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ReiterRevue-08-2017

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8<br />

August<br />

<strong>2017</strong><br />

Feine Signale mit der Peitsche Hat der Springsport ein Imageproblem?<br />

●<br />

Top-Thema<br />

Tempo<br />

Alles über Gefühl, Balance<br />

und Geschwindigkeit<br />

Schockmoment<br />

Schlundverstopfung<br />

Das wird<br />

e ng<br />

Noriker Hengste auf der Alm<br />

Kampf um den<br />

Chefposten<br />

Österreichs neues Dressurgesicht<br />

Diana Porsche –<br />

Passion für ein PS<br />

Kraft, Konzentration, Koordination<br />

Extreme Trail<br />

Liebe Leser ...<br />

im Trainings-Check<br />

Extra für Sie:<br />

Extreme Trails<br />

in Ihrer Nähe<br />

Fesselbehang:<br />

Schneiden oder nicht?<br />

Die kleinen Tricks der<br />

Profi-Pferdepfleger<br />

Die Äppel-Analyse<br />

… diese Leseprobe beinhaltet einen Auszug aus der<br />

Reiter Revue International Ausgabe 8 / <strong>2017</strong>.<br />

Ab 19. Juli im Handel


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SERIE<br />

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SERIE<br />

INHALT<br />

Aktuell<br />

8 Aktuelle Meldungen:<br />

Namen und Nachrichten<br />

13 Durchgegangen: Die Kolumne<br />

über die Namen von Pferden<br />

Brennpunkt<br />

16 Hat der Springsport ein<br />

Imageproblem?<br />

Vom Turniersterben und Vorbildern<br />

Thema des Monats<br />

20 Das perfekte Tempo:<br />

Von Timing, Gefühl und Balance<br />

25 Verletzungsrisiko Tempo<br />

26 Tempo im Springparcours<br />

28 Mit Zeitplan in den Busch<br />

Ausbildung<br />

30 Das erste Hindernis im Parcours:<br />

Taktiken für das ideale Anreiten<br />

32 Extreme Trail im Test:<br />

Trainingseffekt für jedes Pferd?<br />

38 Das Bild: Den Kopf wie eine<br />

Billardkugel ausbalancieren<br />

Sport<br />

40 Dressurreiterin Diana Porsche:<br />

Zwischen motorisierten und echten<br />

Pferdestärken<br />

48 Deutsche Meisterschaften:<br />

Geschichten aus Balve<br />

52 Vielseitigkeit in Luhmühlen:<br />

Von Meistern und Machern<br />

54 Sport Kompakt:<br />

Meldungen aus dem Turniersport<br />

57 Sport Kommentar von Thomas<br />

Borgmann über Wahlversprechen<br />

und Wirklichkeit<br />

58 Starke Partner:<br />

Marina und Hanno Köhncke<br />

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August <strong>2017</strong><br />

Praxis<br />

62 Mitgeschöpf oder Sache:<br />

Pferde in der Rechtsprechung<br />

66 Fakten zum Fesselbehang<br />

68 Schlundverstopfung:<br />

Was Sie tun müssen<br />

72 Äppel-Analyse:<br />

Was der Pferdemist alles verrät<br />

76 Ultimative Pflege-Tipps:<br />

Die Wundermittel der Profis<br />

78 Praxis Kompakt:<br />

Wissenswertes zur Pferdehaltung<br />

82 Peitschen:<br />

Taktstock oder Angstmacher?<br />

Zucht<br />

86 Deutschland, deine<br />

Pferdezucht, Teil XXII:<br />

Gestüt Letter Berg<br />

90 Zucht Kompakt:<br />

Neues aus der Pferdezucht<br />

Jugend<br />

110 Die Viereck-Buchstaben<br />

113 Jugend Kompakt<br />

Revue<br />

114 Almauftrieb Noriker Hengste<br />

122 Szene: Buntes aus der Pferdewelt<br />

130 Absitzen: Fakten und Verrücktes<br />

In jeder Ausgabe<br />

6 Leserbriefe<br />

14 Augenweide<br />

106 Neuheiten und Medien<br />

126 Termine<br />

128 Vorschau und Impressum<br />

SERIE<br />

Titelbilder: In dieser Ausgabe gibt es verschiedene Titelbilder für<br />

unsere Leser in Deutschland und in Österreich: Spritziges<br />

Sommerfeeling am Meer und ein junges Gesicht für den<br />

Österreichischen Dressursport. Titelfoto: Stefan Lafrentz, Bettina<br />

Niedermayr (Ausgabe Österreich)<br />

➤ Mit dem Pfeil finden Sie schnell unsere Titelthemen.<br />

32<br />

Im Extreme Trail-Parcours geht es<br />

rund, hoch und runter und manchmal wird<br />

es auch ganz schön wackelig. Ob dies auch<br />

für Sportpferde einen Trainingseffekt hat<br />

und ob eine Vielseitigkeitsreiterin den<br />

Selbstversuch bereut, lesen Sie bei uns.<br />

Pferde machen Mist. Warum es sich lohnt,<br />

diesen mal genauer anzuschauen, was die<br />

Äppel-Analyse alles zeigen kann und<br />

warum der Kot-Code sogar Warnzeichen<br />

einer Kolik sein kann, erfahren Sie ab Seite<br />

72<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

FOTO: WWW.ARND.NL<br />

4 REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong>


Thema des Monats:<br />

Beim Autofahren ist das Tempo leicht zu definieren<br />

Tempo: Zwischen und mit Gas und Bremse noch leichter zu steuern.<br />

Gas und Bremse? 20<br />

Beim Reiten ist das anders. Da ist Tempo eine Frage<br />

des Gefühls, der Balance, des Takts und der Ausbildung.<br />

Unsere Experten klären auf.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ<br />

FOTO: B. NIEDERMAYR<br />

Diana Porsche ist die neue Dressurhoffnung Österreichs.<br />

Die 21-Jährige lebt aktuell ihren Traum mit<br />

einer eigenen Reitanlage in der Nähe Salzburgs.<br />

Warum die Erbin der Porsche-Dynastie ihr Herz an<br />

ein PS statt an dröhnende Motoren gehängt hat<br />

und wie sie sich ihr Leben zwischen Luxuswagen<br />

und Reitsport vorstellt, erfahren Sie ab Seite<br />

40<br />

114<br />

FOTO: B. NIEDERMAYR<br />

Jedes Jahr im Juni dürfen die Noriker Hengste in<br />

Österreich auf die Alm. Vor den entspannten Sommermonaten<br />

geben sie bei den Kämpfen um die Rangordnung<br />

noch einmal alles. Wir waren live dabei.<br />

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REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong> 5


Das Image des Springsports<br />

Opfer des Wandels?<br />

FOTO: WWW.ARND.NL<br />

Turniere werden abgesagt, weil Einschaltquoten sinken, Sponsoren abspringen und Zuschauer<br />

das Interesse verlieren – so der derzeitige Eindruck von Deutschlands populärster Reitsportdisziplin.<br />

Schwarzmalerei oder ein tatsächlicher Trend? Hintergründe und Zukunftsaussichten.<br />

TEXT: SARAH SCHNIEDER<br />

16 REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong>


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THEMA DES MONATS<br />

Das richtige Tempo für jedes Pferd<br />

Das Spiel<br />

mit Gas und<br />

Bremse<br />

Schnell, schneller, am schnellsten oder doch lieber<br />

ganz gemächlich? Ein Blick auf die Uhr hilft beim<br />

Reiten selten, denn das richtige Tempo hat mit<br />

Geschwindigkeit weniger zu tun als vermutet. Wir<br />

klären auf, was Fleiß von Vorwärts unterscheidet.<br />

TEXT: SARAH SCHNIEDER<br />

20 REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong>


UNSERE<br />

EXPERTEN<br />

FOTOS: S. LAFRENTZ<br />

Verstärkung und<br />

Versammlung – ein<br />

missverständliches<br />

Thema in der Tempo-<br />

Frage.<br />

FOTO: IMAGO/J. RAU FOTO: J. REUMANN<br />

FOTO: PRIVAT FOTO: M. GR. FELDHAUS<br />

Christoph<br />

Hess<br />

Der Ausbildungsbotschafter<br />

der<br />

Deutschen<br />

Reiterlichen Vereinigung<br />

ist internationaler Richter<br />

und Buchautor. Er<br />

gibt viele Lehrgänge und<br />

Seminare.<br />

Katja<br />

Westendarp<br />

Die Grand<br />

Prix-Richterin<br />

ist Gutachterin<br />

der „Deutschen Richtervereinigung<br />

für Pferdeleistungsprüfungen“<br />

(DRV) Dressur und<br />

nimmt Richterprüfungen<br />

ab.<br />

Georg-<br />

Christoph<br />

Bödicker<br />

Der Ausbilder<br />

und Parcoursbauer<br />

gibt Lehrgänge im Inund<br />

Ausland und hat<br />

neben Fachbüchern auch<br />

mehrere Lehrfilme produziert.<br />

Dr.<br />

Matthias<br />

Baumann<br />

Der Fachtierarzt<br />

für Pferde<br />

und internationaler<br />

Vielseitigkeitstrainer<br />

gewann 1988<br />

Team-Gold bei den<br />

Olympischen Spielen in<br />

Seoul.<br />

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REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong> 21


Extreme Trail im Vielseitigkeits-Check<br />

Wohin mit den Hufen?<br />

Neues entdecken macht Spaß! Und wenn es ein Extreme<br />

Trail Park ist, gibt es das Ganzkörpertraining fürs Pferd on<br />

top. Vielseitigkeitstrainerin Judith Sommer hat getestet, was<br />

der Trail für Konzentration, Koordination und Kraft bringt.<br />

TEXT: RAMONA LIENHOP<br />

FOTOS: STEFAN LAFRENTZ


AUSBILD UNG<br />

Zwei Schritte nach rechts, drei nach links.<br />

Frechdachs tippelt vor dem langen Holzsteg<br />

hin und her. Das junge Vielseitigkeitspferd<br />

weiß nicht so recht, wie es mit diesem<br />

andersartigen Hindernis umgehen<br />

soll. Die Landestrainerin der hessischen Vielseitigkeitsreiter,<br />

Judith Sommer, hat Frechdachs mit nach<br />

Herbstein gebracht, um mit ihm exklusiv für Reiter<br />

Revue International den Extreme Trail Park von Andrea<br />

und Hardy Baumbach zu testen. Die Frage ist,<br />

was die Naturhindernisse Sportpferden bringen können?<br />

Judith Sommer ist am Ende überzeugt: „Hier<br />

lernt man sein Pferd genau kennen. Für die Koordination<br />

ist das ein tolles Training.“ Doch was macht<br />

den Extreme Trail so besonders?<br />

Die Hindernisse sind hier keine Sprünge, sondern<br />

Stationen, über die es zu schreiten gilt. Zum Beispiel<br />

eine Wippe, eine Treppe, ein ausgetrocknetes Flussbett,<br />

eine Schlucht oder eine Hängebrücke. „Extreme<br />

Trail ist eigentlich der falsche Begriff“, meint Andrea<br />

Baumbach. Das sei ein Schnellschuss gewesen.<br />

Im Nachhinein hätte sie der Disziplin lieber den Namen<br />

Naturtrail gegeben. Denn beim Extreme Trail<br />

geht es nicht um „höher, schneller, weiter“, sondern<br />

um Trittsicherheit, Mitdenken des Pferdes und ein<br />

besseres Körpergefühl. Aber die Hindernisse bieten<br />

auch ein gutes Workout. Denn bei den verschiedenen<br />

Herausforderungen sind viele Muskelgruppen<br />

gefragt. Mit etwas Übung kann sich durch Extreme<br />

Trail die Hankenbeugung verbessern, die Schulter<br />

freier und das Pferd dazu aufgefordert werden, seinen<br />

Hals fallen zu lassen.<br />

Zunächst bleibt Judith Sommer am Boden. Frechdachs<br />

soll sich von ihr führen lassen. Mit einem<br />

langen Leitseil wird der Schimmel durch die Hindernisse<br />

geschickt. Dabei muss Frechdachs zu jeder<br />

Zeit angehalten werden können. Denn im Extreme<br />

Trail geht es um Ruhe und gegenseitiges Vertrauen.<br />

Das mit der Ruhe bleibt aber erst einmal Theorie.<br />

Frechdachs will seine Kenntnisse aus der Vielseitigkeit<br />

anwenden und setzt auf Tempo und Sprünge.<br />

Doch mit der Zeit versteht er, was von ihm erwartet<br />

wird.<br />

Der Kurs im Check<br />

Erst als Frechdachs am Leitseil verstanden hat,<br />

dass die Herangehensweise im Extreme Trail anders<br />

ist, steigt Judith Sommer in den Sattel. Wenn Pferd<br />

und Reiter ihre Rollen nicht „zu Fuß“ geklärt haben,<br />

kann es geritten schnell gefährlich werden, zum Beispiel<br />

wenn ein Pferd überraschend aus einem Hindernis<br />

herausspringt. Baumbachs bieten die Einführung<br />

in den Extreme Trail als Zwei-Tages-Kurs an.<br />

Welche Effekte die einzelnen Hindernisse haben<br />

und welche Anforderungen sie vereinen, erfahren<br />

Sie auf den folgenden Seiten.<br />

FOTO: S. LAFRENTZ FOTO: S. LAFRENTZ<br />

UNSERE<br />

EXPERTEN<br />

Andrea<br />

Baumbach<br />

Die Besitzerin<br />

des Extreme<br />

Trail<br />

Parks in<br />

Herbstein hat die<br />

Grundbegriffe des Extreme<br />

Trails erklärt. Gemeinsam<br />

mit ihrem<br />

Mann Hardy hat sie sich<br />

in den USA für die Disziplin<br />

schulen lassen.<br />

Judith<br />

Sommer<br />

Die hessische<br />

Landestrainerin<br />

für Vielseitigkeit<br />

hat den Extreme<br />

Trail Park in Herbstein<br />

auf seine Qualitäten für<br />

Sportpferde getestet.<br />

Die Baumstämme – zum Einstieg<br />

Dieses Hindernis sieht einfacher aus, als es ist. Schmale Baumstämme<br />

liegen in unregelmäßigen Abständen hintereinander. Das<br />

Pferd soll mittig über die Stämme treten, während der Pferdeführer<br />

neben dem Hindernis entlanggeht. Das Pferd ist also gefordert,<br />

sich selbst seinen Weg zu suchen. Dabei ist das Ziel, dass es<br />

den Kopf senkt, um zu schauen, wo es seine Hufe hinsetzt. „Wir<br />

wollen, dass die Pferde selbst denken“, sagt Andrea Baumbach.<br />

Vor diesem Hindernis haben die wenigsten Pferde Angst. Ein guter<br />

Start auf dem Extreme Trail.<br />

Frechdachs weiß zunächst nicht, wie er die Aufgabe angehen<br />

soll. Er würde gerne über die Stämme hinwegtraben, wie er es von<br />

Cavalettis kennt.<br />

Effekt: Das Überwinden im Schritt schult die Einzelhufplatzierung.<br />

Denn die Stämme verbessern das Körpergefühl des Pferdes.<br />

Außerdem bewegen sich Pferde, die ab und an über Baumstämme<br />

treten müssen, freier aus der Schulter. Im Park gibt es auch eine Variante<br />

mit dickeren Stämmen. Dabei ist die Schulteraktion größer. ><br />

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REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong> 33


Exklusiv: Dressurreiterin Diana Porsche<br />

Streben<br />

nach Glück<br />

Pinke Fingernägel, Jeans-Jacke, Tattoos auf<br />

dem Unterarm – wer Diana Porsche trifft,<br />

sieht in ihr das modebewusste Mädchen von<br />

nebenan. Nicht die Millionenerbin und<br />

Österreichs neues Dressursternchen – vom<br />

Leben in unterschiedlichen Welten.<br />

TEXT: SABINE GREGG<br />

FOTOS: BETTINA NIEDERMAYR<br />

„Dich lass ich nicht<br />

mehr gehen“ –<br />

Diana Porsche mit<br />

ihrem ersten Dressurpony<br />

Quatro.<br />

Der Oldie genießt<br />

seinen Lebensabend<br />

auf ihrer Anlage.<br />

40 REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong>


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SPORT


FOTO: WWW.ARND.NL<br />

Schlundverstopfung beim Pferd<br />

Wie zugeschnürt<br />

TEXT: KIRSTEN AHRLING<br />

UNSERE<br />

EXPERTEN<br />

Dr. Philipp Lingens<br />

Der Tierarzt ist einer der<br />

Geschäftsführer der<br />

Pferdeklinik in Ankum.<br />

Er hat in seinem Praxisalltag<br />

bereits vielen<br />

Pferden mit Schlundverstopfung<br />

helfen können.<br />

Dr. Bianca Schwarz<br />

Die Tierärztin ist Teilhaberin<br />

der Pferdeklinik<br />

Altforweiler und Europäische<br />

Spezialistin für<br />

Innere Medizin des<br />

Pferdes (DipECEIM).<br />

Wenn dem Pferd das Futter im Halse stecken bleibt, bedeutet das im Zweifel<br />

Lebensgefahr. Wie Schlundverstopfungen entstehen, wie sie sich vermeiden<br />

lassen und was im Ernstfall zu tun ist.<br />

Dem Pferd vor dem Füttern Äpfel und<br />

Möhren in mundgerechte Stückchen zu<br />

schneiden, ist von vielen Besitzern gut<br />

gemeint. Für das Pferd bedeutet das jedoch<br />

eine große Gefahr. Im Zweifel zerkaut<br />

es die kleinen Stückchen nicht genügend. Die<br />

Folge: Das Futter bleibt in der Speiseröhre stecken.<br />

Andere Pferde sind hingegen von Haus aus wahre<br />

Schnellfresser. Wie ein Staubsauger leeren sie ihren<br />

Futtertrog. Wüssten diese Pferde um das Risiko,<br />

dem sie sich damit aussetzen, würden sie ihr Futter<br />

vielleicht gründlicher kauen. Denn sie sind prädestiniert<br />

für Schlundverstopfungen. Und damit ist<br />

nicht zu spaßen.<br />

Die Schwachstelle liegt in der Anatomie des Pferdes.<br />

Denn seine Speiseröhre, auch Ösophagus genannt,<br />

ist lang. Eineinhalb Meter ungefähr. Sie verläuft<br />

entlang der linken Halsseite im Bereich der<br />

Drosselrinne. Es handelt sich dabei um einen muskulösen<br />

Schlauch, der die Nahrung in etwa 15 bis<br />

20 Sekunden in den Magen des Pferdes schiebt.<br />

Und das sogar entgegen der Schwerkraft, wenn das<br />

Pferd vom Boden aus frisst. Ist die Muskelwand der<br />

Speiseröhre im oberen Abschnitt noch vier bis fünf<br />

Millimeter dick, hat sie im unteren Abschnitt, kurz<br />

vor dem Magen, eine Dicke von zwölf bis 15 Millimetern.<br />

Diese dicke Muskelschicht sorgt dafür,<br />

dass Pferde nicht erbrechen können. Und leider<br />

auch dafür, dass Nahrung einfach in der Speiseröhre<br />

steckenbleiben kann, wenn sie dort nachquillt<br />

oder das Pferd sie nicht genügend zerkaut hat. Und<br />

ist die Speiseröhre erst einmal verstopft, verkrampfen<br />

die Muskeln dort zusätzlich, was das Problem<br />

drastisch verschlimmert.<br />

„Ungefähr einmal die Woche kommt es vor, dass<br />

wir wegen einer Schlundverstopfung angerufen<br />

werden“, sagt Dr. Philipp Lingens von der Pferdeklinik<br />

Ankum. In den meisten Fällen seien es Pellets,<br />

die in der Speiseröhre nachquellen und so den<br />

Schlund des Pferdes verstopfen, berichtet der Tier-<br />

68 REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong>


PRAXIS GESUNDHEIT<br />

arzt. „Dann darf das Pferd auf keinen Fall weiter<br />

fressen“, rät er den Pferdebesitzern zuallererst.<br />

Bis der Tierarzt eintrifft, kann man die Speiseröhre<br />

des Pferdes sanft abwärts massieren und so versuchen,<br />

den Futterbrocken in Richtung Magen zu<br />

schieben.<br />

Schlundverstopfung –<br />

was nun?<br />

➛ verhindern, dass das Pferd<br />

weiter frisst oder säuft<br />

Risiko: Lungenentzündung<br />

Dr. Bianca Schwarz von der Pferdeklinik Altforweiler<br />

beschreibt die typischen Anzeichen einer<br />

Schlundverstopfung: „Das Hauptsymptom ist<br />

eine gestreckte Kopf-Hals-Haltung. Die Pferde hören<br />

gewöhnlich auf zu fressen. Speichel oder mit<br />

Speichel vermischter Futterbrei fließt aus Nüstern<br />

und Maul.“ Manche Pferde husten oder zeigen<br />

milde Koliksymptome, so die Tierärztin weiter.<br />

Außerdem kann eine strangförmige Umfangsvermehrung<br />

der linken Drosselrinne erkennbar sein.<br />

„Je nachdem, welcher Teil der Speiseröhre betroffen<br />

ist“, so Dr. Schwarz. Manchmal sei auch eine<br />

Art Würgen mit Kontraktion der Halsmuskeln zu<br />

beobachten. Die Tierärztin warnt: „Bei Verdacht<br />

auf Schlundverstopfung sollte man sofort den<br />

Tierarzt rufen.“ Gefährlich wird es dann, wenn<br />

das Pferd Speichel und Futter einatmet und dies<br />

so über die Luftröhre in die Lunge gelangt. Im<br />

Fachjargon nennt man das Aspirationspneumonie.<br />

Alarmstufe Rot! Dr. Philipp Lingens macht<br />

die Gefahr deutlich: „Dann kann es zu einer lebensgefährlichen<br />

Lungenentzündung kommen.“<br />

Deshalb behandelt er jede Schlundverstopfung<br />

auch immer vorbeugend mit Antibiotika. Doch<br />

zunächst gilt es, den Futterbrocken aus der Speiseröhre<br />

zu bekommen.<br />

Speiseröhre<br />

Husten kann ein erstes Anzeichen für eine Schlundverstopfung<br />

sein.<br />

Dr. Bianca Schwarz hat sogar schon erlebt, dass<br />

Pferdebesitzer selbst versuchen, die Speiseröhre des<br />

Pferdes mit einem Gartenschlauch freizuspülen.<br />

„Das ist grob fahrlässig und kann zum Tod des Pferdes<br />

führen“, sagt sie. Ein Tierarzt gibt zunächst ein<br />

krampflösendes Mittel, um danach mit einer speziellen<br />

Nasenschlundsonde die Speiseröhre auszuspülen.<br />

Wie lange das dauert, lässt sich nicht sagen.<br />

„Manchmal ist die Verstopfung schon nach<br />

zehn Minuten gelöst. Ich habe aber auch schon bis<br />

zu vier Stunden im Stall gestanden und gespült“,<br />

erinnert sich Dr. Lingens. In sehr schweren Fällen<br />

muss das Pferd in Narkose gelegt werden. „Dadurch<br />

lässt auch der Muskeltonus in der Speiseröhre<br />

nach“, beschreibt der Tierarzt den positiven Nebeneffekt.<br />

Operieren musste er eine Schlundverstopfung<br />

bislang aber eher selten. „Ein Fohlen hat<br />

einmal einen Kronkorken verschluckt, …<br />

1. Engpass<br />

2. Engpass<br />

><br />

FOTO: HORSES IN MEDIA<br />

➛ den Tierarzt rufen und den<br />

Verdacht einer Schlundverstopfung<br />

äußern<br />

➛ eventuell sanft den Hals<br />

entlang der Speiseröhre in<br />

Richtung Magen massieren<br />

➛ wenn möglich, die Ursache<br />

ausfindig machen<br />

In der Speiseröhre des Pferdes<br />

gibt es drei Engpässe:<br />

1. Hinter dem Kehlkopf<br />

2. Am Eingang in den Brustkorb<br />

3. Beim Durchtritt der Speiseröhre<br />

durch das Zwerchfell<br />

kurz vor dem Magen<br />

Nasentrompete<br />

3. Engpass<br />

ILLUSTRATIONEN: C. KOLLER<br />

Kehlkopf<br />

Luftröhre<br />

Luftröhre<br />

Speiseröhre<br />

Gaumendach<br />

Lunge<br />

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Magen<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong> 69


REVUE REPORTAGE<br />

Anweiden der Noriker Hengste<br />

Wer ist der<br />

Stärkste<br />

im ganzen Land?<br />

Im Gegensatz zum Märchen von<br />

Schneewittchen kommt es beim Almauftrieb<br />

der Noriker Hengste nicht auf<br />

Schönheit an, sondern auf Muskelkraft.<br />

Wer Leithengst für einen Sommer<br />

wird, entscheidet sich binnen<br />

weniger Stunden in einem Auslauf so<br />

groß wie ein Dressurviereck. Ungewöhnlich,<br />

spektakulär, aber auch<br />

gefährlich.<br />

TEXT: SABINE GREGG<br />

FOTOS: BETTINA NIEDERMAYR<br />

114 REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong>


REVUE R EPORTAGE<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Hülsebrockstraße 2-8, 48165 Münster, Deutschland, Tel. +49 (0) 2501 801 8049,<br />

Fax +49 (0) 2501 801 8047, E-Mail: redaktion@reiterrevue.de<br />

Chief Editor:<br />

Markus Wörmann (wm), verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />

Stellvertretende Chefredakteurin:<br />

Sarah Schnieder (schn), Tel. +49 (0) 2501 801 8045<br />

Redaktion:<br />

Sabine Gregg (sag), Tel. +49 (0) 2501 801 8042<br />

Karolin Leszinski (kl), Tel. +49 (0) 2501 801 8049<br />

Sabine Rieck (sr), Tel. +49 (0) 2501 801 8049<br />

Sina Eberhardt (seb), Volontärin, Tel. +49 (0) 2501 801 2119<br />

Ramona Lienhop (lie), Volontärin, Tel. +49 (0) 2501 801 8044<br />

Redaktionsassistenz/Sekretariat:<br />

Monika Bäumer, EZ, Tel. +49 (0) 2501 801 8049<br />

Freie Mitarbeiter und Autoren:<br />

Kirsten Ahrling, Jeannette Aretz, Dr. Tanja Becker, Ulrike Bletzer, Thomas<br />

Borgmann, Sabine Heüveldop, Regina Käsmayr, Kim Kreling, Tina Pantel,<br />

Sylvia Sánchez, Dr. Birgit van Damsen, Dr. Michaela Weber-Herrmann<br />

Fotografen:<br />

Dr. Tanja Becker, Ulrike Beelitz, Arnd Bronkhorst, Tammo Ernst, Karl-Heinz<br />

Frieler, Mark gr. Feldhaus, Pauline von Hardenberg, Thomas Hellmann, Ludwiga<br />

von Korff, Robert Kraft, Stefan Lafrentz, Lothar Lenz, Julia Rau, Bärbel Schnell,<br />

Holger Schupp, Christiane Slawik, Sabine Stuewer, Jacques Toffi<br />

Layout:<br />

Charlotte Rück<br />

Objektmanagement und verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Moira Murena, E-Mail: moira.murena@lv.de<br />

Abo-/Leserservice:<br />

Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster<br />

Tel. +49 (0) 2501 801 3070, Fax +49 (0) 2501 801 58616<br />

E-Mail: leserservice@reiterrevue.de<br />

Anzeigenservice:<br />

Jeana Friese, E-Mail: jeana.friese@lv.de<br />

Tel. +49 (0) 2501 801 4890, Fax +49 (0) 2501 801 5179<br />

Leitung Vertriebsmarketing:<br />

Dr. Tobias Fredebeul-Krein, E-Mail: Tobias.Fredebeul-Krein@lv.de<br />

Leitung Vertriebsmanagement:<br />

Paul Pankoke, E-Mail: paul.pankoke@lv.de<br />

Vertriebsmanagement Publikums-Medien:<br />

Michael Schroeder, E-Mail: michael.schroeder@lv.de<br />

Herstellung:<br />

Werner Plogmaker, Tel. +49 (0) 2501 801 240<br />

Bereichsleitung Publikumsmedien:<br />

Dr. Thorsten Weiland<br />

Geschäftsführung:<br />

Hermann Bimberg (Sprecher), Werner Gehring, Malte Schwerdtfeger<br />

Vorstufe/Grafik:<br />

KreaTec im Landwirtschaftsverlag<br />

Druck<br />

Westermann Druck GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Vertrieb zum Handel:<br />

DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, 22773 Hamburg<br />

Verlag:<br />

Landwirtschaftsverlag GmbH, Hülsebrockstr. 2-8, 48165 Münster<br />

Briefanschrift: Landwirtschaftsverlag GmbH, Postfach 48<strong>08</strong>4 Münster<br />

Reiter Revue International erscheint monatlich.<br />

Preis des Einzelheftes: € 5,50 inkl. 7% MwSt., Jahres-Abo Inland: € 53,90 zzgl.<br />

Versandkosten € 9,70, Gesamtpreis: € 63,60 inkl. MwSt., Österreich: € 63,60,<br />

weitere Länder und Luftpostpreise auf Anfrage. Sonderpreis für Studenten,<br />

Auszubildende und Schüler gegen Nachweis: € 50,13. Vorzugspreis für Persönliche<br />

Mitglieder der FN gegen Mitgliedsnachweis: € 52,82. Vorzugspreis für<br />

Mitglieder des Förderkreises für Amateur- und Berufsreitsport e.V.: € 52,82.<br />

ePaper Reiter Revue (Bezug über iTunes oder google play store) zum Jahresbezugspreis<br />

von 49,50 Euro. Kombi-Abo Inland (Print und ePaper): € 63,60<br />

zzgl. € 7,50; Gesamtpreis € 71,10. Auslandspreis auf Anfrage.<br />

Abonnementsgebühren sind zu Beginn des Bezugszeitraumes fällig. Nach Ablauf<br />

des ersten Bezugszeitraumes kann das Abonnement jederzeit gekündigt werden.<br />

Sollten Sie umziehen, denken Sie bitte daran, uns Ihre neue Adresse mitzuteilen<br />

(spätestens ca. 3 Wochen vor Erscheinen der neuen Ausgabe).<br />

Ein Nachsendeantrag der Post gilt nicht für Zeitschriften!<br />

Bankverbindungen:<br />

Volksbank Münster eG: BLZ 401 600 50, Konto-Nr. 1 004 031 300<br />

IBAN: DE16 4016 0050 1004 0313 00, SWIFT-BIC: GENO DE M1MSC<br />

Postbank Dortmund: BLZ 440 100 46, Konto-Nr. 28 921 466<br />

IBAN: DE88 4401 0046 0028 9214 66, SWIFT-BIC: PBNKDEFF<br />

Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages infolge Störungen des Arbeitsfriedens<br />

bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Die<br />

Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. Bei unaufgefordert<br />

eingesandten Beiträgen und Bildmateriali en kommt zwischen dem Verlag und<br />

dem Einsender kein Vertrag zustande. Der Verlag sendet diese Beiträge ohne<br />

Anerkennung einer Rechtspflicht an den Absender zurück. Das Risiko des Transportes<br />

trägt alleine der Einsender. Die Haftung des Verlages beschränkt sich auf<br />

Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit im Umgang mit den eingesandten Beiträgen und<br />

Materialien während der Zeit, in der sie sich im Verlag befinden. Mit Überlassung<br />

des Manuskriptes überträgt der Autor (Bild, Text) dem Verlag das Recht der<br />

urheberrechtlichen Nutzung. Alle Rechte vorbe hal ten. Gerichtsstand ist Münster.<br />

© <strong>2017</strong> by Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster (Amtsgericht Münster HR<br />

B-174)<br />

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126 042 224, USt.-Nr.: 5336/5804/1104<br />

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Nr. 55 gültig ab Ausgabe 1/<strong>2017</strong><br />

Internet:<br />

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Die Auflage wird<br />

regelmäßig von<br />

der IVW geprüft.<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL 8/<strong>2017</strong> 115

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