Das Wappen von Kervenheim - Heimatverein Kervenheim.de
Das Wappen von Kervenheim - Heimatverein Kervenheim.de
Das Wappen von Kervenheim - Heimatverein Kervenheim.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Nr. 38 - 2003 Herausgeber Heimat- und Verschönerungsverein<br />
<strong>Das</strong> <strong>Wappen</strong> <strong>von</strong> <strong>Kervenheim</strong> - „<strong>de</strong>r geflügelte Wid<strong>de</strong>r“<br />
<strong>von</strong> Hans-Peter Schaap<br />
Warum haben die <strong>Kervenheim</strong>er in ihrem <strong>Wappen</strong><br />
einen geflügelten Wid<strong>de</strong>r?<br />
Diese interessante Frage bechäftigt schon seit vielen<br />
Jahrzehnten die <strong>Kervenheim</strong>er Geschichtsforscher. In<br />
diversen Aufsätzen und Nachforschungen versuchte man<br />
diesem bis heute ungelösten Rätsel auf die Spur zu kommen<br />
und brachte das <strong>Kervenheim</strong>er <strong>Wappen</strong>tier immer<br />
wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Villa Geizefurth in Verbindung. Diese<br />
These ist aber bis heute nicht nachweisbar. An<strong>de</strong>re<br />
Nachforschungen sehen einen Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />
Geschlecht <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> Hertefeld, das in seinem <strong>Wappen</strong><br />
einen Hirsch trägt. Die Familie Hertefeld erwarb die<br />
Kervendonker Burg im Jahr 1774. 1<br />
Ein ein<strong>de</strong>utiger Nachweis über die tatsächliche<br />
Herkunft <strong>de</strong>s <strong>Wappen</strong>tieres liegt bis heute nicht vor.<br />
Am 17. Januar 1841 2 erbittet das königliche Münzkabinett<br />
in Berlin <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Bürgermeisterei zu <strong>Kervenheim</strong><br />
Angaben über die noch vorhan<strong>de</strong>nen Petschaften<br />
(Siegelstempel) und über das Stadtwappen. Diese wür<strong>de</strong>n<br />
für eine Arbeit über die Städte <strong>de</strong>r preußischen Monarchie<br />
benötigt. Die Bürgermeisterei <strong>Kervenheim</strong> antwortet am<br />
17. Februar (1841) „... daß keine weiteren authentischen<br />
Mittheilungen in Betreff eines Stadt-<strong>Wappen</strong>s pp zu<br />
machen seien.“ und sen<strong>de</strong>t einen Abdruck <strong>de</strong>s Stadtsiegels<br />
<strong>von</strong> 1791 zurück.<br />
Bürgermeister Janhsen schreibt mit Datum vom 8.<br />
September 1904 3 zum Stadtsiegel:<br />
„Die Stadt <strong>Kervenheim</strong> führt nach <strong>de</strong>m Stadtsiegel <strong>de</strong>s<br />
Jahres 1791 anscheinend das Hertefeldsche <strong>Wappen</strong> was<br />
ja auch natürlich ist, da das Schloß Kervendonk die Stadt<br />
beherrschte.“<br />
(Befestigung-Wälle-Wasser-Kanonen)<br />
Der Hauptlehrer und Heimatforscher Carl Schumacher aus<br />
Winnekendonk berichtet in seinem Schreiben vom<br />
28.12.1925 4 an das Preußische Staatsarchiv in Düsseldorf<br />
u.a., dass sich im Bürgermeisteramt <strong>Kervenheim</strong> zu<br />
Winnekendonk noch ein Stempel mit <strong>de</strong>m Stadtsiegel <strong>von</strong><br />
<strong>Kervenheim</strong> aus <strong>de</strong>m Jahr 1791 befin<strong>de</strong>t. Er beschreibt<br />
das Siegel so:<br />
„. die Abbildung sind ein Schaaf, ein Ziegenbock o<strong>de</strong>r<br />
Hirsch mit Flügeln. Ein Hirsch könnte in Beziehung stehen<br />
zu <strong>de</strong>r Fam. <strong>von</strong> Hertefeld, welche Besitzerin <strong>von</strong><br />
K’heim und Kasteel K’donk .... war“<br />
Abb. Stadt - Siegel <strong>von</strong> 1791<br />
Professor Hupp beschreibt in seiner Arbeit „Deutsche<br />
Ortswappen" das Ortswappen <strong>von</strong> <strong>Kervenheim</strong> so:<br />
„<strong>Kervenheim</strong>: Flecken, 534 Einwohner (1925). <strong>Wappen</strong>:<br />
In Silber eine aufgerichtete, geflügelte, blaue Ziege. So<br />
nach gefälliger Angabe <strong>de</strong>s Herrn Bürgermeisters, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Skizze die Jahreszahl 1440 beischrieb. Letztere bezieht<br />
sich auf die Errichtung einer eigenen Pfarrei. Die Ziege<br />
dürfte eine neuere Erfindung sein, die daran erinnern soll,<br />
daß bereits 840 hier eine karollingische Villa Geizefurt<br />
erwähnt wird."
Abb. <strong>Kervenheim</strong>er <strong>Wappen</strong> in <strong>de</strong>r Beschreibung<br />
„Deutsche Ortswappen“ <strong>von</strong> Professor Hupp<br />
Vermutlich auf eine erneute Anfrage <strong>de</strong>s Winnekendonker<br />
Hauptlehrers i.R. C. Schumacher über das <strong>Kervenheim</strong>er<br />
<strong>Wappen</strong>tier schreibt das Staatsarchiv Düsseldorf am<br />
29.Oktober 1937 folgen<strong>de</strong>n Brief:<br />
Abschrift <strong>de</strong>s Briefes<br />
(Kopie <strong>de</strong>s Originalbriefes im Ortsarchiv)<br />
Staatsarchiv Düsseldorf, <strong>de</strong>n 29.Oktober 1937<br />
ST. U. Nr. 3607, 3608 Prinz Georg Str. 78<br />
Fernruf 32859<br />
Auf die Schreiben vom 28.d.Mts.<br />
-----------------<br />
Ewald, Rhein.Siegel III Tafel 79,9 kennt nur einen<br />
Abdruck <strong>de</strong>s <strong>Kervenheim</strong>er Stadtsiegels <strong>von</strong> 1791 aus <strong>de</strong>r<br />
Sammlung Nettesheim im Heimatmuseum Gel<strong>de</strong>rn. Der<br />
geflügelte Wid<strong>de</strong>r (so Ewald) bzw. die geflügelte Ziege (so<br />
Hupp in Deutsche Ortswappen bzw. v.d. Kaffee-Han<strong>de</strong>ls-<br />
Aktiengesellschaft,H.2 Reg.bez.Düssel-dorf 33) ist dort<br />
schreitend dargestellt, nicht steigend wie in <strong>de</strong>m heutigen<br />
Gemein<strong>de</strong>siegel. Im übrigen ist <strong>de</strong>r Abdruck so un<strong>de</strong>utlich,<br />
daß ich weitere Einzelheiten nicht erkennen konnte.<br />
Die Ziege wird <strong>von</strong> Hupp mit <strong>de</strong>r karolingischen Villa<br />
Geizefurt, in Verbindung gebracht, doch scheint diese<br />
Deutung fraglich. Ein älterer Abdruck <strong>de</strong>s Stadtsiegels hat<br />
sich in unseren Bestän<strong>de</strong>n nicht ermitteln lassen.<br />
In Vertretung<br />
Dr. Classen<br />
Herrn<br />
Hauptlehrer i.R. Schumacher<br />
Winnekendonk<br />
Die Darstellung <strong>de</strong>s <strong>Kervenheim</strong>er<br />
<strong>Wappen</strong>tieres fand sich in gemalter<br />
Form auch auf Wän<strong>de</strong>n in alten<br />
Bauernhäusern<br />
Abbildung etwa 1930/1931:<br />
Eine auf die Wand gemalte Darstellung<br />
im Haus <strong>de</strong>r Fam. Peters, In <strong>de</strong> Weyen,<br />
<strong>Das</strong> Haus wur<strong>de</strong> aufgrund <strong>de</strong>r Autobahnabfahrt<br />
abgerissen.<br />
Am Samstag, <strong>de</strong>n 23. August 1948 erscheint in <strong>de</strong>r<br />
Rheinischen Post ein längerer Artikel über <strong>Wappen</strong> und<br />
Siegel aus <strong>Kervenheim</strong> - Kervendonk. Die erste Überschrift<br />
<strong>de</strong>s Artikels lautet:<br />
Der Ziegenbock mit Flügeln<br />
Originelles <strong>Wappen</strong> <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> <strong>Kervenheim</strong> - Kervendonk<br />
In diesem Artikel wird das <strong>Wappen</strong>tier erneut mit <strong>de</strong>r<br />
„Villa Geizefurt“ in Verbindung gebracht.<br />
In einem weiteren Artikel <strong>de</strong>r Rheinischen Post vom 22.<br />
Januar 1966 wird u.a. erneut über das <strong>Kervenheim</strong>er<br />
<strong>Wappen</strong> berichtet. Anlaß waren die Vorstellung <strong>de</strong>r<br />
„Neuen Siegel und <strong>Wappen</strong> für <strong>Kervenheim</strong>“<br />
Die heutige Darstellung <strong>de</strong>s <strong>Kervenheim</strong>er <strong>Wappen</strong>s<br />
wird im Auftrag <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>rates 1965 vom<br />
Heraldiker Bergmann erstellt und in <strong>de</strong>r Urkun<strong>de</strong><br />
vom 22. April 1965 durch <strong>de</strong>n Innenminister <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s NRW wie folgt festgelegt:<br />
Ausschnitt aus <strong>de</strong>r Urkun<strong>de</strong><br />
Abschrift<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s § 11 Abs. 3 <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ordnung für das Land<br />
Nordrhein-Westfalen vom 28. Oktober 1952 (GS. NW. S.<br />
167/SGV. NW. 2020) genehmige ich, daß die Gemein<strong>de</strong> KER-<br />
VENHEIM, Landkreis Gel<strong>de</strong>rn, ein <strong>Wappen</strong>, ein Siegel und ein<br />
Banner wie in <strong>de</strong>n angehefteten Entwürfen dargestellt, führt:<br />
<strong>Wappen</strong>beschreibung<br />
In Gold (Gelb) ein roter geflügelter Wid<strong>de</strong>r mit einfach<br />
geschweiften Hörnern auf grünem Grund.<br />
Abb. heutige, gültige Darstellung,<br />
wie i.d. Urkun<strong>de</strong> beschrieben.<br />
Die Originalurkun<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>t sich in<br />
<strong>de</strong>r Stadtverwaltung Kevelaer<br />
Die bis heute älteste gefun<strong>de</strong>ne<br />
Darstellung (lei<strong>de</strong>r nicht vollständig)<br />
<strong>de</strong>s geflügelten ??? fin<strong>de</strong>t sich<br />
auf einer Urkun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Akte Nr.<br />
49 im Stadtarchiv Kevelaer. Die<br />
Urkun<strong>de</strong> ist datiert auf 16.04.1777.<br />
Die ersten bei<strong>de</strong>n Jahreszahlen auf<br />
<strong>de</strong>m Abdruck fehlen. die letzen bei<strong>de</strong>n<br />
sind 21<br />
Quellennachweise:<br />
1 Rheinischer Städteatlas <strong>Kervenheim</strong> vom Landschaftsverband<br />
Rheinland ersch. 1995, Bearbeiterin Dr. Margret Wensky<br />
2 Kopie eines Briefes <strong>de</strong>s königlichen Münzkabinetts Berlin vom<br />
17. Januar 1841 (im Ortsarchiv als Kopie vorhan<strong>de</strong>n. Original im<br />
Stadtarchiv Kevelaer)<br />
3 Schreibmaschinennotiz <strong>de</strong>s Bürgermeisters H. Jansen<br />
4 Brief <strong>von</strong> Hauptlehrer C. Schuhmacher vom 28.12.1925 an das<br />
Preußsche Staatsarchiv Düsseldorf u.a. mit <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r<br />
Deutung <strong>de</strong>r Darstellung auf <strong>de</strong>m Stadtsiegel bzw. <strong>Wappen</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Kervenheim</strong><br />
5 „Deutsche Ortswappen“ Verfasser Professor Hupp<br />
Herausgeber:. Kaffee-Han<strong>de</strong>ls-AG (Haag Bremen ca 1930)<br />
Ein Exemplar ist im Kreisarchiv Gel<strong>de</strong>rn vorhan<strong>de</strong>n