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- 14 - 42. Ein Vergleich der drei dem rechnerischen Oligopol angehörenden Unternehmen zeigt deut- liche Ungleichgewichte in den unternehmensbezogenen Strukturmerkmalen, die die Anrei- ze für wettbewerbsloses Parallelverhalten deutlich mindern. Die Unterschiede bestehen insbesondere zwischen dem mittelständisch strukturierten Landhändler DLS Schmitt auf der einen Seite und den Unternehmen BayWa und Getreide AG auf der anderen Seite. Während BayWa und Getreide AG lagerhaltende Landhändler sind, die das Getreide bei den Land- wirten vor allem unmittelbar nach der Ernte erfassen, verfolgt der Landhändler DLS Schmitt eine andere Unternehmensstrategie, indem er überwiegend bei der sog. Nacherfas- sung tätig ist. Darunter versteht man die Erfassung des nach der Ernte bei den landwirt- schaftlichen Betrieben eingelagerten Getreides. Insbesondere in den Neuen Bundesländern haben die großagrarischen Getreideerzeuger häufig eigene Lagerkapazitäten, aus denen sie ihr Getreide im Laufe des Jahres an den Landhandel verkaufen. Das Unternehmen DLS Schmitt kauft das Getreide auf und veräußert dies im Wege des Streckengeschäfts direkt an die verarbeitenden Betriebe. Aufgrund dieser Ausrichtung auf die Nacherfassung des Ge- treides weist der Mittelständler deutlich niedrigere Lagerkapazitäten und damit Kosten als die übrigen Oligopolmitglieder auf. Die BayWa unterhält Lagerkapazitäten von rund [200.000-300.000] to und erfasst das Getreide an mehreren Standorten. Auch die Getreide AG verfügt über 10 Landhandelsstandorte mit einer Lagerkapazität von [150.000-300.000] to und damit in der Größenordnung der BayWa. DLS Schmitt verfügt demgegenüber ledig- lich über zwei Standorte in Peritz und Lübtiz mit einer Kapazität von zusammen [50.000- 150.000] to. Darüber hinaus verfügt DLS Schmitt als mittelständisches Unternehmen mit einem Umsatz von [50-100] Mio. EUR nicht über die Finanzkraft privater bzw. genossen- schaftlicher Konzerne wie der Getreide AG und der BayWa. 43. Die rechnerischen Oligopolisten sind weiterhin weder auf dem hier betrachteten Markt der Getreideerfassung noch auf vor- oder nachgelagerten oder benachbarten Märkten miteinan- der verflochten. Folglich wird individuelles wettbewerbliches Verhalten jedenfalls nicht durch ein etwaiges aus gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen mit anderen Oligopolmit- gliedern resultierendes Rücksichtnahmeerfordernis eingeschränkt. Da die Unternehmen auf den übrigen betroffenen Landhandelsmärkten zudem eine höchst unterschiedliche Markt- stellung haben, ist auch nicht zu erwarten, dass die auf allen Märkten zu den führenden Un- ternehmen zählende BayWa Vergeltungsmaßnahmen der rechnerischen Oligopolmitglieder, Getreide AG und DLS Schmitt, fürchten muss, die auf den anderen Landhandelsmärkten über eine deutlich schwächere Position verfügen.
- 15 - 44. Zusammenfassend lässt sich somit feststellen, dass auch die Ungleichgewichte in den unternehmensbezogenen Strukturdaten aufgrund der unterschiedlichen Wettbewerbs- und Vergeltungspotenziale der drei rechnerischen Oligopolisten für Binnenwettbewerb sprechen. bbb) Außenwettbewerb 45. Im übrigen ist auch der Wettbewerb seitens der Oligopolaußenseiter, die auch nach dem Zusammenschluss immerhin noch ca. [20-45]% des Marktvolumens auf sich vereinigen, keineswegs wirkungslos. Dies belegt namentlich der Erfolg der Außenseiter DreHA und Alka Lüders, die über die letzten Jahre ihre Marktstellung ausbauen und Marktanteile von [5-10]% (DreHa) bzw. deutlich über 5% (ALKA Lüders) aufbauen konnten. Zwar wächst durch den Zusammenschluss von BayWa mit NSP Mochau ein weiterer bisheriger Außen- seiter mit einem Marktanteil von allerdings nur knapp [0-5]% dem rechnerischen Oligopol zu. Zugleich verstärkt dies aber dessen materielle Asymmetrie noch weiter zugunsten der BayWa und zu Lasten der beiden anderen rechnerischen Oligopolmitglieder, so dass ein o- ligopolistisches Parallelverhalten im Binnenverhältnis noch unwahrscheinlicher wird. Da- mit wird über die Interdependenz von Binnen- und Außenwettbewerb der Wettbewerb auf dem Markt insgesamt eher belebt als geschwächt. cc) Ergebnis 46. Aufgrund der mit den ungleichen unternehmensbezogenen Strukturdaten verbundenen, durch den Zusammenschluss verstärkten Asymmetrie des rechnerischen Oligopols sowie der durch den deutlichen Markterfolg zumindest zweier Außenseiter belegten Virulenz des Außen- und damit des Gesamtwettbewerbs sprechen die überwiegenden Gründe vor wie nach dem Zusammenschluss gegen das Vorliegen eines wettbewerbslosen Oligopols. Der Zusammenschluss führt vielmehr zu einer weiteren Ausweitung der Erfassungskapazitäten der BayWa im Verhältnis zu den beiden anderen rechnerischen Oligopolmitgliedern DLS Schmitt und Getreide AG und damit zu einer Verschärfung der oligopolfeindlichen Asym- metrie im Binnenverhältnis, so dass auch die Entstehung eines marktbeherrschenden Oligo- pols infolge des Zusammenschlusses nicht zu erwarten, die Oligopolvermutung folglich als widerlegt anzusehen ist.
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