Sag mir, wo die über- flüssigen Beamten sind? - FSG-HG1
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10<br />
Hauptgruppe 1<br />
Thema<br />
Querraunzer<br />
<strong>Beamten</strong>halali, weil sie keine<br />
Menschen <strong>sind</strong><br />
Dumm, faul, kompliziert und rückständig<br />
– so seien sie, <strong>die</strong> österreichischen <strong>Beamten</strong>.<br />
Und davon gäbe es viel zu viele, im „Biotop<br />
Österreich“. Und deshalb müssten sie reduziert<br />
werden, poltert Oberjäger Michael Spindelegger in<br />
den letzten Wochen. Sein Slogan: „Sparen – nicht<br />
bei den Menschen, sondern bei der Verwaltung!“<br />
Total logisch: Denn der Mann von der Müllabfuhr<br />
ist ja kein Mensch, <strong>die</strong> Kindergartenpädagogin von<br />
nebenan auch nicht. Kein Mensch ist demnach auch<br />
<strong>die</strong> Referentin im Sozialministerium? Bei den BundesbeamtInnen<br />
will <strong>die</strong> ÖVP einen Aufnahmestopp<br />
durchsetzen und das bestehende Personal abbauen.<br />
Bis 2015 sollen 3.000 Planstellen eingespart werden.<br />
Als Erstes werden <strong>die</strong> Befristeten gegangen. Und<br />
Karenzvertretungen? Gibt es dann halt nicht mehr,<br />
dank des Herrn Vizekanzlers. Was das frauenpolitisch<br />
bedeutet, ist der ÖVP offenbar blunzn. Die neueste<br />
Erfindung der selbsternannten „<strong>Beamten</strong>partei“<br />
ist eine Strafsteuer für pragmatisierte Beamte. Da<br />
sollen nun Menschen persönlich für ein veraltetes<br />
Dienstrecht bestraft werden, dessen Reform <strong>die</strong> Regierung<br />
seit Jahren vor sich herschiebt. Da frag ich<br />
mich schon: Geht’s noch?<br />
Vom geplanten Aufnahmestopp ist auch das österreichische<br />
Parlament betroffen. Parlamentspräsidentin<br />
Barbara Prammer: „Ich kann doch nicht für eine<br />
Juristen-Stelle einen Tischler nehmen.“ Vielleicht<br />
ist es ja eine Strategie der ÖVP, dass in Zukunft <strong>die</strong><br />
Gesetze von den „Ständen“ geschrieben werden.<br />
Das hatten wir ja schon mal. Spindis Rasenmäher-<br />
Methode kann bei näherer Betrachtung nicht <strong>die</strong><br />
Lösung sein – auch dann nicht, wenn Bildung, Justiz<br />
und Polizei ausgenommen werden. Differenziertes<br />
Denken – ich vermisse es. Wie soll denn im Spitals-<br />
und Pflegebereich beim Personal gespart werden?<br />
Wie soll denn das bitte gehen, <strong>wo</strong> wir doch immer<br />
älter und leider auch kränker werden? „Es tut uns<br />
leid, derzeit haben wir niemanden, der Sie operieren<br />
kann. Aufnahmestopp, wissen’S eh!“ Das wünsche<br />
ich im Notfall niemandem.<br />
Wendelin<br />
team<strong>wo</strong>rk 01/2012<br />
Bild: © PolandMFA - Ministry of Foreign Affairs of the Republic of Poland