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stadtnachrichten - Künstlerstadt Gmünd

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StadtnachrIchtEn<br />

StadtnachrIchtEn<br />

A u s G m ü n d s v e r g a n g e n e n T a g e n<br />

Erinnerungen des Oberrichters Johann Stützl, der den<br />

Brand am 13. September 1820 in der Unteren Vorstadt<br />

miterlebte.<br />

„Ob schon der höchste Gott halt alles in der Hut<br />

Ist doch des Menschen Fleiß hiezu auch trefflich gut.“<br />

Dieses Motte steht am Beginn des Feuerbeschauprotokolls,<br />

das unter Bürgermeister Andree Martin Hueber im Jahre 1757<br />

begonnen wurde. Den ersten Kontrollgang am 21. Februar<br />

1757, unternahmen auf der Sonnseite der Stadtschreiber<br />

(sein Name wurde nicht angegeben), Valentin Koller und<br />

Joseph Genser; das Team der Schattseite bestand aus Johann<br />

Christoph Lang, Peter Klampferer und Thomas Krangler. Es<br />

gab zwei Beanstandungen, beim Kern auf der Sonnseite waren<br />

Rauchfang und Dampfloch voll mit Russ, beim Riemer auf<br />

der Schattseite war der Kamin nicht gekehrt worden. Wenige<br />

Monate später heißt es, dass „an der Sonn- und Schattenseiten<br />

ein würkhlicher unfleiss verspühret“ worden ist und „auf<br />

viellen orthen noch keine pottingen mit Wasser hergestellet<br />

worden“ sind. Besonders wurde die schlampige Arbeit des<br />

Rauchfangkehrers beanstandet. Die Rüge, die allen Beteiligten<br />

erteilt wurde, zeigte beim nächsten Kontrollgang ihre Wirkung:<br />

es gab keine Beanstandungen. Es war aber ein ständiges<br />

Ringen um die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen.<br />

Es gab Holz zum Trocknen auf und neben<br />

dem Herd, hölzerne Herdtürchen,<br />

falsch angebrachte Rauchabzüge und<br />

immer wieder kleinere Brände. Es gab<br />

nur einen Rauchfangkehrer, der von<br />

Spittal aus im ganzen Tal unterwegs war<br />

und fallweise seine Kehrtermine nicht<br />

einhalten konnte, aber viele Kamine wurden<br />

auch von den Hausbesitzern gekehrt<br />

– oder eben nicht. Einem Maurer,<br />

der sich „trotzig erzeiget“ hat und der<br />

Kommission mitteilte, er würde kehren,<br />

wenn es ihm passt, wurde ein einstün-<br />

diger Arrest angedroht, ein anderer<br />

Hausbesitzer durfte ab 8 Uhr abends<br />

nicht mehr heizen, „um seine Küche vor<br />

der Feuersgefahr besser zu versichern“.<br />

Am 14. September 1772 gab es eine wichtige Neuerung. Der<br />

Landeshauptmann hatte verordnet, dass alle Rauchfänge<br />

durch den Rauchfangkehrer zu kehren sind. Bei der an diesem<br />

Tage durchgeführten Kontrolle war auch der Rauchfangkehrer<br />

anwesend und dieser schloss mit den Besitzern, die bisher<br />

Feuer! Es brennt!<br />

Einen original erhaltenen und funktionstüchtigen<br />

Backofen gibt es noch beim vlg. Großglanzer<br />

in Eisentratten. Die Öffnung im Boden<br />

erleichterte das Arbeiten.<br />

selbst gekehrt hatten, schriftliche Verträge über eine viermalige<br />

Kehrung pro Jahr ab mit der Verpflichtung, stark benützte<br />

Feuerstellen auch öfter zu reinigen.<br />

Eine wesentliche Besserung war bei den nachfolgenden Kontrollen<br />

allerdings nicht feststellbar. Nach wie vor gab es<br />

schlecht oder gar nicht gekehrte Kamine, defekte Rauchabzüge<br />

und desolate Feuerstellen, die trotz Aufforderung nicht repariert<br />

wurden. Es stellte sich auch heraus, dass manche der<br />

damaligen schliefbaren Kamine zu eng waren und nur geputzt<br />

werden konnten, wenn der Rauchfangkehrer „einen Buben“<br />

mithatte.<br />

Der große Stadtbrand vom 12. Februar 1792 kommt im Feuerbeschauprotokoll<br />

nicht vor, vom Dezember 1771 bis Dezember<br />

1772 gibt es keine Eintragungen. Ausführlich beschrieben wird<br />

aber der Brand in der Unteren Vorstadt im Jahre 1820. Darüber<br />

berichtet Oberrichter Stützl:<br />

„Den 13. September 1820 ist bei Ignaz Sattler, Kary-Schmied<br />

in der Vorstadt, Vormittag um 10 1/4 Uhr in der Schmiede das<br />

Feuer ausgebrochen, ein starker Wind wehte aus südwestlicher<br />

Richtung über die Stadt.“ Eine halbe Stunde später begann<br />

der große Peitler Mayrhof zu brennen, kurz darauf brannte<br />

auch der Färber-Mayrhof. Die Menschen stiegen auf die<br />

Dächer, um die „Feuerfunken abzutödten“.<br />

„Wie weit und wirksam die Feuerfunken<br />

geschleudert wurden, ist aus dem zu<br />

schließen, da der große herrschaftliche<br />

Mayrhof hinter dem Schlosse, auf den<br />

wohl niemand dachte, dass er auch gefährdet<br />

sein solle, auch dadurch entzunden<br />

wurde, denn ein tückischer Funke<br />

muss sich um das Schloss oder darüber<br />

her gewunden haben und nachmittag<br />

stand der große, schöne Mayrhof, mit allen<br />

dem, was die Pacht-Partheien von<br />

der Schlossleiten dort eingefechset haben,<br />

in Flammen und somit fand sich<br />

das Städtchen von hinten und vorn mit<br />

Feuer bedroht.<br />

Gegen fünf Uhr abends ging ich in die Vorstadt besehen, wo<br />

schon alles in Asche gelegt sich befand, einige Verunglückten<br />

standen zerweint, manche auch von Feuer beschädigt am<br />

Platzl vor dem Färber. Des Josef Lang Schmieds Weib, welches<br />

ganz allein zu Hause war, ist halb verbrannter im Ofenloch<br />

<strong>Gmünd</strong> • Nr. 2 / August 2010 49

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