Neue Szene Augsburg 2017-07
Stadtmagazin für Augsburg
Stadtmagazin für Augsburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
52<br />
Baby Boom<br />
Babyboom und Hebammenmangel<br />
Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder. Hurra! Eigentlich ein Grund zur Freude, doch leider gibt es immer weniger<br />
Hebammen, die die Kinder auf die Welt bringen und die frischgebackenen Mütter in den ersten Wochen nach der<br />
Geburt zu Hause betreuen. Wir haben mit TA NJA HOLZMANN über die aktuelle Situation und ihre Sicht der Dinge<br />
gesprochen. Sie ist Hebamme aus Leidenschaft, betreibt mit ihren Partnern die Hebammenpraxis Babyglück in<br />
<strong>Augsburg</strong>-Hochzoll und ist selbst Mutter von vier Kindern.<br />
eue <strong>Szene</strong>: Gibt es den vielzitierten Hebammenmangel gerade<br />
wirklich?<br />
Tanja Holzmann: Ja, den gibt es definitiv! Das sehen wir in der<br />
Praxis gerade tagtäglich: Das Telefon steht eigentlich nicht still,<br />
es gibt viele Mamis, die händeringend eine Hebamme suchen.<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Szene</strong>: Gibt es denn zu viele Schwangere oder zu wenige Hebammen?<br />
Tanja Holzmann: Sowohl als auch! Derzeit werden die geburtenstarken<br />
Jahrgänge selbst Mami und es ist tatsächlich so, dass es wegen der momentanen<br />
Arbeitsbedingungen und der Probleme mit den Versicherungen immer<br />
weniger Hebammen gibt. Das gilt sowohl für die Hebammen, die bei der Geburt<br />
dabei sind als auch für die Nachsorge-Hebammen, die die Mamis zuhause<br />
besuchen.<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Szene</strong>: Was müsste passieren, um den Hebammenmangel zu mindern?<br />
Tanja Holzmann: Der Beruf müsste einfach wieder attraktiver werden, sprich<br />
die Versicherungen müssten wieder bezahlbar werden. Auch die Arbeitsbedingungen<br />
müssten sich verbessern, weil wir Hebammen sieben Tage die<br />
Woche im Einsatz sind - und das o so viele Stunden am Stück, dass das mit<br />
unserem Familienleben nicht vereinbar ist.<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Szene</strong>: Was genau macht eine Hebamme denn bei einem Hausbesuch?<br />
Tanja Holzmann: Wir schauen natürlich nach den Babys, helfen beim Baden,<br />
Wickeln und geben Tipps zum richtigen Umgang mit dem Kleinen. Aber<br />
wir kümmern uns auch um die Mamis, ziehen z.B. Fäden nach Geburtsverletzungen,<br />
helfen bei Stillproblemen oder erkennen die verschiedensten Probleme<br />
frühzeitig und helfen dann. Es ist einfach eine<br />
Rundum-Unterstützung.<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Szene</strong>: Eigentlich hat jede junge Mutter Anspruch auf die Betreuung<br />
durch eine Hebamme. Ist diese Betreuung in der Region noch gewährleistet?<br />
Tanja Holzmann: Nein, es ist leider so, dass etliche Mamis tatsächlich ohne<br />
Hebamme bleiben. Wir treffen o Frauen, die verzweifelt nach einer Hebamme<br />
suchen, aber wir können eben auch nur eine gewisse Anzahl betreuen.