stadtnachrichten - Künstlerstadt Gmünd
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gefunden worden. Vermutlich hat sie sich mit dem Räumen zulang<br />
darinnen aufgehalten, ist dann, weil die Laube nicht gewölbt<br />
gewesen, wegen Feuer nicht mehr heraus gekommen<br />
und wird sich wahrscheinlich im Ofenloch vor dem Rauch und<br />
Qualm des Feuers haben schützen wollen. Als ich durch die<br />
Vorstadt herauf ging, wo von manchem Haus nur der Rauchfang<br />
mehr da stand, sah ich bei Johann Kuhns Haus die Stübchen<br />
noch schön ganz und kein Mensch dabei. Ich ging dann<br />
ihn aufsuchen und sagte ihm, dass er das glosende Feuer ob<br />
dem Stübchen gut abgießen sollte, indem es sonst einbrennen<br />
werde. Ich half ihm dann dabei.<br />
Wir hatten aber eine Zeit zu tun, bis man sich vor Hitze an die<br />
Mauer und an den Boden begeben konnte. Da aber der Bach<br />
dicht vorbei rann, so galt das doch keine große Mühe und seine<br />
Zimmer wurden mit allem, was darin war, dadurch gerettet.<br />
Hätten wir aber nicht Hand angelegt, so würden die Böden<br />
nach kurzer Zeit eingebrannt und alles zu Grund gegangen<br />
sein. Ich wusste das noch von der Brunst anno 1792 her. Wie<br />
manche Zimmer hätten dort gerettet werden können, wenn die<br />
Leute zu Hause geblieben wären und dem fressenden Element<br />
Einhalt zu tun getrachtet hätten! Dort liefen aber viele mit<br />
dem, was sie in der Eile von Habseligkeiten erhaschen konnten,<br />
davon und ließen das Haus dem Schicksal über, oder ließen<br />
es sonst sein, wie es ist. So weiß ich, dass bei manchem<br />
Haus erst in der Nacht oder des anderen Tags die Böden einbrannten<br />
und einfielen, wo schon früh abends die obern Theile<br />
sich abgebrannt befanden und man glaubte, dass das Feuer<br />
schon beendet sey.<br />
Bei den Feuersbrünsten muss man arbeiten, das Davonlaufen<br />
oder Zusehen tragt nichts. Man muss sich dabei auch etwas<br />
mit Vorsicht wagen, denn das Feuer kommt einem so leicht<br />
nicht am Leibe, in so lange man den Rücken oder einen Retirade<br />
(Rückzug) frey hat.<br />
50<br />
StadtnachrIchtEn<br />
StadtnachrIchtEn<br />
Das Innere des Backofens, ca. 2 m lang und 1,50 m<br />
breit. In so einem ofenloch wird Frau Lang Schutz vor<br />
dem Feuer gesucht haben.<br />
Auch bei einzeln stehenden Gebäuden soll man nicht bloß zusehen,<br />
wenn sie einmal im Feuer stehen, sondern dem Feuer<br />
entwinden, was man ihm immer zur Entkräftigung entziehen<br />
kann. Als anno 1823 des Lackners Mayrhof vor dem oberen<br />
Tor in der Früh nach der Rorate zu brennen anfing, war es zum<br />
Glück ganz windstille und übrigens standen eine Menge Menschen<br />
und sahen bloß zu, wie das Feuer das Gebäude samt<br />
dem Einschluss verzehrte.<br />
Ich aber sah bei Glanzers Mayrhof eine lange Latte liegen und<br />
befahl den Zimmerleuten, mit selber die Trümmer des Daches<br />
wie möglich auszuklemmen und herunter zu arbeiten. „Was<br />
werden Sie da?“ sagte ein sonst gescheiter Mann, „es ist ja so<br />
alles hin“. – „Wir müssen doch sehen, dass das Feuer in die<br />
Nieder kommt“, erwiderte ich, „denn gegen neun Uhr wird sich<br />
gewiss ein Wind erheben und dann mag es für die Stadt gefährlich<br />
werden, wenn die Flamme noch in die Höhe sich<br />
schwingen kann.“<br />
Fortsetzung in der nächsten Ausgabe …<br />
um 1900 hatte <strong>Gmünd</strong> schon eine<br />
schlagkräftige Feuerwehr mit den<br />
damals verfügbaren technischen Gerätschaften.<br />
Beim Brand in der unteren<br />
Vorstadt musste das Wasser noch mit<br />
Eimern von der Malta geholt werden.<br />
Text und Bilder: Anton Fritz<br />
Feuerbeschauprotokoll im Kärntner<br />
Landesdarchiv<br />
Gruppenbild 1900: Bilderarchiv Zwenig<br />
<strong>Gmünd</strong> • Nr. 2 / August 2010