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Interview Wirtschaftsminister Zeil - partnering

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21/11<br />

über die eigene Entwicklung und über<br />

den Wert der eigenen Qualifikation ist bei<br />

vielen Mitarbeitern verloren gegangen“, hat<br />

Johannes Katzan, Gewerkschaftssekretär<br />

IT bei der IG Metall und dort zuständig für<br />

HP, beobachtet. Die berufliche Identität<br />

wandelt sich. Doch: Wie stellt sich ein IT-<br />

Profi am besten auf das Arbeiten in der<br />

globalen IT ein? Welche Qualifikationen<br />

werden in Zukunft mehr gebraucht, welche<br />

weniger?<br />

Deutsche Hochschulabsolventen stehen<br />

im internationalen Vergleich gut da, glaubt<br />

Susanne Labonde, verantwortlich für das<br />

weltweite Employer Branding bei SAP.<br />

Wenn es ihnen nach der Ausbildung an etwas<br />

mangele, dann seien das Management-<br />

Qualifikationen und interkulturelle Kompetenzen.<br />

Studenten täten also gut daran,<br />

Auslandsaufenthalte einzuplanen und Praktika<br />

im Ausland zu machen. „Wichtig für<br />

uns ist auch, dass die Absolventen frühzeitig<br />

Erfahrung in anderen Bereichen sammeln,<br />

zum Beispiel als Business-Student mit<br />

IT – und umgekehrt.“<br />

Arbeiten ohne direkten Kontakt<br />

Verändert haben sich auch die Anforderungen<br />

an die Kommunikationsfähigkeit<br />

des Einzelnen, beobachtet SAP-Frau Labonde.<br />

Man begegne Kollegen und Geschäftspartnern<br />

nicht mehr von Angesicht zu Angesicht,<br />

sondern tausche sich per Telefon,<br />

Chat, E-Mail oder Videokonferenz aus. Menschen,<br />

die einander nie persönlich begegnet<br />

sind, müssten auf diese Weise zu einer vertrauensvollen<br />

Arbeitsgrundlage kommen.<br />

„Das bedeutet, sehr sensibel zu sein, insbesondere<br />

im Umgang mit Menschen aus anderen<br />

Ländern“, weiß Labonde. Auch funktioniere<br />

virtuelle Arbeit häufig nicht mehr<br />

nach dem hierarchischen Prinzip, sondern<br />

auf Grundlage von Know-how.Den Digital<br />

Natives, also der Generation der unter<br />

30-Jährigen, die mit sozialen Netzen, Weblogs<br />

und Wikis aufgewachsen sind, falle es<br />

deutlich leichter, sich in der digitalen Arbeitswelt<br />

zu bewegen. „Bei einigen Älteren<br />

nehmen wir tendenziell eine gewisse Zurückhaltung<br />

wahr,besonders in der aktiven<br />

Teilnahme an den sozialen Netzwerken“,<br />

so die Personalexpertin.<br />

Braucht man also zu den fachlichen Fähigkeiten<br />

noch interkulturelle Kompetenzen<br />

sowie sehr gute Sprachkenntnisse, mindestens<br />

in Englisch? So einfach sei die Sache<br />

nicht, sagt die Volkswirtin Andrea Baukrowitz<br />

von GlobePro. Es gehe um mehr als<br />

um die Addition von Einzelkompetenzen.<br />

„Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel“,<br />

betont sie, „kommunikative Fähigkeiten<br />

werden wichtiger Bestandteil der Fachlichkeit.“<br />

Bisher haben IT-Profis ihr Profil vor allem<br />

im Rahmen neuer Projekte erweitert, ohne<br />

womöglich große Überlegungen darüber<br />

anzustellen, wo es beruflich hingehen soll.<br />

„Um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu<br />

erhalten, wird es aber zunehmend wichtiger,<br />

die eigene Weiterentwicklung strategisch<br />

anzugehen“, ergänzt Baukrowitz.<br />

Doch wie findet man sich in dem nahezu<br />

undurchschaubaren Qualifizierungs- und<br />

Zertifizierungsangebot zurecht? Bisher sind<br />

vor allem Herstellerzertifikate die international<br />

anerkannte Währung. Nur: Die sind<br />

an bestimmte Produkte gebunden und daher<br />

eher unflexibel.<br />

Bemühen um EU-Standards<br />

Das europäische E-Competence-Framework<br />

(e-CF 2.0) stellt eine neue Möglichkeit dar,<br />

persönliche Kenntnisse und Erfahrungen<br />

einzuordnen und zu erkennen, wo die eigenen<br />

Chancen liegen können (www.ecompetences.eu).Dieser<br />

Referenzrahmen für Jobprofile<br />

von IT-Fach- und Führungskräften<br />

liegt seit September 2010 vor; er wurde von<br />

der Europäischen Kommission für Normung<br />

Susanne Labonde,<br />

verantwortlich für das<br />

weltweite Employer<br />

Branding bei SAP:<br />

„Wichtig für uns ist, dass<br />

die Absolventen frühzeitig<br />

Erfahrung in anderen<br />

Bereichen sammeln.“<br />

(CEN) zusammen mit europäischen IT- und<br />

Personalentwicklungsexperten erarbeitet.<br />

Er wurde dazu geschaffen, sich in Europa<br />

über Anforderungen und Qualifikationen in<br />

IT-Berufen zu verständigen und nationale<br />

Qualifizierungssysteme (in Deutschland das<br />

duale System der „Arbeitsprozessorientierten<br />

IT-Aus- und Weiterbildung“, kurz<br />

„APO-IT“) aufeinander abstimmen zu können.<br />

Weil e-CF 2.0 eine Verbindung zwischen<br />

Arbeitsplatz, Kompetenzen und Qualifikationen<br />

herstellt, kann es IT-Profis aber auch<br />

Orientierung zur persönlichen Weiterentwicklung<br />

und -bildung geben (unter http://<br />

profiletool.ecompetences.eu steht ein Tool<br />

zur Verfügung, mit dem Profile erstellt werden<br />

können).<br />

Der IT-Profi 2.0<br />

Job & Karriere 39<br />

e<br />

Die Kopfarbeit ist in den Sog der<br />

Industrialisierung geraten. Der<br />

IT-Profi ist nicht mehr der „Maßschneider“,<br />

der in ganzheitlicher Arbeit eine Lösung<br />

für ein spezielles Kundenproblem ertüftelt.<br />

r<br />

Aufgaben sind zum Teil weltweit<br />

verteilt. Zunehmende Arbeitsteilung<br />

geht einher mit einem massiven Schub an<br />

Standardisierung und Prozessorientierung.<br />

t<br />

Menschen, die sich zum Teil nie<br />

persönlich begegnen, müssen über<br />

große Distanzen vertrauensvoll kooperieren.<br />

Kommunikative Fähigkeiten und interkulturelle<br />

Sensibilität verschränken sich zunehmend<br />

mit fachlichen Anforderungen.<br />

u<br />

IT-Profis haben ihr Profil bisher vor<br />

allem im Rahmen neuer Projekte erweitert.<br />

Zukünftig wird es immer wichtiger,<br />

die eigene Weiterqualifizierung als strategische<br />

Aufgabe anzugehen.<br />

Vereinheitlichung und Transparenz von<br />

Profilen streben auch Unternehmen an. SAP<br />

hat in den Jobfamilien Vertrieb und Beratung<br />

festgelegt, welche Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

es in den jeweiligen Rollen weltweit<br />

erwartet. Weitere Jobfamilien sollen<br />

folgen. „Wer ständig weiterlernt, flexibel<br />

bleibt und bereit ist, immer wieder neue<br />

Erfahrungen zumachen –beruflich wie<br />

privat –, der wird auch weiterkommen“,<br />

fasst SAP-Managerin Labonde zusammen.<br />

„Die Leute werden verheizt“<br />

Der Druck auf IT-Profis ist enorm –nicht<br />

nur durch Kennzahlen und Controlling. Die<br />

Betriebsratsvorsitzende der Software AG,<br />

Monika Neumann, wünscht sich, dass dieser<br />

Entwicklung Grenzen gesetzt werden; sie<br />

beobachtet eine zunehmende Arbeitsverdichtung<br />

und wachsende Probleme mit<br />

Burnout. „Die Leute werden zum Teil verheizt.<br />

Oft bleibt für die Weiterbildung zu<br />

wenig Zeit, weil fakturierbare Tage wichtiger<br />

sind. Dabei müssen die Fachkräfte<br />

eine Chance haben, ihre Qualifikationen auf<br />

dem Laufenden zu halten“, fordert die<br />

Arbeitnehmervertreterin.<br />

Selbstverständlich ist es nicht, dass Unternehmen<br />

dies unterstützen. Vielleicht ist<br />

World of Warcraft gar kein so schlechter<br />

Tipp von HP-Chef Smid –zumindest für Mitarbeiter<br />

von Firmen, die wenig in Weiterbildung<br />

investieren. (hk)<br />

*Petra Riedel ist freie Journalistin in<br />

München.

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