zeige, so urteilten<br />
jüngst die Beamten<br />
des Bundeskriminalamts,<br />
dass über illegale<br />
Marktplätze im<br />
Internet Equipment<br />
verfügbar<br />
BKA-Präsident Holger Münch<br />
sei, welches auch<br />
kleineren Gruppierungen<br />
oder Einzeltätern ermögliche,<br />
mit einfachen Mitteln Kopiefälschungen<br />
herzustellen und zu vertreiben.<br />
„Damit ändert sich auch die Rolle<br />
„Während bei uns in der<br />
Vergangenheit Falschgeld<br />
vorwiegend verbreitet wurde, sind<br />
in den letzten Jahren immer<br />
häufiger auch Herstellungsstätten<br />
ermittelt worden.“<br />
Deutschlands“, sagtekürzlich BKA<br />
-Präsident<br />
Holger Münch. „Während bei uns in<br />
der Vergangenheit Falschgeld vorwiegend<br />
verbreitet wurde, sind in den letztenJahren<br />
immer häufiger auch Herstellungsstätten<br />
ermittelt worden.“ Das erklärt<br />
auch den Anstieg der Zahl der polizeilichen<br />
Ermittlungsverfahren. Bei der<br />
Herstellung von Falschgeld lag dieser im<br />
Jahr 2016 bei über 60 Prozent. Damit einher<br />
geht auch die Anzahl der ermittelten<br />
Tatverdächtigen. Hier war imJahr 2016<br />
ein Anstieg um 13 Prozent auf 3454 Tatverdächtigezuverzeichnen.<br />
Zunehmend<br />
stellen die Strafv<br />
erfolgungsbehörden<br />
jüngere Täter fest, die sich vor allem<br />
durch ihre Internet-Affinität auszeichnen.<br />
Letztlich hilft neben der Fahndung im<br />
Internet aber nur mehr Sicherheit –vor<br />
allem für die am häufigsten gefälschte<br />
Euro-Banknote, den 50-Euro-Schein. Seit<br />
Anfang April bringen Europas Notenbanken<br />
den neuen 50-Euro-Schein in Umlauf.<br />
Dieser soll fälschungssicherer sein<br />
als das Vorgänger-Papier.<br />
Nach<br />
Zahlen der Deutschen<br />
Bundesbank<br />
entfielen auf<br />
ihn im vergangenen<br />
Jahr sechs<br />
von zehn Falschgeldscheinen.<br />
Nunsoll vorallem<br />
ein Porträtfenster<br />
Kriminelle vor<br />
Schwierigkeiten<br />
stellen: Es wird<br />
durchsichtig, wenn man den Schein<br />
gegen das Licht hält. Sichtbar wird dann<br />
ein Bild der griechischen Göttin Europa,<br />
die auch die Namensgeberin der zweiten<br />
Euro-Banknotenserie seit Einführung der<br />
gemeinsamen Währung im Jahr2002 ist.<br />
Der aufgedruckte Wert „50“ auf der linken<br />
unteren Seite ändert zudem beim<br />
Kippen des Scheins je nach Blickwinkel<br />
die Farbe von Smaragdgrün in Tiefb<br />
lau.<br />
Außerdem verfügen die Banknoten über<br />
einen Sicherheitsfaden, der etwa inder<br />
Mitteder Notenindas Papier eingebettet<br />
und im Gegenlicht sichtbar ist: Eine<br />
dunkle Linie verläuft über die gesamte<br />
Breite der Banknote.<br />
Bei genauer Betrachtung des Fadens im<br />
Gegenlicht erscheinen das Wort „EURO“<br />
und die Wertzahl. An einigen Stellen auf<br />
der Vorder- und Rückseite der Banknote<br />
sind winzige, nur mithilfe einer Lupe erkennbare<br />
Schriftzeichen aufgebracht.<br />
Selbst der kleinste Aufdruck auf einer<br />
echten Banknote sollte gestochen scharf<br />
und nicht verschwommen sein.<br />
Die neuen50-Euro-Noten wurden ab April<br />
zunächst parallel in Umlauf gebracht.<br />
Inzwischen haben die Europäische Zentralbank<br />
und die nationale Notenbanken<br />
begonnen, die alten Scheine Schritt für<br />
Schritt aus dem Verkehr zu ziehen. Die alten<br />
Noten behalten ihren Wert, verlieren<br />
aber den Status als gesetzliches Zahlungsmittel.<br />
Bei nationalen Notenbanken<br />
wie der Bundesbank können alte Noten<br />
aber jederzeit umgetauscht werden.<br />
Jürgen Stilling<br />
Der neue 50-Euro-Schein<br />
Am 4. April 2017kommt eine neue 50-Euro-NoteinUmlauf.<br />
Übersicht über die wichtigsten neuen Sicherheitsmerkmale:<br />
Wasserzeichen fühlbares Porträtfenster:<br />
der Mythenfigur Relief bei gegen das Licht<br />
Europa und des Zahl und durchsichtig, beidseitig<br />
Wertes Hauptmotiv erkennbar<br />
Zahl verändert<br />
beim Kippen ihre<br />
Farbe von Grün zu<br />
Blau, ein Lichtstreifen<br />
bewegt sich auf und ab<br />
Sicherheitsfaden<br />
erscheint im Gegenlicht<br />
alsdunkler<br />
Streifen mit<br />
€-Symbol und Wert<br />
WeitereSicherheitsmerkmale:<br />
· nur Teiledes Scheins leuchten unter<br />
UV-Licht und Infrarotlicht<br />
· winzige Schriftzeichen an einigen Stellen<br />
tastbare<br />
Linien<br />
an den<br />
Rändern<br />
Streifen am rechten<br />
Rand zeigt beim<br />
Kippen Hologramme<br />
der Europa, des<br />
Hauptmotivs, des<br />
€-Symbols und des<br />
Werts<br />
schematische Darstellung<br />
Vorderseite<br />
Quelle: EZB
GELD &GESCHÄFT 19<br />
+TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE +<br />
28. Juni 2017: Tagung „70 Jahre Soziale Marktwirtschaft“,<br />
9bis 18 Uhr, Haus Früchting, Ellewick 14<br />
Vreden<br />
28. Juni 2017: Wie mache ich meine Unternehmenskultur<br />
fit für die digitale Transformation?, 15 bis 18 Uhr,<br />
Digital Hub münsterLAND, Hafenweg 16, Münster<br />
29. Juni 2017: Büro mit Durchblick –Büroorganisation, 9<br />
bis 11.30 Uhr, Startercenter NRW bei der WFG Borken,<br />
Erhardstraße 11, Ahaus<br />
Wo liegt der<br />
Grundschuldbrief?<br />
Wenn beim Verkauf einer Immobilie wichtige Unterlagen fehlen, kann es zu<br />
deutlichen Verzögerungen bei der Abwicklung kommen.<br />
30. Juni 2017: Industriekongress der IHK Nord Westfalen,<br />
11.30 Uhr, Flughafen Münster/Osnabrück, Airportallee 1,<br />
Greven<br />
11. Juli 2017: Hub:Start #2–Mobile Geschäftsprozesse, 18<br />
Uhr, Digital Hub münsterLAND, Hafenweg 16, Münster<br />
11. Juli 2017: 7.IHK-Azubi-Speed-Dating, 9bis 14 Uhr,<br />
Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland<br />
12. Juli 2017: Verabschiedungsfeier der Auszubildenden<br />
des Einzelhandels, Handelsverband NRW Westfalen-<br />
Münsterland, Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland,<br />
Münster<br />
13. Juli 2017: 12min.me Münster –Vol. #03, münster-<br />
LAND.digital e.V.,LBS West, Himmelreichallee 40, Münster<br />
18. Juli 2017: Start-up Nights, 18 Uhr, münsterLAND.digital<br />
e.V.,Cafe SpecOps network, Von-Vincke-Straße 5,<br />
Münster<br />
27. Juli 2017: Gründerclub im Klatsch, 19 Uhr, Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
(WFG) für den Kreis Borken,<br />
Klatsch, Heilig-Geist-Straße 3, Borken<br />
17. -19. August 2017: Dreitägiges Existenzgründungsseminar,<br />
Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Gronau<br />
(WTG), Wirtschaftszentrum Gronau, Fabrikstraße 3<br />
Gronau<br />
Wer plant, eine bereits abgezahlte<br />
und schuldenfreie Immobilie zu verkaufen,<br />
sollte unbedingt vorab prüfen,<br />
ob die im Grundbuch eingetragene<br />
Grundschuld bereits gelöscht<br />
worden ist. Stellt sich nämlich während<br />
des Verkaufs heraus, dass das<br />
Grundbuch nicht lastenfrei ist, kann<br />
dies laut Westfälischer Notarkammer<br />
den Verkaufsprozess erheblich<br />
verzögern.<br />
Handelt es sich bei der<br />
Schuld um eine Briefgrundschuld,<br />
so ist für die<br />
Löschung der Originalgrundschuldbrief<br />
unbedingt<br />
erforderlich. Häufig wissen jedoch<br />
die Eigentümer gar nicht mehr, wosich<br />
dieser befindet, da die Immobilienkredite<br />
bereits vorJahren getilgtworden sind.<br />
In einem solchen Fall empfiehlt es sich,<br />
bei der Bank anzufragen, ob die sogenannte<br />
Löschungsbewilligung und der<br />
Grundschuldbrief dort noch vorliegen.<br />
Doch oftmals schickt die Bank beide Dokumente<br />
nach der vollständigen Kredittilgung<br />
an die Eigentümer. Können die<br />
Dokumente nicht wiederbeschafft werden,<br />
muss ein äußerst zeitaufw<br />
endiges<br />
gerichtliches Verfahren in Gang gesetzt<br />
werden,indem nach vielen Monaten der<br />
Foto: dpa<br />
Grundschuldbrief als kraftlos erklärt<br />
wird.<br />
Eigentümer sollten daher daran denken,<br />
dass eine Grundschuld niemals automatisch<br />
gelöscht wird, sobald ein Immobilienkredit<br />
vollständig abbezahlt wurde.<br />
Für die Löschung der Grundschuld<br />
braucht man einen notariell beglaubigten<br />
Löschungsantrag des Grundstückseigentümers.<br />
Dieser kann gestellt werden,<br />
sobald eine ebenfalls notariell beglaubigte<br />
Löschungsbewilligung der<br />
Bank vorliegt. Wird dieser Antrag nicht<br />
gestellt, bleibt die Grundschuld im<br />
Grundbuch stehen.<br />
Es gibt zwei Arten von Grundschulden:<br />
die Buchgrundschuld und die Briefgrundschuld.<br />
Erstere ist nur im Grundbuch<br />
eingetragen, die zweite ist darüber<br />
hinaus in einem Wertpapier verbrieft und<br />
kann allein durch die Übergabe des<br />
Grundschuldbriefes an eine andere Person<br />
übertragen werden. Deshalb ist die<br />
Vorlage des Originalbriefes auch zwingend<br />
zur Löschung erforderlich. Denn<br />
schließlich kann es ja sein, dass die<br />
Grundschuld von jemand anderem erworben<br />
worden ist, der damit Ansprüche<br />
gegen den Grundstückseigentümer hat.<br />
Deshalb muss der Eigentümer bei einem<br />
mit einer Briefgrundschuld gesicherten<br />
Darlehen unbedingt darauf achten, dass<br />
er von der Bank den Original-Grundschuldbrief<br />
zurückerhält, sobald der Kredit<br />
getilgt worden ist. Er muss diesen<br />
sorgfältig aufb<br />
ewahren.
20 GELD & G<br />
Wertschätzend führen beschert E<br />
Das Kommunikationstraining von Bauchredner Michael Schürkamp ist inzwischen bundesweit gefragt. „Führungskräfte soll<br />
sein in ihrem Führungsstil“, rät der Münsteraner. Wachstum und Veränderung verlaufen für ihn von innen nach außen.<br />
Wie geht erfolgreiches Wirtschaften?<br />
Reicht es, wenn man die richtigen<br />
Produkte und Ideen am Markt<br />
hat? Reichen Innovation und Kreativität,<br />
effektive Logistik und fundierte<br />
Buchhaltung? Nein, sagt Charisma-,<br />
Körper- und Kommunikations-<br />
Trainer Michael Schürkamp aus<br />
Münster. Das alles würde nicht zusammen<br />
funktionieren, wenn nicht<br />
auch die Kommunikation zwischen<br />
denMenschen auf Augenhöhe verliefe.<br />
„Und das geht nur durch Wertschätzung<br />
des Gegenübers“, betont<br />
der 59-Jährige. Er meint damit die<br />
Kommunikation in allen Bereichen:<br />
ganz gleich ob zwischen Führungsetage<br />
und Mitarbeitern, zwischen<br />
Unternehmen und Zulieferern, zwischen<br />
Verkäufern und Kunden oder<br />
zwischen den Mitarbeitern selbst.<br />
Das Feedback-Training und die Körpersprache sind wichtige Bausteine des Seminars von<br />
Michael Schürkamp.<br />
Mit Werten und Wertschätzung<br />
lässt sich<br />
einfach besser leben<br />
und arbeiten –das ist<br />
die Grundthese des<br />
neuen Coaching-Programms vonMichael<br />
Schürkamp, mit dem er bundesweit<br />
unterwegs ist. Sein Motto: Wachstum<br />
und Veränderung verlaufen von innen<br />
nach außen. „Man sollteöfters in sich hineinhören,<br />
auf die eigene Stimme, also<br />
auf eigene Werte, Glaubenssätze und<br />
Überzeugungen mehr achten.“ Bundesweit<br />
vermittelt er sein „Wertschätzung-<br />
Training“ auf Neujahrsempfängen (zuletzt<br />
in Ostbevern), Multiplikatoren-<br />
Schulungen (zum Beispiel in der Versicherungsbranche),<br />
„Unternehmerfrühstücken“<br />
oder bei Einzelcoachings in Firmen<br />
oder in seinem BüroinMünster,das<br />
man nur über seinen eigenen Garten erreichen<br />
kann.<br />
WaswillMichael Schürkamp? „In Zeiten<br />
der Digitalisierung haben viele Menschen<br />
Angst, verloren zu gehen, berufl<br />
ich<br />
wegrationalisiert und auch als Privatperson<br />
nicht mehr wahrgenommen zu wer-<br />
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den.“ Dieses Vakuumgefühl, aus tiefer<br />
eigener Unsicherheit heraus, sei oft auch<br />
eine Vorursache vonMobbing. Vorallem<br />
auch, weil Werte schwinden, immer weniger<br />
Bedeutung im Leben haben, ob bei<br />
der Arbeit oder im privaten Alltag. Das<br />
muss nicht sein, betont der erfahrene<br />
Coach: „Es geht darum, sich seiner eigenen<br />
Wertmaßstäbe bewusst zuwerden<br />
und sich dann daran zu orientieren.“ Der<br />
ehemaligeLehrer baut auf sein humanistisches<br />
Fundament: „Alle Menschen sind<br />
gleich wertvoll. Jeder Mensch ist einzigartig<br />
und verdient Respekt.“ Um den<br />
Grundwert einer Person anzuerkennen,<br />
ist es wichtig, Person und Verhalten getrennt<br />
voneinander zu betrachten. „Das<br />
fällt uns normalerweise sehr schwer und<br />
wir erleben oft, dass Kritik persönlich<br />
wird, obwohl sie nur das Verhalten<br />
meint.“<br />
Michael Schürkamp geht auf die Werte<br />
ein, die jederMensch in seinerErziehung<br />
vermittelt bekommen hat –wie zum Beispiel<br />
Vertrauen, Wertschätzung und Ehrlichkeit.<br />
„Warum sollte man diese Werte<br />
nichtauchineinem Unternehmen ausleben?“<br />
Es geht dem59-Jährigen um faires<br />
Führen in Unternehmen. „Erst wenn<br />
Werte im Inneren einer Persönlichkeit<br />
verankert sind und entsprechend gelebt<br />
werden, können sie glaubhaft vertreten<br />
„Erst wenn Werte imInneren<br />
einer Persönlichkeit verankert sind<br />
und entsprechend gelebt werden,<br />
können sie glaubhaft vertreten<br />
werden.“<br />
Michael Schürkamp<br />
werden.“ Das bedeutet, dass eine Führungskraft<br />
sowohl mit sich als auch mit<br />
seinen Mitarbeitern wertschätzend und<br />
vertrauensvoll umgehen sollte. Wiesonst<br />
kann man dann so ein Verhalten vonden<br />
eigenen Mitarbeitern erwarten? „Entscheidend<br />
ist die Bereitschaft, sich immer<br />
wieder auf Neues einlassen zu können,<br />
an seiner inneren Einstellung zu arbeiten<br />
und Veränderungsprozesse mit Neugier<br />
und Spaß aktiv mitzugestalten.“ Das sind<br />
für Schürkamp die Bausteine einer neuen<br />
und nachhaltigen Führungsethik. „Wer<br />
seinen Mitarbeitern Anerkennung, Lob<br />
und Verantwortung schenkt, erhält im<br />
Gegenzug das wertvollsteGeschenk: Gesunde<br />
und intrinsisch motivierte Mitarbeiter.“<br />
Die Folge: Wertschätzung<br />
bringt Erfolg.<br />
„Führen Sie schon oder herrschen Sie<br />
noch?“ Das ist für den Kommunikationstrainer<br />
eine Frage, die sich eine moderne<br />
Führungskraft stellen sollte, da ein nicht<br />
zeitgemäßer Führungsstil zu einem bitteren<br />
Ende führen kann. Schürkamp plädiert<br />
dafür, dass Führungskräfte sich<br />
stärker mit Werten auseinandersetzen<br />
sollten und damit, wie sie selbst wahrgenommen<br />
werden möchten. Dieses<br />
Grundbewusstsein bestimme letztlich<br />
auch, wie sie mit ihren Mitarbeitern umgehen.<br />
Denn für Michael Schürkamp ist<br />
klar: „Führungskräfte<br />
sollten als Vorbild fungieren<br />
und authentisch<br />
sein in ihrem<br />
Führungsstil.“<br />
Doch wie kann das<br />
funktionieren? Durch<br />
innere Haltung! Jede<br />
erfolgreiche Kommunikation<br />
fängt für den<br />
Münsteraner mit der<br />
„Ich mache nie Scherze<br />
über Menschen, sondern<br />
mit Menschen.“<br />
Michael Schürkamp<br />
richtigen Körperhaltung an. Aufrecht,<br />
leicht federnd, eine lockere Armhaltung<br />
sowie ein sicherer Stand („Standpunkt“)<br />
beugen eigenen Verspannungen vor und<br />
vermitteln positive Signale. „Ausstrahlung<br />
funktioniert immer von innen nach<br />
außen. Die Wirkung eines Menschen entfaltet<br />
sich zu55Prozent über Körper, zu<br />
38 Prozent über Sprache und Stimme<br />
und nur zu sieben Prozent über Inhalt“,<br />
erläutert Schürkamp. Und dieses<br />
Charisma, diese „gewinnende Ausstrahlung“<br />
sei gerade in der<br />
Wirtschaft entscheidend,<br />
denn jeder möchte jasein<br />
Produkt erfolgreich an die<br />
Frau oder den Mann bringen.<br />
Deshalb empfiehlt<br />
Coach Schürkamp: „Lassen<br />
Sie sich von der schlechten<br />
Laune eines Kunden nicht<br />
vereinnahmen, sondern setzen<br />
ihm ein Lächeln oder Ihre<br />
Persönlichkeit entgegen.“<br />
Wie das geht, zeigt er mit<br />
seiner Maxime „Lernen<br />
und Lachen gehören<br />
zusammen“. Denn als<br />
„Master Me“ ist er<br />
schon längereZeit erfolgreich<br />
als Bauchredner<br />
unterwegs,<br />
war 2006 sogar<br />
Künstler des Jahres<br />
in dieserSparte. So<br />
lässt er auch bei<br />
seinen „Wertschätzung“-Coachings<br />
seine mit viel<br />
Liebe zum Detail angefertigten<br />
Handpuppen<br />
selber sprechen. In<br />
typischen Alltagssituationen.<br />
Zum<br />
Beispiel bei Reklamationen.<br />
Dann tritt die<br />
aufmüpfigePuppe<br />
„Dieter Quengelmann“<br />
als Experte<br />
für Beschwerdemanagement<br />
in Aktion.<br />
Mit einer<br />
Prise Humor<br />
und sachlich<br />
korrekt. Die<br />
aufgedonnerte<br />
„Elvira“ zeigt<br />
mit Finesse<br />
wie Beziehungsmanagement<br />
erfolgreich<br />
gestaltet werden kann. Über seine Puppen<br />
schafft der nun bauchredende Schürkamp<br />
beim Kommunikationstraining<br />
eine neue Vermittlungsebene, ohne auch<br />
nur seinen Lippen zu öffnen.<br />
Da kommen Figuren zu Wort, die aus anderem<br />
Holz geschnitzt sind. Dabei bezieht<br />
er das Publikum lebhaft mit ein, was<br />
–egal inwelcher Branche u<br />
mensklasse –gerne angenom<br />
sehr belebend empfunden w<br />
scheinbar selbst sprechen<br />
will der bauchredende Komm<br />
trainer seinem Publikum au<br />
Anregungen vermitteln, „<br />
selbst nicht komme“. Denn a<br />
ren Haltung heraus erken<br />
Wertvorstellungen von<br />
Schürkam<br />
selbst als<br />
„Ich möc<br />
Menschen<br />
(Wert-)Sc<br />
gen, die<br />
gen. „Ich<br />
Druck, g<br />
risch.“ Be<br />
stets um<br />
„statt „Ich<br />
ben einleitender Theorie gi<br />
sche Übungen über authenti<br />
ten mittels Körpersignalen u<br />
nikation. Sie zeigen zum B<br />
man Konfl<br />
ikte über Empath<br />
back-Regeln nachhaltig löse<br />
Darüber hat er auch das Buch<br />
schon oder herrschen Sie<br />
Management“ geschrieben,<br />
mit BW<br />
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ESCHÄFT 21<br />
rfolge<br />
ten als Vorbild fungieren und authentisch<br />
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man die<br />
Menschen.<br />
psieht sich<br />
Türöffner:<br />
hte bei den<br />
nur die<br />
hätze berin<br />
ihnen liearbeite<br />
ohne<br />
anz spieleiihm<br />
geht es<br />
„Ich will“<br />
muss“. Nebt<br />
es praktisches<br />
Auftrend<br />
Kommueispiel,<br />
wie<br />
ie und Feednkann.<br />
„Führen Sie<br />
och? Faires<br />
gemeinsam<br />
L-Professor<br />
Heinz Siebenbrock<br />
von der Hochschule Bochum.<br />
Auch derakademische Diplomkaufmann<br />
ist überzeugt: „Als erfolgreiche Führungskraft<br />
muss man kein Ausbeuter und<br />
Abzockersein. Mit einem fairen Management<br />
lässt es sich besserleben und arbeiten.“<br />
Die Werte-Kultur versucht Michael<br />
Schürkamp auch mit seinem „Comedy-<br />
Knigge-Dinner“ wieder mehr in der Gesellschaft<br />
zu verankern. Geschäftsleute<br />
kennen ihn als „Butler James“. In schwarzem<br />
Frack und mit weißer Fliegevermittelt<br />
er mit seinen Puppen auf Veranstaltungen<br />
fein-humorig Tischkultur und Benimmregeln,<br />
karikiert in spontanen Improvisationen<br />
Klischees und zwischenmenschliche<br />
Gewohnheiten. „Ich mache<br />
nie Scherze über Menschen, sondern mit<br />
Menschen.“ Diesen Einsatz für Werte<br />
schätzt auch Moritz Freiherr Knigge. Der<br />
muss es wissen, ist er doch Nachfahredes<br />
Aufk<br />
lärers Adolph Freiherr Knigge, der<br />
„Über den Umgang mit Menschen“ bereits<br />
1788 philosophierte.<br />
Peter Sauer<br />
Eben nicht aus dem<br />
Bauch heraus<br />
Wie „Master Me“ seine Puppen zum Sprechen bringt<br />
Michael Schürkamp -vielen bekannt als „Master Me“<br />
Schürkamp ist beim Hausbesuch<br />
unauffällig. Bis sein<br />
Mund aufgeht. Denn der 59-<br />
Jährige verleiht vielen Figuren<br />
seine Stimme. Er arbeitet<br />
seit seiner Jugend bundesweit erfolgreichals<br />
Bauchredner „Master Me“ –lange<br />
bevor Sascha Grammel das Bauchreden<br />
zum Mainstream machte. Schürkamp<br />
leihtseine Stimme –imGegensatz<br />
zu Grammels Tier-Fantasie-Gestalten –<br />
einem Dutzend Handpuppen, die Charaktere<br />
vermitteln sollen, die jeder aus<br />
Beruf und Freizeit kennt. So heißt zum<br />
Beispiel der nach der Finanzkrise abgestürzte<br />
Börsenmakler bei ihm nur noch<br />
„Clochard“. Alle Puppen eint ihreKartoffelnase.<br />
Bereits als Jugendlicher ahmte Schürkamp<br />
„Die Muppet Show“ imFernsehen<br />
nach. Später lernte er parallel zum Lehramtsstudium<br />
(Französisch/Spanisch) in<br />
Südfrankreich Schauspiel und Regie,<br />
Jonglage und Pantomime sowie in Amsterdam<br />
Zauberei, die er auch im Hotel<br />
„Imperial Palace“ (heute „The LINQ“) in<br />
Las Vegas unter Beweis stellte.<br />
Zum Üben braucht der Bauchredner nur<br />
einen Spiegel. Zur Not reicht vor Auftritten<br />
auch der Rückspiegel im Auto. Viel<br />
Bauch braucht er auch nicht, so schlank<br />
wie er ist.Als „Master Me“ ist Schürkamp<br />
vielmehr ein perfekter Schauspieler, der<br />
cool blufft wie ein Zauberer. Denn: Die<br />
verschiedenen Stimmen seiner Puppen<br />
kommen nicht aus seinem Bauch, sondern<br />
aus seinem Mund. Obwohl sich seine<br />
Lippen garnicht zu bewegenscheinen.<br />
Meint man jedenfalls. Dieser Trick gelingt<br />
Schürkamp beim Zuschauer durch<br />
perfekte Ablenkung und diszipliniertes<br />
Atem- und Gesichtsmuskeltraining.<br />
„Schwierige Wörter mit Labial-Lauten<br />
wie „b“, „p“ oder „m“ erfordern dabei<br />
eine hohe Kunstfertigkeit“. Gleichzeitig<br />
steuert er die Arm- und Kopfb<br />
ewegungen<br />
der Handpuppe. Um für die perfekteIllusion<br />
zu sorgen, spricht Schürkamp von<br />
Anfang an mit der Puppe. Auch wenn sie<br />
noch im Koffer verstaut ist. Als ob sie real<br />
ist. „Genau das ist die große Kunst beim<br />
Bauchreden.“<br />
Peter Sauer<br />
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„Das dauert zulange!“ Ständig hat „Dieter Quengelmann“ etwas zu kritisieren. Auch mit dieser Handpuppe<br />
setzt sich Kommunikationstrainer Michael Schürkamp beim Coaching zum Thema „Werte“ auseinander.<br />
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22 GELD &GESCHÄFT<br />
Schwere Zeiten für Sparer<br />
und Anleger gehen weiter<br />
Des einen Freud ist des anderen Leid: Während Kreditnehmer von einer anhaltenden Geldentwertung<br />
profitieren, fürchten Sparer mehr und mehr eine steigende Inflation.<br />
„Sparer, die ihre Chance auf<br />
Rendite steigern wollen, müssen<br />
zwangsweise ein bisschen risikofreudiger<br />
werden.“<br />
Annabel Oelmann<br />
Die Infl fationsrate in Deutschland ist<br />
wieder gesunken –den niedrigeren<br />
Energiepreisensei Dank.Nach Angaben<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
lag die Jahresteuerungsrate im Mai<br />
bei1,5 Prozent –nach2,0 Prozent im<br />
April.<br />
Sparer und Anleger können<br />
trotzdem noch nicht aufatmen.<br />
Der Grund: Die Infl<br />
ation<br />
schmälert ihre Erträge. „Das<br />
gab es früher auch schon“,<br />
sagt Jürgen Kurz von der Deutschen<br />
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.<br />
„Nur da hat die Menschen eine hohe Infl<br />
ationsratenicht so gestört.“ Denn heute<br />
kommt erschwerend hinzu: Die Zinsen<br />
sind historisch niedrig.<br />
Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale<br />
Bremen bringt das Dilemma auf<br />
den Punkt: „Eine 100-prozentige Sicherheit<br />
der Geldanlagen bedeutet derzeit<br />
leider auch einen<br />
realen Kapitalverlust.“<br />
Aus Trotz<br />
gar nicht zu sparen,<br />
istaber keine<br />
Lösung. „Wer gar<br />
nichts beiseitelegt,<br />
hat am Ende<br />
ja auch gar<br />
nichts“, sagt Max<br />
Herbst von der<br />
FMH Finanzberatung. Er rechnet vor,<br />
dass aus monatlich 100Euro nach zwölf<br />
Monaten 1200 Eurowerden. „Beträgt die<br />
Infl<br />
ation zwei Prozent, bleiben einem<br />
dann immerhin noch 1176 Euro.“<br />
Anleger sollten den Zeitpunkt nutzen<br />
und ihre eigene Strategie auf den Prüfstand<br />
stellen. „Sparer, die ihre Chance<br />
auf Rendite steigern wollen, müssen<br />
zwangsweise ein bisschen risikofreudiger<br />
werden“, erläutert Oelmann.<br />
Das bedeutet aber nicht, dass sie leichtsinnig<br />
nur nachder Renditeschielen sollen,<br />
um die Infl<br />
ation auszugleichen. „Es<br />
müssen immer alle Risiken, die mit einer<br />
Geldanlagen verbunden sind, zusammen<br />
betrachtet werden“, sagt Oelmann.<br />
Welche Strategie passt, hängt von der<br />
Laufzeit, den Sparzielen und der Risikobereitschaft<br />
ab. „Wer sein Geld kurzfristig<br />
anlegen möchte, kommt –trotz der<br />
niedrigen Zinsen –kaum am Tagesgeld<br />
oder an kurzfristigen Festgeldern vorbei.<br />
Denn andere Sparformen sind entweder<br />
mit mehr Risiken verbunden, oder die<br />
notwendige Flexibilität ist nicht gegeben“,<br />
erklärt Oelmann.<br />
Ein Wechsel der Bank kann sich heute<br />
schon bei einer geringen Zinsdifferenz<br />
von 0,7 Prozent lohnen. „Wer etwa<br />
10 000 Euro anlegt, hat am Ende eines<br />
Jahres dann 70 Euro mehr“, rechnet<br />
Herbst vor.<br />
Aussicht auf mehr Zinsen gibt es bei Tagesgeldangeboten<br />
ausländischer Banken.<br />
Der Vorteil von Tagesgeld: „Anders<br />
als bei Festgeldangeboten können Sparer<br />
hier ihr Geld kurzfristig innerhalb eines<br />
Tageszurückholen“, erklärt Herbst. „Wir<br />
werden in absehbarer Zeit kein Tagesgeld<br />
mit einer Verzinsung von vier bis fünf<br />
Prozent erhalten.“ Die Staatsverschuldungen<br />
seien zu hoch, viele Länder hättendeshalb<br />
kein Interesse an einem Zinsanstieg.<br />
Werlangfristig sparen will –etwafür die<br />
Altersvorsorge –odermehr Geld zur Verfügung<br />
hat, das er über Jahre liegen lassen<br />
kann, dem empfiehlt Herbst: „Über<br />
Wertpapiersparpläne in Aktien oder<br />
Fonds investieren.“ Um die Risiken zu reduzieren,<br />
rät Oelmann, in Aktien- beziehungsweise<br />
Rentenfonds oder in Indexfondsanzulegen.<br />
So können Anleger beispielsweise<br />
laut Kurz auf den Aktienindex<br />
MSCI World mit Exchange Trades<br />
Funds (ETF) setzen. Diese Fonds bilden<br />
den Aktienindex passiv ab. Eine Direktanlage<br />
ineinzelne Aktien ist laut Oelmann<br />
etwas für erfahrene Anleger.<br />
Insgesamt empfiehlt sie, das Geld nicht<br />
zu lange fest anzulegen: „Sonst kann<br />
nicht mehr reagiert werden, wenn die<br />
Zinsen irgendwann wieder steigen sollten.“<br />
Das ist gar nicht so unrealistisch:<br />
Die EZB hat ihr Ziel wohl bald erreicht –<br />
mittelfristig strebt sie eine Infl<br />
ationsrate<br />
von knapp zwei Prozent an. „Dann wird<br />
sie den Anleihenkauf zurückfahren und<br />
anschließend den Leitzins stufenweise<br />
erhöhen“, sagt Herbst. Die Kreditinstitute<br />
werden dann die Zinsen ebenfalls nach<br />
oben anpassen, sagt Oelmann.<br />
Bis es zu Änderungen in der Geldpolitik<br />
Nur wenig Erträge gibt es derzeit für die Ersparnisse. Selbst Verbraucherschützer raten dazu, vorsichtig in risikoreichere<br />
Anlageformen zuwechseln.<br />
Foto: dpa<br />
kommt, profitieren immerhin Kreditnehmer<br />
von den niedrigen Zinsen. Es kann<br />
sich also lohnen, zu investieren –etwain<br />
eine Immobilien –statt zu sparen. Der<br />
Kauf ist aber nur empfehlenswert, wenn<br />
die Finanzierung solide ist: „Man sollten<br />
mindestens 20, besser 30 Prozent Eigenkapital<br />
mitbringen“, sagt Oelmann. Außerdem<br />
setzt man die Tilgungsrate idealerweise<br />
möglichst hoch an und berücksichtigt,<br />
„dass die Kreditzinsen irgendwann<br />
wieder steigen werden und eine<br />
spätere Anschlussfinanzierung wesentlich<br />
teurer sein kann“.<br />
Auch hier lohnt es, Angebote zuvergleichen,<br />
denn die Immobilienpreise seien in<br />
einigen Gegenden durch die große Nachfragestark<br />
gestiegen, sagt Kurz.Alle drei<br />
Experten warnen: Man sollte sich nicht<br />
durch die niedrigen Zinsen dazu verführen<br />
lassen, sich stärker zu verschulden,<br />
als man es sich leisten kann. dpa<br />
Infrastruktur muss stimmen<br />
Der Handelsverband und der Städtetag setzen sich für lebendige Innenstädte ein.<br />
Auch die Zentren kleinerer Städte müssen –wie hier das Beispiel<br />
Greven –gemeinsam attraktiv gestaltet werden. Foto: Björn Meyer<br />
In einem gemeinsamen Positionspapier<br />
setzen sich der Handelsverband<br />
Deutschland (HDE) und der<br />
Deutsche Städtetag für einen zukunftsfähigen<br />
Einzelhandel in lebendigen<br />
Innenstädten ein –durcheine<br />
Zusammenarbeitvon Stadt,Handel<br />
und Immobilieneigentümern.<br />
Lebendige Städte verbinden<br />
Einkaufen, Wohnen, Arbeiten<br />
und Kultur und ermöglichen<br />
Kommunikation und<br />
Begegnung“, so der Hauptgeschäftsführer<br />
des Deutschen Städtetages,<br />
Helmut Dedy.„Die Innenstädtekönnen<br />
trotz wachsendem Online-Handel attraktiv<br />
bleiben, wenn Online- und Offline-Handel<br />
klug kombiniert und dafür<br />
neue Geschäftsmodelle entwickelt werden.“<br />
Es gelte, eine guteVersorgung der<br />
Bevölkerung zu sichern, die soziale Vielfaltder<br />
Städtezuerhalten, Leerstände zu<br />
vermeiden und Einzelhandelskonzepte<br />
weiterzuentwickeln, heißt es in einer<br />
Mitteilung. Die Städte setzen sich deshalb<br />
gemeinsam mit dem HDE für eine<br />
Verantwortungsgemeinschaft von Stadt,<br />
Handel sowie Eigentümern ein und<br />
unterstützen Händlerinitiativen.<br />
„Online- und Offlinehandel klug<br />
kombinieren.“<br />
Helmut Dedy<br />
„Ohne Einzelhandel gibt es keine attraktiveInnenstadt.<br />
Damit die Händler in Zeiten<br />
des wachsenden Online-Handels erfolgreich<br />
weiterarbeiten können, muss<br />
aber die Infrastruktur stimmen“, so HDE-<br />
Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Dazu<br />
gehöre auch der Ausbau von Breitbandnetzen.<br />
Denn immer mehr Händler<br />
bauten sich im Internet ein zweites<br />
Standbein auf und verknüpfen on- und<br />
offlf ine.<br />
Stadt und Handel erwarten, dass Bund<br />
und Länder die Kommunen insbesondere<br />
durch entsprechende Einbeziehung in<br />
die Breitbandförderprogramme aktiv<br />
unterstützen.Darüber hinaus sei wichtig,<br />
dass die Politik für Rechtssicherheit für<br />
Anbieter öffentlichen WLANs sorge.<br />
Gefordert sind aus Sicht vonDeutschem<br />
Städtetag und Handelsverband<br />
Deutschland aber auch die Immobilieneigentümer<br />
und -entwickler. Sie müssten<br />
ihrer Verantwortung für eine nachhaltige<br />
Entwicklung gerecht werden.<br />
Ein Beispiel könnten Mieten sein, die<br />
die Besucherfrequenz berücksichtigen<br />
und dadurch der finanziellen Überforderung<br />
der Händler vorbeugen.<br />
Städtetag und Handelsverband machen<br />
in ihrem Papier deutlich, dass die fl<br />
ä-<br />
chendeckende Versorgung der Bürger<br />
durch den Handel künftig nur dann gewährleistet<br />
werden kann, wenn alle Beteiligten<br />
eng zusammenarbeiten und die<br />
Politik aufallen Ebenen am selben Strang<br />
zieht.
GELD &GESCHÄFT 23<br />
Die lautlosen Einbrecher<br />
aus dem Internet<br />
Experten warnen: Viele Mittelständler sind zu schlecht gegen Cyber-Kriminalität gerüstet.<br />
Die Versicherungen bieten im Schadensfall Unterstützung durch IT-Spezialisten an.<br />
Lautlos, unauffällig –aber mit verheerenden Folgen für die Unternehmen: Der professionelle Schutz vor Cyber-Kriminalität wird immer wichtiger.<br />
Foto: Colourbox<br />
Es ist das Horrorszenario für jeden<br />
Chef: Alles im Unternehmen steht.<br />
Nur auf den Bildschirmen der Rechner<br />
blinkt ein freundliches „Uppss,<br />
Sie wurden gehackt, Ihre Daten sind<br />
gesperrt.“ Verbunden ist das Ganze<br />
mit der Aufforderung, bitte binnen<br />
48 Stunden soundsoviel Bitcoins zu<br />
überweisen, damit die Daten nicht<br />
ganz gelöscht werden.<br />
MeinUnternehmenist zu<br />
klein,umfür Hacker interessant<br />
zu sein“, sagte<br />
sich früher mancher<br />
Mittelständler – bis<br />
sich der Erpressungs-Trojaner „Wanna-<br />
Cry“ binnen Stundenin100 Ländern ausbreitete.<br />
„Die breiten Angriffe treffen jeden<br />
–als Erstes diejenigen, die nicht gut<br />
vorbereitet sind“, warnt Dr. Timo Hauschild,<br />
Fachbereichsleiter beim Bundesamt<br />
für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
(BSI). Über 250 Mittelständler<br />
informierten sich kürzlich in Münster<br />
beim BVMW (Bundesverband mittelständische<br />
Wirtschaft) über das Thema.<br />
Ein Risiko: In Produktionsbereichen gibt<br />
es oft Prozesssteuerungskomponenten,<br />
die noch auf relativ alten Betriebssystemen<br />
wie Windows XPberuhen. „Das ist<br />
so lange nicht gefährlich, wie die nicht<br />
mit dem Internet verbunden sind“, sagt<br />
Hauschild. „Aber dann kommt der junge,<br />
dynamische Chef und sagt: Ich möchte<br />
vonzuHause aus sehen, wie die Maschinen<br />
laufen.“ Wenn der die Internet-Verbindung<br />
herstelle, ohne aufSicherheit zu<br />
achten...<br />
Daszweitegroße Risiko: der Mensch. Der<br />
befl<br />
isseneMitarbeiter,der auf die E-Mail<br />
des Finanzvorstandes hin tatsächlich<br />
Geld überweist – und so auf eine gefälschteMail<br />
hereinfällt. Stichwort: CEO-<br />
Fraud (CEO-Betrug).<br />
Schön, wenn man dann den Spieß umdrehen<br />
kann. Das ist ein Geschäftsfeld<br />
von Torsten Töllner. Dessen Firma SEC<br />
Consult hat schon präparierte„Bankquittungen“<br />
an solche kriminellen Absender<br />
geschickt. „Der hat daraufgeklickt“ –und<br />
sich enttarnt. Die Verbindung ließ sich bis<br />
Ghana zurückverfolgen, über Facebook<br />
die Identität eines Verdächtigen ermitteln.<br />
Töllner: „Wir haben die Sache den<br />
Behörden übergeben.“<br />
Viele Unternehmen seien „schlecht“ geschützt,<br />
obwohl ihnen das Problem bewusst<br />
sei, sagt Prof. Dr. Sebastian Schinzel<br />
von der Fachhochschule Münster.<br />
„Wenn wir bei Penetrationstests in weniger<br />
als einer Stunde an sensible Daten<br />
kommen, war jemand fahrlässig.“<br />
Töllner verweist in dem Zusammenhang<br />
auf eine Studie seines Unternehmens<br />
unter „größeren Mittelständlern“: „Nur<br />
58 Prozent der Unternehmen hatten<br />
einen vollamtlichen IT-Sicherheitsbeauftragten.“<br />
Und nur etwa37Prozent dieser<br />
größeren Mittelständler hätten sich<br />
gegen gezielte Angriffe „genügend gewappnet“<br />
gefühlt. Das Problem: Auch<br />
Internet-Kriminelle denken betriebswirtschaftlich<br />
–und suchen sich deshalb Opfer,<br />
die sich möglichst schnell und leicht<br />
hacken lassen. „Die Großunternehmen<br />
haben sich bei der Security sehr stark professionalisiert“,<br />
sagt Töllner. Internet-<br />
Kriminelle wichen daher zunehmend auf<br />
den Mittelstand aus.<br />
Und wenn der Schaden dann da ist?<br />
Dann greift die Cyber-Versicherung.<br />
Auch die Westfälische Provinzial in<br />
Münster bietet seit Jahresbeginn solche<br />
Verträge an. „Die Kunden wollen vor allem,<br />
dass ihr Laden schnell wieder läuft“,<br />
erklärt Michael Hein, Hauptabteilungsleiter<br />
bei der Provinzial. Die Policen bieten<br />
daher nicht nur Schadenersatz, sondern<br />
auch schnelle, konkrete Hilfe von<br />
Spezialisten wie Töllner.<br />
Cyber-Policen seien „ein rasant wachsender<br />
Bereich.“ Einigeinder Branche sprächen<br />
bereits vonder „Brandversicherung<br />
des 21.Jahrhunderts –soweit würde ich<br />
nicht gehen“, sagt Hein. Doch dem BSI-<br />
Mann Hauschild gefällt der Vergleich:<br />
Schließlich sei einst über die Feuerversicherung<br />
der vorbeugende Brandschutz<br />
zum verpfl<br />
ichtendenStandardgeworden<br />
–weil die Versicherungen sie forderten.<br />
Wenn das mit Maßnahmen zur Cyber-Sicherheit<br />
ähnlich funktioniere...<br />
Martin Ellerich<br />
Börsengänge bieten Chancen<br />
Mit ein bisschen Geduld kann man aus Sicht der Vermögensverwalter dabei Geld verdienen.<br />
Viele Unternehmen träumen davon,<br />
den Schritt an die Börse zu schaffen.<br />
Sie könnendann Geld bei Aktionären<br />
einsammeln, um dadurch unter anderem<br />
ihr Wachstum zu finanzieren.<br />
Und sie erhalten eine höhere Aufmerksamkeit,<br />
was dabei hilft, Neugeschäft<br />
zu generieren.<br />
Nun war 2016 ein schwaches<br />
Jahr für Börsengänge<br />
(IPO –Initial Public Offering).<br />
„Im Vergleich zum<br />
Vorjahr sank die Zahl der<br />
Neuemissionen in Deutschland von 15<br />
auf fünf und damit auf den niedrigsten<br />
Stand seit Ausbruch der Finanzkrise im<br />
Jahr 2008“, erklärt Thomas Hünicke, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der WBS<br />
Hünicke Vermögensverwaltung in Düsseldorf.<br />
Die Schweizer Bank UBS, so der Experte,<br />
erwarte für 2017 in Deutschland fünf bis<br />
zehn Börsengänge und zähle hier Transaktionen<br />
mit einem Volumen ab 100Millionen<br />
Euro. Hünicke: „Hintergrund der<br />
eher mauen Phase: Viele Unternehmen<br />
sitzen aufgroßen Cash-Reserven und sehen<br />
keinen Grund, sich für den Kapitalmarkt<br />
zu öffnen. Wenn sie es tun, bieten<br />
sich für Investoren sehr guteChancen, an<br />
einer dynamischen Entwicklung teilzuhaben.“<br />
Denn viele Unternehmen legen im Zuge<br />
der Emission einen ordentlichen Sprung<br />
hin, wie Börsendaten der Jahre2015und<br />
2016 zeigen. So hat zum Beispiel der Maschinenhersteller<br />
Aumann aus Düsseldorf,<br />
dessen Erstnotiz auf den 24. März<br />
2017 datiert, seit der Emission für 42<br />
Euro fast 20 Euro hinzugewonnen –ein<br />
Sprung von knapp 48 Prozent. Auch das<br />
Reiseunternehmen Trivago, das kurz vor<br />
Weihnachten 2016 in New York an die<br />
Börse gegangen ist, legtevon 11,34 Euro<br />
auf 16,06 Euro zu.<br />
Nunsind Börsengängefür Aktionäre,besonders<br />
für Privatanleger,kein Selbstläufer.<br />
Zumal viele Unternehmen gar nicht<br />
mehr bereit sind, ihre Aktien relativ aufwendig<br />
bei Privatanlegern zu platzieren.<br />
Sie setzen lieber aufinstitutionelle Investoren,<br />
das verschafft mehr Planungssicherheit.<br />
„Der Aufw<br />
and für Private,von einem Börsengang<br />
zu profitieren, ist also nicht unerheblich.<br />
Sie müssen zum einen hoffen,<br />
überhaupt Aktien zu erhalten –gerade<br />
dann, wenn es sich um ein sehr bekanntes<br />
Unternehmen wie Facebook oder<br />
Snapchat handelt –, zum anderen müssen<br />
sie den Weg über die Depotbank gehen,<br />
da die Aktien ja noch nicht im freien<br />
Handel verfügbar sind. Aber es kann sich<br />
lohnen“, schreibt der Vermögensverwalter.<br />
Insofern müssen Anleger entscheiden,<br />
welchen Aufw<br />
and sie eingehen wollen.<br />
Wenn sie großes Vertrauen in ein Unternehmen<br />
setzen, sie die Zukunftsaussichten<br />
und Marktpotenziale einschätzen<br />
können, ist der Weg über die Zeichnung<br />
direkt zum Börsenstart denkbar und ein<br />
guter Weg, Gewinne einzustreichen.Wer<br />
eher zurückhaltend agieren möchte, wartet<br />
den Börsenstart ab und steigt ein,<br />
wenn sich die Situation beruhigt hat. Die<br />
Aumann-Aktie beispielsweise notierte<br />
knapp zehn Tage nach dem Start bei<br />
unter 50 Euro, dem niedrigsten Stand der<br />
jungen Börsenhistorie des Unternehmens.<br />
„Ein bisschen Geduld kann sich somit<br />
auszahlen, wenn man bei einem Börsengang<br />
Geld verdienen möchte.“<br />
Börsengänge können für Anleger interessant<br />
sein. Sie müssen aber Geduld aufbringen,<br />
wenn im Handelssaal der Kursverlauf<br />
schwankt.<br />
Foto: dpa
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Geld & Geschäft: Indexpolicen<br />
stehen hoch im Kurs Seite 17<br />
DIE WIRTSCHAFT<br />
Im Bann der Abschotter<br />
Die USA und Großbritannien verweigern sich zunehmend dem globalen Handel. Präsidentenwechsel<br />
und Brexit drohen auch die Unternehmen im Münsterland in Mitleidenschaft zu ziehen.<br />
Der neue DonaldTrumpbautHan-<br />
die britische<br />
US-Präsident<br />
delsmauern, Regierungbereitett<br />
den Brexit vor, und die<br />
wird<br />
türkische unberechenbarer.<br />
Politik zunehmend die<br />
UnternehmenimMüns-<br />
immer<br />
Auch terland stärker die Auswirkungen<br />
globaler Turbulenzen<br />
auf ihr Geschäft.<br />
Es geht um<br />
mehrere Mil-<br />
liarden Euro<br />
Auslandsumsatz.<br />
Allein in<br />
USA,<br />
spüren die drei Großbritannien und Tür-<br />
kei, die alle in politischen<br />
Turbulenzen stecken, ex-<br />
Unternehmenn<br />
Länder portieren aus dem Bezirk der In-<br />
und Handels-<br />
dustrie- Nord<br />
kammer in Münster<br />
(IHK) Westfalen Waren tungen im Wert vonüber<br />
3,6 Milliarden Euro. Wie<br />
Prof. Dr. Bodo Risch,<br />
stellvertretender IHK-Hauptgeschäfts-<br />
Hauptgeschäftsführer,<br />
dieser Zeitung erklärte, erreicht<br />
allein der Export von rund500 Betrieben<br />
aus dem Münsterland und der Emscher-<br />
Lippe-Region in das Brexit-Land Großbritannien<br />
ein jährliches Volumen von 1,6<br />
Milliarden Euro. In den USA, woder neue<br />
Präsident Donald Trump täglich für neue<br />
wirtschaftspolitische Unruhe sorgt, erreichte<br />
der Wert der Geschäfte aus der<br />
und Dienstleis-<br />
Münster | Münsterland<br />
Region im vergangenen Jahr einen Wert<br />
von 1,5 Milliarden Euro.<br />
Allerdings spiele bei den münsterländischen<br />
Ausfuhren in die USA der Maschinenbau<br />
eine große Rolle, so Risch. „Diese<br />
Branche steht bei der Abschottungspolitik<br />
Trumps nicht so im Fokus.“ Der stellvertretende<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
sieht in dieser Branche vor allem auch<br />
deshalb einen Zwang zum Einkauf ländischen Know-hows, „weil der USaus-<br />
Maschinenbau antiquiert ist“.<br />
Hinzu kommen für die heimischen Exporteure<br />
politischen Unsicherheiten in<br />
einigen europäischen Nachbarländern –<br />
etwa in Frankreich und den Niederlanden,<br />
wo rechte Kandidaten bei den Präsidenten-<br />
bzw. Parlamentswahlen eine be-<br />
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MODERNE LOGISTIK<br />
IMUNTERNEHMEN<br />
Ausgabe 1/2017<br />
„Ein dynamisches Jahr“<br />
Statistisches Bundesamt bewertet die Wirtschaftsleistung positiv<br />
DiedeutscheWirtschafthatEnde<br />
2016zualtemSchwungzurückgefunden.NacheinerDelleimSommer<br />
zog die Wirtschaftsleistung<br />
vonOktoberbisDezemberum0,4<br />
Prozent gegenüberdemdritten<br />
Quartalan, wie das Statistische<br />
Bundesamt jetzt in Wiesbaden<br />
mitteilte.<br />
Befl<br />
vom Konsum<br />
und größte<br />
fügelt vom Bauboom<br />
wuchs Volkswirtschaftdamitso<br />
stark wie der Euroraum<br />
insgesamt.ImdrittenQuartalwardas<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich<br />
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um0,1Prozentgestiegen.ImGesamtjahrstandeinkräftigesPlusvon1,9<br />
Prozent. Es wardasstärksteWachs-<br />
tumseitfünfJahren.FürdiesesJahr<br />
sindÖkonomenzuversichtlich,siesehenallerdingsgroßepolitischeUnsicherheiten.<br />
„Das gute vierte Quartal setzt den<br />
Schlusspunkthintereindynamisches<br />
Jahr 2016. Deutschlandistspürbar<br />
schnellergewachsenalsimlangfristigen<br />
Durchschnitt“, erklärte KfW<br />
-<br />
Chefv<br />
olkswirt Jörg Zeuner. Viele<br />
internationaleTurbulenzenseienwegen<br />
der starken Binnenwirtschaft<br />
kaumaufDeutschlanddurchgeschlagen.<br />
AbgehängtwurdeEuropasKonjunk-<br />
turlokomotivezumJahresendeunter<br />
anderemvonSpanien (plus0,7Pro-<br />
zent)unddenNiederlanden(plus0,5<br />
Prozent). Im Gesamtjahrwuchsdas<br />
BIP in denNiederlandenkräftigum<br />
2,1Prozent.DieRegierungkanngute<br />
NachrichtenrundvierWochenvor<br />
derParlamentswahlgebrauchen.Die<br />
französischeWirtschaftgewannvor<br />
demWahljahrebenfallsanSchwung<br />
undlegteEnde2016um0,4Prozent<br />
zu.<br />
InDeutschlandtrugennachvorläufigenDatenderStatistikerdieKaufl<br />
fust<br />
derBundesbürgerunddieAusgaben<br />
desStaatesmaßgeblichzumWachs-<br />
tum Ende 2016 bei. Der habe<br />
seine Konsumausgabendeutlicher-<br />
höht, erklärtedieBehörde.<br />
ImVorjahresvergleichlegtedaspreisbereinigteBIPvonOktoberbisDezemberum1,2Prozentzu.Fürdieses<br />
JahrhatdiedeutscheWirtschaftnach<br />
AngabenderStatistikerbereitsein<br />
Plusvon0,5Prozentsicher.<br />
dpa<br />
NÄCHSTE AUSGABE<br />
22.8.2017<br />
Der<br />
Anzeigenschluss<br />
ist am 4. 8.2017<br />
OFFEN GESAGT<br />
Vielfalt kann<br />
schützen<br />
drohlich starke Zustimmung erwarten<br />
können. Das trifft dann sogar das münsterländische<br />
Handwerk: Es gebe vor allem<br />
enge geschäftliche Kontakte in die<br />
Niederlande, berichtete der Pressesprecher<br />
der Handwerkskammer Münster,<br />
Michael Hoffmann.<br />
►Fortsetzung auf Seite 2<br />
uch<br />
A en die politischen Turbu-<br />
Ideen alleine verändern nichts.<br />
Sondern der Mut, sie umzusetzen.<br />
Der neue Panamera.<br />
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Wir freuen uns auf Ihren Besuch.<br />
am Münsterland gelenzen<br />
in wichtigen Handelsnationen<br />
wie den USA und Großbritannien<br />
nicht vorbei. Milliardenschwere<br />
Exportvolumina<br />
verbinden die Region mit den<br />
Krisenländern.<br />
Doch im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Gegenden Deutschlands<br />
hat das Münsterland<br />
einen gewaltigen Vorteil: Die<br />
Hidden Champions, die es in<br />
der Region in großes Zahl gibt,<br />
sind auf dem Weltmarkt in<br />
ihren Sparten überlegen.<br />
Auch US-Präsident Trump dürfte<br />
seinem Land diese Waren<br />
nicht vorenthalten wollen und<br />
deshalb hier von Zöllen absehen.<br />
Außerdem steht China als alternativer<br />
Markt zur Verfügung.<br />
Auch wenn die dortige<br />
Wirtschaft nicht mehr ganz so<br />
stark wächst wie in der Vergangenheit,<br />
wird sich die<br />
Volksrepublik – vor allem auch<br />
wegen Trumps Abschottungspolitik<br />
– zunehmend zur führenden<br />
ökonomischen Macht<br />
der Welt entwickeln.<br />
Die Wirtschaft im Münsterland<br />
hat in der Vergangenheit immer<br />
wieder ihre hohe Flexibilität<br />
unter Beweis gestellt. Basis<br />
für diese schnelle Reaktionsfähigkeit<br />
ist vor allem die mittelständische<br />
Struktur der regionalen<br />
Betriebe. Großkonzerne<br />
erweisen sich hingegen in der<br />
Regel als schwerer lenkbare<br />
Kolosse – können sich somit<br />
auch auf politische Umbrüche<br />
nur verspätet einstellen.<br />
Jürgen Stilling<br />
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LEBEN &WISSEN 25<br />
Reise durchs Sonnensystem<br />
Unter münsterischer Federführung haben 19 Planetarien eine atemberaubende Expedition zu den Planeten<br />
produziert –kein Science-Fiction-Film, sondern naturgetreue und realistische Bilder.<br />
Wichtig für den Größenvergleich: Immer wieder wurden Raumschiffe und Astronauten in die Show eingebaut.<br />
Foto: Matthias Ahlke<br />
Björn Voss lädt zu einem kleinen Besuch<br />
in die Nachbarschaft. Nach seinen<br />
Maßstäben. Zwar sind es leicht<br />
228 Millionen Kilometer bis zum<br />
Mars. Aber das ist –inkosmischen<br />
Maßstäben – wirklich nur ein Katzensprung.<br />
Mars ist unser nächster<br />
Nachbar auf dem Weg weg von der<br />
Sonne. Da kann man mal eben vorbeischauen.<br />
Und sich von Voss führen<br />
lassen.<br />
Regisseur und Projektleiter: Dr. Björn Voss hat die Produktion<br />
zwei Jahre lang geleitet.<br />
Foto: LWL/Steinweg<br />
Da kommt man relativ gut<br />
hin“, sagt Dr. Voss. Sechs<br />
Monate brauchen unbemannte<br />
Raumsonden zurzeit,<br />
um von der Erde auf<br />
den Mars zu kommen. Weil sie spritsparend<br />
unterwegs sind und es auf ein paar<br />
Tage mehr oder wenigernicht ankommt.<br />
Astronauten könnte man schneller dorthin<br />
bringen, weiß der Leiter des münsterischen<br />
Planetariums am Aasee. Er weiß<br />
auch, wassie auf unserem Nachbarplaneten<br />
zusehen bekämen: sandige Böden,<br />
ausgedehnte Vulkane, Krater, Berge und<br />
Gesteinsbrocken. Das Ganze vornehmlich<br />
in Rottönen, was dem Rost geschuldet<br />
ist –Eisenoxid hat sich als Staub auf<br />
der Marsoberfl<br />
ächeund in seiner dünnen<br />
Atmosphäre verteilt.<br />
Genau das zeigt Voss den Besuchern des<br />
Planetariums in der aktuellen Show„Planeten<br />
–Expedition ins Sonnensystem“.<br />
Kein Science-Fiction-Film, der in Hollywood<br />
mit viel Fantasie entstanden ist.<br />
Sondern eine 50-minütigeAnimation mit<br />
naturgetreuen und realistischen Bildern.<br />
Genau daraus ist die Show entstanden:<br />
Aus Daten und Bildern, die auf zahlreichen<br />
Raummissionen gesammelt wurden.<br />
„Cassini“ hat die Saturnringe und<br />
Eismonde untersucht, „Rosetta“ einen<br />
Kometen aus der Nähe fotografiert, die<br />
Sonde „New Horizons“ ist dicht am Pluto<br />
vorbeigefl<br />
ogen.<br />
Björn Voss hat als Regisseur und Koordinator<br />
Datenmodelle und Fotografien gesammelt.<br />
19 Planetarien warenbeteiligt;<br />
15 wissenschaftliche Berater standen mit<br />
ihrem Wissen parat; zehn, zwölf Grafik-<br />
Experten haben Bilder montiert, Oberfl<br />
ä-<br />
chen am Computer gezeichnet und Kamerafahrten<br />
simuliert.<br />
Dabei wurden Datenmengen bewegt, die<br />
auch den ambitioniertesten PC-Freak an<br />
und über seine Grenzengebracht hätten.<br />
Schon einzelne Bilder sind einige Gigabytes<br />
groß –inder ganzen Produktion<br />
stecken 90 000 Einzelbilder.Dafür haben<br />
drei Planetarien 20 bis 30 Rechner zu<br />
Clustern verbunden. „Insgesamt“,<br />
schätzt Björn Voss, „steckt ein Jahr Rechnerzeit<br />
in dem Projekt.“<br />
Vor drei Jahren haben die ersten der beteiligten<br />
Planetarien mit dem Sammeln<br />
der wissenschaftlichen Daten begonnen;<br />
vor zwei Jahren wurde die Arbeit konkret.<br />
Da nehmen sich die Kosten von zusammen<br />
150000 Euro nachgerade bescheiden<br />
aus. Aber Voss relativiert: „Das<br />
ist nur das Geld, das an externe Firmen<br />
bezahlt wurde.“<br />
►Fortsetzung auf Seite 26<br />
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26 LEBEN &WISSEN<br />
Als wäre man selbst ein<br />
reisender Astronaut<br />
Das Planetarium Münster plant jetzt schon das nächste Projekt: „Die Geschichte der Welt –Teil zwei“.<br />
„Wir kollidieren mit unserer Nachbargalaxie<br />
Andromeda.“<br />
Dr. Björn Voss<br />
Die beteiligten Planetarien,<br />
manch astrophysikalisches<br />
Institut und einzelnebeteiligte<br />
Wissenschaftler tauchen<br />
auf den Rechnungen<br />
nicht auf. In Münster etwahaben sich der<br />
3D-Artist Robert Perdok und Claudia<br />
Schmitz in der Bildbearbeitung um diese<br />
Odyssee ins Weltall verdient gemacht.<br />
Und Dr.TobiasJogler,Ewald Segna, Barbara<br />
Wernsing, Peter Puschmann als Berater.<br />
Michael Dütting von den Sternfreunden<br />
Münster steuerte ein Bild bei –<br />
„eine Super-Zusammenarbeit in jeder<br />
Hinsicht“, bilanziert Björn Voss. Das gilt<br />
auch weit über Münster hinaus. Zwei österreichische<br />
Planetarien warenbeteiligt,<br />
eine schweizerische Einrichtung und ein<br />
Planetarium in den USA. Sie alle profitieren<br />
nun von der Projektion. Die Show<br />
wird auch in den USA präsentiert –aber<br />
wohl in kleineren<br />
Häppchen: „50<br />
Minuten Aufmerksamkeit<br />
am<br />
Stück bekommt<br />
man dort nicht.“<br />
Gebündeltes Wissen<br />
aus Jahrzehnten<br />
steckt in dieser<br />
Expedition. Daten der ersten Marsmissionen<br />
aus den 1980er Jahren wurden<br />
ebenso verwandt wie Höhenmodelle<br />
des Planeten, die in den 1990er Jahren<br />
entstanden. Das i-Tüpfelchen setzen natürlich<br />
die Bilder der jüngsten Missionen.<br />
Sie haben beispielsweise die 4000 Kilometer<br />
langen Mariner-Täler fotografiert.<br />
Die können sich Planetariumsbesucher<br />
nun quasi im Vorbeifl<br />
ug anschauen–„so<br />
realistisch, wie es ein Astronaut zu sehen<br />
bekäme“, sagt Voss. Raumfahrer sind in<br />
der Show dann auch zu sehen, ebenso<br />
wie Raumsonden und Bodenfahrzeuge.<br />
„Ein bisschen Spielerei, eigentlich nur<br />
Dekoration“, räumt der münsterische<br />
Planetariumsleiter ein. „Aber die Figuren<br />
verdeutlichen auch die richtigen Größenverhältnisse.“<br />
Eine Raumfahrt, die der Besucher in den<br />
bequemen Sesseln des LWL-Planetariums<br />
unternehmen kann.Dazu gehören<br />
auch noch eine Stippvisite auf dem<br />
Mond,der Vorbeifl<br />
ug eines Kometen, ein<br />
Besuch auf dem Pluto, ein Durchfl<br />
ug zwischen<br />
Saturn und seinen Ringen und eine<br />
Landung auf dem Jupiter.<br />
Zuletzt hatte die Show noch kleine Fehler.<br />
Manchmal bewegten sich die Sterne<br />
im Hintergrund falsch, manchmal stand<br />
die Sonne still, wo sie aufgehen müsste.<br />
Inzwischen werden auch sie verschwundensein–Vossund<br />
seine Kollegen beseitigen<br />
gerade die letzten Makel.<br />
Dann geht es ans nächste Projekt. „Die<br />
Geschichte der Welt –Teil zwei“ nennt<br />
Voss das bescheiden. Er will in die Zukunft<br />
reisen –inähnlicher Qualität und<br />
Lebensnähe. „Die Sonne wird nicht ewig<br />
scheinen. Wir kollidieren mit unserer<br />
Nachbargalaxie Andromeda.“ Noch ist<br />
die2,5 Millionen Lichtjahrevon unserem<br />
Sonnensystem entfernt. Aber das ändert<br />
sich schnell. Die Kollision, so Voss, ist absehbar.<br />
Errechnet mit kurzen zwei Milliarden<br />
Jahren Wartezeit. Wem das zu<br />
lang ist,der kann sich in zwei, drei Jahren<br />
das Ganze schon mal in der nächsten<br />
Show des Planetariums ansehen.<br />
Uwe Gebauer<br />
Detailaufnahmen: Björn Voss verspricht Bilder, wie sie auch ein Astronaut zu sehen bekäme.<br />
Fotos: Matthias Ahlke<br />
Auch dem Saturn mit seinen bekannten Ringen stattet man auf der Reise durch das Sonnensystem einen Besuch ab.<br />
PLANETARIUMSSHOW<br />
50 Minuten dauert die Show im<br />
Planetarium des Landschaftsverbandes<br />
Westfalen-Lippe imLWL-<br />
Museum für Naturkunde in Münster.<br />
Dazu gehört immer ein Teil<br />
mit aktuellen Nachrichten. Im<br />
Moment geht es um das für September<br />
2017 geplante Ende der<br />
Raumsonde „Cassini“ auf dem<br />
Saturn. Derzeit ist die Show mittwochs<br />
(15 Uhr), freitags (18 Uhr),<br />
samstags (17 Uhr) und sonntags<br />
(16 Uhr) zu sehen. Der Eintritt<br />
kostet 5,50 Euro (ermäßigt drei<br />
Euro) –zusätzlich zum Museumseintritt.<br />
Informationen zu Show und LWL-<br />
Planetarium: Tel. 02 51/5 9160 50<br />
www.lwl-planetarium-muenster.de<br />
Ossendorf GmbH Stahlbau<br />
Ridderstraße 21–23 ·48683 Ahaus<br />
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LEBEN &WISSEN 27<br />
Die Welt besser verstehen<br />
Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar wünscht sich mehr Lernorientierung inden Schulen.<br />
Man hält aus seiner Sicht zu sehr an überholten Lehrbüchern und Unterrichtsinhalten fest.<br />
Regenbögen, technische Geräte oder<br />
Computer begeistern Kinder. Doch<br />
dieselben Kinder und Jugendlichen<br />
stöhnen, wenn Mathematik, Informatik<br />
oder Naturwissenschaften<br />
(MINT-Fächer)auf dem Stundenplan<br />
stehen. Das hat Folgen: Nach Angaben<br />
des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />
(IW Köln) gab esimApril eine<br />
MINT-Lücke von 237 500 Personen<br />
auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Über Wissenschaften, den<br />
Schulunterricht und die<br />
Ideen-Expo, Deutschlands<br />
größtes Jugend-Event für<br />
Naturwissenschaften und<br />
Technik, hat Martin Ellerich mit dem Wissenschaftsjournalisten<br />
und Moderator<br />
Ranga Yogeshwar („Quarks &Co.“) gesprochen.<br />
Mitte Juni stand er wieder auf<br />
der Bühne der Ideen-Expo in Hannover.<br />
Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar<br />
Seit Jahren wird vonder Förderung<br />
der MINT-Berufe geredet – und<br />
trotzdem haben wir eine riesige<br />
Fachkräfte-Lücke in naturwissenschaftlich-technischen<br />
Berufen.<br />
Was machen wir falsch?<br />
Ranga Yogeshwar: Das ist ein breiter<br />
Katalog: Es fängt an bei einer adäquaten<br />
Behandlung in der Schule. Bei der Didaktik<br />
dieser oft sperrigen Fächer haben wir<br />
viel zu wenig unternommen. In Zeiten, in<br />
denen junge Leute mit Begeisterung an<br />
3D-Druckern arbeiten, könnte man am<br />
Foto: imago<br />
Kinder basteln bei der Ideen-Expo 2017 auf dem Messegelände der Deutschen Messe in Hannover amStand der Region Hannover. Die Ideen-Expo ist nach<br />
Veranstalterangaben das bundesweit größte Jugendevent für Wissenschaft und Technik.<br />
Foto: dpa<br />
Beispiel dieser Drucker jede Menge Wissenschaft<br />
erklären. Stattdessen halten<br />
wir zu stark anüberholten Lehrbüchern<br />
und Unterrichtsinhalten fest.<br />
Das Smartphone ist für viele Jugendliche<br />
fast ein Körperteil. Berührungsängste<br />
mit MINT-Fächern<br />
dürfte es da doch nicht geben?<br />
Yogeshwar: Das eine ist der Konsum<br />
von Technik, das andere die Gestaltung<br />
mithilfe der Technik. Das sind zwei Paar<br />
Schuhe. Vielleicht müllen wir die jungen<br />
Menschen mit zu viel Konsum von Technik<br />
zu und geben ihnen zu wenigeAnreize<br />
zum Gestalten von Technik. Da ist die<br />
Ideen-Expo in Hannover ein tolles Vorbild.<br />
Dagibt esviele Zonen, wo junge<br />
Leute selber etwas machen können. Und<br />
nicht die Manager,sondern dieAuszubildenden<br />
der Unternehmen treten mit den<br />
jungen Leuten in den Dialog. Wir hatten<br />
bei der letzten Ideen-Expo über 300000<br />
jungeMenschen. Ein tolles, auchemotionales<br />
Erlebnis! Ich habe immer das Bild<br />
von dem Mädchen vor Augen, das zum<br />
ersten Mal mit einem Lötkolben eine<br />
elektrische Schaltung gebaut hat. Dieser<br />
Stolz in ihren Augen... Solche Erfahrungen<br />
verändern die Perspektive.<br />
Lernen beim Selbermachen ist die<br />
beste Methode?<br />
Yogeshwar: Ja, Begreifen beim Anfassen.<br />
Den Spaß dabei haben. Wir müssen<br />
die Naturwissenschaften aus der klassischen<br />
Leistungsorientierung herausnehmen<br />
und eine Lernorientierung daraus<br />
machen. Das Schielen auf Noten führt<br />
nur dazu, dass Kinder und junge Leute<br />
büffeln, um die Inhalte ineiner Klausur<br />
abzuspulen, um sie anschließend zu vergessen.<br />
Lernorientierung zielt hingegen<br />
auf wirkliches Verständnis, darauf, die<br />
Welt mit dem Erlernten besser zu verstehen.<br />
Später zum Beginn des Studiums<br />
durchlaufen die Studienanfänger einen<br />
absurden Aussiebprozess, der bei vielen<br />
Wunden hinterlässt und die Begeisterung<br />
für das Fach auffrisst. Das ist völlig falsch.<br />
Und: Oft brauchen sie das, wasindiesen<br />
ersten Klausurenabgefragt wird, nie wieder.<br />
Habenwir den falschenBlick auf die<br />
Naturwissenschaften?<br />
Yogeshwar: Wir leben in einer Gesellschaft,<br />
die Naturwissenschaften immer<br />
noch reserviert gegenübersteht. In einer<br />
Talk-Show ist es kein Problem zu sagen:<br />
„Ach, Mathe habe ich früh abgewählt.“<br />
Aber sagen Sie da mal: „Goethe, wer ist<br />
das?“<br />
Wie erleben Sie es, wenn heute der<br />
Wissenschaft „alternative Fakten“<br />
entgegengestellt werden. Wie erleben<br />
Sie diesen Zweifel an der Wissenschaft?<br />
Yogeshwar: Wir erleben da eine tiefe<br />
Vertrauenskrise. Viele naturwissenschaftliche<br />
Prozesse sind so kompliziert,<br />
dass der Laie sie nicht im Detail nachvollziehen<br />
kann.Der Laie ist darauf angewiesen,<br />
letztlich dem Fachmannzuglauben.<br />
Und wenn dann Fachleute pfuschen –<br />
Beispiel Dieselskandal –, hat das einen<br />
immensen Kollateralschaden: Es zerstört<br />
die Basis der Glaubwürdigkeit. Fakten<br />
werden angezweifelt ...<br />
DieUSA steigen aus dem Weltklimavertrag<br />
aus. Auch in Deutschland<br />
zweifeln vieleMenschen daran, dass<br />
der Klimawandel vom Menschen<br />
verursacht ist. Was sagen Sie dazu?<br />
Yogeshwar: Die Zeitschrift Science hat<br />
im Jahr 2008 fast1000 wissenschaftliche<br />
Publikationen ausgewertet. Klare Aussage:Defactogibtesinder<br />
Wissenschaftswelt<br />
keinen Zweifel am menschengemachten<br />
Klimawandel mehr. Eine Wissenschaftlerin<br />
aus Harvard, Naomi Oreskes,<br />
hat sich das näher angesehen und belegt<br />
in ihrem Buch „MerchantsofDoubt“<br />
(„Die Machiavellis der Wissenschaft“),<br />
wie eine Handvoll vonLobbyisten Thinktanks<br />
ins Leben rufen und systematisch<br />
Zweifel säen. Das Absurde, das Frau<br />
Oreskes nachweisen konnte: Es sind in<br />
den USAzum Teil dieselben Personen involviert,<br />
die in früheren Zeiten für die Tabaklobby<br />
die gesundheitsschädlichen<br />
Einfl<br />
üsse negiert haben: Das ist eine Art<br />
Industrie der Desinformation, die Zweifel<br />
sät.<br />
Dabei ist Zweifel eigentlich der Anfang<br />
aller Wissenschaft ...<br />
Yogeshwar: Die Wissenschaft ist eine<br />
institutionalisierte Welt des Zweifelns:<br />
Alles, wasbehauptet wird, mussauchvon<br />
anderen verifiziert und reproduziert werden<br />
können. Natürlich gibt es in der Wissenschaft<br />
Menschen, die pfuschen. Die<br />
haben aber auf Dauer schlechte Karten,<br />
weil dieses Kontrollsystem funktioniert.<br />
KHOffice-Service
28 LEBEN &<br />
Noch öffentlich oder schon pr<br />
Viele Projekte sind nahe am oder im Museum /Zahlreiche performative Arbeiten<br />
„Tiefenbohrung“ nennt Kasper König<br />
dieSkulptur-Projekte gerne. Weil<br />
diese Ausstellung nur alle zehn Jahre<br />
stattfindet und mithin Distanz zur<br />
Zeitgeschichte aufnehmen kann und<br />
will. Also kein Event und kein Skandal<br />
sein möchte. Im Mittelpunkt<br />
steht das Verhältnis von privatem<br />
und öffentlichem Raum und was die<br />
Kunst damit macht. Die Dekade<br />
macht Veränderungen deutlich. Und<br />
ein erster Blick auf die fünfte Ausgabe<br />
seit der Erfindung der Projekte im<br />
Jahr 1977 deutet an, auf was diese<br />
Tiefenbohrung stößt.<br />
»Ich hoffe, dass die Ausstellung<br />
einen Beitrag liefern kann zum genauen<br />
Hinsehen.«<br />
Kurator Kasper König<br />
Das Private mischt sich mit<br />
dem Öffentlichen auf diffuse<br />
Weise. Es wirdgleichsam<br />
unsichtbar,unfassbar,<br />
unangenehm. So implementiert<br />
Gregor Schneider in das öffentliche<br />
Landesmuseum eine Privatwohnung<br />
(erreichbar von außen über einen<br />
Notausgang), in<br />
der sich der Besucher<br />
wie ein Eindringling<br />
vorkommt.<br />
Das Private<br />
wirkt hier<br />
leer, kühl, aseptisch.<br />
Was auffällt: Im<br />
Vergleich zu den<br />
früheren Jahren tummeln sich viele<br />
Künstler nahe am oder gar imMuseum.<br />
Das liegt sicher auch daran, dass die<br />
Herrschaftlichkeit des Neubaus den kritische<br />
Geist provoziert. Soversucht Nora<br />
Schultz mit Wackel-Videos und weichem<br />
Teppich die Monstrosität dieserarchitektonischen<br />
Modernität zu brechen und zu<br />
mildern.<br />
Für –imVergleich zu den Vorjahren –erstaunlich<br />
bis erschreckend viele Projekte<br />
gibt es Öffnungszeiten: Das ist der Art<br />
von öffentlichem Raum geschuldet. Bei<br />
der Unterwasserbrückevon Ayse Erkmen<br />
in Münsters Hafen ist es die Sicherheit,<br />
für die die Organisatoren Verantwortung<br />
tragen. Weil Wasser als öffentlicher<br />
Raum gefährlich ist. Bei vier Rettungsschwimmern<br />
lässt sich die Rundum-Sicherheit<br />
nicht Tagund Nacht gewährleisten.<br />
Installationen in der Diskothek „Elephant“<br />
oder im Museum können dem<br />
Publikum nicht 24 Stunden zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Gut ein Drittel der Projekte hat eine performative<br />
Struktur. Dabei ist die Arbeit<br />
vonXavier Le Royund Scarlet Yu zugleich<br />
interaktiv und subversiv: In Workshops<br />
wurden und werden Menschen ausgebildet,<br />
die sich im öffentlichen Raum pantomimisch<br />
als Skulptur zeigen sollen, um<br />
darüber mit Fremden ins Gespräch über<br />
Kunst und die Welt zu kommen.<br />
Körper –Zeit –Ort: Das sind die drei großen<br />
Themen, die die beiden Kuratorinnen<br />
Britta Peters und Marianne Wagner<br />
vorgegebenen haben. Die finden sich<br />
zum Beispiel im schelmischen Tattoo-Angebot<br />
vonMichael Smith: Über 65-Jährige<br />
dürfen sich kostengünstig ein Motiv<br />
stechen lassen. Das befragt das Verhältnis<br />
zum eigenen Körper, das Zeit-Verhältnis<br />
von Alter und Jugend, und es bringt Senioren<br />
an einen Ort, den sie vermutlich<br />
noch nie zuvor betreten haben: den Laden<br />
„Tätowiersucht“. Ein weiteres Beispiel<br />
ist die Performance<br />
„Leaking Territories<br />
(Undichte Territorien)“<br />
der Rumänin<br />
Alexandra Pirici. Die<br />
sechs Sänger und Tänzer<br />
verkörpern mal abs-<br />
Kurator Kasper König<br />
trakt das Nahen und<br />
Distanzieren oder bilden<br />
bekannte Szenen der Geschichte<br />
zum Thema Krieg und Frieden nach. Mit<br />
dem historischen Saal des Westfälischen<br />
Friedens finden körperlicheund zeitliche<br />
Ausdrucksformen hier einenpräzisen sowohl<br />
auratischen als auch authentischen<br />
Ort, um sich den schwierigen politischen<br />
»Es geht um Fragen,<br />
nicht um Antworten.«<br />
Fragen zu widmen. In dieser Performance<br />
übrigens ist ein zentraler Moment<br />
die konzentrierte Ruhe der Agierenden.<br />
Damit stehen sie symbolisch für den gesamten<br />
Ansatz der Skulptur-Projekte.<br />
Die sagen<br />
Nein zu Hektik und Informationsfl<br />
ut, versuchen,<br />
die Besucher nicht mit<br />
Kunst zu attackieren. Die<br />
überwiegende Zahl der<br />
Skulptur-Projekte ist ruhig<br />
und unaufgeregt. Zudem<br />
ist die Zahl von35überschaubar, so<br />
dass eben keine Gefahr der Reizüberfl<br />
u-<br />
tung besteht. Und für ein bisschen Unterhaltung<br />
ist ebenfalls gesorgt, beim Barfuß-Kneipp-Gang<br />
über die Unterwasser-<br />
Brücke von Ayse Erkmen.<br />
Gerhard H. Kock<br />
„Benz Bonin Burr“, so heißt die Kombination aus Henry Moores Skulptur mit dem LKW<br />
und dem Container. Eine Arbeit von Cosima von Bonin und TomBurr. Foto: Wilfried Gerharz<br />
CHRONIK DER<br />
SKULPTUR-PRO<br />
1977: Kuratoren: Kl<br />
mann und Kasper K<br />
420 000 Mark; rund<br />
sucher.<br />
1987: Kuratoren: Kla<br />
mann, Kasper König<br />
sche Mitarbeit u. a.:<br />
Meschede; Budget: 9<br />
Mark, rund 100 000<br />
1997: Kuratoren: Kla<br />
mann, Kasper König<br />
Millionen Mark, run<br />
Besucher<br />
2007: Kuratoren: Br<br />
zen, Kasper König, C<br />
Projektleitung: Chris<br />
Budget: 6,2 Millione<br />
575 000 Besucher<br />
2017: Kuratoren: Kas<br />
Britta Peters, Dr. Ma<br />
ner, Projektleitung:<br />
Budget: knapp acht<br />
Euro von Landschaft<br />
Westfalen-Lippe, Sta<br />
Sparkassen-Finanzg<br />
Kunststiftung NRW,<br />
terium NRW, Brillux<br />
Sponsoren aus der p<br />
Wirtschaft. Erwartet<br />
den fünften Skulptu<br />
rund 650000 Besuc<br />
siert wurden jetzt 35<br />
Projekte, die meisten<br />
innerstädtischen Ber<br />
BESONDERE ZEITEN,<br />
BESONDERE PRÄSENTE...<br />
Der limitierte Kunstdruck zu den Skulptur Projekten 2017!<br />
Erhältlich unter www.muenster-magazin.com<br />
MÜNSTER!<br />
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Tel.: 0251690 4860<br />
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Alle Künstler –alle<br />
Skulptur-Projekte-Schau ist eröff<br />
net: Vom Mini-Museum auf der Wiese bis<br />
Wer alle 35 künstlerischen<br />
Positionen der<br />
fünften Skulptur-Projektenicht<br />
im Schnelldurchgang<br />
sehen<br />
möchte, der solltesich drei Tage Zeit nehmen.<br />
Das empfehlen die Organisatoren<br />
der internationalen Ausstellung. Hier alle<br />
beteiligten Künstler und sämtlicheProjekte<br />
imKurzporträt:<br />
Ei Arakawa: Ein Mini-Museum mit sieben<br />
Gemälden plus Musik auf grüner<br />
Wiese vorHaus Kump –vor allem abends<br />
schön.<br />
Nairy Baghramian: pseudounfertige<br />
Skulpturen auf Schraubenschlüsseln finden<br />
sich vor und hinter dem Landesmuseum.<br />
Aram Bartholl: Lagerfeuer-Feeling in<br />
gedachter Endzeit gibt es an drei Standorten:<br />
H1-Tunnel, Pumpenhaus und<br />
Fernsehturm.<br />
Cosima von Bonin / Tom Burr: Die<br />
schwere Moore-Plastik am Landesmuseum<br />
wirdscheinbar vomTiefl<br />
ader abgeholt.Auf<br />
der Kistesteht „Fragile“ für „Zerbrechlich“.<br />
Grillstation am Hafengrenzweg: Oscar Tuazon<br />
lädt ein in Münsters Niemandsland.<br />
Foto: SP17/Henning Rogge<br />
Hito Steyerl gilt derzeit als Superstar der internationalen Kunstszene<br />
Weltrangliste). In der LBS an der Himmelreichallee zeigt sie unter an<br />
schen mit Robotern umgehen.<br />
Andreas Bunte hängt am H1-Vorplatz,<br />
Stadthaus-1-Innenhof und bei der VHS<br />
Plakate mit Fotos einer Installation auf.<br />
Via QR-Code gibt es Töne und Bilder.<br />
Gerard Byrne setzt im Klaviersaal der<br />
Stadtbücherei das Verhältnis von Musik,<br />
Sprache und Bild in Szene.<br />
Camp (Shaina Anand und AshokSukumaran)<br />
spannt an der Theaterruine ein<br />
Netzwerk, das Informationen über das<br />
Theater und die Umgebung vermittelt.<br />
Michael Dean verhängt den Lichthof<br />
des Landesmuseum mit transparenter<br />
Folie und zeigt darin Schriftzeichen-<br />
Skulpturen.<br />
Jeremy Deller hat Kleingärtner zehn<br />
Jahre lang Tagebuch schreiben lassen.<br />
Respektable 33 Bücher werden ausgestellt.<br />
Nicole Eisenman legt vor und hinter<br />
den schicken Erbdrostenhof scheinbar<br />
halbfertige Skulpturen.<br />
Ayse Erkmen lässt Menschen im Hafen<br />
über eine Brücke unter Wasser gehen.<br />
Lara Favaretto ste<br />
gegenüber ein Den<br />
kriegsopfer einen Sp<br />
für Flüchtlinge auf.<br />
Hreinn Friðfinnsso<br />
Wiese im Sternbusch<br />
Hausskelett.<br />
Ludger Gerdes hat<br />
nungsamt Marl das L<br />
anbringen lassen; b<br />
hängt es am Aegidii<br />
Gintersdorfer/Kla<br />
penhaus ihreöffentl<br />
Proben „Erniedrigun<br />
der Welt“.<br />
Pierre Huyghe stel<br />
sporthalle auf den K<br />
John Knight vermi<br />
museum mit einer ü<br />
Wasserwaage.<br />
Justin Matherly s<br />
Felsen in der Nähe<br />
auf Gehhilfen und<br />
Erweckungserlebnis
WISSEN 29<br />
ivat?<br />
EKTE<br />
us Bußnig;<br />
Budget:<br />
100 000 Beus<br />
Buß-<br />
;Kuratori-<br />
Friedrich<br />
00 000<br />
Besucher.<br />
us Buß-<br />
;Budget: 6<br />
d500 000<br />
gitte Franarina<br />
Plath;<br />
tine Litz;<br />
nEuro, rund<br />
per König,<br />
rianne Wagmke<br />
Itzen;<br />
Millionen<br />
sverband<br />
dt Münster,<br />
ruppe,<br />
Kulturminis-<br />
;weitere<br />
rivaten<br />
werden bei<br />
r-Projekten<br />
her. Reali-<br />
Skulpturdavon<br />
im<br />
eich. loy<br />
Performative Arbeiten wie die Performance „Leaking Territories (Undichte Territorien)“ der Rumänin Alexandra Pirici im Friedenssaal sind ein Schwerpunkt der Skulptur-Projekte 2017.<br />
Foto: Gerhard H. Kock<br />
Werke<br />
zum Masken-Ball auf dem Friedhof<br />
hr Arbeitgeber Serice<br />
Auf uns können Sie bauen!<br />
(Platz sieben der<br />
derem, wie Men-<br />
Foto: SP17/Henning Rogge<br />
llt am Ludgeriplatz<br />
kmal für Kolonialardosen-Monolithen<br />
nplatziert auf einer<br />
park sein Edelstahl-<br />
1989 über dem Ordeuchtschild<br />
„Angst“<br />
is zum 1. Oktober<br />
markt.<br />
en starten im Pumichen<br />
Performancesgist<br />
nicht das Ende<br />
lt die ehemaligeEisopf<br />
für ein Habitat.<br />
sst das neue Landesberdimensionierten<br />
tellt den Nietzschedes<br />
Hauptbahnhofs<br />
thematisiert dessen<br />
.<br />
Christian Odzuck stellt eine dem Gebäude<br />
der Oberfinanzdirektion nachempfundene<br />
Architektur aus recyceltem<br />
Material der abgerissenen OfD<br />
auf die<br />
Brache.<br />
Emeka Ogboh macht die Weltmusik des<br />
in Münster begrabenen Komponisten<br />
Moondog im Hamburger Tunnel hörbar<br />
und ließ in Belgien Bier unter dem Einfl<br />
uss von Musik aus Lagos brauen.<br />
Peles Empire(Barbara Wolff, Katharina<br />
Stöver) machen den Archetyp des Prinzipalmarkt-Giebels<br />
gegenüber dem Aegidiimarkt<br />
begehbar.<br />
Alexandra Pirici lässt Tänzer im Friedenssaal<br />
Bewegungen zum Thema Frieden<br />
und Staaten aufführen.<br />
Mika Rottenberg eröffnet gegenüber<br />
dem Gefängnis in einem ehemaligen<br />
Asia-Laden einen Asia-Laden mit Videos.<br />
Xavier LeRoy und Scarlet Yu lassen<br />
Münsteraner in der Innenstadt pantomimisch<br />
Skulpturen darstellen, um mit<br />
Fremden ins Gespräch zu kommen.<br />
Sany (oder besser: Samuel Nyholm)<br />
zeigt seine fallenden Figuren als Brennmalerei<br />
auf Holz an mehreren Stellen in<br />
der City.<br />
Gregor Schneider hat im Landesmuseum<br />
die Wohnung von N. Schmidt eingerichtet.<br />
Thomas Schütte zeigt auf dem ehemaligen<br />
Zoo-Gelände die Reinform des Tempels<br />
in Rostrot.<br />
Nora Schultz will mit Installation und<br />
Videos die Wucht der Architektur des<br />
neuen Landesmuseums brechen.<br />
Michael Smith lädt über 65-Jährigeein,<br />
sich kostengünstig Tattoos von Arbeiten<br />
internationaler Künstler stechen zu lassen.<br />
Hito Steyerl stellt „Hell-YeahWeFuck-<br />
Die“ als Leuchten in die LBS –Wörter,die<br />
in Popsongs derGegenwart häufig sind –<br />
und thematisiert zudem, wie Menschen<br />
mit Robotern umgehen.<br />
Koki Tanaka zeigt in der Johannisstraße<br />
18/20 Videos von Workshops mit<br />
Münsteranern, die darüber nachgedacht<br />
haben, wie Menschen zusammenleben<br />
und Unbekanntes teilen.<br />
OscarTuazonbereichert eine Industriebrache<br />
am Stadthafen mit einer Art öffentlichem<br />
Betonkamin.<br />
Bárbara Wagner und Benjamin de<br />
Burca singen in der Uralt-Disco „Elephant<br />
Lounge“ Schmalz-Schlager mit kritischen<br />
Texten: „Bye Bye Deutschland!<br />
Eine Lebensmelodie.“<br />
Cerith Wyn Evans kühlt eine Glocke<br />
von St. Stephanus auf Winter-Temperatur.<br />
Zuden üblichen Gottesdienstzeiten<br />
(samstags um 17 Uhr und sonntags um<br />
10.30Uhr) können die Menschen hören,<br />
ob dies einen Unterschied macht –und<br />
wenn welchen.<br />
HervéYoumbi hängt zwischen die Bäume<br />
des alten Überwasserfriedhofs über<br />
die Bronzefiguren Masken, die Motive<br />
aus Afrikamit dem Horrorgesicht aus den<br />
„Scream“-Filmen kombiniert –ein Maskenball<br />
der besondern Art.<br />
Gerhard H.Kock<br />
Bastelei: Mit Brandmalerei hat Künstler<br />
Sany seine fallenden Figuren auf Holz gebracht.<br />
Foto: Gerhard H.Kock<br />
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der Rekrutierung passender Fachkräfte und<br />
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30 LEBEN &WISSEN<br />
Immer wieder gegen den Strom<br />
Profifußballer, Beachsoccer und jetzt Assistenztrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen –die<br />
Karriere des Billerbeckers Markus Högner hatte schon zahlreiche Stationen.<br />
So ruhig und entspannt kann Markus Högner seinen Kaffee zurzeit nicht oft genießen. Die Fußballnationalmannschaft der Frauen bereitet sich zurzeit auf die EM in den Niederlanden vor<br />
Foto: Jürgen Peperhowe<br />
„Ich musste früh<br />
Verantwortung übernehmen.“<br />
Markus Högner<br />
Der Mainstream. Ein Fremdwort für<br />
ihn. Markus Högner liebt es seit jeher,<br />
gegen den Strom zu schwimmen.<br />
Langweilig, so stinknormal zu<br />
sein. „Ich wusste immer, was ich<br />
nicht wollte“, sagt er –und nippt am<br />
Kaffee. Schwarz. So mag er ihn. Ein<br />
zufriedenes Lächeln legt sich im<br />
Bahnhofscafé in Billerbeck übersein<br />
Gesicht. Es ist das Lächeln eines Gewinners<br />
mit einer bewegten Vita.<br />
Högner hat früh erfahren<br />
müssen, was es heißt,<br />
nicht allzeit auf der Sonnenseite<br />
des Lebens zu<br />
stehen. Gerade acht Jahre<br />
jung verliert der gebürtige Ettringer<br />
(Rheinland-Pfalz) seinen Vaterbei einem<br />
tragischen Verkehrsunfall. „Ich musste<br />
früh Verantwortung übernehmen“, erinnert<br />
er sich. Eine Zeit, die ihn prägt, reifen<br />
lässt. Zusammen mit dem Fußball in<br />
seinemHeimatverein TuSMayen,der wie<br />
eine Art Ventil für ihn ist. Eine Antriebsfeder<br />
im mitunter<br />
grauen Kosmos<br />
eines Heranwachsenden.<br />
Wiesoviele Jungs<br />
in dem Alter<br />
träumt „Högi“<br />
von der großen<br />
Bilderbuchkarriere,<br />
vom schnellen Geld. Besessen von<br />
einem extremen sportlichen Ehrgeiz, der<br />
seinem Talent in die Karten spielt. 1988<br />
lotstihn kein geringerer als der charismatische<br />
Ur-Ruhrpottler PeterNeururer zur<br />
Alemannia nach Aachen. In die 2. Liga.<br />
Drei Mal schickt der ihn aufs Feld, ehe<br />
Högner das erbarmungslose Geschäft am<br />
eigenen Leibe zu spüren bekommt –fortan<br />
bewegt er sich über Jahre zwischen<br />
Profitum und Amateurwesen, ohne jemals<br />
wieder ganz oben anklopfen zu dürfen.<br />
Eine emotionale Begegnung während<br />
seines Studiums an der Sporthochschule<br />
in Köln sollte seiner Karriere aber<br />
nochmals neuen Glanz verleihen.<br />
Aufdem Campus zockt Högner regelmäßig<br />
mit Latinos und Südamerikanern.<br />
Einer davon: Henri Duarte. Dem Costa<br />
Ricaner gefällt die Art und Weise, wie der<br />
Deutsche den Ball streichelt. Kurzum vermittelt<br />
er ihm dank seiner guten Kontakte<br />
ein Probetraining in seiner Heimat. „Ich<br />
waroffen dafür,wollteindie weiteWelt“,<br />
so Högner. „Drei Sporttaschen habe ich<br />
damals auf die Schnelle gepackt und bin<br />
ab in den Flieger.“ Der Start in ein zweijähriges<br />
Abenteuer beim Proficlub Liga<br />
Deportiva Alajuelense. „Eine unglaubliche<br />
Zeit in einem unglaublich fußballbegeisterten<br />
Land.“ Erbezieht eine Wohnung<br />
unweit des Stadions, teilt sie mit<br />
einem exzentrischen Surfer, mit dem er<br />
auf einer Wellenlänge liegt. Und er verdient<br />
Geld, gutes Geld, spielt international,<br />
kommt rum.<br />
Eine Reise führt ihn sogar nach San Pedro<br />
Sula, der zweitgefährlichsten Stadt der<br />
Welt. Bus- oder Taxifahrten sowie Spaziergänge<br />
in der Nacht enden hier in<br />
Honduras nicht selten mit dem Tod. Högner<br />
ist das nicht bewusst, als er mit seinem<br />
Club dort zu einem Gastspiel antritt<br />
–erist sogar so dreist und erzielt ein Tor.<br />
„Ich habe erst später erfahren, wie gefährlich<br />
es dort ist.“ Er ist angekommen<br />
in der neuen Welt –nur nicht in den Medien.<br />
Die schreiben von Markus Heinner<br />
–mit Umlauten nehmen sie es in Costa<br />
Rica halt nicht so genau. Aber sie mögen<br />
ihn, den Weißen.<br />
Zwei Jahrefußballerisches Exil sind dann<br />
doch genug –Högner zieht es 1995 wieder<br />
in die Heimat. „Vielleicht hätte ich<br />
länger bleiben sollen.“ Ein kurzes Grübeln,<br />
dann die Erkenntnis: „Ach, ich glaube,<br />
wie es gelaufen ist, ist es gut. Gut für<br />
mich. Schließlich habe ich dann den<br />
Beachsoccer für mich entdeckt.“ Eine<br />
neue Liebe.<br />
„Es hat mich total erwischt“, gesteht er.<br />
Als eine Agentur 1997 Spieler für ein<br />
Event in Rimini sucht, bewirbt er sich<br />
kurzerhand. Die Einladung fl<br />
attert umgehend<br />
in sein elektronisches Postfach. Die<br />
beiden besten Spieler erhalten gar eine<br />
Wild-Cardfür das Nationalteam. Högner<br />
ist dabei, tingelt vondaanmit Koryphäen<br />
wie Michael Rummeniggeund UweBein<br />
um die Welt. Später steigt er zum Nationaltrainer<br />
auf, hebt eine neue, jüngere<br />
Truppe mit weniger prominenten Sanddribblern<br />
aus der Taufe, konstituiert den<br />
Deutschen Beach-Soccer-Verband<br />
(DBSV). 2002 spielt er mit dem Nationalteam<br />
um die WM-Krone in Rio de Janeiro.<br />
Der Wahnsinn!<br />
Eines ist ihm bei alledem bewusst: Mit<br />
dem Trendsport kann er nicht reich werden.<br />
Högners Kreativität, Originalität<br />
und eine Prise Mut sind jetzt gefragt. Die<br />
Lösung: Die Gründung von „Högi’s Glasreinigung“,<br />
einer Fensterputzfirma. Ganz<br />
nebenbei mimt er zwei Sommer lang den<br />
Statisten inder Lindenstraße –für gutes<br />
Geld. So hält er sich über Wasser. Aber<br />
seine wahre Berufung ist der Fußball.<br />
Dank guter Drähteund dennie abreißenden<br />
Kontakten nach Aachen heuert er<br />
2003 erneut bei der Alemannia an –als<br />
U-16-Trainer.<br />
Er bautdas Nachwuchsleistungszentrum<br />
als Koordinator mit auf, macht sich als<br />
Trainer der U19inder Bundesliga einen<br />
Namen. Gleichzeitig absolviert er die<br />
Ausbildung zum Fußball-Lehrer in Köln.<br />
Der Lohn: 2008 unterschreibt er als<br />
frischgebackener Familienvater beim FC<br />
Schalke04–als U-23-Coach. Eine Erfahrung,<br />
mehr nicht. Nach nicht mal einem<br />
Jahr wirderbeurlaubt, obwohl er noch in<br />
Besitz eines gültigen Arbeitspapiers bis<br />
2010 ist. Er sagt: „Damals war ich wohl<br />
der bestbezahlte Babysitter Deutschlands.“<br />
Unfreiwillig auf dem Abstellgleis, das Leben<br />
kann einem übel mitspielen. Markus<br />
Högner ist daran nicht verzweifelt, weil<br />
es seinem Naturell entspricht, in allem etwasPositives<br />
zu sehen. Auch aus christlicher<br />
Überzeugung heraus. „Ich wusste,<br />
dass etwas anderes kommen wird.“ Ein<br />
Anruf aus Essen gibt seinem Leben abermals<br />
eine unerwartete Wendung. Ob er<br />
nicht Interesse hätte, die Bundesliga-<br />
Frauen der Sportgemeinschaft Schönebeck-Essen<br />
zu übernehmen, heißt es am<br />
Telefon. „Geradeich,der mit Frauenfußball<br />
nie was amHut hatte.“ Ein echter<br />
Glücksgriff.<br />
Er haucht den Mädels einen neuen Geist<br />
ein, etabliert sie in der Spitzengruppe der<br />
Bundesliga und führt sie 2014 ins DFB-<br />
Pokalfinale. Alles rund um den Club trägt<br />
seine Handschrift. Mit einem klaren Konzept,<br />
das Steffi Jones, die Nachfolgerin<br />
der goldenen Silvia Neid auf dem Chefposten<br />
der Bundestrainerin, überzeugt<br />
haben dürfte.<br />
Seit August 2016 gehört Högner zum<br />
Trainerstab der DFB-Auswahl. Sein Vertrag<br />
als Assistenztrainer läuft zunächst<br />
bis 2018. Indiesen zeitlichen Korridor<br />
fällt auch die Europameisterschaft 2017<br />
in den Niederlanden vom 16. Juli bis 6.<br />
August. Aktuell befindet sich die deutsche<br />
Auswahl in der Vorbereitung auf das<br />
Turnier.Möglich, dass Högner doch noch<br />
auf den Mainstream-Zug aufspringt –<br />
selbst auf die Gefahr hin, den Zielbahnhof<br />
nicht zu kennen.<br />
Andre Fischer<br />
Lang ist es her: Trainer Markus Högner, Sarah Freutel (l, beide SGS Essen), Saskia Bartusiak und Trainer Colin<br />
Bell (beide 1. FFC Frankfurt) posieren nach einer Pressekonferenz am 16. Mai 2014 im Rhein-Energie-Stadion in<br />
Köln. Im DFB-Pokalfinale der Frauen treffen die SGS Essen und der 1. FFC Frankfurt tags drauf aufeinander.<br />
Foto: dpa/Marius Becker
LEBEN &WISSEN 31<br />
In der Überseestadt in Bremen gilt es, das Rätsel um das Geheimnis des Hafenmeisters zu lösen. 60 Minuten hat man Zeit. Eine Familie aus der Schweiz versucht es gerade.<br />
Foto: dpa<br />
Ohne Teamgeist geht es nicht<br />
Der Trend der Escape-Spiele hat nun auch die Welt der Brettspiele erfasst. Spieleautoren wie Inka und<br />
Markus Brand wissen, worin der Reiz besteht, sich einschließen zu lassen und Rätsel zu lösen.<br />
Menschen lassen sich in Räume einschließen,<br />
bezahlen sogar dafür, um<br />
in 60 Minuten gemeinsam Rätsel zu<br />
lösen. „Escape Rooms“ heißt der<br />
Trend, der inzwischen auch die<br />
Brettspiel-Welt erfasst hat.<br />
Bei den Internationalen Spieletagen<br />
in Essen stellten<br />
gleich im vergangenen<br />
Herbst mehrere Verlage sogenannte<br />
Escape- oder Exit-<br />
Spiele für zu Hause vor. Zu den Autoren<br />
gehören Inka und Markus Brand. Mit ihnen<br />
sprach Marita Rinke über den Reiz<br />
dieser Form des Rätselns. Und Mirko<br />
Heuping hat es gleich getestet.<br />
Was sind Escape Rooms?<br />
Markus Brand : Es sind Live-Abenteuer,<br />
bei denen sich eine Gruppe von<br />
vier bis acht Personen in einen Raum einschließen<br />
lässt, um gemeinsam eine Aufgabe<br />
zu erfüllen. Um wieder herauszukommen,<br />
reicht es nicht einfach, einen<br />
Schlüssel zu finden. Man rätselt sich<br />
durch den Raum, sucht ihn nach Hinweisen<br />
ab, kombiniert, diskutiert und löst so<br />
eine Aufgabe nach der anderen. Alles ist<br />
logisch aufeinander aufgebaut.<br />
Woher kommt diese Idee?<br />
Brand: Ursprünglich waren es Rätselspiele,<br />
die am Computer gespielt wurden.<br />
Dann machten sich einige daran, sie auch<br />
in der realen Welt zu spielen. Vor etwa<br />
sieben Jahren entstanden die ersten<br />
Escape-Rooms in Ungarn. Dort gibt es<br />
heutebereits Escape-Häuser.InDeutschland<br />
wurden die ersten Räume 2013 eröffnet.<br />
Sie sind unglaublich erfolgreich<br />
und schießen derzeit wie Pilze aus dem<br />
Boden.<br />
Was macht den Reiz für die Spieler<br />
aus?<br />
Brand: Es ist ein Adrenalinschub, einfach<br />
eintolles Erlebnis. Man versucht, ein<br />
Rätsel gemeinsam, möglichst in weniger<br />
als 60 Minuten zu lösen. Das erfordert<br />
Teamgeist und schweißt eine Gruppe zusammen.<br />
Jeder ist gefordert, jederliefert<br />
seinen Beitrag. Manchmal sind es wirklich<br />
die kleinen Dinge, die einen dabei voranbringen.<br />
Und mehr Augen sehen nun<br />
mal mehr.<br />
Hat jeder Raum eine andere Aufgabe?<br />
Brand: Ja, es gibt unterschiedliche Settings.<br />
Wir waren beispielsweise kürzlich<br />
im Dschungelauf denSpuren vonSchatzjägern.<br />
Es kann eine Grabkammer sein,<br />
ein Raum im Stil der 1960er Jahre oder<br />
ein Restaurant, in dem man einen „Mörder“<br />
ermitteln muss.<br />
Wie viele Rätsel hat man in einem<br />
Raum zu lösen?<br />
Brand: Unterschiedlich. Mal sind es<br />
zehn. Es können aber auch bis zu 20 sein.<br />
Wer sind die Menschen, die sich in<br />
Escape-Rooms einschließen lassen?<br />
Brand: Anfangs waren esLeute, die am<br />
PC ihr Vergnügen daran hatten. Inzwischen<br />
sind es Familien, Freunde, Arbeitskollegen<br />
... Man muss kein speziellerTyp<br />
sein, sondern lediglich Spaß daran haben,<br />
Rätsel zu lösen.<br />
Welche Voraussetzungen muss man<br />
mitbringen?<br />
Brand: Keine. Es ist weder Allgemeinbildung<br />
gefragt noch hohes mathematisches<br />
Wissen. Man muss genau hinschauen,<br />
kombinieren und clever denken. Der<br />
Arzt und der Architekt sind nicht schneller<br />
wieder draußen als der Postbote und<br />
der Müllmann.<br />
Istesein Vergnügen für Erwachsene<br />
oder auch mit oder für Kinder?<br />
Brand: Es machtauch mit Kindern Spaß.<br />
Allerdings sollten die nicht jünger als<br />
acht Jahre alt sein. Außerdem werden<br />
unterschiedliche Schwierigkeitsgrade<br />
angeboten. Manche Escape-Rooms sind<br />
auch an die Erwachsenen-Welt angepasst<br />
und erst ab 18 Jahren freigegeben.<br />
Bekommtman Hinweise mit auf den<br />
Weg, wenn man sich einschließen<br />
lässt?<br />
Brand: Erst einmal nicht. Man muss sich<br />
die Hinweise suchen. Die Räume sind<br />
aber alle per Kamera überwacht. Wenn<br />
man gar nicht weiterkommt, gibt einem<br />
der Spielleiter einen Wink –inmanchen<br />
Räumen automatisch, in anderen auf Anforderung.<br />
Was passiert, wenn die Zeit abgelaufen<br />
ist undman dieLösungnicht<br />
gefunden hat?<br />
Brand: Dann erfährt man anschließend,<br />
was man verpasst hat. Das ist mir bisher<br />
aber nur ein einziges Mal passiert. Es<br />
muss auch keiner Angst haben, dass er<br />
nicht wieder rauskommt.<br />
Inka und Markus Brand haben schon zahlreiche ausgezeichnete<br />
Gesellschaftsspiele entwickelt.<br />
Nach denEscape-Roomsder virtuellen<br />
Welt und den Live-Abenteuern<br />
haben jetzt die Verlage von Gesellschaftsspielen<br />
den Trend aufgegriffen.<br />
Sie und Ihre Frau haben drei<br />
Exit-Spiele beim Kosmos-Verlag auf<br />
den Markt gebracht. Was unterscheidet<br />
diese von dem Live-Abenteuern?<br />
Brand: Beim Brettspiel ist man nicht in<br />
einem verschlossenen Raum. Das Setting<br />
spielt sich in den Köpfen der Menschen<br />
ab. Bei unseren Spielen zum Beispiel in<br />
der verlassenen Hütteund in einer Grabkammer.Imdritten<br />
Fall ist es ein Proband<br />
einer Studie, der im Nebel wieder aufwacht.<br />
Das Grundprinzip ist aber immer<br />
dasselbe. Man bekommt Hinweise, muss<br />
logisch denken und kombinieren. Teamgeist<br />
ist erforderlich, und man steht unter<br />
Zeitdruck. Wasfehlt, ist das haptische Erlebnis.<br />
„Exit –Die verlassene Hütte“ ist ein Wettlauf gegen die Uhr<br />
Kann es gelingen, einenRaum<br />
voller Rätsel in eine DIN-A-5<br />
große Spielboxzuzwängen?<br />
Was unmöglich klingt, vers<br />
die Spieleautoren In-<br />
Kuchen<br />
ka und Markus Brand in „Exit –Die verlassene<br />
Hütte“. Unsere Erfahrungen im<br />
Überblick:<br />
Das Szenario: Nach einer Autopanne in<br />
einer Gegend ohne Handynetz suchen<br />
die Spieler Unterschlupf in einer verlassenen<br />
Hütte. Am nächsten Morgenist der<br />
Raum verriegelt. Die Spieler müssen gemeinsamzahlreiche<br />
Rätsel lösen, um das<br />
Schloss an der Eingangstür knacken zu<br />
können. Und zwar bevorder unheimliche<br />
Hausbesitzer zurückkommt.<br />
Die Voraussetzungen: Spieler sollten<br />
mindestens zwölf Jahre alt sein. Empfohlen<br />
wird das Spiel für einen bis sechs<br />
Spieler.Zwecks Übersichtlichkeit und Effizienz<br />
ist es empfehlenswert, das Spiel<br />
höchstens zu viert zu spielen.<br />
Die Vorbereitung: Der Spielekarton enthält<br />
einen Stapel Karten, eine Decodierscheibe<br />
und ein dünnes Heft –das ist alles.<br />
Ergänzt wirddas Material durch den<br />
Hinweis, Schere, Bleistift, ein Blatt Papier<br />
und eine Stoppuhr bereitzulegen. Die<br />
Spielanleitung wirkt ein wenig kompliziert,<br />
sollteaber dennoch gemeinsam bis<br />
zum Ende durchgegangen werden. Fragen<br />
beantworten sich beim Spielen<br />
schnell selbst.<br />
Der Spielverlauf: Nach und nach bekommen<br />
die Spieler Rätsel-Karten, die gemeinsam<br />
mit Abbildungen in dem Spiel-<br />
Buch und der Decodierscheibe zu den Lösungen<br />
der insgesamt zehn Rätsel führen.<br />
DieAufgabensindknifflf ig, jedoch alle<br />
kreativ und lösbar.Können die Spieler<br />
gar nichts mit den Hinweisen anfangen,<br />
helfen Tipp-Karten weiter.Inden meisten<br />
Fällen musserstein Rätsel gelöst werden,<br />
um genug Hinweise auf das nächste zu<br />
bekommen.Sind alle Rätsel gelöst, öffnet<br />
sich die Tür der Hütte.<br />
Die Zeit: Eine Spielzeit von unter einer<br />
Stunde istnur für erfahrene Spieler oder<br />
besonders pfiffigeRatefüchse erreichbar.<br />
Die Kritik: Die Spielidee ist vollkommen<br />
gelungen. Die Rätsel sind spannend. Das<br />
Spiel kann nur ein einziges Mal gespielt<br />
werden, da Material zerschnitten und<br />
Karten bemalt werden müssen.