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oho #4 - Das Magazin des Fürstentums Liechtenstein

Das neue Liechtenstein-Magazin nimmt sie mit auf eine Entdeckungsreise durch Liechtenstein. In den Rubriken Kultur/Genuss, Natur/Freizeit, Wirtschaft/Bildung sowie Staat/Fürstenhaus gewähren wir Ihnen Einblick in die kleinen und grossen Geschichten des Mikrokosmos Liechtenstein. Der Themenschwerpunkt in dieser Ausgabe ist das Thema Bildung im Fürstentum Liechtenstein.

Das neue Liechtenstein-Magazin nimmt sie mit auf eine Entdeckungsreise durch Liechtenstein. In den Rubriken Kultur/Genuss, Natur/Freizeit, Wirtschaft/Bildung sowie Staat/Fürstenhaus gewähren wir Ihnen Einblick in die kleinen und grossen Geschichten des Mikrokosmos Liechtenstein. Der Themenschwerpunkt in dieser Ausgabe ist das Thema Bildung im Fürstentum Liechtenstein.

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<strong>oho</strong><strong>#4</strong><br />

Sabrina Vogt veröffentlichte vor zwei Jahren ein Buch<br />

über <strong>Liechtenstein</strong>er Sagen. Dabei stand für die Balznerin<br />

nicht die Sprache im Vordergrund, sondern die Herausforderung,<br />

Elemente aus dem Erzählerischen in eine schriftliche<br />

Form zu überführen.<br />

Text: Joël Grandchamp · Foto: Roland Korner<br />

Je<strong>des</strong> Schulkind hat während seiner Schulzeit<br />

Lieblingsfächer und Fächer, die es lieber aus<br />

dem Stundenplan streichen würde. Was waren<br />

Ihre und wieso?<br />

Sabrina Vogt: In der Primarschule gefielen mir<br />

alle Fächer. Am liebsten mochte ich Leseabenteuer<br />

und Werkstätten zu verschiedenen Themen. Im<br />

Gymnasium stellte ich fest, dass ich kein grosses<br />

Talent in den naturwissenschaftlichen Fächern<br />

aufwies, somit schaffte es Mathe nie zu meinem<br />

Lieblingsfach. Geschichte, Wirtschaft und Biologie<br />

haben mir stets Spass gemacht – Sprachen<br />

auch, da fehlte aber manchmal meine Disziplin.<br />

Woher kam bei Ihnen der Wunsch, ein eigenes<br />

Buch zu schreiben?<br />

Ich hatte eigentlich nie den Wunsch, ein eigenes<br />

Buch zu schreiben – ich wollte jedoch schon immer<br />

mal ein eigenes Buch gestalten (lacht). Mit meinem<br />

Buch will ich unsere Erzählkultur ein Stück weit<br />

aufleben lassen. Ich komme aus der Gestaltung und<br />

so war es für mich naheliegend, dem Leser dies mithilfe<br />

von Gestaltung begreiflich zu machen. <strong>Das</strong><br />

Buch hat sich aus dem Versuch entwickelt, dieses<br />

Problem gestalterisch zu lösen. Natürlich musste<br />

ich für mein Buch auch Texte schreiben, diese stehen<br />

jedoch nicht im Vordergrund. Die Texte transportieren<br />

die Geschichte, die Gestaltung jedoch<br />

haucht ihr Leben ein. Somit war das Schreiben<br />

für mich mehr ein Mittel zum Zweck.<br />

Wieso haben Sie sich dafür ausgerechnet die<br />

Erzählkultur ausgesucht?<br />

Mir wurden Geschichten früher oft nicht vorgelesen,<br />

sondern bei uns in der Familie wurden viele<br />

Geschichten erzählt. Meine Grosseltern waren<br />

sehr gute Erzähler und ich habe ihnen stets gerne<br />

zugehört. Als ich älter wurde, fiel mir dann auf,<br />

dass das Erzählen keinen sehr grossen Stellenwert<br />

mehr besitzt – vor allem die mündlich weitergegebenen<br />

Sagen leiden darunter. Zwar gibt es<br />

gute Vorleser, das wirkt jedoch für mich oft platt,<br />

weil dabei häufig Gestik und Mimik untergehen.<br />

Es war mir daher ein grosses Anliegen, den Leuten<br />

zu zeigen, dass man Geschichten auch erzählen<br />

kann. Sind wir doch ehrlich, was gibt es<br />

Spannenderes als eine mystische Sage, erzählt<br />

im jeweils originalen und urchigen Dialekt?<br />

Wieso haben Sie für Ihr Projekt ausgerechnet<br />

ein Sagenbuch ausgewählt? Um das Erzählen<br />

zu fördern, wäre auch etwas anderes möglich<br />

gewesen.<br />

Sagen sind unglaublich wichtig für unsere Erzählkultur.<br />

Früher konnten viele Leute in <strong>Liechtenstein</strong><br />

weder lesen noch schreiben, <strong>des</strong>halb hat<br />

man sich Geschichten erzählt. Sagen haben einen<br />

gewissen Halt im Leben gegeben und aufgezeigt,<br />

welche Regeln in der Gesellschaft wichtig sind.<br />

Dazu kommt, dass ich nicht nur gerne zuhöre,<br />

sondern ich grusle mich auch gerne. Sagen haben<br />

meistens einen Bösewicht oder ein unheimliches<br />

Wesen, vor dem man sich noch nächtelang fürchten<br />

konnte. Ich bin zwar in einer modernen Zeit<br />

aufgewachsen, aber Sagen haben mich immer<br />

sehr fasziniert. Ich hatte stets im Hinterkopf:<br />

«<strong>Das</strong> ist wie in der Geschichte <strong>des</strong> Nachtvolks,<br />

vielleicht sollte ich das besser nicht machen.» Ich<br />

konnte nie verstehen, wenn dann jemand gefragt<br />

hat, was das Nachtvolk ist. Ich musste dann denjenigen<br />

sofort aufklären. Es war für mich also ein<br />

Herzensprojekt, auch weil es mir wehtat, dass<br />

niemand mehr diese Geschichten kennt. Es ging<br />

aber nicht nur darum, dass die Sagen verloren<br />

gehen, sondern dass sie vielleicht sogar aufleben<br />

und sich weiterentwickeln können.<br />

Wie haben Sie das Dilemma gelöst, dass die<br />

Sagen auch im Buch lebendig bleiben?<br />

Erzählen lebt davon, spontan zu sein und neue<br />

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