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Die Seidenraupenzucht in Kervenheim - im Hause Josef Bente

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Nun stellt der Züchter Reiser von Birken,<br />

Maulbeerbäumen, G<strong>in</strong>ster oder Heidekraut an den<br />

Seiten des Raumes auf. Nach langem<br />

Umherkriechen hat die Raupe e<strong>in</strong>en passenden<br />

Platz gefunden und sp<strong>in</strong>nt aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen<br />

Faden um sich herum die Puppenhülle, den Kokon.<br />

<strong>Die</strong> Rührigkeit der Raupen grenzt an e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Wunder. Während der aktiven Produktionsphase<br />

dreht sie sich ungefähr 60.000 mal um die eigene<br />

Achse und sp<strong>in</strong>nt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en bis zu vier<br />

Kilometer langen Faden e<strong>in</strong>. Der Faden besteht aus<br />

natürlichen Prote<strong>in</strong>en, dies macht die hohe<br />

Geschmeidigkeit und Elastizität re<strong>in</strong>er Seide aus.<br />

E<strong>in</strong> Seidenfaden von 1 Meter Länge kann sich bis<br />

zu 15 cm dehnen ohne zu reißen. Genauso reibungslos<br />

zieht er sich wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e alte Form und<br />

Länge zusammen. Das ist e<strong>in</strong>er der Gründe, warum<br />

re<strong>in</strong>e Seidenstoffe von alle<strong>in</strong> sich an der Luft aushängen<br />

und glätten.<br />

Puppe des Seidensp<strong>in</strong>ners<br />

Eierlegender Seidensp<strong>in</strong>ner<br />

Abb.: Entwicklung der Maulbeerraupe<br />

vom Ei bis zur Sp<strong>in</strong>nreife<br />

Auf se<strong>in</strong>em Grundstück hatte Herr <strong>Bente</strong> 100<br />

Maulbeerbäume. Der allerletzte Maulbeerbaum, <strong>im</strong><br />

Vorgarten des Pfarrhe<strong>im</strong>s gelegen, wurde vor e<strong>in</strong><br />

paar Jahren leider <strong>im</strong> Übereifer der<br />

„Aufräumarbeiten" ohne Wissen der Besitzer<strong>in</strong><br />

gefällt. Bei den Bauarbeiten zur Errichtung des<br />

Pfarrhe<strong>im</strong>s um 1982 hatte „Hanni <strong>Bente</strong>-Otten diesen<br />

Baum... vor der Axt beschützt."<br />

(siehe Geschichtsbrief Nr. 12-1994,<br />

letzter Abschnitt).<br />

Vor über 2000 Jahren gab es <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a schon e<strong>in</strong>e<br />

ausgedehnte Seidenproduktion. <strong>Die</strong> ch<strong>in</strong>esische<br />

Seide wurde auf Karawanenstraßen, den legendären<br />

Seidenstraßen, durch Zentralasien über Byzanz<br />

auch bis <strong>in</strong>s Römische Reich transportiert. <strong>Die</strong><br />

Ch<strong>in</strong>esen hüteten sehr streng das Gehe<strong>im</strong>nis der<br />

<strong>Seidenraupenzucht</strong>. Wer Eier oder Kokons der<br />

Seidenraupe aus Ch<strong>in</strong>a ausführen wollte, dem drohte<br />

die Todesstrafe.<br />

Kartenausschnitt<br />

„<strong>Die</strong> alten Seidenstraßen“<br />

E<strong>in</strong>e Sage erzählt, die <strong>Seidenraupenzucht</strong> sei durch<br />

e<strong>in</strong>e List von Ch<strong>in</strong>a aus zu uns gelangt. Zwei<br />

Mönche schmuggelten die Eier des Seidensp<strong>in</strong>ners<br />

<strong>in</strong> ihren ausgehöhlten Wanderstäben zum Kaiser<br />

Just<strong>in</strong>ian nach Europa (552 n. Chr.). Im gesamten<br />

Mittelmeerraum entstand <strong>in</strong> der Folge e<strong>in</strong>e blühende<br />

Seidenkultur.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Seidenraupenzucht</strong> <strong>im</strong> <strong>Hause</strong> <strong>Bente</strong> währte bis<br />

1945. Der Krieg war zu Ende. Das Militär brauchte<br />

ke<strong>in</strong>e Fallschirme mehr. Letztere Stoffe dienten<br />

e<strong>in</strong>igen Mädchen als Hochzeitskleid.<br />

<strong>Josef</strong> <strong>Bente</strong><br />

* 02.05.1878 <strong>in</strong> Grieth<br />

+ 06.09.1970<br />

Quellen:<br />

Gespräche mit Herrn <strong>Josef</strong> <strong>Bente</strong><br />

und mit Hanni Otten geb. <strong>Bente</strong><br />

Land-Lexikon, Herder<br />

Arbeitskreis Umwelt (Geschenk der Natur)<br />

Foto: „Der letzte Zweig..." 1996, Herr Willi Brauers<br />

Foto/Repro: „Schenkwirthschaft“, Haus <strong>Bente</strong><br />

Bestand Archiv HV<strong>Kervenhe<strong>im</strong></strong>-Kervendonk

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