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ist anders, wenn du dich entschieden hast. Ein Film von Kristina ...

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Nicaragua und die sandin<strong>ist</strong>ische<br />

Revolution<br />

Nach dem Tod des für die Konstituierung des<br />

unabhängigen Nicaraguas bedeutenden Sandino wurde<br />

am 01.Januar 1937 Anastasio Somoza, Vater des später<br />

<strong>von</strong> den Sandin<strong>ist</strong>en gestürzten Anastasio Somoza<br />

Debayle, Präsident des Landes. Damit begann eine über<br />

4 Jahrzehnte dauernde Familienherrschaft über das<br />

lateinamerikanische Land, ausgeübt mit diktatorischen<br />

Mitteln. Dabei verstanden es die Somozas immer wieder<br />

ihr Regime zu stabilisieren, indem sie die internationale<br />

Lage nutzten. Je nach weltpolitischer Situation sicherten<br />

sie sich mit antifasch<strong>ist</strong>ischer, antikommun<strong>ist</strong>ischer oder<br />

antikubanischer Rhetorik die Unterstützung der<br />

Vereinigten Staaten.<br />

Somoza Debayle war schon 1956 der reichste Mann<br />

Nicaraguas. In dem <strong>Film</strong> gibt es dazu eine sehr pointierte<br />

Aufzählung einiger Unternehmen im Besitz des<br />

Staatschefs. Seine Gewinne erzielte der Somoza-Clan<br />

<strong>du</strong>rch die Kontrolle über den Staatsapparat. Die Familie<br />

bereicherte sich auf so skrupellose Weise, dass es<br />

während der Wirtschaftskrise des Landes in den 70er<br />

Jahren selbst der bürgerlichen Oberschicht zu viel<br />

wurde. Mit dem Mord an dem Verleger Pedro Joaquin<br />

Chamorro im Januar 1978 begannen die größten Unruhen<br />

in der Geschichte der Somoza-Diktatur. <strong>Ein</strong><br />

Unternehmerstreik, mit Unterstützung der<br />

Gewerkschaften, wuchs sich zur offenen Rebellion gegen<br />

Somoza aus.<br />

Die Befreiungsbewegung FSLN (Frente Sandin<strong>ist</strong>a de<br />

Liberacion Nacional) wurde bereits 1961 gegründet, war<br />

jahrelang jedoch nur eine kleine Gruppe. Zur<br />

Programmatik der FSLN gehörte neben dem auf Sandino<br />

basierenden Antiimperialismus auch der bewaffnete<br />

Kampf. Dabei wurde versucht, vom Nachbarland<br />

Hon<strong>du</strong>ras aus eine Guerilla aufzubauen, was aber im<br />

wesentlichen scheiterte. Stattdessen bemühten sich die<br />

Sandin<strong>ist</strong>en seit Mitte der 60er Jahre verstärkt um den<br />

Aufbau <strong>von</strong> zivilen Volkskomitees und revolutionären<br />

studentischen Gruppen. Später knüpfte sie Kontakte zu<br />

Gewerkschaften, Bauernverbänden, anderen linken<br />

Gruppen und Kirchenvertretern. Ab 1977, als der<br />

Höhepunkt der Revolte gegen Somoza begann, führte die<br />

Dynamik des Aufstandes zu einer schnellen<br />

Umgruppierung der politischen Kräftekonstellation so,<br />

dass sich die FSLN an die Spitze der Bewegung setzte.<br />

Für den Machtwechsel 1979 kombinierten die<br />

Sandin<strong>ist</strong>en die drei Elemente Generalstreik,<br />

Volksaufstand und militärische Aktionen. In den<br />

Fabriken wurden Arbeiterverteidigungskomitees, in den<br />

Armenvierteln zivile Verteidigungskomitees gegründet.<br />

Die Volksmilizen umfassten im Frühjahr 1979 etwa<br />

30.000 Männer und Frauen. Es dauerte noch bis zum<br />

19.Juli 1979, bis sich Somoza unter Mitnahme der<br />

Staatskasse nach Miami absetzte und die Sandin<strong>ist</strong>en<br />

siegreich in der Hauptstadt Managua einzogen. Der<br />

Befreiungskampf hatte mehr als 50.000 Nicaraguanern<br />

das Leben gekostet und hinterließ ein weitgehend<br />

zerstörtes Land. Fast sämtliche pro<strong>du</strong>ktive Aktivitäten<br />

waren zum Erliegen gekommen, die öffentlichen Kassen<br />

<strong>von</strong> Somoza geplündert worden. <strong>Ein</strong>e<br />

nichtfunktionierende öffentliche Verwaltung, eine extrem<br />

hohe Außenverschul<strong>du</strong>ng und enorme materielle Schäden<br />

mussten behoben werden.<br />

Die Regierung des nationalen Wiederaufbaus leitete<br />

weitreichende sozio-ökonomische und politische<br />

Reformen ein, deren Kernstück die Agrarreform war.<br />

Die Todesstrafe wurde abgeschafft, selbst für<br />

Angehörige der ehemaligen Nationalgarde wurde eine<br />

Amnestie erlassen. Die Sandin<strong>ist</strong>en wollten einen Kurs<br />

der Versöhnung einschlagen.<br />

Trotz Verstaatlichung des Somoza–Besitzes, der Banken<br />

und einiger In<strong>du</strong>strien, sowie des Transportwesens<br />

blieben im sandin<strong>ist</strong>ischen Modell der „gemischten<br />

Wirtschaft“ mehr als 60% der Unternehmen in<br />

Privatbesitz. Ca 70.000 Bauern und 3820 Kooperativen<br />

erhielten eigenes Land.<br />

Neben der Agrarreform hatten Gesundheit, Bil<strong>du</strong>ng und<br />

Wohnungsbau Priorität in der sandin<strong>ist</strong>ischen<br />

Sozialpolitik. Die Kindersterblichkeit wurde <strong>von</strong> 15%<br />

auf 2% gesenkt, Malaria weitgehend eingedämmt und<br />

gegen Kinderlähmung <strong>du</strong>rch Impfkampagnen sehr<br />

erfolgreich vorgegangen. 1980 wurde in einer breit<br />

angelegten Kampagne die Analphabetenrate <strong>von</strong> 50% auf<br />

12,5% gesenkt. 90% der Investitionen im<br />

Wohnungssektor kamen direkt den unteren<br />

<strong>Ein</strong>kommensschichten zugute. 1985 verfügten 76% der<br />

Stadtbevölkerung über Zugang zu Trinkwasser, 35%<br />

waren an die Kanalisation angeschlossen.<br />

Schon 1980 kündigten die bürgerlichen Kräfte ihre<br />

wirtschaftliche und politische Kooperation mit den<br />

Sandin<strong>ist</strong>en auf. Mit Unterstützung der USA begann im<br />

selben Jahr die Wiederbewaffnung versprengter<br />

ehemaliger Nationalgard<strong>ist</strong>en im Nachbarland Hon<strong>du</strong>ras.<br />

Die Regierung der USA unter Ronald Reagan machte es<br />

sich in den kommenden Jahren zur Aufgabe, das<br />

„marx<strong>ist</strong>isch-lenin<strong>ist</strong>ische“ Nicaragua zu bekämpfen.<br />

Dieser Krieg, der als „Contra-Krieg“ bekannt wurde,<br />

war begleitet <strong>von</strong> massiven Wirtschafts- und<br />

Handelsblockaden. Die Unterstützung der sozial<strong>ist</strong>ischen<br />

Länder und der internationalen Solidaritätsbewegung<br />

konnten dafür keinen Ausgleich schaffen. Da die<br />

Militärausgaben immer mehr anstiegen, mussten ab 1985<br />

die Sozialausgaben nach und nach gesenkt werden. Mit<br />

einem Sparkurs, der an die Auflagenpolitik des<br />

Internationalen Währungsfonds gegenüber den Ländern<br />

der Dritten Welt erinnerte, sollte der Inflation, dem<br />

riesigen Außenhandelsdefizit und der Staatsverschul<strong>du</strong>ng<br />

begegnet werden. Die Wirtschaftskrise verschlechterte<br />

die allgemeinen Lebensbedingungen der Bevölkerung<br />

erheblich. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich. <strong>Ein</strong>e<br />

Kommission des Internationalen Gerichtshofes in Den<br />

Haag schätzte die Kriegsschäden auf über 17 Milliarden<br />

US-Dollar. Derselbe Gerichtshof hatte in einem

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