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Wirtschaftszeitung_26062017

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Branchen &Betriebe: Die<br />

Werkzeugmacher Seite 14/15<br />

Geld &Geschäft: Schwere Zeit<br />

für Notenfälscher Seite 17/18<br />

Leben &Wissen: Reise durchs<br />

Sonnensystem Seite 25/26<br />

DIEWIRTSCHAFT<br />

Münster |Münsterland<br />

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Ausgabe 4/17<br />

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Preis: 3,50 Euro<br />

Wo steckt der Gründergeist?<br />

Im Zehn-Jahres-Vergleich ging im Münsterland die Zahl der<br />

Existenzgründungen um fast 40 Prozent zurück.<br />

Die Zahlen sind deutlich: Die Industrie-<br />

und Handelskammer (IHK) Nord<br />

Westfalen und die Handwerkskammer<br />

(HWK) Münster registrierten im<br />

vergangenen Jahr im Münsterland<br />

rund 5700 Existenzgründungen. Im<br />

gesamten Bezirk der beiden Kammern<br />

(Münsterland und Emscher-<br />

Lippe-Region) gab es 7500 Firmengründungen,<br />

das sind sechs Prozent<br />

weniger als im Jahr 2015. ImZehn-<br />

Jahres-Vergleich–2006 bis 2016 –beträgt<br />

der Rückgang nach Angaben der<br />

Kammern fast 40 Prozent.<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-<br />

Friedrich Schulte-Uebbing kennt<br />

einen Grund: „In Zeiten gut laufender<br />

Konjunktur und Vollbeschäftigung<br />

geht die Zahl der<br />

Gründungen zurück.“ Die klassische Verlegenheitsgründung<br />

(„Ich habe keinen<br />

Job, also mache ich mich selbstständig“)<br />

gebe es nicht mehr.Die meisten Gründer<br />

hätten eine Idee, sie beschäftigten sich<br />

beim Aufb<br />

au der eigenen Existenz aber<br />

viel zu wenig mit den betriebswirtschaftlichen<br />

Fakten und Erfordernissen. Und es<br />

gebe zu viele bürokratische Hemmnisse.<br />

Das wird von beiden Kammern übereinstimmend<br />

betont.<br />

„Gründer brauchen ebenso wie expandierende<br />

Unternehmen ein Umfeld, das<br />

sie voranbringt statt ausbremst“, sagt<br />

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer,und<br />

nennt Beispiele: Entrümpelung<br />

und Vereinfachung der Bürokratie,<br />

gut ausgebauteVerkehrswege, Sicherung<br />

des Berufsnachwuchses, Verlässlichkeit<br />

bei den Fördermitteln. Hund: „Die Rahmenbedingungen<br />

müssen stimmen, auch<br />

die politischen.“ ►Fortsetzung Seite 2<br />

OFFEN GESAGT<br />

Mehr Mut<br />

Natürlich hat IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

Schulte-Uebbing<br />

mit seiner Einschätzung<br />

recht. Brummt die Konjunktur,<br />

geht die Zahl der Firmengründungen<br />

zurück. Warum soll<br />

sich jemand auf das Abenteuer<br />

Selbstständigkeit einlassen,<br />

wenn seine Leistungsfähigkeit<br />

und Kompetenz auf dem<br />

Arbeitsmarkt gefragt ist? Es<br />

läuft doch ...<br />

Aber läuft es wirklich? Der auffällige<br />

Rückgang bei den Existenzgründungen<br />

im Münsterland<br />

ist alarmierend. Zeigt dieser<br />

Negativtrend doch, dass es<br />

an Gründergeist mangelt, dass<br />

man sich mit Unternehmertum<br />

schwertut und der Mut zum<br />

Schritt in die Selbstständigkeit<br />

fehlt.<br />

Wie kann man dies ändern? Sicherlich<br />

dadurch, dass man die<br />

Einstiegsvoraussetzungen in<br />

den Markt optimiert und vor<br />

allem die Rahmenbedingungen<br />

verbessert. Eine zu komplizierte<br />

Bürokratie darf kreative<br />

Köpfe und Menschen, die etwas<br />

unternehmen wollen, nicht<br />

stoppen. Finanzielle Hilfen in<br />

der Anfangsphase sind sicherlich<br />

gut, aber keine Dauerlösung.<br />

Schließlich soll die neue<br />

Firma möglichst schnell auf<br />

eigenen Beinen stehen.<br />

Doch daran hapert es. Wie die<br />

NRW-Statistiker in diesen Tagen<br />

bekannt gegeben haben,<br />

existiert im Land drei Jahre<br />

nach der Gründung nur noch<br />

die Hälfte der Unternehmen.<br />

Eine mehr als bedrückende<br />

„Überlebensrate“. Von Nachhaltigkeit<br />

keine Spur. Ursachenforschung<br />

ist angebracht. wk<br />

Mittelstand hält sich gut<br />

Bei den Insolvenzen führen kleine Unternehmen die Halbjahresstatistik an.<br />

Vor allem kleine Unternehmen<br />

sind im ersten Halbjahr 2017 in die<br />

Pleite gerutscht. Mehr als die Hälfte<br />

der von einer Insolvenz betroffenen<br />

Unternehmen (52,9 Prozent)<br />

habe einen Umsatz von weniger<br />

als 250 000 Euro im Jahr erwirtschaftet.<br />

Deutlich besser sah<br />

es im Mittelstand aus.<br />

Wi We die Wirtschaftsauskunftei<br />

Creditreform<br />

jetzt berichtete,<br />

sei vor allem<br />

bei Jungunternehmern<br />

im Alter vonbis zu 29 Jahrendas<br />

Pleiterisiko besonders hoch.<br />

4 198869 003501<br />

2 0 0 2 6<br />

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

meldeten mehr kleine Unternehmen<br />

Insolvenz an: Im ersten Halbjahr waren<br />

es5450 Fälle, rund 200 mehr. In<br />

wirtschaftliche Schiefl<br />

age seien dabei<br />

besonders viele meist von einem Einzelunternehmer<br />

betriebene Kl<br />

einstunternehmen<br />

geraten, die weniger als<br />

100000 Euro im Jahr umsetzten. Deutlich<br />

zurück gingen dagegen die Insolvenzzahlen<br />

imMittelstand.<br />

Dank der guten Konjunktur und der<br />

niedrigen Zinsen sank die Zahl der<br />

Unternehmensinsolvenzenaber insgesamt<br />

in den ersten sechs Monaten um<br />

5,9 Prozent auf 10 300. Das traf auch<br />

weniger Mitarbeiter. Die Zahl der von<br />

der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffenen<br />

Beschäftigten ging um rund<br />

10 000 auf rund 99 000 zurück.<br />

Insgesamt mussten die Gläubiger laut<br />

Creditreform auf Forderungen von<br />

schätzungsweise rund 13 Milliarden<br />

Euro(Vorjahr16,3)verzichten. Zu den<br />

größten Insolvenzfällen gehörten in<br />

diesem Jahr bislang die Pleiten der<br />

Bonner Solarworld AG und der Hamburger<br />

Großreederei Rickmers.<br />

Mit einem Rückgang um 7,5Prozent<br />

auf36300 Fällesank im Vergleich zum<br />

Vorjahrdie Zahlder Verbraucherinsolvenzen<br />

sogar noch stärker. Im ersten<br />

Halbjahr 2016 hatte der Rückgang<br />

noch bei 2,7 Prozent gelegen, sodass<br />

sichder positiveTrend bei Verbraucherinsolvenzen<br />

nun noch beschleunigte.<br />

„Der private Schuldenberg ist jedoch<br />

nach wie vor hoch“, sagte Creditreform-Geschäftsführer<br />

Volker Ulbricht.<br />

Vorallem bei denInsolvenzen ehemals<br />

Selbstständiger habe es sogar einen<br />

Anstieg gegeben.<br />

dpa<br />

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2 MACHER &MÄRKTE<br />

1000 Euro für<br />

1000 Gründer<br />

Die neue Landesregierung plant eine Initiative.<br />

In der zweiten Koalitionsverhandlungsrunde<br />

von CDU und FDP in<br />

NRW,die übrigens in einemGründerzentrum<br />

stattfand, einigten<br />

sich die Verhandlungspartner darauf,<br />

zur Förderung von Existenzgründungen<br />

unter anderem den Gründungsprozess<br />

zu vereinfachen und dafür „alle<br />

Prozesse und Regelungen“ auf den Prüfstand<br />

zu<br />

stellen.<br />

Ziel ist ein<br />

„bürokratiefreies“<br />

„Auf unserer Wunschliste andie<br />

Kommunen steht auch eine<br />

deutlichere Einbindung der jungen<br />

Unternehmen in die Strukturen<br />

vor Ort.“<br />

Hans Hund<br />

Jahr für<br />

Gründer,<br />

so heißt es<br />

in den Eckpunkten<br />

der Koalitionsverhandlungen.<br />

Der bürokratische Aufw<br />

and auf dem<br />

Wegindie Selbstständigkeit wirdvon 39<br />

Prozent der Gründer bemängelt. Hier<br />

müsse der Hebel angesetzt werden.<br />

Die neue NRW-Koalition plant auch ein<br />

„Gründer-Stipendium NRW“, mit dem<br />

1000 Gründerinnen und Gründer mit<br />

1000 Euro im Monat gefördert werden<br />

sollen. Darauf haben die Kammern sofort<br />

reagiert und der Landesregierung ihre<br />

Unterstützung zugesagt.<br />

Mit den Startercentern und der Online-<br />

Gründungswerkstatt wollen sie bei dem<br />

anvisierten Projekt „1000 Euro für 1000<br />

Gründer“ zum Beispiel die Erstellung der<br />

Businesspläne managen. „Wir verfügen<br />

über die Infrastruktur und die langjährige<br />

Erfahrung, um bei der Umsetzung des<br />

Projekts zu helfen“, betonen Schulte-<br />

Uebbing und der stellvertretende HWK-<br />

Hauptgeschäftsführer Knut-Rüdiger Heine.<br />

Die beiden Kammern wollen auch die<br />

Idee unterstützen, dem Gründungsprozess<br />

weitgehend digital abwickeln zu<br />

können. Karl-FriedrichSchulte-Uebbing:<br />

„Mit unserer Gründungswerkstatt NRW<br />

haben wir bei der Online-Betreuung bereits<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht.“<br />

Die IHK Nord Westfalen und die Handwerkskammer<br />

Münster sind sehr engagiert<br />

in der Beratung von Existenzgründern.<br />

Es gibt Veranstaltungen und Seminare.<br />

Zum Service gehören dabei Gruppenberatungen<br />

(zum Beispiel Gründer-<br />

Nachmittage) ebenso wie Einzelberatungen,<br />

bei denen es um die Entwicklung<br />

von Konzepten, umGründungsfinanzierung<br />

und die Möglichkeiten öffentlicher<br />

Förderung durch Programme geht.<br />

Auch gibt es seit mehr als zehn Jahren bei<br />

den Kammern und kommunalen Wirtschaftsförderern<br />

Startercenter als erste<br />

Anlaufstelle für Interessenten, die sich<br />

eine eigene Existenz aufb<br />

auen wollen.<br />

Hans Hund: „Auf unserer Wunschlistean<br />

die Kommunen steht auch eine deutlichere<br />

Einbindung der jungen Unternehmen<br />

in die Strukturen vorOrt.Den Neulingen<br />

und künftigen Arbeitgebern wäre durch<br />

die Schaffung von Plattformen gedient,<br />

über die sie sich präsentieren und Kontakte<br />

knüpfen können.“<br />

hko<br />

Das Gründergeist-Team um Projektleiterin Monika Leiking (2.v.r.) ist im November 2016 anden Start gegangen.<br />

In diesem Monat startet die zweite Beratungsrunde in den „Gründerschmieden“.<br />

Foto: Wilfried Gerharz<br />

Der Wunsch, sein<br />

eigener Chefzusein<br />

Die Idee ist der erste Schritt in Richtung<br />

Unternehmensgründung? Das<br />

ist so nichtganzrichtig. Potenzieller<br />

Gründer ist der,der denWunsch hat,<br />

sein eigener Chef zu sein.<br />

Für all diejenigen gibt es seit<br />

vergangenem Jahr im Münsterland<br />

das Projekt „Gründergeist“.<br />

Unter Federführung<br />

des Münsterland e.V.erhalten<br />

Gründungswillige inallen vier Münsterland-Kreisen<br />

und der Stadt Münster in sogenannten<br />

Gründerschmieden das nötige<br />

Know-howund dienotwendigeUnterstützung.<br />

Sechs bis acht Gründungsinteressierte<br />

arbeiten dort bis zu einem halben<br />

Jahr eng mit Experten zusammen<br />

und schmieden so im günstigsten Fall aus<br />

einer vagen Vorstellung eine handfeste<br />

Geschäftsidee, erklärt Projektmanagerin<br />

Monika Leiking.<br />

Was bedeutet es, selbstständig zu sein?<br />

Welche Schritte muss ich auf dem Weg<br />

dorthin gehen? Wie erstelle ich einen<br />

Businessplan? Bin ich überhaupt der Typ,<br />

mein eigener Chef zu sein? „All dies wird<br />

mit Teilnehmern in den Gründerschmieden<br />

geklärt, sodass am Ende die konkrete<br />

Idee samt Business-Plan steht, der auf<br />

Herz und Nieren geprüft und aus verschiedenen<br />

Blickrichtungen durchdiskutiert<br />

wurde“, erklärt Leiking weiter.<br />

Das Projekt läuft drei Jahrelang und hat<br />

ein Fördervolumen von rund 800 000<br />

Euro. Der Großteil des Geldes kommt als<br />

dem Landeshaushalt.<br />

www.gruendergeist-muensterland.de<br />

IMPRESSUM<br />

DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Aschendorff Verlag GmbH &Co. KG, Geschäftsbereich:<br />

Media &Sales, Soester Str. 13,<br />

48155 Münster, Telefon: 0251 690-0,<br />

Telefax: 0251 690-804801<br />

Redaktion: Claudia Bakker (verantw.)<br />

Anzeigen:<br />

Anzeigenleitung: Herbert Eick,<br />

E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft- muensterland.de<br />

Objektkoordination: Frank Micheel, Lars Normann,<br />

Telefon: 0251 690-916162, Telefax: 0251 690-804801<br />

Gestaltung/Layout: Lisa Stetzkamp<br />

Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG, Ander<br />

Hansalinie 1. 48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax:<br />

0251 690-215; Auflage: 17.000 Exemplare<br />

www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />

GRÜNDERPREIS NRW 2017<br />

Die Bewerbungsphase für den Gründerpreis NRW 2017 hat<br />

begonnen. Insgesamt sind 60 000 Euro zu gewinnen –<br />

40 000 Euro mehr als in den Vorjahren. Mit dem Preis<br />

richten sich das Wirtschaftsministerium und die NRW-<br />

Bank an Jungunternehmer, die zwischen 2012 und 2015 in<br />

Nordrhein-Westfalen gegründet haben. Auch Unternehmensnachfolgen,<br />

Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />

oder von Berufsrückkehrern sind ausdrücklich zur Teilnahme<br />

aufgerufen, egal ob Voll- oder Nebenerwerbsgründungen.<br />

Voraussetzung ist, dass die Unternehmen nicht<br />

mehr als 250 Beschäftigte haben und höchstens 50 Mio.<br />

Euro im Jahr umsetzen. Einsendeschluss: 15. September.<br />

„Nordrhein-Westfalen verfügt über eine sehr aktive Gründungsszene.<br />

Mit dem Preis wollen wir dieses Potenzial an<br />

Kreativität und Wachstum nutzen und innovative Geschäftsmodelle<br />

fördern“, sagte Michael Henze, Abteilungsleiter<br />

im Wirtschaftsministerium.<br />

Die Preisgelder in Höhe von 60000 Euro stiftet erneut die<br />

NRW-Bank. Die Sieger ermittelt eine Fachjury. Ausschlaggebend<br />

für die Bewertung sind der wirtschaftliche Erfolg<br />

und die Kreativität der Geschäftsidee. Der Preis wird am<br />

22. November in Düsseldorf verliehen. Informationen<br />

unter www.gruenderpreis.nrw.de.<br />

GRÜNDERSTEIN UNTERNEHMER AWARD<br />

Der GRÜNDERstein Unternehmer Award ist ein Preis für<br />

die beste Unternehmensidee im (westlichen) Münsterland,<br />

der Grafschaft und der Region Twente und wird indiesem<br />

Jahr zum zweiten Mal vergeben.<br />

Das Team um den Award besteht sowohl aus jungen als<br />

auch erfahrenen Unternehmern aus der deutsch-niederländischen<br />

Grenzregion, die die Bewerber mit der Teilnahme<br />

motivieren wollen, ihre Geschäftsidee zielstrebig bis in<br />

die Selbstständigkeit zu verfolgen.<br />

Einen Anreiz bietet nicht zuletzt die Trophäe, die dem Sieger<br />

beim Finale am4.November 2017 inDeGrote Kerk in<br />

Enschede überreicht wird. Eine Kombination aus dem Gesamtpreisgeld<br />

von 10000 Euro und ergänzenden Sachleistungen,<br />

wie z.B. einer Marketing- und Vertriebsplanung,<br />

sollen den Aufbau des Existenzfundaments unterstützen.<br />

Gesucht werden Menschen mit einer kreativen und<br />

kommunikativen Persönlichkeit, deren Geschäftsidee sich<br />

in der Region durch ein Alleinstellungsmerkmal deutlich<br />

von anderen unterscheidet. Die Geschäftsidee muss auf<br />

einer einzigen A4-Seite präzise und überzeugend erklärt<br />

werden. Stichtag zum Hochladen auf der Website ist der<br />

30. Juni 2017 (www.gruenderstein.de).<br />

Unser guter Name und unser Konzept –für Ihren<br />

Erfolg, denn Zeitarbeit ist Vertrauenssache.<br />

Verfürth Zeitarbeit hat durch jahrzehntelange Erfahrung<br />

bei Kunden und Mitarbeitern Vertrauen<br />

geschaffen. Wir setzen auf unsere Mitarbeiter,<br />

deren Qualifikation, Motivation und deren Fähigkeiten<br />

im Interesse unserer Kunden.<br />

Als Familienunternehmen mit langjährigen Angestellten<br />

stehen wir für den persönlichen Kontakt<br />

und garantieren effiziente und zuverlässige Personaldienstleistungen.<br />

Die Identifikation aller unserer Mitarbeiter mit<br />

unserem Unternehmen und für den jeweiligen<br />

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erreicht und wirkt sich so unmittelbar<br />

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MACHER &MÄRKTE 3<br />

Das Geschäft mit<br />

den Gär-Resten<br />

Wer eine Biogas-Anlage betreibt, hat Gär-Reste. Warum die nicht trocknen und als Mulch vermarkten?<br />

In der Gründerschmiede in Gescher machte Maria Oing aus der vagen Idee ein Geschäftsmodell.<br />

Gründen mit Gär-Resten? Warum<br />

eigentlich nicht? Maria Oing beschreibt<br />

sich selbst „als Mutter von<br />

vier Kindern, Landwirtin und Hausfrau“.<br />

In dieser Reihenfolge. Seit<br />

Kurzem kommt noch das Attribut<br />

Gründerin hinzu.<br />

DDie 54-Jährige lebt auf einem<br />

Bauernhof in Schöppingen.<br />

Malerisch ist es<br />

dort. Ein großer Hof, umgeben<br />

von nichts als schöner<br />

Natur.Dort setzt die Familieauf Biogas.<br />

Stattliche 690 Kilowatt erzeugt ihre<br />

Anlage. „Das genügt, umunseren Hof,<br />

sechs weitereHaushalteund zwei Firmen<br />

mit Wärme zu versorgen“, erzählt sie.<br />

Maria Oing zeigt ihr Reich. Das Mais-Depot<br />

ist üppig, der Gas-Speicher ist es<br />

auch. Dennoch läuft hier einiges anders.<br />

So wirddie Anlagenur zu 60 Prozent mit<br />

Grün gefüttert. Der Rest kommtzur Hälfte<br />

aus dem eigenen Stall, die anderen 20<br />

Prozent liefert der Dung von rund 600<br />

Pferden.<br />

Vonder Natur,mit der Natur.Maria Oing<br />

hält viel von diesem Kreislauf. Und hier<br />

kommt ihreGeschäftsidee ins Spiel. 2015<br />

hat die Familie einen großen Trockner<br />

angeschafft. Der Apparat, so groß wie ein<br />

See-Container, nutzt die Restwärme aus<br />

der Biogas-Anlage, um den Gär-Resten<br />

die letzte Feuchtigkeit zu entziehen. Mit<br />

eben diesemRest müsse sich doch etwas<br />

anfangen lassen. Das war der Anfang.<br />

Als grobe Kontur ist eine Geschäftsidee<br />

oftmals ziemlich schnell da. Ihre Umsetzung<br />

bereitet hingegen vielen Probleme.<br />

Genau hier setzt das „Gründergeist“-Projekt<br />

an.Unter Federführung der Management-Agentur<br />

„Münsterland<br />

e.V.“ gingen im<br />

„Bei Gründern denken viele zuerst<br />

November 2016<br />

an IT-Start-ups in cooler Location. fünf Gründerschmieden<br />

an<br />

Es geht aber auch anders.“<br />

Monika Leiking, „Gründergeist“-Projektleiterin<br />

dem Start, in der<br />

Stadt Münster<br />

und jedem Münsterland-Kreis<br />

je<br />

eine. Der Plan: Ein halbes Jahr lang haben<br />

die Teilnehmer dort Zeit, an ihren<br />

Ideen zu feilen, sie mit Mitstreitern zu<br />

diskutieren, vor Experten zu präsentieren,<br />

ihren Plänen so das nötige Profil zu<br />

geben und sich zugleich selbst das nötige<br />

Wissen für eine Gründung zu verschaffen.<br />

An der ersten Runde nahmen 50 Interessierte<br />

teil. „Bei Gründern denken<br />

viele zuerst an IT-Start-ups in cooler Location“,<br />

sagt Projektleiterin Monika Leiking.<br />

„Es geht aber auch anders.“<br />

Maria Oing hat ihreIdeeinzwischen,<br />

ja, ausgegoren, möchte man sagen.<br />

Unter dem Namen<br />

„Marias Gartengold“<br />

In einer Halle ihres Hofes füllen Maria Oing und ihr Sohn Martin die getrockneten Gär-Reste inhandliche Säck<br />

vermarktet sie die Gär-Reste als Mulch,<br />

der Nährstoffespendet undzugleich den<br />

Unkrautwuchs unterdrückt und Hobby-<br />

Gärtner-gerecht in kleinen Säcken abgepackt<br />

ist. Klar,als Landwirtin ist sie nicht<br />

vom Erfolg dieses Business abhängig.<br />

Aber ein gutes Gefühl sei es schon, ihr<br />

eigenes Projekt durchgezogen zuhaben.<br />

Eher zufällig hatte die 54-Jährige Ende<br />

2016 von der Gründergeist-Geschichte<br />

gehört,machtemit und ist voll des Lobes.<br />

Für sie wardie vonder Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

für den Kreis Borken in<br />

Gescher betriebene Gründerschmiede<br />

ein Ort, an dem sie ihreIdee perfektionierenkonnte.<br />

Auch,weil Fachleutedas nötige<br />

Wissen vermittelten –„ich kennejetzt<br />

den Unterschied zwischen einem Gebrauchsmuster<br />

und einem Patent, habe<br />

den Namen „Marias Gartengold“ schützen<br />

lassen, weiß etwas über Kundenakquise<br />

und Rechtsformen“, sagt sie. Zudem<br />

habe sie ihreIdee in der Gruppe immer<br />

wieder diskutieren und so verfeinern<br />

können –„meine Mitstreiter sind ja zugleich<br />

meine Zielgruppe“, sagt sie.<br />

Drei bis vier Kubikmeter trockene Gär-<br />

Reste fallen auf dem Hof Oing jeden Tag<br />

an. Riesige Mengen sind das nicht. Aber<br />

doch so viel, dass es sich lohnt, daraus ein<br />

eigenes kleines Geschäftsfeld zu machen.<br />

Für Maria Oing, die vierfache Mutter,<br />

Landwirtin, Hausfrau – und<br />

Gründerin.<br />

Elmar Ries<br />

Dasideale<br />

Umfeld.<br />

Unternehmer im ecopark wissen:<br />

Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen,da<br />

leisten sie gute Arbeit. Investieren<br />

auch Sie in ein gutes Umfeld–fürIhre<br />

Mitarbeiter und fürIhr Unternehmen.<br />

Im ecopark an der Hansalinie A1.<br />

ecopark –der Qualitätsstandort.<br />

Fotos: Wilfried Gerharz


4 MACHER &<br />

Die gesamte unternehmerische<br />

Wertschöpfungskette imBlick<br />

In der 3D-Technologie will das Münsterland jetzt nicht nur aufholen, sondern Innovationsleuchtturm werden. Gerade der<br />

spezialisierte Mittelstand könnte bei Einzelstücken und Kleinserien von den Möglichkeiten profitieren.<br />

DieMission in Sachen 3D-Druck wird<br />

keine leichte sein: Fremdelt doch der<br />

Mittelstand mitder gar nicht mehr so<br />

neuen Technologie, haben sich FH<br />

Münster, Kompetenzzentrum Coesfeld<br />

und WFC auf die Fahnen geschrieben,<br />

eben dies zu ändern. Und<br />

zwar nicht, indem die Innovationstreiber<br />

wieder und wiedereinen neuen<br />

Workshop zum Thema anbieten<br />

und die Unternehmer staunen lassen,<br />

wie Laser Kunststoff Schicht um<br />

Schicht verschmelzen, bis beispielsweise<br />

eine Gewindespindel für die<br />

Textilindustrie entsteht.<br />

Sondern indem die Wissenschaftler<br />

und Wirtschaftsförderer<br />

als Quasi-Unternehmensberatung<br />

die gesamte<br />

unternehmerische Wertschöpfungskette<br />

unter die Lupe nehmen<br />

–nicht nur innerhalb des Kreises und des<br />

Münsterlandes, sondern als Innovationsleuchtturm<br />

für ganz Deutschland: „Wir<br />

wollen genau die Schnittstelle im Produktionsablauf<br />

bestimmen, an der eine<br />

Investition in 3D-Technologie sinnvoll<br />

ist“, erläutert Christian Holterhues. Das<br />

kann im Prototypenbau und in der Werkzeugherstellung,<br />

aber auch in der Kleinserienproduktion<br />

beispielsweise von<br />

aNgeBOTNur für gewerBeTreIBeNde<br />

dIeCITrOËN NuTzfahrzeuge<br />

uNlImITedmIssIONs<br />

WFC als 3D-Drucklabor: Matthias Ruhe (Urbanmaker, v.l.), Max Tönnemann (Geschäftsführer Urbanmaker), Christian Holterhues (WFC)<br />

und Juri Boos (Geschäftsführer Urbanmaker).<br />

Foto: WFC<br />

Scharnieren oder Schaltkästen sein. Und<br />

die Unternehmen müssen auch nicht immer<br />

gleich in einen 60 000 Euro teuren<br />

Industriedrucker investieren, sondern<br />

können einfach eine CAD-Datei verschicken.<br />

Das münsterische Unternehmen Urbanmaker<br />

ist vorallem Dienstleister in der innovativenBranche:<br />

Geschäftsführer Max<br />

Tönnemann und sein Team bieten das<br />

Rundum-sorglos-Paket von der Planung,<br />

Modellierung bzw. Scan über die Aufb<br />

e-<br />

reitung der Daten bis zum Druck an.<br />

So investierten auch die Coesfelder Metallwerke<br />

Hupfer vor zehn Jahren nicht<br />

direkt in einen eigenen Drucker, um<br />

Schablonen für Werkzeuge herzustellen.<br />

Obwohl der Global Player in Sachen<br />

Großküchen-, Medizin- und Individualtechnik<br />

die Chancen der neuen Technologie<br />

früh erkannt und den Druck zugekauft<br />

hat, steht erst seit fünf Jahren ein<br />

kleiner Drucker und seit vier Jahren ein<br />

mittelgroßer Printer in der Entwicklungsabteilung<br />

des Unternehmens: „Die 3D-<br />

Drucker laufen 24/7. Diese Technologie<br />

hat Zukunft“, unterstreicht Egbert Flück.<br />

Der Betriebsleiter von Hupfer glaubt an<br />

revolutionäre Umwälzungen in der gesamten<br />

Wertschöpfungskette: „Ein Blick<br />

in die Zukunft: Bald kaufen wir unsere<br />

Schuhe nicht mehr im Geschäft oder<br />

beim Internethändler, sondern als Datei,<br />

die wir noch individualisieren können –<br />

und drucken die Schuhe ortsnah. Daraus<br />

folgt, dass nur noch Rohstoffe für den<br />

Druck transportiert werden müssen. Lokale<br />

Fertigungen entstehen, in anderen<br />

Branchen wirddies schon vielfachpraktiziert.“<br />

Ein Paradigmenwechsel, dem viele<br />

KMU mit gemischten<br />

Gefüh-<br />

„Es gibt praktisch wöchentlich<br />

neue Entwicklungen, beim<br />

Material genauso wie in der<br />

Druckertechnik.“<br />

len entgegensehen:<br />

„Mitarbeitertätigkeiten<br />

an<br />

Maschinen und<br />

der Bedarf anZulieferern<br />

fallen<br />

einfach weg“,<br />

Ralf Felmet<br />

blickt Holterhues<br />

in die Zukunft.<br />

Doch für den Wirtschaftsförderer des<br />

Kreises Coesfeld überwiegen ganz klar<br />

die Chancen auch für den Mittelstand:<br />

Insbesondere da, wo Produkte für den<br />

Endkunden nicht in Serie, sondern mit<br />

hoher Individualisierungsquote gefertigt<br />

werden. Im Innenausbau von Yachten,<br />

wo am anderen Ende der Welt noch zusammen<br />

mit dem Kunden an<br />

teigefeilt und dann additiv g<br />

den kann.Oder in der Mediz<br />

der Prothesenals Einzelstück<br />

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berechnet und nur noch ge<br />

den müssen.<br />

Wie die neue Technik funkt<br />

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FabLab am münsterischen H<br />

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kunft an acht 3D-Druckern<br />

hat einen Bauraum von etw<br />

metern in alle Richtungen –<br />

tieren. Und lernen: „Wir<br />

unseren Netzwerkpartnern<br />

Branche wie Urbanmaker u<br />

am Workshops hier vor Ort“<br />

ExperteimPrototypenbau vo<br />

terland Digital e.V.<br />

Doch ob die innovative Techn<br />

haupt ins Unternehmen pas<br />

wollen FH Münster, Kompet<br />

Coesfeld und WFC in einem<br />

vorOrt beantworten. Ab Sep<br />

ten die 3D-Netzwerkpartner<br />

Manpower durch– das Proj<br />

100 000 Euro vom Bundes<br />

für Bildung und Forschung g<br />

das Tea<br />

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definiere<br />

kommen<br />

stärkt –<br />

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prozess bestimmen“, gibt W<br />

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tung vor. „Um danach die W<br />

keit zu berechnen: Entwed<br />

3D-Druck in die Wertschöpf<br />

„INdreITageN IsTdas dINg<br />

wIeder TIpTOp“<br />

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Foto: 3Dokuteam<br />

KOMPETENZZENTRUM<br />

Die Fachhochschule Münster sowie verschiedene Stiftungsunternehmen<br />

und die Stadt Coesfeld haben den vorhandenen Schulterschluss zum<br />

Transfer von Know-how weiter institutionalisiert und das „Kompetenzzentrum<br />

Coesfeld –Institut für Geschäftsprozessmanagement e.V.“gegründet.<br />

Ziel ist es, die Region und ihre Unternehmen zu stärken sowie junge Fachkräfte<br />

dort zubinden.<br />

3D-Druck betrachtet das Kompetenzzentrum als Schlüsseltechnologie –<br />

der Akteur aus dem Münsterland möchte deshalb auf diesem Feld bundesweit<br />

als Innovationsbereiter wahrgenommen werden. Als „Brückenkopf“<br />

in die jeweiligen Fachbereiche der FH Münster steht das Kompetenzzentrum<br />

den Firmen auch bei anders gelagerten Fragestellungen zur Verfügung.


MÄRKTE 5<br />

der 3D-Daedruckt<br />

werintechnik,<br />

in<br />

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Produktions-<br />

FC-Innovati-<br />

Marschrichirtschaftlicher<br />

kann der<br />

ungsket-<br />

Prototyp einer Gebäudefassade aus dem 3D-Drucker<br />

te eingebunden werden oder Prozesse<br />

komplett ersetzen.“<br />

Doch nicht nur die Unternehmensabläufe<br />

stehen auf dem Prüfstand: Materialien<br />

sind kombinierbar und in einem Stück<br />

Formen druckbar, die es bis dato nicht<br />

gab. Während bei der NASA sogar schon<br />

die Pizza Margherita als kaubareAlternative–wenn<br />

auch der Geschmack noch zu<br />

wünschen übrig lässt –zur breiigen Astronautenkost<br />

aus dem 3D-Drucker<br />

kommt, sieht Ralf Felmet vor allem in<br />

leitbaren Materialien und elastischen<br />

Kunststoffen Zukunftspotenzial. „Es gibt<br />

praktisch wöchentlich neue Entwicklungen,<br />

beim Material genauso wie in der<br />

Druckertechnik“, ist sich der Geschäftsführer<br />

des Nottulner 3D-Handelsunternehmens<br />

3Dokuteam, das weitereStandorteinHamburgund<br />

München unterhält,<br />

sicher.Der 49-Jährigezählt VW<br />

und Playmobil<br />

zu seinen Kunden und hat auch<br />

schon für die deutschen Olympia-Rudererandie<br />

Körperform desAthletenangepasste<br />

Rollsitze für den Deutschland-<br />

Achter gedruckt –der in London wie Rio<br />

Medaillen abräumte.<br />

Betriebswirt Felmet ist überzeugt vom<br />

Technologiestandort Deutschland. 3Dokuteam<br />

vertreibt ausschließlich 3D-<br />

Drucker „made in Germany“. Aus dem<br />

2D-Bereich kommend, leistet Felmet seit<br />

Jahren mit Inhouse-Workshops im jeweiligen<br />

Unternehmen Pionierarbeit in der<br />

Branche, die den Unternehmen hilft,<br />

Produktionskosten erheblich zu minimieren:<br />

„Wir haben den 3D-Druck vor<br />

Jahren als zukunftsfähigeNische für uns<br />

entdeckt, und jetzt boomt der Markt.“<br />

Doch anders als die Ruderer müssen<br />

Unternehmen in der Region die Schlagzahl<br />

noch erhöhen. Sie ziehen noch nicht<br />

mit, wie Felmet an seinen Standorten beobachtet:<br />

„In der Prototypen-, Tool- und<br />

Kleinserienfertigung via 3D-Druck hinkt<br />

der Norden und damit auch das Münsterland<br />

dem Süden Deutschlands ganz klar<br />

hinterher.“<br />

Maike Harhues<br />

OFFEN GESAGT<br />

Wat deBuer nich kennt ...<br />

Tradition und Innovation liegen im<br />

Münsterland eng beieinander.<br />

Mehr noch, ein festes Gerüst unternehmerischer<br />

Grundwerte schafft oftmals<br />

erst ein solides Fundament dafür, dass<br />

der Aufb<br />

ruch zu neuen Ufern möglich<br />

ist. Beim Thema 3D-Druck aber ist von<br />

Aufb<br />

ruchstimmung noch zu wenig zu<br />

spüren. Dabei zeichnet sich deutlich<br />

ab, dass dieser Technologie die Zukunft<br />

gehört.<br />

Dies gilt nicht für alle Branchen und<br />

alle Produktionsabläufe gleichermaßen.<br />

Dass in den plastischen Printern aber<br />

das Potenzial steckt, Wertschöpfungsketten,<br />

deren Glieder bis dato als stabil<br />

galten, künftig zum Bersten zu bringen,<br />

müssen Firmenlenker zur Kenntnis<br />

nehmen.<br />

Foto: 3Dokuteam<br />

Die Wirtschaftsförderung des Kreises<br />

Coesfeld hat sich zur Speerspitze der<br />

Entwicklung für diese Technologie erklärt.<br />

Dass sie den Hebel bei ihrer<br />

Kampagne für das 3D-Drucken nicht<br />

bei generellen Workshops ansetzt, sondern<br />

die speziellen Prozesse in den Betrieben<br />

unter die Lupe nimmt, dürfte<br />

die Überzeugungskraft verstärken.<br />

Vernunft und Instinkt raten dazu, dem<br />

additiven Fertigungsverfahren mehr<br />

Aufmerksamkeit zu schenken. Betriebe,<br />

die der plattdeutschen Maxime „Wat<br />

de Buer nich kennt...“ frönen, könnten<br />

dabei abgehängt werden. Denn ob rasante<br />

Revolution oder schleichende<br />

Evolution –der Wandel durch dreidimensionales<br />

Drucken wird enorme Dimensionen<br />

entfalten. Maike Harhues<br />

Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ·Steuerberatungsgesellschaft<br />

Mit derzeit 16 Berufsträgern (davon 4Wirtschaftsprüfer, 2Rechtsanwälte und<br />

16 Steuerberater) und insgesamt 50 Mitarbeitern sind wir eine der führenden<br />

Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien in Westfalen.<br />

Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen insbesondere<br />

für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der Einkommensteuererklärung<br />

über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und<br />

Konzernabschlussprüfung. Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts<br />

–insbesondere im Bereich des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen<br />

Steuerrechts und der Unternehmensnachfolge. Zu unserem Dienstleistungsspektrum<br />

zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung. Jeder Mandant hat<br />

bei uns einen persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen langjährig<br />

betreut. Über unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten und Rheine<br />

hinaus kooperieren wir im Rahmen der CW &Smit anderen Praxen und sind<br />

Mitglied des internationalen Verbundes von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern<br />

„AGN“, um auch überregional und grenzüberschreitend unsere Mandanten<br />

betreuen zu können.<br />

CW&S<br />

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Wirtschaftsprüfern &Steuerberatern<br />

www.cw-s.de<br />

Neubrückenstraße 4<br />

48282 Emsdetten<br />

Telefon (0 2572) 40 85<br />

Telefax (0 2572) 85647<br />

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Timmermanufer 142<br />

48429 Rheine<br />

Telefon (0 59 71) 80822-6<br />

Telefax (0 59 71) 80822-75<br />

info@stodibe.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />

Dr. Philipp Diers<br />

Dr. Marie-Theres Stolze<br />

Heinz Stolze<br />

Wilfried Beermann<br />

Johannes Fink<br />

Mitglied im Verbund<br />

der agn International


6 MACHER &MÄRKTE<br />

Ein 3D-Drucker erstellt ein Modell. Bereits 1.000 Ersatzteile der Deutschen Bahn kommen aus 3D-Druckern<br />

Foto: dpa<br />

Keine industrielle Revolution<br />

Prof. Dr. Carsten Feldmann von der Fachhochschule Münster sieht beim 3D-Druck ein Problem vor<br />

allem in der Arbeitsgeschwindigkeit. Das Ersatzteilgeschäft ist branchenübergreifend ein großer Treiber.<br />

3D-Drucker haben das Zeug dazu,<br />

Wertschöpfungsketten zu sprengen<br />

und Prozesse in Unternehmen auf<br />

den Kopf zu stellen. Doch vor einem<br />

breiten Einsatz in der Serienfertigung<br />

gilt es noch Hürdenzunehmen.<br />

Darauf verweist Prof. Dr.<br />

Carsten Feldmann unter<br />

anderem im Gespräch mit<br />

unserer Autorin Maike<br />

Harhues,indem er ein Resümee<br />

aus der bisherigen Entwicklung<br />

beim plastischen Printen zieht. Feldmann,<br />

zuvor Direktor Manufacturing Coordination<br />

und Werksleiter bei Bosch Security<br />

Systems, lehrt und forscht als Professor<br />

am FachbereichWirtschaft der FH<br />

Münster.<br />

Kommt mit der 3D-Technologie ein<br />

„Umsturz“auf die Unternehmen zu,<br />

auch wenn dieser noch schleichend<br />

wie auf leisen Sohlen in Planungslabore<br />

und Werkshallen dringt?<br />

Carsten Feldmann: Der 3D-Druck ist<br />

aus meiner Sicht keine industrielle Revolution,<br />

zumal es die Technologie seit den<br />

80er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

gibt. Vielmehr können wir eine schnelle<br />

Evolution beobachten. Zwar treibt die<br />

steigende Qualität der Druckerzeugnisse<br />

gepaart mit einem Preisverfall die Verbreitung<br />

in vielen Branchen rasant voran.<br />

Für einen breiten Einsatz in der Serienfertigung<br />

müssen jedoch vor allem die<br />

Druckgeschwindigkeit steigen, Qualitätsprobleme<br />

überwunden und Standards<br />

geschaffen werden.<br />

Von der Sportschuhsohle bis zum<br />

fertilen Eierstockfür Mäuse: Wo liegen<br />

Chancen, wo Risiken und Grenzen<br />

des 3D-Drucks?<br />

Feldmann: Keine Frage, der 3D-Druck<br />

Prof. Dr. Carsten Feldmann lehrt und<br />

forscht an der Fachhochschule Münster.<br />

bietet viele Vorteile. Er ermöglicht kundenindividuelle<br />

Produkte, ohne dabei<br />

auf hohe Lagerbestände angewiesen zu<br />

sein. Produktspezifische Formen und<br />

Werkzeuge sind nicht mehr erforderlich<br />

–esgibt nur ein anpassbares digitales<br />

Modell. Dadurch entfallen Rüstkosten<br />

beim Produktwechsel in der Fertigung.<br />

Auch die Montagekosten sinken, da Objektemit<br />

mehreren Bauteilen und beweglichen<br />

Teilen in einem Durchgang druckbar<br />

sind. Durch weniger Teile und Fertigungsschritte<br />

sinken wiederum die Herstellkosten.<br />

Das kann sogar so weit gehen,<br />

dass die Rückverlagerung lohnintensiver<br />

Produktion aus Niedriglohnländern<br />

wirtschaftlich wird. Die Lager- und<br />

Verschrottungskosten sind signifikant<br />

niedriger, daamVerbrauchsort nur bei<br />

konkretem Bedarf gedruckt wird und<br />

statt Endprodukten nur digitale Daten<br />

und Rohstoffe vorgehalten werden. Bei<br />

vielen Herstellern ist zu beobachten, dass<br />

sie den 3D-Druck bisher vorallem bei der<br />

Produktentwicklung für Prototypen einsetzen.<br />

Vor allem die geringe Druckgeschwindigkeit<br />

und Qualitätsthemen begrenzen<br />

die breitere Anwendung in der<br />

Serienfertigung: Um eine hohe Stückzahl<br />

in kurzer Zeit herzustellen, sind traditionelle<br />

Fertigungsverfahren vielfach noch<br />

schneller und kostengünstiger. Hinsichtlich<br />

ökologischer Aspekte bestehen<br />

Chancen wie z. B. die Senkung des Materialverbrauchs<br />

und die Reduzierung des<br />

CO ²<br />

-Fußabdrucks –einerseits durch verbrauchernahe<br />

Produktion, andererseits<br />

durch die Herstellung leichterer Komponenten<br />

für Autos und Flugzeuge. Allerdings<br />

gibt es auf viele Fragen noch keine<br />

Antworten: Kompensieren viele kurze<br />

Transporte zudezentralen 3D-Druckern<br />

diese CO ²<br />

-Effekte? Welche Gesundheitsrisiken<br />

entstehen z. B. durch Kleinstpartikel-Emissionen?<br />

Führen „minderwertige“<br />

Materialien zu kürzerer Produktlebensdauer<br />

und einer Wegwerf-Kultur?<br />

Welche Branchen sind vom aufziehenden<br />

Wandel am meisten betroffen<br />

und herausgefordert?<br />

Feldmann: Die Anwendungsbereiche<br />

des 3D-Drucks sind enorm vielfältig und<br />

vergrößern sich fastwöchentlich. Sie reichen<br />

z. B. von Präsentations- und Funktionsmodellen<br />

über Ersatzteile und Gussformen<br />

bis hin zur Serienproduktion.<br />

Laufend kommen neue Werkstoffehinzu.<br />

Am meisten betroffen sind aktuell Branchen,<br />

bei deren Produkten Individualisierung<br />

und Gewichtsreduktion eine große<br />

Rolle spielen. Die Gewichtsreduktion<br />

durch interne Wabenstrukturen treibt<br />

den 3D-Druck vorallem in der Luftfahrtund<br />

Automobilindustrie über den Treibstoffvf<br />

erbrauch. Sehr weit ist bereits die<br />

Medizintechnik im Hinblick auf patientenindividuelle<br />

Implantate. Beispielsweise<br />

kommen heute99Prozent aller Hörgeräteaus<br />

dem 3D-Drucker.Branchenübergreifend<br />

ist das Ersatzteilgeschäft ein<br />

großer Treiberfür den 3D-Druck. Es werden<br />

nicht mehr physische Ersatzteile gelagert,<br />

sondern nur digitale Modelle. Diese<br />

werden erst bei Bedarf gedruckt.<br />

Sind die Firmen im Münsterland für<br />

das Thema sensibilisiert, inder Lage,<br />

ihre Prozesse auf die neue Fertigungsmethode<br />

auszurichten? Oder<br />

wer – Hochschule, Wirtschaftsförderung<br />

oder Unternehmerverbände<br />

–ist in der Rolle, die mittelständische<br />

Wirtschaft für die innovative<br />

Technologie zu begeistern?<br />

Feldmann: EinigeFirmen nutzen bereits<br />

3D-Druck, allerdings vorallem im Prototypenbau<br />

und der Fertigung von Werkzeugen<br />

und Formen für den eigenen Bedarf.<br />

Den Schritt zur Fertigung für den<br />

Kunden sehen Sie im Münsterland nur<br />

vereinzelt. Die Wirtschaftsförderung<br />

Coesfeld, das Kompetenzzentrum Coesfeld<br />

und die Fachhochschule Münster setzen<br />

aktuell das Innovationsforum<br />

PUSH.3D-Druck auf. Dabei werden wir<br />

mit Unternehmen Bedarfe analysieren<br />

und Ideen für neue Geschäftsmodelle<br />

entwickeln. Wir schauen uns an, was im<br />

Unternehmen der Kern der Wertschöpfung<br />

ist, und wie sich 3D-Druck in ein<br />

neues Wertschöpfungsmodell einfügen<br />

lässt. Ein Beispiel: Ein Industrieunternehmen<br />

der Maschinenbaubranche kann<br />

seine Marktstellung verbessern, indem es<br />

auf Anfragekurzfristig digitale Konstruktionsdaten<br />

eines bestimmten Ersatzteiles<br />

zum 3D-Drucker des Kunden sendet,<br />

statt selbst mit einem konventionell hergestellten<br />

und lange eingelagerten Produkt<br />

im Gepäck anzurücken. Möglichst<br />

viele dieser sogenannten hybriden Wertschöpfungsketten,<br />

also Verbindungen<br />

vondigitaler Dienstleistung und Produktion,<br />

soll das Innovationsforum<br />

PUSH.3D-Druck anstoßen.<br />

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MACHER &MÄRKTE 7<br />

Jungfernflug amSchloss<br />

Der Einsatz von Drohnen nimmt auch im Handwerk zu. Ein richtiger Umgang mit den „unbemannten<br />

Luftfahrzeugen“ wird inzwischen sogar inder Akademie des Handwerks in Raesfeld vermittelt.<br />

Ein Prüfungsflf ug bildet den Abschluss<br />

der zweitägigen Weiterbildung.<br />

Danach gibt es das Zertifikat<br />

über die Teilnahme am „Drohnen-Seminar“.<br />

Handwerker aus dem Bauund<br />

Ausbaubereich, zum Beispiel<br />

Maurer, Zimmerer und Dachdecker,<br />

erwerben diesen Befähigungsnachweis.<br />

Aber auch Schornsteinfeger<br />

und Zweiradmechaniker. Drohnen<br />

erleichtern die Arbeit – aber man<br />

muss mit ihnen umgehen können<br />

und auch die Regeln kennen. Die<br />

Akademie Schloss Raesfeld ist die<br />

einzige Bildungsstätte des Handwerks,<br />

die entsprechende Seminare<br />

anbietet.<br />

Joseph Metz (Mitte) beobachtet den den Flug der Drohne auf dem<br />

Monitor.<br />

„Unbemanntes Flugobjekt“ im Anflug auf Schloss Raesfeld. Marco Brust (r.) und Christopher Willmes beim Übungsflug<br />

Dachdeckermeister Christopher<br />

Willmes setzt bereits<br />

eine Drohne ein, um zum<br />

Beispiel den Umfang eines<br />

Schadens an einem Hallendach<br />

zuermitteln. Dafür war bisher<br />

der Einsatz eines Krans notwendig oder<br />

ein Gerüst mussteaufgebaut werden.Die<br />

mit Videotechnik ausgestattete Drohne,<br />

die vomBoden aus über das Dach gesteuert<br />

wird, liefert direkt via Monitor Fotound<br />

Filmmaterial, das der Meister auswertet.Erkönne<br />

denKunden anhand der<br />

Bilder zeigen, wasgemacht werden müsse,<br />

sagt Willmes, der im elterlichen Betrieb<br />

in Langenfeld arbeitet. Gerade bei<br />

komplexen Gebäuden mit ebenso komplexen<br />

Dachkonstruktionen sei eine<br />

Drohne sehr hilfreich, um notwendige<br />

Arbeitenexakt ermitteln und ein präzises<br />

Angebot machen zu können.<br />

Der Dachdecker nahm jetzt in Raesfeld<br />

am Seminarteil, um seine Kenntnisse im<br />

Umgang mit dem kleinen Fluggerät zu<br />

erweitern und dessen Funktionen noch<br />

besser kennenzulernen. Zum Unterricht<br />

gehören Themen wie Technik, Sicherheitsbewertung,<br />

Inspektion vonDachfl<br />

ä-<br />

chen und Schornsteinen, Auswertung<br />

vonBild- und Sensormaterial und Flugsicherheit.<br />

Auch dieBeantwortung rechtlicher<br />

Fragen nimmt einigeStunden in Anspruch.<br />

Joseph Metz kennt sich in allen „Drohnen-Bereichen“<br />

gut aus. Der Referent des<br />

Seminars hat sich mit seiner Firma<br />

U-ROB auf Drohnen-Beratung spezialisiert<br />

und ist an zwölf Standorten in<br />

Deutschland aktiv. In Zusammenarbeit<br />

mit der Akademie bietet der Unternehmer<br />

aus Bielefeld eine speziell auf das<br />

Handwerk zugeschnittene Weiterbildung<br />

an, die großes Interesse findet.<br />

Begonnen wird mit dem Grundwissen.<br />

Dazu gehört: Eine Drohne, die weniger<br />

als fünf Kilogramm wiegt, ist in den meisten<br />

Fällen genehmigungsfrei. „Das sind<br />

etwa90Prozent aller Drohnen“, sagt der<br />

Fachmann. Eine Genehmigung von der<br />

Landes-Luftfahrtbehörde ist zum Beispiel<br />

erforderlich, wenn Drohnen über Flugverbotszonen<br />

fl<br />

iegen sollen.<br />

Für den Einsatz einer Drohne ab einem<br />

Gewicht vonzweiKilogramm ist ab Oktober<br />

eine bestandene theoretische Prüfung<br />

erforderlich („Kenntnisnachweis“).<br />

Das gilt gleichermaßen für die private<br />

und gewerbliche Nutzung. Außerdem<br />

muss jede Drohne ab Oktober mit einer<br />

Plakette ausgestattet sein, auf der Name<br />

und Anschrift des Besitzers stehen.<br />

Joseph Metz empfiehlt gewerblichen<br />

Nutzerneine Schulungauchdann, wenn<br />

die eingesetzten Drohnen leichter sind.<br />

Der Umgang mit einem Fluggerät, das<br />

vom Boden aus gesteuert werde und in<br />

der Regel eine Kamera an Bord habe<br />

(„Und genau das kennzeichnet eine<br />

Drohne“, sagt Metz), erforderenicht nur<br />

eine Geschicklichkeit, sondern auch ein<br />

Mindestmaß an technischen und sicherheitsrelevanten<br />

Kenntnissen. Wie viel<br />

Abstand muss sich halten? In welchen<br />

Zonen ist der Drohneneinsatz verboten?<br />

Bei den Trainingsfl<br />

ügen werden auch<br />

Notsituationen simuliert, wie sie in der<br />

Praxis vorkommen können.<br />

Für die Seminarteilnehmer sind das<br />

wichtige Argumente. „Wenn wir Drohnen<br />

einsetzen, dann sollten wir uns auch<br />

mit ihnen auskennen“, sagt Michael<br />

Truckses, und er spricht damit für die<br />

Gruppe. Der Zimmerermeister aus Süddeutschland<br />

ist in der Restaurierung tätig<br />

und weiß, dass viele Objekteauchmit Gerüsten<br />

nur schwer zugänglich sind. Mithilfe<br />

von Drohnen seien genaue Schadensfeststellungen<br />

und dadurch dann<br />

auch bessereSanierungsvorschlägemöglich.<br />

Zustimmendes Nicken bei der Feststellung,<br />

dass sich die zwei Tage auf<br />

Schloss Raesfeld auf jeden Fall gelohnt<br />

haben.<br />

Der Einsatz vonDrohnen in den Bau- und<br />

Ausbauhandwerken ist nachvollziehbar.<br />

Doch es gibt weitere Bereiche. So nahm<br />

auch Marco Brust an dem Seminar teil. Er<br />

ist Maschinenbau-Ingenieur<br />

und Meister im<br />

Zweiradmechaniker-Handwerk.<br />

Im „Prüfl<br />

abor für<br />

Mikromobilität“,<br />

das sein Vater als<br />

Sachverständiger<br />

betreibt, untersuchen<br />

beide mögliche Konstruktions-, Fertigungs-<br />

und Fahrfehler bei Elektrofahrrädern.<br />

Zu den Auftraggeber gehören Gerichte.<br />

Wenn zum Beispiel der Fahrer bei<br />

einem E-Bikeein „Flattern“ bemerkeund<br />

nicht erkennbar sei, wo die Ursache liege,<br />

dann könne beim Fahr-Test eine Drohne<br />

voraus- oder hinterherfl<br />

iegen. Marco<br />

Brust:„Dann können wir eingrenzen, wo<br />

das Problem liegt.“<br />

Zu den Seminaren kann die eigene Drohne<br />

mitgebracht werden –odereswirdein<br />

Fluggerät zur Verfügung gestellt. Drohnen<br />

für den professionellen Einsatz kosten<br />

zwischen 1500 und 2000 Euro.<br />

Hubertus Kost<br />

Fotos: Hubertus Kost<br />

„Wenn wir Drohen einsetzen, dann<br />

sollten wir uns auch mit ihnen<br />

auskennen.“<br />

Michael Truckses<br />

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8 MACHER &MÄRKTE<br />

Aus Lwird beim Gas H<br />

Die Niederlande exportieren ab 2029 kein Gas mehr. Das hat auch für Kunden imMünsterland Folgen.<br />

Weil die Niederlande künftig kein Gas<br />

mehr nach Deutschland exportieren,<br />

müssen neue Pipelines gebaut werden<br />

und auch im Münsterland Tausende<br />

Bürger ihre Heizungen und<br />

Gasherde umrüsten lassen. Nach förderbedingten<br />

Erdstößen oberhalb<br />

des Gasfeldes bei Groningenhatte die<br />

Regierung in Den Haag 2012 die Förderung<br />

zurückgefahren und einen Exportstopp<br />

ab spätestens 2030 beschlossen.<br />

Für Deutschland hat das fundamentale<br />

Folgen, „schließlich<br />

bezieht die Bundesrepublik<br />

und dort vor allem Westdeutschland<br />

pro Jahr rund 30<br />

Milliarden Kubikmeter vom niederländischen<br />

Nachbarn. Das entspricht in etw<br />

a<br />

einem Drittel des Gesamtbedarfs“, erklärt<br />

Gerhard Hülsemann von Thyssengas in<br />

Dortmund auf Nachfrage.<br />

Das Gas ausden Niederlanden kann zwar<br />

problemlos durch Lieferungen aus Norwegen<br />

oder Russland ersetzt werden, das<br />

Problem aber ist: Deren sogenanntes H-<br />

Gas hat einen höheren Brennwert als das<br />

L-Gas aus den Niederlanden. Und genau<br />

hier beginnt die Herausforderung. Zum<br />

einen muss Thyssengas gemeinsam mit<br />

dem Unternehmen Open Grid Europe für<br />

die Umstellung auf das potentereH-Gas –<br />

wie berichtet –ein 220 Kilometer langes<br />

Transportsystem vonder belgischen Grenze<br />

bis nach Legden bauen.<br />

Aufder anderen Seitewerden die jeweiligen<br />

Netzbetreiber der betroffenen Kommunen<br />

in jedem Haushalt die Endgeräte<br />

wie Heizungen, Warmwasserbereiter,<br />

Gasherde oder Gaskamine dahingehend<br />

H-Gas ist energiereicher als L-Gas. Wechselt der Anbieter die Gas-Sorte, müssen beim<br />

Endverbraucher zuvor sämtliche Geräte überprüft werden.<br />

Foto: colourbox.de<br />

überprüfen, ob sie umgerüstet oder ausgetauscht<br />

werden müssen. In Deutschland<br />

werden derzeit über fünf Millionen Haushalte<br />

mit L-Gas versorgt. In NRW betroffen<br />

sind der Niederrhein, der Großraum<br />

Köln/Düsseldorf, Teile des Ruhrgebiets –<br />

und eben das Münsterland.<br />

In der StadtMünster stellen die Stadtwt erke<br />

voraussichtlich erst 2028 vonL-auf H-<br />

Gasum. „Dazu müssen zirka80000 Endgeräte<br />

angepasst werden“, erklärt die<br />

Sprecherin SigridBäumer.Schon ab 2020<br />

wird in Ibbenbüren, Hörstel, Hopsten,<br />

Mettingen, Recke, Lotte und Westerkappeln<br />

der Schalter umgelegt, teilten die<br />

Stadtwt erke Tecklenburger Land mit. Der<br />

dortige Versorger Westnetz geht davon<br />

aus, „dass in der Region um Ibbenbüren<br />

rund 25 000Gasgeräteumgestellt werden<br />

müssen“, sagte Sprecherin Ingrid Meering.<br />

Im gleichen Jahr stellen auch Lengerich,<br />

Ladbergen, Lienen und Tecklenburg<br />

von L-auf H-Gas um. Osnabrück ist ein<br />

Jahr zuvor an der Reihe. Ahlen folgt irgendwann<br />

ab 2025, erklärtendie dortigen<br />

Stadtwt erke. Die Stadt stellt zeitgleich mit<br />

Sendenhorst, Drensteinfurt und Ascheberg<br />

um. Warendorf, Borken, Coesfeld,<br />

Bocholt, Rheine und Greven beziehen<br />

schon seit den 1990er Jahren H-Gas.<br />

Nach Angaben von Open-Grid-Sprecher<br />

HelmutRoloff können moderne Endgeräte<br />

mit beiden Gas-Sorten betrieben werden.<br />

Bei „mittelalten“ Anlagen reichte es<br />

zumeist, Düsenauszutauschen. Sind Heizungen<br />

oder Gasherde20Jahrealt und älter,<br />

müssen sie in der Regel komplett ersetzt<br />

werden. „Die Kosten für die Kontrolle<br />

werden über die Netzentgelte durch alle<br />

Kundengemeinsam finanziert“, sagteRoloff.<br />

Die Kunden werden zwei Jahre vor<br />

der Umstellung vonihrem Versorgerinformiert.<br />

Das Hauptproblem bei dem Wechsel<br />

ist laut Thyssengas<br />

der straffe<br />

Zeitplan. Bis 2029<br />

soll komplett umgestellt<br />

werden.<br />

Das sei eine<br />

„Monster-Aufgabe“,<br />

erklärt Geschäftsführer<br />

Bernd Dahmen. Gerhard Hülsemann, Thyssengas<br />

Werein neuesGerät<br />

anschaffen<br />

muss, bleibt nach<br />

Angaben der Verbraucherzentrale NRW<br />

weitgehend auf den Kosten sitzen. „Ab<br />

dem 1. Januar 2017 bekommen Betroffene<br />

einen Zuschuss in Höhevon 100Euro.“<br />

Über etw<br />

aige höhere Erstattungen werde<br />

derzeit politisch diskutiert, heißt es auf<br />

der Homepage.<br />

Elmar Ries<br />

„Deutschland bezieht pro Jahr<br />

rund 30 Milliarden Kubikmeter<br />

Gas vom niederländischen Nachbarn,<br />

das entspricht inetwa einem<br />

Drittel des Gesamtbedarfs.“<br />

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Im Juni 2014 hat Schumacher Packaging seine Betriebsstätte im AirportPark FMO in Betrieb genommen –<br />

jetzt werden bis zu 30 Mio. Euro inden Ausbau investiert.<br />

Bild: Schumacher Packaging<br />

Neues Planungsrecht für Logistik und Gewerbe auf ca.<br />

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Regio-Logistik, Dream Tec,<br />

Schumacher Packaging:<br />

hier wächst man erfolgreich!<br />

Regio-Logistik liefert erfolgreich Pakete per<br />

Express-Dienst an über 800 Gewerbekunden<br />

in der Region. Dream Tecmit IT-Handel<br />

und Medizintechnik ist vor kurzem in den<br />

neuen Büro- und Hallenkomplex umgezogen<br />

und das neue Werk von Schumacher<br />

Packaging expandiert kräftig. Die Schumacher<br />

Group investiert weitere 30Mio. Euro<br />

in sein erst 2014 eröffnetes Werk im Airport-<br />

Park FMO. Der Verpackungsspezialist verdoppelt<br />

damit seine Fertigungs- und Lagerkapazitäten<br />

ein Jahr früher als geplant und<br />

schafft 80 neue Arbeitsplätze. Insgesamt<br />

werden in 2018 rund 200 neue Mitarbeiter<br />

im neuen Grevener Werk arbeiten – die<br />

meisten im Drei-Schicht-Betrieb.<br />

Schumacher Packaging<br />

und Airportpark FMO:<br />

das passt!<br />

Mit der erheblichen Vergrößerung des Werkes<br />

im AirportPark FMO unterstreicht der<br />

Verpackungsspezialist die strategische Bedeutung<br />

des Standorts: von hier aus kann<br />

Schumacher Packaging seine Kunden in<br />

Nord- und Westdeutschland sowie in den<br />

Benelux-Ländern sehr schnell mit allen gängigen<br />

Wellpappeverpackungenbeliefern. Im<br />

Juni 2014 war das hochmoderne Wellpappenwerk<br />

in den Produktivbetrieb gegangen.<br />

„Inzwischen ist unsere Produktion im<br />

Werk Greven aber schon voll dreischichtig<br />

ausgelastet“, erklärt Björn Schumacher,<br />

Geschäftsführer der Schumacher Group.<br />

Weitere Ausbaustufen sollen folgen, denn<br />

zusätzliches Wachstum ist auf mehr als<br />

40.000 m² Erweiterungsfläche imAirport-<br />

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BRANCHEN &BETRIEBE 9<br />

Campen in der Knutschkugel<br />

Der Lüdinghauser Bayram Koc baut Retro-Wohnwagen, deren Vorläufer in den USA der 1930er Jahre<br />

„in“ waren. Zuerst war das nur ein Hobby des 40-Jährigen, inzwischen ist eseine Geschäftsidee.<br />

Bayram Koc ist begeisterter Camper,<br />

seit vielen Jahren schon. Erliebt das<br />

einfache Leben auf dem Campingplatz,<br />

mag es, quasi rund um die Uhr<br />

in der freien Natur zu sein. Lange<br />

Zeit, erzählt der Lüdinghauser,seien<br />

er,seine Frau und dievierKinder mit<br />

dem Zelt unterwegs gewesen,vor allem<br />

in Frankreich. „Luxus brauche<br />

ich nicht.“ Mit dem Alter aber sei<br />

doch der Wunsch nach einem Hauch<br />

mehr Bequemlichkeit gekommen.<br />

Ein richtiger Caravan wäre<br />

dem 40-Jährigen allerdings<br />

wie ein Verrat am Ideal vorgekommen.Und<br />

weil KocGeschäftsführer<br />

des Ascheberger<br />

Nutzfahrzeugbauers Kaiser ist und<br />

obendrein selbst Fahrzeugbaumeister,<br />

hat er sich seinen Idealwohnwagen kurzerhand<br />

selbst gebaut. Und der hat es<br />

sprichwörtlich in sich.<br />

Der Camper ist klein und hat –pardon –<br />

etwas voneiner Knutschkugel. Teardrop-<br />

Caravan hat der 40-Jährige seine Errungenschaft<br />

genannt –die so ganz seine gar<br />

nicht ist. „Die Teardrop-Form war inden<br />

USA der 1930er Jahre der Renner“, erzählt<br />

er. Kleine Camping-Karren in Regentropfen-Form:<br />

Heutzutage, da Retro-<br />

Design wieder chic ist, sind sie offenbar<br />

angesagt. Klassiker, die nicht viel mehr<br />

bieten als zwei Menschen einen trockenen<br />

Schlafplatz –und damitdem wahren<br />

Camper eigentlich alles.<br />

„Was braucht man denn mehr?“, fragt<br />

Koc. Für ihn steckt in dem Satz zugleich<br />

die Antwort. Nichts. Oder nicht viel. Der<br />

Teardrop hat im Inneren kleine Schubfächer,<br />

eine Matratze, Lampen. Im Heck<br />

gibt es Staufächer, eine kleine Küche<br />

nebst implantierter<br />

Kühlbox,<br />

einen Wassertank,<br />

Gas für den<br />

Campingkocher,<br />

eine Spüle und<br />

eine Batterie. Als<br />

„Schon bei der ersten Fahrt sind<br />

wir auf dem Campingplatz ständig<br />

angesprochen worden.“<br />

Bayram Koc<br />

Zugabe kann<br />

noch ein Vorzelt<br />

sowie eine Heizung<br />

geordert werden. All das steht auf<br />

einem konventionellen Chassis, der<br />

Oberbau ist aus Holz und Edelstahl gefertigt.<br />

2015, erzählt Bayram Koc, habe er den<br />

ersten Teardrop gebaut. Für sich und seine<br />

Familie, ohne jeden kommerziellen<br />

Hintergedanken. „Schon bei der ersten<br />

Fahrt sind wir auf dem Campingplatz<br />

ständig angesprochen worden.“ Wo es<br />

denn soeinen Mini-Wohnwagen zu kaufen<br />

gäbe …Inzwischen hat er 15 der jeweilsrund10000<br />

Euroteuren Wohn-Dosen<br />

verkauft. „Ohne dass ich dafür Werbung<br />

gemacht hätte.“<br />

Nicht so groß, der Kleine aber für den 40-jährigen Lüdinghauser im Urlaub die Welt.<br />

Knapp zehn Wochen nach der Bestellung<br />

kann der Kunde seinen individuellen<br />

Teardrop abholen. Gefertigt werden die<br />

Einzelteile bei Zulieferern, der Zusammenbau<br />

findet dann in Ascheberg statt.<br />

Koc nimmt hier<br />

gerne Lehrlinge<br />

dazu. „An den<br />

Wohnwagen können<br />

sie ihrehandwerklichen<br />

Fertigkeiten<br />

schulen“,<br />

sagt er. Im<br />

normalen Nutzfahrzeugbau<br />

sei<br />

alles genormt. Selbst die kleinsteSchraube<br />

sei vorgegeben. Beim Teardrop ist das<br />

anders. „Da könne der Nachwuchs beispielsweise<br />

lernen, welche Schraube am<br />

besten zu welchem Bauteil passt.“<br />

Zwei Teardrops hat der 40-Jährige auf<br />

dem Firmengelände stehen. Einer dient<br />

als Vorführwagen. Den anderen nutzt der<br />

Geschäftsführer nach wie vorfür den Familienurlaub.<br />

„Im Sommer geht es wieder<br />

nach Frankreich“, erzählt er. Erst ein<br />

paar Tage in dieBretagne, dann runter in<br />

den Süden. Der Mini-Camper ist für seine<br />

Frau und ihn. Die Kinder schlafen im Zelt.<br />

Elmar Ries<br />

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Fotos: Jürgen Peperhowe<br />

Bayram Koc tüftelt an seinem Teardrop-Caravan. Den ersten Mini-Camper hat er2015 gebaut.<br />

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10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Vom Boden bis zum Griff –<br />

der Kunde plant immer mit<br />

Die Tischlerei Dickmänken aus Rheine gehört zuden innovativen Handwerksbetrieben in Deutschland.<br />

Im Online-Shop können Interessierte am 3D-Konfigurator ihren Schrank sogar selbst entwerfen.<br />

„Fokus. Made in Germany“ lautete<br />

kürzlich das Thema auf einem Gemeinschaftsstand<br />

der Internationalen<br />

Handwerksmesse in München.<br />

Dort präsentierte sich auch die<br />

Tischlerei Dickmänken. Sie gehörte<br />

zu den wenigen Betrieben, die von<br />

der Gesellschaft für Handwerksmessen<br />

zur Teilnahme eingeladen waren,<br />

um neue Technologien zu zeigen.<br />

„Das war schon eine Auszeichnung<br />

für uns“, sagt Luisa Wieching,<br />

im Betrieb für Marketing zuständig.<br />

Und sie ergänzt:„Wirhatten ein sehr<br />

interessiertes Publikum für unseren<br />

Möbel-Konfigurator.“<br />

„Im Münsterland sind wir die<br />

einzigen Anbieter.“<br />

Klaus Dickmänken<br />

Um diesen 3D-Konfigurator<br />

ging es: „Sie geben die Maße<br />

ein, ziehen die Ausstattungselemente<br />

per Drag<br />

and Drop in den Schrank,<br />

fügen Türen hinzu und wählen Dekore<br />

und Griffe aus“, heißt es in der Firmenbroschüre<br />

„Schränke nach Maß online<br />

planen und bestellen“. Was sich auf den<br />

ersten Blick besonders für Interessenten,<br />

die wenig Erfahrung<br />

mit modernen<br />

Medien haben,<br />

kompliziert<br />

anhört, wird bei<br />

näherer Betrachtung<br />

verständlich.<br />

Mit dem Möbelkonfigurator<br />

können Schränke nach eigenen Vorstellungen<br />

individuell und auf den Millimetergenau<br />

geplant werden.„Zumeigenen<br />

Schrank in fünf Schritten“, verspricht die<br />

Broschüre. Die Anleitung erfolgt Schritt<br />

für Schritt durch den Konfigurator.Dabei<br />

habe der Kunde die Gestaltung voll in der<br />

Hand, erläutert Klaus Dickmänken. Der<br />

Diplom-Betriebswirt leitet mit seinem<br />

Bruder Stefan (Tischlermeister) den Familienbetrieb<br />

inder dritten Generation.<br />

Gefertigt wird das Möbelstück in der<br />

Schiebetore<br />

Auf der Internationalen Handwerksmesse in München stand die Tischlerei Dickmänken aus Rheine mit ihrem Möbel-Konfigurator im „Focus. Made in Germany“.<br />

Luisa Wieching und Walter Klocke freuten sich über das große Interesse.<br />

Fotos: Hubertus Kost<br />

Werkstatt in Rheine. Auslieferung und<br />

Montage – wenn gewünscht – übernimmteine<br />

Spedition. Die Fachkräfteder<br />

Tischlerei helfen aber auch bei der Planung<br />

–entweder am Telefon, per E-Mail<br />

oder durch Beratung vor Ort. Die Arbeit<br />

des Tischlers bleibt auch bei der „Vorarbeit“<br />

durch den Kunden ganz individuell.<br />

Durch die Planung zu Hause am PC<br />

hat sich aber der Wegzum Produkt verändert.<br />

Und auf diesemWeg istdie Tischlerei<br />

schon weit fortgeschritten. Zu vielen<br />

Kunden gebe es gar keinen persönlichen<br />

Kontakt. Die Kommunikation erfolgt fast<br />

nur über den PC.<br />

Rückblende: Die Tischlerei Dickmänken<br />

wurde 1927 gegründet und entwickelte<br />

sich zu einem Handwerksbetrieb, der in<br />

der Region fest verwurzelt und bekannt<br />

ist. Für private und gewerbliche Kunden<br />

werden Möbel und kompletteEinrichtungen<br />

gebaut. In den 1980er Jahren kam<br />

derLadenbau hinzu, auch für international<br />

tätige Firmen.<br />

Der Weg zum „schrankwerk.de“ begann<br />

voretwazehn Jahren mit der Idee, einen<br />

Schrank online konfigurieren zu können.<br />

Seit 2008 ist der Möbel-Konfigurator im<br />

Netz. In den vergangenen Jahren hat sich<br />

„schrankwerk.de“ zum größten Bereich<br />

des Handwerksbetriebes entwickelt und<br />

soll deshalb bald als eigenes Unternehmen<br />

am Markt etabliert werden.<br />

Um Billigproduktehandelt es sich bei den<br />

„schrankwerk“-Schränken keineswegs.<br />

Gute handwerkliche Leistung hat ihren<br />

Preis –das wissen die Verantwortlichen<br />

in der Tischlerei. Dies gelte auch für den<br />

Online-Shop. Und die Kunden akzeptieren<br />

dies, denn sie erwarten die individuelle<br />

Leistung, an der sie sogar beteiligt<br />

sind. Die Aussage„Dasist mein Entwurf“<br />

schafft ein gutes Gefühl.<br />

Mit dem Möbel-Konfigurator hat das<br />

Unternehmen einen Alleinstellungsmerkmal.<br />

„Im Münsterland sind wir die<br />

einzigen Anbieter“, betont Klaus Dickmänken.<br />

In Deutschland gebe es nur ganz<br />

wenige Tischlereien, die ein ähnlich innovatives<br />

Angebot bereithalten.<br />

Das wachsende Interesse am Online-<br />

Shop verführt das Unternehmen aber<br />

nicht dazu, nur noch „online“ zu denken<br />

und zu handeln. Das sei ein neuer Bereich,<br />

dersichweiter gut entwickeln werde.<br />

Die Firmenphilosophie heißt: „Wir<br />

sind und bleiben eine Tischlerei.“<br />

Die Beteiligung an der Internationalen<br />

Handwerksmesse in München war übrigens<br />

die erste Messe-Aktivität der Tischlerei.<br />

Mit dem Erfolg ist der Betrieb zufrieden.<br />

Luisa Wieching: „Wir haben<br />

unseren Bekanntheitsgrad auf jeden Fall<br />

deutlich gesteigert.“ Hubertus Kost<br />

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Die „schrankwerk“-Schränke werden in der Werkstatt in Rheine<br />

gefertigt. Maschinen unterstützen die individuelle Arbeit der handwerklichen<br />

Fachkräfte.


BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />

Gesucht –gefunden<br />

Beim Brandschutz-Center Brinck in Münster konnte André Schulze Forsthövel sein Traum von der<br />

Selbstständigkeit verwirklichen. Die IHK Nord Westfalen assistierte bei der Nachfolgeregelung.<br />

Viele Unternehmen suchen für ihre<br />

Betriebe Nachfolger. Jeder achte Betrieb<br />

im IHK-Bezirk kommt in den<br />

nächsten Jahren ernsthaft für eine<br />

ÜbernahmeinBetracht. Die Kammer<br />

versucht den Gründergeist auch für<br />

Übernahmen zu wecken. Beim<br />

Brandschutz-Center Brinck in Münster<br />

hat es geklappt.<br />

André Schulze Schulze Forsthövel<br />

ist überzeugt: „Wenn<br />

ich nicht im IHK-Nachfolger-Club<br />

gewesen wäre,<br />

Aann d hätte ich das Unternehmen<br />

nicht kennengelernt.“ Der 37-<br />

Jährige hat das Unternehmen Brandschutz-Center<br />

Münster von der Familie<br />

Brinck mit 18 Mitarbeitern übernommen.<br />

Der Weg zur Übergabe dauerte. Familie<br />

Brinck suchte einen Nachfolger, André<br />

Schulze Forsthövel wollteden Wegindie<br />

Selbstständigkeit einschlagen. Der IHK-<br />

Spezialist für Unternehmensnachfolge,<br />

Michael Meese, vermittelte die „Partnersuche“.<br />

André Schulze Forsthövels Voraussetzungen:<br />

Der Elektroinstallateur (ElektroHeikes)<br />

absolvierte ein Studium als Elektrotechnikerund<br />

schlossinHamburgseinen<br />

Bachelor- und Masterabschluss in der<br />

europäischen Betriebswirtschaft ab. Mit<br />

25 Jahren klopfteerdas ersteMal bei Michael<br />

Meese in der IHK Nord Westfalen<br />

an. Dieser gabihm denRat, Erfahrungen<br />

zu sammeln.<br />

Zehn Jahre später hat André Schulze<br />

Forsthövel eine spannende Geschichtezu<br />

erzählen: vonder Suche nach einem passenden<br />

Unternehmen bis zum Einstieg<br />

bei Brinck. Dabei war der 37-Jährige zuletzt<br />

als stellvertretender Vertriebsleiter<br />

bei einem Maschinenbauunternehmen<br />

aus Taiwan in ganz Europa unterwegs.<br />

„Es ging mir gut“, sagt er.Doch der Traum<br />

von der Selbstständigkeit blieb.<br />

André Schulze Forsthövel, der als Hauptbrandmeister<br />

bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />

in Drensteinfurt im Kreis Warendorf<br />

engagiert ist, klopfte erneut bei Michael<br />

Meese an. Es kamzuersten Gesprächen<br />

zwischen Familie Brinck und dem<br />

Drensteinfurter. Dann kam das Wertgutachten<br />

für das Brandschutz-Center auf<br />

den Tisch. „Alles nahm seinen Lauf.“<br />

Schulze Forsthövel schrieb einen Business-Plan<br />

während er für seinen Arbeitgeber<br />

unterwegs war, verhandelte mit<br />

Banken und kümmertesichumden Kaufvertrag.<br />

„Der wichtigste Punkt ist die Familie“,<br />

sagt der 37-Jährige. Nurwenn die<br />

mitziehen würde, sei der Schritt erfolgreich.<br />

Der Drensteinfurter hat Glück. Auch sein<br />

Arbeitgeber ließ ihn früher gehen.<br />

Zum 1. Januar 2017 hat er das Unternehmen<br />

an der Kleimannbrücke inMünster<br />

übernommen, das im Brandschutzunterwegs<br />

ist und einen feuerwehrtechnischen<br />

Handel betreibt. „Jetzt geht es nicht mehr<br />

nur um Umsätze“, sagt Schulze Forsthövel,<br />

jetzt habe er auch die Verantwortung<br />

für Mitarbeiter und deren Familien.<br />

Für Michael Meese ist der „Fall Brinck“<br />

ein gutes Beispiel für eine Nachfolgeregelung.<br />

Prof. Dr.BodoRisch,stellvertretender<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer, streicht<br />

die neutrale Position der Kammer bei<br />

dem Thema heraus.<br />

Gabriele Hillmoth<br />

André Schulze Forsthövel (r.) freut sich, dass er das Brandschutz-Center Brinck in<br />

Münster übernehmen konnte. Michael Meese von der IHK hat bei Vermittlung zwischen<br />

dem Familienunternehmen und dem Interessenten geholfen.<br />

Foto: gh<br />

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Über 50 Jahre reicht die Geschichte der Firma Brinck zurück, die Schulze Forsthövel als<br />

Inhaber führt. Horst Brinck begann 1966 mit einer Minimax-Generalvertretung für Feuerlöscher.<br />

Foto: Oliver Werner<br />

WER ÜBERNIMMT WANN DAS UNTERNEHMEN?<br />

Eine aktuelle Studie der IHK Nord Westfalen in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule<br />

der Wirtschaft (FHDW) Nordrhein-Westfalen zeigt, dass viele Betriebe<br />

aus wirtschaftlicher Sicht „nicht übernahmefähig“ sind. Basis der Untersuchung<br />

waren 95 000 Familienbetriebe inNord-Westfalen. Davon werden 31 000<br />

von Inhabern geführt, die älter als 55 Jahre sind.<br />

„Also gut ein Drittel der Unternehmer sollte sich gegenwärtig mit der Frage befassen,<br />

wie es mit dem Unternehmen in Zukunft weitergeht“, empfiehlt IHK-<br />

Nachfolgeberater Michael Meese. Konkret: „Wer übernimmt wann das Unternehmen?“<br />

Der Verkauf eines Unternehmens ist nach Angaben von Michael Meese eine feste<br />

Säule bei der finanziellen Vorsorge für den Ruhestand. Inrund einem Viertel<br />

der Fälle verfügten die Inhaber vor der Übergabe nicht genügend finanzielle<br />

Mittel für den Lebensabend.<br />

Die IHK Nord Westfalen unterstützt den Nachfolgeprozess seit vielen Jahren mit<br />

frühzeitiger Sensibilisierung für das Thema sowie einer unbürokratischen Beratung<br />

bis hin zur vertraulichen Vermittlung von potenziellen Nachfolgern durch<br />

den IHK-Nachfolger-Club. „Ziel der IHK ist es den Unternehmensbestand und<br />

damit die Arbeitsplätze Generationenwechsel soweit wie möglich zu erhalten“,<br />

sagt Meese. Ganz neu ist das IHK-Praxishandbuch für Inhaber und Nachfolger.<br />

Auch der Termin für das 3. IHK-Nachfolgeforum steht bereits fest: 17. Oktober<br />

2017 inMünster.


12 BRANCHEN<br />

Neue Ideen sprudeln auf den Ma<br />

Die Macher der Getränkeprodukte Finne, Liba und Bad Meinberger haben eines gemeinsam –sie spielen bewusst<br />

die regionale Karte, beweisen viel Kreativität und setzen stark auf Nachhaltigkeit.<br />

Eine erfrischende Welle schwappt<br />

durch die Getränkebranche: Wie<br />

schmeckt sie eigentlich, eine Flasche<br />

Münster als Gerstensaft, Limonade<br />

oder Mineralwasser? Nach Lokalkolorit.<br />

Der ist am Tresen ein Hit, besonders<br />

wenn die Flasche eine „Finne“ist.Eine<br />

Masematte-Vokabel und<br />

damit ein buchstäblich zum Greifen<br />

nahes Heimat-Bekenntnis siegte<br />

beim Branding, als die Brauer Dr.<br />

Florian Böckermann und Frank Sibbing<br />

im Stadion während eines Preußenspiels<br />

einenNamen fürihr münsterisches<br />

Bio-Craft-Beer suchten:<br />

„Wir wollen die Domstadt wieder zu<br />

einer Bier-Hochburg machen. Kreativ<br />

und individuell mit einer Vielfalt<br />

an charaktervollen Bieren“, erklärt<br />

Finne-Chef-Böckermann.<br />

Und das vor allem mit viel<br />

Leidenschaft während<br />

eines Braukunst-Sabbaticals<br />

im Kreuzviertel. Denn<br />

die beiden Akademiker Böckermann<br />

und Sibbing haben ihregut bezahlten<br />

Jobs voreinem Jahr an den Nagel<br />

gehängt, um gegenden Trend der industriellen<br />

Massenproduktion handwerklich<br />

in kleinenMengenzubrauen. Acht Jahre<br />

waren die Bierfans als Hobbybrauer<br />

unterwegs, ihre Initiation erlebten sie in<br />

einer kleinen kanadischen Brauerei auf<br />

Vancouver Island.<br />

Am anderen Ende der Welt haben die<br />

beiden Freunde, die jetzt auch Geschäftspartner<br />

sind, dem Bier-Spirit in<br />

den Braukesseln nachgefühlt: Jetzt lassen<br />

sie ihrem „Hefeflüsterer“ Jörn Mertins<br />

während des Brauens auf die Finger<br />

schauen. Denn Finne ist nicht nur gemütliche<br />

Gerstensaft-Location im<br />

Kreuzviertel, sondern auch Schaubrauerei.<br />

Das frischgezapfte Fassbier<br />

verdient das Label „Made in Münster“.<br />

Dass die drei Jungunternehmer mit Bio-<br />

Hefe und eigenem Rezeptbuch im Gepäck<br />

zur Flaschenabfüllung hingegen in<br />

Finne wird imKreuzviertel gebraut: Die beiden Geschäftsführer Dr. Florian Böckermann und Frank Sibbing (2. und 3. v.l,) mit Gastro-<br />

Leiter David Lambert (l.) und Braumeister Jörn Mertiens (r.) hinter der Theke.<br />

Foto: Finne<br />

ihre Partnerbrauerei nach Zeil am Main<br />

reisen, hat nicht nur mitrechtlichen Auflagen<br />

wie dem Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

zu tun. „Unternehmerisch wollen<br />

wir langsam wachsen, den Markt in<br />

Münster selbst vertiefen und dann auf die<br />

„Unternehmerisch wollen wir<br />

langsam wachsen, den Markt in<br />

Münster selbst vertiefen und dann<br />

auf die Region ausdehnen.“<br />

Dr. Florian Böckermann<br />

Region ausdehnen“, erläutert Böckermann,<br />

warum die Finnen noch nicht in<br />

Münster befüllt werden.<br />

Bei all der Euphorie, das Hobby zum Beruf<br />

gemacht zu haben: „Den administrativenTeil<br />

des Unternehmens haben wir ein<br />

bisschen unterschätzt. Es ist unglaublich,<br />

wie viel Zeit der bürokratische Teil des<br />

Jobs kostet, gerade in der Lebensmittelbranche“,<br />

stöhnt Böckermann, während<br />

er auch am eigentlichen Feierabend<br />

noch über den Papieren sitzt.<br />

Doch der Erfolg entschädigt für einiges:<br />

100000 Liter der vier Bio-Flaschensorten<br />

Helles, Weizen, Pale Ale und India<br />

Pale Ale mit den Münster-Etiketten Rathaus,<br />

Aasee, Hafenkran und -elefant<br />

wurden in einem Jahr in der kleinen<br />

unterfränkischen Lohnbrauerei abgefüllt.<br />

Stroetmann, die Getränkehändler<br />

Dreyer und Flaschenpost sowie einige<br />

Gastronomen haben die Hopfenkünstler<br />

bereits ins Sortiment beziehungsweise<br />

auf die Karte aufgenommen. Und teilweise<br />

trägt sich das Start-up schon: „In<br />

der Brauerei mit Ausschank und Restauration<br />

haben wir natürlich schon einen<br />

relativ guten Cashfl<br />

ow“, resümiert Böckermann.<br />

Bei den Perspektiven bewahrt<br />

er aber Bodenhaftung: „Wenn wir uns<br />

Ende 2018 richtige Gehälter auszahlen<br />

können, sind wir sehr zufrieden.“<br />

Die auf Individualitätbedachten Kunden,<br />

die Konzernen ein Schnippchen schlagen<br />

wollen, haben die Wahl: Eine Finne Bier<br />

oder doch lieber eine Liba? „Wir wollten<br />

Münster eine Marke geben und ein bisschen<br />

,liba‘ machen“, erinnert sich Kola-<br />

Kreateur Jonathan Mache an die Grundmotivation<br />

zu „Support your local<br />

brands“. Viele Abende haben Produktdesigner<br />

Jonathan Mache und Benjamin<br />

Heeke, seines Zeichens Sozialwissenschaftler<br />

und ehemals Cocktailbar-Betreiber,<br />

an der Rezeptur für das ultimative<br />

Münster-Erfrischungsgetränk gefeilt.<br />

Die Marschrichtung lautete weniger Süße,<br />

mehr Geschmack: Kola mit Limette<br />

und Limette mit Minze s<br />

2014 beim Start-up an der L<br />

aus der trendigen Flasche<br />

Deutschland über 1300 B<br />

aber nicht einmal 90 Kolapr<br />

da geht noch was“, weiß Be<br />

ke.Und erobert zusammen m<br />

Mache den münsterischen<br />

ihrem veganen Erfrischun<br />

„sogar beim Klebstoff des<br />

ketts mussten wir darauf<br />

keine tierischen Inhaltsstoff<br />

„Allerdings war essehr vi<br />

unsereMünster-Limonade i<br />

marktregalen der Stadt zu p<br />

in kleinen Läden mit ohneh<br />

gionalem Fokus. Ganz ande<br />

wartet haben“, berichtet<br />

einer wahren Siegeswelle b<br />

dagegen durch die Gastr<br />

Hammer Straße. „Viele K<br />

Restaurants haben mehrjäh<br />

mit den Produzenten. Desha<br />

Gastronomen uns zusätzlic<br />

ment mit aufgenommen“, k<br />

Mache die stetige Durchd<br />

Marktes. Von30000 im Grü<br />

gefüllten Kolafl<br />

aschen land<br />

den Mensen, denn zuerst ha<br />

tenwerk Münster an Liba g<br />

haben wir sofort sehr viele E<br />

erreicht“, ist Heeke sich sic<br />

dentischen Trendsetter habe<br />

versitätsstadt ganze Arbe<br />

2015 konnte das Start-up sc<br />

Flaschen in der Haaner Fels<br />

füllen. Dabei gilt, dass die Lim<br />

überwiegend im 0,33-Literden<br />

Tresen geht. Und ein Ja<br />

die Produktionsmenge sogar<br />

Flaschen.<br />

Doch frei von Sorgen könn<br />

Gründer noch nicht von ihre<br />

leben. Die Jungunternehme<br />

de Nebenjobs: „Wenn wir<br />

Flaschen im Jahr verkaufen<br />

uns zum ersten Mal Gehälter<br />

glaubt Mache, und hat schon<br />

die dritte Liba-Kreation im H<br />

Der ostwestfälische Mineralbrunnen Bad Meinberger setzt bei der Abfüllung zu 100 Prozent auf Nachhaltigkeit –für Glas und PET.


BETRIEBE 13<br />

rkt<br />

prudeln seit<br />

oddenheide<br />

„Es gibt in<br />

ierhersteller,<br />

oduzenten –<br />

njamin Heeit<br />

Jonathan<br />

Markt mit<br />

gsgetränk –<br />

Flaschenetiachten,<br />

dass<br />

edrin sind“.<br />

el einfacher,<br />

nden Superlatzieren<br />

als<br />

in schon rers,<br />

als wir er-<br />

Heeke. Auf<br />

randet Liba<br />

o-Szene der<br />

neipen und<br />

rigeVerträge<br />

lb haben die<br />

hins Sortiommentiert<br />

ringung des<br />

nderjahrabeten<br />

viele in<br />

tdas Studeneglaubt:<br />

„Da<br />

arly-Adopter<br />

her. Die stuninder<br />

Uniit<br />

geleistet:<br />

hon 125 000<br />

enquelle abonade<br />

ganz<br />

Format über<br />

hr später lag<br />

bei 250 000<br />

en die Liban<br />

Umsätzen<br />

r haben beieine<br />

Million<br />

, können wir<br />

auszahlen“,<br />

die Idee für<br />

interkopf …<br />

Doch der geschmacklich ambitionierte<br />

Städter der Westfalenmetropole hat nicht<br />

nur an Bier und Limonade einen hohen<br />

Anspruch: „Münster will Wasser leben“,<br />

ist Stefan Brüggemann, Marketingchef<br />

vonBad Meinberger,sich sicher.Und hat<br />

dies zum Slogan<br />

seiner mit dem<br />

Deutschen Agen-<br />

„Wenn wir eine Million Flaschen<br />

im Jahr verkaufen, können wir<br />

uns zum ersten Mal Gehälter<br />

auszahlen.“<br />

turpreis gekrönten<br />

Werbekampagne<br />

gemacht,<br />

„Wasserleben“ –<br />

werbetechnisch<br />

Jonathan Mache<br />

zusammengeschrieben,<br />

versteht<br />

sich. Der<br />

regionale Mineralbrunnen<br />

aus Ostwestfalen mit einer<br />

Abfüllmengevon 100Millionen Litern an<br />

Eigenmarken will sein eher hochpreisiges<br />

Wasser zum Münster-Wasser machen:<br />

„Vor allem wollen wir mit unserem natürlichen<br />

Geschmack punkten. Doch gleich<br />

Vier Finnen Bier – die münsterische Geheimsprache<br />

Masematte sorgt für Lokalkolorit.<br />

Foto: Finne<br />

danach sprechen wir den stetig steigenden<br />

Anspruch des Kunden an Nachhaltigkeit<br />

an“, erläutert Brüggemann. Als einer<br />

von sehr wenigen deutschen Mineralbrunnen<br />

schreddert Bad Meinbergerkeine<br />

PET-Flaschen, sondern setzt auf Umweltbewusstsein.<br />

„UnsereGlasfl<br />

aschen<br />

werden zwischen 30<br />

bis 50 Mal befüllt, die<br />

PET-Flaschen 25<br />

Mal“, so Brüggemann,<br />

der selbst in<br />

Münster lebt. Und<br />

keinesfalls in anderen<br />

regionalen Mineralwassern<br />

eine Konkurrenz<br />

sieht: „Der<br />

Wassermarkt ist ein friedlicher. Wir wollen<br />

unseren Markt besser durchdringen<br />

und eher gegenüberden Discountern vertiefen,<br />

die jetzt auch hochpreisige Markenwasser<br />

anbieten“, gibt Brüggemann<br />

die Marschrichtung vor. Frische Ideen der<br />

münsterischen Designerin Lina Bach<br />

sprudeltenindie Kampagne. Models und<br />

Mineralwasser in Szene setzte der ebenfalls<br />

inder Domstadt lebende Fotograf<br />

Andreas Hoffmannbeck. Das Sponsoring<br />

des Weinfestes an der Überwasserkirche<br />

und des Münsterland-Giro sind Events,<br />

die Bad MeinbergerAufmerksamkeit und<br />

Sympathie bescheren. Doch Brüggemann<br />

glaubt auch an den Erfolg der Plakatkampagne<br />

auf Litfaßsäulen, Lightboards<br />

und Bussen: „In Münster haben<br />

die Werbebotschaften ein großes Potenzial,<br />

weil im städtischen Bereich viele<br />

Menschen die Plakate wahrnehmen. Zusammen<br />

mit dem Qualitätsanspruch<br />

eines kaufkräftigen Publikums eine vielversprechende<br />

Mischung.“<br />

Und für die Kunden gilt: Ob Durstlöscher<br />

mit lokaler Quelle oder ein Mineralbrunnen<br />

für Münster – der perlenden Getränke-Vielfalt<br />

in der Westfalenmetropole<br />

kann wohl kaum ein anderer Standort<br />

das Wasser reichen.<br />

Maike Harhues<br />

Lieber eine Liba? Jonathan Mache und Benjamin Heeke kreierten vor drei Jahren die Münster-Kola.<br />

Foto: Maike Harhues<br />

MünsterlandManager.de<br />

Top-Führungskräfte für das Münsterland<br />

•Professionelle Führungskräftevermittlung.<br />

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dem Münsterland.<br />

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Stellenbesetzung.<br />

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Paul-Peter Groten<br />

Geschäftsführer<br />

Reinhard Lezgus<br />

Geschäftsführer<br />

MünsterlandManager.de GmbH &Co. KG<br />

Büro Münster<br />

Am Mittelhafen 20<br />

48155Münster<br />

Tel.:0251 38 47 16 33<br />

Büro Ahaus<br />

Frauenstr.13<br />

48683 Ahaus<br />

Tel.:02561 89 62 245<br />

Büro Bocholt<br />

Konrad-Zuse-Str.4<br />

46397 Bocholt<br />

Tel.:02871 35 39 00 0<br />

Foto: Frank Reinhold<br />

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14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

In Reih und Glied warten Teile der Zangen im Ahauser Werk von Orbis-Will auf die Weiterverarbeitung.<br />

Foto: Orbis Will<br />

Die Werkzeugmacher<br />

Bei Orbis Will inAhaus weiß man längst, dass Zange nicht gleich Zange ist. Zigtausende Produkte<br />

für den Profi und den Heimwerker verlassen pro Tag die Fertigung.<br />

Knipex?Orbis Will? –Der männliche<br />

Teil derBevölkerung –zumindest der<br />

mit einem handwerklichen Faible –<br />

bekommt bei diesen Namen sofort<br />

ein Funkeln in den Augen. Und hat<br />

auch keinerlei Probleme, dieVerbindung<br />

zuknüpfen: Hinter den Namen<br />

steht der weltbekannte Hersteller<br />

hochwertiger Markenzangen für<br />

Profi-Anwender in Industrie und<br />

Handwerk. Wobei sich Knipex auf<br />

das Markenprodukt fokussiert, OrbisWill<br />

denMarkt im Bereich Eigenmarken<br />

des Handels abdeckt. Beide<br />

Sparten eint das Versprechen: Qualität,<br />

Made in Germany.<br />

Ob in Baumärkten, beim<br />

Produktionsverbindungshandel,<br />

im Sanitär- oder<br />

Elektrofachhandel oder<br />

beim gehobenen Hobbyhandwerker:<br />

Wo Qualität und Langlebigkeit<br />

eine Rolle spielen, sind wir mit dabei“,<br />

umreißt Orbis Will-Geschäftsführer<br />

Michael Graf die wesentlichen Standbeine<br />

des Unternehmens. In Deutschland als<br />

größtem Absatzmarkt, aber auch in Westund<br />

Osteuropa sowie in Übersee sind Knipex-<br />

und Orbis-Will-Produkte vertreten.<br />

„Asien, Japan, Koreaund auch Chinasind<br />

ebenso unsere Handelspartner“, verweist<br />

Michael Graf ein wenig stolz auf die<br />

Eine starkeKombination für<br />

einenstarken Wirtschaftsraum<br />

Mit der Wirtschaftskombi<br />

auf direktem Weg zu<br />

Ihrer Zielgruppe in<br />

Nordwestdeutschland<br />

Bis zu<br />

179.000 Exemplare<br />

(Gesamtauflage)<br />

Wangerooge<br />

BREMERHAVEN<br />

FLENSBURG<br />

KIEL<br />

SCHLESWIG-<br />

HOLSTEIN<br />

HAMBURG<br />

LÜBECK<br />

SCHWERIN<br />

Reichweite: „Normalerweise fl<br />

ießt der<br />

Warenstrom ja andersherum: Die asiatischen<br />

Länder beliefern Europa. Bei uns<br />

ist Knipex mit einer eigenen Tochtergesellschaft<br />

dort vor Ort vertreten und wir<br />

beliefern auch die dortigen Märkte.“<br />

Der früher eigenständige Zangenhersteller<br />

Orbis wurde 2003 von der Knipex-<br />

Gruppe übernommen. Im Jahr 2006 kamen<br />

die Will-Werkzeuge hinzu. Zwei<br />

Jahrespäter,2008fusionierten Orbis und<br />

Will ihren Vertrieb, am Standort Ahaus<br />

entstand die umfirmierte Gesellschaft<br />

Orbis Will GmbH +Co.KG.InvierWerken<br />

werden nunmehr die Werkzeuge gefertigt:<br />

In Wuppertal produziert Knipex<br />

unter seinem Label, in Thüringen entstehen<br />

die Rennsteig-Werkzeuge, in Neustadt<br />

stellt Will her, inAhaus Orbis und<br />

Will.<br />

„Durch diese Gruppenkonstellation können<br />

wir nicht nur in vielen Bereichen voneinander<br />

profitieren, sondern auch voneinander<br />

lernen“, sieht Orbis-Will-Geschäftsführer<br />

Michael Graf klareVorteile.<br />

Dass die Orbis-Will-Produkte kaum als<br />

solche im Handel erkennbar sind, hat<br />

einen einfachen Grund: „Wir produzieren<br />

für verschiedene Unternehmen –daher<br />

steht zumeist auch diejeweiligeHandelsmarkedrauf.<br />

Wirwerden oft gefragt,<br />

wo man unsere Zangen erhalten kann.<br />

Die Antwort: Wer sich etwas auskennt,<br />

der erkennt sie leicht.“<br />

Und wer meint, Zange sei gleich Zange,<br />

der irrt ganz gewaltig.150 Produkte verschiedenster<br />

Art und Einsatzmöglichkeitenhaben<br />

die Ahauser in ihrer Angebotspalette:<br />

gebogen, gerade, abgeknickt<br />

oder spitz in der Form. „Technisch sind<br />

sie alle vergleichbar. InFarbe, Form, Bedruckung<br />

und Verpackung allerdings verschieden,<br />

so dass sich auch für unsere<br />

Kunden,die mitunter im Wettbewerb zueinander<br />

stehen, Alleinstellungsmerkmale<br />

ergeben“, erläutert Michael Graf.<br />

Aber lassen sich Zangen immer wieder<br />

neu erfinden? Für den Orbis-Will-Geschäftsführer<br />

gibt es darauf eine klare<br />

Antwort: „Ja, speziell in Details wie dem<br />

Greifb<br />

ereich. Oder auch im Design. Da<br />

erfolgt eine stetige Weiterentwicklung.<br />

Wir leben in Deutschland von innovativen<br />

Ideen. Da haben wir vor den Mitbewerbern<br />

aus Europa und Asien auch die<br />

Nase eindeutig vorn.“<br />

Die klassische Zange, so die Maxime von<br />

Orbis-Will, kann greifen, schneiden und<br />

halten. Wie sie das macht, ist allerdings<br />

wesentlich mitentscheidend. Ergonomie<br />

lautet das Zauberwort. Das Werkzeug<br />

soll und darf –gerade auch im Profibereich<br />

–das Handgelenk nicht belasten.<br />

Und die Zugänglichkeit auch zu schwierigen<br />

Stellen sollte gegeben sein.<br />

„Dazu lässt sich dann noch der Kraftmittelpunkt<br />

für eine bessere Hebelwirkung<br />

verlegen. Oder die Optik verbessern“, erklärt<br />

Michael Graf. Denn: „Das Design<br />

spielt bei diesen Produkten eine bedeutende<br />

Rolle. Das Erste, was dem Kunden<br />

ins Auge fällt, ist die Optik. Und die steht<br />

oft noch vor der Funktionalität.“<br />

Susanne Menzel<br />

Beratung:<br />

Frank Micheel<br />

Tel. 0251/690-916161<br />

Lars Normann<br />

Tel. 0251/690-916162<br />

OLDENBURG<br />

Papenburg<br />

Delmenhorst<br />

Meppen<br />

Lingen<br />

BREMEN<br />

Verden<br />

NIEDERSACHSEN<br />

LÜNEBURG<br />

Nordhorn<br />

Rheine<br />

Coesfeld<br />

OSNABRÜCK<br />

Minden<br />

BIELEFELD<br />

MÜNSTER<br />

Hameln<br />

HANNOVER<br />

WOLFSBURG<br />

BRAUNSCHWEIG<br />

NORDRHEIN-<br />

WESTFALEN<br />

Einbeck<br />

GÖTTINGEN<br />

Ohne Streuverluste ·Überregional ·Vorteilhafte Konditionen<br />

Jeder Bolzenschneider wird von Hand montiert. Die Kunststoffgriffe –ebenfalls inAhaus aus<br />

einem Spezialgranulat selbst hergestellt –werden nach Kundenwünschen eingefärbt. Foto: Susanne<br />

Menzel


BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />

Mit viel Erfahrung und einer<br />

großen Portion Fingerspitzengefühl<br />

Die Automatisierung erfolgt bei Orbis Will inkleinen Schritten. Auch deshalb ist Handarbeit gefragt.<br />

„Für weiteres Wachstum haben<br />

wir hier in Ahaus auch noch<br />

Platz genug.“<br />

Günter Hassing<br />

Ortswechsel –vom Büro in<br />

die Werkshallen. Es ist<br />

laut, eng, jeder Zentimeter<br />

genutzt für Maschinen,<br />

Produktion oder Lager.<br />

Gerade erst hat Orbis Will seine Produktionsstätte<br />

um3000 auf 9000 Quadratmeter<br />

erweitert. „Wir sind noch mitten<br />

imUmzug“, deutet Prokurist Günter<br />

Hassing auf das rege Treiben der Mitarbeiter<br />

hin. Schweres Gerät wirddahin<br />

und her bewegt. Im laufenden Betrieb<br />

kein leichtes Unterfangen.<br />

Zumal „die Auftragssituation in diesem<br />

Jahr gegenüber 2016 erheblich gesteigert<br />

werden konnte“, freut sich Hassing: „Für<br />

weiteres Wachstum haben wir hier in<br />

Ahaus auch noch Platz genug.“<br />

Automatisierung<br />

in kleinen Schritten,<br />

aber auch ein<br />

hoher Faktor an<br />

Handarbeit<br />

macht die Fertigung<br />

bei dem<br />

Mittelständler<br />

aus. 125 Mitarbeiter<br />

fertigen<br />

in Ahaus zwischen 8000 und 9000 Zangen.<br />

ProTag. 1500 Mitarbeiter sind es in<br />

der gesamten Gruppe. „Da lassen sich<br />

dann in der Breite viele Synergien nutzen“,<br />

erläutert Michael Graf. „Das fängt<br />

beim Einkauf und Vertrieb an und hört<br />

letztlich beim IT-Bereich und in der Ent-<br />

Spezialzangen wie diese helfen bei der Arbeit.<br />

wicklung auf.“<br />

So stellt das Unternehmen inzwischen<br />

auch viele seiner Werkzeugefür die Fertigung<br />

selbst her.Michael Graf: „Es gibt auf<br />

dem Markt nicht mehr sehr viele Zangenhersteller.<br />

Deshalb müssen wir selbst an<br />

der Herstellungstechnologie feilen.“<br />

Fotos aus der Produktionsstätte sind aus<br />

diesem Grunde nicht sehr gerne gesehen.<br />

Auch die Konkurrenz liest Zeitung.<br />

Kunststoffgriffe kann Orbis Will beispielsweise<br />

inzwischen ebenfalls selbst<br />

herstellen. Für die Zangen wie für die<br />

Bolzenschneider, die 2005 als weiteres<br />

Standbein der Produktpalette hinzugefügt<br />

werden konnten. Aus sechs Meter<br />

langen Stahlrohren werden die Schenkel<br />

zugeschnitten, per Gelenk einzeln Stück<br />

für Stück miteinander verbunden. „Hier<br />

ist ein geschultes Auge und viel Handarbeit<br />

erforderlich“, verweist Günter<br />

Hassing auf die Hochwertigkeit der Ware.<br />

Jedes Teil wird anschließend in<br />

Augenschein genommen und einzeln geprüft.<br />

„Wir haben hier eine 100-prozentige<br />

Kontrolle der Werkstücke“, betont der<br />

Prokurist: „Das erfordert von den Mitarbeitern<br />

ein hohes Maß an Erfahrung<br />

und Fingerspitzengefühl.“ Der Vorteil<br />

dieser Produktionsweise liege neben der<br />

hohen Qualität dann aber auch darin,<br />

„dass wir dem Handel die Werkzeugemit<br />

relativ kurzen Lieferzeiten in auch kleinen<br />

Mengen anbieten können. Wir stellen<br />

je nach Auftrag her.Dadurch vermeiden<br />

wir Lagerkosten und Kapitalbindung.“<br />

Susanne Menzel<br />

ORBIS UND WILL<br />

–Die Firma Will hat ihre Wurzeln im thüringischen<br />

Schmalkalden. Dort gründeten die Vorfahren von Harry<br />

Paul Will eine Werkzeugfabrik. 1918 geht aus dem<br />

Stammhaus die Bruno-Will-Gewehr- und Werkzeugfabrik<br />

hervor. 1962 wird die Firma Will andie Recklinghäuser<br />

Familie Still verkauft. Die Firma entwickelt sich durch<br />

umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen und hohe Investitionen<br />

in den 70er Jahren zum weltweit führenden<br />

Zangenhersteller. Im Jahr 2006 übernimmt die „Knipex-<br />

Gruppe“ die Will-Werkzeuge aus einer Insolvenz.<br />

–Paul Groten sen. gründet 1929 in Solingen die Orbis<br />

Werkzeugfabrik. Das Bergische Land ist neben der Region<br />

in Thüringen eine weitere Hochburg der Werkzeugindustrie.<br />

Da es im Bergischen schwierig wird, die Produktionshallen<br />

entsprechend dem Bedarf zuerweitern, zieht der<br />

Betrieb 1956 nach Ahaus ins Münsterland um. Als erster<br />

Zangenhersteller führt Orbis 1993 ein Qualitätsmanagement<br />

nach DIN-Norm ein. 2003 kauft die Knipex-Werk C.<br />

Gustav Putsch KG aus Wuppertal das Unternehmen Orbis<br />

auf.<br />

–2008 entsteht am Standort Ahaus die heutige OrbisWill<br />

GmbH +Co. KG.<br />

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WestfalenTarif:<br />

Der Eine für Bus und Bahn.<br />

Am 1. August tritt in Westfalen-Lippe der WestfalenTarif in Kraft. Er vereint die fünfbisherigen<br />

regionalen Nahverkehrstarife undmacht Fahrten im westfälischen Verkehrsraum deutlich<br />

einfacher.Davon profitiert nicht nur derFahrgast, sondern die gesamte Region.<br />

Über Aufträge kann sich Orbis Will indiesem Jahr nicht beklagen. „Für weiteres Wachstum<br />

ist aber noch Platz genug“, bekräftigen Orbis-Will-Geschäftsführer Michael Graf (l.)<br />

und Prokurist Günter Hassing.<br />

Foto: Susanne Menzel<br />

Münsterland, Hochstift, Ruhr-Lippe, Westfalen-Süd<br />

und TeutoOWL –wer heute innerhalb der fünf regionalen<br />

Tarifräume mit Bus und Bahn unterwegs ist, kann<br />

auf ein bedarfsgerechtes Nahverkehrsangebot und Ticketsortiment<br />

zurückgreifen. Möchten Fahrgäste jedoch über<br />

die regionalen Tarifgrenzen hinaus in den benachbarten<br />

Tarifraum fahren, gelten nicht mehr die regionalen, sondern<br />

die landesweiten Fahrkarten des NRW-Tarifs. Diese<br />

Aufteilung führt häufig zu Komplikationen beim Ticketkauf<br />

und soll mit dem WestfalenTarif der Vergangenheit angehören.<br />

„Wir werden Tarifgrenzen in Westfalen-Lippe verschwinden<br />

lassen und den 7,2 Millionen Einwohnern der<br />

Region eine einheitliche Mobilität gewährleisten“, verspricht<br />

Matthias Hehl, Geschäftsführer der neugegründeten<br />

WestfalenTarif GmbH.AbAugustsind beim Ticketkauf<br />

für westfalenweite Fahrten nur noch Start- und Zielpunkt<br />

sowie die gewünschte Ticketart anzugeben. Die Reisenden<br />

erhalten dann unkompliziert das passende Ticket aus<br />

dem umfangreichen Sortiment des WestfalenTarifs und<br />

der integrierten regionalen Angebote.<br />

Wirtschaftsfaktor Nahverkehr<br />

Voneinem modernen und zeitgemäßen Nahverkehr profitieren<br />

nicht nur die Nahverkehrskunden, er wirktsichauch<br />

positiv auf die Wohnortwahl und Ansiedlung von Firmen<br />

aus. Die stärkere Kooperation und das geschlossene Auftreten<br />

von Verkehrsunternehmen, Tarifgemeinschaften<br />

und Aufgabenträgern sind auch für die Wirtschaftsförde-<br />

Enschede/NL<br />

BOR<br />

VRR<br />

COE<br />

DO<br />

HA<br />

ST<br />

MÜNSTERLAND<br />

VRS<br />

MS<br />

UN*<br />

MK<br />

VOS<br />

HAM<br />

VRM<br />

WAF<br />

OS<br />

OE<br />

SO<br />

RUHR-LIPPE<br />

GT<br />

HSK<br />

WESTFALEN-SÜD<br />

SI<br />

BI<br />

HF<br />

MI<br />

TEUTO OWL<br />

RMV<br />

LIP<br />

HX<br />

PB<br />

HOCHSTIFT<br />

WestfalenTarif gilt auf allen Linien.<br />

WestfalenTarif gilt auf einzelnen Linien gemäß den<br />

Tarifbestimmungen.ImBinnenverkehr gilt ein anderer Tarif.<br />

* Von/zu denStädten Lünen, Kamen, Bergkamen, Unna, Holzwickede<br />

und Schwerte in den/aus dem VRR-Raum gilt der VRR-Tarif.<br />

Im Binnenverkehr gilt der VRR-Tarif.<br />

Im Binnenverkehr gilt der VOS-Tarif.<br />

Hier gilt eine besondere Übergangsregelung.<br />

rung von Vorteil: Westfalen-Lippe stärkt im Wettbewerb<br />

um private und öffentliche Investitionen seine Ausgangslage.<br />

Darüber hinaus rückt das neu gegründete Tarifgebiet<br />

aufgrund seiner Größe auf eine Stufe mitden Tarifräumen<br />

Rhein-Ruhr und Rheinland/Aachen und erhält somit mehr<br />

Gewicht bei landesweiten Tariffragen.<br />

NVV<br />

VSN<br />

Handarbeit ist bei einem Großteil der Produkte angesagt.<br />

Fotos (2): Orbis Will


16 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Ein leuchtendes Beispiel<br />

Die Firma Robers inSüdlohn hat sich zum Spezialisten für besondere Schmiedeprodukte entwickelt.<br />

Neben Freizeitparks und der Gastronomie gehören Privatpersonen aus aller Welt zu den Kunden<br />

Der Blick zurück zu den Wurzeln<br />

einer Firma bringt oft Überraschendes<br />

zutage. Denn manchmal waren<br />

es Eingebungen, manchmal Hobbys,<br />

aus denen sich in Jahrzehnten ein<br />

fl<br />

orierendes Unternehmen entwickelt<br />

hat. Robers-Leuchten aus Südlohn<br />

ist ein gutes Beispiel: Angefangen<br />

hatte Gründer Alfred Robers mit<br />

Schmiedeprodukten für das eigene<br />

Wohnhaus. Leuchten nur für die Familie,<br />

später für die Verwandtschaft,<br />

schnell aber auch für den Freundeskreis<br />

entstanden in der Freizeit<br />

unter seinen Händen.<br />

Auffällige Leuchter -wie dieser in der Alm Ellmau in Tirol -gehören<br />

zu den Produkten der Südlohner.<br />

Foto: Robers<br />

Es dauerte nicht lange, bis das<br />

eigene Heim als Produktionsstätte<br />

viel zu klein wurde –<br />

und das auf Schmiedekunst<br />

spezialisierte Familienunternehmen<br />

mit Alfred Robers und seiner<br />

Frau Monika an der Spitze gegründet<br />

wurde. Inzwischen hat mit Alexander Robers<br />

die nächste Generation die Firmengeschickeinder<br />

Hand –und istzueinem<br />

Zug rund um den Erdball mit westfälischen<br />

Produkten angetreten. Große Freizeitparks<br />

in Amerika, Frankreich und<br />

Deutschland, Wohnanlagen in Los Angeles,<br />

Privatvillen in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten, auf dem Hamburger<br />

Rathaus- und dem Münchner Viktualienmarkt<br />

–überall dort sind Produkte aus<br />

der westfälischen Manufaktur zu finden.<br />

„Als wir vor rund 20 Jahren auf einer<br />

Messe in Hannoverausgestellt haben, kamenVertreter<br />

der bekanntesten Freizeitparks<br />

der Welt auf uns zu und fragten, ob<br />

wir fl<br />

exibel genugseien, um für sie zu fertigen.<br />

Es sollten individuelle und themenbezogene<br />

Leuchten-Kreationen<br />

sein“, erinnert sich Regina Robers. „Klar<br />

haben wir zugesagt. Und diese Parks<br />

rund um den Globus sind heute eines<br />

unserer wesentlichen Standbeine.“<br />

Die Auftraggeber beschäftigen eigene<br />

Designbüros, die eine Lichtplanung für<br />

die Vergnügungsparks austüfteln und die<br />

Entwürfe dann an Robers-Leuchten weitergeben.<br />

„Da sind mitunter schon ganz<br />

Auch am Schloss Biebrich in Wiesbaden, der barocken Residenz der Fürsten und späteren Herzöge von Nassau<br />

am Rheinufer, stehen geschmiedete Lampen der Firma Robers.<br />

Foto: Robers<br />

spezielle Wünsche dabei“, lacht Betriebsleiter<br />

Christian Gebken. „Manchmal<br />

denkt man sich auf den ersten Blick: Wie<br />

soll das funktionieren? Wie soll man das<br />

umsetzen? –Aber letztlich klappt es dann<br />

doch, weil wir uns gerne den Herausforderungen<br />

stellen.“<br />

Früher hat das Unternehmen mit seinen<br />

Erzeugnissen den regionalen und überregionalen<br />

Fachhandel bedient. „Der ist<br />

aber irgendwann weggebrochen“, berichtet<br />

Regina Robers. „Die Wertschätzung<br />

für handgefertigte Produkte fehlte<br />

einfach. Vieles haben wir auch über den<br />

Möbelbereichverkauft –vor allem in kleineren<br />

Häusern. In den Filialen der großen<br />

Kettenstehen die Verkäufer nur noch<br />

selten hinter der Ware.Wir fertigen keine<br />

Containerware, sondern Unikate und<br />

Kleinserien. Das ist ein weiterer Faktor,<br />

warum wir im Möbelhaus-Sektor kaum<br />

mehr vertreten sind.“<br />

Neben den Freizeitparks und der Gastronomie<br />

sind es vorwiegend Privatkunden<br />

im In- und Ausland, die das Unternehmen<br />

heute bedient: der Scheich in Abu<br />

Dhabi, der die Zufahrt seinesHauses mit<br />

770 hochwertigen Leuchten ausgestattet<br />

haben möchte, der Villenbesitzer, der<br />

eine eigens für ihn kreierte schmiedeeiserne<br />

Toreinfahrt wünscht, der Genießer,der<br />

seinenWeinkeller speziell ausgeleuchtet<br />

und mit massiven Regalen bestückt<br />

haben möchte. Oder der Normalbürger,<br />

der inseinem Garten ein ganz<br />

spezielles Highlight setzen möchte.<br />

Ein weltweites Vertreternetz sorgt für das<br />

entsprechende Marketing. „Der Export<br />

macht bei uns etwa60bis 70 Prozent des<br />

Umsatzes aus“, erklärt Regina Robers.<br />

„Früher waren wir sehr stark in Amerika<br />

vertreten. Das ist aber schon mit der Finanzkrise<br />

wenigergeworden. Eine Weile<br />

war auch Russland sehr stark, da haben<br />

wir sehr viele Parkanlagen für Privatdomizile<br />

ausgestattet. Inzwischen ist Frankreich<br />

imKommen.“<br />

Wichtig ist der Manufaktur, „dass wir<br />

unseren Qualitätsanspruch gleichbleibend<br />

hoch halten. Bei all unseren Produkten.“<br />

Dazu gehören Leuchten, Tore,<br />

Treppengeländer und Regale,aber ebenso<br />

Accessoires, Feuerkörbe, Garten-Deko<br />

und Restauranteinrichtungen. So wurde<br />

etwa für das Restaurant „Beach House –<br />

California Kitchen“ in der Armin-Wolf-<br />

Baseball-Arena in Regensburg mit der<br />

Theke ein Teilstück der Golden Gate<br />

Bridge nachgebildet. „Wir liefern definitiv<br />

keine 08/15-Ware, sondern hochwertige<br />

Produkte mit dem Anspruch der<br />

Langlebigkeit. Deshalb sind wir auch<br />

nicht in Baumärkten vertreten“, erläutert<br />

Betriebsleiter Christian Gebken: „Was<br />

wir machen, ist Handwerkskunst, keine<br />

Massenherstellung.“<br />

Viele Entwürfe aus dem Robers-Haus haben<br />

seit Jahren Bestand. „Eine der Serien<br />

mit massiven Wand-, Sockel- und Ständerleuchten<br />

hat mein Schwiegervater<br />

seinerzeit entworfen. Sie ist nach wie vor<br />

gefragt und aktuell und wirdregelmäßig<br />

durch eigene neue Produkteergänzt, die<br />

mein Mann oder auch die Mitarbeiter in<br />

unserem technischen Büro entwerfen“,<br />

sagt Regina Robers stolz. „Man muss<br />

ständig neue Ideen haben und versuchen,<br />

sie umzusetzen. Seiensie im ersten<br />

Moment auch noch so verrückt“, ergänzt<br />

Christian Gebken. „Es ist aber jedes Mal<br />

eine neue Herausforderung an die Kreativität.<br />

Das kommt auch bei den Kunden<br />

an“, ist er überzeugt. „Es gibt seit einiger<br />

Zeit einen Umschwung im Kundenverhalten.<br />

Unikateund Qualität sind dort inzwischen<br />

wieder gefragt. Viele sind dann<br />

auch bereit, auf ein besonderes Stück zu<br />

sparen und somit vielleicht etwas länger<br />

bis zur Realisierung der eigenen Wünsche<br />

zu warten.“<br />

Ideenlieferanten sind nicht nur die Auftraggeber,auch<br />

die Firmeninhaber selbst<br />

lassen sich gerne inspirieren. So erinnert<br />

sich Regina Robers an den Besuch einer<br />

Glasbläserei in Venedig. „Mein Mann hat<br />

nachgefragt, ob das Glas auch als Schilfrohrkolben<br />

geformt werden könnte. Das<br />

ging. Und in unserer Werkstatt haben wir<br />

dann damit weiterexperimentiert, bis<br />

letztlich eine passende Fassung entstanden<br />

ist und die Leuchtenun wie leuchtendes<br />

Schilfrohr aussieht.“<br />

Susanne Menzel<br />

Mit einem Brenner werden Ornamente angeschweißt. Viele Kunden<br />

lassen bei Robers-Leuchten eigene Entwürfe realisieren.<br />

Betriebsleiter Christian Gebken kontrolliert die Auftragsarbeiten in der Südlohner Produktionshalle.<br />

Fotos: Susanne Menzel<br />

PRÄSENTATION IM TURMHAUS<br />

Mit der Erlebnisgastronomie samt gläserner Schokoladenmanufaktur<br />

„Turmhaus“ hat sich Alexander Robers in<br />

Südlohn einen besonderen Ort ausgesucht, um seine „Industrial“-Produktserie<br />

–eine Kombination aus zeitloser<br />

Gestaltung, moderner LED-Technik und Industriestahl –<br />

zu präsentieren. Bei frisch gebrühtem Kaffee und dem Genuss<br />

von feinen Pralinen und selbstgefertigter Schokolade<br />

können die Gäste inRuhe die Ausstellung betrachten.<br />

Dort erwartet die Besucher neben erleuchtenden Momenten<br />

beispielsweise ein schmiedeeisernes Aquarium, das an<br />

ein U-Boot erinnert, oder für Kinder ein antikes Tretauto.<br />

Eine Spielküche wurde gerade fertiggestellt.<br />

Bei gutem Wetter lockt eine Lounge in den Lichter-Garten.<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 9bis 18<br />

Uhr, montags ist Ruhetag.


GELD &GESCHÄFT 17<br />

Neue Banknoten erschweren<br />

Fälschern das Handwerk<br />

Nach dem 20-Euro-Schein hat die Europäische Zentralbank auch den 50er mit neuen<br />

Sicherheitsmerkmalen ausgestattet –und erzielt damit große Erfolge.<br />

Neue Sicherheitsmerkmale des 20-Euro-Scheins haben dafür gesorgt, dass die Zahl der gefälschten Banknoten sinkt.<br />

Foto: colourbox.de<br />

OFFEN GESAGT<br />

Die Zeiten für Geldfälscher sind härter<br />

geworden –seit der Einführung<br />

des neuen 20-Euro-Scheins Ende<br />

2015 und der Überarbeitung des 50-<br />

Euro-Scheins im April dieses Jahres.<br />

Doch die Kriminellen rüsten erfahrungsgemäß<br />

schnell auf, um auch<br />

dieneuen Sicherheitsmerkmaleknacken<br />

zu können.<br />

Imvergangenen Jahrbrachten Kriminelle<br />

weltweit lediglich noch<br />

684 000 Euro-Blüten in Umlauf,<br />

geht auch den Daten der Europäischen<br />

Zentralbank(EZB) in Frankfurt<br />

hervor. Das war gegenüber dem<br />

Höchstwert des Jahres 2015 von899 000<br />

Fälschungen ein Rückgang um 24 Prozent.<br />

Allein in Deutschland zogen Banken,<br />

Handel und Polizei über 82 000 gefälschte<br />

Euro-Banknoten aus dem Verkehr<br />

–das war aber immerhin ein Minus<br />

von 14Prozent. Jedoch war das immer<br />

noch der zweithöchste Stand seit der<br />

Bares verliert anBedeutung<br />

Die Währungshüter kämpfen quasi gegen Windmühlen.<br />

Neue Sicherheitsmerkmale erschweren den Geldfälschern<br />

immer wieder für kurze Zeit das Geschäft. Doch die<br />

Kriminellen sind findig. Sie rüsten schnell technisch auf,<br />

nutzen immer öfter das Internet, um sich bei ihrem Fälschungsmethoden<br />

bestens aufzustellen.<br />

Langfristig dürfte ein anderer Trend den Blüten-Produzenten<br />

das Handwerk legen: Die Menschen zahlen von Jahr zu<br />

Jahr seltener mit Bargeld, stattdessen mit der Giro- oder<br />

der Kreditkarte. Auch verringert der Anstieg der Online-Bestellungen<br />

die Bedeutung des Geldnoten für den Wirtschaftskreislauf.<br />

Erfreulich ist diesem Zusammenhang die<br />

für das Ende kommenden Jahres avisierte Abschaffung des<br />

500-Euro-Scheins. Denn diese große Note spielt zwar nicht<br />

bei Fälschungen eine große Rolle –aber bei der Abwicklung<br />

anderer krimineller Deals.<br />

Dennoch: Die vollständige Abschaffung des Bargelds ist<br />

nicht sinnvoll und auch mit dem Kampf gegen Fälscher<br />

nicht zu begründen. Denn die Deutschen lieben Banknoten<br />

und Münzen. Fast 90 Prozent der Bundesbürger lehnen eine<br />

Abschaffung ab.<br />

Jürgen Stilling<br />

Euro-Bargeldeinführung im Jahr 2002.<br />

Im vergangenen Jahr erschwerte insbesondereder<br />

überarbeiteteZwanziger,der<br />

im November 2015 ausgegeben worden<br />

war, den Fälschern ihre kriminellen Machenschaften.<br />

Das bestätigtejüngst auch<br />

der zuständige Vorstand der Deutschen<br />

Bundesbank, Carl-Ludwig Thiele: „Die<br />

Einführung der Europa-Banknotenserie<br />

hat sich positiv auf die Anzahl der Fälschungen<br />

ausgewirkt und zu einem<br />

merklichen Rückgang der 20-Euro-Fälschungen<br />

beigetragen.“<br />

Nahezu halbiert hat sich die Zahl der<br />

Zwanziger-Blüten im Vergleich zum Jahr<br />

2015, berichten die Frankfurter Währungswächter.<br />

Verbesserte Sicherheitsmerkmale,unter<br />

anderem das durchsichtige<br />

Porträtfenster im Hologramm der<br />

Banknote und die Smaragdzahl, erweisen<br />

sich bislang noch als große Hürden<br />

für Fälscher.Das wirkt sich auf die Schadenssumme<br />

aus: Diese sank in Deutschland<br />

im vergangenen Jahr von4,4 Millionen<br />

auf 4,2 Millionen Euro. Die Zahl der<br />

20-Euro-Blüten sank von 38000 auf<br />

20 217 Scheine. Der Anteil der Zwanziger<br />

anden gesamten Fälschungen ging<br />

somit deutlich um 15 Prozentpunkte auf<br />

nur noch ein Viertel zurück.<br />

Insgesamt ist es allerdings sehr unwahrscheinlich,<br />

dass einem Falschgeld untergejubelt<br />

wird: Rein rechnerisch entfielen<br />

im vergangenen Jahr in Deutschland<br />

zehn falsche Banknoten auf 10 000 Einwohner.<br />

Am beliebtesten bei Kriminellen war<br />

2016 der Fünfziger. Sein Anteil an den<br />

Blüten stieg auf 61 Prozent. Doch seit<br />

dem 4. April hat die Bundesbank auch<br />

den 50-Euro-Schein sicherheitstechnisch<br />

nachgerüstet. Weltweit richteten Kriminelle<br />

mit gefälschten Euro-Banknoten im<br />

vergangenen Jahr einen Schaden von<br />

rund 40 Millionen Euro an, 2015 waren<br />

es noch 39,1 Millionen. Hauptgrund für<br />

den Anstieg warein Fall ausEngland, wo<br />

ja eigentlich das Pfund offizielles Zahlungsmittel<br />

ist: Einem Diamantenhändler<br />

wurden bei einem Geschäft 500-Euro-<br />

Blüten im großen Stil untergeschoben.<br />

Der Schaden: sechs Millionen Euro.<br />

► Fortsetzung auf Seite 18<br />

Dennis Kleff,<br />

Gewerbekundenbetreuer,<br />

Sparkasse Münsterland Ost.<br />

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sparkasse-mslo.de<br />

Christiane Löfken,<br />

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Münster-Handorf.<br />

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Wenn’s um Geld geht


18 GELD &GESCHÄFT<br />

Falscher Fünfziger im Blick<br />

Kriminelle nutzen immer stärker das Internet, um ihre Geldfälschungen zu optimieren –doch vor allem beim<br />

neuen 50-Euro-Schein hat die Europäische Zentralbank jetzt die Sicherheit erhöht.<br />

Die Experten beim Bundeskriminalamt können schnell erkennen, ob ein 50-Euro-Schein echt oder gefälscht ist.<br />

Foto: dpa<br />

Immer mehr Falschgeld wird mitHilfe<br />

des Internets hergestellt und verbreitet.<br />

Es gebe Fälle, bei denen Täter<br />

alle Schritte, von der Bestellung<br />

der Hologramme überden Druck der<br />

Noten bis zum Vertrieb der gefälschten<br />

Scheine, über das Darknet, den<br />

verdeckten Teil des Internets, abwickeln,<br />

meldet das Bundeskriminalamt<br />

und schlägt Alarm. Der 50-Euro-<br />

Schein ist das beliebteste Objekt der<br />

Fälscher.<br />

Ein Beispiel aus Bayern zeigt<br />

das Problem: Das LandeskriminalamtinMünchen<br />

hat im<br />

Februar 2016 eine illegale<br />

Druckerei zur Herstellung<br />

von 50-Euro-Kopiefälschungen ausgehoben.<br />

Die Ermittler stellten dabei laut BKA<br />

zahlreiche Herstellungsmaterialien und<br />

Kopiervorlagen aus dem Internet, gefälschte<br />

Euro-Banknoten und nahezu<br />

3000 Klebehologramme aus chinesischer<br />

RECHTLICHE LAGE<br />

Geldfälschung ist in Deutschland laut Paragraph 146<br />

StGB ein Verbrechen, das mit einer Freiheitsstrafe von<br />

mindestens einem Jahr bestraft wird. Zu DM-Zeiten wurde<br />

bis 1990 noch auf dem Schein mit einer Freiheitsstrafe für<br />

Geldfälscher gedroht. Das Geldausgaberecht der Bundesbank<br />

ist sogar in Artikel 88 der Grundgesetzes verfassungsrechtlich<br />

gesichert. Geldfälschung ist in Deutschland<br />

ein Unterfall der Urkundenfälschung. Das StGB verwendet<br />

den Oberbegriff „Geldzeichen“, damit außer dem<br />

gesetzlichen Zahlungsmittel auch Wertträger erfasst sind,<br />

die darüber hinaus im Zahlungsverkehr anstelle des Geldes<br />

verwendet werden.<br />

Falschgeld entsteht auch dann, wenn in einer offiziellen<br />

Münzprägeanstalt Münzen nachgeprägt werden, ohne<br />

dass der Bund einen Auftrag erteilt hat.<br />

(jst)<br />

Produktion sicher. Die Täter verkauften<br />

die falschen Fünfziger über das Darknet,<br />

die Käufer zahlten mit digitalen Bitcoins.<br />

Die Polizei sei auf die Fälscher aufmerksam<br />

geworden, da in Abfallsäcken aus<br />

der Garage, in der sich die Fälscherwerkstatt<br />

befand, Restevon 50-Euro-Scheinen<br />

gefunden wurden,<br />

meldete das<br />

BKA<br />

.<br />

Dieses Beispiel<br />

zeige, so urteilten<br />

jüngst die Beamten<br />

des Bundeskriminalamts,<br />

dass über illegale<br />

Marktplätze im<br />

Internet Equipment<br />

verfügbar<br />

BKA-Präsident Holger Münch<br />

sei, welches auch<br />

kleineren Gruppierungen<br />

oder Einzeltätern ermögliche,<br />

mit einfachen Mitteln Kopiefälschungen<br />

herzustellen und zu vertreiben.<br />

„Damit ändert sich auch die Rolle<br />

„Während bei uns in der<br />

Vergangenheit Falschgeld<br />

vorwiegend verbreitet wurde, sind<br />

in den letzten Jahren immer<br />

häufiger auch Herstellungsstätten<br />

ermittelt worden.“<br />

Deutschlands“, sagtekürzlich BKA<br />

-Präsident<br />

Holger Münch. „Während bei uns in<br />

der Vergangenheit Falschgeld vorwiegend<br />

verbreitet wurde, sind in den letztenJahren<br />

immer häufiger auch Herstellungsstätten<br />

ermittelt worden.“ Das erklärt<br />

auch den Anstieg der Zahl der polizeilichen<br />

Ermittlungsverfahren. Bei der<br />

Herstellung von Falschgeld lag dieser im<br />

Jahr 2016 bei über 60 Prozent. Damit einher<br />

geht auch die Anzahl der ermittelten<br />

Tatverdächtigen. Hier war imJahr 2016<br />

ein Anstieg um 13 Prozent auf 3454 Tatverdächtigezuverzeichnen.<br />

Zunehmend<br />

stellen die Strafv<br />

erfolgungsbehörden<br />

jüngere Täter fest, die sich vor allem<br />

durch ihre Internet-Affinität auszeichnen.<br />

Letztlich hilft neben der Fahndung im<br />

Internet aber nur mehr Sicherheit –vor<br />

allem für die am häufigsten gefälschte<br />

Euro-Banknote, den 50-Euro-Schein. Seit<br />

Anfang April bringen Europas Notenbanken<br />

den neuen 50-Euro-Schein in Umlauf.<br />

Dieser soll fälschungssicherer sein<br />

als das Vorgänger-Papier.<br />

Nach<br />

Zahlen der Deutschen<br />

Bundesbank<br />

entfielen auf<br />

ihn im vergangenen<br />

Jahr sechs<br />

von zehn Falschgeldscheinen.<br />

Nunsoll vorallem<br />

ein Porträtfenster<br />

Kriminelle vor<br />

Schwierigkeiten<br />

stellen: Es wird<br />

durchsichtig, wenn man den Schein<br />

gegen das Licht hält. Sichtbar wird dann<br />

ein Bild der griechischen Göttin Europa,<br />

die auch die Namensgeberin der zweiten<br />

Euro-Banknotenserie seit Einführung der<br />

gemeinsamen Währung im Jahr2002 ist.<br />

Der aufgedruckte Wert „50“ auf der linken<br />

unteren Seite ändert zudem beim<br />

Kippen des Scheins je nach Blickwinkel<br />

die Farbe von Smaragdgrün in Tiefb<br />

lau.<br />

Außerdem verfügen die Banknoten über<br />

einen Sicherheitsfaden, der etwa inder<br />

Mitteder Notenindas Papier eingebettet<br />

und im Gegenlicht sichtbar ist: Eine<br />

dunkle Linie verläuft über die gesamte<br />

Breite der Banknote.<br />

Bei genauer Betrachtung des Fadens im<br />

Gegenlicht erscheinen das Wort „EURO“<br />

und die Wertzahl. An einigen Stellen auf<br />

der Vorder- und Rückseite der Banknote<br />

sind winzige, nur mithilfe einer Lupe erkennbare<br />

Schriftzeichen aufgebracht.<br />

Selbst der kleinste Aufdruck auf einer<br />

echten Banknote sollte gestochen scharf<br />

und nicht verschwommen sein.<br />

Die neuen50-Euro-Noten wurden ab April<br />

zunächst parallel in Umlauf gebracht.<br />

Inzwischen haben die Europäische Zentralbank<br />

und die nationale Notenbanken<br />

begonnen, die alten Scheine Schritt für<br />

Schritt aus dem Verkehr zu ziehen. Die alten<br />

Noten behalten ihren Wert, verlieren<br />

aber den Status als gesetzliches Zahlungsmittel.<br />

Bei nationalen Notenbanken<br />

wie der Bundesbank können alte Noten<br />

aber jederzeit umgetauscht werden.<br />

Jürgen Stilling<br />

Der neue 50-Euro-Schein<br />

Am 4. April 2017kommt eine neue 50-Euro-NoteinUmlauf.<br />

Übersicht über die wichtigsten neuen Sicherheitsmerkmale:<br />

Wasserzeichen fühlbares Porträtfenster:<br />

der Mythenfigur Relief bei gegen das Licht<br />

Europa und des Zahl und durchsichtig, beidseitig<br />

Wertes Hauptmotiv erkennbar<br />

Zahl verändert<br />

beim Kippen ihre<br />

Farbe von Grün zu<br />

Blau, ein Lichtstreifen<br />

bewegt sich auf und ab<br />

Sicherheitsfaden<br />

erscheint im Gegenlicht<br />

alsdunkler<br />

Streifen mit<br />

€-Symbol und Wert<br />

WeitereSicherheitsmerkmale:<br />

· nur Teiledes Scheins leuchten unter<br />

UV-Licht und Infrarotlicht<br />

· winzige Schriftzeichen an einigen Stellen<br />

tastbare<br />

Linien<br />

an den<br />

Rändern<br />

Streifen am rechten<br />

Rand zeigt beim<br />

Kippen Hologramme<br />

der Europa, des<br />

Hauptmotivs, des<br />

€-Symbols und des<br />

Werts<br />

schematische Darstellung<br />

Vorderseite<br />

Quelle: EZB


GELD &GESCHÄFT 19<br />

+TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE +<br />

28. Juni 2017: Tagung „70 Jahre Soziale Marktwirtschaft“,<br />

9bis 18 Uhr, Haus Früchting, Ellewick 14<br />

Vreden<br />

28. Juni 2017: Wie mache ich meine Unternehmenskultur<br />

fit für die digitale Transformation?, 15 bis 18 Uhr,<br />

Digital Hub münsterLAND, Hafenweg 16, Münster<br />

29. Juni 2017: Büro mit Durchblick –Büroorganisation, 9<br />

bis 11.30 Uhr, Startercenter NRW bei der WFG Borken,<br />

Erhardstraße 11, Ahaus<br />

Wo liegt der<br />

Grundschuldbrief?<br />

Wenn beim Verkauf einer Immobilie wichtige Unterlagen fehlen, kann es zu<br />

deutlichen Verzögerungen bei der Abwicklung kommen.<br />

30. Juni 2017: Industriekongress der IHK Nord Westfalen,<br />

11.30 Uhr, Flughafen Münster/Osnabrück, Airportallee 1,<br />

Greven<br />

11. Juli 2017: Hub:Start #2–Mobile Geschäftsprozesse, 18<br />

Uhr, Digital Hub münsterLAND, Hafenweg 16, Münster<br />

11. Juli 2017: 7.IHK-Azubi-Speed-Dating, 9bis 14 Uhr,<br />

Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland<br />

12. Juli 2017: Verabschiedungsfeier der Auszubildenden<br />

des Einzelhandels, Handelsverband NRW Westfalen-<br />

Münsterland, Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland,<br />

Münster<br />

13. Juli 2017: 12min.me Münster –Vol. #03, münster-<br />

LAND.digital e.V.,LBS West, Himmelreichallee 40, Münster<br />

18. Juli 2017: Start-up Nights, 18 Uhr, münsterLAND.digital<br />

e.V.,Cafe SpecOps network, Von-Vincke-Straße 5,<br />

Münster<br />

27. Juli 2017: Gründerclub im Klatsch, 19 Uhr, Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

(WFG) für den Kreis Borken,<br />

Klatsch, Heilig-Geist-Straße 3, Borken<br />

17. -19. August 2017: Dreitägiges Existenzgründungsseminar,<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Gronau<br />

(WTG), Wirtschaftszentrum Gronau, Fabrikstraße 3<br />

Gronau<br />

Wer plant, eine bereits abgezahlte<br />

und schuldenfreie Immobilie zu verkaufen,<br />

sollte unbedingt vorab prüfen,<br />

ob die im Grundbuch eingetragene<br />

Grundschuld bereits gelöscht<br />

worden ist. Stellt sich nämlich während<br />

des Verkaufs heraus, dass das<br />

Grundbuch nicht lastenfrei ist, kann<br />

dies laut Westfälischer Notarkammer<br />

den Verkaufsprozess erheblich<br />

verzögern.<br />

Handelt es sich bei der<br />

Schuld um eine Briefgrundschuld,<br />

so ist für die<br />

Löschung der Originalgrundschuldbrief<br />

unbedingt<br />

erforderlich. Häufig wissen jedoch<br />

die Eigentümer gar nicht mehr, wosich<br />

dieser befindet, da die Immobilienkredite<br />

bereits vorJahren getilgtworden sind.<br />

In einem solchen Fall empfiehlt es sich,<br />

bei der Bank anzufragen, ob die sogenannte<br />

Löschungsbewilligung und der<br />

Grundschuldbrief dort noch vorliegen.<br />

Doch oftmals schickt die Bank beide Dokumente<br />

nach der vollständigen Kredittilgung<br />

an die Eigentümer. Können die<br />

Dokumente nicht wiederbeschafft werden,<br />

muss ein äußerst zeitaufw<br />

endiges<br />

gerichtliches Verfahren in Gang gesetzt<br />

werden,indem nach vielen Monaten der<br />

Foto: dpa<br />

Grundschuldbrief als kraftlos erklärt<br />

wird.<br />

Eigentümer sollten daher daran denken,<br />

dass eine Grundschuld niemals automatisch<br />

gelöscht wird, sobald ein Immobilienkredit<br />

vollständig abbezahlt wurde.<br />

Für die Löschung der Grundschuld<br />

braucht man einen notariell beglaubigten<br />

Löschungsantrag des Grundstückseigentümers.<br />

Dieser kann gestellt werden,<br />

sobald eine ebenfalls notariell beglaubigte<br />

Löschungsbewilligung der<br />

Bank vorliegt. Wird dieser Antrag nicht<br />

gestellt, bleibt die Grundschuld im<br />

Grundbuch stehen.<br />

Es gibt zwei Arten von Grundschulden:<br />

die Buchgrundschuld und die Briefgrundschuld.<br />

Erstere ist nur im Grundbuch<br />

eingetragen, die zweite ist darüber<br />

hinaus in einem Wertpapier verbrieft und<br />

kann allein durch die Übergabe des<br />

Grundschuldbriefes an eine andere Person<br />

übertragen werden. Deshalb ist die<br />

Vorlage des Originalbriefes auch zwingend<br />

zur Löschung erforderlich. Denn<br />

schließlich kann es ja sein, dass die<br />

Grundschuld von jemand anderem erworben<br />

worden ist, der damit Ansprüche<br />

gegen den Grundstückseigentümer hat.<br />

Deshalb muss der Eigentümer bei einem<br />

mit einer Briefgrundschuld gesicherten<br />

Darlehen unbedingt darauf achten, dass<br />

er von der Bank den Original-Grundschuldbrief<br />

zurückerhält, sobald der Kredit<br />

getilgt worden ist. Er muss diesen<br />

sorgfältig aufb<br />

ewahren.


20 GELD & G<br />

Wertschätzend führen beschert E<br />

Das Kommunikationstraining von Bauchredner Michael Schürkamp ist inzwischen bundesweit gefragt. „Führungskräfte soll<br />

sein in ihrem Führungsstil“, rät der Münsteraner. Wachstum und Veränderung verlaufen für ihn von innen nach außen.<br />

Wie geht erfolgreiches Wirtschaften?<br />

Reicht es, wenn man die richtigen<br />

Produkte und Ideen am Markt<br />

hat? Reichen Innovation und Kreativität,<br />

effektive Logistik und fundierte<br />

Buchhaltung? Nein, sagt Charisma-,<br />

Körper- und Kommunikations-<br />

Trainer Michael Schürkamp aus<br />

Münster. Das alles würde nicht zusammen<br />

funktionieren, wenn nicht<br />

auch die Kommunikation zwischen<br />

denMenschen auf Augenhöhe verliefe.<br />

„Und das geht nur durch Wertschätzung<br />

des Gegenübers“, betont<br />

der 59-Jährige. Er meint damit die<br />

Kommunikation in allen Bereichen:<br />

ganz gleich ob zwischen Führungsetage<br />

und Mitarbeitern, zwischen<br />

Unternehmen und Zulieferern, zwischen<br />

Verkäufern und Kunden oder<br />

zwischen den Mitarbeitern selbst.<br />

Das Feedback-Training und die Körpersprache sind wichtige Bausteine des Seminars von<br />

Michael Schürkamp.<br />

Mit Werten und Wertschätzung<br />

lässt sich<br />

einfach besser leben<br />

und arbeiten –das ist<br />

die Grundthese des<br />

neuen Coaching-Programms vonMichael<br />

Schürkamp, mit dem er bundesweit<br />

unterwegs ist. Sein Motto: Wachstum<br />

und Veränderung verlaufen von innen<br />

nach außen. „Man sollteöfters in sich hineinhören,<br />

auf die eigene Stimme, also<br />

auf eigene Werte, Glaubenssätze und<br />

Überzeugungen mehr achten.“ Bundesweit<br />

vermittelt er sein „Wertschätzung-<br />

Training“ auf Neujahrsempfängen (zuletzt<br />

in Ostbevern), Multiplikatoren-<br />

Schulungen (zum Beispiel in der Versicherungsbranche),<br />

„Unternehmerfrühstücken“<br />

oder bei Einzelcoachings in Firmen<br />

oder in seinem BüroinMünster,das<br />

man nur über seinen eigenen Garten erreichen<br />

kann.<br />

WaswillMichael Schürkamp? „In Zeiten<br />

der Digitalisierung haben viele Menschen<br />

Angst, verloren zu gehen, berufl<br />

ich<br />

wegrationalisiert und auch als Privatperson<br />

nicht mehr wahrgenommen zu wer-<br />

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den.“ Dieses Vakuumgefühl, aus tiefer<br />

eigener Unsicherheit heraus, sei oft auch<br />

eine Vorursache vonMobbing. Vorallem<br />

auch, weil Werte schwinden, immer weniger<br />

Bedeutung im Leben haben, ob bei<br />

der Arbeit oder im privaten Alltag. Das<br />

muss nicht sein, betont der erfahrene<br />

Coach: „Es geht darum, sich seiner eigenen<br />

Wertmaßstäbe bewusst zuwerden<br />

und sich dann daran zu orientieren.“ Der<br />

ehemaligeLehrer baut auf sein humanistisches<br />

Fundament: „Alle Menschen sind<br />

gleich wertvoll. Jeder Mensch ist einzigartig<br />

und verdient Respekt.“ Um den<br />

Grundwert einer Person anzuerkennen,<br />

ist es wichtig, Person und Verhalten getrennt<br />

voneinander zu betrachten. „Das<br />

fällt uns normalerweise sehr schwer und<br />

wir erleben oft, dass Kritik persönlich<br />

wird, obwohl sie nur das Verhalten<br />

meint.“<br />

Michael Schürkamp geht auf die Werte<br />

ein, die jederMensch in seinerErziehung<br />

vermittelt bekommen hat –wie zum Beispiel<br />

Vertrauen, Wertschätzung und Ehrlichkeit.<br />

„Warum sollte man diese Werte<br />

nichtauchineinem Unternehmen ausleben?“<br />

Es geht dem59-Jährigen um faires<br />

Führen in Unternehmen. „Erst wenn<br />

Werte im Inneren einer Persönlichkeit<br />

verankert sind und entsprechend gelebt<br />

werden, können sie glaubhaft vertreten<br />

„Erst wenn Werte imInneren<br />

einer Persönlichkeit verankert sind<br />

und entsprechend gelebt werden,<br />

können sie glaubhaft vertreten<br />

werden.“<br />

Michael Schürkamp<br />

werden.“ Das bedeutet, dass eine Führungskraft<br />

sowohl mit sich als auch mit<br />

seinen Mitarbeitern wertschätzend und<br />

vertrauensvoll umgehen sollte. Wiesonst<br />

kann man dann so ein Verhalten vonden<br />

eigenen Mitarbeitern erwarten? „Entscheidend<br />

ist die Bereitschaft, sich immer<br />

wieder auf Neues einlassen zu können,<br />

an seiner inneren Einstellung zu arbeiten<br />

und Veränderungsprozesse mit Neugier<br />

und Spaß aktiv mitzugestalten.“ Das sind<br />

für Schürkamp die Bausteine einer neuen<br />

und nachhaltigen Führungsethik. „Wer<br />

seinen Mitarbeitern Anerkennung, Lob<br />

und Verantwortung schenkt, erhält im<br />

Gegenzug das wertvollsteGeschenk: Gesunde<br />

und intrinsisch motivierte Mitarbeiter.“<br />

Die Folge: Wertschätzung<br />

bringt Erfolg.<br />

„Führen Sie schon oder herrschen Sie<br />

noch?“ Das ist für den Kommunikationstrainer<br />

eine Frage, die sich eine moderne<br />

Führungskraft stellen sollte, da ein nicht<br />

zeitgemäßer Führungsstil zu einem bitteren<br />

Ende führen kann. Schürkamp plädiert<br />

dafür, dass Führungskräfte sich<br />

stärker mit Werten auseinandersetzen<br />

sollten und damit, wie sie selbst wahrgenommen<br />

werden möchten. Dieses<br />

Grundbewusstsein bestimme letztlich<br />

auch, wie sie mit ihren Mitarbeitern umgehen.<br />

Denn für Michael Schürkamp ist<br />

klar: „Führungskräfte<br />

sollten als Vorbild fungieren<br />

und authentisch<br />

sein in ihrem<br />

Führungsstil.“<br />

Doch wie kann das<br />

funktionieren? Durch<br />

innere Haltung! Jede<br />

erfolgreiche Kommunikation<br />

fängt für den<br />

Münsteraner mit der<br />

„Ich mache nie Scherze<br />

über Menschen, sondern<br />

mit Menschen.“<br />

Michael Schürkamp<br />

richtigen Körperhaltung an. Aufrecht,<br />

leicht federnd, eine lockere Armhaltung<br />

sowie ein sicherer Stand („Standpunkt“)<br />

beugen eigenen Verspannungen vor und<br />

vermitteln positive Signale. „Ausstrahlung<br />

funktioniert immer von innen nach<br />

außen. Die Wirkung eines Menschen entfaltet<br />

sich zu55Prozent über Körper, zu<br />

38 Prozent über Sprache und Stimme<br />

und nur zu sieben Prozent über Inhalt“,<br />

erläutert Schürkamp. Und dieses<br />

Charisma, diese „gewinnende Ausstrahlung“<br />

sei gerade in der<br />

Wirtschaft entscheidend,<br />

denn jeder möchte jasein<br />

Produkt erfolgreich an die<br />

Frau oder den Mann bringen.<br />

Deshalb empfiehlt<br />

Coach Schürkamp: „Lassen<br />

Sie sich von der schlechten<br />

Laune eines Kunden nicht<br />

vereinnahmen, sondern setzen<br />

ihm ein Lächeln oder Ihre<br />

Persönlichkeit entgegen.“<br />

Wie das geht, zeigt er mit<br />

seiner Maxime „Lernen<br />

und Lachen gehören<br />

zusammen“. Denn als<br />

„Master Me“ ist er<br />

schon längereZeit erfolgreich<br />

als Bauchredner<br />

unterwegs,<br />

war 2006 sogar<br />

Künstler des Jahres<br />

in dieserSparte. So<br />

lässt er auch bei<br />

seinen „Wertschätzung“-Coachings<br />

seine mit viel<br />

Liebe zum Detail angefertigten<br />

Handpuppen<br />

selber sprechen. In<br />

typischen Alltagssituationen.<br />

Zum<br />

Beispiel bei Reklamationen.<br />

Dann tritt die<br />

aufmüpfigePuppe<br />

„Dieter Quengelmann“<br />

als Experte<br />

für Beschwerdemanagement<br />

in Aktion.<br />

Mit einer<br />

Prise Humor<br />

und sachlich<br />

korrekt. Die<br />

aufgedonnerte<br />

„Elvira“ zeigt<br />

mit Finesse<br />

wie Beziehungsmanagement<br />

erfolgreich<br />

gestaltet werden kann. Über seine Puppen<br />

schafft der nun bauchredende Schürkamp<br />

beim Kommunikationstraining<br />

eine neue Vermittlungsebene, ohne auch<br />

nur seinen Lippen zu öffnen.<br />

Da kommen Figuren zu Wort, die aus anderem<br />

Holz geschnitzt sind. Dabei bezieht<br />

er das Publikum lebhaft mit ein, was<br />

–egal inwelcher Branche u<br />

mensklasse –gerne angenom<br />

sehr belebend empfunden w<br />

scheinbar selbst sprechen<br />

will der bauchredende Komm<br />

trainer seinem Publikum au<br />

Anregungen vermitteln, „<br />

selbst nicht komme“. Denn a<br />

ren Haltung heraus erken<br />

Wertvorstellungen von<br />

Schürkam<br />

selbst als<br />

„Ich möc<br />

Menschen<br />

(Wert-)Sc<br />

gen, die<br />

gen. „Ich<br />

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risch.“ Be<br />

stets um<br />

„statt „Ich<br />

ben einleitender Theorie gi<br />

sche Übungen über authenti<br />

ten mittels Körpersignalen u<br />

nikation. Sie zeigen zum B<br />

man Konfl<br />

ikte über Empath<br />

back-Regeln nachhaltig löse<br />

Darüber hat er auch das Buch<br />

schon oder herrschen Sie<br />

Management“ geschrieben,<br />

mit BW<br />

Dr.


ESCHÄFT 21<br />

rfolge<br />

ten als Vorbild fungieren und authentisch<br />

nd Einkommen<br />

und als<br />

ird. Mit den<br />

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Tipps und<br />

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man die<br />

Menschen.<br />

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Türöffner:<br />

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nur die<br />

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ohne<br />

anz spieleiihm<br />

geht es<br />

„Ich will“<br />

muss“. Nebt<br />

es praktisches<br />

Auftrend<br />

Kommueispiel,<br />

wie<br />

ie und Feednkann.<br />

„Führen Sie<br />

och? Faires<br />

gemeinsam<br />

L-Professor<br />

Heinz Siebenbrock<br />

von der Hochschule Bochum.<br />

Auch derakademische Diplomkaufmann<br />

ist überzeugt: „Als erfolgreiche Führungskraft<br />

muss man kein Ausbeuter und<br />

Abzockersein. Mit einem fairen Management<br />

lässt es sich besserleben und arbeiten.“<br />

Die Werte-Kultur versucht Michael<br />

Schürkamp auch mit seinem „Comedy-<br />

Knigge-Dinner“ wieder mehr in der Gesellschaft<br />

zu verankern. Geschäftsleute<br />

kennen ihn als „Butler James“. In schwarzem<br />

Frack und mit weißer Fliegevermittelt<br />

er mit seinen Puppen auf Veranstaltungen<br />

fein-humorig Tischkultur und Benimmregeln,<br />

karikiert in spontanen Improvisationen<br />

Klischees und zwischenmenschliche<br />

Gewohnheiten. „Ich mache<br />

nie Scherze über Menschen, sondern mit<br />

Menschen.“ Diesen Einsatz für Werte<br />

schätzt auch Moritz Freiherr Knigge. Der<br />

muss es wissen, ist er doch Nachfahredes<br />

Aufk<br />

lärers Adolph Freiherr Knigge, der<br />

„Über den Umgang mit Menschen“ bereits<br />

1788 philosophierte.<br />

Peter Sauer<br />

Eben nicht aus dem<br />

Bauch heraus<br />

Wie „Master Me“ seine Puppen zum Sprechen bringt<br />

Michael Schürkamp -vielen bekannt als „Master Me“<br />

Schürkamp ist beim Hausbesuch<br />

unauffällig. Bis sein<br />

Mund aufgeht. Denn der 59-<br />

Jährige verleiht vielen Figuren<br />

seine Stimme. Er arbeitet<br />

seit seiner Jugend bundesweit erfolgreichals<br />

Bauchredner „Master Me“ –lange<br />

bevor Sascha Grammel das Bauchreden<br />

zum Mainstream machte. Schürkamp<br />

leihtseine Stimme –imGegensatz<br />

zu Grammels Tier-Fantasie-Gestalten –<br />

einem Dutzend Handpuppen, die Charaktere<br />

vermitteln sollen, die jeder aus<br />

Beruf und Freizeit kennt. So heißt zum<br />

Beispiel der nach der Finanzkrise abgestürzte<br />

Börsenmakler bei ihm nur noch<br />

„Clochard“. Alle Puppen eint ihreKartoffelnase.<br />

Bereits als Jugendlicher ahmte Schürkamp<br />

„Die Muppet Show“ imFernsehen<br />

nach. Später lernte er parallel zum Lehramtsstudium<br />

(Französisch/Spanisch) in<br />

Südfrankreich Schauspiel und Regie,<br />

Jonglage und Pantomime sowie in Amsterdam<br />

Zauberei, die er auch im Hotel<br />

„Imperial Palace“ (heute „The LINQ“) in<br />

Las Vegas unter Beweis stellte.<br />

Zum Üben braucht der Bauchredner nur<br />

einen Spiegel. Zur Not reicht vor Auftritten<br />

auch der Rückspiegel im Auto. Viel<br />

Bauch braucht er auch nicht, so schlank<br />

wie er ist.Als „Master Me“ ist Schürkamp<br />

vielmehr ein perfekter Schauspieler, der<br />

cool blufft wie ein Zauberer. Denn: Die<br />

verschiedenen Stimmen seiner Puppen<br />

kommen nicht aus seinem Bauch, sondern<br />

aus seinem Mund. Obwohl sich seine<br />

Lippen garnicht zu bewegenscheinen.<br />

Meint man jedenfalls. Dieser Trick gelingt<br />

Schürkamp beim Zuschauer durch<br />

perfekte Ablenkung und diszipliniertes<br />

Atem- und Gesichtsmuskeltraining.<br />

„Schwierige Wörter mit Labial-Lauten<br />

wie „b“, „p“ oder „m“ erfordern dabei<br />

eine hohe Kunstfertigkeit“. Gleichzeitig<br />

steuert er die Arm- und Kopfb<br />

ewegungen<br />

der Handpuppe. Um für die perfekteIllusion<br />

zu sorgen, spricht Schürkamp von<br />

Anfang an mit der Puppe. Auch wenn sie<br />

noch im Koffer verstaut ist. Als ob sie real<br />

ist. „Genau das ist die große Kunst beim<br />

Bauchreden.“<br />

Peter Sauer<br />

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„Das dauert zulange!“ Ständig hat „Dieter Quengelmann“ etwas zu kritisieren. Auch mit dieser Handpuppe<br />

setzt sich Kommunikationstrainer Michael Schürkamp beim Coaching zum Thema „Werte“ auseinander.<br />

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22 GELD &GESCHÄFT<br />

Schwere Zeiten für Sparer<br />

und Anleger gehen weiter<br />

Des einen Freud ist des anderen Leid: Während Kreditnehmer von einer anhaltenden Geldentwertung<br />

profitieren, fürchten Sparer mehr und mehr eine steigende Inflation.<br />

„Sparer, die ihre Chance auf<br />

Rendite steigern wollen, müssen<br />

zwangsweise ein bisschen risikofreudiger<br />

werden.“<br />

Annabel Oelmann<br />

Die Infl fationsrate in Deutschland ist<br />

wieder gesunken –den niedrigeren<br />

Energiepreisensei Dank.Nach Angaben<br />

des Statistischen Bundesamtes<br />

lag die Jahresteuerungsrate im Mai<br />

bei1,5 Prozent –nach2,0 Prozent im<br />

April.<br />

Sparer und Anleger können<br />

trotzdem noch nicht aufatmen.<br />

Der Grund: Die Infl<br />

ation<br />

schmälert ihre Erträge. „Das<br />

gab es früher auch schon“,<br />

sagt Jürgen Kurz von der Deutschen<br />

Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.<br />

„Nur da hat die Menschen eine hohe Infl<br />

ationsratenicht so gestört.“ Denn heute<br />

kommt erschwerend hinzu: Die Zinsen<br />

sind historisch niedrig.<br />

Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale<br />

Bremen bringt das Dilemma auf<br />

den Punkt: „Eine 100-prozentige Sicherheit<br />

der Geldanlagen bedeutet derzeit<br />

leider auch einen<br />

realen Kapitalverlust.“<br />

Aus Trotz<br />

gar nicht zu sparen,<br />

istaber keine<br />

Lösung. „Wer gar<br />

nichts beiseitelegt,<br />

hat am Ende<br />

ja auch gar<br />

nichts“, sagt Max<br />

Herbst von der<br />

FMH Finanzberatung. Er rechnet vor,<br />

dass aus monatlich 100Euro nach zwölf<br />

Monaten 1200 Eurowerden. „Beträgt die<br />

Infl<br />

ation zwei Prozent, bleiben einem<br />

dann immerhin noch 1176 Euro.“<br />

Anleger sollten den Zeitpunkt nutzen<br />

und ihre eigene Strategie auf den Prüfstand<br />

stellen. „Sparer, die ihre Chance<br />

auf Rendite steigern wollen, müssen<br />

zwangsweise ein bisschen risikofreudiger<br />

werden“, erläutert Oelmann.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass sie leichtsinnig<br />

nur nachder Renditeschielen sollen,<br />

um die Infl<br />

ation auszugleichen. „Es<br />

müssen immer alle Risiken, die mit einer<br />

Geldanlagen verbunden sind, zusammen<br />

betrachtet werden“, sagt Oelmann.<br />

Welche Strategie passt, hängt von der<br />

Laufzeit, den Sparzielen und der Risikobereitschaft<br />

ab. „Wer sein Geld kurzfristig<br />

anlegen möchte, kommt –trotz der<br />

niedrigen Zinsen –kaum am Tagesgeld<br />

oder an kurzfristigen Festgeldern vorbei.<br />

Denn andere Sparformen sind entweder<br />

mit mehr Risiken verbunden, oder die<br />

notwendige Flexibilität ist nicht gegeben“,<br />

erklärt Oelmann.<br />

Ein Wechsel der Bank kann sich heute<br />

schon bei einer geringen Zinsdifferenz<br />

von 0,7 Prozent lohnen. „Wer etwa<br />

10 000 Euro anlegt, hat am Ende eines<br />

Jahres dann 70 Euro mehr“, rechnet<br />

Herbst vor.<br />

Aussicht auf mehr Zinsen gibt es bei Tagesgeldangeboten<br />

ausländischer Banken.<br />

Der Vorteil von Tagesgeld: „Anders<br />

als bei Festgeldangeboten können Sparer<br />

hier ihr Geld kurzfristig innerhalb eines<br />

Tageszurückholen“, erklärt Herbst. „Wir<br />

werden in absehbarer Zeit kein Tagesgeld<br />

mit einer Verzinsung von vier bis fünf<br />

Prozent erhalten.“ Die Staatsverschuldungen<br />

seien zu hoch, viele Länder hättendeshalb<br />

kein Interesse an einem Zinsanstieg.<br />

Werlangfristig sparen will –etwafür die<br />

Altersvorsorge –odermehr Geld zur Verfügung<br />

hat, das er über Jahre liegen lassen<br />

kann, dem empfiehlt Herbst: „Über<br />

Wertpapiersparpläne in Aktien oder<br />

Fonds investieren.“ Um die Risiken zu reduzieren,<br />

rät Oelmann, in Aktien- beziehungsweise<br />

Rentenfonds oder in Indexfondsanzulegen.<br />

So können Anleger beispielsweise<br />

laut Kurz auf den Aktienindex<br />

MSCI World mit Exchange Trades<br />

Funds (ETF) setzen. Diese Fonds bilden<br />

den Aktienindex passiv ab. Eine Direktanlage<br />

ineinzelne Aktien ist laut Oelmann<br />

etwas für erfahrene Anleger.<br />

Insgesamt empfiehlt sie, das Geld nicht<br />

zu lange fest anzulegen: „Sonst kann<br />

nicht mehr reagiert werden, wenn die<br />

Zinsen irgendwann wieder steigen sollten.“<br />

Das ist gar nicht so unrealistisch:<br />

Die EZB hat ihr Ziel wohl bald erreicht –<br />

mittelfristig strebt sie eine Infl<br />

ationsrate<br />

von knapp zwei Prozent an. „Dann wird<br />

sie den Anleihenkauf zurückfahren und<br />

anschließend den Leitzins stufenweise<br />

erhöhen“, sagt Herbst. Die Kreditinstitute<br />

werden dann die Zinsen ebenfalls nach<br />

oben anpassen, sagt Oelmann.<br />

Bis es zu Änderungen in der Geldpolitik<br />

Nur wenig Erträge gibt es derzeit für die Ersparnisse. Selbst Verbraucherschützer raten dazu, vorsichtig in risikoreichere<br />

Anlageformen zuwechseln.<br />

Foto: dpa<br />

kommt, profitieren immerhin Kreditnehmer<br />

von den niedrigen Zinsen. Es kann<br />

sich also lohnen, zu investieren –etwain<br />

eine Immobilien –statt zu sparen. Der<br />

Kauf ist aber nur empfehlenswert, wenn<br />

die Finanzierung solide ist: „Man sollten<br />

mindestens 20, besser 30 Prozent Eigenkapital<br />

mitbringen“, sagt Oelmann. Außerdem<br />

setzt man die Tilgungsrate idealerweise<br />

möglichst hoch an und berücksichtigt,<br />

„dass die Kreditzinsen irgendwann<br />

wieder steigen werden und eine<br />

spätere Anschlussfinanzierung wesentlich<br />

teurer sein kann“.<br />

Auch hier lohnt es, Angebote zuvergleichen,<br />

denn die Immobilienpreise seien in<br />

einigen Gegenden durch die große Nachfragestark<br />

gestiegen, sagt Kurz.Alle drei<br />

Experten warnen: Man sollte sich nicht<br />

durch die niedrigen Zinsen dazu verführen<br />

lassen, sich stärker zu verschulden,<br />

als man es sich leisten kann. dpa<br />

Infrastruktur muss stimmen<br />

Der Handelsverband und der Städtetag setzen sich für lebendige Innenstädte ein.<br />

Auch die Zentren kleinerer Städte müssen –wie hier das Beispiel<br />

Greven –gemeinsam attraktiv gestaltet werden. Foto: Björn Meyer<br />

In einem gemeinsamen Positionspapier<br />

setzen sich der Handelsverband<br />

Deutschland (HDE) und der<br />

Deutsche Städtetag für einen zukunftsfähigen<br />

Einzelhandel in lebendigen<br />

Innenstädten ein –durcheine<br />

Zusammenarbeitvon Stadt,Handel<br />

und Immobilieneigentümern.<br />

Lebendige Städte verbinden<br />

Einkaufen, Wohnen, Arbeiten<br />

und Kultur und ermöglichen<br />

Kommunikation und<br />

Begegnung“, so der Hauptgeschäftsführer<br />

des Deutschen Städtetages,<br />

Helmut Dedy.„Die Innenstädtekönnen<br />

trotz wachsendem Online-Handel attraktiv<br />

bleiben, wenn Online- und Offline-Handel<br />

klug kombiniert und dafür<br />

neue Geschäftsmodelle entwickelt werden.“<br />

Es gelte, eine guteVersorgung der<br />

Bevölkerung zu sichern, die soziale Vielfaltder<br />

Städtezuerhalten, Leerstände zu<br />

vermeiden und Einzelhandelskonzepte<br />

weiterzuentwickeln, heißt es in einer<br />

Mitteilung. Die Städte setzen sich deshalb<br />

gemeinsam mit dem HDE für eine<br />

Verantwortungsgemeinschaft von Stadt,<br />

Handel sowie Eigentümern ein und<br />

unterstützen Händlerinitiativen.<br />

„Online- und Offlinehandel klug<br />

kombinieren.“<br />

Helmut Dedy<br />

„Ohne Einzelhandel gibt es keine attraktiveInnenstadt.<br />

Damit die Händler in Zeiten<br />

des wachsenden Online-Handels erfolgreich<br />

weiterarbeiten können, muss<br />

aber die Infrastruktur stimmen“, so HDE-<br />

Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Dazu<br />

gehöre auch der Ausbau von Breitbandnetzen.<br />

Denn immer mehr Händler<br />

bauten sich im Internet ein zweites<br />

Standbein auf und verknüpfen on- und<br />

offlf ine.<br />

Stadt und Handel erwarten, dass Bund<br />

und Länder die Kommunen insbesondere<br />

durch entsprechende Einbeziehung in<br />

die Breitbandförderprogramme aktiv<br />

unterstützen.Darüber hinaus sei wichtig,<br />

dass die Politik für Rechtssicherheit für<br />

Anbieter öffentlichen WLANs sorge.<br />

Gefordert sind aus Sicht vonDeutschem<br />

Städtetag und Handelsverband<br />

Deutschland aber auch die Immobilieneigentümer<br />

und -entwickler. Sie müssten<br />

ihrer Verantwortung für eine nachhaltige<br />

Entwicklung gerecht werden.<br />

Ein Beispiel könnten Mieten sein, die<br />

die Besucherfrequenz berücksichtigen<br />

und dadurch der finanziellen Überforderung<br />

der Händler vorbeugen.<br />

Städtetag und Handelsverband machen<br />

in ihrem Papier deutlich, dass die fl<br />

ä-<br />

chendeckende Versorgung der Bürger<br />

durch den Handel künftig nur dann gewährleistet<br />

werden kann, wenn alle Beteiligten<br />

eng zusammenarbeiten und die<br />

Politik aufallen Ebenen am selben Strang<br />

zieht.


GELD &GESCHÄFT 23<br />

Die lautlosen Einbrecher<br />

aus dem Internet<br />

Experten warnen: Viele Mittelständler sind zu schlecht gegen Cyber-Kriminalität gerüstet.<br />

Die Versicherungen bieten im Schadensfall Unterstützung durch IT-Spezialisten an.<br />

Lautlos, unauffällig –aber mit verheerenden Folgen für die Unternehmen: Der professionelle Schutz vor Cyber-Kriminalität wird immer wichtiger.<br />

Foto: Colourbox<br />

Es ist das Horrorszenario für jeden<br />

Chef: Alles im Unternehmen steht.<br />

Nur auf den Bildschirmen der Rechner<br />

blinkt ein freundliches „Uppss,<br />

Sie wurden gehackt, Ihre Daten sind<br />

gesperrt.“ Verbunden ist das Ganze<br />

mit der Aufforderung, bitte binnen<br />

48 Stunden soundsoviel Bitcoins zu<br />

überweisen, damit die Daten nicht<br />

ganz gelöscht werden.<br />

MeinUnternehmenist zu<br />

klein,umfür Hacker interessant<br />

zu sein“, sagte<br />

sich früher mancher<br />

Mittelständler – bis<br />

sich der Erpressungs-Trojaner „Wanna-<br />

Cry“ binnen Stundenin100 Ländern ausbreitete.<br />

„Die breiten Angriffe treffen jeden<br />

–als Erstes diejenigen, die nicht gut<br />

vorbereitet sind“, warnt Dr. Timo Hauschild,<br />

Fachbereichsleiter beim Bundesamt<br />

für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

(BSI). Über 250 Mittelständler<br />

informierten sich kürzlich in Münster<br />

beim BVMW (Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft) über das Thema.<br />

Ein Risiko: In Produktionsbereichen gibt<br />

es oft Prozesssteuerungskomponenten,<br />

die noch auf relativ alten Betriebssystemen<br />

wie Windows XPberuhen. „Das ist<br />

so lange nicht gefährlich, wie die nicht<br />

mit dem Internet verbunden sind“, sagt<br />

Hauschild. „Aber dann kommt der junge,<br />

dynamische Chef und sagt: Ich möchte<br />

vonzuHause aus sehen, wie die Maschinen<br />

laufen.“ Wenn der die Internet-Verbindung<br />

herstelle, ohne aufSicherheit zu<br />

achten...<br />

Daszweitegroße Risiko: der Mensch. Der<br />

befl<br />

isseneMitarbeiter,der auf die E-Mail<br />

des Finanzvorstandes hin tatsächlich<br />

Geld überweist – und so auf eine gefälschteMail<br />

hereinfällt. Stichwort: CEO-<br />

Fraud (CEO-Betrug).<br />

Schön, wenn man dann den Spieß umdrehen<br />

kann. Das ist ein Geschäftsfeld<br />

von Torsten Töllner. Dessen Firma SEC<br />

Consult hat schon präparierte„Bankquittungen“<br />

an solche kriminellen Absender<br />

geschickt. „Der hat daraufgeklickt“ –und<br />

sich enttarnt. Die Verbindung ließ sich bis<br />

Ghana zurückverfolgen, über Facebook<br />

die Identität eines Verdächtigen ermitteln.<br />

Töllner: „Wir haben die Sache den<br />

Behörden übergeben.“<br />

Viele Unternehmen seien „schlecht“ geschützt,<br />

obwohl ihnen das Problem bewusst<br />

sei, sagt Prof. Dr. Sebastian Schinzel<br />

von der Fachhochschule Münster.<br />

„Wenn wir bei Penetrationstests in weniger<br />

als einer Stunde an sensible Daten<br />

kommen, war jemand fahrlässig.“<br />

Töllner verweist in dem Zusammenhang<br />

auf eine Studie seines Unternehmens<br />

unter „größeren Mittelständlern“: „Nur<br />

58 Prozent der Unternehmen hatten<br />

einen vollamtlichen IT-Sicherheitsbeauftragten.“<br />

Und nur etwa37Prozent dieser<br />

größeren Mittelständler hätten sich<br />

gegen gezielte Angriffe „genügend gewappnet“<br />

gefühlt. Das Problem: Auch<br />

Internet-Kriminelle denken betriebswirtschaftlich<br />

–und suchen sich deshalb Opfer,<br />

die sich möglichst schnell und leicht<br />

hacken lassen. „Die Großunternehmen<br />

haben sich bei der Security sehr stark professionalisiert“,<br />

sagt Töllner. Internet-<br />

Kriminelle wichen daher zunehmend auf<br />

den Mittelstand aus.<br />

Und wenn der Schaden dann da ist?<br />

Dann greift die Cyber-Versicherung.<br />

Auch die Westfälische Provinzial in<br />

Münster bietet seit Jahresbeginn solche<br />

Verträge an. „Die Kunden wollen vor allem,<br />

dass ihr Laden schnell wieder läuft“,<br />

erklärt Michael Hein, Hauptabteilungsleiter<br />

bei der Provinzial. Die Policen bieten<br />

daher nicht nur Schadenersatz, sondern<br />

auch schnelle, konkrete Hilfe von<br />

Spezialisten wie Töllner.<br />

Cyber-Policen seien „ein rasant wachsender<br />

Bereich.“ Einigeinder Branche sprächen<br />

bereits vonder „Brandversicherung<br />

des 21.Jahrhunderts –soweit würde ich<br />

nicht gehen“, sagt Hein. Doch dem BSI-<br />

Mann Hauschild gefällt der Vergleich:<br />

Schließlich sei einst über die Feuerversicherung<br />

der vorbeugende Brandschutz<br />

zum verpfl<br />

ichtendenStandardgeworden<br />

–weil die Versicherungen sie forderten.<br />

Wenn das mit Maßnahmen zur Cyber-Sicherheit<br />

ähnlich funktioniere...<br />

Martin Ellerich<br />

Börsengänge bieten Chancen<br />

Mit ein bisschen Geduld kann man aus Sicht der Vermögensverwalter dabei Geld verdienen.<br />

Viele Unternehmen träumen davon,<br />

den Schritt an die Börse zu schaffen.<br />

Sie könnendann Geld bei Aktionären<br />

einsammeln, um dadurch unter anderem<br />

ihr Wachstum zu finanzieren.<br />

Und sie erhalten eine höhere Aufmerksamkeit,<br />

was dabei hilft, Neugeschäft<br />

zu generieren.<br />

Nun war 2016 ein schwaches<br />

Jahr für Börsengänge<br />

(IPO –Initial Public Offering).<br />

„Im Vergleich zum<br />

Vorjahr sank die Zahl der<br />

Neuemissionen in Deutschland von 15<br />

auf fünf und damit auf den niedrigsten<br />

Stand seit Ausbruch der Finanzkrise im<br />

Jahr 2008“, erklärt Thomas Hünicke, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der WBS<br />

Hünicke Vermögensverwaltung in Düsseldorf.<br />

Die Schweizer Bank UBS, so der Experte,<br />

erwarte für 2017 in Deutschland fünf bis<br />

zehn Börsengänge und zähle hier Transaktionen<br />

mit einem Volumen ab 100Millionen<br />

Euro. Hünicke: „Hintergrund der<br />

eher mauen Phase: Viele Unternehmen<br />

sitzen aufgroßen Cash-Reserven und sehen<br />

keinen Grund, sich für den Kapitalmarkt<br />

zu öffnen. Wenn sie es tun, bieten<br />

sich für Investoren sehr guteChancen, an<br />

einer dynamischen Entwicklung teilzuhaben.“<br />

Denn viele Unternehmen legen im Zuge<br />

der Emission einen ordentlichen Sprung<br />

hin, wie Börsendaten der Jahre2015und<br />

2016 zeigen. So hat zum Beispiel der Maschinenhersteller<br />

Aumann aus Düsseldorf,<br />

dessen Erstnotiz auf den 24. März<br />

2017 datiert, seit der Emission für 42<br />

Euro fast 20 Euro hinzugewonnen –ein<br />

Sprung von knapp 48 Prozent. Auch das<br />

Reiseunternehmen Trivago, das kurz vor<br />

Weihnachten 2016 in New York an die<br />

Börse gegangen ist, legtevon 11,34 Euro<br />

auf 16,06 Euro zu.<br />

Nunsind Börsengängefür Aktionäre,besonders<br />

für Privatanleger,kein Selbstläufer.<br />

Zumal viele Unternehmen gar nicht<br />

mehr bereit sind, ihre Aktien relativ aufwendig<br />

bei Privatanlegern zu platzieren.<br />

Sie setzen lieber aufinstitutionelle Investoren,<br />

das verschafft mehr Planungssicherheit.<br />

„Der Aufw<br />

and für Private,von einem Börsengang<br />

zu profitieren, ist also nicht unerheblich.<br />

Sie müssen zum einen hoffen,<br />

überhaupt Aktien zu erhalten –gerade<br />

dann, wenn es sich um ein sehr bekanntes<br />

Unternehmen wie Facebook oder<br />

Snapchat handelt –, zum anderen müssen<br />

sie den Weg über die Depotbank gehen,<br />

da die Aktien ja noch nicht im freien<br />

Handel verfügbar sind. Aber es kann sich<br />

lohnen“, schreibt der Vermögensverwalter.<br />

Insofern müssen Anleger entscheiden,<br />

welchen Aufw<br />

and sie eingehen wollen.<br />

Wenn sie großes Vertrauen in ein Unternehmen<br />

setzen, sie die Zukunftsaussichten<br />

und Marktpotenziale einschätzen<br />

können, ist der Weg über die Zeichnung<br />

direkt zum Börsenstart denkbar und ein<br />

guter Weg, Gewinne einzustreichen.Wer<br />

eher zurückhaltend agieren möchte, wartet<br />

den Börsenstart ab und steigt ein,<br />

wenn sich die Situation beruhigt hat. Die<br />

Aumann-Aktie beispielsweise notierte<br />

knapp zehn Tage nach dem Start bei<br />

unter 50 Euro, dem niedrigsten Stand der<br />

jungen Börsenhistorie des Unternehmens.<br />

„Ein bisschen Geduld kann sich somit<br />

auszahlen, wenn man bei einem Börsengang<br />

Geld verdienen möchte.“<br />

Börsengänge können für Anleger interessant<br />

sein. Sie müssen aber Geduld aufbringen,<br />

wenn im Handelssaal der Kursverlauf<br />

schwankt.<br />

Foto: dpa


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DIE WIRTSCHAFT<br />

Im Bann der Abschotter<br />

Die USA und Großbritannien verweigern sich zunehmend dem globalen Handel. Präsidentenwechsel<br />

und Brexit drohen auch die Unternehmen im Münsterland in Mitleidenschaft zu ziehen.<br />

Der neue DonaldTrumpbautHan-<br />

die britische<br />

US-Präsident<br />

delsmauern, Regierungbereitett<br />

den Brexit vor, und die<br />

wird<br />

türkische unberechenbarer.<br />

Politik zunehmend die<br />

UnternehmenimMüns-<br />

immer<br />

Auch terland stärker die Auswirkungen<br />

globaler Turbulenzen<br />

auf ihr Geschäft.<br />

Es geht um<br />

mehrere Mil-<br />

liarden Euro<br />

Auslandsumsatz.<br />

Allein in<br />

USA,<br />

spüren die drei Großbritannien und Tür-<br />

kei, die alle in politischen<br />

Turbulenzen stecken, ex-<br />

Unternehmenn<br />

Länder portieren aus dem Bezirk der In-<br />

und Handels-<br />

dustrie- Nord<br />

kammer in Münster<br />

(IHK) Westfalen Waren tungen im Wert vonüber<br />

3,6 Milliarden Euro. Wie<br />

Prof. Dr. Bodo Risch,<br />

stellvertretender IHK-Hauptgeschäfts-<br />

Hauptgeschäftsführer,<br />

dieser Zeitung erklärte, erreicht<br />

allein der Export von rund500 Betrieben<br />

aus dem Münsterland und der Emscher-<br />

Lippe-Region in das Brexit-Land Großbritannien<br />

ein jährliches Volumen von 1,6<br />

Milliarden Euro. In den USA, woder neue<br />

Präsident Donald Trump täglich für neue<br />

wirtschaftspolitische Unruhe sorgt, erreichte<br />

der Wert der Geschäfte aus der<br />

und Dienstleis-<br />

Münster | Münsterland<br />

Region im vergangenen Jahr einen Wert<br />

von 1,5 Milliarden Euro.<br />

Allerdings spiele bei den münsterländischen<br />

Ausfuhren in die USA der Maschinenbau<br />

eine große Rolle, so Risch. „Diese<br />

Branche steht bei der Abschottungspolitik<br />

Trumps nicht so im Fokus.“ Der stellvertretende<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

sieht in dieser Branche vor allem auch<br />

deshalb einen Zwang zum Einkauf ländischen Know-hows, „weil der USaus-<br />

Maschinenbau antiquiert ist“.<br />

Hinzu kommen für die heimischen Exporteure<br />

politischen Unsicherheiten in<br />

einigen europäischen Nachbarländern –<br />

etwa in Frankreich und den Niederlanden,<br />

wo rechte Kandidaten bei den Präsidenten-<br />

bzw. Parlamentswahlen eine be-<br />

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MODERNE LOGISTIK<br />

IMUNTERNEHMEN<br />

Ausgabe 1/2017<br />

„Ein dynamisches Jahr“<br />

Statistisches Bundesamt bewertet die Wirtschaftsleistung positiv<br />

DiedeutscheWirtschafthatEnde<br />

2016zualtemSchwungzurückgefunden.NacheinerDelleimSommer<br />

zog die Wirtschaftsleistung<br />

vonOktoberbisDezemberum0,4<br />

Prozent gegenüberdemdritten<br />

Quartalan, wie das Statistische<br />

Bundesamt jetzt in Wiesbaden<br />

mitteilte.<br />

Befl<br />

vom Konsum<br />

und größte<br />

fügelt vom Bauboom<br />

wuchs Volkswirtschaftdamitso<br />

stark wie der Euroraum<br />

insgesamt.ImdrittenQuartalwardas<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich<br />

Europas 4 198869 002009<br />

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um0,1Prozentgestiegen.ImGesamtjahrstandeinkräftigesPlusvon1,9<br />

Prozent. Es wardasstärksteWachs-<br />

tumseitfünfJahren.FürdiesesJahr<br />

sindÖkonomenzuversichtlich,siesehenallerdingsgroßepolitischeUnsicherheiten.<br />

„Das gute vierte Quartal setzt den<br />

Schlusspunkthintereindynamisches<br />

Jahr 2016. Deutschlandistspürbar<br />

schnellergewachsenalsimlangfristigen<br />

Durchschnitt“, erklärte KfW<br />

-<br />

Chefv<br />

olkswirt Jörg Zeuner. Viele<br />

internationaleTurbulenzenseienwegen<br />

der starken Binnenwirtschaft<br />

kaumaufDeutschlanddurchgeschlagen.<br />

AbgehängtwurdeEuropasKonjunk-<br />

turlokomotivezumJahresendeunter<br />

anderemvonSpanien (plus0,7Pro-<br />

zent)unddenNiederlanden(plus0,5<br />

Prozent). Im Gesamtjahrwuchsdas<br />

BIP in denNiederlandenkräftigum<br />

2,1Prozent.DieRegierungkanngute<br />

NachrichtenrundvierWochenvor<br />

derParlamentswahlgebrauchen.Die<br />

französischeWirtschaftgewannvor<br />

demWahljahrebenfallsanSchwung<br />

undlegteEnde2016um0,4Prozent<br />

zu.<br />

InDeutschlandtrugennachvorläufigenDatenderStatistikerdieKaufl<br />

fust<br />

derBundesbürgerunddieAusgaben<br />

desStaatesmaßgeblichzumWachs-<br />

tum Ende 2016 bei. Der habe<br />

seine Konsumausgabendeutlicher-<br />

höht, erklärtedieBehörde.<br />

ImVorjahresvergleichlegtedaspreisbereinigteBIPvonOktoberbisDezemberum1,2Prozentzu.Fürdieses<br />

JahrhatdiedeutscheWirtschaftnach<br />

AngabenderStatistikerbereitsein<br />

Plusvon0,5Prozentsicher.<br />

dpa<br />

NÄCHSTE AUSGABE<br />

22.8.2017<br />

Der<br />

Anzeigenschluss<br />

ist am 4. 8.2017<br />

OFFEN GESAGT<br />

Vielfalt kann<br />

schützen<br />

drohlich starke Zustimmung erwarten<br />

können. Das trifft dann sogar das münsterländische<br />

Handwerk: Es gebe vor allem<br />

enge geschäftliche Kontakte in die<br />

Niederlande, berichtete der Pressesprecher<br />

der Handwerkskammer Münster,<br />

Michael Hoffmann.<br />

►Fortsetzung auf Seite 2<br />

uch<br />

A en die politischen Turbu-<br />

Ideen alleine verändern nichts.<br />

Sondern der Mut, sie umzusetzen.<br />

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am Münsterland gelenzen<br />

in wichtigen Handelsnationen<br />

wie den USA und Großbritannien<br />

nicht vorbei. Milliardenschwere<br />

Exportvolumina<br />

verbinden die Region mit den<br />

Krisenländern.<br />

Doch im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Gegenden Deutschlands<br />

hat das Münsterland<br />

einen gewaltigen Vorteil: Die<br />

Hidden Champions, die es in<br />

der Region in großes Zahl gibt,<br />

sind auf dem Weltmarkt in<br />

ihren Sparten überlegen.<br />

Auch US-Präsident Trump dürfte<br />

seinem Land diese Waren<br />

nicht vorenthalten wollen und<br />

deshalb hier von Zöllen absehen.<br />

Außerdem steht China als alternativer<br />

Markt zur Verfügung.<br />

Auch wenn die dortige<br />

Wirtschaft nicht mehr ganz so<br />

stark wächst wie in der Vergangenheit,<br />

wird sich die<br />

Volksrepublik – vor allem auch<br />

wegen Trumps Abschottungspolitik<br />

– zunehmend zur führenden<br />

ökonomischen Macht<br />

der Welt entwickeln.<br />

Die Wirtschaft im Münsterland<br />

hat in der Vergangenheit immer<br />

wieder ihre hohe Flexibilität<br />

unter Beweis gestellt. Basis<br />

für diese schnelle Reaktionsfähigkeit<br />

ist vor allem die mittelständische<br />

Struktur der regionalen<br />

Betriebe. Großkonzerne<br />

erweisen sich hingegen in der<br />

Regel als schwerer lenkbare<br />

Kolosse – können sich somit<br />

auch auf politische Umbrüche<br />

nur verspätet einstellen.<br />

Jürgen Stilling<br />

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LEBEN &WISSEN 25<br />

Reise durchs Sonnensystem<br />

Unter münsterischer Federführung haben 19 Planetarien eine atemberaubende Expedition zu den Planeten<br />

produziert –kein Science-Fiction-Film, sondern naturgetreue und realistische Bilder.<br />

Wichtig für den Größenvergleich: Immer wieder wurden Raumschiffe und Astronauten in die Show eingebaut.<br />

Foto: Matthias Ahlke<br />

Björn Voss lädt zu einem kleinen Besuch<br />

in die Nachbarschaft. Nach seinen<br />

Maßstäben. Zwar sind es leicht<br />

228 Millionen Kilometer bis zum<br />

Mars. Aber das ist –inkosmischen<br />

Maßstäben – wirklich nur ein Katzensprung.<br />

Mars ist unser nächster<br />

Nachbar auf dem Weg weg von der<br />

Sonne. Da kann man mal eben vorbeischauen.<br />

Und sich von Voss führen<br />

lassen.<br />

Regisseur und Projektleiter: Dr. Björn Voss hat die Produktion<br />

zwei Jahre lang geleitet.<br />

Foto: LWL/Steinweg<br />

Da kommt man relativ gut<br />

hin“, sagt Dr. Voss. Sechs<br />

Monate brauchen unbemannte<br />

Raumsonden zurzeit,<br />

um von der Erde auf<br />

den Mars zu kommen. Weil sie spritsparend<br />

unterwegs sind und es auf ein paar<br />

Tage mehr oder wenigernicht ankommt.<br />

Astronauten könnte man schneller dorthin<br />

bringen, weiß der Leiter des münsterischen<br />

Planetariums am Aasee. Er weiß<br />

auch, wassie auf unserem Nachbarplaneten<br />

zusehen bekämen: sandige Böden,<br />

ausgedehnte Vulkane, Krater, Berge und<br />

Gesteinsbrocken. Das Ganze vornehmlich<br />

in Rottönen, was dem Rost geschuldet<br />

ist –Eisenoxid hat sich als Staub auf<br />

der Marsoberfl<br />

ächeund in seiner dünnen<br />

Atmosphäre verteilt.<br />

Genau das zeigt Voss den Besuchern des<br />

Planetariums in der aktuellen Show„Planeten<br />

–Expedition ins Sonnensystem“.<br />

Kein Science-Fiction-Film, der in Hollywood<br />

mit viel Fantasie entstanden ist.<br />

Sondern eine 50-minütigeAnimation mit<br />

naturgetreuen und realistischen Bildern.<br />

Genau daraus ist die Show entstanden:<br />

Aus Daten und Bildern, die auf zahlreichen<br />

Raummissionen gesammelt wurden.<br />

„Cassini“ hat die Saturnringe und<br />

Eismonde untersucht, „Rosetta“ einen<br />

Kometen aus der Nähe fotografiert, die<br />

Sonde „New Horizons“ ist dicht am Pluto<br />

vorbeigefl<br />

ogen.<br />

Björn Voss hat als Regisseur und Koordinator<br />

Datenmodelle und Fotografien gesammelt.<br />

19 Planetarien warenbeteiligt;<br />

15 wissenschaftliche Berater standen mit<br />

ihrem Wissen parat; zehn, zwölf Grafik-<br />

Experten haben Bilder montiert, Oberfl<br />

ä-<br />

chen am Computer gezeichnet und Kamerafahrten<br />

simuliert.<br />

Dabei wurden Datenmengen bewegt, die<br />

auch den ambitioniertesten PC-Freak an<br />

und über seine Grenzengebracht hätten.<br />

Schon einzelne Bilder sind einige Gigabytes<br />

groß –inder ganzen Produktion<br />

stecken 90 000 Einzelbilder.Dafür haben<br />

drei Planetarien 20 bis 30 Rechner zu<br />

Clustern verbunden. „Insgesamt“,<br />

schätzt Björn Voss, „steckt ein Jahr Rechnerzeit<br />

in dem Projekt.“<br />

Vor drei Jahren haben die ersten der beteiligten<br />

Planetarien mit dem Sammeln<br />

der wissenschaftlichen Daten begonnen;<br />

vor zwei Jahren wurde die Arbeit konkret.<br />

Da nehmen sich die Kosten von zusammen<br />

150000 Euro nachgerade bescheiden<br />

aus. Aber Voss relativiert: „Das<br />

ist nur das Geld, das an externe Firmen<br />

bezahlt wurde.“<br />

►Fortsetzung auf Seite 26<br />

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26 LEBEN &WISSEN<br />

Als wäre man selbst ein<br />

reisender Astronaut<br />

Das Planetarium Münster plant jetzt schon das nächste Projekt: „Die Geschichte der Welt –Teil zwei“.<br />

„Wir kollidieren mit unserer Nachbargalaxie<br />

Andromeda.“<br />

Dr. Björn Voss<br />

Die beteiligten Planetarien,<br />

manch astrophysikalisches<br />

Institut und einzelnebeteiligte<br />

Wissenschaftler tauchen<br />

auf den Rechnungen<br />

nicht auf. In Münster etwahaben sich der<br />

3D-Artist Robert Perdok und Claudia<br />

Schmitz in der Bildbearbeitung um diese<br />

Odyssee ins Weltall verdient gemacht.<br />

Und Dr.TobiasJogler,Ewald Segna, Barbara<br />

Wernsing, Peter Puschmann als Berater.<br />

Michael Dütting von den Sternfreunden<br />

Münster steuerte ein Bild bei –<br />

„eine Super-Zusammenarbeit in jeder<br />

Hinsicht“, bilanziert Björn Voss. Das gilt<br />

auch weit über Münster hinaus. Zwei österreichische<br />

Planetarien warenbeteiligt,<br />

eine schweizerische Einrichtung und ein<br />

Planetarium in den USA. Sie alle profitieren<br />

nun von der Projektion. Die Show<br />

wird auch in den USA präsentiert –aber<br />

wohl in kleineren<br />

Häppchen: „50<br />

Minuten Aufmerksamkeit<br />

am<br />

Stück bekommt<br />

man dort nicht.“<br />

Gebündeltes Wissen<br />

aus Jahrzehnten<br />

steckt in dieser<br />

Expedition. Daten der ersten Marsmissionen<br />

aus den 1980er Jahren wurden<br />

ebenso verwandt wie Höhenmodelle<br />

des Planeten, die in den 1990er Jahren<br />

entstanden. Das i-Tüpfelchen setzen natürlich<br />

die Bilder der jüngsten Missionen.<br />

Sie haben beispielsweise die 4000 Kilometer<br />

langen Mariner-Täler fotografiert.<br />

Die können sich Planetariumsbesucher<br />

nun quasi im Vorbeifl<br />

ug anschauen–„so<br />

realistisch, wie es ein Astronaut zu sehen<br />

bekäme“, sagt Voss. Raumfahrer sind in<br />

der Show dann auch zu sehen, ebenso<br />

wie Raumsonden und Bodenfahrzeuge.<br />

„Ein bisschen Spielerei, eigentlich nur<br />

Dekoration“, räumt der münsterische<br />

Planetariumsleiter ein. „Aber die Figuren<br />

verdeutlichen auch die richtigen Größenverhältnisse.“<br />

Eine Raumfahrt, die der Besucher in den<br />

bequemen Sesseln des LWL-Planetariums<br />

unternehmen kann.Dazu gehören<br />

auch noch eine Stippvisite auf dem<br />

Mond,der Vorbeifl<br />

ug eines Kometen, ein<br />

Besuch auf dem Pluto, ein Durchfl<br />

ug zwischen<br />

Saturn und seinen Ringen und eine<br />

Landung auf dem Jupiter.<br />

Zuletzt hatte die Show noch kleine Fehler.<br />

Manchmal bewegten sich die Sterne<br />

im Hintergrund falsch, manchmal stand<br />

die Sonne still, wo sie aufgehen müsste.<br />

Inzwischen werden auch sie verschwundensein–Vossund<br />

seine Kollegen beseitigen<br />

gerade die letzten Makel.<br />

Dann geht es ans nächste Projekt. „Die<br />

Geschichte der Welt –Teil zwei“ nennt<br />

Voss das bescheiden. Er will in die Zukunft<br />

reisen –inähnlicher Qualität und<br />

Lebensnähe. „Die Sonne wird nicht ewig<br />

scheinen. Wir kollidieren mit unserer<br />

Nachbargalaxie Andromeda.“ Noch ist<br />

die2,5 Millionen Lichtjahrevon unserem<br />

Sonnensystem entfernt. Aber das ändert<br />

sich schnell. Die Kollision, so Voss, ist absehbar.<br />

Errechnet mit kurzen zwei Milliarden<br />

Jahren Wartezeit. Wem das zu<br />

lang ist,der kann sich in zwei, drei Jahren<br />

das Ganze schon mal in der nächsten<br />

Show des Planetariums ansehen.<br />

Uwe Gebauer<br />

Detailaufnahmen: Björn Voss verspricht Bilder, wie sie auch ein Astronaut zu sehen bekäme.<br />

Fotos: Matthias Ahlke<br />

Auch dem Saturn mit seinen bekannten Ringen stattet man auf der Reise durch das Sonnensystem einen Besuch ab.<br />

PLANETARIUMSSHOW<br />

50 Minuten dauert die Show im<br />

Planetarium des Landschaftsverbandes<br />

Westfalen-Lippe imLWL-<br />

Museum für Naturkunde in Münster.<br />

Dazu gehört immer ein Teil<br />

mit aktuellen Nachrichten. Im<br />

Moment geht es um das für September<br />

2017 geplante Ende der<br />

Raumsonde „Cassini“ auf dem<br />

Saturn. Derzeit ist die Show mittwochs<br />

(15 Uhr), freitags (18 Uhr),<br />

samstags (17 Uhr) und sonntags<br />

(16 Uhr) zu sehen. Der Eintritt<br />

kostet 5,50 Euro (ermäßigt drei<br />

Euro) –zusätzlich zum Museumseintritt.<br />

Informationen zu Show und LWL-<br />

Planetarium: Tel. 02 51/5 9160 50<br />

www.lwl-planetarium-muenster.de<br />

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LEBEN &WISSEN 27<br />

Die Welt besser verstehen<br />

Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar wünscht sich mehr Lernorientierung inden Schulen.<br />

Man hält aus seiner Sicht zu sehr an überholten Lehrbüchern und Unterrichtsinhalten fest.<br />

Regenbögen, technische Geräte oder<br />

Computer begeistern Kinder. Doch<br />

dieselben Kinder und Jugendlichen<br />

stöhnen, wenn Mathematik, Informatik<br />

oder Naturwissenschaften<br />

(MINT-Fächer)auf dem Stundenplan<br />

stehen. Das hat Folgen: Nach Angaben<br />

des Instituts der deutschen Wirtschaft<br />

(IW Köln) gab esimApril eine<br />

MINT-Lücke von 237 500 Personen<br />

auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Über Wissenschaften, den<br />

Schulunterricht und die<br />

Ideen-Expo, Deutschlands<br />

größtes Jugend-Event für<br />

Naturwissenschaften und<br />

Technik, hat Martin Ellerich mit dem Wissenschaftsjournalisten<br />

und Moderator<br />

Ranga Yogeshwar („Quarks &Co.“) gesprochen.<br />

Mitte Juni stand er wieder auf<br />

der Bühne der Ideen-Expo in Hannover.<br />

Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar<br />

Seit Jahren wird vonder Förderung<br />

der MINT-Berufe geredet – und<br />

trotzdem haben wir eine riesige<br />

Fachkräfte-Lücke in naturwissenschaftlich-technischen<br />

Berufen.<br />

Was machen wir falsch?<br />

Ranga Yogeshwar: Das ist ein breiter<br />

Katalog: Es fängt an bei einer adäquaten<br />

Behandlung in der Schule. Bei der Didaktik<br />

dieser oft sperrigen Fächer haben wir<br />

viel zu wenig unternommen. In Zeiten, in<br />

denen junge Leute mit Begeisterung an<br />

3D-Druckern arbeiten, könnte man am<br />

Foto: imago<br />

Kinder basteln bei der Ideen-Expo 2017 auf dem Messegelände der Deutschen Messe in Hannover amStand der Region Hannover. Die Ideen-Expo ist nach<br />

Veranstalterangaben das bundesweit größte Jugendevent für Wissenschaft und Technik.<br />

Foto: dpa<br />

Beispiel dieser Drucker jede Menge Wissenschaft<br />

erklären. Stattdessen halten<br />

wir zu stark anüberholten Lehrbüchern<br />

und Unterrichtsinhalten fest.<br />

Das Smartphone ist für viele Jugendliche<br />

fast ein Körperteil. Berührungsängste<br />

mit MINT-Fächern<br />

dürfte es da doch nicht geben?<br />

Yogeshwar: Das eine ist der Konsum<br />

von Technik, das andere die Gestaltung<br />

mithilfe der Technik. Das sind zwei Paar<br />

Schuhe. Vielleicht müllen wir die jungen<br />

Menschen mit zu viel Konsum von Technik<br />

zu und geben ihnen zu wenigeAnreize<br />

zum Gestalten von Technik. Da ist die<br />

Ideen-Expo in Hannover ein tolles Vorbild.<br />

Dagibt esviele Zonen, wo junge<br />

Leute selber etwas machen können. Und<br />

nicht die Manager,sondern dieAuszubildenden<br />

der Unternehmen treten mit den<br />

jungen Leuten in den Dialog. Wir hatten<br />

bei der letzten Ideen-Expo über 300000<br />

jungeMenschen. Ein tolles, auchemotionales<br />

Erlebnis! Ich habe immer das Bild<br />

von dem Mädchen vor Augen, das zum<br />

ersten Mal mit einem Lötkolben eine<br />

elektrische Schaltung gebaut hat. Dieser<br />

Stolz in ihren Augen... Solche Erfahrungen<br />

verändern die Perspektive.<br />

Lernen beim Selbermachen ist die<br />

beste Methode?<br />

Yogeshwar: Ja, Begreifen beim Anfassen.<br />

Den Spaß dabei haben. Wir müssen<br />

die Naturwissenschaften aus der klassischen<br />

Leistungsorientierung herausnehmen<br />

und eine Lernorientierung daraus<br />

machen. Das Schielen auf Noten führt<br />

nur dazu, dass Kinder und junge Leute<br />

büffeln, um die Inhalte ineiner Klausur<br />

abzuspulen, um sie anschließend zu vergessen.<br />

Lernorientierung zielt hingegen<br />

auf wirkliches Verständnis, darauf, die<br />

Welt mit dem Erlernten besser zu verstehen.<br />

Später zum Beginn des Studiums<br />

durchlaufen die Studienanfänger einen<br />

absurden Aussiebprozess, der bei vielen<br />

Wunden hinterlässt und die Begeisterung<br />

für das Fach auffrisst. Das ist völlig falsch.<br />

Und: Oft brauchen sie das, wasindiesen<br />

ersten Klausurenabgefragt wird, nie wieder.<br />

Habenwir den falschenBlick auf die<br />

Naturwissenschaften?<br />

Yogeshwar: Wir leben in einer Gesellschaft,<br />

die Naturwissenschaften immer<br />

noch reserviert gegenübersteht. In einer<br />

Talk-Show ist es kein Problem zu sagen:<br />

„Ach, Mathe habe ich früh abgewählt.“<br />

Aber sagen Sie da mal: „Goethe, wer ist<br />

das?“<br />

Wie erleben Sie es, wenn heute der<br />

Wissenschaft „alternative Fakten“<br />

entgegengestellt werden. Wie erleben<br />

Sie diesen Zweifel an der Wissenschaft?<br />

Yogeshwar: Wir erleben da eine tiefe<br />

Vertrauenskrise. Viele naturwissenschaftliche<br />

Prozesse sind so kompliziert,<br />

dass der Laie sie nicht im Detail nachvollziehen<br />

kann.Der Laie ist darauf angewiesen,<br />

letztlich dem Fachmannzuglauben.<br />

Und wenn dann Fachleute pfuschen –<br />

Beispiel Dieselskandal –, hat das einen<br />

immensen Kollateralschaden: Es zerstört<br />

die Basis der Glaubwürdigkeit. Fakten<br />

werden angezweifelt ...<br />

DieUSA steigen aus dem Weltklimavertrag<br />

aus. Auch in Deutschland<br />

zweifeln vieleMenschen daran, dass<br />

der Klimawandel vom Menschen<br />

verursacht ist. Was sagen Sie dazu?<br />

Yogeshwar: Die Zeitschrift Science hat<br />

im Jahr 2008 fast1000 wissenschaftliche<br />

Publikationen ausgewertet. Klare Aussage:Defactogibtesinder<br />

Wissenschaftswelt<br />

keinen Zweifel am menschengemachten<br />

Klimawandel mehr. Eine Wissenschaftlerin<br />

aus Harvard, Naomi Oreskes,<br />

hat sich das näher angesehen und belegt<br />

in ihrem Buch „MerchantsofDoubt“<br />

(„Die Machiavellis der Wissenschaft“),<br />

wie eine Handvoll vonLobbyisten Thinktanks<br />

ins Leben rufen und systematisch<br />

Zweifel säen. Das Absurde, das Frau<br />

Oreskes nachweisen konnte: Es sind in<br />

den USAzum Teil dieselben Personen involviert,<br />

die in früheren Zeiten für die Tabaklobby<br />

die gesundheitsschädlichen<br />

Einfl<br />

üsse negiert haben: Das ist eine Art<br />

Industrie der Desinformation, die Zweifel<br />

sät.<br />

Dabei ist Zweifel eigentlich der Anfang<br />

aller Wissenschaft ...<br />

Yogeshwar: Die Wissenschaft ist eine<br />

institutionalisierte Welt des Zweifelns:<br />

Alles, wasbehauptet wird, mussauchvon<br />

anderen verifiziert und reproduziert werden<br />

können. Natürlich gibt es in der Wissenschaft<br />

Menschen, die pfuschen. Die<br />

haben aber auf Dauer schlechte Karten,<br />

weil dieses Kontrollsystem funktioniert.<br />

KHOffice-Service


28 LEBEN &<br />

Noch öffentlich oder schon pr<br />

Viele Projekte sind nahe am oder im Museum /Zahlreiche performative Arbeiten<br />

„Tiefenbohrung“ nennt Kasper König<br />

dieSkulptur-Projekte gerne. Weil<br />

diese Ausstellung nur alle zehn Jahre<br />

stattfindet und mithin Distanz zur<br />

Zeitgeschichte aufnehmen kann und<br />

will. Also kein Event und kein Skandal<br />

sein möchte. Im Mittelpunkt<br />

steht das Verhältnis von privatem<br />

und öffentlichem Raum und was die<br />

Kunst damit macht. Die Dekade<br />

macht Veränderungen deutlich. Und<br />

ein erster Blick auf die fünfte Ausgabe<br />

seit der Erfindung der Projekte im<br />

Jahr 1977 deutet an, auf was diese<br />

Tiefenbohrung stößt.<br />

»Ich hoffe, dass die Ausstellung<br />

einen Beitrag liefern kann zum genauen<br />

Hinsehen.«<br />

Kurator Kasper König<br />

Das Private mischt sich mit<br />

dem Öffentlichen auf diffuse<br />

Weise. Es wirdgleichsam<br />

unsichtbar,unfassbar,<br />

unangenehm. So implementiert<br />

Gregor Schneider in das öffentliche<br />

Landesmuseum eine Privatwohnung<br />

(erreichbar von außen über einen<br />

Notausgang), in<br />

der sich der Besucher<br />

wie ein Eindringling<br />

vorkommt.<br />

Das Private<br />

wirkt hier<br />

leer, kühl, aseptisch.<br />

Was auffällt: Im<br />

Vergleich zu den<br />

früheren Jahren tummeln sich viele<br />

Künstler nahe am oder gar imMuseum.<br />

Das liegt sicher auch daran, dass die<br />

Herrschaftlichkeit des Neubaus den kritische<br />

Geist provoziert. Soversucht Nora<br />

Schultz mit Wackel-Videos und weichem<br />

Teppich die Monstrosität dieserarchitektonischen<br />

Modernität zu brechen und zu<br />

mildern.<br />

Für –imVergleich zu den Vorjahren –erstaunlich<br />

bis erschreckend viele Projekte<br />

gibt es Öffnungszeiten: Das ist der Art<br />

von öffentlichem Raum geschuldet. Bei<br />

der Unterwasserbrückevon Ayse Erkmen<br />

in Münsters Hafen ist es die Sicherheit,<br />

für die die Organisatoren Verantwortung<br />

tragen. Weil Wasser als öffentlicher<br />

Raum gefährlich ist. Bei vier Rettungsschwimmern<br />

lässt sich die Rundum-Sicherheit<br />

nicht Tagund Nacht gewährleisten.<br />

Installationen in der Diskothek „Elephant“<br />

oder im Museum können dem<br />

Publikum nicht 24 Stunden zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Gut ein Drittel der Projekte hat eine performative<br />

Struktur. Dabei ist die Arbeit<br />

vonXavier Le Royund Scarlet Yu zugleich<br />

interaktiv und subversiv: In Workshops<br />

wurden und werden Menschen ausgebildet,<br />

die sich im öffentlichen Raum pantomimisch<br />

als Skulptur zeigen sollen, um<br />

darüber mit Fremden ins Gespräch über<br />

Kunst und die Welt zu kommen.<br />

Körper –Zeit –Ort: Das sind die drei großen<br />

Themen, die die beiden Kuratorinnen<br />

Britta Peters und Marianne Wagner<br />

vorgegebenen haben. Die finden sich<br />

zum Beispiel im schelmischen Tattoo-Angebot<br />

vonMichael Smith: Über 65-Jährige<br />

dürfen sich kostengünstig ein Motiv<br />

stechen lassen. Das befragt das Verhältnis<br />

zum eigenen Körper, das Zeit-Verhältnis<br />

von Alter und Jugend, und es bringt Senioren<br />

an einen Ort, den sie vermutlich<br />

noch nie zuvor betreten haben: den Laden<br />

„Tätowiersucht“. Ein weiteres Beispiel<br />

ist die Performance<br />

„Leaking Territories<br />

(Undichte Territorien)“<br />

der Rumänin<br />

Alexandra Pirici. Die<br />

sechs Sänger und Tänzer<br />

verkörpern mal abs-<br />

Kurator Kasper König<br />

trakt das Nahen und<br />

Distanzieren oder bilden<br />

bekannte Szenen der Geschichte<br />

zum Thema Krieg und Frieden nach. Mit<br />

dem historischen Saal des Westfälischen<br />

Friedens finden körperlicheund zeitliche<br />

Ausdrucksformen hier einenpräzisen sowohl<br />

auratischen als auch authentischen<br />

Ort, um sich den schwierigen politischen<br />

»Es geht um Fragen,<br />

nicht um Antworten.«<br />

Fragen zu widmen. In dieser Performance<br />

übrigens ist ein zentraler Moment<br />

die konzentrierte Ruhe der Agierenden.<br />

Damit stehen sie symbolisch für den gesamten<br />

Ansatz der Skulptur-Projekte.<br />

Die sagen<br />

Nein zu Hektik und Informationsfl<br />

ut, versuchen,<br />

die Besucher nicht mit<br />

Kunst zu attackieren. Die<br />

überwiegende Zahl der<br />

Skulptur-Projekte ist ruhig<br />

und unaufgeregt. Zudem<br />

ist die Zahl von35überschaubar, so<br />

dass eben keine Gefahr der Reizüberfl<br />

u-<br />

tung besteht. Und für ein bisschen Unterhaltung<br />

ist ebenfalls gesorgt, beim Barfuß-Kneipp-Gang<br />

über die Unterwasser-<br />

Brücke von Ayse Erkmen.<br />

Gerhard H. Kock<br />

„Benz Bonin Burr“, so heißt die Kombination aus Henry Moores Skulptur mit dem LKW<br />

und dem Container. Eine Arbeit von Cosima von Bonin und TomBurr. Foto: Wilfried Gerharz<br />

CHRONIK DER<br />

SKULPTUR-PRO<br />

1977: Kuratoren: Kl<br />

mann und Kasper K<br />

420 000 Mark; rund<br />

sucher.<br />

1987: Kuratoren: Kla<br />

mann, Kasper König<br />

sche Mitarbeit u. a.:<br />

Meschede; Budget: 9<br />

Mark, rund 100 000<br />

1997: Kuratoren: Kla<br />

mann, Kasper König<br />

Millionen Mark, run<br />

Besucher<br />

2007: Kuratoren: Br<br />

zen, Kasper König, C<br />

Projektleitung: Chris<br />

Budget: 6,2 Millione<br />

575 000 Besucher<br />

2017: Kuratoren: Kas<br />

Britta Peters, Dr. Ma<br />

ner, Projektleitung:<br />

Budget: knapp acht<br />

Euro von Landschaft<br />

Westfalen-Lippe, Sta<br />

Sparkassen-Finanzg<br />

Kunststiftung NRW,<br />

terium NRW, Brillux<br />

Sponsoren aus der p<br />

Wirtschaft. Erwartet<br />

den fünften Skulptu<br />

rund 650000 Besuc<br />

siert wurden jetzt 35<br />

Projekte, die meisten<br />

innerstädtischen Ber<br />

BESONDERE ZEITEN,<br />

BESONDERE PRÄSENTE...<br />

Der limitierte Kunstdruck zu den Skulptur Projekten 2017!<br />

Erhältlich unter www.muenster-magazin.com<br />

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Alle Künstler –alle<br />

Skulptur-Projekte-Schau ist eröff<br />

net: Vom Mini-Museum auf der Wiese bis<br />

Wer alle 35 künstlerischen<br />

Positionen der<br />

fünften Skulptur-Projektenicht<br />

im Schnelldurchgang<br />

sehen<br />

möchte, der solltesich drei Tage Zeit nehmen.<br />

Das empfehlen die Organisatoren<br />

der internationalen Ausstellung. Hier alle<br />

beteiligten Künstler und sämtlicheProjekte<br />

imKurzporträt:<br />

Ei Arakawa: Ein Mini-Museum mit sieben<br />

Gemälden plus Musik auf grüner<br />

Wiese vorHaus Kump –vor allem abends<br />

schön.<br />

Nairy Baghramian: pseudounfertige<br />

Skulpturen auf Schraubenschlüsseln finden<br />

sich vor und hinter dem Landesmuseum.<br />

Aram Bartholl: Lagerfeuer-Feeling in<br />

gedachter Endzeit gibt es an drei Standorten:<br />

H1-Tunnel, Pumpenhaus und<br />

Fernsehturm.<br />

Cosima von Bonin / Tom Burr: Die<br />

schwere Moore-Plastik am Landesmuseum<br />

wirdscheinbar vomTiefl<br />

ader abgeholt.Auf<br />

der Kistesteht „Fragile“ für „Zerbrechlich“.<br />

Grillstation am Hafengrenzweg: Oscar Tuazon<br />

lädt ein in Münsters Niemandsland.<br />

Foto: SP17/Henning Rogge<br />

Hito Steyerl gilt derzeit als Superstar der internationalen Kunstszene<br />

Weltrangliste). In der LBS an der Himmelreichallee zeigt sie unter an<br />

schen mit Robotern umgehen.<br />

Andreas Bunte hängt am H1-Vorplatz,<br />

Stadthaus-1-Innenhof und bei der VHS<br />

Plakate mit Fotos einer Installation auf.<br />

Via QR-Code gibt es Töne und Bilder.<br />

Gerard Byrne setzt im Klaviersaal der<br />

Stadtbücherei das Verhältnis von Musik,<br />

Sprache und Bild in Szene.<br />

Camp (Shaina Anand und AshokSukumaran)<br />

spannt an der Theaterruine ein<br />

Netzwerk, das Informationen über das<br />

Theater und die Umgebung vermittelt.<br />

Michael Dean verhängt den Lichthof<br />

des Landesmuseum mit transparenter<br />

Folie und zeigt darin Schriftzeichen-<br />

Skulpturen.<br />

Jeremy Deller hat Kleingärtner zehn<br />

Jahre lang Tagebuch schreiben lassen.<br />

Respektable 33 Bücher werden ausgestellt.<br />

Nicole Eisenman legt vor und hinter<br />

den schicken Erbdrostenhof scheinbar<br />

halbfertige Skulpturen.<br />

Ayse Erkmen lässt Menschen im Hafen<br />

über eine Brücke unter Wasser gehen.<br />

Lara Favaretto ste<br />

gegenüber ein Den<br />

kriegsopfer einen Sp<br />

für Flüchtlinge auf.<br />

Hreinn Friðfinnsso<br />

Wiese im Sternbusch<br />

Hausskelett.<br />

Ludger Gerdes hat<br />

nungsamt Marl das L<br />

anbringen lassen; b<br />

hängt es am Aegidii<br />

Gintersdorfer/Kla<br />

penhaus ihreöffentl<br />

Proben „Erniedrigun<br />

der Welt“.<br />

Pierre Huyghe stel<br />

sporthalle auf den K<br />

John Knight vermi<br />

museum mit einer ü<br />

Wasserwaage.<br />

Justin Matherly s<br />

Felsen in der Nähe<br />

auf Gehhilfen und<br />

Erweckungserlebnis


WISSEN 29<br />

ivat?<br />

EKTE<br />

us Bußnig;<br />

Budget:<br />

100 000 Beus<br />

Buß-<br />

;Kuratori-<br />

Friedrich<br />

00 000<br />

Besucher.<br />

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;Budget: 6<br />

d500 000<br />

gitte Franarina<br />

Plath;<br />

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nEuro, rund<br />

per König,<br />

rianne Wagmke<br />

Itzen;<br />

Millionen<br />

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dt Münster,<br />

ruppe,<br />

Kulturminis-<br />

;weitere<br />

rivaten<br />

werden bei<br />

r-Projekten<br />

her. Reali-<br />

Skulpturdavon<br />

im<br />

eich. loy<br />

Performative Arbeiten wie die Performance „Leaking Territories (Undichte Territorien)“ der Rumänin Alexandra Pirici im Friedenssaal sind ein Schwerpunkt der Skulptur-Projekte 2017.<br />

Foto: Gerhard H. Kock<br />

Werke<br />

zum Masken-Ball auf dem Friedhof<br />

hr Arbeitgeber Serice<br />

Auf uns können Sie bauen!<br />

(Platz sieben der<br />

derem, wie Men-<br />

Foto: SP17/Henning Rogge<br />

llt am Ludgeriplatz<br />

kmal für Kolonialardosen-Monolithen<br />

nplatziert auf einer<br />

park sein Edelstahl-<br />

1989 über dem Ordeuchtschild<br />

„Angst“<br />

is zum 1. Oktober<br />

markt.<br />

en starten im Pumichen<br />

Performancesgist<br />

nicht das Ende<br />

lt die ehemaligeEisopf<br />

für ein Habitat.<br />

sst das neue Landesberdimensionierten<br />

tellt den Nietzschedes<br />

Hauptbahnhofs<br />

thematisiert dessen<br />

.<br />

Christian Odzuck stellt eine dem Gebäude<br />

der Oberfinanzdirektion nachempfundene<br />

Architektur aus recyceltem<br />

Material der abgerissenen OfD<br />

auf die<br />

Brache.<br />

Emeka Ogboh macht die Weltmusik des<br />

in Münster begrabenen Komponisten<br />

Moondog im Hamburger Tunnel hörbar<br />

und ließ in Belgien Bier unter dem Einfl<br />

uss von Musik aus Lagos brauen.<br />

Peles Empire(Barbara Wolff, Katharina<br />

Stöver) machen den Archetyp des Prinzipalmarkt-Giebels<br />

gegenüber dem Aegidiimarkt<br />

begehbar.<br />

Alexandra Pirici lässt Tänzer im Friedenssaal<br />

Bewegungen zum Thema Frieden<br />

und Staaten aufführen.<br />

Mika Rottenberg eröffnet gegenüber<br />

dem Gefängnis in einem ehemaligen<br />

Asia-Laden einen Asia-Laden mit Videos.<br />

Xavier LeRoy und Scarlet Yu lassen<br />

Münsteraner in der Innenstadt pantomimisch<br />

Skulpturen darstellen, um mit<br />

Fremden ins Gespräch zu kommen.<br />

Sany (oder besser: Samuel Nyholm)<br />

zeigt seine fallenden Figuren als Brennmalerei<br />

auf Holz an mehreren Stellen in<br />

der City.<br />

Gregor Schneider hat im Landesmuseum<br />

die Wohnung von N. Schmidt eingerichtet.<br />

Thomas Schütte zeigt auf dem ehemaligen<br />

Zoo-Gelände die Reinform des Tempels<br />

in Rostrot.<br />

Nora Schultz will mit Installation und<br />

Videos die Wucht der Architektur des<br />

neuen Landesmuseums brechen.<br />

Michael Smith lädt über 65-Jährigeein,<br />

sich kostengünstig Tattoos von Arbeiten<br />

internationaler Künstler stechen zu lassen.<br />

Hito Steyerl stellt „Hell-YeahWeFuck-<br />

Die“ als Leuchten in die LBS –Wörter,die<br />

in Popsongs derGegenwart häufig sind –<br />

und thematisiert zudem, wie Menschen<br />

mit Robotern umgehen.<br />

Koki Tanaka zeigt in der Johannisstraße<br />

18/20 Videos von Workshops mit<br />

Münsteranern, die darüber nachgedacht<br />

haben, wie Menschen zusammenleben<br />

und Unbekanntes teilen.<br />

OscarTuazonbereichert eine Industriebrache<br />

am Stadthafen mit einer Art öffentlichem<br />

Betonkamin.<br />

Bárbara Wagner und Benjamin de<br />

Burca singen in der Uralt-Disco „Elephant<br />

Lounge“ Schmalz-Schlager mit kritischen<br />

Texten: „Bye Bye Deutschland!<br />

Eine Lebensmelodie.“<br />

Cerith Wyn Evans kühlt eine Glocke<br />

von St. Stephanus auf Winter-Temperatur.<br />

Zuden üblichen Gottesdienstzeiten<br />

(samstags um 17 Uhr und sonntags um<br />

10.30Uhr) können die Menschen hören,<br />

ob dies einen Unterschied macht –und<br />

wenn welchen.<br />

HervéYoumbi hängt zwischen die Bäume<br />

des alten Überwasserfriedhofs über<br />

die Bronzefiguren Masken, die Motive<br />

aus Afrikamit dem Horrorgesicht aus den<br />

„Scream“-Filmen kombiniert –ein Maskenball<br />

der besondern Art.<br />

Gerhard H.Kock<br />

Bastelei: Mit Brandmalerei hat Künstler<br />

Sany seine fallenden Figuren auf Holz gebracht.<br />

Foto: Gerhard H.Kock<br />

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der Rekrutierung passender Fachkräfte und<br />

der ualizierung hrer itarbeiter<br />

Sprechen Sie uns an:<br />

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30 LEBEN &WISSEN<br />

Immer wieder gegen den Strom<br />

Profifußballer, Beachsoccer und jetzt Assistenztrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen –die<br />

Karriere des Billerbeckers Markus Högner hatte schon zahlreiche Stationen.<br />

So ruhig und entspannt kann Markus Högner seinen Kaffee zurzeit nicht oft genießen. Die Fußballnationalmannschaft der Frauen bereitet sich zurzeit auf die EM in den Niederlanden vor<br />

Foto: Jürgen Peperhowe<br />

„Ich musste früh<br />

Verantwortung übernehmen.“<br />

Markus Högner<br />

Der Mainstream. Ein Fremdwort für<br />

ihn. Markus Högner liebt es seit jeher,<br />

gegen den Strom zu schwimmen.<br />

Langweilig, so stinknormal zu<br />

sein. „Ich wusste immer, was ich<br />

nicht wollte“, sagt er –und nippt am<br />

Kaffee. Schwarz. So mag er ihn. Ein<br />

zufriedenes Lächeln legt sich im<br />

Bahnhofscafé in Billerbeck übersein<br />

Gesicht. Es ist das Lächeln eines Gewinners<br />

mit einer bewegten Vita.<br />

Högner hat früh erfahren<br />

müssen, was es heißt,<br />

nicht allzeit auf der Sonnenseite<br />

des Lebens zu<br />

stehen. Gerade acht Jahre<br />

jung verliert der gebürtige Ettringer<br />

(Rheinland-Pfalz) seinen Vaterbei einem<br />

tragischen Verkehrsunfall. „Ich musste<br />

früh Verantwortung übernehmen“, erinnert<br />

er sich. Eine Zeit, die ihn prägt, reifen<br />

lässt. Zusammen mit dem Fußball in<br />

seinemHeimatverein TuSMayen,der wie<br />

eine Art Ventil für ihn ist. Eine Antriebsfeder<br />

im mitunter<br />

grauen Kosmos<br />

eines Heranwachsenden.<br />

Wiesoviele Jungs<br />

in dem Alter<br />

träumt „Högi“<br />

von der großen<br />

Bilderbuchkarriere,<br />

vom schnellen Geld. Besessen von<br />

einem extremen sportlichen Ehrgeiz, der<br />

seinem Talent in die Karten spielt. 1988<br />

lotstihn kein geringerer als der charismatische<br />

Ur-Ruhrpottler PeterNeururer zur<br />

Alemannia nach Aachen. In die 2. Liga.<br />

Drei Mal schickt der ihn aufs Feld, ehe<br />

Högner das erbarmungslose Geschäft am<br />

eigenen Leibe zu spüren bekommt –fortan<br />

bewegt er sich über Jahre zwischen<br />

Profitum und Amateurwesen, ohne jemals<br />

wieder ganz oben anklopfen zu dürfen.<br />

Eine emotionale Begegnung während<br />

seines Studiums an der Sporthochschule<br />

in Köln sollte seiner Karriere aber<br />

nochmals neuen Glanz verleihen.<br />

Aufdem Campus zockt Högner regelmäßig<br />

mit Latinos und Südamerikanern.<br />

Einer davon: Henri Duarte. Dem Costa<br />

Ricaner gefällt die Art und Weise, wie der<br />

Deutsche den Ball streichelt. Kurzum vermittelt<br />

er ihm dank seiner guten Kontakte<br />

ein Probetraining in seiner Heimat. „Ich<br />

waroffen dafür,wollteindie weiteWelt“,<br />

so Högner. „Drei Sporttaschen habe ich<br />

damals auf die Schnelle gepackt und bin<br />

ab in den Flieger.“ Der Start in ein zweijähriges<br />

Abenteuer beim Proficlub Liga<br />

Deportiva Alajuelense. „Eine unglaubliche<br />

Zeit in einem unglaublich fußballbegeisterten<br />

Land.“ Erbezieht eine Wohnung<br />

unweit des Stadions, teilt sie mit<br />

einem exzentrischen Surfer, mit dem er<br />

auf einer Wellenlänge liegt. Und er verdient<br />

Geld, gutes Geld, spielt international,<br />

kommt rum.<br />

Eine Reise führt ihn sogar nach San Pedro<br />

Sula, der zweitgefährlichsten Stadt der<br />

Welt. Bus- oder Taxifahrten sowie Spaziergänge<br />

in der Nacht enden hier in<br />

Honduras nicht selten mit dem Tod. Högner<br />

ist das nicht bewusst, als er mit seinem<br />

Club dort zu einem Gastspiel antritt<br />

–erist sogar so dreist und erzielt ein Tor.<br />

„Ich habe erst später erfahren, wie gefährlich<br />

es dort ist.“ Er ist angekommen<br />

in der neuen Welt –nur nicht in den Medien.<br />

Die schreiben von Markus Heinner<br />

–mit Umlauten nehmen sie es in Costa<br />

Rica halt nicht so genau. Aber sie mögen<br />

ihn, den Weißen.<br />

Zwei Jahrefußballerisches Exil sind dann<br />

doch genug –Högner zieht es 1995 wieder<br />

in die Heimat. „Vielleicht hätte ich<br />

länger bleiben sollen.“ Ein kurzes Grübeln,<br />

dann die Erkenntnis: „Ach, ich glaube,<br />

wie es gelaufen ist, ist es gut. Gut für<br />

mich. Schließlich habe ich dann den<br />

Beachsoccer für mich entdeckt.“ Eine<br />

neue Liebe.<br />

„Es hat mich total erwischt“, gesteht er.<br />

Als eine Agentur 1997 Spieler für ein<br />

Event in Rimini sucht, bewirbt er sich<br />

kurzerhand. Die Einladung fl<br />

attert umgehend<br />

in sein elektronisches Postfach. Die<br />

beiden besten Spieler erhalten gar eine<br />

Wild-Cardfür das Nationalteam. Högner<br />

ist dabei, tingelt vondaanmit Koryphäen<br />

wie Michael Rummeniggeund UweBein<br />

um die Welt. Später steigt er zum Nationaltrainer<br />

auf, hebt eine neue, jüngere<br />

Truppe mit weniger prominenten Sanddribblern<br />

aus der Taufe, konstituiert den<br />

Deutschen Beach-Soccer-Verband<br />

(DBSV). 2002 spielt er mit dem Nationalteam<br />

um die WM-Krone in Rio de Janeiro.<br />

Der Wahnsinn!<br />

Eines ist ihm bei alledem bewusst: Mit<br />

dem Trendsport kann er nicht reich werden.<br />

Högners Kreativität, Originalität<br />

und eine Prise Mut sind jetzt gefragt. Die<br />

Lösung: Die Gründung von „Högi’s Glasreinigung“,<br />

einer Fensterputzfirma. Ganz<br />

nebenbei mimt er zwei Sommer lang den<br />

Statisten inder Lindenstraße –für gutes<br />

Geld. So hält er sich über Wasser. Aber<br />

seine wahre Berufung ist der Fußball.<br />

Dank guter Drähteund dennie abreißenden<br />

Kontakten nach Aachen heuert er<br />

2003 erneut bei der Alemannia an –als<br />

U-16-Trainer.<br />

Er bautdas Nachwuchsleistungszentrum<br />

als Koordinator mit auf, macht sich als<br />

Trainer der U19inder Bundesliga einen<br />

Namen. Gleichzeitig absolviert er die<br />

Ausbildung zum Fußball-Lehrer in Köln.<br />

Der Lohn: 2008 unterschreibt er als<br />

frischgebackener Familienvater beim FC<br />

Schalke04–als U-23-Coach. Eine Erfahrung,<br />

mehr nicht. Nach nicht mal einem<br />

Jahr wirderbeurlaubt, obwohl er noch in<br />

Besitz eines gültigen Arbeitspapiers bis<br />

2010 ist. Er sagt: „Damals war ich wohl<br />

der bestbezahlte Babysitter Deutschlands.“<br />

Unfreiwillig auf dem Abstellgleis, das Leben<br />

kann einem übel mitspielen. Markus<br />

Högner ist daran nicht verzweifelt, weil<br />

es seinem Naturell entspricht, in allem etwasPositives<br />

zu sehen. Auch aus christlicher<br />

Überzeugung heraus. „Ich wusste,<br />

dass etwas anderes kommen wird.“ Ein<br />

Anruf aus Essen gibt seinem Leben abermals<br />

eine unerwartete Wendung. Ob er<br />

nicht Interesse hätte, die Bundesliga-<br />

Frauen der Sportgemeinschaft Schönebeck-Essen<br />

zu übernehmen, heißt es am<br />

Telefon. „Geradeich,der mit Frauenfußball<br />

nie was amHut hatte.“ Ein echter<br />

Glücksgriff.<br />

Er haucht den Mädels einen neuen Geist<br />

ein, etabliert sie in der Spitzengruppe der<br />

Bundesliga und führt sie 2014 ins DFB-<br />

Pokalfinale. Alles rund um den Club trägt<br />

seine Handschrift. Mit einem klaren Konzept,<br />

das Steffi Jones, die Nachfolgerin<br />

der goldenen Silvia Neid auf dem Chefposten<br />

der Bundestrainerin, überzeugt<br />

haben dürfte.<br />

Seit August 2016 gehört Högner zum<br />

Trainerstab der DFB-Auswahl. Sein Vertrag<br />

als Assistenztrainer läuft zunächst<br />

bis 2018. Indiesen zeitlichen Korridor<br />

fällt auch die Europameisterschaft 2017<br />

in den Niederlanden vom 16. Juli bis 6.<br />

August. Aktuell befindet sich die deutsche<br />

Auswahl in der Vorbereitung auf das<br />

Turnier.Möglich, dass Högner doch noch<br />

auf den Mainstream-Zug aufspringt –<br />

selbst auf die Gefahr hin, den Zielbahnhof<br />

nicht zu kennen.<br />

Andre Fischer<br />

Lang ist es her: Trainer Markus Högner, Sarah Freutel (l, beide SGS Essen), Saskia Bartusiak und Trainer Colin<br />

Bell (beide 1. FFC Frankfurt) posieren nach einer Pressekonferenz am 16. Mai 2014 im Rhein-Energie-Stadion in<br />

Köln. Im DFB-Pokalfinale der Frauen treffen die SGS Essen und der 1. FFC Frankfurt tags drauf aufeinander.<br />

Foto: dpa/Marius Becker


LEBEN &WISSEN 31<br />

In der Überseestadt in Bremen gilt es, das Rätsel um das Geheimnis des Hafenmeisters zu lösen. 60 Minuten hat man Zeit. Eine Familie aus der Schweiz versucht es gerade.<br />

Foto: dpa<br />

Ohne Teamgeist geht es nicht<br />

Der Trend der Escape-Spiele hat nun auch die Welt der Brettspiele erfasst. Spieleautoren wie Inka und<br />

Markus Brand wissen, worin der Reiz besteht, sich einschließen zu lassen und Rätsel zu lösen.<br />

Menschen lassen sich in Räume einschließen,<br />

bezahlen sogar dafür, um<br />

in 60 Minuten gemeinsam Rätsel zu<br />

lösen. „Escape Rooms“ heißt der<br />

Trend, der inzwischen auch die<br />

Brettspiel-Welt erfasst hat.<br />

Bei den Internationalen Spieletagen<br />

in Essen stellten<br />

gleich im vergangenen<br />

Herbst mehrere Verlage sogenannte<br />

Escape- oder Exit-<br />

Spiele für zu Hause vor. Zu den Autoren<br />

gehören Inka und Markus Brand. Mit ihnen<br />

sprach Marita Rinke über den Reiz<br />

dieser Form des Rätselns. Und Mirko<br />

Heuping hat es gleich getestet.<br />

Was sind Escape Rooms?<br />

Markus Brand : Es sind Live-Abenteuer,<br />

bei denen sich eine Gruppe von<br />

vier bis acht Personen in einen Raum einschließen<br />

lässt, um gemeinsam eine Aufgabe<br />

zu erfüllen. Um wieder herauszukommen,<br />

reicht es nicht einfach, einen<br />

Schlüssel zu finden. Man rätselt sich<br />

durch den Raum, sucht ihn nach Hinweisen<br />

ab, kombiniert, diskutiert und löst so<br />

eine Aufgabe nach der anderen. Alles ist<br />

logisch aufeinander aufgebaut.<br />

Woher kommt diese Idee?<br />

Brand: Ursprünglich waren es Rätselspiele,<br />

die am Computer gespielt wurden.<br />

Dann machten sich einige daran, sie auch<br />

in der realen Welt zu spielen. Vor etwa<br />

sieben Jahren entstanden die ersten<br />

Escape-Rooms in Ungarn. Dort gibt es<br />

heutebereits Escape-Häuser.InDeutschland<br />

wurden die ersten Räume 2013 eröffnet.<br />

Sie sind unglaublich erfolgreich<br />

und schießen derzeit wie Pilze aus dem<br />

Boden.<br />

Was macht den Reiz für die Spieler<br />

aus?<br />

Brand: Es ist ein Adrenalinschub, einfach<br />

eintolles Erlebnis. Man versucht, ein<br />

Rätsel gemeinsam, möglichst in weniger<br />

als 60 Minuten zu lösen. Das erfordert<br />

Teamgeist und schweißt eine Gruppe zusammen.<br />

Jeder ist gefordert, jederliefert<br />

seinen Beitrag. Manchmal sind es wirklich<br />

die kleinen Dinge, die einen dabei voranbringen.<br />

Und mehr Augen sehen nun<br />

mal mehr.<br />

Hat jeder Raum eine andere Aufgabe?<br />

Brand: Ja, es gibt unterschiedliche Settings.<br />

Wir waren beispielsweise kürzlich<br />

im Dschungelauf denSpuren vonSchatzjägern.<br />

Es kann eine Grabkammer sein,<br />

ein Raum im Stil der 1960er Jahre oder<br />

ein Restaurant, in dem man einen „Mörder“<br />

ermitteln muss.<br />

Wie viele Rätsel hat man in einem<br />

Raum zu lösen?<br />

Brand: Unterschiedlich. Mal sind es<br />

zehn. Es können aber auch bis zu 20 sein.<br />

Wer sind die Menschen, die sich in<br />

Escape-Rooms einschließen lassen?<br />

Brand: Anfangs waren esLeute, die am<br />

PC ihr Vergnügen daran hatten. Inzwischen<br />

sind es Familien, Freunde, Arbeitskollegen<br />

... Man muss kein speziellerTyp<br />

sein, sondern lediglich Spaß daran haben,<br />

Rätsel zu lösen.<br />

Welche Voraussetzungen muss man<br />

mitbringen?<br />

Brand: Keine. Es ist weder Allgemeinbildung<br />

gefragt noch hohes mathematisches<br />

Wissen. Man muss genau hinschauen,<br />

kombinieren und clever denken. Der<br />

Arzt und der Architekt sind nicht schneller<br />

wieder draußen als der Postbote und<br />

der Müllmann.<br />

Istesein Vergnügen für Erwachsene<br />

oder auch mit oder für Kinder?<br />

Brand: Es machtauch mit Kindern Spaß.<br />

Allerdings sollten die nicht jünger als<br />

acht Jahre alt sein. Außerdem werden<br />

unterschiedliche Schwierigkeitsgrade<br />

angeboten. Manche Escape-Rooms sind<br />

auch an die Erwachsenen-Welt angepasst<br />

und erst ab 18 Jahren freigegeben.<br />

Bekommtman Hinweise mit auf den<br />

Weg, wenn man sich einschließen<br />

lässt?<br />

Brand: Erst einmal nicht. Man muss sich<br />

die Hinweise suchen. Die Räume sind<br />

aber alle per Kamera überwacht. Wenn<br />

man gar nicht weiterkommt, gibt einem<br />

der Spielleiter einen Wink –inmanchen<br />

Räumen automatisch, in anderen auf Anforderung.<br />

Was passiert, wenn die Zeit abgelaufen<br />

ist undman dieLösungnicht<br />

gefunden hat?<br />

Brand: Dann erfährt man anschließend,<br />

was man verpasst hat. Das ist mir bisher<br />

aber nur ein einziges Mal passiert. Es<br />

muss auch keiner Angst haben, dass er<br />

nicht wieder rauskommt.<br />

Inka und Markus Brand haben schon zahlreiche ausgezeichnete<br />

Gesellschaftsspiele entwickelt.<br />

Nach denEscape-Roomsder virtuellen<br />

Welt und den Live-Abenteuern<br />

haben jetzt die Verlage von Gesellschaftsspielen<br />

den Trend aufgegriffen.<br />

Sie und Ihre Frau haben drei<br />

Exit-Spiele beim Kosmos-Verlag auf<br />

den Markt gebracht. Was unterscheidet<br />

diese von dem Live-Abenteuern?<br />

Brand: Beim Brettspiel ist man nicht in<br />

einem verschlossenen Raum. Das Setting<br />

spielt sich in den Köpfen der Menschen<br />

ab. Bei unseren Spielen zum Beispiel in<br />

der verlassenen Hütteund in einer Grabkammer.Imdritten<br />

Fall ist es ein Proband<br />

einer Studie, der im Nebel wieder aufwacht.<br />

Das Grundprinzip ist aber immer<br />

dasselbe. Man bekommt Hinweise, muss<br />

logisch denken und kombinieren. Teamgeist<br />

ist erforderlich, und man steht unter<br />

Zeitdruck. Wasfehlt, ist das haptische Erlebnis.<br />

„Exit –Die verlassene Hütte“ ist ein Wettlauf gegen die Uhr<br />

Kann es gelingen, einenRaum<br />

voller Rätsel in eine DIN-A-5<br />

große Spielboxzuzwängen?<br />

Was unmöglich klingt, vers<br />

die Spieleautoren In-<br />

Kuchen<br />

ka und Markus Brand in „Exit –Die verlassene<br />

Hütte“. Unsere Erfahrungen im<br />

Überblick:<br />

Das Szenario: Nach einer Autopanne in<br />

einer Gegend ohne Handynetz suchen<br />

die Spieler Unterschlupf in einer verlassenen<br />

Hütte. Am nächsten Morgenist der<br />

Raum verriegelt. Die Spieler müssen gemeinsamzahlreiche<br />

Rätsel lösen, um das<br />

Schloss an der Eingangstür knacken zu<br />

können. Und zwar bevorder unheimliche<br />

Hausbesitzer zurückkommt.<br />

Die Voraussetzungen: Spieler sollten<br />

mindestens zwölf Jahre alt sein. Empfohlen<br />

wird das Spiel für einen bis sechs<br />

Spieler.Zwecks Übersichtlichkeit und Effizienz<br />

ist es empfehlenswert, das Spiel<br />

höchstens zu viert zu spielen.<br />

Die Vorbereitung: Der Spielekarton enthält<br />

einen Stapel Karten, eine Decodierscheibe<br />

und ein dünnes Heft –das ist alles.<br />

Ergänzt wirddas Material durch den<br />

Hinweis, Schere, Bleistift, ein Blatt Papier<br />

und eine Stoppuhr bereitzulegen. Die<br />

Spielanleitung wirkt ein wenig kompliziert,<br />

sollteaber dennoch gemeinsam bis<br />

zum Ende durchgegangen werden. Fragen<br />

beantworten sich beim Spielen<br />

schnell selbst.<br />

Der Spielverlauf: Nach und nach bekommen<br />

die Spieler Rätsel-Karten, die gemeinsam<br />

mit Abbildungen in dem Spiel-<br />

Buch und der Decodierscheibe zu den Lösungen<br />

der insgesamt zehn Rätsel führen.<br />

DieAufgabensindknifflf ig, jedoch alle<br />

kreativ und lösbar.Können die Spieler<br />

gar nichts mit den Hinweisen anfangen,<br />

helfen Tipp-Karten weiter.Inden meisten<br />

Fällen musserstein Rätsel gelöst werden,<br />

um genug Hinweise auf das nächste zu<br />

bekommen.Sind alle Rätsel gelöst, öffnet<br />

sich die Tür der Hütte.<br />

Die Zeit: Eine Spielzeit von unter einer<br />

Stunde istnur für erfahrene Spieler oder<br />

besonders pfiffigeRatefüchse erreichbar.<br />

Die Kritik: Die Spielidee ist vollkommen<br />

gelungen. Die Rätsel sind spannend. Das<br />

Spiel kann nur ein einziges Mal gespielt<br />

werden, da Material zerschnitten und<br />

Karten bemalt werden müssen.

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