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ist anders, wenn du dich entschieden hast. Ein Film von Kristina ...

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Die Regisseurin Kr<strong>ist</strong>ina Konrad zum <strong>Film</strong>:<br />

Julio Cortázar nannte es: „Nicaragua tan violentamente<br />

<strong>du</strong>lce“ - Nicaragua, so gewaltsam sanft. <strong>Ein</strong>e<br />

Revolution, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch<br />

nach radikalem Neubeginn und der <strong>Ein</strong>sicht in<br />

Versöhnung und Offenheit.<br />

<strong>Ein</strong>e Revolution, die alles in Bewegung setzt und<br />

gefangen <strong>ist</strong> in internen Unzulänglichkeiten und brutaler<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> „Aussen“. Aufbau – Zerstörung; tiefe<br />

Religiosität - rebellischer Wille, das Schicksal in die<br />

Hand zu nehmen. Nie konnte ich soviel lachen, wie mit<br />

den <strong>von</strong> Kriegen und Nöten geplagten Menschen, deren<br />

fatal<strong>ist</strong>ische Ergebenheit mich Europäerin ebenso nervte<br />

wie ihre blitzschnelle Improvisationsgabe mich<br />

verblüffte. Die sanfte Schönheit des Landes; doch die<br />

Vulkane speien, die Felder verdorren, Hurrikane und<br />

Regenfälle reißen Häuser und Menschen mit, die Erde<br />

bebt und öffnet sich...kein Jahr vergeht ohne<br />

Katastrophen. Und wie <strong>von</strong> Zauberhand verwandelt sich<br />

die trockene Kargheit nach dem ersten Regentagin<br />

Grünen, Blühen, üppiges Wuchern.<br />

<strong>Ein</strong>e Intensität und eine Berührung mit einem Land und<br />

seinen Menschen, die ich nie wieder in dieser Form<br />

erlebt habe.<br />

Nachträglich würde ich sagen, dass es auch die<br />

Begegnung mit dem „Revolutionär-Werden“ <strong>von</strong><br />

Menschen war; mit ihrer Hoffnung auf ein würdevolles<br />

Leben. <strong>Ein</strong>er Hoffnung, die selbst in den schwierigsten<br />

Umständen ein humorvolles trotzdem auslöste.<br />

Dieses bewegte Nicaragua im Aufbruch mit tausend<br />

überraschenden Wen<strong>du</strong>ngen und Geschichten verführte:<br />

Tausende Menschen aus der USA und aus Europa,<br />

materiell Verwöhnte und des Träumens schon fast<br />

Entwöhnte verzichteten auf Charme und Trost des<br />

Konsums, ja sogar auf die tägliche Dusche und ein<br />

schwer- und sauerverdientes gutes Dinner, setzten sich<br />

freiwillig Todes-Gefahren aus und vor allem den ganz<br />

alltäglichen Mühsalen: sie arbeiteten und lebten in<br />

Nicaragua, um die Revolution -und die eigenen Träume<br />

zu unterstützen.<br />

Auch die nicaraguanische Revolution hatte eine schlechte<br />

Zukunft. Nicaragua hat heute eine<br />

neoliberale Regierung. Das Volk hat die Revolution in<br />

demokratischen Wahlen abgewählt.<br />

Man müsste dazu ergänzen, dass in einem schmutzigen<br />

Krieg, <strong>du</strong>rch die <strong>von</strong> den USA finanzierten<br />

Contramilizen, fast jede Familie Angehörige verloren<br />

hat, bis sich das Volk demokratisch gegen die<br />

Sandin<strong>ist</strong>en <strong>entschieden</strong> hat.<br />

Man könnte auch erzählen <strong>von</strong> der allmählichen<br />

Korrumpierung der sandin<strong>ist</strong>ischen Partei, die dazu<br />

geführt hat, dass sich vor allem viele intellektuelle<br />

führende Köpfe <strong>von</strong> einst abwandten. So meinte der<br />

Priester, Dichter und ehemalige sandin<strong>ist</strong>ische<br />

Kulturmin<strong>ist</strong>er, Ernesto Cardenal 2001, anlässlich der<br />

Wahl zwischen der neoliberalen und der sandin<strong>ist</strong>ischen<br />

Partei: „Wir haben einerseits den authentischen<br />

Kapitalismus und andererseits eine falsche Revolution.<br />

Es sind einfach zwei verschiedene Übel.“<br />

Doch was bei dieser Aufarbeitung verloren ginge, <strong>ist</strong> das<br />

Verständnis für das „Revolutionär-Werden“, für diesen<br />

Moment, <strong>wenn</strong> das Unmögliche möglich wird, wo die<br />

Geschichte verrückt spielt und das Utopische konkret (er)<br />

scheint. Dieser Moment, der mich am me<strong>ist</strong>en<br />

interessiert und inspiriert hat, diesen <strong>Film</strong> anzugehen.<br />

Ich hatte Angst zurückzukehren, Angst vor dem „neuen“<br />

Nicaragua. Und tatsächlich erlebte ich ein anderes Land.<br />

Auf den ersten Blick <strong>ist</strong> Nicaragua zu einem „normalen“<br />

Drittweltland geworden; eine Normalität, die wachsende<br />

Verelen<strong>du</strong>ng, Arbeitslosigkeit und Korruption bedeutet,<br />

kurz: ein Leben unter menschenunwürdigen<br />

Bedingungen. Und vielleicht das schlimmste: Die<br />

Hoffnungslosigkeit. Auf den zweiten Blick sah ich ein<br />

<strong>von</strong> Krieg, Korruption und Naturkatastrophen<br />

traumatisiertes Land, das wie eine US Enklave wirkt und<br />

mit seiner Geschichte erschreckend „geschichtslos“<br />

umgeht. Vielleicht <strong>ist</strong> der <strong>Film</strong> auch ein Versuch -<br />

einem Moment Geschichte zu geben.<br />

Kr<strong>ist</strong>ina Konrad<br />

Biographie/<strong>Film</strong>ographie<br />

- Geboren in der Schweiz.<br />

- Studium der Geschichte in Genf und Paris.<br />

- Maîtrise d'H<strong>ist</strong>oire der Universität Paris VII, 1977.<br />

- Volontariat und Realisation <strong>von</strong> Magazinbeiträgen und<br />

Dokumentarfilmen im Schweizer Fernsehen, DRS<br />

Zürich.<br />

- Nach einem Weiterbil<strong>du</strong>ngsjahr in Kamera und Schnitt<br />

in New York, lebt sie 11 Jahre lang in Lateinamerika<br />

- 1984 –1986 in Nicaragua, Dokumentarfilme mit<br />

Gabrielle Baur<br />

- 1987 –1994 in Montevideo, Uruguay<br />

- Mitgründerin <strong>von</strong> Pro<strong>du</strong>cciones del Sur und Girasolas<br />

- Seit 1995 lebt sie als Dokfilmemacherin und<br />

Pro<strong>du</strong>zentin vorwiegend in Berlin.<br />

-Mitgründerin der konrad/froschfilm <strong>Film</strong>pro<strong>du</strong>ktion und<br />

Weltfilm GmbH.<br />

<strong>Film</strong>e/Videos (Selektion):<br />

Dokumentarfilme:<br />

2005 Unser America,<br />

84 min, CH<br />

2000 Grosse Freiheit Kleine Freiheit,<br />

83 min, D/Uruguay<br />

1993 Comuna Mujer, Betacam,<br />

42 min, Uruguay/Spanien<br />

1990 Por Centésima Vez, Zum hundertsten Mal,<br />

73 min, Uruguay/D<br />

1989 De La Mar a La Mesa, Frauen in Fischfabriken,<br />

38 min, Uruguay/Spanien<br />

1988 Yo era de un lugar que en realidad no ex<strong>ist</strong>ía,<br />

75 min, Uruguay/CH<br />

1986 Cada Día H<strong>ist</strong>oria, Jeder Tag Geschichte,<br />

78 min,1986, Nicaragua/CH<br />

Kurzfilme:<br />

1996 <strong>Ein</strong>e Seekrankheit auf festem Lande,<br />

5 min, Kurzspielfilm, D/CH/A

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