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Meisterstücke Edition 2-2013

Bedeutungsvolle Schmuckunikate aus dem Jahr 2013 von Goldschmiedemeister Gerold Schodterer, Bad Ischl

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Ing. Faßbender setzte inzwischen seine Wassermessungen in Wildenstein fort. Diese ergaben letztendlich<br />

eine mittlere Ergiebigkeit von 29 Liter pro Sekunde.<br />

Durch diese Mengenmessung war daher hinlänglich dargetan, daß zur Anlage einer modernen Wasserleitung<br />

zur Versorgung des Kurortes nur die „Wildensteinquellen“ in Frage kamen und ersuchte die Stadtgemeinde<br />

die Behörde um Klärung der Besitzverhältnisse sowohl an den oberen (Wildenstein) als auch an<br />

den unteren (Hauseck) Quellen. Ferner wurde Ing. Faßbender mit der Ausarbeitung eines Projektes betraut.<br />

Nach Klärung dieser Rechtsverhältnisse wurde in der Gemeindeausschußsitzung vom 24. Februar 1892<br />

der Errichtung einer Hochquellenleitung im Prinzip zugestimmt. Herr Ing. Faßbender verfolgte in seinem<br />

Projekt die Absicht, die Quellen in einen Sammelkanal zu leiten und das Wasser in ein 900 m³ fassendes<br />

Reservoir auf den Kalvarienberg zu pumpen um die Druckverhältnisse zu erhöhen.<br />

Zum selben Zeitpunkt wurde man auf die Firma Rumpel & Niklas aufmerksam, welche gerade den Bau<br />

der Linzer-Wasserleitung ausführte. Nachdem Rumpel & Niklas als sehr vertrauenswürdig und leistungsfähig<br />

bezeichnet wurde, beauftragte man die Firma ebenfalls mit der Erstellung eines Projektes. Dieses<br />

unterschied sich dann darin, daß für die Quellfassung der Vortrieb von zwei begehbaren Stollen und der<br />

Bau des Reservoirs im unmittelbaren Anschlußbereich des Quellgebietes ausgeführt werden sollte.<br />

In der Gemeindeaqusschußsitzung vom 6. Oktober 1893 wurde das vom Ingenieur- & Architekturverein<br />

eingeholte Gutachten, welches dem Projekt Rumpel & Niklas den Vorzug gab, zur Beschlußfassung<br />

vorgelegt.<br />

Trotzdem von einem Teil der Gemeindevertreter gegen die Errichtung der Wasserleitung – und deren Kosten<br />

– Bedenken zum Ausdruck kamen, wurde schließlich doch der Antrag des „Baucomites“, vorerst die<br />

Arbeiten der Quellenfassung der Firma Rumpel & Niklas zu übertragen und mit den Arbeiten noch im<br />

selben Jahre zu beginnen, mit großer Majorität angenommen.<br />

Quellanlage<br />

Am 31. Oktober 1893 erfolgte der erste Spatenstich für die Fassung der<br />

Quellen. Die Grabungen mußten wiederholt geändert werden, bis es<br />

gelang, das eigenliche Quellgebiet aufzudecken. Erst dann setzte man<br />

mit dem Vortrieb der zwei Stollen ein, wobei letztendlich der Quellstollen<br />

1 eine Länge von 60 m und der Quellstollen 2 eine solche von 35 m<br />

aufwies. Eine zusätzliche, höher liegende Quelle wurde ebenfalls gefaßt<br />

und das Wasser mittels einer Rohrleitung in den Stollen 2 geführt.<br />

Mittlerweile wurden die Offerte für die erstellung des Hochreservoirs und<br />

für die Lieferung und Verlegung der 7.700 m langen Gußeisenleitungen<br />

eingeholt und in der Sitzung vom 14. Februar 1894 die Vergabe der Arbeiten<br />

an die Firma Rumpel & Niklas um den Gesamtpreis von 96.000<br />

Gulden beschlossen (das wäre heute ein Betrag von ca. 1 Million Euro).<br />

Eingang zum Quellstollen<br />

Es gab eine Emsigkeit in der Herstellung von Hausinstallationen und Anschlüssen.<br />

Jeder glückliche Brunnenbesitzer war für andere ein Ansporn. Es entstand völlig ein<br />

Wetteifer und so kam es, daß mit Ende des Jahres 1894 über 300 Häuser an die<br />

Hochquellenleitung angeschlossen waren.<br />

Der Bau des Reservoirs gestaltete sich wesentlich schwieriger und langwieriger, durch<br />

den Umstand, daß die Quellen viel tiefer lagen als ursprünglich angenommen und<br />

daher auch das Reservoir tiefer errichtet werden mußte als im Projekt vorgesehen<br />

war. Trotz Bauverzögerung konnte jedoch noch im Spätherbst 1894 das Reservoir<br />

der Druckprobe, welche ein einwandfreies Ergebnis brachte, unterzogen werden.<br />

Die von der Freiwilligen Feuerwehr abgehaltene Hauptübung gestaltete sich insoferne<br />

sehr interessant, als zum ersten Male die Hydranten in Verwendung kamen<br />

und infolge der erstaunlichen Leistungsfähigkeit bei der Bevölkerung ungeteilte Anerkennung<br />

fanden.<br />

Leider brachte der kalte, trockene Winter 1894/95 einen Mißton in die freudige<br />

Stimmung, indem im Jänner die Wildensteinquellen in ihrer Ergiebigkeit sehr<br />

zurückgingen und am 27. Februar gänzlich versiegten. Es mußten daher die Hauseckquellen<br />

herangezogen und das Wasser der Jainzenleitung in die neue Leitung eingeführt werden,<br />

wodurch eine notdürftige Wasserversorgung hergestellt war. Erst nach Eintritt von Tauwetter<br />

machte sich am 19. März 1895 in den neuen Stollen der Wasserzufluß bemerkbar, der<br />

innerhalb von 24 Stunden wiederum seine frühere Stärke erreichte.<br />

In den Monaten März und April 1895 wurden die letzten Verteilleitungen sowie verschiedene<br />

Anschlüsse fertiggestellt und ein neuer, prächtiger Weg von der Soleleitungs-Promenade<br />

bis zum Reservoir angelegt, sodaß die feierliche Eröffnung der Wildenstein-Hochquellen-Leitung<br />

programmgemäß vorgenommen<br />

werden konnte.<br />

Diese fand am 8. Juni 1895 unter großer<br />

Beteiligung der Ämter und Behörden,<br />

sowie der Bevölkerung statt. Die<br />

Übernahme der Anlage gestaltete sich<br />

sehr berührend und verliehen alle Festredner<br />

ihrer Freude über das Zustandekommen<br />

des großen Werkes Ausdruck,<br />

wobei sie dem Altbürgermeister Franz<br />

Koch, sowie seinem Nachfolger Bgm. Georg Gschwandtner, als auch dem unermüdlich tätigen Referenten<br />

GR. Engelbert Schodterer für ihre Leistungen die vollste Anerkennung aussprachen.<br />

Behälteranlage<br />

Am 12. März 1894 begann man mit dem Verteilen der Eisenrohre<br />

auf die Rohrtrasse und am 13. März mit den Grabungsarbeiten in der<br />

Poststraße. Die Rohrlegung wurde derart gefördert, daß mit 1. Juni das<br />

Hauptnetz vollständig fertiggestellt war und nur noch kurze Strecken in<br />

den äußeren Ortsteilen übrig blieben.<br />

„Überfluss” der Wildensteinquelle<br />

Heute gibt es keine Probleme mehr mit der Wassermenge - der „Überfluss” der<br />

Wildensteinquelle begleitet ein kurzes Stück den Wanderweg auf die Katrin.<br />

Für die Fotos, die die Wildensteinquelle heute zeigen, bedanken wir uns ganz<br />

herzlich bei Roland Bartl (Wasserreferent i.R.).

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