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Z - DAS ZOAR-MAGAZIN Ausgabe 2 2017

Hauszeitschrift des Evangelischen Diakoniewerks Zoar

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<strong>DAS</strong> <strong>ZOAR</strong>-<br />

<strong>MAGAZIN</strong><br />

<strong>Ausgabe</strong> 2 | <strong>2017</strong><br />

Von Kusel nach Heidesheim:<br />

2. Zoar-Radtour<br />

CAP-Markt:<br />

Neueröffnung in Brücken<br />

Diakonie-Projekt:<br />

Türen für mehr soziale<br />

Gerechtigkeit


Inhalt<br />

36. Deutscher Evangelischer Kirchentag<br />

Berlin – Wittenberg<br />

Ein Kommentar von Alexandra Koch 44<br />

Martin Luther (1483-1546)<br />

Sein Leben und Wirken 46<br />

Grußwort 3<br />

Eröffnung des CAP-Markts in Brücken<br />

Zoar steigt in ein neues Betätigungsfeld ein 7<br />

Interview mit Direktorin Martina Leib-Herr<br />

Antworten auf Fragen zum geplanten Hospiz<br />

in Rockenhausen 12<br />

Rheinpfalz-Sommerredaktion<br />

Direktorin Martina Leib-Herr im Interview 16<br />

Serie: Ehrenamtliche Arbeit bei Zoar<br />

Klaus und Nathalie Schmeichel liegen die<br />

Menschen am Herzen 17<br />

Einweihung: Neuer Zoar-Standort in Bad Kreuznach<br />

Wohnortnahe, ambulante Angebote und<br />

Soziotherapie 20<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />

„BusinessBike“<br />

Durchstarten mit einem geleasten Fahrrad<br />

oder E-Bike 24<br />

Porträt: Christa Schönherr<br />

Wohlbefinden dank „sehender Hände“ 26<br />

In neuer Funktion: Elke Bäcker<br />

Neue Einrichtungsleiterin im Alten- und Pflegeheim<br />

Bürgerhospital Kaiserslautern 28<br />

Wege auf den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

Matthias Pilger: ein anerkannter Mitarbeiter<br />

im Team der Mainzer Stadtwerke 32<br />

Energiemanagementsystem: Einführung und<br />

Zertifizierung<br />

Kostenersparnis und Umweltschutz 37<br />

500. Jahrestag der Reformation<br />

Bundesweite, diakonische Mitmachaktion:<br />

Türen für mehr soziale Gerechtigkeit 40<br />

In neuer Funktion: Iris Frey-Gingel,<br />

Dr. Claudia Mitulla und Timo Klein<br />

Verantwortung in neuen Aufgabenbereichen 49<br />

Zertifikatslehrgang „Fachhelfer/in<br />

in Sozialeinrichtungen (IHK)<br />

Qualifizierung für den weiteren Bildungsund<br />

Berufsweg 55<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />

Zoar-Gesundheitstag<br />

Ernährung und Bewegung 58<br />

Porträt: Janosch Weber<br />

Berufliche Erfüllung im Dienst am Menschen 62<br />

Angebot des Missionarisch-Ökumenischen Dienstes<br />

der Evangelischen Kirche der Pfalz (MÖD)<br />

Pilgern heißt die Seele laufen lassen<br />

2. Zoar-Radtour von Kusel nach Heidesheim<br />

140 Kilometer unter dem Motto<br />

„Gemeinsam viel bewegen“ 68<br />

Inkelthalerhof, Rockenhausen: Sommerfest und<br />

Amtseinführung von Pfarrer Jochen Walker<br />

Buntes Programm in einem festlichen Rahmen 76<br />

Ankündigung<br />

50 Jahre Zoar-Werkstätten Rockenhausen<br />

Das Programm an drei Jubiläumstagen 80<br />

Firmenlauf B2RUN in Kaiserslautern<br />

Zoar mit geballter Frauenpower am Start 81<br />

Ankündigung<br />

6. Zoar-Ehrenamtstag<br />

Biografie-Orientierung ist Erinnerungsarbeit 84<br />

Spende erwünscht<br />

Ein Massagesessel zum Einsatz im Bereich<br />

der Altenhilfe 85<br />

Impressum 87<br />

2 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Grußwort<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser!<br />

Peter Kaiser<br />

Vorstandssprecher<br />

Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />

Martina Leib-Herr<br />

Vorstand<br />

Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />

Gemeinsam viel bewegen;<br />

das ist unser aller Motto.<br />

Wir möchten eine Zoar-<br />

Gemeinschaft, die sich zusammengehörig<br />

fühlt. Und daher sorgen wir<br />

für viele schöne Gemeinschaftserlebnisse.<br />

Eins davon ist unsere<br />

traditionelle Zoar-Radtour, die in<br />

zweiter Auflage vor kurzem mit großem<br />

Erfolg stattgefunden hat. Rund<br />

80 Teilnehmer haben sich daran beteiligt;<br />

Mitarbeiter, Bewohner, Klienten<br />

und externe Gäste. Gemeinsam<br />

sind wir 140 Kilometer an zwei Tagen<br />

geradelt – von Kusel nach Heidesheim.<br />

Zufrieden, glücklich und<br />

„heil“ sind alle Radler ins Ziel gekommen.<br />

Dies befand sich auf dem<br />

Gelände des Zoar – Rheinhessischen<br />

Diakoniezentrums Heidesheim, wo<br />

die Ankunft der Radler in das dortige<br />

Sommerfest eingebunden war.<br />

Dieser herzliche Empfang von klatschenden<br />

und jubelnden Gästen<br />

war ein erhebendes Gefühl und<br />

schweißte in der Gemeinschaft<br />

nochmals zusammen. Erfolge feiern,<br />

Feste begehen, Jubiläen herausstellen<br />

– all das ist genauso wichtig, wie<br />

das gemeinsame Arbeiten und Realisieren<br />

von Projekten.<br />

Feste stärken das Miteinander<br />

Jede Zoar-Einrichtung an den insgesamt<br />

14 Standorten feiert mindestens<br />

einmal im Jahr ein Fest; hinzukommen<br />

die Neujahrsempfänge<br />

und die Feiern zu einem Jubiläum.<br />

Fast jedes Fest wird mit einem<br />

Eröffnungsgottesdienst begangen.<br />

Das ist Tradition. Es freut uns besonders,<br />

dass diese Haus- und Einrichtungsfeste<br />

immer gut besucht sind.<br />

Die Einladungen dazu werden von<br />

den Angehörigen sowie von örtlichen<br />

Stadt- und Gemeindevertretern<br />

rege angenommen. Auf diese<br />

Weise pflegen wir unsere Netzwerke<br />

vor Ort.<br />

Bei der Ausgestaltung der Feste geben<br />

sich die Mitarbeiter immer sehr<br />

viel Mühe. Jede dieser Veranstaltungen<br />

steht unter einem bestimmten<br />

Motto. So haben wir zum Beispiel in<br />

der Wohnanlage Alsenz ein Frühlingsfest<br />

gefeiert. In der Wohnanlage<br />

Winnweiler kamen alle Besucher<br />

zu einem Bauernmarkt mit buntem<br />

Markttreiben zusammen. Ein Streichelzoo,<br />

zu dem auch ein Hausschwein<br />

gehörte, war der Höhepunkt<br />

dieses Festes. Im Zoar – Alten- und<br />

Pflegeheim Kusel hieß es in diesem<br />

Jahr „Bella Italia“. Das Land, in dem<br />

„die Zitronen blühen“, stand Pate<br />

für Dekoration und Unterhaltung<br />

sowie für Essen und Trinken. Und<br />

auch im Zoar – Alten- und Pflegeheim<br />

Bürgerhospital ging es beim<br />

Grillfest gesellig zu.<br />

Gäste bringen Abwechslung<br />

Besonders auch die Bewohner freuen<br />

sich über ein „volles Hause“. Andere<br />

Gesichter zu sehen ist ihnen<br />

nicht nur eine Freude, sondern dient<br />

der Abwechslung und hilft dabei,<br />

auf andere Gedanken zu kommen<br />

und Krankheit und Alter für eine<br />

Weile zu vergessen. Dieses Ziel verfolgen<br />

auch die Besuche der Rotarier<br />

(Rotary Club Rockenhausen) und<br />

Rotaracter (Rotary-Jugendorganisation)<br />

in den Zoar-Wohnanlagen im<br />

Donnersbergkreis. Zweimal im Jahr<br />

(Sommer und Winter) besuchen sie<br />

die dort wohnenden Senioren, um<br />

mit ihnen zu singen und Geschichten<br />

vorzulesen. Dabei geht es um<br />

ein beidseitiges Kennenlernen, und<br />

so beteiligen sich auch manche Bewohner<br />

aktiv, in dem sie Gedichte<br />

rezitieren und Anekdoten von früher<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

3


Grußwort<br />

erzählen. Für dieses Engagement der<br />

Rotarier sind wir mehr als dankbar<br />

und möchten daher an dieser Stelle<br />

ganz ausdrücklich DANKE sagen. Im<br />

Jahreslauf geht es nun weiter mit<br />

Zoar-Festen; da war zum Beispiel<br />

das Sommerfest auf dem Inkelthalerhof<br />

in Rockenhausen mit<br />

der Band „Final Mask“. Es folgen die<br />

Sommerfeste der Zoar-Wohnanlage<br />

und der Werkstätten in Kaiserslautern,<br />

des Hauses „Wohnen am Ebertpark“<br />

in Ludwigshafen sowie das<br />

Hausfest der Seniorenresidenz in<br />

Kirchheimbolanden und der Herbstmarkt<br />

des Zoar-Werkhauses in Alzey.<br />

Angebotsvielfalt wächst stetig<br />

Weitere feierliche Anlässe, die gebührend<br />

gefeiert werden, sind<br />

Einweihungen beziehungsweise<br />

Eröffnungen von neuen Zoar-Einrichtungen,<br />

-Häusern, -Büros und<br />

-Angeboten. So wurde zum Beispiel<br />

kürzlich ein Büro für Ambulante<br />

Angebote in Bad Kreuznach eröffnet.<br />

Auf diese Weise wird man der<br />

wachsenden Anzahl zu betreuender<br />

Menschen in und um Bad Kreuznach<br />

gerecht. Durch kürzere Wege steigt<br />

die Qualität der Betreuung, die von<br />

mittlerweile über 400 Klienten in<br />

den Bereichen Eingliederungshilfe,<br />

Jugendhilfe und Soziotherapie in<br />

Anspruch genommen wird. Außerdem<br />

stehen in diesem Jahr noch<br />

zwei feierliche „Meilensteine“ an:<br />

die Einweihung des Wohnprojekts<br />

„Service-Wohnen am Torbogen“ in<br />

Kirchheimbolanden und der Spatenstich<br />

beim geplanten stationären<br />

Hospiz (das Interview mit Direktorin<br />

Martina Leib-Herr zum Thema lesen<br />

Sie in dieser Magazin-<strong>Ausgabe</strong>) in<br />

Rockenhausen. Beide Projekte tragen<br />

zur stetig wachsenden Angebotsvielfalt<br />

des Diakoniewerks Zoar<br />

bei. Die Bauvoranfrage zur Errichtung<br />

des Hospizes wurde positiv<br />

beschieden. Der Grunderwerb ist<br />

aktuell im Gang. Nun beginnt die<br />

Detailplanung, um in Kürze Skizze<br />

und Modell des Hospizes, geplant in<br />

der sogenannten „grünen Oase“ mitten<br />

in Rockenhausen, präsentieren zu<br />

können. Die zu erwartende Bauzeit<br />

beziffern wir auf rund ein Jahr.<br />

Wir setzen auf Wachstum<br />

So geht es stetig voran. Nicht Stillstand,<br />

sondern Wachstum haben<br />

wir uns auf die Fahne geschrieben.<br />

Mutig möchten wir voranschreiten<br />

und die Mitarbeiter mitnehmen auf<br />

diesem Weg. In Brücken zum Beispiel<br />

haben wir uns an ein ganz neues<br />

Geschäftsfeld herangewagt: den<br />

Lebensmittelhandel. Unter der Trägerschaft<br />

der Rockenhausener Beschäftigungsgesellschaft<br />

(RBG) ist<br />

der dortige CAP-Markt (den Bericht<br />

zum Thema lesen Sie in dieser Magazin-<strong>Ausgabe</strong>)<br />

zur Freude der Brücker<br />

Bürger neu eröffnet worden. Sie<br />

können nun wieder Lebensmittel<br />

und Getränke direkt im Ort kaufen.<br />

Und damit sind nicht nur Grundnahrungsmittel<br />

gemeint, sondern ein<br />

ganzes Vollsortiment auf einer modernisierten<br />

Verkaufsfläche von 430<br />

Quadratmetern. In Brücken sind wir<br />

stark vertreten; nicht nur über den<br />

hier erwähnten CAP-Markt, sondern<br />

auch über die ambulanten Pflegeund<br />

Betreuungsangebote der Ökumenischen<br />

Sozialstation Brücken,<br />

Es grüßen Sie herzlichst<br />

Peter Kaiser<br />

Vorstandssprecher<br />

Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />

die wir gemeinsam mit der Sozialstation<br />

Brücken e.V. betreiben. Zu<br />

verdanken ist dies auch dem herausragenden<br />

Engagement des Brücker<br />

Bürgermeisters Pius Klein. Brücken<br />

kann schon heute als Vorbild für eine<br />

funktionierende Quartiersentwicklung<br />

angesehen werden, so wie wir<br />

sie in weiteren Städten (Kaiserslautern,<br />

Oppenheim, Eisenberg, Neustadt<br />

an der Weinstraße) anstreben.<br />

Für all diese Bestrebungen benötigen<br />

wir motivierte Mitarbeiter. Fachkräfte<br />

werden immer und überall<br />

gesucht; auch Ehrenamtliche, vor<br />

allem im Zuge der Gründung eines<br />

Hospizes. Allen möchten wir eine<br />

starke Gemeinschaft bieten. Niemand<br />

soll sich allein gelassen fühlen.<br />

Wir bieten fachliche Weiterbildungen<br />

und ein Betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement sowie die<br />

Sicherheit eines großen, diakonischen<br />

Trägers. Dafür stehen auch<br />

unsere Mitarbeitervertretungen an<br />

allen Standorten. Nach den Wahlen<br />

und der Neukonzipierung der Gremien<br />

wünschen wir allen Mitgliedern<br />

viel Erfolg bei ihrer verantwortungsvollen<br />

Arbeit.<br />

Den im Amt bestätigten Vorsitzenden<br />

der Gesamtmitarbeitervertretung,<br />

Jörg König, beglückwünschen<br />

wir herzlich. Unser Ziel ist eine weitere<br />

konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Martina Leib-Herr<br />

Vorstand<br />

Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />

4 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Grußwort<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Gemeinsam viel bewegen. Das ist unser Motto. Alle sollen mitmachen und sich als ein<br />

Team fühlen. Dafür sorgen viele schöne Aktionen. Die erleben wir gemeinsam. Vor<br />

kurzem hat unsere 2. Zoar-Rad-Tour stattgefunden. Daran haben 80 Fahrrad-Fahrer<br />

teilgenommen. Gemeinsam sind wir an 2 Tagen 140 Kilometer geradelt. Wir sind von<br />

Kusel nach Heidesheim gefahren. Dort sind wir herzlich empfangen worden. Es war<br />

da gerade Sommer-Fest. Die Gäste haben geklatscht und gejubelt. Es war ein schönes<br />

Erlebnis innerhalb der Zoar-Gemeinschaft. Jede Zoar-Einrichtung feiert mindestens<br />

einmal im Jahr ein Fest. Fast jedes Fest wird mit einem Gottes-Dienst eröffnet. Es<br />

kommen immer viele Gäste zu den Festen. So pflegen wir Freund-Schaften vor Ort.<br />

Wenn ein Fest gefeiert wird, geben sich die Mitarbeiter immer viel Mühe, es schön zu<br />

gestalten. Dafür stellen sie das Fest unter ein Motto.<br />

So haben wir zum Beispiel in der Wohn-Anlage Alsenz ein Frühlings-Fest gefeiert.<br />

In der Wohn-Anlage Winnweiler kamen alle Besucher zu einem Bauern-Markt mit<br />

buntem Markt-Treiben zusammen. Im Zoar – Alten- und Pflege-Heim Kusel hieß es in<br />

diesem Jahr „Bella Italia“. Und auch im Zoar – Alten- und Pflege-Heim Bürger-Hospital<br />

ging es beim Grill-Fest gesellig zu. Weitere Zoar-Feste fanden statt, zum Beispiel das<br />

Sommer-Fest auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen. Es folgen die Sommer-Feste<br />

der Zoar-Wohn-Anlage und der Werk-Stätten in Kaiserslautern, des Hauses „Wohnen<br />

am Ebertpark“ in Ludwigshafen sowie das Haus-Fest der Senioren-Residenz in Kirchheimbolanden<br />

und der Herbst-Markt des Zoar-Werk-Hauses in Alzey. Im Laufe des<br />

Jahres kommen viele Gäste in unsere Einrichtungen. Dazu gehören auch die Rotarier.<br />

Das ist ein Club wichtiger Personen. Diese Clubs gibt es in vielen Städten. In den Clubs<br />

gibt es auch junge Menschen. Sie heißen Rotaracter. Der Rotary Club Rockenhausen<br />

besucht zweimal im Jahr die Senioren in den Zoar-Wohn-Anlagen im Donnersbergkreis.<br />

Dann wird gesungen und vorgelesen. Manche Bewohner tragen Gedichte vor<br />

und erzählen von früher. Zoar bedankt sich dafür, dass die Rotarier das machen.<br />

Gefeiert werden auch Einweihungen von neuen Zoar-Einrichtungen. So wurde<br />

kürzlich ein Büro für Ambulante Angebote in Bad Kreuznach eröffnet. Insgesamt<br />

werden über 400 Klienten in den Bereichen Eingliederungs-Hilfe, Jugend-Hilfe und<br />

Sozio-Therapie bei Zoar ambulant betreut. Die Sozio-Therapie soll kranken Menschen<br />

helfen, die Therapie selbstständig und mit der nötigen Einsicht zu machen.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong> 5


Grußwort<br />

Was ist noch los bei Zoar? Dieses Jahr wird noch ein Wohn-Projekt für Senioren in<br />

Kirchheimbolanden eingeweiht. Es heißt „Service-Wohnen am Torbogen“. Außerdem<br />

ist in Rockenhausen ein Hospiz für schwerkranke und sterbende Menschen<br />

geplant. Der Spaten-Stich (das ist der offizielle Beginn für den Bau) soll noch dieses<br />

Jahr gemacht werden. Dann wird es ungefähr ein Jahr dauern bis das Hospiz steht.<br />

In Brücken hat Zoar auch etwas gemacht. Der CAP-Markt ist ein Lebensmittel-<br />

Geschäft. Er wurde wieder eröffnet. Darüber freuen sich in Brücken alle Bürger.<br />

Geführt wird der CAP-Markt unter der Träger-Schaft der Rockenhausener Beschäftigungs-Gesellschaft<br />

(RBG). In Brücken sind wir stark vertreten. Da sind zum einen<br />

der neue CAP-Markt und zum anderen die Ökumenische Sozialstation Brücken. Für<br />

alle diese Aktionen brauchen wir gute Mitarbeiter mit Motivation. Die Mitarbeiter-<br />

Vertretungen an den Stand-Orten sind neu gewählt worden. Allen Mitgliedern<br />

wünschen wir viel Erfolg. Vorsitzender der Gesamt-Mitarbeiter-Vertretung ist Jörg<br />

König. Wir beglückwünschen ihn und wünschen uns eine gute Zusammen-Arbeit.<br />

Es grüßen Sie ganz herzlich<br />

Peter Kaiser<br />

Vorstandssprecher<br />

Martina Leib-Herr<br />

Vorstand<br />

6 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Eröffnung<br />

Eröffnung CAP-Markt Brücken – Zoar steigt in ein neues Betätigungsfeld ein<br />

Der Markt lebt mit den<br />

Bürgern des Ortes<br />

Die Brücker Bürger sind glücklich, denn sie können in ihrem Ort wieder Lebensmittel und<br />

Getränke kaufen. Und damit sind nicht nur Grundnahrungsmittel gemeint, sondern ein ganzes<br />

Vollsortiment auf einer modernisierten Verkaufsfläche von 430 Quadratmetern. Dieser Freude<br />

wurde beim Brücker Aktionstag Ende April, der vom örtlichen Gewerbeverein und der<br />

Vereinsgemeinschaft durchgeführt wurde, Ausdruck verliehen.<br />

Nun ist der CAP-Markt mit<br />

einem Sortiment von<br />

rund 8.000 Produkten<br />

seit ein paar Wochen in der Ortsmitte<br />

von Brücken (Hauptstraße 40)<br />

„am Netz“. Grund genug, um nachzufragen,<br />

wie es im täglichen Arbeitsalltag<br />

so läuft. Torsten Walter,<br />

Prokurist des Inklusionsbetriebs<br />

Rockenhausener Beschäftigungsgesellschaft<br />

(RBG), zu der auch der<br />

CAP-Markt in Brücken gehört, bezeichnet<br />

die Umsätze als planmäßig.<br />

Freitag und Samstag seien die<br />

umsatzstärksten Tage, montags<br />

verlaufe das Geschäft ruhig. Die<br />

Produktpalette sei im Zuge der ersten<br />

Kundenreaktionen bereits angepasst<br />

worden. Die Produkt-Erstausstattung<br />

beruhe auf einer<br />

„Edeka“-Liste, die bei Neueröffnungen<br />

standardgemäß vorgehalten<br />

werde. „Wir reagieren auf jeden<br />

Kundenwunsch“, sagt Marktleiter<br />

René Happe.<br />

„Möchte jemand zum<br />

Beispiel Perlgraupen,<br />

dann bekommt er sie<br />

auch.“ Auch regionale<br />

Spezialitäten, wie die<br />

„Brigger“-Wurst, seien<br />

bereits ins Sortiment<br />

aufgenommen<br />

worden. „Das sind fünf bis sechs<br />

Artikel eines lokalen Lieferanten, die<br />

besonders als Grillgut beliebst sind“,<br />

so Happe, der den Kundenservice<br />

sehr ernst nimmt. „Unser Markt lebt<br />

mit den Bürgern des Ortes.“<br />

Inklusionsbetrieb CAP-Markt<br />

Der Inklusionsbetrieb Rockenhausener<br />

Beschäftigungsgesellschaft (RBG)<br />

ist eine Tochtergesellschaft des Evangelischen<br />

Diakoniewerks Zoar. Da<br />

auch der CAP-Markt als Inklusionsbetrieb<br />

geführt wird, bildet die RBG das<br />

Firmendach. Auf diese Weise sollen<br />

Synergien genutzt werden. Inklusionsbetriebe<br />

arbeiten markt- und<br />

wirtschaftsorientiert und sind Teil<br />

des allgemeinen Arbeitsmarkts. Beim<br />

CAP-Markt wird der Anteil der Mitarbeiter<br />

mit einer Beeinträchtigung bei<br />

vierzig Prozent liegen. Dies sieht der<br />

Franchise-Geber, die Genossenschaft<br />

der Werkstätten Süd (GDW) mit Sitz<br />

Das CAP-Markt Team zur Eröffnung des CAP-Markts in Brücken: (v.l.n.r.)<br />

René Happe, Anke Weis, Heike Eckfelder, Manuela Huber, Florian<br />

Trumm, Sandy Gaupp, Martina Herrmann und Dominic Koch-Pollak<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

7


Eröffnung<br />

Große Freude über die Eröffnung des<br />

CAP-Markts: (v.l.n.r.) Katrin Holzhauser mit<br />

ihren Töchtern Marie (4) und Emma (2).<br />

Nun liegt die Einkaufsmöglichkeit wieder<br />

auf dem Weg zum Kindergarten.<br />

(v.l.n.r.) Pius Klein,<br />

René Happe und<br />

Torsten Walter<br />

Sandra Zittel und Ingrid Weber (rechts)<br />

beim Einkaufen im CAP-Markt<br />

Auch bei den jungen<br />

Einwohnern Brückens ist<br />

der CAP-Markt beliebt.<br />

Sie kaufen dort vor allem<br />

Süßigkeiten und<br />

Getränke: (v.l.n.r.) Mogli<br />

Weiß, Benjamin Köhl<br />

und Tj Weiß.<br />

Auch Pius Klein, Bürgermeister von Brücken,<br />

kauft gern im CAP-Markt ein.<br />

Besuch aus Alzey; mehrere Bewohner des Zoar-<br />

Wohnhauses „Wohnen in der Frankenstraße“<br />

in Alzey kamen, um bei der Eröffnung<br />

des CAP-Markts dabei zu sein: (v.l.n.r.) Monika<br />

Eschenfelder, Marion Luitjens, Sandra Zittel,<br />

Christian Lahr, Frank Geist, Marcel Schickiera,<br />

Ingrid Weber und Philip Theobald.<br />

8 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Eröffnung<br />

in Stuttgart, so vor. Im<br />

Markt sind fünf Voll- und<br />

fünf Teilzeitarbeitskräfte<br />

beschäftigt. „Momentan<br />

spielen sich Abläufe und<br />

somit das reguläre Geschäft<br />

gerade ein“, berichtet<br />

Torsten Walter, der in<br />

der Umbau- und Vorbereitungsphase<br />

stark eingebunden<br />

war und auch<br />

heute noch mindestens<br />

einmal in der Woche zu<br />

Terminen bezüglich des CAP-Markts<br />

nach Brücken fährt. Neu ist vieles;<br />

auch für Zoar.<br />

Umsetzung im Zeit- und<br />

Kostenrahmen<br />

Für das Evangelische Diakoniewerk<br />

ist der Lebensmittelhandel ein neues<br />

Betätigungsfeld in der Arbeit mit<br />

Menschen mit Beeinträchtigung. Bis<br />

Ende 2016 war die Lebenshilfe Kusel<br />

Betreiber des CAP-Markts in Brücken.<br />

Zoar hat das Lebensmittelgeschäft<br />

zum 01.01.<strong>2017</strong> übernommen<br />

und im Anschluss mit den<br />

Umbau- und Sanierungsarbeiten<br />

begonnen. „Wir haben alles neu eingebaut,<br />

zum Beispiel Warenregale,<br />

Kühltruhen und das Kassensystem“,<br />

berichtet Torsten Walter. „Auch die<br />

Außenfassade und das Flachdach<br />

sind erneuert und modernisiert worden.“<br />

All das geschah im geplanten<br />

Zeit- und Kostenrahmen. Investiert<br />

wurden insgesamt rund 750.000<br />

Euro. Die Umbauphase dauerte<br />

knapp vier Monate. In dieser Zeit<br />

war die im Markt befindliche Metzgerei<br />

„Braun“ aus Konken bis auf<br />

wenige Tage immer geöffnet. „Uns<br />

war es wichtig, dass die Kunden in<br />

der Übergangszeit nur wenige Einschränkungen<br />

und Unannehmlichkeiten<br />

in Kauf nehmen müssen“, so<br />

Walter. Das Konzept scheint aufgegangen<br />

zu sein. Von einer Kundenabwanderung<br />

über die Zeit der Umbaumaßnahmen<br />

hinaus kann keine<br />

Rede sein. Im Gegenteil, so weiß es<br />

der Brücker Bürgermeister Pius<br />

Klein: „Hier kaufen junge und alte<br />

Menschen ein“. Für den Ort sei es<br />

eine unverzichtbare, infrastrukturelle<br />

Aufwertung. „Ich habe schon so<br />

viele Einwohner getroffen, die sich<br />

tausendmal für die Erhaltung des<br />

Lebensmittelmarkts im Ort bedankt<br />

haben.“ Diesen Dank gibt Pius Klein<br />

ganz bewusst weiter an das Evangelische<br />

Diakoniewerk Zoar als neuen<br />

Träger des CAP-Markts.<br />

Brücken:<br />

Ein Ort hält zusammen<br />

Bürgermeister Pius Klein unterstützte<br />

das Projekt der Neueröffnung des<br />

CAP-Markts in Brücken von Anfang<br />

an; mehr noch, er zeigte starkes, persönliches<br />

Engagement und bündelte<br />

bürgerschaftliche Interessen. Warum?<br />

„Jedes Geschäft im Ort erhöht<br />

die Attraktivität der Gemeinde, denn<br />

vielfältige infrastrukturelle Angebote<br />

sind ein wichtiger Faktor für Wohnund<br />

Lebensqualität“, beantwortet<br />

Bürgermeister Pius Klein die Frage.<br />

Und mehr: „Wir möchten als Dorf in<br />

einer liebenswerten Landschaft auch<br />

in Zukunft für Einwohner und Neu-<br />

Hinzuziehende attraktiv bleiben“.<br />

Daher sei es als besonders positiv zu<br />

bewerten, dass sich die Ansammlung<br />

Zoar-Pfarrer Jochen Walker<br />

(links) eröffnet den CAP-<br />

Markt mit einer kurzen<br />

Andacht; neben ihm die<br />

Bürgermeisterin von Kusel,<br />

Ulrike Nagel, sowie<br />

Dr. Baldur Melchior, stellvertretender<br />

Verwaltungsratsvorsitzender<br />

des<br />

Evangelischen<br />

Diakoniewerks<br />

Zoar.<br />

von Geschäften in<br />

der Ortsmitte dem<br />

Kunden als „kleines“<br />

Einkaufszentrum<br />

präsentiere: CAP-<br />

Markt, Metzgerei<br />

„Braun“ und Bäckerei „Müller“, Bäckerei<br />

„Becker“, Brücken-Apotheke<br />

„Heusler“, „Ihr Frisör Engel“ sowie<br />

Post und Schreibwaren „Lang“. „Um<br />

alles Notwendige zu bekommen,<br />

müssen die Einwohner keine weiten<br />

Wege machen.“<br />

Auch Katharina Braun, die Geschäftsführerin<br />

der Peter Braun Fleisch &<br />

Wurst GmbH & Co. KG, weiß nur<br />

Positives zu berichten. „Wir von der<br />

Metzgerei im Markt können sagen,<br />

dass die Kundschaft den neuen CAP-<br />

Markt angenommen hat. Der Laden<br />

ist hell und übersichtlich.“ Katharina<br />

Braun fügt außerdem hinzu: „Die<br />

Umbauphase war zwar nicht ganz<br />

leicht, auch weil es zum Teil laut war,<br />

aber ich kann sagen, dass wir keine<br />

Kunden verloren haben; im Gegenteil,<br />

wir haben nach der Neueröffnung<br />

des Lebensmittelmarkts neue<br />

Kunden hinzugewonnen“.<br />

Gute Einbindung ins<br />

Orts- und Vereinsleben<br />

Wunsch aller ist es, dass der CAP-<br />

Markt unter neuer Trägerschaft fester<br />

Bestandteil der Gemeinde wird.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

9


Eröffnung<br />

Die Einbindung der CAP-Markt-Neueröffnung<br />

in den Brücker Aktionstag<br />

Ende April war bereits ein starkes<br />

Zeichen für die gute und kooperierende<br />

Zusammenarbeit. Nun ist es<br />

an den Kunden, die Einkaufsmöglichkeiten<br />

vor Ort zu nutzen. Auf der<br />

Grundlage einer kooperierenden<br />

Zusammenarbeit mit den Gemeindeeinrichtungen<br />

und Vereinen soll<br />

der Geschäftserfolg langfristig gesichert<br />

werden. Hier ist auch der<br />

Marktleiter gefragt. Durch die Teilnahme<br />

an Vereinssitzungen sollen<br />

Netzwerke im Ort geknüpft und<br />

gestärkt werden. So wird auch eine<br />

direkte Einbindung in Fest- und Veranstaltungsvorbereitungen<br />

möglich,<br />

zumal die Vereinsmitglieder die<br />

meisten der dafür benötigten Waren<br />

im örtlichen CAP-Markt kaufen. „Das<br />

ist ein Geben und ein Nehmen“, sagt<br />

Bürgermeister Pius Klein.<br />

Marktleiter René Happe sieht das<br />

genauso. Ende Mai war Weinfest in<br />

Brücken; eine gut besuchte Veranstaltung<br />

bei schönem Wetter. Die<br />

bestellten Getränke wurden vom<br />

Marktleiter persönlich aus dem Getränkelager<br />

des CAP-Markts angeliefert<br />

(siehe Foto auf Seite 11). Eine<br />

enge Verbindung existiert auch zur<br />

Ökumenischen Sozialstation Brücken,<br />

denn auch hier ist das Evangelische<br />

Diakoniewerk Zoar, gemeinsam<br />

mit der Sozialstation Brücken<br />

e.V., der Träger. Im Rahmen der Eröffnung<br />

des CAP-Markts Brücken, die<br />

zahlreiche Besucher anzog, hat sich<br />

der Pflege-Dienstleister mit seinen<br />

Angeboten an einem Infostand vorgestellt.<br />

Präsentiert wurden die Tagespflege<br />

sowie eine große Bandbreite<br />

ambulanter Angebote. „Die<br />

pflegerischen Dienstleistungen im<br />

Ort sind ebenfalls eine Aufwertung<br />

für unsere Gemeinde“, so der rührige<br />

Bürgermeister Pius Klein.<br />

Positiv denkende Anpacker<br />

gesucht<br />

„Aktuell wächst das Mitarbeiter-<br />

Team zusammen und Arbeitsabläufe<br />

festigen sich. Jeder lernt seine Aufgaben<br />

mehr und mehr kennen“, informiert<br />

Marktleiter Happe. Es gebe<br />

noch ein paar Schwachstellen, an<br />

denen werde aber gerade gefeilt.<br />

„Besser geht immer“, sagt er. Daher<br />

möchte er auch den geplanten Lieferservice<br />

möglichst bald fest etablieren.<br />

Erste Interessenten hat er schon.<br />

Auch hier steht Bürgermeister Klein<br />

mit voller Unterstützung dahinter.<br />

Ideen zur Umsetzung werden gesammelt.<br />

Eine Idee zum Beispiel ist die<br />

Einbindung des Brücker Bürgervereins,<br />

der kürzlich gegründet wurde.<br />

Vereinsziele sind die Förderung des<br />

kulturellen und sozialen Lebens im<br />

Ort, die Pflege der Traditionen, die<br />

Ausweitung der Jugend- und Altenhilfe<br />

sowie die Verschönerung des<br />

Dorfbilds. Vereinsthemen sind<br />

überdies Nachbarschaftshilfen<br />

und „Alt werden im<br />

Dorf“. Über die<br />

Nachbarschaftshilfe<br />

wiederum sei eine<br />

Kooperation mit<br />

dem CAP-Markt zum<br />

Zwecke der Umsetzung<br />

des Liefer-<br />

Brücker Aktionstag am 29. April <strong>2017</strong><br />

Musikalisch eröffnet wurde der Aktionstag vom Musikverein Brücken unter<br />

der Leitung von Andreas Guhmann. Zu den rund dreißig Musikern gesellte<br />

sich Bürgermeister Klein mit der Trompete, um auch musikalisch den Ton<br />

anzugeben. Nach den Ansprachen gab es im Saal des Diamantschleifer-<br />

Museums und im ehemaligen „Schlecker“-Markt sowie auf zwei Bühnen<br />

vielfältige Tanz- und Musikeinlagen für Jung und Alt. Ein leckeres Kuchenbuffet<br />

stillte den Appetit der Besucher nach Kaffee und Kuchen. Im CAP-Markt<br />

herrschte derweil Hochbetrieb. Vor dem Markt wurden bunte Zoar-Kerzen<br />

des Standorts Kaiserslautern und die gut duftende und lecker schmeckende<br />

Pilz-Pfanne des Zoar-Standorts Alzey verkauft. Beides kam sehr gut bei den<br />

Besuchern an.<br />

Ulrike Nagel, Bürgermeisterin von Kusel, gratuliert Marktleiter René Happe<br />

(Zweiter von links) zur Eröffnung des CAP-Markts. Es freuen sich Zoar-Pfarrer<br />

Jochen Walker (Mitte) und Zoar-Direktor Peter Kaiser (links).<br />

10 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Eröffnung<br />

services denkbar. Laut Handzettel<br />

sucht der Brücker Bürgerverein „positiv<br />

denkende Anpacker“ und „Veränderungsgestalter“,<br />

die Brücken fit<br />

machen für die Zukunft.<br />

Ähnliches lässt sich auf den CAP-<br />

Markt übertragen, wo das Warensortiment<br />

von der Schokolade und<br />

den Bonbons über Zahnpasta und<br />

Nagellackentferner bis hin zu Obst<br />

und Gemüse, Dosen-Ananas und<br />

Tüten-Milch sowie zur Muskatreibe<br />

und zum Pfannenwender reicht.<br />

Auch der CAP-Markt ist für den Ort<br />

und seine Bürger eine Investition in<br />

die Zukunft.<br />

Brücken:<br />

Vorbild für ein Quartier<br />

Die Ansprachen zum Aktionstag<br />

wurden von der des Bürgermeisters<br />

Pius Klein eingeleitet. In seiner Begrüßung<br />

nannte er folgenden Leitspruch:<br />

„Wir sind von hier, wir leben<br />

hier, wir kaufen hier!“. Er dankte<br />

allen Beteiligten, die sich in der Veranstaltungsvorbereitung<br />

und<br />

-durchführung aktiv hervorgetan<br />

haben und sich generell für ein intaktes<br />

Dorfleben engagieren. Zoar<br />

dankte er für das große Engagement<br />

im Ort; zum einen als neuer Träger<br />

des CAP-Markts und zum anderen in<br />

seiner Arbeit, die über die Ökumenische<br />

Sozialstation geleistet wird.<br />

„Der CAP-Markt in Brücken ist für<br />

alle Seiten von Vorteil“, sagte Zoar-<br />

Direktor Peter Kaiser in seiner Begrüßungsansprache.<br />

„Wenn wir es<br />

schaffen, den CAP-Markt, die Sozialstation,<br />

das Arbeiten von Menschen<br />

mit und ohne Beeinträchtigung zu<br />

verzahnen, dann wird es eine wundervolle<br />

Quartiersentwicklung geben.“<br />

Wunsch aller sei es, dass der<br />

CAP-Markt unter neuer Trägerschaft<br />

fester Bestandteil der Gemeinde<br />

wird. „Nun ist es an den Kunden, die<br />

Einkaufsmöglichkeiten vor Ort zu<br />

nutzen“, so Kaiser.<br />

Alexandra Koch<br />

Musikalisch eröffnet wurde der Aktionstag vom Musikverein<br />

Brücken unter der Leitung von Andreas Guhmann; mit dabei<br />

Bürgermeister Pius Klein mit der Trompete (rechts).<br />

Dr. Baldur Melchior bei<br />

seiner Ansprache vor<br />

interessiertem Publikum.<br />

Am Zoar-<br />

Kerzenstand:<br />

Felix Becker und<br />

Tanja Benkel<br />

Pius Klein<br />

Die gut duftende und lecker schmeckende<br />

Pilz-Pfanne aus der eigenen<br />

Pilzzucht des Zoar-Standorts Alzey<br />

wurde verkauft von Mario Zerfaß,<br />

Martina Witt und Dr. Ernst Groskurt.<br />

(v.l.n.r.) Miriam Burkardt,<br />

Silke Wolff und Peter Kaiser<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

11


Hospiz<br />

Interview mit Direktorin Martina Leib-Herr<br />

Thema: Stationäres Hospiz<br />

Rockenhausen<br />

1. Das zukünftige stationäre Hospiz in Rockenhausen<br />

ist in einer „grünen Oase“ mitten<br />

in der Stadt geplant. Warum gerade<br />

dort?<br />

Martina Leib-Herr: Der geplante Standort<br />

ist zentral und dennoch ruhig im Grünen<br />

gelegen. Deshalb bezeichnen wir es auch als<br />

„grüne Oase“. Es war uns im Vorfeld wichtig,<br />

einen geeigneten Platz zur Verwirklichung<br />

des Projekts zu finden; ein Platz, der es unseren<br />

Gästen (Anm. d. Red.: als Gäste werden<br />

schwerst- und unheilbar kranke Menschen<br />

bezeichnet, die im Hospiz Aufnahme<br />

finden) ermöglicht, trotz ihrer Erkrankung<br />

und wenn es ihr körperlicher Zustand zulässt,<br />

am Gemeinschaftsleben teilzunehmen.<br />

Dieser Platz sollte daher nicht am<br />

Rande der Stadt sein, sondern wurde ganz<br />

bewusst mitten in der Stadt, mitten in der Gemeinde<br />

gesucht.<br />

Direktorin Martina Leib-Herr an ihrem Schreibtisch<br />

auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen<br />

chen Umgebung und der Erhaltung der Lebensqualität<br />

bis zum Schluss helfen.<br />

Dies entspricht auch einer unserer Vorstellungen von<br />

Inklusion. Wir sind mittendrin und für jeden zugänglich.<br />

Die kurze Entfernung zum Stadtzentrum soll den Gästen<br />

und deren Angehörigen außerdem dabei helfen, sich<br />

einfacher im neuen Umfeld zurechtzufinden. So soll das<br />

Leben im Mittelpunkt stehen – das Leben bis zuletzt.<br />

Der Wunsch des Gastes steht bei der Betreuung im Hospiz<br />

immer im Vordergrund. Auch hierbei sind kurze<br />

Wege von Vorteil. Gemeinsam kann ein Café-Besuch<br />

unternommen werden, wenn sich der Gast das wünscht.<br />

Schnell und komplikationslos können bestimmte Dinge<br />

besorgt werden, auf die der Gast eine plötzliche Lust<br />

verspürt; und wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie zum<br />

Beispiel ein Eis.<br />

Was den Standort Rockenhausen angeht, war es uns<br />

wichtig, den Menschen im Donnersbergkreis eine wohnortnahe<br />

Palliativ-Versorgung zu bieten. Dies soll den<br />

Menschen vor Ort im Sinne der Schaffung einer häusli-<br />

2. Ihr Konzept berücksichtigt auch das mögliche Einzugsgebiet<br />

im Donnersbergkreis. Warum ergab die Standortplanung<br />

den Bau eines Hospizes in Rockenhausen?<br />

Martina Leib-Herr: In unmittelbarer Umgebung befindet<br />

sich kein vergleichbares Objekt. Das nächstgelegene<br />

Hospiz ist in Bad Kreuznach. Die Rückmeldung des Ambulanten<br />

Hospizdienstes des Donnersbergkreises hat<br />

Rockenhausen als möglichen Standort für den Kreis ergeben.<br />

Das liegt auch daran, dass die „Spezialisierte Ambulante<br />

Palliativversorgung (SAPV)“ im Gebiet um Rockenhausen<br />

noch nichts so ausgebaut ist wie in anderen<br />

Bereichen. Für uns ging es auch darum, das Angebot der<br />

Zoar-Altenhilfe abzurunden und die Betreuungspalette<br />

zu komplettieren. Außerdem wurde das Projekt von der<br />

Stadt Rockenhausen von Anfang an stark unterstützt. Als<br />

dann noch das geeignete Grundstück gefunden wurde,<br />

lag es nah, dass wir das Hospiz hier in Rockenhausen<br />

verwirklichen.<br />

12 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Hospiz<br />

3. Wie wichtig ist die Unterstützung der Stadt/Verbandsgemeinde<br />

Rockenhausen? Herr Seebald zum Beispiel ist<br />

ein persönlicher Fürsprecher des Hospizes. Wie nutzen Sie<br />

diese Fürsprache für Ihre Planungen?<br />

Martina Leib-Herr: Sowohl die Stadt als auch die Verbandsgemeinde<br />

Rockenhausen haben ein starkes Interesse<br />

daran, dass das Hospiz hier entsteht. Daher sind<br />

beide Vertreter, Herr Seebald und Herr Cullmann, Fürsprecher<br />

des stationären Hospizes unter der Trägerschaft<br />

des Diakoniewerks Zoar. Herr Seebald hat uns persönlich<br />

zu den Terminen zum Thema „Denkmalschutz“ bei der<br />

Denkmalschutzbehörde in Mainz begleitet. Es war auch<br />

ein Vorschlag von Herrn Seebald, sich dieses Objekt, die<br />

Hofanlage in der Speyerstraße, mal anzusehen. Dabei<br />

verwies er auch darauf, dass das sich anschließende<br />

Grundstück mit Grünfläche der Stadt gehört und es zum<br />

Kauf bereitgestellt werden könnte. Der Grunderwerb<br />

wird jetzt mit der Stadt in die Wege geleitet.<br />

4. Wie wichtig sind Netzwerke bei der Verwirklichung des<br />

Projekts? Welche Rolle spielt der ambulante Hospiz- und<br />

Palliativ-Beratungsdienst der Sozialstationen in Rockenhausen?<br />

Martina Leib-Herr: Gerade bei der Hospizarbeit kommt<br />

der Vernetzung der Angebote in ambulanten und stationären<br />

Bereichen eine hohe Bedeutung zu. Viele der zukünftigen<br />

Gäste, die ins Hospiz einziehen werden, wurden<br />

und werden vorher vom Ambulanten Hospizdienst<br />

des Donnersbergkreises begleitet. Auch mit Blick auf die<br />

Ehrenamtlichen sind Zusammenarbeit und Austausch<br />

sehr wichtig. Wir streben an, die Ausbildung der Ehrenamtlichen<br />

gemeinsam mit dem Ambulanten Hospizdienst<br />

durchzuführen. Unsere Arbeit wird sich ergänzen,<br />

insofern, dass zumeist Schwerstkranke, die ambulant<br />

nicht mehr versorgt werden können, Aufnahme im stationären<br />

Hospiz finden werden.<br />

5. Welche Rolle spielt der Zoar-Förderverein? Welche Informationen<br />

haben die Mitglieder bereits erhalten? Gibt es<br />

Signale einer zukünftigen Unterstützung?<br />

Martina Leib-Herr: Die Mitglieder des Zoar-Fördervereis<br />

wurden im Rahmen der Mitgliederversammlungen über<br />

den jeweiligen Planungsstand des Projekts „stationäres<br />

Hospiz“ informiert. Im Vorstand des Fördervereins wurde<br />

beraten und darüber entschieden, dass für die Hospizarbeit<br />

eine eigene Sparte im Zoar-Förderverein entstehen<br />

soll; mit einer eigenen Bankverbindung, einem eigenen<br />

Flyer, aber unter dem Dach des Förderereins. Der Förderverein<br />

hat im Bereich der Hospizarbeit eine ganz wichtige<br />

Rolle; einerseits aus finanzieller Sicht und andererseits<br />

mit Blick auf die Gewinnung Ehrenamtlicher. Schon<br />

aktuell gibt es Mitglieder, die dem Verein aus Gründen<br />

der Unterstützung und Förderung des Hospizes beigetreten<br />

sind. Intensiviert wird unsere Mitglieder-Akquise<br />

durch den in Arbeit befindlichen Flyer. Wenn die Grundstückskäufe<br />

in trockenen Tüchern sind und der Flyer verteilt<br />

wurde, werden auch Informationsveranstaltungen<br />

stattfinden. In diesem Rahmen werden wir das Ehrenamt<br />

im Hospiz auch speziell vorstellen. Natürlich werden wir<br />

auf den Informationsveranstaltungen auch um Spenden<br />

werben, die uns von einigen Firmen am Standort Rockenhausen<br />

bereits zugesagt wurden.<br />

6. Die Investitionskosten sind das eine. Wie werden laufende<br />

Kosten gedeckt sein? Und wie wird mit zu erwartenden<br />

Belegungsschwankungen umgegangen?<br />

Martina Leib-Herr: Grundsätzlich ist es so, dass 95 Prozent<br />

des vereinbarten Tagessatzes, der in Rheinland-Pfalz<br />

einheitlich ist, von der Krankenkasse getragen wird. Fünf<br />

Prozent des Tagessatzes und der Investitionskosten müssen<br />

über Spenden generiert werden. Konkret gesagt,<br />

handelt es sich bei unseren Planungen zum Hospiz in<br />

Rockenhausen um einen anteiligen Betrag von ungefähr<br />

100.000 Euro, den wir über Spenden generieren müssen.<br />

Dieser Betrag ist nicht refinanziert. Außerdem tragen die<br />

Krankenkassen nur Aufwendungen für die zuschussfähigen<br />

Leistungen. Hierzu gehören zum Beispiel nicht die<br />

Kosten für Freizeitangebote und kulturelle Veranstaltungen.<br />

Natürlich sind die wirtschaftliche Steuerung, im<br />

Speziellen die Budgetplanung und die monatliche Ergebnisüberwachung,<br />

mit Blick auf Belegungsschwankungen<br />

unabdingbar. Bei einem Hospiz wird von einer durchschnittlichen<br />

Belegung von mindestens 80 Prozent ausgegangen.<br />

In einem Hospiz gibt es die „klassische Warteliste“<br />

nicht, so wie wir sie im Bereich der Altenhilfe<br />

kennen. Die Verweildauer in einem Hospiz liegt im<br />

Durchschnitt bei drei bis vier Wochen. Bezogen auf die<br />

durchschnittliche Belegungsquote von mindestens<br />

80 Prozent ist auch der Tagessatz verhandelt. In ihm ist<br />

berechnet, dass die Plätze nicht alle immer durchgehend<br />

belegt sein werden. Daher sind Spenden bei der Hospizarbeit<br />

so wichtig; nur so werden wir die finanziellen Mittel<br />

vorhalten können. Wir haben uns daher überlegt,<br />

dass es eine Projektgruppe geben wird, die sich ganz<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

13


Hospiz<br />

speziell mit der Spenden-Akquise befassen soll. Hier wird<br />

es dann um offensive Spendenaufrufe gehen. Es gibt<br />

auch Plattformen im Internet, auf denen man Spendenaufrufe<br />

platzieren kann. Die Rückmeldungen anderer<br />

Hospizträger machen uns jedoch Mut. Sie besagen, dass<br />

es bezüglich der Hospizarbeit durchaus viele Menschen<br />

gibt, die bereit sind, dies aktiv zu unterstützen; und zwar<br />

mit finanziellen Mitteln und/oder mit dem Einsatz ihrer<br />

privaten Zeit. Von den Trägern anderer Hospize wissen<br />

wir auch, dass es nicht problematisch ist, Fachkräfte mit<br />

der notwendigen Palliativ-Fachkraftausbildung zu rekrutieren.<br />

Und das stimmt auch. Wir haben bereits heute,<br />

obwohl der Bau noch nicht begonnen hat, Bewerber mit<br />

Palliativ-Fachkraftausbildung für die Arbeit im geplanten<br />

stationären Hospiz. Der Betreuungsschlüssel im Hospiz<br />

ist hoch. Er liegt bei 1,5:1.<br />

7. Wann wird der Baubeginn sein? Wann ist mit einer<br />

feierlichen Einweihung zu rechnen?<br />

Martina Leib-Herr: Geplant ist der Spatenstich noch in<br />

diesem Jahr. Wir gehen davon aus, dass das im vierten<br />

Quartal sein wird. Wir hoffen, dass die Baugenehmigung<br />

nach der positiv beschiedenen Bauvoranfrage nicht mehr<br />

so viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Wir rechnen mit<br />

einer reinen Bauzeit von einem Jahr. Wenn es der Winter<br />

gut mit uns meint, ist es realistisch, dass das stationäre<br />

Hospiz in Rockenhausen Ende 2018 in Betrieb gehen<br />

wird. Das ist dann auch der Zeitpunkt, zu dem die ersten<br />

Gäste einziehen können. Die Verlegung ins Hospiz muss<br />

ärztlich angewiesen sein. Zumeist handelt es sich dabei<br />

um Verlegungen aus dem Krankenhaus ins Hospiz oder<br />

aus dem häuslichen Umfeld ins Hospiz. Verlegungen aus<br />

dem Alten- und Pflegeheim ins Hospiz sind heute zwar<br />

auch möglich, kommen aber eher selten vor.<br />

8. Gibt es entsprechende Förderprogramme bzw. mögliche<br />

Zuschüsse, um Kosten zu mindern?<br />

Martina Leib-Herr: Diverse Förderprogramme speziell für<br />

Hospize werden derzeit geprüft. Zuschüsse gibt es keine,<br />

denn der Bau wird über den Vergütungssatz refinanziert.<br />

Früher gab es Zuschüsse vom Land. Heute ist es so, dass<br />

über den Investitionskostenbetrag abgerechnet wird.<br />

Eine mögliche Förderung wurde uns auf Hinweis von<br />

Herrn Kaiser bereits konkret vom Rotary Club Rockenhausen<br />

in Aussicht gestellt. Sie möchten eventuell die Gestaltung<br />

des Gartens mitfinanzieren, der dem stationären<br />

Hospiz angeschlossen sein wird.<br />

9. Sie planen im „alten“ Baubestand einen Raum der Stille.<br />

Wie genau wird dieser aussehen? Was wird er den trauernden<br />

Angehörigen bieten?<br />

Martina Leib-Herr: Der Raum der Stille ist ein besonderer<br />

Raum im Hospiz und wird circa dreißig Quadratmeter<br />

groß sein. Er dient den Gästen, den Angehörigen, Freunden<br />

und den Mitarbeitern zur Nutzung und ist immer<br />

geöffnet. In diesem Raum hat man die Möglichkeit zum<br />

Beten, zum Innehalten und zum Meditieren. Es ist auch<br />

ein Rückzugsort, um Gespräche zu führen und auch um<br />

mal allein zu sein. Die Anforderungen an diesen Raum<br />

sind besondere, denn er soll vor allem auch Ruhe ausstrahlen.<br />

Es wird eine bequeme Sitz- und Liegemöglichkeit<br />

in diesem Raum geben. Angehörige können sich dort<br />

ausruhen, wenn sie das nicht im Zimmer des Gastes machen<br />

möchten. So ist ein privater Moment der Ruhe gegeben,<br />

um Kräfte zu schonen. Daher soll es ein Raum<br />

sein, in dem man auch Kraft schöpfen kann. Ein Raum<br />

mit wohltuender Atmosphäre, in dem man Ruhe, Einkehr<br />

und vielleicht auch ein wenig Abstand von belastenden<br />

Situationen finden kann.<br />

Im Raum der Stille wird ein Gedenkbuch ausliegen. In<br />

diesem Buch soll es für jeden Gast eine Seite geben, auf<br />

die die Mitarbeiter den jeweiligen Namen des Gastes<br />

schreiben. Diese Seite kann von den Mitarbeitern und/<br />

oder Angehörigen und Freunden als Erinnerung entsprechend<br />

gestaltet werden. Im Raum der Stille werden auch<br />

Andachten stattfinden. Zweimal im Jahr wird es einen<br />

Gedenkgottesdienst geben. Es ist zu erwarten, dass der<br />

Raum der Stille dafür zu klein sein wird. Daher haben wir<br />

beim letzten Planungsgespräch mit dem Architekten den<br />

Wunsch geäußert, dass eine Trennwand des Raums zu<br />

öffnen ist, um ihn so bei Bedarf zum Aufenthalts- und<br />

Eingangsbereich hin zu vergrößern. Der Raum der Stille<br />

soll vornehmlich mit Naturmaterialien gestaltet sein.<br />

Dort kommen zum Beispiel Stein, Holz und Glas zum<br />

Einsatz. Es soll ein warmes Licht im Raum sein, weswegen<br />

sich getöntes Glas anbietet. Dies gibt dem Raum<br />

eine besondere Atmosphäre.<br />

Jedes der acht Gästezimmer im Hospiz ist so ausgestattet,<br />

dass ein Angehöriger dort wohnen beziehungsweise<br />

übernachten kann. Ein multifunktioneller Sessel kann bei<br />

Bedarf entsprechend als bequeme Schlafstätte umfunktioniert<br />

werden. Für den Gast selbst kann dieser Sessel<br />

als eine Art Lounge-Sitzmöbel umgebaut werden. Er ist<br />

demnach vielseitig einsetzbar. Jedes Gästezimmer ist um<br />

14 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Hospiz<br />

All diese Komponenten, die zu einem Plus an Wohnqualität<br />

führen, möchten wir mit Blick auf die Finanzierbarkeit<br />

umsetzen. Dazu möchten wir Synergien nutzen, zum<br />

Beispiel indem die Zoar-Werkstätten Rockenhausen mit<br />

der Möbelanfertigung auf Maß beauftragt werden. So<br />

können Möbel entsprechend angepasst werden. Auch<br />

ein Fenster im innenliegenden Badezimmer mit einem<br />

Schrank, der die Fensteröffnung entsprechend ausspart,<br />

kann so möglich gemacht werden. Und gerade diese<br />

Maßarbeit ist ja sehr teuer.<br />

die zwanzig Quadratmeter groß, so dass eine gewisse<br />

räumliche Großzügigkeit vorhanden sein wird. Hinzukommt<br />

die Nasszelle. Diese planen wir nach Möglichkeit<br />

mit einem Fenster zum Innenraum. So kann der Gast aus<br />

dem Badezimmer durch das Fenster bis nach draußen<br />

sehen. Jedes Gästezimmer wird eine angeschlossene,<br />

barrierefreie Terrasse haben, die auch mit dem Bett befahrbar<br />

ist.<br />

10. Sie haben andere Hospize im Zuge der Sammlung von<br />

Wissen besucht. Inwiefern haben Sie von diesen Besuchen<br />

profitiert?<br />

Martina Leib-Herr: Bisher wurden vier stationäre Hospize,<br />

zum Teil auch schon mehrfach, besichtigt. Es ist auch<br />

ein Austausch mit den jeweiligen Leitungen daraus entstanden.<br />

Es dient dazu, Dinge, die sich bewährt haben,<br />

bei uns entsprechend umzusetzen. Auch Abläufe können<br />

so von vornherein optimiert werden. Es hat sich in vielerlei<br />

Hinsicht gezeigt, dass der Austausch erfreulich offen<br />

gewesen ist. Wir haben „gelernt“, dass Dinge, die in der<br />

Theorie positiv dargestellt werden, in der Praxis nicht<br />

immer funktionieren. Ein Beispiel nenne ich Ihnen: zum<br />

Beispiel der Whirlpool. In manchen Hospizen wurde er<br />

bereits wieder ausgebaut. Es stellte sich heraus, dass er<br />

weitaus weniger oft von den Gästen genutzt wird als<br />

anfangs gedacht. Es zeigt sich einfach, dass wir von den<br />

Erfahrungen profitieren können, die andere bereits gemacht<br />

haben. Es gab zum Beispiel auch die Anregung,<br />

nicht jedes Zimmer gleich, sondern farblich unterschiedlich<br />

zu gestalten. So haben die Gäste die Möglichkeit,<br />

sich ein Zimmer aussuchen zu können, falls mehrere<br />

Zimmer zum gegebenen Zeitpunkt frei sein sollten. Die<br />

unterschiedliche Farbgestaltung der Zimmer wird im<br />

Flyer und auf der Internetseite hervorgehoben. Unser<br />

Hospiz wirkt dadurch viel individueller und attraktiver.<br />

11. Bei der Sterbebegleitung geht es im Schwerpunkt um<br />

Ethik. Wie schulen Sie zukünftige Mitarbeiter dahingehend?<br />

Und wie werden Sie ethische Richtlinien umsetzen?<br />

Martina Leib-Herr: Zoar-Seelsorger, Herr Walker, wird das<br />

Projekt „stationäres Hospiz“ von Beginn an aktiv begleiten.<br />

In der Auseinandersetzung mit dem Thema werden<br />

auch die ethischen Richtlinien eine Grundlage finden.<br />

Palliativ-Care-Fachkräfte haben ja aufgrund ihrer Ausbildung<br />

von vornherein eine entsprechende Haltung gegenüber<br />

Schwerkranken und Sterbenden. Außerdem werden<br />

wir schon bei der Aufnahme der Gäste wichtige Grundlagen<br />

schaffen. Denn die Maxime ist es, die verbleibenden<br />

Tage weitestgehend schmerzfrei, das heißt mit mehr<br />

Lebensqualität zu verbringen. Im Hospiz geht es vorranging<br />

um die Linderung der Schmerzen. Die letzten Tage<br />

im Leben eines Menschen sollen so schön wie nur irgend<br />

möglich gestaltet werden. Daher werden den Gästen<br />

auch alle Wünsche erfüllt; angefangen bei der Zigarette<br />

bis hin zum Whisky, wenn dies gewünscht ist.<br />

Wir überlegen auch ein Ethik-Komitee für Gesamt-Zoar<br />

zu gründen. Auch im Vorfeld bei den Aufnahmegesprächen<br />

soll dies Erwähnung finden. Möchte der Gast, dass<br />

das Ethik-Komitee eingeschaltet wird? Oder möchte er<br />

alles allein entscheiden und festlegen. Der Wunsch des<br />

Gastes ist immer das höchste Gebot. Es wird regelmäßige<br />

Teambesprechungen zwischen dem Personal, dem<br />

Seelsorger und den behandelnden Ärzten geben. Auch<br />

die Gespräche mit den Angehörigen und dem Gast selbst<br />

werden regelmäßig geführt. Dies wird immer individuell,<br />

bezogen auf die Bedarfe jedes einzelnen Gastes, gestaltet<br />

sein. Grundsätzlich werden wir darauf achten, dass es<br />

für jeden Gast eine Patientenverfügung gibt. Denn der<br />

eigene Wille des Gastes soll für uns im Vordergrund stehen.<br />

Sollte er keine Patientenverfügung haben, versuchen<br />

wir bei der Aufnahme alles zu klären und gemeinsam<br />

zu fixieren.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

15


Hospiz<br />

12. Was denken Sie persönlich über das Sterben? Wie denken<br />

Sie persönlich über die sehr individuellen Bedürfnisse<br />

Sterbender? Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste<br />

bei der einfühlsamen und personenbezogenen Betreuung<br />

Sterbender?<br />

Martina Leib-Herr: Wenn mir das auch vorher schon klar<br />

war, so ist mir doch gerade auch in der Planung des Hospizes<br />

bewusst geworden, wie kostbar das Leben ist. Für<br />

mich selbst habe ich ein paar Leitsätze fixiert; zum Beispiel<br />

„Das Leben ist kostbar und lebenswert bis zum letzten<br />

Augenblick“. Deshalb möchten wir dazu beitragen,<br />

dass unheilbar kranke Menschen ihren Lebensweg mit<br />

Würde zu Ende gehen können. Hospiz ist mehr als nur<br />

ein Ort. Hospiz symbolisiert eine Haltung.<br />

Unsere engagierten Mitarbeiter sollten alle eines gemeinsam<br />

haben: Ihre Einstellung den schwerkranken<br />

und sterbenden Menschen gegenüber ist gekennzeichnet<br />

von großem Respekt und der Achtung vor den individuellen<br />

Lebenswegen, verbunden mit bedingungsloser<br />

Wertschätzung. Das ist mir sehr wichtig. Bei allem steht<br />

der Wunsch des Gastes im Vordergrund. Sein letzter Lebensabschnitt<br />

soll so individuell wie nur möglich gestaltet<br />

werden. Denn Hospiz heißt Leben. Leben bis zuletzt;<br />

dieser Ausspruch hat eine besondere Bedeutung. Viele<br />

Menschen möchten am liebsten in ihrem häuslichen<br />

Umfeld für immer die Augen schließen. Nicht in jedem<br />

Fall ist das möglich. Mit dem Bau des Hospizes möchten<br />

wir einen Ort schaffen, in dem sich die Gäste wie zu Hause<br />

fühlen können. Es soll ein Ort der Geborgenheit, der<br />

Würde und der Wärme sein. Dieses Thema liegt mir persönlich<br />

sehr am Herzen.<br />

Gern möchte ich dazu aufrufen, dass sich Mitarbeiter und<br />

Interessierte allgemein an der Gestaltung bezüglich der<br />

Ausstattung und des Lebens im Hospiz mit ihren Ideen<br />

und Anregungen beteiligen können. Ziel ist es, eine<br />

Arbeitsgruppe zu gründen. Melden Sie sich einfach per<br />

E-Mail oder Anruf in meinem Vorzimmer bei Frau Silvia<br />

Erceg (06361/452-160; silvia.erceg@zoar.de). Auch Menschen,<br />

die sich für eine zukünftige ehrenamtliche Tätigkeit<br />

im Hospiz interessieren, können sich jederzeit bei uns melden.<br />

Gern beantworten wir alle Ihre Fragen und machen<br />

sie mit anderen am Thema Interessierten bekannt.<br />

Alexandra Koch<br />

In der Rheinpfalz-Sommerredaktion sprachen Führungskräfte<br />

dreier Unternehmen über die Vor- und Nachteile des Standorts<br />

Rockenhausen. Mit dabei waren: Martina Leib-Herr, Direktorin des<br />

Evangelischen Diakoniewerks Zoar, Reiner Rudolphi, Geschäftsführer<br />

der Firma Rema Fertigungstechnik, und Klaus Kuhn, Besitzer<br />

der gleichnamigen Bäckerei. Auf der Terrasse des Hotels am<br />

Schloss in Rockenhausen sprachen sie mit Rheinpfalz-Redakteur<br />

Rainer Knoll. Befragt wurden sie zu ihrer Verbundenheit mit<br />

Rockenhausen, zu persönlichen Ansichten zum Standort sowie zu<br />

zukünftigen Plänen. „Zoar hat seine Wurzeln in Rockenhausen“,<br />

sagte Martina Leib-Herr und nahm Bezug auf die über 160-jährige<br />

Tradition des Diakoniewerks Zoar. „Auf dem Inkelthalerhof<br />

steht das Mutterhaus.“ Dies mache Rockenhausen zum Stammsitz<br />

der Einrichtung. Das lockere Gespräch auf der Hotelterrasse im Schlosspark war offen, kommunikativ, angenehm und<br />

gut gelaunt. Drei Führungskräfte aus verschiedenen Branchen, die auf der beruflichen Ebene eher weniger miteinander<br />

zu tun haben, kamen sich näher. „Der Austausch mit Partnern vor Ort ist immer wichtig“, äußerte sich Martina Leib-<br />

Herr positiv über das Zusammentreffen. Im Gespräch nahm sie Bezug zu den Themen „Dezentralisierung“, „geplantes<br />

Zoar-Versorgungszentrum“, „stationäres Hospiz Rockenhausen“ und „Personalmarketing“. Verbunden mit einem klaren<br />

Bekenntnis zu Rockenhausen erwähnte sie die Beobachtung, dass sich die Suche nach Fachkräften im Bereich der Altenhilfe<br />

auf dem Land einfacher gestalte als in größeren Städten. „Dort ist die Konkurrenz unter den verschiedenen<br />

Leistungserbringern einfach zu groß.“ Dass Rockenhausen und Umgebung ganz viel Lebensqualität bieten, darüber<br />

waren sich alle drei Gesprächspartner in leitender Funktion einig. „Den Berg zum Inkelthalerhof hochzufahren, ist für<br />

mich immer wie ein Stück nach Hause kommen“, brachte es Zoar-Direktorin Martina Leib auf den Punkt.<br />

Alexandra Koch<br />

16 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Ehrenamt & Engagement<br />

Klaus und Nathalie Schmeichel engagieren sich ehrenamtlich<br />

Vater und Tochter liegen die Menschen<br />

der Zoar-Werkstätten Alzey am Herzen<br />

Klaus Schmeichel (54) wohnt mit seiner Familie in Albig. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.<br />

Selbst wenn es brenzlig wird, behält er den Überblick, ist wie ein Fels in der Brandung. Diese positiven<br />

Züge haben augenscheinlich auch auf seine Tochter Nathalie abgefärbt. Aus beiden strahlen<br />

ein großes Herz und die Liebe zu den Menschen.<br />

Das sind zwei wesentliche<br />

Voraussetzungen<br />

für ihre<br />

ehrenamtliche Tätigkeit in den<br />

Zoar-Werkstätten Alzey und<br />

im Umgang mit beeinträchtigten<br />

Menschen.<br />

Menschen mit Behinderung<br />

sind für Klaus Schmeichel<br />

Normalität. Der Industriemeister<br />

mit pädagogischer<br />

Zusatzausbildung arbeitet im<br />

„in.betrieb“ in Mainz. Klaus<br />

Schmeichel leitet eine Konfektionierungs-Gruppe<br />

mit 36<br />

beeinträchtigten Mitarbeitern.<br />

Der „in.betrieb“ Mainz ist vielen<br />

besser bekannt als „WFB Mainz“.<br />

„Die Namensänderung wurde im<br />

November 2016 beschlossen“, erzählt<br />

Schmeichel. „Wir sind mehr als<br />

nur ‚Werkstatt’ und wollen uns über<br />

unsere Inhalte definieren und nicht<br />

über Personengruppen. Außerdem<br />

empfanden immer mehr Menschen<br />

den Begriff ‚Werkstatt’ als negativ<br />

besetzt.“<br />

Leidenschaftlicher Fußballer<br />

Klaus Schmeichel ist ehrenamtlich in<br />

den Zoar-Werkstätten Alzey tätig. Er<br />

begleitet die Zoar-Fußballer bei ihren<br />

Spielen und Ausflügen. „Wir wa-<br />

Vater und Tochter sind aus dem gleichen Holz<br />

geschnitzt: Nathalie und Klaus Schmeichel<br />

ren schon zusammen in der Allianz-<br />

Arena in München, im Signal Iduna<br />

Park der Borussia in Dortmund und<br />

anschließend auf dem Weihnachtsmarkt<br />

und bei Bundesliga-Spielen in<br />

Kaiserslautern“, erzählt Trainer<br />

Dominik Naujox. Dann sind oft alle<br />

Spieler der Zoar-Spielgemeinschaft<br />

(SG Zoar) der Standorte Heidesheim,<br />

Kaiserslautern, Rockenhausen und<br />

Alzey mit dabei. „Bei solchen Veranstaltungen<br />

sind wir für jede Unterstützung<br />

dankbar, damit keiner unserer<br />

Schützlinge verloren geht“,<br />

bestätigt Trainer Frank Müller aus<br />

Kaiserslautern. Die Fußballer haben<br />

„ihren Klaus“, wie sie ihn gerne nennen,<br />

ins Herz geschlossen.<br />

Denn obwohl der Ehrenamtliche<br />

beruflich stark eingebunden<br />

ist, versucht er jede Möglichkeit<br />

zu nutzen, um mit<br />

seinen „Zoar-Leuten“ zusammen<br />

zu sein. Vor einigen Wochen<br />

hat er seine guten Kontakte<br />

zum 1. FCK genutzt und<br />

die Zoar-Spielgemeinschaft<br />

mit Eintrittskarten für das<br />

Fan-Treffen auf dem Betzenberg<br />

überrascht. Zusammen<br />

mit Dominik Naujox organisierte<br />

er den Tag. Er selbst kam<br />

mit einer Gruppe vom „in.betrieb“<br />

Mainz nach Kaiserslautern.<br />

Gemeinsam verbrachten sie<br />

unvergessliche Momente bei den<br />

„Roten Teufel“ auf dem Betzenberg.<br />

„Das Ehrenamt bei Zoar macht mir<br />

richtig Spaß“, schwärmt der begeisterte<br />

Fußballer. Mit den Trainern<br />

Torsten Kassebeer, Frank Müller und<br />

Dominik Naujox versteht er sich<br />

sehr gut. „Bei uns stimmt die Chemie“,<br />

so Klaus Schmeichel. Und auch<br />

zu den Spielern der SG Zoar habe er<br />

einen guten Draht.<br />

Von Großfamilie geprägt<br />

Klaus Schmeichel ist gerne mit Menschen<br />

zusammen. „Ich bin das von<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

17


Ehrenamt & Engagement<br />

Zuhause gewohnt. Wir waren eine<br />

Großfamilie mit vier Jungs und vier<br />

Mädels. Da war immer was los.“ Der<br />

Vater hat nicht nur dafür gesorgt,<br />

dass jedes seiner Kinder mit einer<br />

Berufsausbildung ins Leben startet,<br />

sondern auch ein eigenes Haus hat.<br />

Die Eltern haben ihren Kindern die<br />

Werte vorgelebt, die ihr Leben ausmachen:<br />

Verantwortungsbewusstsein,<br />

Freundschaft, Mitgefühl und<br />

Respekt sowie die Liebe zu den Menschen.<br />

Klaus Schmeichel singt im<br />

Männerchor in Albig. In seiner freien<br />

Zeit kümmert sich der Familienmensch,<br />

wie sich Klaus Schmeichel<br />

selbst bezeichnet, außerdem um<br />

den Garten.<br />

Ein sportliches Trio: Klaus Schmeichel<br />

(Mitte) unterstützte das Zoar-Team beim<br />

B2RUN-Firmenlauf in Kaiserslautern.<br />

Frank Müller, Zoar-Werkstätten Kaiserslautern<br />

(links), und Dominik Naujox,<br />

Zoar-Werkstätten Alzey, trainieren die<br />

Fußballer der Spielgemeinschaft Zoar.<br />

Beim Fan-Treffen der „Roten Teufel“ auf dem Betzenberg: Klaus Schmeichel mit<br />

„seinen Zoar-Leuten“; (v.l.n.r.) FCK-Spieler Daniel Halfar, Ingrid Weber, Frank<br />

Zimmermann, Sascha Walter, Jochen Weinbach, Mirco Bergsträßer, FCK-Spieler<br />

Marcus Pissek , Klaus Schmeichel sowie kniend Celina Heiler und Sascha Karney<br />

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)<br />

in der WfbM Alzey<br />

Der Kontakt zu den Zoar-Werkstätten<br />

Alzey kam über seine Tochter<br />

Nathalie (18) zustande. Sie absolvierte<br />

2015/’16 ein FSJ in der Hagenstraße<br />

in Alzey. Die Werksleitung<br />

wurde bald auf sie aufmerksam, ihr<br />

empathischer Umgang mit den beeinträchtigten<br />

Mitarbeitern fand<br />

großen Anklang. Der jungen Frau<br />

wurde eine Ausbildung bei Zoar angeboten.<br />

Allerdings hatte sie sich<br />

schon für den Beruf der Gesundheits-<br />

und Krankenpflegerin entschlossen<br />

und eine Zusage für einen<br />

Dominik Naujox (links) von den<br />

Zoar-Werkstätten Alzey ist froh um<br />

das ehrenamtliche Engagement von<br />

Klaus und Nathalie Schmeichel<br />

Ausbildungsplatz in der Rheinhessen<br />

Fachklinik in Alzey erhalten. Die Abschlussprüfung<br />

ist im Oktober 2019.<br />

Die abwechslungsreiche Arbeit gefällt<br />

ihr. „Es ist spannend, sämtliche<br />

Abteilungen zu durchlaufen. Ich war<br />

schon in der Neurologie und in der<br />

neurologischen Frührehabilitation, in<br />

der Forensik und in der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie.“ „Nathalie lernt<br />

leicht und schnell und schreibt gute<br />

Noten“, ergänzt der stolze Papa.<br />

Gemeinsame Ausflüge<br />

„Die Arbeit mit den Menschen in<br />

den Zoar-Werkstätten Alzey hat mir<br />

viel Spaß gemacht“, erzählt<br />

Nathalie weiter. „Deshalb<br />

treffe ich mich heute noch<br />

mit meiner Gruppe von der<br />

Kleinteile-Montage. Wir unternehmen<br />

ab und zu Ausflüge.<br />

Gemeinsam haben wir<br />

den Tierpark Donnersberg in<br />

Rockenhausen besucht, waren<br />

auf dem Barfußpfad in<br />

Dannenfels und zum Essen<br />

im Waldhaus auf dem Donnersberg.<br />

Als FSJlerin habe ich immer die Fußballer<br />

zu ihren Spielen begleitet und<br />

bin auch heute noch gerne mit dabei“,<br />

berichtet sie. Zurzeit bleibt ihr<br />

nicht viel Zeit. Die ehrgeizige junge<br />

Frau lernt fleißig für die Prüfungen.<br />

Doch die Zoar-Werkstätten Alzey<br />

liegen auf ihrem Weg zur Arbeit in<br />

der Rheinhessen Fachklinik. Dann<br />

kommt sie schon mal auf einen Abstecher<br />

vorbei und schaut nach den<br />

„alten Kollegen“.<br />

Kunigunde Otterbein<br />

18 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Ehrenamt & Engagement<br />

Vater und Tochter im Ehren-Amt<br />

Klaus Schmeichel ist ein netter Mann. Er ist im Ehren-Amt in den Zoar-Werk-Stätten Alzey<br />

tätig. Ein Ehren-Amt findet in der Frei-Zeit statt. Nach der Arbeit. Es macht Klaus Schmeichel<br />

Spaß, anderen zu helfen. Er kommt so oft es geht zu den Menschen mit Behinderung in<br />

den Zoar-Werk-Stätten Alzey. Er ist gerne mit den Menschen aus der Werkstatt zusammen.<br />

Viele von ihnen spielen Fußball. Sie spielen in der Zoar-Spiel-Gemeinschaft. Die Spieler<br />

kommen aus Alzey. Manche kommen aus Rockenhausen. Oder aus Heidesheim. Oder aus<br />

Kaiserslautern. Klaus Schmeichel spielt auch Fußball.<br />

Er begleitet die Spieler der Zoar-Spiel-Gemeinschaft. Zum Beispiel, wenn sie Fußball spielen.<br />

Oder wenn sie einen Ausflug machen. Er war mit ihnen in der Allianz-Arena in München.<br />

Und im Signal Iduna Park der Borussia Dortmund. Und bei Bundes-Liga-Spielen auf dem<br />

Betzenberg in Kaiserslautern. Er passt auf alle auf, damit keiner verloren geht.<br />

Klaus Schmeichel ist ein Fan von den „Roten Teufel“ vom Betzenberg. Er hat Eintritts-Karten<br />

für das Fan-Treffen besorgt. Damit hat er die Spieler der Zoar-Spiel-Gemeinschaft überrascht.<br />

Sie haben sich sehr gefreut. Beim Fan-Treffen konnten sie mit ihren Lieblings-Fußballern<br />

sprechen.<br />

Nathalie ist die Tochter von Klaus Schmeichel. Sie hat in den Zoar-Werk-Stätten Alzey gearbeitet.<br />

Sie machte ein Freiwilliges Soziales Jahr. Abgekürzt heißt das FSJ. Das bedeutet:<br />

Junge Menschen arbeiten ein Jahr in einer sozialen Einrichtung, wie zum Beispiel Zoar.<br />

Menschen arbeiten freiwillig im sozialen Jahr. Und sie bekommen etwas Geld dafür.<br />

Jetzt ist Nathalie im Ehren-Amt in den Zoar-Werk-Stätten Alzey tätig. Ein Ehren-Amt findet<br />

in der Frei-Zeit statt. Nach der Arbeit. Es macht Nathalie Spaß, anderen zu helfen. Sie trifft<br />

sich gerne mit ihrer Gruppe von der Kleinteile-Montage. Sie macht mit ihnen Ausflüge.<br />

Zum Beispiel in den Tier-Park Donnersberg nach Rockenhausen oder zum Barfuß-Pfad nach<br />

Dannenfels.<br />

Nathalie lernt jetzt Gesundheits- und Kranken-Pflegerin in der Rhein-Hessen-Fach-Klinik in<br />

Alzey. Das ist spannend. Die Arbeit gefällt ihr gut. Nathalie lernt gerade für ihre Prüfung.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

19


Einweihung<br />

Ambulante Angebote und Soziotherapie<br />

Neuer Zoar-Standort<br />

in Bad Kreuznach eingeweiht<br />

Zoar – Ambulante Angebote und Soziotherapie unterstützen die eigenständige<br />

und selbstverantwortliche Lebensführung im vertrauten Umfeld<br />

Monja Seckler-Classen (links), Einrichtungsleiterin des<br />

Rheinhessischen Diakonie-Zentrums Heidesheim, bei ihrer<br />

Begrüßung im Rahmen der Einweihungsfeier<br />

Seit Anfang Mai <strong>2017</strong> ist das<br />

Evangelische Diakoniewerk<br />

Zoar am Standort Bad<br />

Kreuznach vertreten. „Zoar – Ambulante<br />

Angebote und Soziotherapie“<br />

steht auf der großen Hinweistafel<br />

am Geschäftshaus in der Römerstraße<br />

9 in Bad Kreuznach. Angeboten<br />

wird wohnortnahe, individuelle Unterstützung<br />

für Menschen mit seelischer<br />

Beeinträchtigung oder psychischer<br />

Erkrankung.<br />

Der Landkreis Bad Kreuznach liegt<br />

am Übergang zwischen dem Nordund<br />

Südteil des Landes Rheinland-<br />

Pfalz. Die angrenzenden Nachbarkreise<br />

sind der Rhein-Hunsrück-Kreis,<br />

Mainz-Bingen, Alzey-Worms, der<br />

Donnersbergkreis, Kusel und Birkenfeld.<br />

„Mit dem neuen Standort Bad<br />

Kreuznach ist das Evangelische Diakoniewerk<br />

Zoar in allen diesen Landkreisen<br />

vertreten, um Menschen mit<br />

Beeinträchtigungen die Leistungen<br />

der Eingliederungshilfe, der Altenhilfe<br />

und der Kinder- und Jugendhilfe<br />

anzubieten“, bestätigte Monja Seckler-Classen<br />

bei der Einweihung der<br />

neuen Räume. Ziel sei es, so die Einrichtungsleiterin<br />

des Zoar – Rheinhessischen<br />

Diakonie-Zentrums<br />

Heidesheim, die Menschen mit psychischen<br />

Beeinträchtigungen im<br />

Rahmen einer möglichst eigenständigen<br />

und selbstverantwortlichen<br />

Lebensführung im vertrauten Umfeld<br />

zu unterstützen. Die Teilhabe am<br />

Leben in der Gemeinschaft und der<br />

Verbleib im gewohnten Lebensumfeld<br />

werden dadurch unmittelbar<br />

gewährleistet und Krankenhausaufenthalte<br />

weitestgehend vermieden.<br />

Offen für Nischenangebote<br />

Die Vernetzung mit Vertretern verschiedener<br />

Einrichtungen, Dienste,<br />

Behörden und Kommunen hat für<br />

Zoar eine besondere Bedeutung. Dafür<br />

steht der Gemeindepsychiatrische<br />

Verbund Bad Kreuznach, das<br />

organisatorische Dach aller Hilfen für<br />

seelisch behinderte Menschen innerhalb<br />

des Landkreises Bad Kreuznach.<br />

20 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Einweihung<br />

Im Gespräch: (v.l.n.r.) Zoar-Direktor Peter Kaiser, Gerlinde Huppert-Pilarski,<br />

Beigeordnete des Kreises Bad Kreuznach, Curd Rothmann, Amtsleiter des<br />

Sozialamts der Kreisverwaltung Bad Kreuznach und Marion Eckart, stellvertretende<br />

Amtsleiterin des Sozialamts der Kreisverwaltung Bad Kreuznach<br />

Das Team der Ambulanten Angebote:<br />

(v.l.n.r.) Clemens Wollner, Leiter Patrick<br />

Kallenborn, Einrichtungsleiterin des<br />

Rheinhessischen Diakonie-Zentrums<br />

Heidesheim, Monja Seckler-Classen<br />

sowie sitzend von links: Daniela Schädle,<br />

Sabine Wassenberg und Kerstin Klein<br />

Das Team der Ambulanten Angebote<br />

Die Ambulanten Angeboten im Zoar – Rheinhessischen<br />

Diakoniezentrum Heidesheim, zu denen die Standorte<br />

Ingelheim und Bad Kreuznach zählen, gliedern sich in<br />

verschiedene Bereiche. In den Landkreisen Mainz-Bingen<br />

und Bad Kreuznach und in der Stadt Mainz werden<br />

überwiegend ambulante Eingliederungshilfe und Soziotherapie<br />

angeboten. Der Schwerpunkt in Ingelheim<br />

liegt auf den tagesstrukturierenden Maßnahmen.<br />

Leiter der Ambulanten Angebote ist Patrick Kallenborn.<br />

Zu seinem Team gehören in Bad Kreuznach Clemens<br />

Wollner mit seiner Kollegin Sabine Wassenberg. Ihre<br />

Aufgabenschwerpunkte liegen in der ambulanten, aufsuchenden<br />

Betreuung und Unterstützung psychisch<br />

kranker Menschen im Rahmen der Soziotherapie nach<br />

SGB V und der Eingliederungshilfe nach SGB XII.<br />

Vanessa di Bari, Ergotherapeutin, arbeitet in Ingelheim<br />

im Bereich der Eingliederungshilfe. Sie betreut<br />

Klienten in den ambulanten, aufsuchenden Diensten.<br />

Lisa Schädle, ebenfalls Ergotherapeutin, arbeitet in<br />

der Tagesstruktur in Ingelheim. Kognitives Training,<br />

Bewegungs- und Kreativangebote zählen zu ihren<br />

Arbeitsschwerpunkten. Irmgard Hamm, Arbeitserzieherin,<br />

beschäftigt sich in der Tagesstrukturierung<br />

überwiegend mit nichtwerkstattfähigen Menschen<br />

und Werkstattpensionären. Gesprächsrunden,<br />

Gruppenspiele, die Erkundung der Umgebung sowie<br />

Gymnastik stehen auf ihrem Tagesplan. Raul de la<br />

Fuente Briones ist Pädagoge. Seine Aufgaben liegen<br />

in den ambulanten, aufsuchenden Diensten und in<br />

der Tagesstruktur. Der Tätigkeitsschwerpunkt von<br />

Sozialarbeiterin Kerstin Klein ist die Soziotherapie.<br />

Gepa Gottlieb ist Erzieherin und im Bereich der ambulanten<br />

Eingliederungshilfe tätig. Daniela Schädle<br />

nutzt ihre pädagogische und therapeutische Ausbildung<br />

im Rahmen der Tagesstruktur für kreative<br />

und kunsttherapeutische Angebote. Michael Bernd<br />

Fuhr ist Erzieher und im Bereich des intensiv betreuten<br />

Wohnens im Rahmen der ambulanten Eingliederungshilfe<br />

eingesetzt. Melanie Fritz-Gillmann,<br />

Pädagogin, komplettiert das Team der Ambulanten<br />

Angebote des Zoar – Rheinhessischen Diakoniezentrums<br />

Heidesheim.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

21


Einweihung<br />

Paul von Denffer (links) und<br />

Clemens Wollner spielten Lieder<br />

von Bob Dylan.<br />

In den vergangenen Jahren hat sich<br />

eine vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit<br />

mit dem Landkreis<br />

entwickelt. Sie ist der Garant für<br />

eine qualitativ hochwertige, gemeindenahe<br />

psychiatrische Versorgung.<br />

„Es ist uns ein Anliegen, diese<br />

Zusammenarbeit am Zoar-Standort<br />

Bad Kreuznach weiter auszubauen<br />

und zu intensivieren“, bekräftigte<br />

Zoar-Direktor Peter Kaiser bei der<br />

Einweihung der neuen Räumlichkeiten.<br />

Er sei froh, Zoar vor Ort zu haben,<br />

sagte Curd Rothmann, Amtsleiter<br />

des Sozialamts der Kreisverwaltung<br />

Bad Kreuznach im Gespräch<br />

mit Peter Kaiser. Er bezeichnete Zoar<br />

als großen diakonischen Träger mit<br />

Offenheit für Nischenangebote. Zusammen<br />

mit seiner Stellvertreterin,<br />

Marion Eckart, war er zur Eröffnung<br />

der neuen Räume gekommen. Weitere<br />

Gäste waren Kreisbeigeordnete<br />

Gerlinde Huppert-Pilarski und Simone<br />

Mende von der Diakonie Bad<br />

Kreuznach. Musikalisch umrahmt<br />

wurde der Festakt von Paul von<br />

Denffer und Clemens Wollner, die<br />

gemeinsam Lieder von Bob Dylan<br />

spielten.<br />

Die Räume in der zweiten Etage des<br />

Geschäftshauses in der Römerstraße<br />

9 in Bad Kreuznach sind einladend<br />

und freundlich gestaltet. Zahlreiche<br />

Bilder schmücken die hellen Wände.<br />

Ein ganz besonderer Blickpunkt ist<br />

ein großflächiges Triptychon. Es<br />

zeigt die Brückenhäuser, ein Wahrzeichen<br />

von Bad Kreuznach. Die Bilder<br />

wurden von Zoar-Mitarbeiterin<br />

Daniela Schädle eigens für die neuen<br />

Räumlichkeiten angefertigt.<br />

Kunigunde Otterbein<br />

Ambulante Soziotherapie: Menschen eine Chance geben<br />

Die Ambulante Soziotherapie ist eine kassenärztliche<br />

Leistung und findet auf der Grundlage des § 37 a,<br />

SGB V statt. Was sind die Ziele?<br />

• Der Übergang von einer stationären zu einer<br />

ambulanten Behandlung soll erleichtert,<br />

• Krankenhausbehandlungen sollen vermieden und<br />

• die selbstständige Inanspruchnahme der ärztlich<br />

verordneten Leistungen ermöglicht werden.<br />

Schwer und chronisch psychisch Kranke sind oft nicht<br />

in der Lage, Behandlungs- und Hilfeangebote selbstständig<br />

in Anspruch zu nehmen. Dadurch kommt es<br />

zu wiederholten Krankenhausaufenthalten, die durch<br />

ein bedarfsorientiertes, ambulantes Behandlungsund<br />

Rehabilitationsangebot oft vermieden werden<br />

könnten. Deshalb wurde im Januar 2002 die ambulante<br />

Soziotherapie eingeführt.<br />

Soziotherapie verbessert Lebensqualität und -zufriedenheit.<br />

Defizite psychosozialer Kompetenz sowie<br />

psychosoziale Belastungsfaktoren nehmen in der Regel<br />

ab. Soziotherapie findet überwiegend im sozialen<br />

Umfeld des Patienten statt und umfasst die Koordination<br />

der im Behandlungsplan festgelegten Maßnahmen,<br />

um individuell definierte Ziele zu erreichen.<br />

Der Umfang der Soziotherapie ist je Krankheitsfall<br />

auf 120 Stunden in höchstens drei Jahren begrenzt.<br />

Verordnet werden kann sie auf speziellen Formularen<br />

von Psychiatern/Nervenärzten, die in einem gemeindepsychiatrischen<br />

Verbund tätig sein müssen. Die<br />

Befugnis zur Verordnung von Soziotherapie bedarf der<br />

Genehmigung durch die Kassenärztliche Vereinigung.<br />

Auch Vertragsärzte anderer Fachrichtungen können sie<br />

einleiten, indem sie den Patienten an befugte Psychiater/Nervenärzte<br />

überweisen.<br />

Sollte der Patient nicht in der Lage ist, diese Überweisung<br />

selbstständig in Anspruch zu nehmen, kann der<br />

Facharzt einen soziotherapeutischen Leistungserbringer<br />

per Verordnung hinzuziehen. Ziel dieser Verordnung<br />

ist die Motivierung des Patienten, die Überweisung<br />

wahrzunehmen. Dafür stehen dem soziotherapeutischen<br />

Leistungserbringer maximal drei Therapieeinheiten<br />

zur Verfügung. Jede Soziotherapie muss von der<br />

Krankenkasse genehmigt werden, wozu vom Facharzt<br />

ein Betreuungsplan vorzulegen ist.<br />

22 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Einweihung<br />

Reger Austausch<br />

im Rahmen der<br />

Einweihungsfeier<br />

Zoar-Direktor Peter Kaiser im Gespräch mit der<br />

Kreisbeigeordneten Gerlinde Huppert-Pilarski.<br />

Ambulante Angebote: Menschen eine Chance geben<br />

Sozialpädagogische und therapeutische Unterstützungen<br />

in ambulanter Form stellen eine niedrigschwellige<br />

und geringintensive Form der Hilfen dar.<br />

Der Betreuungsumfang wird den individuellen<br />

Bedarfen und aktuellen Notwendigkeiten angepasst<br />

und kann sich im Hilfeprozess mehrfach ändern.<br />

Tagesstrukturierende Maßnahmen zählen zu den<br />

Ambulanten Angeboten und sind ein Angebot für<br />

Menschen mit psychischen oder physischen Beeinträchtigungen.<br />

Den Hilfesuchenden soll durch diese<br />

Assistenz ein selbstbestimmtes und individuelles Leben<br />

in ihrer Häuslichkeit ermöglicht werden. Dieses<br />

Angebot versteht sich als ambulante und komplementäre<br />

Hilfe. Die Tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />

wenden sich an Menschen, die im Sinne einer<br />

eigenständigen Lebensführung in den unterschiedlichen<br />

Alltagssituationen einer Assistenz bedürfen. In<br />

Einzel- und Gruppenangeboten erhalten die Hilfesuchenden<br />

Beratung, Unterstützung und Begleitung<br />

unter anderem bei der Alltagsbewältigung sowie bei<br />

der Basis- und Selbstversorgung.<br />

Thomas Kreck-Hövel, Leiter der Zoar-Werkstätten<br />

Heidesheim, mit Sabine Wassenberg<br />

Peter Kaiser mit Simone Mende<br />

(Diakonie Bad Kreuznach)<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

23


Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

„BusinessBike“: Ein Angebot im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei Zoar<br />

Durchstarten mit einem geleasten<br />

Fahrrad oder E-Bike<br />

BusinessBike steht für den wachsenden Trend zur gesunden und umweltfreundlichen<br />

Mobilität. Die Möglichkeit über „BusinessBike“ ein hochwertiges, neues<br />

Fahrrad oder E-Bike kostengünstig zu leasen, gehört bei Zoar und den Tochtergesellschaften<br />

in das Angebotspaket „Berufliches Gesundheitsmanagement“<br />

(BGM). Alle BGM-Maßnahmen dienen der Gesunderhaltung der<br />

Mitarbeiter und der Steigerung der Arbeitszufriedenheit.<br />

ob<br />

Jfit<br />

Radfahren ist eine besonders<br />

gute Bewegungsart, die<br />

nicht nur die Kondition<br />

stärkt, sondern auch beim Abschalten<br />

und Energietanken hilft“, beschreibt<br />

Sabine Schmitt, Koordinatorin<br />

für Betriebliche Gesundheit und<br />

Personalentwicklung, die Vorzüge.<br />

„Es gelingt auf dem Sattel, dem Alltagsstress<br />

einfach davon zu radeln.“<br />

Das Projekt „BusinessBike“ startete<br />

bei Zoar im Oktober 2016. Seitdem<br />

haben sich nach anfänglichem Zögern<br />

die Anfragen aus der Mitarbeiterschaft<br />

fast verdoppelt. Bis dato<br />

stieg die Anzahl der geleasten Räder<br />

auf 26. „Das ist ein sehr guter Etappen-Erfolg“,<br />

sagt Sabine Schmitt, die<br />

das Projekt ins Leben gerufen hat<br />

und im Haus koordiniert. „Das Leasing-Angebot<br />

wird aufgrund der vielen<br />

Vorteile so gut angenommen.“<br />

Außerdem seien die Mitarbeiter, die<br />

bereits ein geleastes Fahrrad oder<br />

E-Bike haben, so zufrieden, dass sie<br />

in ihrem jeweiligen Kollegenkreis<br />

wertvolle Mund-zu-Mund-Propaganda<br />

machen. Manche leasen auch<br />

gleich zwei oder mehr Räder. Auch<br />

das ist möglich. Die monatliche Leasing-Rate,<br />

die sich am Rad-Wert<br />

orientiert, ist dann selbstverständlich<br />

höher.<br />

Freie Marken- und<br />

Händlerwahl<br />

Was macht das<br />

„BusinessBike“-<br />

Konzept so reizvoll?<br />

Über das<br />

Leasing-Konzept<br />

wird es möglich,<br />

sich ein hochwertiges Fahrrad oder<br />

E-Bike anzuschaffen, das man sich<br />

ansonsten eher nicht leisten würde.<br />

Die monatliche Bezahlung der Leasing-Rate<br />

erfolgt bequem über die<br />

Gehaltsumwandlung aus dem Bruttogehalt.<br />

Durch die 1%-Regelung<br />

entsteht ein deutlicher Steuervorteil<br />

für den Arbeitnehmer. Der Leasingvertrag<br />

läuft über 36 Monate. Vier<br />

Monate vor Ablauf des Leasingvertrags<br />

erhält der Mitarbeiter ein Angebot<br />

zur Übernahme des geleasten<br />

Rads. Bei der Restzahlung, die einmalig<br />

fällig wird, handelt es sich um<br />

zehn Prozent des Kaufpreises. Zum<br />

„BusinessBike“-Angebot gehört<br />

auch ein maßgeschneiderter Rundumschutz.<br />

Auf diese Weise sind<br />

Sabine Schmitt hat das Projekt<br />

ins Leben gerufen und<br />

koordiniert es bei Zoar.<br />

bestmögliche Sicherheit und bestmöglicher<br />

Service gewährleistet. Bei<br />

der Wahl des Leasing-Rads ist der<br />

Mitarbeiter völlig frei. Er selbst bestimmt<br />

die Marke und den Fachhändler.<br />

„Die Mitarbeiter, die sich<br />

für ein neues Rad entscheiden, gehen<br />

gern zu Fachgeschäften, die sie<br />

schon kennen“, informiert Sabine<br />

Schmitt. „Ein Rad muss passen. Da<br />

geht man einfach am liebsten zum<br />

Fachhändler seines Vertrauens.“ Ist<br />

man dann stolzer Besitzer eines neuen,<br />

hochwertigen Rads ist die private<br />

Nutzung völlig uneingeschränkt.<br />

24 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Schutz der Umwelt<br />

„Natürlich möchten wir<br />

damit erreichen, dass<br />

eine wachsende Anzahl<br />

Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur<br />

Arbeit fährt“, erklärt Zoar-Direktor<br />

Peter Kaiser die Entscheidung zur<br />

Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner<br />

„BusinessBike“. „Denn<br />

auf diese Weise tun wir zum einen<br />

etwas für die Gesunderhaltung der<br />

Mitarbeiter und zum anderen etwas<br />

zum ressourcenschonenden Schutz<br />

der Umwelt.“ Und dies trage zur<br />

Verbesserung der Ökobilanz bei.<br />

Peter Kaiser fährt selbst gern Fahrrad<br />

und radelt dann und wann,<br />

„wenn es meine Termine zulassen“,<br />

mit dem E-Bike zur Arbeit. Auch er<br />

hat das „BusinessBike“-Angebot in<br />

Anspruch genommen und sich ganz<br />

bewusst für ein E-Bike entschieden.<br />

„Da ich nicht fix und fertig und völlig<br />

verschwitzt im Büro ankommen<br />

möchte, ist das E-Bike eine gute<br />

Alternative.“<br />

Mitte März hat Peter Kaiser sein<br />

neues, modernes E-Bike, dem man<br />

nicht mehr ansieht, dass ein unterstützender<br />

Elektro-Motor vorhanden<br />

ist, beim Fahrrad-Fachgeschäft<br />

abgeholt. Seitdem ist er mit dem<br />

neuen E-Bike bereits fast 800 Kilometer<br />

gefahren. Immer wenn er mit<br />

dem E-Bike zur Arbeit fährt, kommen<br />

hin und zurück weitere 65 Kilometer<br />

auf den Fahrradtacho. Um<br />

von Eisenberg nach Rockenhausen<br />

ins Büro zu kommen, fährt er über<br />

den Donnersberg durch den Wald.<br />

„Auch wegen der hier in der Gegend<br />

zwangsläufig zu überwindenden<br />

Höhenmeter ist ein E-Bike von Vorteil.<br />

Der zusätzliche Antrieb dient ja<br />

nur zur Unterstützung. Man muss<br />

ihn nicht nutzen.“ Sport und Bewegung<br />

spielen für Peter Kaiser eine<br />

große Rolle. „Ich mache gern Ausdau-<br />

Mitte März hat Peter<br />

Kaiser sein neues,<br />

modernes E-Bike,<br />

dem man nicht mehr<br />

ansieht, dass ein unterstützender<br />

Elektro-<br />

Motor vorhanden ist,<br />

beim Fahrrad-Fachgeschäft<br />

abgeholt.<br />

ersport“, sagt er von sich. „Radfahren<br />

ist da ideal, denn es entlastet die<br />

Knie.“ Dies komme seinen vom langjährigen<br />

Fußballspielen in Mitleidenschaft<br />

gezogenen Knien sehr entgegen.<br />

„Joggen geht leider nicht mehr.“<br />

Bewegungsbedarf abdecken<br />

Der bewusste Verzicht auf das Auto<br />

zugunsten des Fahrrads ist auch die<br />

bewusste Entscheidung für eine gesunde<br />

Lebensführung sowie für Steigerung<br />

und Erhalt der körperlichen<br />

Fitness. „Schon der Anfahrtsweg zur<br />

Arbeit und retour kann als Trainingsphase<br />

betrachtet werden“, beschreibt<br />

BGM-Koordinatorin, Sabine Schmitt,<br />

den sportlichen Nutzungseffekt. „Für<br />

viele, die aufgrund beruflicher und<br />

privater Verpflichtungen wenig Zeit<br />

haben, ist das ein echter Pluspunkt.“<br />

Warum? Der tägliche Mindestbedarf<br />

an Bewegung ist dadurch schon<br />

abgedeckt, dass man mit dem Rad<br />

zur Arbeit fährt. Weitere Trainingsphasen<br />

können, müssen aber nicht<br />

zusätzlich in die Freizeit eingebaut<br />

werden. Auch die Ambulanten Angebote<br />

in Rockenhausen sind „aufs Rad<br />

gekommen“. „Für Wege in der Stadt,<br />

von Klient zu Klient, benutzen die<br />

Mitarbeiter nun ein E-Bike, das von<br />

Zoar angeschafft wurde“, berichtet<br />

Barbara Venske, Regionalleitung Nordpfalz.<br />

Auch diese Umstellung dient<br />

dem heute richtungsweisenden Mobilitätskonzept,<br />

dem sich auch Zoar<br />

verpflichtet fühlt. Mit welchem Ziel?<br />

Die Erhöhung des Radverkehrsanteils<br />

durch die Stärkung des Radverkehrs<br />

und der E-Mobilität. Auf dem Weg<br />

dahin gibt es noch diverse Rahmenbedingungen<br />

für ein optimales Ergebnis<br />

zu schaffen; zum Beispiel sichere Abstellmöglichkeiten<br />

(Schutz vor Diebstahl<br />

und Witterung), Duschmöglichkeiten<br />

und Spinde sowie E-Ladestationen<br />

für die Akkus der E-Bikes.<br />

<br />

Alexandra Koch<br />

Alle Informationen, anschaulich<br />

aufbereitet und detailliert erklärt,<br />

können Sie auch auf der Internetseite<br />

von „BusinessBike“-Leasing<br />

nachlesen.<br />

www.businessbike.de<br />

Dort finden Sie auch einen Vorteilsrechner,<br />

der, bestückt mit<br />

Ihren persönlichen Daten, Ihren<br />

konkreten finanziellen Vorteil im<br />

unmittelbaren Vergleich zwischen<br />

Barkauf und Erwerb per Leasingrate<br />

herausstellt.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

25


Menschen bei Zoar<br />

Ein Tag mit Christa Schönherr<br />

Wohlbefinden dank „sehender Hände“<br />

Es ist sechs Uhr morgens und Zeit zum Aufstehen als Christa Schönherr<br />

zum ersten Mal den Glasdeckel Ihrer Uhr öffnet, um über das Ziffernblatt<br />

zu fahren. Mit filigranen Bewegungen kann sie nämlich mit<br />

ihren Händen „sehen“.<br />

Dank ihrer Uhr kommt<br />

Christa selten zu spät.<br />

Denn Christa Schönherr ist<br />

von Geburt an blind. Ihre<br />

Kleidung wählt sie morgens<br />

mit Bedacht. „Es sollte für die<br />

Arbeit im Kunstgewerbe eine lange<br />

Hose sein. Sonst kann ich anziehen,<br />

was ich will. Der Stoff und Schnitt<br />

meines Oberteils richtet sich nach<br />

dem Wetter“, berichtet sie. Trotz der<br />

körperlichen und kognitiven Einschränkung<br />

führt die 47-Jährige ein<br />

selbstständiges Leben. Unzählige<br />

Tricks und Strategien hat sie erlernt,<br />

um sich in der Welt der Sehenden zu<br />

orientieren und um möglichst ohne<br />

Hilfe von anderen zurecht zu kommen.<br />

Beim Frühstück in ihrer Gemeinschaftsküche<br />

in Kirchheimbolanden<br />

füllt sie sich Kaffee nach<br />

Gefühl und Akustik in eine Tasse,<br />

indem sie die Kuppe ihres Zeigefingers<br />

in die Tasse gleiten lässt, um zu<br />

fühlen, wann die Tasse voll ist.<br />

Die Arbeit im Kunstgewerbe<br />

Nach dem Frühstück wartet der<br />

Transferbus zur Arbeit auf Christa<br />

Schönherr und die anderen Bewohner<br />

der Lebenshilfe-Wohnstätte in<br />

Kirchheimbolanden. Seit 13 Jahren<br />

arbeitet die blinde Frau im Kunstgewerbe<br />

des Evangelischen Diakoniewerks<br />

Zoar auf dem Inkelthalerhof.<br />

Sie tritt sicher aus der Haustür und<br />

steigt gekonnt in einen der zwei<br />

Busse, die voll besetzt sind. Manch<br />

einer fährt in die Zoar-Werkstätten<br />

Nach getaner Arbeit darf es<br />

auch gerne mal ein Besuch in<br />

ihrem Lieblingscafé sein.<br />

nach Alzey, wie auch Christa Schönherrs<br />

Zwillingsschwester Silvia, die<br />

dort in der Abteilung „Mechanik“<br />

arbeitet. Auch Silvia Schönherr ist<br />

von Geburt an blind. Die anderen<br />

fahren nach Rockenhausen. Am ersten<br />

Halt des Busses in Rockenhausen<br />

steigen alle nach dort fahrenden<br />

Mitarbeiter aus. Sie arbeiten in den<br />

Zoar-Werkstätten Rockenhausen.<br />

Christa Schönherr bleibt alleine mit<br />

dem Fahrer sitzen, um weiter auf den<br />

Inkelthalerhof gefahren zu werden.<br />

Im Kunstgewerbe angekommen,<br />

bereitet sie sich auf den Arbeitstag<br />

vor. Es wird in einer gemeinsamen<br />

Runde besprochen, was zu tun ist.<br />

Zu ihren vielen Aufgaben gehört<br />

beispielsweise das Schleifen von<br />

Holzteilen, die dann von den anderen<br />

Mitarbeitern weiter verarbeitet<br />

werden. Außerdem hilft sie bei Tonarbeiten,<br />

indem sie Ton verpackt<br />

und weiter verräumt. „Grundsätzlich<br />

ist Christa Schönherr ein sehr<br />

ordentlicher Mensch. Wenn sie aufräumt,<br />

glänzt anschließend alles,<br />

denn Ordnung ist für sie sehr wichtig“,<br />

berichtet Zoar-Werkstätten<br />

Mitarbeiter Rolf Spiecker (Fachkraft<br />

für Arbeits-und Berufsförderung der<br />

Abteilung Kunstgewerbe). Die gesetzten<br />

„Erinnerungs-Marker“ helfen<br />

Christa Schönherr bei der Orientierung<br />

in den Räumen, die sie<br />

bereits kennt.<br />

26 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Menschen bei Zoar<br />

„Die Arbeit im Kunstgewerbe gefällt<br />

mir wirklich gut, und ich erledige sie<br />

gerne. Mittlerweile könnte ich mir<br />

keine andere Tätigkeit mehr vorstellen“,<br />

so Christa Schönherr. Im Laufe<br />

der Jahre kennt sie die Räumlichkeiten<br />

des Kunstgewerbes wie ihre eigene<br />

Westentasche. Sie weiß, wo<br />

welcher Schrank steht, wo sie etwas<br />

suchen muss, welche Kurve sie nehmen<br />

muss, um in einen anderen<br />

Raum zu gelangen. Rolf Spieker beschreibt<br />

Christa Schönherr als eine<br />

sehr selbstständige Mitarbeiterin:<br />

„Es ist erstaunlich, was sie alles trotz<br />

ihrer Beeinträchtigung kann. Sie ist<br />

sehr genau bei ihrer Arbeit.“<br />

Ein unverwechselbares<br />

Merkmal<br />

Auch die anderen Mitarbeiter sind<br />

für Christa Schönherr mittlerweile<br />

zu guten Freunden geworden. Nadine<br />

Wenz ist eine von ihnen. Die beiden<br />

verbringen häufig ihre Pausen<br />

gemeinsam in der Cafeteria. Jede<br />

Woche gehen sie zu den arbeitsbegleitenden<br />

Maßnahmen „Kegeln“<br />

und „Gymnastik“. „Als Christa mir<br />

das erste Mal an die Ohren fasste,<br />

fand ich es ehrlich gesagt etwas<br />

komisch“, erzählt Nadine Wenz.<br />

Während sich Christas Zwillingsschwester<br />

Silvia Schönherr, über das<br />

Anfassen von Händen orientiert,<br />

sind es bei Christa Schönherr die<br />

Ohren. „Es gibt kleine, große, runde,<br />

abstehende und spitze Ohren. Mein<br />

Onkel Manfred hatte wirklich tolle<br />

Ohren mit einer großen Ohrmuschel“,<br />

schwärmt sie. „Meine Mutter<br />

hat mir damals das Anfassen fremder<br />

Ohren verboten. Seitdem arbeite<br />

ich daran, es abzulegen. Ich weiß,<br />

dass es manchen Menschen nicht<br />

gefällt, gleichzeitig finde ich Ohren<br />

sehr interessant und aussagekräftig.<br />

Manchmal kann ich einfach nicht<br />

anders“, so Christa Schönherr.<br />

Musizieren, Lesen, Puzzeln<br />

Zuhause angekommen gibt es erst<br />

einmal eine Kaffee-Pause mit den<br />

anderen Bewohnern des Hauses.<br />

Montags besucht Christa Schönherr<br />

die Musikgruppe ihres Wohnheims,<br />

bevor es zum Abendessen geht.<br />

Während ihrer Schulzeit in einem<br />

Internat in Neuwied lernte sie das<br />

Keyboard-Spielen. Ihre Zwillingsschwester<br />

Silvia Schönherr spielt<br />

Gitarre. „Wir verstehen uns wirklich<br />

gut und verbringen viel Zeit gemeinsam.<br />

Natürlich streiten wir auch<br />

mal, doch das ist selten“, berichtet<br />

Christa Schönherr. Mit ihren anderen<br />

sieben Geschwistern hat Christa<br />

Schönherr keinen Kontakt.<br />

In den 13 Schuljahren auf dem Internat<br />

lernte Christa Schönherr das Lesen,<br />

Schreiben und Rechnen. Seitdem<br />

beherrscht sie Kurz- und Vollschrift.<br />

In ihrer Freizeit liest sie gerne Kinderund<br />

Jugendbuchliteratur. In ihrem<br />

Zimmer sind ganze Koffer gefüllt mit<br />

Büchern. Außerdem puzzelt sie gerne.<br />

Nach Tast-Gefühl steckt sie die<br />

zueinander passenden Puzzleteile<br />

zusammen, bis am Ende dieser mühseligen<br />

Arbeit ein fertiges Bild entstanden<br />

ist. Dieses lässt sie sich dann<br />

von anderen beschreiben. Das macht<br />

sie zufrieden und glücklich.<br />

Christa Schönherrs Freundin<br />

Nadine Wenz beim Bemalen von<br />

Tiger-Enten. Auch sie arbeitet im<br />

Bereich Kunstgewerbe der Zoar-<br />

Werkstätten Rockenhausen.<br />

Christa Schönherr<br />

bei Schleifarbeiten im Kunstgewerbe<br />

der Zoar-Werkstätten<br />

Rockenhausen auf dem<br />

Inkelthalerhof<br />

Reisen als Ausgleich<br />

In ihrem Urlaub verreist Christa gerne<br />

und nimmt an Freizeiten teil.<br />

„Diesen Herbst fliege ich nach Griechenland<br />

und zuvor geht es in den<br />

Schwarzwald“, erzählt sie voller Vorfreude.<br />

„Ich liebe das Wasser. Das<br />

fühlt sich so besonders gut auf der<br />

Haut an. In meinem letzten Urlaub<br />

in der Türkei war ich nicht mehr aus<br />

dem Pool zu bekommen. Wenn ich<br />

mir vornehme zehn Bahnen zu<br />

schwimmen, dann schaffe ich das<br />

auch“. Reisen wie diese, sind für blinde<br />

Menschen wie Christa Schönherr<br />

besonders wertvoll. Sie erweitern das<br />

Sinnesspektrum um viele Gerüche,<br />

Geräusche und Gefühle. Vielleicht<br />

strahlt Christa Schönherr gerade deshalb<br />

so viel Wohlbefinden aus; und<br />

ganz sicher nicht zuletzt wegen ihrer<br />

„sehenden Hände“.<br />

Julia Margert<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

27


In neuer Funktion<br />

Elke Bäcker, neue Einrichtungsleiterin im Alten- und Pflegeheim Bürgerhospital Kaiserslautern<br />

Ihre Arbeit dreht sich um das<br />

Wesentliche – die Menschen<br />

„Ich wusste, dass eine Menge Arbeit auf mich<br />

wartet und dass die Arbeit vielseitig sein wird“,<br />

sagt Elke Bäcker. Seit Anfang dieses Jahres hat<br />

sie die Leitung des Alten- und Pflegeheims Bürgerhospital<br />

in Kaiserslautern inne. „Es ist eine<br />

spannende und interessante Aufgabe.“ Inzwischen<br />

ist die engagierte 53-Jährige in ihrem<br />

neuen Amt angekommen.<br />

Die Atmosphäre ist leger, das Büro geordnet.<br />

Die Tür steht meist offen und ist ein Zeichen<br />

dafür, dass die Mitarbeiter bei ihr jederzeit ein<br />

offenes Ohr vorfinden. Besprechungen finden nach wie<br />

vor an dem Tisch statt, an dem auch ihr Vorgänger zu<br />

Beratungen einlud. Ihr Vorgänger, Wolfgang Greß, war<br />

25 Jahre der Leiter des Bürgerhospitals. Eine Zeitenwende?<br />

„Nun ist Frauenpower angesagt“, lacht Elke Bäcker.<br />

Elke Bäcker: Nachfolgerin von Wolfgang Greß<br />

Nach dem Weggang von Wolfgang Greß bewarb sie sich<br />

auf die vakante Stelle. Ihre Voraussetzungen konnten<br />

nicht besser sein. Elke Bäcker stammt aus Göcklingen,<br />

einem kleinen Ort bei Landau. Sie arbeitete zu dieser Zeit<br />

bereits seit über elf Jahren als verantwortliche Pflegefachkraft<br />

in der Seniorenresidenz in Kirchheimbolanden<br />

und war als „rechte Hand“ von Einrichtungsleiterin Martina<br />

Degen in alle Prozesse involviert. Damit hat sie zwar<br />

Leitungserfahrungen gesammelt, arbeitete aber eher im<br />

„Hintergrund“. Als Leiterin des Bürgerhospitals rückte<br />

Elke Bäcker in die erste Reihe und somit in das Licht der<br />

Öffentlichkeit. „In der Öffentlichkeit zu stehen, ist eine<br />

Tatsache, an die ich mich erst gewöhnen musste.“<br />

„Am Anfang hatte ich keine Zeit zum Überlegen“, erinnert<br />

sich Elke Bäcker. „Als ich den Zuschlag erhielt und<br />

für die Stelle nominiert wurde, gab es unglaublich viel zu<br />

regeln. Einerseits wollte ich meine Arbeit in der Seniorenresidenz<br />

ordentlich übergeben und verbrachte anfangs<br />

noch halbe Tage in Kirchheimbolanden.“ Das hatte den<br />

Zoar-Direktorin<br />

Martina Leib-Herr<br />

mit Elke Bäcker<br />

beim Neujahrsempfang<br />

im<br />

Bürgerhospital<br />

Vorteil, dass der Abschied von den Mädels aus der Seniorenresidenz,<br />

wie Elke Bäcker ihre Kolleginnen liebevoll<br />

nennt, nicht ganz so abrupt geschah. „Andererseits wollte<br />

ich aber auch meine ganze Kraft in den Neubeginn im<br />

Bürgerhospital einbringen und den neuen Anforderungen<br />

gerecht werden.“ Darüber hinaus lebte sie in der Anfangszeit<br />

im Bürgerhospital ein stückweit mit der Befürchtung,<br />

dass Mitarbeiter aufgrund gewachsener Bindungen an die<br />

vorhergehende Einrichtungsleitung wegbrechen. „Das ist<br />

zum Glück nicht eingetroffen“, so Elke Bäcker.<br />

28 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


In neuer Funktion<br />

Neue Herausforderungen<br />

Neue Herausforderungen gab es mehr<br />

als genug. Zeitgleich mit ihrem Amtsantritt<br />

griff das neue Pflegestärkungsgesetz<br />

mit der Umstellung auf Pflegegrade.<br />

In dieser Umbruchphase<br />

ereigneten sich sehr viele Sterbefälle im<br />

Haus. Ihr ist es ein großes Anliegen, möglichst<br />

eine Vollbelegung zu erzielen und<br />

die Fachkraftquote stimmig zu halten. Sie<br />

ist auf einem guten Weg, dieses Ziel zu<br />

erreichen, nicht zuletzt mit Hilfe des Mannes<br />

an ihrer Seite, auf den sie sich verlassen<br />

kann: Michael Kasper, verantwortliche<br />

Pflegefachkraft im Bürgerhospital. Er war ihr nicht nur in<br />

der Anfangszeit eine wertvolle Stütze. „Ich schätze ihn<br />

sehr. Wir arbeiten Hand in Hand, und wir sind ein gutes<br />

Team“, bekräftigt sie.<br />

„Das Wohl der Bewohner steht immer im Vordergrund<br />

und ist mir ein besonderes Anliegen“, betont Elke Bäcker.<br />

„Das Bürgerhospital ist zwar alt und die Ausstattung in<br />

vielen Bereichen nicht mehr zeitgemäß. Aber die meisten<br />

der hier lebenden Menschen kommen aus nächster Umgebung.<br />

Sie sind mit diesem Stadtteil eng verbunden<br />

und haben ihre Angehörigen in der Nähe. Sie wollen ihren<br />

Lebensabend im gewohnten Umfeld verbringen und<br />

fühlen sich wohl im Bürgerhospital.“ Das belegen auch<br />

Elke Bäcker (Mitte) mit ihren ehemaligen<br />

Kolleginnen aus der Seniorenresidenz<br />

Kirchheimbolanden, Angelika Kraut<br />

(links) und Anne-Kathrin Christoph<br />

Sie sind ein gutes Team: Michael<br />

Kasper, verantwortliche Pflegefachkraft<br />

im Bürgerhospital, und Einrichtungsleiterin<br />

Elke Bäcker<br />

die Kundenzufriedenheitsabfragen. „Darüber hinaus<br />

bieten wir die beschützende Wohnform für Menschen<br />

mit Orientierungsstörungen an“, informiert Elke Bäcker.<br />

„Durch das Demenz-Schutzsystem erfahren weglaufgefährdete<br />

Menschen ein Höchstmaß an Sicherheit in einer<br />

geborgenen Atmosphäre. Der Bedarf ist groß. Das macht<br />

unser Haus so attraktiv für Angehörige, die sich für ihre<br />

Lieben ein sicheres Wohnumfeld wünschen.“<br />

Elke Bäcker steht in engem Kontakt mit dem Sozialen<br />

Dienst des Westpfalzklinikums. Fast täglich werden Pflegeplätze<br />

angefragt. „Wir stehen im offenen, ehrlichen<br />

Dialog, denn das neue Pflegestärkungsgesetz hat einige<br />

Änderungen mit sich gebracht. Selbstverständlich überlas-<br />

Zwischen Büro und Freizeit<br />

Elke Bäcker startete 1995 ihre berufliche Laufbahn bei Zoar und absolvierte eine berufsbegleitende Ausbildung<br />

zur Altenpflegerin. Eine Weiterbildung zur Fachwirtin für Alten- und Krankenpflege schloss sich an. Sie arbeitete<br />

zunächst als stellvertretende verantwortliche Pflegefachkraft in der Zoar-Wohnanlage in der Wiesenstraße in<br />

Rockenhausen und wechselte in 2005 als verantwortliche Pflegefachkraft in die Seniorenresidenz Kirchheimbolanden,<br />

eine Tochter des Evangelischen Diakoniewerks Zoar. Seit 1. Januar <strong>2017</strong> ist sie Einrichtungsleiterin im<br />

Alten- und Pflegeheim Bürgerhospital in Kaiserslautern. „Ich habe mein berufliches Ziel erreicht“, sagt sie, „hier<br />

fühle ich mich wohl“.<br />

Elke Bäcker wohnt mit ihrem Mann in Langmeil bei Winnweiler. „Für mich ist es ganz wichtig, meine Zeit nicht<br />

auf der Straße zu verbringen.“ Das gelingt ihr durch die gute Autobahnanbindung. So ist sie in wenigen Minuten<br />

im Bürgerhospital und nach getaner Arbeit ebenso flott wieder zu Hause. Viel Zeit verbringt sie im Garten.<br />

„Bei der Gartenarbeit kann ich gut abschalten, und sie macht mir Spaß.“ Mit dabei ist meistens Sam, ein gutmütiger<br />

Mischlingsrüde, der sie ab und zu auch ins Büro begleitet und mit dem sie gerne abends noch eine Runde<br />

läuft. „Das tut uns beiden gut“, lacht sie. Manchmal zieht sie sich auch mit einem guten „Schmöker“ in eine<br />

ruhige Ecke zurück. Historien-Romane liest sie besonders gerne. Ihre beiden Kinder Patrick und Manuela sind erwachsen.<br />

Die Tochter ist schon lange ausgezogen. Vor dreieinhalb Jahren wurde ihr Enkel Elias geboren. Mit ihm<br />

kam neues Leben ins Haus. Der kleine Mann versteht es, Oma und Opa um den Finger zu wickeln. „Wir lassen es<br />

nur zu gerne zu. Er ist unser Sonnenschein, und wenn er lächelt, dann schmelzen wir dahin.“<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

29


In neuer Funktion<br />

Es ist schließlich ein sehr sensibles Thema für die Angehörigen,<br />

einen geliebten Menschen in zunächst fremde Hände<br />

zu geben“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Sachliche<br />

Kompetenz und vor allem Fingerspitzengefühl seien in<br />

diesem Zusammenhang ganz wichtig.<br />

Das Ehepaar Hans und Elke Bäcker mit Sohn Patrick und<br />

Tochter Manuela<br />

sen wir niemanden seinem Schicksal und sind bestrebt, zu<br />

helfen, wo es nur geht. Aber wir müssen einerseits die<br />

geforderte Fachkraftquote erfüllen und andererseits muss<br />

gewährleistet sein, dass die Kosten für einen stationären<br />

Aufenthalt im Bürgerhospital geklärt sind. Das braucht oft<br />

Zeit. Deshalb informieren wir umfassend in den Aufnahmegesprächen<br />

und bieten an, unser Haus über eine Kurzzeitpflege<br />

kennenzulernen. Das verschafft den Familien<br />

erst einmal die nötige Luft, die in dieser Situation gebraucht<br />

wird. Die Entscheidungen, die für pflegebedürftige<br />

Angehörige getroffen werden müssen, sind nie leicht.<br />

Im Fokus: Das Wohl der Bewohner<br />

Mit viel Empathie behandelt Elke Bäcker nicht nur Familienangehörige.<br />

Sie macht sich auch stark für die Menschen,<br />

die im Bürgerhospital ein neues Zuhause gefunden<br />

haben. In den letzten Monaten wurden die<br />

Aufenthaltsräume sowie Bewohnerzimmer renoviert<br />

und mit hellen Möbeln freundlich und angenehm gestaltet.<br />

Im Dementen-Wohnbereich werden „Tastwände“<br />

installiert. „Das ist so etwas wie ein Barfußpfad für Hände“,<br />

lacht die Einrichtungsleiterin und ist sicher, dass<br />

dieses Angebot bei den älteren Menschen gut ankommt.<br />

Entstanden ist die Idee bei der Renovierung des Aufenthalts-<br />

und Umkleidebereichs für die Mitarbeiter. Dabei<br />

blieben zwei große Wandtafeln übrig, für die man eine<br />

sinnvolle Weiterverwendung suchte. Entstanden ist ein<br />

Projekt für die Auszubildende, die diese Wände mit unterschiedlichen<br />

Materialien, wie Kieselsteine, Bürsten<br />

und Holz, bestücken werden.<br />

Elke Bäcker ist neue Leiterin vom Bürger-Hospital<br />

Das Bürger-Hospital in Kaiserslautern hat eine neue Leiterin. Sie heißt Elke Bäcker. Sie hat im Januar<br />

ihre neue Aufgabe übernommen. Sie hat sich gut im Bürger-Hospital eingelebt. Elke Bäcker ist die<br />

Nachfolgerin von Wolfgang Greß. Er hat das Bürger-Hospital 25 Jahre geführt.<br />

Elke Bäcker ist seit 1995 bei Zoar. Zuletzt arbeitete sie in der Senioren-Residenz in Kirchheimbolanden<br />

als verantwortliche Pflege-Fachkraft. Sie war die „rechte Hand“ von Einrichtungs-Leiterin<br />

Martina Degen. Das heißt, dass sie ihr sehr viel geholfen hat. Elke Bäcker war in alle Prozesse eingebunden.<br />

Deshalb ist nicht alles neu für sie im Bürger-Hospital. Das Wohl der Bewohner steht im Vorder-Grund.<br />

Es ist Elke Bäcker ein besonderes Anliegen, dass sich die Menschen im Bürger-Hospital<br />

wohlfühlen. Die meisten kommen aus der näheren Umgebung. Sie wollen ihren Lebens-Abend im gewohnten<br />

Umfeld verbringen. Ihre Angehörigen leben in der Nähe und kommen daher oft zu Besuch.<br />

Im Bürger-Hospital wird die beschützende Wohn-Form für Menschen angeboten, die sich nicht<br />

orientieren können. Angehörige wünschen sich für ihre Lieben ein sicheres Wohn-Umfeld. Fast täglich<br />

werden Pflege-Plätze angefragt. Elke Bäcker informiert umfassend in den Aufnahme-Gesprächen.<br />

Sie bietet an, das Bürger-Hospital über eine Kurz-Zeit-Pflege kennenzulernen. Das gibt den Familien<br />

die Zeit, den ganzen Papier-Kram zu erledigen.<br />

30 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


In neuer Funktion<br />

Information schafft Transparenz<br />

Besonders wichtig ist der neuen Einrichtungsleiterin die<br />

gute Zusammenarbeit mit allen Fachkräften im Haus. Sie<br />

schätzt den unkomplizierten Kontakt zu ihren Mitarbeitern,<br />

hat jederzeit ein offenes Ohr und nimmt sich Zeit<br />

für ihre Fragen, Sorgen und Nöte. „Wir machen jeden<br />

Morgen eine Besprechung, tauschen uns aus und besprechen<br />

den Tag“, sagt sie. Zweimal<br />

im Monat findet ein Treffen<br />

mit dem Leitungsteam<br />

statt. Einmal im Monat kommen<br />

die Mitarbeiter zur gro-<br />

Ganz privat: Elke Bäcker mit<br />

Enkel Elias und Hund Sam<br />

ßen Dienstbesprechung zusammen. „Es ist mein Bestreben,<br />

die Mitarbeiter in die unterschiedlichen Abläufe<br />

einzubinden, sie zu informieren und auf dem Laufenden<br />

zu halten. Das schafft Transparenz und ist wichtig für<br />

unsere Zusammenarbeit“, erklärt Elke Bäcker. Strukturen<br />

optimieren, um effizienter arbeiten zu können, ist ihr ein<br />

großes Anliegen.<br />

Mit Spannung erwartet: Der Neubau<br />

des Bürgerhospitals<br />

Nicht nur bei den Mitarbeitern ist der Neubau<br />

des Bürgerhospitals ein mit Spannung verfolgtes<br />

Thema. Auch Elke Bäcker freut sich auf das<br />

neue Haus und denkt gleich weiter an die vielen<br />

Möglichkeiten, die ein Neubau mit sich<br />

bringt. „Es ist toll, von Anfang an mit dabei zu<br />

sein und die eigenen Ideen einbringen zu können“,<br />

schwärmt sie. „Ein neues Haus mit hellen<br />

und freundlichen Räumen, unsere Bewohner<br />

werden sich freuen, und für uns alle ist das eine<br />

ganz besonders schöne Herausforderung, auch<br />

im Wettbewerb mit den anderen Anbietern in<br />

der Stadt.“<br />

Kunigunde Otterbein<br />

Elke Bäcker hat im Bürger-Hospital schon einiges verändert. Aufenthalts-Räume und Bewohner-<br />

Zimmer wurden renoviert. Sie wurden mit hellen Möbeln ausgestattet. Demnächst werden im<br />

Dementen-Wohnbereich Tast-Wände installiert. Das ist so etwas wie ein Barfuß-Pfad für Hände.<br />

Die Tast-Wände werden mit Materialien, wie Kiesel-Steine, Bürsten und Holz, bestückt. Diese<br />

Materialien kann man mit geschlossenen Augen erfühlen.<br />

Für ihre Mitarbeiter hat Elke Bäcker stets ein offenes Ohr. In regelmäßigen Besprechungen werden<br />

Informationen ausgetauscht. Das ist wichtig für die Zusammen-Arbeit. Die Mitarbeiter werden so<br />

über alles Aktuelle und Wichtige informiert. Zurzeit wird die Pflege-Dokumentation umgestellt.<br />

Sie wird reduziert. Das bringt den Mitarbeitern mehr Zufriedenheit. Sie können ihre Zeit besser für<br />

die Pflege nutzen. Alle Mitarbeiter freuen sich auf den Neubau des Bürger-Hospitals. Auch die Bewohner<br />

werden sich in einem neuen Haus wohlfühlen.<br />

Elke Bäcker kann bei der Garten-Arbeit sehr gut entspannen. Garten-Arbeit macht ihr Spaß. Meistens<br />

ist Sam mit dabei. Sam ist ein gutmütiger Hund. Ab und zu darf er auch mit ins Büro. Dann<br />

freuen sich alle, denn sie dürfen ihn streicheln. Elke Bäcker liest auch gerne. Im Moment gibt es<br />

aber Wichtigeres. Das liegt an ihrem kleinen Enkel Elias. Er hält die Familie auf Trab.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

31


Inklusion & Arbeit<br />

Wege auf den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

Matthias Pilger: ein anerkannter<br />

Mitarbeiter im Team der Mainzer<br />

Stadtwerke<br />

Der Arbeitsplatz von Matthias Pilger (21) ist ein gläsernes Hochhaus in Mainz. Nicht nur das<br />

Gebäude, auch das Außenareal macht einen modernen und repräsentativen Eindruck. Viele<br />

würden sich wünschen, dort zu arbeiten. Dass es am Stammsitz der Mainzer Stadtwerke in der<br />

Rheinallee so ansprechend aussieht, ist auch Matthias Pilger zu verdanken.<br />

Warum? Der junge<br />

Mann, der in Mainz-<br />

Marienborn bei seiner<br />

Familie wohnt, gehört den Zoar-<br />

Werkstätten Heidesheim an und<br />

absolviert bei der Mainzer Netze<br />

GmbH, einem Unternehmen der<br />

Mainzer Stadtwerke AG, eine ambulante<br />

Berufsbildungsmaßnahme.<br />

(v.l.n.r.) Matthias Pilger<br />

und Bildungsbegleiter<br />

Horst Seim vom<br />

Berufsbildungs- und<br />

Integrationsservice<br />

der Zoar-Werkstätten Heidesheim vor dem Gebäude der<br />

Mainzer Stadtwerke und dem „M“ des neuen Logos<br />

Parallel dazu kommt er mit anderen<br />

Bildungsteilnehmern einmal pro<br />

Woche im Bildungszentrum der Zoar-Werkstätten<br />

(vergleichbar einer<br />

Berufsschule) zusammen, um gemeinsam<br />

zu lernen, Erlerntes zu<br />

üben und um sich über die unter-<br />

schiedlichen Erfahrungen in der Arbeitswelt<br />

auszutauschen.<br />

Chancen nutzen<br />

Diese Chance wusste der junge<br />

Mann zu nutzen und befindet sich<br />

aktuell in einer die Berufsbildungs-<br />

32 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Inklusion & Arbeit<br />

maßnahme begleitenden Weiterbildung<br />

zum Fachhelfer für Gebäudeservice<br />

(IHK). Diese Weiterbildungsmaßnahme<br />

wurde von den Zoar-<br />

Werkstätten in Kooperation mit der<br />

IHK für Rheinhessen konzipiert.<br />

Nach erfolgreichem Abschluss erhalten<br />

die Teilnehmer ein bundesweit<br />

anerkanntes IHK-Zertifikat. Nach<br />

bestandener Prüfung und dem Erhalt<br />

des Zertifikats strebt Matthias<br />

Pilger die Übernahme in ein festes<br />

Arbeitsverhältnis an, so dass er auch<br />

auf dem Papier zu den Mainzer<br />

Stadtwerken gehört.<br />

Ein Mitarbeiter wie alle<br />

anderen auch<br />

Abgesehen von den rein arbeitsrechtlich-administrativen<br />

Fakten im<br />

Hintergrund gehört Matthias Pilger<br />

schon lange zum Team der Stadtwerke<br />

Mainz. Überall wird er gegrüßt.<br />

Man kennt ihn auf dem Gelände<br />

und in den dazugehörigen<br />

Gebäuden. Er ist dort ein Mitarbeiter<br />

wie alle anderen auch, und das zeigt<br />

man ihm durch vielerlei Gesten, die<br />

Anerkennung signalisieren. „Ich fühle<br />

mich hier sehr wohl“, sagt er und<br />

lächelt dabei schüchtern. „Der Arbeitsplatz<br />

hier ist für mich wie ein<br />

zweites Zuhause.“ Das wiederum<br />

freut seine „Chefin“. Jeannette Neumann,<br />

zuständig für den Fachbereich<br />

TFM 22, ist verantwortlich für<br />

zwanzig Mitarbeiter; einer davon ist<br />

Matthias Pilger. Wenn er seine Aufträge<br />

auch zumeist von den zuständigen<br />

Hausmeistern erhält, so ist<br />

der Kontakt zur Fachbereichsleiterin<br />

doch regelmäßig gegeben. „In unse-<br />

rer Büro-Etage haben Herr Pilger und<br />

sein Kollege Herr Gärtner ihr eigenes<br />

Postfach“, sagt sie. Auf ein kurzes<br />

Wort sehe man sich eigentlich jeden<br />

Tag. Ihr sei es äußerst wichtig, die<br />

Infrastruktur im Unternehmen mit<br />

Herz zu führen. „Bei Geburtstagsfrühstücken<br />

oder anderen feierlichen<br />

Anlässen innerhalb der Abteilung<br />

gehören Herr Pilger und Herr Gärtner<br />

ganz selbstverständlich dazu.“<br />

Lob und Anerkennung<br />

beflügeln<br />

All diese Signale der Anerkennung<br />

und Wertschätzung haben dazu<br />

geführt, dass sich Matthias Pilger in<br />

relativ kurzer Zeit überaus positiv<br />

weiterentwickelt hat. „Früher hatte<br />

ich Angst vor fremden Menschen“,<br />

erzählt der junge Mann. „Am allerliebsten<br />

war ich einfach zuhause.“ Er<br />

habe es nie verstanden, warum man<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

33


Inklusion & Arbeit<br />

ihn als beeinträchtigt bezeichnete.<br />

Nur, weil er ein bisschen anders sei<br />

als andere? Der Weg in eine Werkstatt<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

sei für ihn keine Option gewesen,<br />

weiß auch sein Bildungsbegleiter<br />

Horst Seim vom Berufsbildungs- und<br />

Integrationsservice der Zoar-Werkstätten<br />

Heidesheim. Erst das Umfeld<br />

eines „normalen“ Arbeitsplatzes in<br />

einem Unternehmen des allgemeinen<br />

Arbeitsmarkts habe ihn beflügelt.<br />

Horst Seim, der auch Kontakt<br />

zur Mutter von Matthias Pilger hat,<br />

berichtet, dass diese ihren Sohn<br />

kaum wiedererkennt. Seine Schüchternheit<br />

und die Zweifel, im Leben<br />

bestehen zu können, habe er fast<br />

vollständig abgelegt. Stattdessen<br />

glänzt Matthias Pilger mit äußerst<br />

arbeitgeberfreundlichen Tugenden.<br />

Er ist immer pünktlich, fast nie<br />

krank, pflichtbewusst und sorgfältig<br />

beim Erfüllen seiner Aufgaben sowie<br />

kollegial und teamtauglich. Dies ist<br />

eine überaus zufriedenstellende<br />

Bei der Arbeit: (v.l.n.r.) Roland Furchner,<br />

Heinz Schmieden und Matthias Pilger<br />

Konstellation für beide Seiten; eine<br />

echte Win-Win-Situation. Fleiß und<br />

sorgfältiges Arbeiten erleichtern<br />

Matthias Pilger den Umgang mit<br />

seinen vielfältigen Aufgaben, die an<br />

dieser Stelle nur auswahlhaft zur<br />

Matthias Pilger privat<br />

Der 21-Jährige ist sehr sportlich. Am liebsten fährt er Fahrrad.<br />

Er besitzt ein Trekking-Rad und ein Rennrad. Längere Touren fährt er<br />

zumeist mit seinem Vater. Auch im Urlaub wird viel Rad gefahren.<br />

Die Hitze südlicher Länder macht Matthias Pilger dabei gar nichts<br />

aus. „Auf dem Rad ist man der Natur viel näher“, sagt er. Und für<br />

alles Grüne und Blühende hat er eine besondere Vorliebe. Im Garten<br />

des Elternhauses pflegt er ein kleines Gartenstück selbst. Darin<br />

beweist er seinen „grünen Daumen“. Er erntet Tomaten, Gurken und<br />

Salat. Auch verschiedene Kräuter haben ihren Platz in den Beeten<br />

gefunden. Dass Jäten und Gießen dazugehören, stört Matthias<br />

Pilger nicht; auch wenn er abends erschöpft ist. Die Arbeit im Garten<br />

und die Gespräche am Abendbrottisch helfen ihm beim Abschalten.<br />

„Beim Abendessen erzähle ich immer, was ich tagsüber bei der<br />

Arbeit so erlebt habe.“ Außer dem Radfahren spielt er noch Tennis.<br />

Allgemein ist er gern zu Fuß unterwegs. Ein Hund wäre noch schön.<br />

„Mal sehen, vielleicht später mal“, sagt er. Dafür besitzt die Familie<br />

ein Aquarium. Auch das ist schön. „Aber mit den Fischen kann ich<br />

leider nicht laufen.“<br />

Aufzählung kommen.<br />

• Reinigung des Areals und der Lüftungskanäle<br />

in den Stockwerken<br />

• Reinigung der Außenstellen<br />

• Abfallentsorgung<br />

• Zuarbeit beim Reinigungsdienst<br />

• Reinigung der Abflusskanäle, Roste<br />

und Senkkästen auf dem Areal<br />

• Beschaffung und Bereitstellung<br />

von Arbeitsmaterialien<br />

• Bestuhlung der Konferenzräume<br />

• Bestückung der Sozialräume mit<br />

Verbrauchsmaterial<br />

• Umzugsservice<br />

Eine beeindruckende Tätigkeitsbeschreibung<br />

der Aufgaben, für die das<br />

Pilger/Gärtner-Team zuständig ist!<br />

Dies alles geschieht nach Abstimmung<br />

mit der Fachabteilung „Infrastruktur“<br />

und mit Unterstützung<br />

der zwei Hausmeister vor Ort. Um<br />

auf dem Firmengelände und in den<br />

einzelnen Stockwerken erreichbar<br />

zu sein, trägt Matthias Pilger ein<br />

Diensthandy bei sich. Auch das<br />

macht ihn stolz und zeigt ihm<br />

seine Zugehörigkeit zur „richtigen“<br />

Arbeitswelt.<br />

34 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Inklusion & Arbeit<br />

Ordnung und Sauberkeit gehören<br />

zur Firmenphilosophie<br />

Auf dem großen Areal der Stadtwerke<br />

mitten in Mainz inklusive der<br />

Außenstellen ist Matthias Pilger zu<br />

Fuß unterwegs. „Ich bewege mich<br />

gern, daher macht mir das nichts<br />

aus“, sagt er dazu nur. Seine Arbeitstage,<br />

die morgens um 6.30 Uhr beginnen,<br />

sind klar strukturiert. Sein<br />

werktäglicher Arbeitsablauf beginnt<br />

mit dem Auffüllen der Spender in<br />

den Sozialräumen (zum Beispiel<br />

Papier-Handtücher, WC-Papier,<br />

Handwaschseifen). Dann ist der<br />

Müll dran. Auf dem Gelände wird<br />

streng getrennt. Matthias Pilger<br />

kennt alle Container auf dem Werkstoffhof,<br />

obwohl er für „seinen“<br />

Müll eigentlich nur die Restmüllund<br />

Papierpresse benötigt. In anderen<br />

Containern werden Kabel, Metalle<br />

und Gussmuffen gesammelt.<br />

Diese werden regelmäßig von auswärts<br />

arbeitenden Stadtwerke-<br />

Mitarbeitern angefahren. Auch sie<br />

kennen Matthias Pilger fast alle,<br />

denn er kehrt den Werkstoffhof<br />

mindestens einmal die Woche, um<br />

auch den Bereich um die Müllcontainer<br />

immer sauber zu halten; genauso<br />

wie den Parkplatz.<br />

„Im Unternehmen wird sehr großer<br />

Wert auf eine positiv wirkende Erscheinung<br />

des Firmenareals mit seinen<br />

Gebäuden gelegt“, erklärt Fachbereichsleiterin<br />

Jeannette Neumann.<br />

„Herr Pilger trägt mit seiner Arbeit<br />

zur Umsetzung bei.“ Sie beschreibt<br />

ihn als zuvorkommend, hilfsbereit<br />

und fleißig. Er sei der ruhige Pol im<br />

Team. Sie habe erkannt, dass ihm<br />

Zeitdruck nicht gut tut. Daher gelte<br />

die Devise „Gute Arbeit braucht Zeit“.<br />

„Uns ist es lieber, jemand macht seine<br />

Arbeit richtig als schnell. Wichtig<br />

ist uns auch, dass alles Neue den<br />

Mitarbeitern ruhig und ausführlich<br />

erklärt wird.“ Dies alles trage zur<br />

Arbeitszufriedenheit bei.<br />

Matthias Pilger bei einigen<br />

seiner Aufgaben:<br />

Kehren des Werkstoffhofs ...<br />

Ein Rädchen im System<br />

Wenn es im Arbeitsalltag trotzdem<br />

mal zu Problemen kommt, dann hat<br />

Jeannette Neumann immer ein offenes<br />

Ohr für Beschwerden. Im Arbeitsfeld<br />

„Umzugsservice“ gibt es<br />

zum Beispiel oftmals feste Daten für<br />

interne Umzüge, da diese von einer<br />

anderen Fachabteilung<br />

(TFM 21) gesetzt werden.<br />

„Manchmal kollidiert das dann<br />

mit der Regelarbeitszeit und möglichen<br />

privaten Planungen“, so Neumann.<br />

„Aber wir finden immer eine<br />

Lösung, denn es lässt sich über alles<br />

reden.“ Die Routine eines störungsfreien<br />

Arbeitsablaufs ist allen wichtig,<br />

Matthias Pilger aber ganz besonders.<br />

So weiß er, dass er im Sommer<br />

am späten Vormittag die Sonnenschirme<br />

im Hof aufspannen muss,<br />

damit die Mitarbeiter ihre Mittagspause<br />

im Schatten verbringen können,<br />

dass er im Herbst Laub saugen<br />

und im Winter die Zuwege Eis- und<br />

Schneefrei halten muss. Wie die<br />

anderen ist er ein Rädchen im gut<br />

funktionierenden System. Das gefällt<br />

ihm. Matthias Pilger weiß, dass<br />

die Geschäftsführung im 10. Stockwerk<br />

angesiedelt ist. Darüber im 11.<br />

und letzten Stock des Verwaltungsgebäudes<br />

befindet sich der große<br />

Konferenzsaal, in dem auch Aufsichtsratssitzungen<br />

stattfinden.<br />

„Dort habe ich mich anfangs nicht<br />

und Fahren der Großkehrmaschine,<br />

die mit Diesel betrieben wird.<br />

hin getraut“, erzählt er. „Ich habe<br />

nämlich ein bisschen Höhenangst.“<br />

Mittlerweile ist auch das kein Problem<br />

mehr für ihn, und das Bestuhlen<br />

des Raums klappt problemlos. „Nur<br />

raus auf den Balkon gehe ich nicht“,<br />

sagt er bestimmt. Der atemberaubende<br />

Ausblick auf die Stadt Mainz<br />

und den gemächlich fließenden<br />

Rhein lässt sich aber auch wunderbar<br />

durch die großen Fenster genießen.<br />

Dazu lässt er für uns extra die<br />

elektrischen Außenrollos hochfahren.<br />

Ja, Matthias Pilger kennt sich<br />

eben auf allen Etagen des Gebäudes<br />

bestens aus; ist ja auch sein zweites<br />

Zuhause.<br />

Alexandra Koch<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

35


Inklusion & Arbeit<br />

Matthias Pilger: ein anerkannter Mitarbeiter im Team der Mainzer Stadtwerke<br />

Der Arbeits-Platz von Matthias Pilger ist ein gläsernes Hoch-Haus in Mainz. Dort ist der<br />

Stamm-Sitz der Mainzer Stadt-Werke. Gebäude und Anlage machen einen guten Eindruck.<br />

Das ist auch Matthias Pilger zu verdanken. Im Team sorgt er dort für Ordnung und Sauberkeit.<br />

Der junge Mann gehört den Zoar-Werk-Stätten Heidesheim an und absolviert bei der Mainzer<br />

Netze GmbH eine ambulante Berufs-Bildungs-Maßnahme. Einmal in der Woche kommt er mit<br />

anderen Teilnehmern ins Bildungs-Zentrum der Zoar-Werk-Stätten. Das ist wie eine Berufs-<br />

Schule. Dort wird gemeinsam gelernt und Erlerntes geübt.<br />

Außerdem befindet sich Matthias Pilger gerade in einer Weiter-Bildung zum Fach-Helfer für<br />

Gebäude-Service (IHK). Diese Maßnahme zur Weiter-Bildung wurde von den Zoar-Werk-Stätten<br />

in Zusammenarbeit mit der IHK für Rhein-Hessen auf den Weg gebracht. Wenn Matthias<br />

Pilger den Kurs abgeschlossen hat, erhält er ein bundesweit anerkanntes IHK-Zertifikat.<br />

Er möchte gern bei den Stadt-Werken bleiben. „ Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er.<br />

Seine Aufträge bekommt Matthias Pilger meistens von den zwei Haus-Meistern vor Ort. Die<br />

Aufgaben sind sehr abwechslungsreich. Das gefällt Matthias Pilger, der bei seiner Familie in<br />

Mainz-Marienborn wohnt.<br />

Matthias Pilger macht es glücklich, dass seine Arbeit bei den anderen so gut ankommt. Er<br />

freut sich über Lob. Diese Erfahrung hat dazu geführt, dass er sich in kurzer Zeit gut entwickelt<br />

hat. „Früher hatte ich Angst vor fremden Menschen“, sagt er. Heute nicht mehr. Er ist ein bisschen<br />

anders als andere. Trotzdem wollte er deswegen nicht in eine Werk-Statt für Menschen<br />

mit Behinderung gehen. Daher ist er auch so froh, dass er bei den Mainzer Stadt-Werken arbeiten<br />

kann. Dieser „normale“ Arbeits-Platz hat ihn vorangebracht. Auch seine Zukunft sieht<br />

Matthias Pilger dort. Der junge Mann, der gern Fahr-Rad fährt, ist immer pünktlich, fast nie<br />

krank, pflichtbewusst und sorgfältig beim Erfüllen seiner Aufgaben. Er arbeitet gut im Team<br />

und ist zu allen Kollegen nett und freundlich. Zeit-Druck mag er nicht. Daher werden ihm nicht<br />

zu viele Aufträge auf einmal gegeben. Und er bekommt die Zeit, die er braucht, dafür. Wenn<br />

alles nach bekannter Art und ohne Störungen verläuft, dann fühlt sich Matthias Pilger am<br />

wohlsten.<br />

Um auf dem Firmen-Gelände und in den einzelnen Stock-Werken erreichbar zu sein, trägt<br />

Matthias Pilger ein Dienst-Handy bei sich. Auch das macht ihn stolz. Auf dem Gelände der<br />

Stadt-Werke ist Matthias Pilger oft zu Fuß unterwegs. „Ich bewege mich gern, daher macht<br />

mir das nichts aus“, sagt er. Seine Arbeits-Tage beginnen morgens um 6.30 Uhr. Dafür ist<br />

pünktlich am späten Nachmittag Schluss. Dann hat Matthias Pilger noch genug Zeit für seinen<br />

eigenen Garten und für Sport. Gern hätte er irgendwann mal einen Hund. Das ist sein<br />

Wunsch. Außerdem wünscht er sich, nach seiner Ausbildung bei den Mainzer Stadt-Werken<br />

bleiben zu können.<br />

36 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Aktuell<br />

Zertifizierung Energiemanagement<br />

Energiemanagementsystem:<br />

Kostenersparnis und Umweltschutz<br />

Seit Dezember 2016 ist das Evangelische Diakoniewerk Zoar<br />

nach ISO 50001 zertifiziert. Nach diesen Vorgaben wurde<br />

das Energiemanagementsystem an allen Zoar-Standorten<br />

eingeführt.<br />

Ekaterina Schatz und<br />

Alexander Distler<br />

Das Zertifizierungsaudit<br />

fand in folgenden Geltungsbereichen<br />

statt:<br />

Altenhilfe, ambulante Pflege, Eingliederungshilfe/Werkstätten,<br />

Betreuung<br />

und Rehabilitation, Jugendhilfe,<br />

Kindertagesstätte, industrielle<br />

Fertigung und Dienstleistungen sowie<br />

unterstützende Bereiche.<br />

Ziel des Energiemanagementsystems<br />

nach DIN EN ISO 50001 ist die<br />

kontinuierliche Verbesserung der<br />

Energieeffizienz des Unternehmens.<br />

„Mit Hilfe des Energiemanagementsystems<br />

wollen wir unsere Energieeffizienz<br />

erhöhen“, sagt Alexander<br />

Distler, Qualitäts-, Umwelt- und<br />

Energiemanagementbeauftragter<br />

(QMB/UMB/EnMB). Dies diene dem<br />

Einsparen von Energie und somit der<br />

Kostenersparnis sowie dem Umweltschutz.<br />

Auch der Gesetzgeber<br />

fördert das Engagement von Unternehmen<br />

zur Optimierung des Energieverbrauchs.<br />

Für ein modernes<br />

Unternehmen mit einem richtungsweisenden<br />

Leitbild gehört ein systematisches<br />

Energiemanagement zur<br />

Unternehmensphilosophie, so der<br />

Verlautbarung der Direktion. „Es<br />

steht für Wettbewerbsvorteil und<br />

Standortsicherung.“ Im Rahmen des<br />

Energiemanagements werden 55<br />

Objekte betreut, die eine entsprechend<br />

eigene Abrechnung haben.<br />

Komplexes Thema erfordert<br />

Transparenz<br />

Auch bei diesem komplexen Thema<br />

müssen die Mitarbeiter an den verschiedenen<br />

Zoar-Standorten mitgenommen<br />

werden. „Beim Thema<br />

‚Energie‘ geht nichts ohne die Mithilfe<br />

der Belegschaft und der Bewohner<br />

in den Häusern“, bringt es<br />

Alexander Distler auf den Punkt.<br />

Schulung und Aufklärung seien daher<br />

sehr wichtig. „Für das energiebewusste<br />

Handeln sollte immer wieder<br />

sensibilisiert werden“, denn energie-<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

37


Aktuell<br />

verschwendende Handlungen würden<br />

oft unbewusst getan. Zustimmung<br />

erhält Alexander Distler von<br />

seiner Kollegin Ekaterina Schatz, die<br />

Energiebeauftragte ist. Sie koordiniert<br />

unter anderem die Energiedatenerfassung,<br />

unterstützt bei der<br />

Erfassung der energieverbrauchenden<br />

Anlagen und<br />

fungiert als<br />

interne Auditorin.<br />

Um<br />

das komplexe<br />

Thema<br />

im Unter-<br />

nehmen transparent zu machen und<br />

zu implementieren, wurden ein<br />

Energieteam (ET) und ein erweitertes<br />

Energieeffizienzteam (EET) gegründet.<br />

Ekaterina Schatz obliegt<br />

auch die Moderation des Energieteams<br />

sowie die Vermittlung zwischen<br />

dem Energiemanagementbeauftragten<br />

und den Teams (ET und<br />

EET). „Für mich ist das eine sehr spannende<br />

Aufgabe“, berichtet Ekaterina<br />

Schatz, die im Zuge der vorbereitenden<br />

Maßnahmen zur Einführung des<br />

Energiemanagementsystems eingestellt<br />

wurde. „Momentan erfasse ich<br />

Ronny Mehler (Energieelektroniker), Mitarbeiter im Technischen Bereich<br />

Ronny Mehler verantwortet als Elektro-<br />

Fachkraft die Erfassung und Auswertung<br />

von Messdaten sowie deren graphische<br />

Darstellung. Er nimmt die Messungen<br />

an allen Standorten mit einem Messgerät<br />

(Energiedatenlogger) und in<br />

Schutzkleidung vor. Diese Tätigkeit läuft<br />

derzeit kontinuierlich, um so Schritt für<br />

Schritt alle relevanten Daten zu erfassen.<br />

Dafür absolvierte Ronny Mehler eine<br />

entsprechende Schulung. „Die Messtätigkeit<br />

ist ein Arbeiten unter elektrischer<br />

Spannung“, erklärt er. Denn die Daten<br />

bezüglich des Stromverbrauchs werden direkt an der jeweiligen Haupteinspeisung<br />

gemessen. Zum Schutz trägt der Zoar-Mitarbeiter dabei<br />

eine spezielle Kleidung (siehe Fotos auf Seite 39). Diese ist isoliert, um<br />

mögliche Stromschläge und Störlichtbögen abzuleiten. Bei diesen Arbeiten<br />

ist Ronny Mehler nie allein. So wird dafür Sorge getragen, dass die<br />

nötige Arbeitssicherheit gegeben ist. Jede Messung dauert eine Woche.<br />

Dann schaltet sich das Gerät automatisch ab. „Auf diese Weise erfassen<br />

wir die Verbräuche über einen kompletten Zyklus und rechnen dann auf<br />

ein Jahr hoch“, berichtet Ronny Mehler über seine verantwortungsvolle<br />

Tätigkeit. Und weiter: „Nach der Erfassung erfolgt die Zuordnung der<br />

Verbräuche, deren Analyse und gegebenenfalls die Einleitung von Maßnahmen<br />

zur Verbrauchsreduzierung.“ Die gesammelten und aufbereiteten<br />

Daten dienen der Schaffung von Kennzahlen im Rahmen des Energiemanagementsystems.<br />

Gebraucht werden diese, um den laufenden<br />

Energiemanagement-Prozess zu kontrollieren und um Entwicklungen in<br />

Richtung Energieeinsparungen aufzuzeigen.<br />

alle energierelevanten Daten.“ Außerdem<br />

achtet sie darauf, dass ihr<br />

die nötigen Daten fristgerecht zugeliefert<br />

werden. Dabei ist sie im ständigen<br />

Austausch mit dem Energiemanagementbeauftragten,<br />

Alexander Distler, und den Verantwortlichen<br />

der Bereiche Zentrale<br />

Dienstleistungen, Technischer Bereich,<br />

den Betriebsleitern Technik<br />

der Werkstätten sowie den anderen<br />

Energieteam-Mitgliedern (zum Beispiel<br />

Haustechniker).<br />

Vorschläge zur Umsetzung<br />

Die Aufgabe des Energieteams ist es,<br />

herauszufinden, an welchen Stellen<br />

im Unternehmen ohne Qualitätseinbußen<br />

am meisten Energie eingespart<br />

werden kann. Dabei werden<br />

folgende Fragen gestellt: Welche<br />

Energieverbräuche (Heizöl, Gas,<br />

Hackschnitzel für den Wärmebedarf<br />

sowie Strom und Kraftstoffe) gibt es?<br />

Und warum gibt es diese Energieverbräuche?<br />

Hierbei geht es vorrangig<br />

um Datensammlung, -erfassung,<br />

-auswertung und die entsprechende<br />

Dokumentation. Nach erfolgter Aufbereitung<br />

werden der Direktion und<br />

den Fachabteilungsleitungen Vorschläge<br />

zur Energieeffizienzsteigerung<br />

gemacht, die dann über die<br />

Umsetzung entscheiden. Im Rahmen<br />

des Management Reviews wird unter<br />

anderem die Wirksamkeit des Energiemanagementsystems<br />

überprüft<br />

und bewertet. Wenn im Zuge der<br />

Umsetzungsentscheidung der Direktion<br />

Gelder frei gemacht werden,<br />

dann werden diese bestimmten<br />

Maßnahmen in den Investitionsplan<br />

aufgenommen.<br />

Ein Beispiel: das Beleuchtungssystem<br />

in den Arbeitsbereichen der<br />

Zoar-Werkstätten in Alzey. Es gehört<br />

zu den ältesten im Vergleich zu den<br />

anderen Zoar-Werkstätten. In den<br />

38 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Aktuell<br />

Sensibilisierung für Energieeinsparungen<br />

Audit-Abschlussgespräch im März <strong>2017</strong>: gute Ergebnisse,<br />

keine Abweichungen von der Norm und somit<br />

Aufrechterhaltung des Zertifikats.<br />

Zoar-Werkstätten Alzey wird der<br />

Austausch aktuell vorbereitet. Das<br />

neue LED-Beleuchtungssystem wird<br />

nicht nur energieeffizient wirken,<br />

sondern auch fast wartungsfrei sein<br />

sowie die Arbeitsbedingungen durch<br />

die variable Wahl zwischen mehreren<br />

Helligkeitsstufen verbessern. Innerhalb<br />

dieses Projekts zur Umstellung<br />

auf die neueste LED-Technik werden<br />

auch die Schaltkreise optimiert. Dieses<br />

Projekt liegt in der Verantwortung<br />

von Ronny Mehler, Zoar-Mitarbeiter<br />

im Technischen Bereich (siehe<br />

dazu der Infokasten). „Bei der Neueinführung<br />

der modernen LED-Technik<br />

werden parallel Standards erarbeitet,<br />

die für eine Vereinheitlichung<br />

sorgen sollen“, so Mehler. „Denn<br />

wenn überall die gleiche Beleuchtungstechnik<br />

verwendet wird, spart<br />

man auch beim Einkauf Kosten ein.“<br />

Alexandra Koch<br />

Ronny Mehler bei Arbeiten<br />

unter elekrischer Spannung<br />

mit Schutzanzug<br />

Im Rahmen des Energiemanagementsystems<br />

ist es für Unternehmen zur Pflicht geworden,<br />

Energieeinsparmaßnahmen einzuleiten. Die<br />

kontinuierliche und lückenlose Erfassung<br />

von Energiedaten gehört ebenfalls zu diesem<br />

Prozess. Das externe Audit in den zertifizierten<br />

Unternehmen findet jährlich statt. Um<br />

Energie einzusparen, muss Energie auch mit<br />

eingepreist werden. Das heißt, dass bei jeder<br />

Beschaffung auf die Energieeffizienz des<br />

Geräts geachtet werden muss. „Hierbei wird<br />

nicht nur der reine Anschaffungspreis für<br />

eine Maschine verglichen, sondern auch der<br />

Stromverbrauch über die geplante Nutzungsdauer<br />

mit eingepreist“, erklärt Energiemanagementbeauftragter<br />

Alexander Distler.<br />

„Oft gehen Energieeinsparpotentiale<br />

aufgrund der Arbeitsverdichtung im<br />

Alltag unter“, sagt Distler. „Mit der<br />

Verpflichtung seitens des Gesetzgebers<br />

zur Einführung des Energiemanagementsystems<br />

erlangt die<br />

Optimierung des Energieverbrauchs<br />

eine ganz neue Bedeutung.“<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

39


Veranstaltungen & Feste<br />

500. Jahrestag der Reformation<br />

Türen für mehr soziale<br />

Gerechtigkeit – eine bundesweite,<br />

diakonische Mitmachaktion<br />

Unter dem Motto „Türen öffnen. Gerechtigkeit leben.“ waren diakonische Einrichtungen dazu<br />

aufgerufen, Türen zu gestalten. Dabei waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. In Workshops<br />

entstanden bunte, auffällige, Botschaften tragende Türen-Kunstwerke, die das Engagement der<br />

Diakonie für Gerechtigkeit in die Öffentlichkeit tragen sollen.<br />

Auch das Evangelische<br />

Diakoniewerk Zoar beteiligte<br />

sich an dieser diakonischen<br />

Mitmachaktion. Von Oktober<br />

2016 bis März <strong>2017</strong> entstanden<br />

vier Türen zum Thema; und zwar im<br />

Bereich Kunstgewerbe der Zoar-<br />

Werkstätten Rockenhausen, in der<br />

Abteilung „Kunst&Gewerbe“ der<br />

Zoar-Werkstätten Heidesheim, in<br />

der Tagesstrukturierung der Zoar-<br />

Wohnanlage am Volkspark in Kaiserslautern<br />

und im Bereich Ambulante<br />

Angebote am Zoar-Standort Ingelheim.<br />

Im April war es dann soweit.<br />

Die Zoar-Türen wurden nach Speyer<br />

transportiert, um im Licht der Öffentlichkeit<br />

zu glänzen. Am Festwochenende<br />

nutzten hunderte von Besuchern<br />

die Gelegenheit, die Türen in<br />

der Stadt anhand eines Plans ausfindig<br />

zu machen. Jede Tür trug Türanhänger<br />

mit einem entsprechenden<br />

QR-Code (siehe Seite 42). Dieser führt<br />

nach dem Einscannen auf eine Seite<br />

der Diakonie, auf der alle ausgestellten<br />

Türen in ihrer Entstehungsgeschichte<br />

und mit ihrer Hintergrundbotschaft<br />

vorgestellt werden<br />

(www.diakonie<strong>2017</strong>.de).<br />

Reformation öffnet Türen<br />

Die Türen-Ausstellung der „Pfälzer<br />

Türen“ in Speyer war Teil der Kir-<br />

An zentraler Stelle vor der RPR1-Bühne beim Historischen Rathaus in der<br />

Maximilianstraße in Speyer waren zwei Zoar-Türen ausgestellt.<br />

chen-Kultur-Tage zum Europäischen<br />

Stationenweg. Dazu kam der blaue,<br />

16 Meter lange Reformations-Truck<br />

der Evangelischen Kirche mit seiner<br />

Multimedia-Ausstattung in die<br />

Stadt. Er machte auf seiner Tour<br />

quer durch Europa auch Halt in<br />

Speyer. Dies war seine 52. Station.<br />

Seine Reise führte den Reformations-Truck<br />

durch 67 Städte in 19<br />

europäischen Ländern, entlang des<br />

Europäischen Stationenwegs. Zeitgleich<br />

fanden in Speyer die Kirchen-<br />

Kultur-Tage statt, um so auf die Feiern<br />

zum 500. Jubiläum der<br />

Reformation einzustimmen. Dazu<br />

dienten auch die gestalteten Türen;<br />

als Hinweis darauf, dass die Reformation<br />

Türen öffnet.<br />

Gespräch mit der Ministerin<br />

Zahlreiche kreativ gestaltete<br />

Thesentüren zum Thema Gerechtigkeit<br />

standen im Mittelpunkt des<br />

40 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Veranstaltungen & Feste<br />

Interesses der Veranstaltungsbesucher.<br />

Die Türen waren an verschiedenen<br />

Orten der Stadt ausgestellt,<br />

darunter waren auch vier Zoar-Türen;<br />

zwei davon standen direkt an<br />

der RPR1-Bühne vor dem Historischen<br />

Rathaus in der Maximilianstraße.<br />

Eine Tür stand in der Buchhandlung<br />

„Osiander“ und eine im<br />

Stadtratssitzungssaal; allesamt sehr<br />

publikumswirksame Plätze. Zoar-<br />

Mitarbeiter Ernst Bogdan und Ferdinand<br />

Keller, der im Bereich Kunstgewerbe<br />

der Zoar-Werkstätten<br />

Rockenhausen beschäftigt ist, trafen<br />

an „ihrer“ Tür sogar mit der Ministerin<br />

Sabine Bätzing-Lichtenthäler<br />

zusammen. An der Tür kam man ins<br />

Gespräch. Auch Manfred Sutter,<br />

Oberkirchenrat der Evangelischen<br />

Kirche der Pfalz, und Sabine Jung,<br />

Abteilungsleiterin Diakonisches<br />

Profil und Pflege, waren sehr interessiert<br />

und ließen sich von Ernst<br />

Bogdan und Ferdinand Keller die<br />

Entstehungsgeschichte der Zoar-Tür<br />

aus Rockenhausen erklären. Im Rahmen<br />

des Gesprächs fanden sowohl<br />

das Kreuz mit der Waage der Ge-<br />

Die Tür aus der Abteilung<br />

Kunst&Gewerbe der Zoar-Werkstätten<br />

Heidesheim stand in der Buchhandlung<br />

„Osiander“ in Speyer.<br />

(v.l.n.r.) Ernst Bogdan,<br />

Manfred Sutter, Nicole Busch,<br />

Ferdinand Keller und<br />

Ministerin Sabine Bätzing-<br />

Lichtenthäler an der Zoar-Tür<br />

aus Rockenhausen<br />

Zoar-Gäste aus Kaiserslautern<br />

besuchten „ihre“ Tür: (v.l.n.r. )<br />

Gertrud Kirch, Monika Swoboda<br />

im Rollstuhl, Regina Stein,<br />

Knut Fuchs und Carmen Kraus<br />

rechtigkeit als auch der Apfel vom<br />

Baum der Erkenntnis und die Wahl<br />

der Farbe Blau Erwähnung.<br />

Türenkampagne der Diakonie<br />

„Türen öffnen. Gerechtigkeit leben.“<br />

ist eine Kampagne der Diakonie<br />

Deutschland für mehr soziale Gerechtigkeit<br />

und startete anlässlich<br />

des 500. Reformationsjubiläums der<br />

Evangelischen Kirche. Im Zuge der<br />

Mitmachaktion hatten Mitarbeiter,<br />

Bewohner, Klienten und Ehrenamtliche<br />

diakonischer Einrichtungen die<br />

Möglichkeit, ihre Ideen und Gedanken<br />

zur Reformation in gestalterischer<br />

Form einzubringen. Das auf<br />

den Türen zu Sehende und zu Lesende<br />

dient der Veranschaulichung von<br />

Wünschen und Visionen unter dem<br />

Gesichtspunkt einer gerechteren<br />

Welt. Warum gerade diese Aktion im<br />

Jubiläumsjahr der Reformation? Der<br />

Thesen-Anschlag von Martin Luther<br />

an die Tür der Wittenberger Schlosskirche<br />

am 31. Oktober 1517 gilt als<br />

Geburtsstunde der Reformation.<br />

Über seine 95 Thesen wollte er mit<br />

Gelehrten diskutieren; „aus Liebe<br />

zur Wahrheit“, so die Überlieferung.<br />

Auch damals ging es ganz stark um<br />

Gerechtigkeit, die Suche nach Wahrheit<br />

und Erlösung. Luther hat mit<br />

seiner mutigen Aktion nicht nur eine<br />

Tür mit einer Botschaft versehen.<br />

Er hat ein Symbol geschaffen. Die<br />

Türenkampagne wurde von der Diakonie<br />

als starkes Zeichen gesetzt.<br />

Die Türen stehen für Perspektiven,<br />

Erfahrungen und Geschichten zum<br />

Thema „Gerechtigkeit“. Es geht darum,<br />

mahnend an die soziale Verantwortung<br />

für Schwächere zu erinnern.<br />

Gehört es doch zum diakonischen<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

41


Veranstaltungen & Feste<br />

Grundauftrag, Benachteiligten und<br />

Beeinträchtigten die Tür zur Gesellschaft<br />

zu öffnen. Gerade in heutiger<br />

Zeit, in der alle Welt von Inklusion<br />

spricht, ist eine gerechte Teilhabe aller<br />

unabdingbar.<br />

Zoar-Mitarbeiter und -Klienten<br />

besuchten „ihre“ Türen<br />

Die Türen-Ausstellung in Speyer war<br />

prominent besetzt. Ministerin Sabine<br />

Bätzing-Lichtenthäler beantwortete<br />

auf der RPR1-Bühne Fragen zum Thema<br />

„Soziale Gerechtigkeit“. Außerdem<br />

fanden Interviews mit Oberkirchenrat<br />

Manfred Sutter und Landesdiakoniepfarrer<br />

Albrecht Bähr statt. Diverse<br />

Türengestalter wurden nach ihrer<br />

Intention gefragt, so dass alle beteiligten<br />

Seiten zu Wort kamen. Musikalisch<br />

umrahmt wurde die offizielle<br />

Türen-Ausstellungseröffnung von<br />

der Trommelgruppe des Jugendhilfezentrums<br />

Worms und der Landauer<br />

Bläserkantorei unter der Leitung des<br />

Landesposaunenwarts Christian Syperek.<br />

Zahlreiche Besucher wohnten<br />

der Ausstellungseröffnung bei, bevor<br />

sie sich, bestückt mit einem Ausstellungskatalog,<br />

auf den Weg zu den<br />

verschiedenen Türen machten.<br />

Der Festakt zog auch zahlreiche Zoar-<br />

Türengestalter an; mit dabei waren<br />

eine Gruppe der Tagesstrukturierung<br />

der Zoar-Wohnanlage am Volkspark in<br />

Kaiserslautern, Zoar-Künstler Manuel<br />

Presser mit seiner Frau Renate sowie<br />

Ernst Bogdan und Ferdinand Keller.<br />

Die Gruppe von Zoar-Mitarbeitern<br />

und -Klienten aus Kaiserslautern hatte<br />

ein Plakat angefertigt, um ihrem<br />

Gefallen Ausdruck zu verleihen. Darauf<br />

ist ein Text von Knut Fuchs zu<br />

lesen: „Am 7. April <strong>2017</strong> unternahmen<br />

wir einen Ausflug nach Speyer<br />

zum Reformationstag. Besichtigt wurden<br />

der Dom, die Türen, die Innenstadt<br />

mit zahlreichen Geschäften.<br />

Außerdem waren Musikgruppen<br />

rund um die RPR1-Bühne zu sehen.<br />

Als Abschluss kehrten wir ein. Es war<br />

ein Tag der Superlative, den wir so<br />

schnell nicht vergessen werden“.<br />

Dank der Diakonie fürs<br />

Mitmachen<br />

Für das Engagement der kreativen<br />

Türengestalter bedankte sich auch<br />

Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie<br />

Deutschland mit folgenden Worten:<br />

„Die Einladung an alle, die unter<br />

dem weiten Dach der Diakonie leben<br />

und arbeiten, gemeinsam Türen<br />

zu gestalten, wie es im Jahr <strong>2017</strong><br />

um die Gerechtigkeit steht, ist bundesweit<br />

auf großes Interesse gestoßen<br />

und hat viel positiven Anklang<br />

gefunden“. Und weiter: „Ihre Tür<br />

zeigt Ihre Leidenschaft für Gerechtigkeit.<br />

Sie zeigt auch, mit wieviel Phantasie<br />

und Engagement Sie sich dafür<br />

einsetzen, dass ein Mehr an Gerechtigkeit<br />

und Teilhabe erfahrbar wird.<br />

Auf kreative Weise haben Sie Ihre<br />

Vorstellungen und Träume von einer<br />

gerechteren Welt ins Bild gesetzt“.<br />

Alexandra Koch<br />

Zoar-Tür,<br />

Rockenhausen<br />

„Gerechtigkeit“<br />

Zoar-Tür, Ingelheim<br />

„Türen öffnen für<br />

Randgruppen“<br />

Zoar-Tür, Kaiserslautern<br />

„Türen öffnen –<br />

Gerechtigkeit leben“<br />

Zoar-Tür, Heidesheim<br />

„Akzeptanz, Freundschaft,<br />

Frieden, Zuneigung,<br />

Toleranz“<br />

42 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Veranstaltungen & Feste<br />

Türhaus der Gerechtigkeit in Wittenberg<br />

Zehn der in Speyer ausgestellten „Pfälzer Türen“<br />

wurden ausgewählt für einen weiteren Einsatz; und<br />

zwar zum Bau einer Türeninstallation in Wittenberg.<br />

Dort entstand im Rahmen der Weltausstellung<br />

Reformation (20. Mai bis 10. September <strong>2017</strong>)<br />

ein Türhaus der Gerechtigkeit. Darin wurden auch<br />

zwei Zoar-Türen verbaut, und zwar die im Bereich<br />

Kunstgewerbe der Zoar-Werkstätten Rockenhausen<br />

und die im Bereich „Kunst&Gewerbe“ der Zoar-<br />

Werkstätten Heidesheim entstandenen Türen-<br />

Kunstwerke. Dies ist als besondere Auszeichnung zu<br />

betrachten, denn die Errichtung des Türhauses der<br />

Gerechtigkeit gilt als Höhepunkt der bundesweiten<br />

Türen-Kampagne, an der sich die Diakonie Pfalz mit<br />

dreißig Vorschlägen beteiligte. Eine hochkarätige<br />

Jury wählte die Türen für die Installation aus. Unter<br />

den Auserwählten sind zehn Türen aus dem Bereich<br />

der Diakonie Pfalz. Zwei davon stammen von Zoar.<br />

Alle Türen sind mit einem QR-Code versehen, so<br />

dass Entstehungsgeschichte und Intention jeder<br />

einzelnen Tür auf dem Smartphone einfach und schnell<br />

nachgelesen werden kann.<br />

Das Türhaus der Gerechtigkeit steht auf dem Kirchplatz<br />

der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien in Wittenberg.<br />

Diese Kirche war Luthers Predigtkirche und ist eng mit<br />

den reformatorischen Ereignissen in Wittenberg verbunden.<br />

Hier wurde die Heilige Messe erstmals in deutscher<br />

Sprache gefeiert. Die Stadtkirche gilt als Mutterkirche<br />

der Reformation. Während des Reformationssommers<br />

präsentiert das Türhaus auf drei Etagen rund sechzig<br />

Türen der Kampagne. Das Türhaus wurde vom Düsseldorfer<br />

Architekten Martin Ritz-Rahman entworfen und<br />

von der Roßlauer Schiffswerft bei Dessau in Sachsen-<br />

Anhalt gebaut. Das Richtfest war am 16. Mai <strong>2017</strong>. Auf<br />

dem Kirchplatz der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien ist<br />

das Türhaus bis zum Ende der Weltausstellung Reformation<br />

am 10. September <strong>2017</strong> zu besichtigen und zu<br />

begehen. Es ist ein Blickfang sowohl bei Tag als auch<br />

beleuchtet am Abend.<br />

Türhaus in Wittenberg<br />

mit Zoar-Türen<br />

aus Rockenhausen<br />

(siehe rechts)<br />

und Heidesheim<br />

(siehe unten)<br />

Gestaltete Zoar-Tür<br />

aus Heidesheim<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

43


Veranstaltungen & Feste<br />

36. Deutscher Evangelischer Kirchentag Berlin – Wittenberg<br />

Ein Kommentar von Alexandra Koch<br />

Der Kirchentag war in diesem Jahr etwas ganz Besonders,<br />

denn er stand ganz im Zeichen der Reformation.<br />

Ich fühlte mich getragen von dieser ausgesprochen<br />

offenen und kommunikativen Atmosphäre. Ganz Berlin<br />

war voll von orangenen Schals mit der Aufschrift „Du<br />

siehst mich“ (1. Mose 16,13). Das war die Losung. 500<br />

Jahre Reformation, nicht als Geschichtsstunde, sondern<br />

vielmehr mit dem Blick auf die Gegenwart und Zukunft<br />

des Christentums gerichtet. Es war ein unglaublich<br />

starkes Zusammengehörigkeitsgefühl von Christen<br />

weltweit. Alle möglichen Sprachen waren zu hören. Und<br />

alle waren verbunden allein durch ihren Glauben. Das<br />

Angebot auf dem Messegelände und in der Stadt Berlin<br />

war so riesig, dass man nur einen Bruchteil davon<br />

wahrnehmen konnte. Aber allein die Gespräche mit anderen<br />

Kirchentagsbesuchern und den vielen freiwilligen<br />

Helfern waren ein Gewinn.<br />

Ich sprach mit einem jungen Mann aus Bayern, der auf<br />

dem Messegelände die Kirchentagsschals verkaufte. Auf<br />

seinem T-Shirt war, wie bei allen Helfern, die Aufschrift<br />

„Du bist ein Gewinn“ zu lesen. Kurz und knapp und<br />

doch so richtig. Auf meine Frage, warum er das macht,<br />

sagte er: „Ich will einfach helfen“. Kurz und knapp und<br />

doch so richtig. Dann erzählte er mir, dass er dafür extra<br />

Urlaub genommen hat, denn die meisten Helfer sind<br />

schon Tage vor der Veranstaltungseröffnung da, um<br />

beim Aufbau zu helfen. Auch nach dem Ende der Veranstaltung,<br />

wenn alle Besucher schon<br />

abgereist sind, gibt es noch richtig viel<br />

beim Abbau zu tun. Also auch das ein<br />

starkes Zeichen für Solidarität und den<br />

Dienst an der Gemeinschaft. Insgesamt<br />

waren beim Kirchentag ganz viele<br />

junge Menschen zu sehen, ob an den<br />

Ständen beim Markt der Möglichkeiten,<br />

vor den verschiedenen Bühnen, bei den<br />

Gesprächskreisen und Andachten, beim<br />

Offenen Singen und den Podiumsdiskussionen.<br />

Es gab so viel zu hören und zu sehen.<br />

Ein Pärchen, beide langjährige<br />

Kirchentagsbesucher, waren ganz in<br />

Eingang zum Messegelände, Berlin<br />

Orange gekleidet; ausgestattet mit Kirchentag-Schals,<br />

-Shirts, -Mützen und -Taschen. Ich traf sie vor dem<br />

Brandenburger Tor beim Konzert mit Yvonne Catterfeld.<br />

Der Kirchentag ist für sie auch ein Fest, so beide<br />

übereinstimmend. „Wir fallen auf.“ „Ja, stimmt“, sagte<br />

ich. „Wir feiern unseren Glauben und verstecken ihn<br />

nicht.“ Dann sind sie wieder in der Menge verschwunden.<br />

Richtig. Genau darum geht es: das Bekenntnis<br />

zum Glauben; vor sich und vor Gott. In einer Gruppe<br />

Gleichgesinnter fällt das leicht. Man fühlt sich getragen<br />

und wortlos verstanden. Übt aber jemand Kritik oder<br />

äußerst Zweifel, wird es schon schwieriger. Das wurde<br />

vom Kabarett-Duo „Hermanns & Putzler“ unterhaltsam<br />

aufgegriffen. Die zwei Kabarettistinnen gehören quasi<br />

zum Inventar der Kirchentage und waren daher natürlich<br />

auch in Berlin dabei. Die eine im roten Kleid (glaubt<br />

an Gott) und die andere im grünen Kleid (glaubt nicht<br />

an Gott). Die Dialoge waren<br />

herrlich; zum Beispiel ging es um<br />

das Kirchenlied „Ein feste Burg ist<br />

unser Gott“. Martin Luther schrieb<br />

es um 1529. Es ist ein Lied mit großer<br />

Symbolkraft. Der „gespielte“<br />

Streit auf der Bühne ging um das<br />

fehlende „e“ beim Artikel. „Eigentlich<br />

müsste es doch ‚eine Burg‘<br />

heißen“, so Frau Putzler, die mit<br />

dem grünen Kleid. Die Deklination<br />

stimmt nicht. Frau Hermanns, die<br />

in dem roten Kleid, versucht es<br />

ihr zu erklären. „Das Lied stammt<br />

Kirchentag Berlin, Pärchen in orange<br />

44 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Veranstaltungen & Feste<br />

Diakonie-Bühne, Kirchentag Berlin<br />

Kirchentagsfahne<br />

mit Slogan<br />

doch aus einer anderen Zeit.<br />

Da wurde noch ganz anders<br />

gesprochen.“ Außerdem<br />

sei es doch vor allem die<br />

Symbolkraft, eingebettet in<br />

eine eingängige Melodie,<br />

die dieses Kirchenlied so<br />

bedeutend mache. Frau<br />

Putzler bleibt skeptisch. Bis<br />

zu dem Moment, in dem<br />

alle Zuschauer in dieser<br />

Halle des Messegeländes<br />

das Lied „Ein feste Burg ist<br />

unser Gott“ anstimmen. Die<br />

meisten singen es komplett<br />

auswendig. Auch dies war einer der besonders schönen<br />

Momente auf dem Kirchentag. Ein bewegender Moment.<br />

Außerdem gab es ganz viele interessante<br />

Momente; zum Beispiel<br />

einem „echten“ Bundesminister ganz<br />

nah zu sein (siehe Foto von Dr. Gerd<br />

Müller aus nächster Nähe). Wie? Am<br />

Stand des Bundesministeriums für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung. Der Stand trug<br />

die Überschrift „EINEWELT – Unsere<br />

Verantwortung“. Dr. Gerd Müller kam<br />

mit seiner Entourage zum Stand, um<br />

diesen zu eröffnen. Zufällig stand ich<br />

Bundesminister Dr. Gerd Müller<br />

an genau der richtigen Stelle. Erstaunlich was ein Amt<br />

in der Außenwirkung verursacht. Ein Menschenauflauf<br />

am Stand, nervöses Warten seiner Ministeriumsmitarbeiter,<br />

plötzliche Stille beim Eintreffen des Ministers.<br />

Und? Nett und freundlich und ganz locker begrüßte er<br />

fast alle am Stand per Handschlag. Seinen zwei Leibwächtern<br />

war das nicht ganz so Recht. Auch auf der<br />

kleinen Bühne war er eingekreist von interessierten<br />

Zuhörern. Ein Minister auf Tuchfühlung. Ein Mensch<br />

wie du und ich. So wie wir vor Gott alle gleich sind. Das<br />

war ein schönes Erlebnis; ebenso wie der Abend der<br />

Begegnung, die Abendandachten mit Kerzen in der<br />

Hand und die vielen tollen Projekte, die gezeigt und<br />

erklärt wurden. Projekte, die helfen, benachteiligte und<br />

beeinträchtigte Menschen aus dem Schatten zu holen<br />

und ihnen stattdessen Teilhabe zu bieten. Teilhabe an<br />

der Gemeinschaft; beim Wohnen, beim Arbeiten und in<br />

der Freizeit. Das sogenannte Quartier (in vielen Städten<br />

wird es schon realisiert); kein neues Wort, aber eine<br />

neue Begrifflichkeit mit einer besonderen Bedeutung.<br />

Im Quartier hilft jeder dem anderen. So wie früher auf<br />

dem Dorf.<br />

„Ein feste Burg ist unser Gott“ begegnete mir dann in<br />

Wittenberg wieder; und zwar am Turm der Schlosskirche<br />

Wittenberg. Dort prangt das mit Mosaiksteinen<br />

gestaltete Spruchband weithin sichtbar. An die Tür<br />

dieser Kirche hat Luther 1517 auch seine 95 Thesen<br />

angeschlagen. Wittenberg ist diesen Sommer geprägt<br />

von der Weltausstellung Reformation. Die Stadt ist voll<br />

mit Besuchern aus aller Herren Länder. Zum Festwochenende,<br />

mit dem der Kirchentag<br />

endete, war die Stadt außerdem<br />

voller Polizei und fast hermetisch<br />

abgeriegelt. Schade, dass heutige<br />

Großveranstaltungen nur noch unter<br />

höchstem Polizeischutz möglich sind;<br />

selbst solche friedlichen Feste wie der<br />

Kirchentag. An die unglaublich starke<br />

Polizeipräsenz in der Stadt, an allen<br />

Kreuzungen und Zufahrten sowie auf<br />

dem Festtagsgelände, musste man<br />

sich erst gewöhnen. Wenn das aber<br />

die großartigen Gemeinschaftserlebnisse<br />

bei der „Nacht der Lichter“, beim<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

45


Veranstaltungen & Feste<br />

Wittenberg, Stadtkirche und dahinter die Schlosskirche<br />

Torraum „Welcome“, Blick über<br />

Wittenberg<br />

Torraum „Welcome“:<br />

die Lutherbibel als Aussichtsturm<br />

Festgottesdienst mit Abendmahl<br />

und beim Reformationspicknick auf<br />

den Elbwiesen erst möglich machte, so ist das auch<br />

gut. Es war eine große organisatorisch-logistische<br />

Leistung der Veranstalter, das Fest auf den Elbwiesen<br />

bei Wittenberg zum Erfolg werden zu lassen.<br />

Brennende Kerzen in Windlichtern verbreiteten sich<br />

vom Altar aus über das gesamte Festtagsgelände.<br />

Die „Nacht der Lichter“ war ein einmaliges Erlebnis;<br />

ebenso die Sonnenaufgangsandacht mit leisen,<br />

sphärischen Klängen und einer „frechen“ Posaune<br />

dann und wann dazwischen. So begrüßten alle den<br />

neuen Morgen. Ähnlich friedlich und hoffnungsfroh<br />

ging es weiter; bis hin zum Festgottesdienst, dem<br />

Picknick und dem Abschlusskonzert. Auch Konstantin<br />

Wecker war dabei. Ein kritischer Geist. Einer, der sich<br />

erst mit der Reife zunehmender Lebensjahre der Religion<br />

wieder geöffnet hat. Er sagt von sich: „Ich fühle<br />

mich dem ‚Mann aus Nazareth‘ sehr verbunden.<br />

Jesus war ein Mensch, und er hat eine unglaublich<br />

schöne, große Idee in die Welt gebracht hat: die der<br />

Liebe und des Mitgefühls“.<br />

Martin Luther (1483-1546)<br />

Martin Luther ist das<br />

Gesicht der Reformation.<br />

Sein Thesenanschlag<br />

vor 500 Jahren war der<br />

reformatorische Urknall.<br />

Als Mönch plagten Luther<br />

Zweifel und Ängste vor<br />

dem Gericht Gottes. Den<br />

rettenden Ausweg fand er<br />

im Neuen Testament. Immer<br />

und immer wieder las<br />

er in der Heiligen Schrift<br />

und erkannte, dass Gott<br />

nicht der zürnende und bestrafende Gott ist, wie er in<br />

der damaligen Zeit gesehen wurde, sondern der den<br />

Menschen liebende und verzeihende Gott. Als Luther<br />

das erkannt hatte, predigte er dies fortan. Sein Haus<br />

war ein offenes Haus. An seinem Tisch kamen Gelehrte<br />

95 Thesen, Schlosskirche Wittenberg<br />

46 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Veranstaltungen & Feste<br />

Luther, Schlosskirche Wittenberg<br />

und Studenten<br />

zusammen. Viele<br />

suchten die Nähe<br />

zum Reformator,<br />

um sich über<br />

Glaubensinhalte<br />

und politische<br />

Strömungen<br />

auszutauschen.<br />

Luther war kein<br />

„Revoluzzer“. Aber<br />

er hatte eine ganz<br />

feste Glaubensüberzeugung<br />

und<br />

stand als äußerst<br />

charismatische<br />

Persönlichkeit zu seinen Überzeugungen. Er ließ sich<br />

nicht einschüchtern. Trotz oder gerade wegen der starren<br />

Glaubensüberzeugungen des Mittelalters wagte er<br />

es, sich dem Kaiser und dem Papst zu widersetzen.<br />

Im Volk wird Luther schnell zu einer Art Ikone.<br />

Auf Wunsch seines Vaters begann Martin Luther ein Jurastudium,<br />

das er jedoch bald aufgab. Stattdessen trat<br />

er ins Kloster ein und wurde Augustinermönch. In der<br />

Zeit im Kloster in Erfurt fand er einen immer engeren<br />

Bezug zur Bibel. Er wurde Priester<br />

und absolvierte ein Theologiestudium.<br />

1512 wurde er Doktor der<br />

Theologie und erhielt an der Wittenberger<br />

Universität eine Bibelprofessur.<br />

1514 wurde er als Prediger<br />

an die dortige Stadtkirche berufen.<br />

Sein intensives Studieren der Bibel<br />

führte ihn zu anderen Erkenntnissen,<br />

als sie damals von der römischkatholischen<br />

propagiert wurden.<br />

Dabei war der sogenannte Ablasshandel<br />

nur ein Punkt seiner Thesen. Sich<br />

gegen einen Geldbetrag von Sünden freikaufen<br />

zu können, widersprach, laut Luther, den Aussagen<br />

der Bibel. Für die kirchlichen und weltlichen Herrscher<br />

wurde Luther zunehmend zur Gefahr. Schließlich wurde<br />

die „Reichsacht“ gegen ihn ausgesprochen. Der sächsische<br />

Kurfürst Friedrich der Weise brachte Luther auf der<br />

Wartburg in Sicherheit. Dort verdeutschte Martin<br />

Luther in nur elf Wochen das Neue Testament aus<br />

dem Griechischen. In den Folgejahren übersetzte er<br />

auch das Alte Testament, so dass 1534 die erste<br />

Gesamtausgabe einer deutschen Bibel erschien.<br />

Unter den deutschen Bibeln ist die Übersetzung<br />

Martin Luthers bis heute das Original. Luther erreichte<br />

damit, dass das Wort Gottes all seinen Landsleuten zugänglich<br />

wurde. Wohingegen zuvor nur die gelehrte<br />

Oberschicht über teure<br />

Bibel-Handschriften<br />

in lateinischer<br />

Sprache verfügte.<br />

Der zu dieser Zeit<br />

aufkommende<br />

Buchdruck, nach<br />

einer Erfindung von<br />

Johannes Gutenberg,<br />

unterstützte die für<br />

Luther-Denkmal in Wittenberg damalige Verhältnisse<br />

rasante Verbreitung<br />

aller Luther-Schriften. Ein Ruck ging durch das Land.<br />

Und der Druck mit den neuen beweglichen Lettern in<br />

zahlreichen Druckereien, die wie Pilze aus dem Boden<br />

schossen, versah das neue und noch dazu lesbare<br />

Gedankengut mit einer nicht mehr<br />

aufzuhaltenden Eigendynamik. Es<br />

kam zu einer Flut der Nachdrucke,<br />

und auch hier wusste sich Luther<br />

ganz pragmatisch zu helfen. Er<br />

entwarf sein eigenes Logo: die<br />

Luther-Rose. Ab 1524 setzte<br />

Luther auf seine Editionen die<br />

Luther-Rose als Markenzeichen.<br />

Sie steht bis heute für die Qualität<br />

und Authentizität der <strong>Ausgabe</strong>n<br />

der Lutherbibel, die bei der Deutschen<br />

Bibelgesellschaft erscheinen.<br />

Martin Luther entdeckte die Rosen-Illustration<br />

in einem Kirchenfenster der Augustinerkirche in<br />

Erfurt. Jedes Element der Luther-Rose steht für eine<br />

Glaubensüberzeugung. Eingerahmt wird alles von<br />

einem goldenen Ring, der keinen Anfang und kein<br />

Ende hat; so wie die Liebe Gottes.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

47


Veranstaltungen & Feste<br />

Türen für mehr soziale Gerechtigkeit<br />

500. Jahrestag der Reformation<br />

Zoar hat vier Türen gestaltet. Die Türen wurden bemalt, beklebt und lackiert. Die Aktion stand<br />

unter dem Motto „Türen öffnen. Gerechtigkeit leben.“ Auch andere diakonische Einrichtungen<br />

haben daran teilgenommen. Von Oktober 2016 bis März <strong>2017</strong> entstanden die Türen hier:<br />

Kunst-Gewerbe der Zoar-Werk-Stätten Rockenhausen, in der Abteilung „Kunst&Gewerbe“<br />

der Zoar-Werk-Stätten Heidesheim, in der Tages-Strukturierung der Zoar-Wohn-Anlage am<br />

Volks-Park in Kaiserslautern und im Bereich Ambulante Angebote am Zoar-Stand-Ort Ingelheim.<br />

Im April war es dann soweit. Die Zoar-Türen wurden nach Speyer transportiert, um dort<br />

in der Stadt ausgestellt zu werden. Viele Besucher haben sich die Türen angeschaut. Auch<br />

die Zoar-Künstler, die die Türen bemalt haben, waren dabei. Das alles fand statt, weil wir in<br />

diesem Jahr das 500. Jubiläum der Reformation feiern. Mit der Reformation verbinden wir<br />

Martin Luther. Er hat die Bibel ins Deutsche übersetzt. Die evangelische Kirche ist aus der<br />

Reformation entstanden.<br />

Bei dieser Mitmach-Aktion hatten Mitarbeiter, Bewohner, Klienten und Ehren-Amtliche die<br />

Möglichkeit, ihre Ideen und Gedanken zur Reformation einzubringen. Als Martin Luther seine<br />

95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schloss-Kirche genagelt hat (31. Oktober 1517), ging<br />

es dabei auch ganz stark um Gerechtigkeit. Luther hat mit seiner mutigen Aktion eine Tür mit<br />

einer Botschaft versehen und so ein Symbol geschaffen. Die Tür als Symbol. Diese Aktion<br />

(Türen mit Botschaften) soll an die soziale Verantwortung für Schwächere erinnern. Hier auf<br />

dieser Internet-Seite können alle bemalten Türen angeschaut werden: www.diakonie<strong>2017</strong>.de.<br />

Im Rahmen der Welt-Ausstellung Reformation (20. Mai bis 10. September <strong>2017</strong>) ist in Wittenberg<br />

ein begehbares Türen-Haus der Gerechtigkeit gebaut worden. Da sind auch zwei Zoar-<br />

Türen dabei, die davor in Speyer ausgestellt waren. Sie kommen aus dem Bereich Kunst-Gewerbe<br />

der Zoar-Werk-Stätten Rockenhausen und dem Bereich „Kunst&Gewerbe“ der<br />

Zoar-Werk-Stätten Heidesheim. Der Bau des Türen-Hauses ist der Höhe-Punkt der bundesweiten<br />

Türen-Kampagne. Schon ganz viele Besucher haben sich das Türen-Haus angeschaut. Und<br />

es werden jeden Tag mehr. Das Türen-Haus hat drei Etagen und zeigt rund 60 Türen. Es steht<br />

auf dem Kirch-Platz der Stadt- und Pfarr-Kirche St. Marien. Abends ist es beleuchtet.<br />

Viele Menschen kamen direkt vom Kirchen-Tag in Berlin nach Wittenberg. In Berlin war das<br />

Programm groß. Es gab Informations-Stände auf dem Messe-Gelände, Gottes-Dienste und<br />

Andachten in der ganzen Stadt, Konzerte, Vorträge und Projekt-Präsentationen. In Wittenberg<br />

war der Höhe-Punkt das Fest-Wochenende auf den Elb-Wiesen. Dort gab es die Nacht der<br />

Lichter, den Fest-Gottes-Dienst, das Reformations-Picknick und das Abschluss-Konzert. Hunderte<br />

von Menschen nahmen daran teil und feierten ihren Glauben.<br />

48 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


In neuer Funktion<br />

Iris Frey-Gingel, Regionalleitung Rheinhessen (Sprecherin), Eingliederungshilfe<br />

Dr. Claudia Mitulla, Regionalleitung Rheinhessen, Eingliederungshilfe<br />

Timo Klein, Wohngruppenleiter des Zoar-Wohnhauses in der Frankenstraße in Alzey<br />

Neue Mitarbeiter und bekannte<br />

Mitarbeiter in neuer Funktion<br />

Die genannten Mitarbeiter<br />

der Zoar-Eingliederungshilfe<br />

werden in diesem<br />

Bericht vorgestellt. Was tun sie? In<br />

welchen Bereichen arbeiten sie?<br />

Und was gehört zu ihren Aufgaben?<br />

Den Beginn macht Dr. Claudia<br />

Mitulla. „Seit der Übernahme meiner<br />

neuen Aufgaben in neuer Funktion<br />

strömt viel Neues auf mich ein“,<br />

sagt Dr. Claudia Mitulla, die Nachfolgerin<br />

von Michael Dhom auf dem<br />

Zu Beginn des Jahres starteten Dr. Claudia Mitulla, Iris Frey-<br />

Gingel und Timo Klein in ihren jeweils neuen Aufgabenbereichen.<br />

Den Mitarbeitern wurden sie bei den Neujahrsempfängen<br />

offiziell vorgestellt. Außerdem wurden im Zuge des Projekts<br />

„Leitungsstrukturen“ im Bereich der Eingliederungshilfe Funktionsbezeichnungen<br />

geändert. Die Titel „Werkstattleiter“ und<br />

„Einrichtungsleiter“ wurden jeweils durch „Regionalleitung“<br />

ersetzt. Dr. Claudia Mitulla und Iris Frey-Gingel tragen nun den<br />

Titel „Regionalleitung Rheinhessen“, wobei Iris Frey-Gingel die<br />

Sprecherin ist.<br />

Posten der Leitung der Zoar-Werkstätten<br />

und des Zoar-Werkhauses in<br />

Alzey. Nicht alles ist für Dr. Claudia<br />

Mitulla neu, und vielen ist sie als<br />

Zoar-Mitarbeiterin und Mitglied des<br />

Vorstands des Fördervereins „Ziemlich<br />

beste Kollegen“ am Zoar-Standort<br />

Alzey bereits bekannt.<br />

Fototermin im Zoar-Arbeitsbereich in der Bahnhofstraße in Alzey: (v.l.n.r. hintere<br />

Reihe) Stefanie Umstadt, Stefan Schreiweis, Keriman König, Andreas<br />

Götz, Yvonne Zettwitz; (v.l.n.r. mittlere Reihe) Maik Fischer, Valentin Jung,<br />

Horst Holtz, Dr. Claudia Mitulla; (v.l.n.r. vordere Reihe) Annika Resch, Sabine<br />

Beerbom, Sascha Walther, Dustin Zelt und Mirko Bergsträßer<br />

Vielschichtiger Aufgabenbereich<br />

Vor ihrer neuen Funktion war Dr.<br />

Claudia Mitulla Bildungskoordinatorin<br />

beim Evangelischen Diakoniewerk<br />

Zoar. Das dabei gesammelte<br />

Wissen hilft ihr nun bei der Einarbeitung,<br />

vor allem wenn es um den<br />

Bildungsauftrag der Werkstätten<br />

geht. „Ich vermute, dass ich trotzdem<br />

einige Monate benötigen werde,<br />

um alle Strukturen und Abläufe,<br />

die meine neue Stelle tangieren, zu<br />

überblicken. Der neue Aufgabenbereich<br />

ist sehr vielschichtig.“ Unterstützung<br />

bei der Einarbeitung erhält<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

49


In neuer Funktion<br />

Fototermin im Zoar-<br />

Werkhaus Alzey,<br />

Abteilung Montage:<br />

(v.l.n.r.) Mario Zerfaß,<br />

Konrad Lux,<br />

Friedhelm Weyand,<br />

Thomas Schnell und<br />

Dr. Claudia Mitulla<br />

Dr. Claudia Mitulla von langjährigen<br />

Zoar-Mitarbeitern am Standort Alzey,<br />

wie zum Beispiel von Helmut<br />

Stocker, Betriebsleiter Technik, und<br />

Bärbel Götz vom Sozialen Dienst.<br />

Neue Besprechungsstrukturen<br />

„Ich mache Dinge nicht bewusst<br />

anders als mein Vorgänger“, berichtet<br />

Dr. Claudia Mitulla, „gehe aber<br />

anders an die Sache ran“. So hat sie<br />

zum Beispiel neue Besprechungsstrukturen<br />

eingeführt und für beide<br />

Betriebsstätten ein Leitungsteam<br />

ernannt. Diesem Leitungsteam gehören<br />

außer ihr alle Arbeitsbereichsleiter,<br />

die Mitarbeiterinnen des Sozialen<br />

Dienstes und der Betriebsleiter<br />

Technik an. In dieser Runde trifft<br />

man sich einmal in der Woche zum<br />

Werkstattgespräch. Alle zwei Wochen<br />

trifft sich Dr. Claudia Mitulla<br />

mit dem Sozialdienst beider Häuser.<br />

Wohingegen ihr Kollege Helmut<br />

Fototermin in den<br />

Zoar-Werkstätten<br />

Alzey, Alubau:<br />

(v.l.n.r.) Stefan<br />

Wagner, Doris<br />

Wunderlich, Klaudia<br />

Folz und Dr.<br />

Claudia Mitulla<br />

Stocker die wöchentlichen Produktionsbesprechungen<br />

führt. „Diese<br />

Aufgabentrennung funktioniert<br />

deswegen gut, weil wir uns regelmäßig<br />

austauschen“, so Dr. Claudia<br />

Mitulla. Dies geschehe auch auf dem<br />

„kleinen Dienstweg“, denn beide<br />

haben ihre Büros Tür an Tür. „Mir<br />

sind die Menschen, die hier arbeiten,<br />

am Wichtigsten“, so die Regionalleiterin.<br />

„Ich führe viele Gespräche mit<br />

den Mitarbeitern.“ Das koste zwar<br />

viel Zeit. „Aber es ist gut investierte<br />

Zeit.“ Das positive Feedback der Mitarbeiter<br />

auf diesen persönlichen<br />

Führungsstil gebe ihr Recht.<br />

Wichtig: Gesamtangebot<br />

muss stimmen<br />

Dr. Claudia Mitulla ist davon überzeugt,<br />

dass Werkstätten viel mehr<br />

als nur Arbeit bieten. „Die arbeitsbegleitenden<br />

Maßnahmen sind mindestens<br />

ebenso wichtig.“ Denn auch<br />

mit Bildungsmaßnahmen und Freizeitangeboten<br />

könne man punkten.<br />

Das Gesamtangebot müsse stimmen.<br />

„Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigung,<br />

die in den Werkstätten<br />

arbeiten, sind unsere Kunden“, erklärt<br />

sie. „Wenn sie sagen können<br />

‚Ja, genau da will ich arbeiten. Da ist<br />

mein Platz‘, dann haben wir alles<br />

richtig gemacht.“ Heutige und zukünftige<br />

Anwärter sind bereits inklusiv<br />

geschult, gibt sie zu bedenken.<br />

„Die Ansprüche an Arbeits- und Bildungsangebote<br />

steigen.“ Ziel der<br />

Werkstätten sollte es sein, für möglichst<br />

viele Menschen mit Beeinträchtigung<br />

das jeweils passgenau<br />

Arbeitsangebot zu finden, ob in den<br />

Arbeitsbereichen der Werkstätten<br />

oder auf einem ausgelagerten Werkstatt-Arbeitsplatz.<br />

Das erste halbe<br />

Jahr hat Dr. Claudia Mitulla in neuer<br />

Funktion nun hinter sich. Noch ist<br />

vieles neu. Aber es haben sich bereits<br />

liebgewonnene Rituale herauskristallisiert.<br />

„Ich gehe jeden Tag durchs<br />

Haus.“ Dabei werde sie oft angesprochen.<br />

„Aber auch ich stelle Fragen,<br />

denn mich interessiert, an was die<br />

Mitarbeiter in den verschiedenen<br />

Abteilungen gerade arbeiten.“<br />

Iris Frey-Gingel bei der Begrüßung der<br />

Gäste im Rahmen der Einweihungsfeier<br />

des Hauses „Wohnen in der Frankenstraße“<br />

in Alzey<br />

50 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


In neuer Funktion<br />

Neuer Arbeitgeber<br />

Iris Frey-Gingel ist die Sprecherin im<br />

Gespann „Regionalleitung Rheinhessen“.<br />

Die Diplom-Sozialpädagogin ist<br />

neu im großen Zoar-Team. Zuvor<br />

arbeitete sie bei V.I.V.A. (Verein für<br />

die integrative Versorgung Abhängigkeitskranker)<br />

in Alzey im Bereich<br />

der Rehabilitation Suchtkranker.<br />

Dort war sie elf Jahre. „Nun ist für<br />

mich alles neu“, sagt sie. „Im neuen<br />

Umfeld nichts zu wissen und eingearbeitet<br />

werden zu müssen, ist eine<br />

ganz eigene Erfahrung.“ Zoar, Iris<br />

Frey-Gingels neuer Arbeitgeber, ist<br />

eine große und weitverzweigte Einrichtung.<br />

„Es braucht seine Zeit, bis<br />

man die Strukturen und Abläufe<br />

kennt.“ Aufgrund ihrer langjährigen<br />

Berufserfahrung gelinge es ihr aber,<br />

ihren beruflichen Erfahrungsschatz<br />

auf das neue berufliche Umfeld zu<br />

übertragen. Vieles ähnle oder wiederhole<br />

sich. „Außerdem erfahre ich<br />

große Unterstützung von Kollegen<br />

in diversen Arbeits- und Projektgruppen<br />

und von meinen Mitarbeitern.“<br />

Zehn Mitarbeiter arbeiten<br />

unter der Leitung von Iris Frey-Gingel.<br />

In ihrem Verantwortungsbereich<br />

geht es vornehmlich um Wohnangebote<br />

für Menschen mit Beeinträchtigung<br />

sowie um Ambulante und Soziotherapie-Angebote.<br />

Diese gilt es<br />

auszuweiten.<br />

Netzwerke knüpfen<br />

und ausweiten<br />

„Ein später Neueinstieg, so wie bei<br />

mir, ist erst einmal ungewohnt“,<br />

sagt sie. „Aber er schafft auch Chancen.“<br />

Zum einen sei die neue Aufgabe<br />

spannend und fordernd, was eine<br />

große Herausforderung sei. Zum<br />

anderen sei es interessant und bereichernd,<br />

so viele neue Menschen<br />

in unterschiedlichen Funktionen<br />

kennenzulernen. „Das durchbricht<br />

die Routine, die sich bei langjährigen<br />

Tätigkeiten ja dann doch irgendwann<br />

einschleicht.“ Die strategische<br />

Neuausrichtung der Zoar-Eingliederungshilfe<br />

von Anfang an begleiten<br />

zu können, mache ihr besonders viel<br />

Freude. „Regionalleitungen machen<br />

Sinn“, so Iris Frey-Gingel. „Denn wir<br />

sind für die jeweilige Region das<br />

Gesicht und kümmern uns um die<br />

Vernetzung vor Ort.“ Diese werde<br />

bei wachsender Konkurrenz immer<br />

wichtiger. Vernetzungstätigkeiten<br />

sind Iris Frey-Gingel nicht neu. So<br />

hatte sie zum Beispiel auch als<br />

V.I.V.A.-Mitarbeiterin bereits Kontakt<br />

zum Diakoniewerk Zoar, „weil einige<br />

meiner Klienten Angebote der Werkstätten<br />

wahrgenommen haben“.<br />

Auch Entscheidungsträger auf Ämtern<br />

und Behörden sowie Vertreter<br />

von Städten und Gemeinden und<br />

Kollegen anderer Einrichtungen sind<br />

der in Eisenberg wohnenden Zoar-<br />

Mitarbeiterin aus ihrer Zeit bei<br />

V.I.V.A. vertraut. Insgesamt sind das<br />

gute Voraussetzungen für ihre verantwortungsvolle,<br />

neue Aufgabe<br />

unter dem Dach des Evangelischen<br />

Diakoniewerks Zoar.<br />

Weiterbildung zur<br />

Multiplikatorin<br />

Von Beginn an war Iris Frey-Gingel<br />

mit dem Tagesgeschäft betraut.<br />

Doch nicht nur das. Sie nahm sich<br />

Dank der „Aktion Mensch“ freuen sich Bewohner des Zoar-Hauses „Wohnen<br />

in der Frankenstraße“ in Alzey über einen neuen VW-Bus. Kürzlich wurde der<br />

weiße VW-Transporter Kombi T6 offiziell an das Evangelische Diakoniewerk<br />

übergeben. Acht Fahrgäste plus Fahrer finden in dem Fahrzeug Platz.<br />

Mit dem neuen Bus sind Mitarbeiter und Bewohner des neuen Zoar-Wohnhauses<br />

in Alzey nun flexibler und mobiler. Der Alltag wird dadurch erleichtert.<br />

Über den Bus von der „Aktion Mensch“ freuen sich: (v.l.n.r.) Frank Geist,<br />

Sascha Maus, Iris Frey-Gingel, Maria Schliestedt und Ingrid Weber.<br />

auch die Zeit, um die anderen Zoar-<br />

Standorte, vor allem der Eingliederungshilfe,<br />

kennenzulernen. Dort<br />

kam sie mit den jeweiligen Leitungen<br />

ins Gespräch, die sie später bei<br />

Projekten zur zukünftigen Zoar-Strategie<br />

und in diversen Arbeitsgruppen<br />

wiedertraf. „Man muss das Rad<br />

nicht immer wieder neu erfinden“,<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

51


In neuer Funktion<br />

sagt Iris Frey-Gingel. „Der Input von<br />

Kollegen ist für mich von unschätzbarem<br />

Wert.“ Dass festgeschriebene<br />

Prozesse hilfreich sind und die Abläufe<br />

in einem großen, dezentralen<br />

Unternehmen vereinfachen, weiß die<br />

Berufserfahrene. „Allerdings hatte<br />

ich damit bislang wenig zu tun.“ Bei<br />

ihrem vorherigen Arbeitgeber gab es<br />

keinen Bereich „Qualitätsmanagement“.<br />

Auch andere Systeme wurden<br />

dort nicht zertifiziert. „Ich finde diese<br />

Aufgabe spannend, muss mich allerding<br />

erst noch hineinfinden.“ Als<br />

Regionalleiterin liegt es in ihrer Verantwortung,<br />

die in ihren Bereich fallenden<br />

Prozesse zu verwalten und bei<br />

Bedarf immer wieder anzupassen.<br />

Außerdem hat sich Iris Frey-Gingel<br />

für die interne Weiterbildung zur<br />

Multiplikatorin zum Thema „Jahresmitarbeitergespräche“<br />

entschieden.<br />

Nach Abschluss dieser Zusatzqualifikation<br />

wird sie in der Lage sein, so<br />

wie zehn weitere Kollegen im Kurs,<br />

Leitungspersonal in den verschiedenen<br />

Abteilungen bezüglich relevanter<br />

Inhalte einzuführender Jahresmitarbeitergespräche<br />

zu „schulen“ und zu<br />

beraten.<br />

Timo Klein kennt Zoar schon lange,<br />

und Zoar kennt ihn. Im August 2002<br />

begann er seinen Zivildienst im Diakoniewerk<br />

Zoar. Bis Mai 2003 arbeitete<br />

er damals als „Zivi“ in der Tagesförderstätte<br />

auf dem<br />

Inkelthalerhof in Rockenhausen. „In<br />

dieser Zeit bekam ich immer mehr<br />

das Gefühl, dass mir diese Arbeit<br />

liegt.“ Immer weniger habe er sich<br />

vorstellen können, etwas anderes zu<br />

machen. Der Umgang mit den Menschen<br />

mit Beeinträchtigung habe<br />

ihm von Anfang an viel gegeben.<br />

„Dazu gehören für mich folgende<br />

Begriffe: fördern, betreuen, assistieren,<br />

pflegen und beraten.“ Vor allem<br />

das Sinngebende seiner Arbeit im<br />

Fototermin vor dem Haus<br />

„Wohnen in der Frankenstraße“<br />

in Alzey<br />

sozialen Bereich habe ihn immer<br />

wieder motiviert, sich weiterzubilden<br />

und zu verbessern. Nach Abschluss<br />

des Zivildienstes entschied sich Timo<br />

Klein für eine Ausbildung zum staatlich<br />

anerkannten Heilerziehungspfleger.<br />

Diese dauerte drei Jahre. Im Juni<br />

2006 wurde er „frisch von der Schule“<br />

im Fachbereich Eingliederungshilfe<br />

auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen<br />

eingesetzt.<br />

Die meiste Zeit arbeitete er im Bereich<br />

„Wohnen“; einige Jahre davon<br />

im Wichernhaus auf dem Inkelthalerhof.<br />

Seit seinem Wechsel nach Alzey,<br />

in das dort neu gebaute und eröffnete<br />

Wohnhaus in der Frankenstraße,<br />

obliegt ihm die Wohnbereichsleitung.<br />

„Ich habe mich beruflich weiterentwickelt,<br />

und das macht mich<br />

stolz“, sagt Timo Klein, der zusammen<br />

mit seiner Frau gerade sein eigenes<br />

Haus baut. Gefördert wurde seine<br />

berufliche Weiterentwicklung<br />

auch durch sein Studium im Bereich<br />

Bei der Einweihung des Hauses<br />

„Wohnen in der Frankenstraße“,<br />

Alzey, stellte Timo Klein das neue<br />

Wohnangebot vor.<br />

Gesundheits- und Sozialmanagement<br />

(B.A.), das er als Fernstudiengang<br />

an der Hamburger Fernhochschule<br />

absolvierte.<br />

Nähe und Distanz<br />

„Ich kenne meine Aufgaben, und die<br />

Bewohner kennen ihre“, erläutert<br />

Timo Klein. Ein wichtiger Teil der<br />

Ausbildung beschäftige sich mit<br />

dem Thema der professionellen Distanz.<br />

„In allen sozialen Berufen ist<br />

dies ein ganz wichtiger Punkt“, so<br />

der Zoar-Mitarbeiter und gibt ein<br />

Beispiel. „Zu langjährigen Bewohnern<br />

bauen sich im Laufe der Jahre<br />

natürlich freundschaftliche Beziehungen<br />

auf, dafür kennt man sich<br />

einfach zu gut. Allerdings darf dabei<br />

eine bestimmte Grenze nie überschritten<br />

werden. Das Nähe- und<br />

Distanz-Verhältnis muss immer gewahrt<br />

bleiben.“ Diese Art des täglichen<br />

Umgangs mit Menschen mit<br />

Beeinträchtigung lebt Timo Klein<br />

auch seinen Kollegen im Mitarbei-<br />

52 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


In neuer Funktion<br />

ter-Team vor. Das Team im Zoar-<br />

Wohnhaus in der Frankenstraße in<br />

Alzey wurde neu zusammengestellt.<br />

Fünf der insgesamt sieben Mitarbeiter<br />

im Haus sind neu bei Zoar. „Das<br />

ist eine spannende Aufgabe, wenn<br />

auch nicht immer ganz leicht.“ Denn<br />

als Führungskraft fällt auch die Einarbeitung<br />

in seinen Bereich. So müssen<br />

die neuen Mitarbeiter zum Beispiel<br />

in den Prozessen unterwiesen<br />

werden, die den Wohnbereich der<br />

Eingliederungshilfe betreffen. Auch<br />

die Dienstplangestaltung und mit<br />

ihr die Personaleinsatzplanung fällt<br />

in den Aufgabenbereich von Wohngruppenleiter<br />

Timo Klein.<br />

Auf die leitende Stelle im neuen<br />

Zoar-Wohnhaus in Alzey hat sich<br />

Timo Klein beworben. „Als ich die<br />

interne Stellenausschreibung gesehen<br />

habe, war ich von Anfang an<br />

interessiert.“ Ein neuer Bereich bringe<br />

auch immer neue Chancen mit<br />

sich. Für Timo Klein ist das ein ganz<br />

wichtiger Punkt. Er weiß es zu schätzen,<br />

wenn er eigene Ideen einbringen<br />

kann. Dafür bedarf es auch eines<br />

guten Arbeitsklimas, so seine<br />

Meinung. „Denn es muss möglich<br />

sein, im Team Dinge offen anzusprechen.“<br />

Nur so lasse sich das bestmögliche<br />

Ergebnis zum Wohle der<br />

Bewohner und zu deren Teilhabe am<br />

Leben in der Gesellschaft erzielen.<br />

Alexandra Koch<br />

Dr. Claudia Mitulla, Iris Frey-Gingel und Timo Klein privat<br />

Entspannung findet Dr. Claudia Mitulla vor allem im heimischen Garten.<br />

Am liebsten ist sie dabei aktiv; zum Beispiel beim Unkraut Jäten.<br />

Ihr Garten ist vorrangig ein Blumengarten mit vielen Pflanzkübeln und<br />

Rabatten. Die Arbeitsaufteilung im Garten ist klassisch. Sie kümmert<br />

sich um die Blumen, und ihr Mann mäht den Rasen. Dr. Claudia Mitulla<br />

hat zwei Töchter. Beide studieren, und eine ist bereits ausgezogen.<br />

Zur Familie gehört auch Kater „Mogli“. Sport steht bei Regionalleiterin<br />

Mitulla auch auf dem Programm. Sie geht regelmäßig joggen und besucht<br />

Fitness-Kurse im örtlichen Turnverein.<br />

Bei Iris Frey-Gingel gehört zu einem entspannten Tag vor allem ein<br />

Buch. Am liebsten liest sie Psycho-Krimis. Hauptsache, sie sind richtig<br />

spannend und gehen unter die Haut. Ihr Haus steht am Waldrand.<br />

Direkt in der Nachbarschaft liegt das Waldschwimmbad. Bei warmen<br />

Temperaturen verbringt Iris Frey-Gingel einen großen Teil ihrer Freizeit<br />

dort. Sie hat zwei Kinder; einen Sohn (26) und eine Tochter (18). Iris Frey-<br />

Gingel wohnt in ihrem Elternhaus. Dort gibt es viel zu tun. Das Haus<br />

ist schon älter und ist umgeben von einem großen Grundstück. Vieles<br />

macht Iris Frey-Gingel selbst; pinseln und werkeln. Außerdem hört sie<br />

gern Musik und geht auf Rock- und Pop-Konzerte.<br />

Timo Klein ist „frisch“ verheiratet, und nun baut er in seinem Heimatort<br />

ein Haus. Früher hat er mal Fußball gespielt, aber dafür hat er heute<br />

keine Zeit mehr. Sein momentanes Hobby ist der Hausbau. Vieles macht<br />

er selbst. Dabei helfen ihm sein Vater, Schwiegervater, Schwager und<br />

Freunde. Jeder von ihnen kann irgendetwas besonders gut. Timo Klein<br />

ist zum Beispiel gelernter Tischler. Erst während des Zivildienstes hat<br />

er sich für eine berufliche Laufbahn im sozialen Bereich entschieden.<br />

Der Einzug ins neue Haus ist noch in diesem Jahr geplant. Beim Haus<br />

wird ein großer Nutzgarten entstehen, denn die gesunde Ernährung ist<br />

ihm und seiner Frau besonders wichtig. Wenn noch Zeit bleibt, macht<br />

er gern Sport. Dazu gehören: joggen, schwimmen und Kraftsport im<br />

Fitness-Studio.<br />

Es gibt weitere Regionalleitungen im Bereich der Eingliederungshilfe:<br />

• Regionalleitung Rhein-Nahe-Hunsrück: Monja Seckler-Classen (Sprecherin) und Thomas Kreck-Hövel<br />

• Regionalleitung Nordpfalz: Barbara Venske (Sprecherin) und Nicole Busch<br />

• Regionalleitung West- und Vorderpfalz: Nadja Bier<br />

Alle Regionalleitungen werden im Zuge des Projekts „Leitungsstrukturen“, als dessen Ergebnis sich die<br />

Funktionsbezeichnungen im Bereich der Eingliederungshilfe geändert haben, mit ihren neuen und<br />

„alten“ Aufgaben in den nächsten Zoar-Magazin-<strong>Ausgabe</strong>n in loser Reihenfolge vorgestellt.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

53


In neuer Funktion<br />

Iris Frey-Gingel, Regional-Leitung Rhein-Hessen (Sprecherin), Eingliederungs-Hilfe<br />

Dr. Claudia Mitulla, Regional-Leitung Rhein-Hessen, Eingliederungs-Hilfe<br />

Timo Klein, Wohn-Gruppen-Leiter des Zoar-Wohn-Hauses in der Frankenstraße in Alzey<br />

Dr. Claudia Mitulla, Iris Frey-Gingel und Timo Klein haben am Anfang des Jahres mit ihren<br />

neuen Aufgaben begonnen.<br />

Dr. Claudia Mitulla leitet nun die Zoar-Werk-Stätten und das Werk-Haus in Alzey. Vorher war sie<br />

bei Zoar Bildungs-Koordinatorin. In das viele Neue muss sie sich erst noch einarbeiten. Dabei<br />

helfen ihr Kollegen, die schon lange bei Zoar arbeiten. Dr. Claudia Mitulla hat neue Strukturen<br />

bei den Besprechungen eingeführt. Außerdem hat sie für beide Betriebs-Stätten ein Leitungs-<br />

Team ernannt. Diesem Leitungs-Team gehören außer ihr alle Arbeitsbereichs-Leiter, die Mitarbeiterinnen<br />

des Sozialen Dienstes und der Betriebs-Leiter Technik an. „Mir sind die Menschen,<br />

die hier arbeiten, am Wichtigsten“, sagt Dr. Claudia Mitulla. „Ich führe viele Gespräche mit den<br />

Mitarbeitern.“ Dr. Claudia Mitulla ist davon überzeugt, dass Werk-Stätten viel mehr als nur<br />

Arbeit bieten. Da sind zum Beispiel die Bildungs-Maßnahmen und Freizeit-Angebote. Das Gesamt-Angebot<br />

muss stimmen, sagt sie. Und weiter: „Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigung, die<br />

in den Werk-Stätten arbeiten, sind unsere Kunden. Wenn sie sagen ‚Ja, genau da will ich arbeiten.<br />

Da ist mein Platz‘, dann haben wir alles richtig gemacht.“<br />

Iris Frey-Gingel ist neu bei Zoar. Vorher hat sie bei V.I.V.A. (Verein für die integrative Versorgung<br />

Abhängigkeits-Kranker) in Alzey gearbeitet. Dort war sie elf Jahre. „Nun ist für mich alles neu“,<br />

sagt sie. „Es braucht seine Zeit, bis man die Strukturen und Abläufe kennt.“ Auch sie lobt die<br />

Hilfe der Kollegen. Iris Frey-Gingel hat bei Zoar 10 Mitarbeiter. Sie verantwortet Wohn-Angebote<br />

für beeinträchtigte Menschen und Ambulante Angebote. Ihre neue Aufgabe ist spannend<br />

und fordernd. Sie sieht es als Heraus-Forderung, die strategische Neu-Ausrichtung der Zoar-<br />

Eingliederungs-Hilfe von Anfang an zu begleiten. „Regional-Leitungen sind das Gesicht der jeweiligen<br />

Region und kümmern sich um die Kontakte vor Ort“, sagt Iris Frey-Gingel.<br />

Timo Klein kennt Zoar schon lange, und Zoar kennt ihn. Im August 2002 begann er seinen Zivil-<br />

Dienst bei Zoar. Bis Mai 2003 arbeitete er als Zivi in der Tages-Förder-Stätte auf dem Inkelthalerhof<br />

in Rockenhausen. „In dieser Zeit bekam ich immer mehr das Gefühl, dass mir diese<br />

Arbeit liegt. Dazu gehören für mich die Begriffe: fördern, betreuen, assistieren, pflegen und<br />

beraten“, sagt Timo Klein. Er ist der Ansicht, dass ihm seine Arbeit viel gibt und dass sie Sinn<br />

macht. Daher ist er motiviert und bildet sich weiter. Timo Klein ist ausgebildeter Heil-Erziehungs-Pfleger.<br />

Die meiste Zeit arbeitete er bei Zoar im Bereich Wohnen. Nun ist er von Rockenhausen<br />

nach Alzey gewechselt. Dort leitet er das Haus „Wohnen in der Frankenstraße“. Timo<br />

Klein hat neben seinem Beruf auch ein Studium gemacht. Er hat im Fern-Studium Gesundheits-<br />

und Sozial-Management studiert. Timo Klein und seine Frau bauen gerade ein Haus.<br />

Da er früher mal Tischler gelernt hat, macht er viel selbst.<br />

54 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Berufliche Bildung<br />

Qualifizierung für den weiteren Bildungs- und Berufsweg<br />

Erfolgreicher Abschluss des<br />

Zertifikatslehrgangs „Fachhelfer/in<br />

in Sozialeinrichtungen (IHK)“<br />

Vier Teilnehmerinnen erhielten kürzlich ihre Zertifikate für den erfolgreichen<br />

Abschluss der beruflichen Qualifizierung „Fachhelfer/in<br />

in Sozialeinrichtungen (IHK)“. Dieser Zertifikatslehrgang, der vom<br />

Evangelischen Diakoniewerk<br />

Zoar gemeinsam mit der Industrie-<br />

und Handelskammer<br />

(IHK) für Rheinhessen entwickelt<br />

wurde, entließ somit<br />

zum zweiten Mal seine<br />

Absolventen.<br />

Die feierliche Vergabe fand<br />

in Wasems Kloster Engelthal<br />

in Ingelheim statt.<br />

In einem entsprechenden Rahmen<br />

erhielten die Absolventinnen nach<br />

der Abschlusspräsentation und dem<br />

Fachgespräch mit der Lehrgangsleitung<br />

und der IHK ihr Abschlusszertifikat.<br />

Präsentation und Fachgespräch<br />

dienen dazu, das in den<br />

vergangenen Monaten in den Praxisbetrieben<br />

und während der arbeitsbegleitenden<br />

Unterrichtseinheiten<br />

Gelernte in eigenen Worten<br />

wiederzugeben und fachbezogene<br />

Fragen zu beantworten. Dies verlief<br />

für alle Prüflinge erfolgreich, und so<br />

war das Prüfungskomitee voll des<br />

Lobes.<br />

Berufliche Bildungsmaßnahmen<br />

Geschult wurden die Teilnehmerinnen<br />

Jessica Grunwald, Chiara<br />

Große Freude aller Teilnehmer nach der feierlichen Zertifikatsübergabe: (v.l.n.r.)<br />

Thomas Umsonst, Kurt Philipp, Nicole Knobloch, Viktor Wilpert Piel, Jessica<br />

Grunwald, Sissi Krollmann, Leonie Leuschner, Chiara Keschtges, Matthias Rösch,<br />

Thomas Kreck-Hövel, Volker Conrad und Ute Michel-Wickert<br />

Keschtges, Sissi Krollmann und Leonie<br />

Leuschner auf der Grundlage des<br />

Konzepts „Unterstützte Qualifizierung<br />

durch qualifizierte Unterstützung“.<br />

Dieses berufliche Bildungsangebot<br />

richtet sich an Menschen mit<br />

Beeinträchtigung, die auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt und nicht in<br />

einer Werkstatt für Menschen mit<br />

Behinderung arbeiten möchten. Die<br />

Praxisbetriebe der kürzlich geprüften,<br />

jungen Frauen gehören den<br />

Branchen „Kindertagesstätte“ und<br />

„Altenhilfe“ an. Weiterqualifizierung<br />

durch berufliche Bildungsmaßnahmen<br />

wird in vielen Berufszweigen<br />

immer wichtiger, weswegen die angebotenen<br />

Kurse mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten immer mehr<br />

Interessenten in der Region finden.<br />

Feierliche Zertifikatsvergabe<br />

Matthias Rösch, Landesbeauftragter<br />

für die Belange behinderter Menschen,<br />

nahm an der Zertifikatsvergabe<br />

teil und sprach ein Grußwort, in<br />

dem er auch die Grüße des Sozialministeriums<br />

weiterleitete. In seinem<br />

Beisein fand anschließend die Zertifikatsvergabe<br />

statt. Er würdigte die<br />

Teilnehmerinnen für ihren Fleiß und<br />

ihr Durchhaltevermögen. Alle lobenden<br />

Worte, die im Rahmen der Abschlussprüfung<br />

inklusive Zertifikatsübergabe<br />

gesprochen wurden,<br />

dienten der Wertschätzung der Ab-<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

55


Berufliche Bildung<br />

Volker Conrad von<br />

der Kreisverwaltung<br />

Mainz-Bingen<br />

IHK-Vertreter Viktor<br />

Wilpert Piel<br />

solventinnen, die diese positive Aufmerksamkeit<br />

sichtlich genossen.<br />

Worte der Anerkennung und des<br />

Danks sprachen überdies Thomas<br />

Kreck-Hövel, Leiter der Zoar-Werkstätten<br />

Heidesheim, Volker Conrad<br />

von der Kreisverwaltung Mainz-Bingen<br />

und Kurt Philipp, Fachbereichsleiter<br />

der Eingliederungshilfe im<br />

Evangelischen Diakoniewerk Zoar, in<br />

seiner Funktion als stellvertretender<br />

Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Werkstätten für behinderte<br />

Menschen (LAG) Rheinland-<br />

Pfalz.<br />

Vielfältige Wissensinhalte<br />

Die Abschlusszertifikate erhielten<br />

die Absolventinnen aus den Händen<br />

von Viktor Wilpert Piel, Leiter des<br />

Geschäftsfelds Weiterbildung der<br />

IHK für Rheinhessen in Mainz, sowie<br />

von Thomas Kreck-Hövel. „Sie können<br />

stolz sein auf das, was Sie mit<br />

dem heutigen Abschluss erreicht<br />

haben“, wandte sich Viktor Wilpert<br />

Piel an die Lehrgangsteilnehmerinnen.<br />

Die Wissensinhalte der beruflichen<br />

Qualifizierungsmaßnahme<br />

waren vielfältig; von der Information<br />

zum Berufsbild und Betrieb über die<br />

(v.l.n.r.) Viktor Wilpert Piel,<br />

Chiara Keschtges<br />

und Thomas Kreck-Hövel<br />

(v.l.n.r.) Matthias Rösch, Viktor Wilpert Piel,<br />

Sissi Krollmann und Thomas Kreck-Hövel<br />

Themen „Warenlagerung“, „Textilpflege“,<br />

„Speisen- und Getränkeherstellung“<br />

und so weiter bis hin zum<br />

fachspezifischen Gesundheitsschutz.<br />

Die einzelnen Wissensbausteine<br />

sind auf der Rückseite jedes<br />

IHK-Zertifikats nachzulesen. Diese<br />

Lehrinhalte wurden in 128 Unterrichtseinheiten<br />

vermittelt. Eine bis<br />

zu 27-monatige Praxisphase in einem<br />

Kooperationsbetrieb des allgemeinen<br />

Arbeitsmarkts ist ein zentraler<br />

Bestandteil der Weiterqualifizierung,<br />

die personenbezogen und individuell<br />

angepasst, konzipiert ist.<br />

„Die Kursteilnahme vermittelt den<br />

Lehrgangsteilnehmern die wichtigsten<br />

Basiskenntnisse für die Mitarbeit<br />

in Sozialeinrichtungen“, informierte<br />

Thomas Kreck-Hövel. „Das Bewusstsein<br />

für komplexe Arbeitsabläufe<br />

wird geschärft“, ergänzte Ute Michel-<br />

Wickert vom Berufsbildungs- und<br />

Integrationsservice der Zoar-Werkstätten<br />

Heidesheim, die die Lehrgangsleitung<br />

zusammen mit ihrer<br />

Kollegin Nicole Knobloch innehatte.<br />

IHK-Qualitätsstandard<br />

Teilhabe an beruflicher Bildung hat<br />

für Menschen mit Beeinträchtigung<br />

einen immer höheren Stellenwert;<br />

ebenso wie die Teilhabe an Arbeit<br />

und die Chance auf einen Arbeitsplatz<br />

auf dem allgemeinen Arbeits-<br />

56 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Berufliche Bildung<br />

(v.l.n.r.) Matthias Rösch, Viktor Wilpert Piel,<br />

Jessica Grunwald und Thomas Kreck-Hövel<br />

Die Absolventinnen der beruflichen Bildungsmaßnahme<br />

„Fachhelfer/in in Sozialeinrichtungen (IHK)“ stellen sich selbst kurz vor:<br />

Jessica Grunwald:<br />

Mein Name ist Jessica Grunwald, und ich bin 20 Jahre alt. Ich bin im<br />

ambulanten Berufsbildungsbereich der Zoar-Werkstätten Heidesheim.<br />

Diesen absolviere ich im Alten- und Pflegeheim „Martinstift“ der Mission<br />

Leben in Mainz. Seit November nehme ich am IHK-Zertifikatslehrgang<br />

„Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“ teil. Ich freue mich, dass ich jetzt<br />

den Abschluss geschafft habe.<br />

(v.l.n.r.) Viktor Wilpert Piel, Leonie<br />

Leuschner und Thomas Kreck-Hövel<br />

markt. In den Zoar-Werkstätten Heidesheim<br />

gibt es seit geraumer Zeit<br />

ein umfangreiches Lehrgangsangebot<br />

in unterschiedlichen Berufsfeldern,<br />

weswegen die Einrichtung als<br />

Partner für berufliche Bildung und<br />

nachhaltige Integration auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt von sich reden<br />

macht. In enger Kooperation mit<br />

der IHK für Rheinhessen konnten<br />

bereits zahlreiche Kursteilnehmer<br />

voller Stolz ihre Zertifikate in Empfang<br />

nehmen. All das qualifiziert für<br />

den weiteren Bildungs- und Berufsweg,<br />

der mit einem erfolgreichen<br />

Weiterbildungsabschluss nachhaltiger<br />

zu begehen ist. Als Grundlage für<br />

die Bildungsbescheinigung dient der<br />

bundesweit gültige Qualitätsstandard<br />

für IHK-Zertifikatslehrgänge.<br />

Sissi Krollmann:<br />

Mein Name ist Sissi Krollmann, und ich bin 24 Jahre alt. Ich habe 2011<br />

meine berufliche Bildungsmaßnahme ambulant in der Kindertagesstätte<br />

„Schloss Ardeck“ in Gau-Algesheim gemacht. Dann wurde ich dort<br />

in ein Arbeitsverhältnis mit Zuschuss „Budget für Arbeit“ übernommen.<br />

Seitdem arbeite ich dort hauptsächlich in der Hauswirtschaft.<br />

Den IHK-Zertifikatslehrgang „Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“ habe<br />

ich als Fortbildungsmaßnahme absolviert. Ich habe ganz viel Unterstützung<br />

von meinem Arbeitgeber erhalten und bin sehr froh, dass ich<br />

den Abschluss gepackt habe.<br />

Leonie Leuschner:<br />

Mein Name ist Leonie Leuschner, und ich bin 24 Jahre alt. Ich arbeite<br />

seit zwei Jahren im „Martinstift“ der Mission Leben in der Tagespflege<br />

„Einklang“ in Mainz. Ich habe mich so gefreut, dass ich an dem IHK-<br />

Zertifikatslehrgang „Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“ teilnehmen<br />

durfte. Ich bin sehr stolz, dass ich den Abschluss bestanden habe. Es hat<br />

mir sehr viel Spaß gemacht.<br />

Chiara Keschtges:<br />

Mein Name ist Chiara Keschtges, und ich bin 20 Jahre alt. Mein Praktikum<br />

startete ich in der Kindertagesstätte „St. Peter-St. Emmeran“ in<br />

Mainz. Später wechselte ich zum „Martinsstift“ Mission Leben in Mainz.<br />

Hier habe ich in der Tagespflege geholfen und war dann im sozialen<br />

Dienst. Im Zertifikatslehrgang „Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“<br />

habe ich viel lernen können und habe mir auch sehr viel zugetraut.<br />

Ich habe nun den Abschluss und kann weiter meine Zukunft planen.<br />

IHK-Vertreter Viktor Wilpert Piel gab<br />

jedem Teilnehmer persönliche Worte<br />

mit auf den Weg. „Sie haben etwas<br />

Neues gelernt und sich auf diese Art<br />

weiterentwickelt.“ Und: „Heute haben<br />

Sie die erlernten Inhalte in Ihren<br />

eigenen Worten erklären müssen.<br />

Nur, wenn das gelingt, hat man die<br />

Inhalte auch verstanden“. Aus Erfahrung<br />

im Rahmen der bislang durchgeführten<br />

Lehrgänge wisse man,<br />

dass der Weg aus den Werkstätten<br />

mit einem IHK-Zertifikatslehrgang<br />

geebnet werden kann, denn die berufliche<br />

Bildungsmaßnahme wird<br />

zum großen Teil in Partnerbetrieben<br />

des allgemeinen Arbeitsmarkts<br />

durchgeführt. „Und die jeweiligen<br />

Betriebsleitungen möchte wissen,<br />

was Sie können“, so Piel. Die Zertifikatsprüfung<br />

sei daher auch eine<br />

gute Übung für zukünftige Vorstellungsgespräche.<br />

Alexandra Koch<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

57


Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Zoar-Gesundheitstag<br />

Ernährung und Bewegung<br />

„Ernährung und Bewegung“ waren die zentralen Themen beim zweiten<br />

Gesundheitstag des Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Evangelischen<br />

Diakoniewerk Zoar. Zahlreiche Mitarbeiter haben von der Möglichkeit Gebrauch<br />

gemacht, sich an Infoständen beraten zu lassen, verschiedene „Check-Ups“<br />

zu absolvieren und etwas Gutes, was selbstverständlich gesund war, zu essen.<br />

ob<br />

Jfit<br />

Das Ziel der Veranstaltung<br />

war, die Mitarbeiter zu<br />

sensibilisieren, aktiv zu<br />

werden und eigenverantwortlich<br />

etwas für die eigene Gesundheit zu<br />

tun. Es gab zahlreiche Informationen<br />

und Mitmach-Aktionen rund um<br />

Ernährung, Fitness und Vorsorge,<br />

zum Beispiel Body- oder Cardio-<br />

Scan. Ein Gewinnspiel lockte mit<br />

wertvollen Preisen, darunter eine<br />

kostenlose sechsmonatige Interfit-<br />

Mitgliedschaft, eine Polar-Pulsuhr<br />

im Wert von rund 200 Euro und ein<br />

AOK-Kochkurs.<br />

Mit Kooperationspartnern<br />

Zum Gelingen der Veranstaltung<br />

haben mehrere Kooperationspartner<br />

beigetragen. Über ihre Verbundstudios<br />

informierte Jens Blabusch von<br />

der Firma „Interfit“. „Mitglieder können<br />

bundesweit mehr als tausend<br />

Anlagen nutzen. Dazu zählen Fitness-<br />

und Gesundheitsstudios,<br />

Schwimmbäder und Golfclubs“,<br />

wusste er zu berichten. Leckeres aus<br />

dem Thermomix präsentierte<br />

Anastasia Weiß aus Bolanden. Besonderen<br />

Anklang fand das „Show<br />

Die Tofu-Gemüsepfanne<br />

aus dem<br />

Wook fand reißenden<br />

Absatz.<br />

Beim „Show-Cooking“ der AOK begeisterte<br />

Köstliches aus dem Wook<br />

die Besucher. Zoar-Direktorin Martina<br />

Leib-Herr (Vierte von rechts) verfolgte<br />

das Geschehen interessiert.<br />

Ernährung in<br />

besten Händen:<br />

die AOK-Köche.<br />

58 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Sie informierten sich beim Zoar-Gesundheitstag<br />

über die Themen Ernährung und Bewegung: (v.l.n.r.)<br />

Heike Denzer, Ernst Bogdan und Regina Walter.<br />

Freuen sich über die positive Resonanz beim Gesundheitstag<br />

<strong>2017</strong>: (v.l.n.r.) Manuela und Gerhard Rech von<br />

„Rad Rech“, Zoar-Koordinatorin für betriebliche Gesundheit<br />

Sabine Schmitt und Zoar-Direktor Peter Kaiser.<br />

Zoar-Direktorin Martina Leib-Herr<br />

(rechts), hier mit Jorge Schlüter und<br />

Selina Philippi, begrüßte interessierte<br />

Mitarbeiter zum Gesundheitstag.<br />

Cooking“ der AOK. Die bunte Tofu-<br />

Gemüsepfanne war der Renner unter<br />

den „gesunden Snacks“ und konnte<br />

vor Ort verkostet werden. Antworten<br />

auf viele Gesundheitsfragen gab es<br />

im Rahmen der AOK-Vorträge „Gesund<br />

genießen“ und „Kraftvolle Pausenfüller“.<br />

„Wir setzen auf leichte und<br />

ausgewogene Mahlzeiten und auf<br />

Bewegung“, erklärte AOK-Präventionsfachkraft<br />

Ingeborg Eck-Schmitt.<br />

Die Bedeutung der Prävention wurde<br />

am Stand des Sport- und Gesundheitszentrums<br />

Kaiserslautern betont.<br />

Marcel Felske informierte auch über<br />

das BETSI-Präventionsprogramm, das<br />

so viel heißt wie „Beschäftigungsfähigkeit<br />

teilhabeorientiert sichern“.<br />

„Das berufsbegleitende Präventionsprogramm<br />

der Deutschen Rentenversicherung<br />

greift bereits bei den ersten<br />

gesundheitlichen Beschwerden und<br />

Problemen am Arbeitsplatz. Mit gezielten<br />

Maßnahmen wollen wir langen<br />

Fehlzeiten und möglichen operativen<br />

Eingriffen entgegenwirken. Eine<br />

nachhaltige körperliche Fitness ist die<br />

wesentliche Voraussetzung für eine<br />

hohe Leistungsfähigkeit und Lebensqualität“,<br />

so Felske.<br />

Ergometer und Crosstrainer konnten<br />

am Stand des Fitnessstudios „Aktiv<br />

Zirkel“ aus Rockenhausen getestet<br />

werden. Mitarbeiter Philippe Schillo<br />

informierte auch über Aqua-Fitness.<br />

„Durch Aqua-Fitness werden Kraft,<br />

Beweglichkeit, Koordination und<br />

Ausdauer gesteigert sowie die Entspannung<br />

gefördert. Der Wasserauftrieb<br />

sorgt zusätzlich für eine Entlastung<br />

der Wirbelsäule und der<br />

Gelenke“, erklärte der Fitness-Ökonom.<br />

Eine Probefahrt auf einem<br />

E-Bike ermöglichte der Radsporthandel<br />

„Rad Rech“ aus Kerzenheim. „E-<br />

Bikes erfreuen sich wachsender Beliebtheit“,<br />

bestätigte Gerhard Rech,<br />

der eine große Auswahl unterschiedlichster<br />

Vorführräder mitgebracht<br />

hatte. Dass man mit der zuschaltbaren<br />

Motorunterstützung jeden Gipfel<br />

erklimmen und dem Gegenwind<br />

Paroli bieten kann, davon konnten<br />

sich viele begeisterte Interessenten<br />

bei einer Probefahrt persönlich überzeugen.<br />

Neue Jobfit-Angebote<br />

Im Rahmen des Gesundheitstags<br />

wurden weitere Jobfit-Aktionen vorgestellt,<br />

so zum Beispiel „Interfit-<br />

Mitglieder werben Mitglieder“. Das<br />

Weiterempfehlen lohnt sich. Lukrativer<br />

Anreiz ist ein Interfit-Gratismonat.<br />

„Genießen ist die höhere Form<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

59


Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

des Fastens“, sagte schon Martin<br />

Luther. Und „Genießen-Können ist<br />

eine notwendige Form der Selbstfürsorge“,<br />

meinen Gesundheitsforscher.<br />

Beim Seminar „Genießen mit allen<br />

Sinnen“, das in Zusammenarbeit mit<br />

dem Missionarisch-Ökumenischen<br />

Dienst der Evangelischen Kirche der<br />

Pfalz (MÖD) im September in Klingenmünster<br />

stattfinden wird, wird<br />

bei leichter und leckerer Küche nicht<br />

nur den Worten Martin Luthers Rechnung<br />

getragen. Ziel ist es auch, das<br />

eigene Genussempfinden zu pflegen<br />

und in den Alltag zu integrieren.<br />

Ebenfalls im September startet in<br />

Rockenhausen der neue dreimonatige<br />

Gesundheitskurs „Top in Form @<br />

Work“. Dieses Angebot vereint die<br />

Themen „Bewegung“ und „Ernährung“.<br />

Ernährungsvorträge, Check-<br />

Up und Screening werden ergänzt<br />

durch gemeinsames Training und<br />

Betriebssport. Die „Kick Off“-Veran-<br />

staltung ist am 13. September <strong>2017</strong><br />

ab 16.00 Uhr in der Cafeteria auf<br />

dem Inkelthalerhof. Die Abschlussveranstaltung<br />

mit Screening findet<br />

am 13. Dezember <strong>2017</strong> statt. Der<br />

Gesundheitskurs soll im neuen Jahr<br />

auch an anderen Zoar-Standorten<br />

angeboten werden.<br />

„Das Rezept-Portal ist ein weiteres<br />

Jobfit-Angebot“, erzählt Sabine<br />

Schmitt, Koordinatorin für Betriebliche<br />

Gesundheit und Personalentwicklung.<br />

„Im Zoar-Intranet werden<br />

monatliche Rezeptvorschläge mit<br />

ausführlicher Zutatenliste und Anleitung<br />

veröffentlicht. Es ist ein Service<br />

für Mitarbeiter, aber auch eine<br />

Plattform mit ‚gesunden Ideen‘ für<br />

Informationen über die Jobfit-Angebote finden Sie<br />

im Intranet unter „Betriebliches Gesundheitsmanagement“<br />

und „Rezept-Portal“. Weitere Auskünfte<br />

erteilt Sabine Schmitt, Koordinatorin für Betriebliche<br />

Gesundheit und Personalentwicklung.<br />

Kontakt:<br />

0 63 61/452-209 und<br />

sabine.schmitt@zoar.de<br />

Mitarbeiter, die die Rezepte mit den<br />

Bewohnern in den Wohngruppen<br />

nachkochen können“, so Sabine<br />

Schmitt.<br />

Positive Resonanz<br />

Insgesamt sei es ein lohnenswerter,<br />

lebendiger und anregender Tag gewesen,<br />

so der Tenor unter den Teilnehmern.<br />

„Die Resonanz der Besucher<br />

fiel sehr positiv aus“, freut sich<br />

Sabine Schmitt. „Die Gesundheit der<br />

Mitarbeiter liegt Zoar am Herzen,<br />

denn nur wer gesund ist, kann auf<br />

lange Sicht engagiert bei der Arbeit<br />

sein“, erklären die beiden Vorstände<br />

Peter Kaiser und Martina Leib-Herr.<br />

Kunigunde Otterbein<br />

ob<br />

Jfit<br />

Michael Hack vom AOK-Kundencenter Kirchheimbolanden<br />

informiert über die Angebote<br />

der Gesundheitskasse; hier im Bild mit Zoar-<br />

Mitarbeiterin Angelika Jung.<br />

Philippe Schillo bei der Auswertung<br />

einer „Body Composition Analyse“.<br />

AOK-Präventionsfachkraft Ingeborg Eck-<br />

Schmitt hatte leckere Rezepte aus der AOK-<br />

Kochwerkstatt mitgebracht.<br />

60 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Immer umlagert:<br />

Die E-Bikes<br />

am Stand von<br />

„Rad Rech“.<br />

Gerhard und Manuela Rech<br />

kamen mit einer Auswahl E-Bikes<br />

zum Gesundheitstag.<br />

Kathrin Lanzer trat kräftig in<br />

die Pedale und war vom E-Bike<br />

begeistert.<br />

Prävention war gefragt und<br />

Marcel Felske vom Sport- und<br />

Gesundheitszentrum Kaiserslautern<br />

freute sich darüber.<br />

Heike Busch interessierte<br />

sich für ein E-Bike.<br />

Sabine Schmitt (rechts) gratulierte<br />

Birgit Kremer zur Polar-Pulsuhr im<br />

Wert von 200 Euro inklusive einem<br />

Jahr Service und Beratung.<br />

Jasmin Graf (links) freute sich riesig<br />

über ihren Gewinn, eine sechsmonatige<br />

Interfit-Mitgliedschaft. Daneben<br />

Glücksfee Janine Müller.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

61


Menschen bei Zoar<br />

Berufliche Erfüllung im Dienst am Menschen<br />

Janosch Weber:<br />

Seine gute Laune ist<br />

ansteckend<br />

Janosch Weber (25) ist ein kontaktfreudiger, junger Mann. Seine<br />

optimistische Grundeinstellung sieht man ihm nicht nur an,<br />

sie ist förmlich zu spüren. Überall, wo er erscheint, verbreitet er<br />

gute Laune, denn er hat immer ein Lächeln auf den Lippen und<br />

ein aufmunterndes Wort für jeden.<br />

Sein Arbeitsplatz befindet<br />

sich im Bereich der Tagesstruktur<br />

auf dem Inkelthalerhof<br />

in Rockenhausen. Dort ist<br />

er sowohl im Oberlinhaus als auch<br />

im Fliednerhaus eingesetzt. „Ich<br />

möchte mit Menschen arbeiten und<br />

nicht mit Maschinen“, sagt Janosch<br />

Weber und lächelt dabei. „Die Arbeit<br />

hier gibt mir unglaublich viel.“ Seine<br />

natürliche Begabung und sein Fingerspitzengefühl<br />

zeichnen ihn aus<br />

für den direkten Kontakt mit beeinträchtigten<br />

Menschen.<br />

Tagesstruktur fördert soziale<br />

Kontakte<br />

Und so kam es, dass Janosch Weber<br />

nicht in den Zoar-Werkstätten in<br />

Rockenhausen arbeitet, sondern als<br />

sozialer Assistent in der Tagesstruktur,<br />

die für Menschen eingerichtet<br />

wurde, die aufgrund ihres Alters<br />

und/oder Beeinträchtigung keiner<br />

geregelten Arbeit mehr nachgehen<br />

können. „Wie es der Name schon<br />

sagt, strukturiert unser Angebot den<br />

Tag und bietet Abwechslung und<br />

soziale Kontakte“, erklärt Julia Voll<br />

Janosch Weber beim Kakao Kochen;<br />

einer seiner werktäglichen Arbeitsaufträge.<br />

Auch diese Tätigkeit macht<br />

ihm sichtbar viel Freude.<br />

vom achtköpfigen Team der Tagesstruktur,<br />

das zum Bereich von Zoar-<br />

Mitarbeiterin Susanne Huber gehört.<br />

„Die Arbeit hier macht Spaß,<br />

kann mitunter aber auch anstrengend<br />

sein.“ Sie ist voll des Lobes für<br />

Janosch Weber; vor allem aus diesem<br />

Grund: „Seine gute Laune ist<br />

ansteckend“. Er sei immer freundlich,<br />

nett und zuvorkommend. „Das<br />

tut unseren Menschen hier sehr<br />

gut.“ Viele seien stark beeinträchtigt,<br />

auch körperlich, und oft in sich<br />

zurückgezogen. „Freundliches, lockeres<br />

und aufmunterndes Verhalten<br />

führen dazu, dass bei den Tagesstruktur-Teilnehmern<br />

eine zunehmende<br />

Öffnung stattfindet.“<br />

Janosch Weber unterstützt bei den „kleinen“ Zwischenmahlzeiten. Auch das<br />

Auftragen und Abräumen gehören zu seinen Aufgaben. Am Tisch zu sehen sind<br />

Anneli Brödel und Gebhard Keller.<br />

Janosch Weber lebt seine<br />

Überzeugungen<br />

Genau das meint Janosch Weber,<br />

wenn er folgendes sagt: „Ich kriege<br />

so viel von den Menschen, für die ich<br />

da bin, zurück“. In seinem Wortschatz<br />

spielen Begriffe wie „Res-<br />

62 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Menschen bei Zoar<br />

Im Team herrscht ein beispielhaft gutes Betriebsklima:<br />

(v.l.n.r.) Birgit Carra, Martina<br />

Maria Dieckhöfer, Janosch Weber, Karin Lembach,<br />

Tatjana Seul, Julia Voll und Sarah Gabelmann.<br />

Oft und gern wird „Kniffel“ gespielt: (v.l.n.r.) Angelika<br />

Münch , Janosch Weber, Martina Maria Dieckhöfer<br />

und Elli Charleston.<br />

pekt“, „Toleranz“ und „Harmonie“<br />

eine ganz wichtige Rolle. Und jeder,<br />

der den 25-Jährigen etwas näher<br />

kennenlernt, weiß, dass das bei ihm<br />

keine bloßen Lippenbekenntnisse<br />

sind. Janosch Weber lebt seine Überzeugungen.<br />

Schon als Kind wusste<br />

er genau, dass er „mit dem Herz<br />

arbeiten will“. Wenn auch sein eigener<br />

Start nicht gerade leicht war.<br />

Aufgrund einer chronischen Erkrankung<br />

und daraus entstandener Entwicklungsverzögerung<br />

besuchte er<br />

nach der Vorschule die Rockenhausener<br />

Förderschule. Mit Beginn der<br />

Pubertät ließen die Beschwerden der<br />

spastischen Bronchitis nach, so dass<br />

ein „normales“ Leben immer möglicher<br />

schien. Unterstützerinnen auf<br />

diesem Weg waren seine Mutter<br />

und seine Oma. Wenn Janosch Weber<br />

von ihnen erzählt, beginnen seine<br />

Augen zu leuchten. „Meine Mutter<br />

hat mir viel vorgelesen“, erinnert<br />

er sich. „Meine Oma hat auf mich<br />

aufgepasst, wenn meine Mutter<br />

gearbeitet hat.“ Damals lebte man<br />

in direkter Nachbarschaft, so dass er<br />

schon als Kind eigenständig von<br />

Haus zu Haus laufen konnte. „Bei<br />

meiner Oma habe ich oft auch geschlafen<br />

und gegessen.“ Heute<br />

kocht Janosch Weber zusammen mit<br />

seiner Freundin Jolande Lauer, die<br />

auch auf dem Inkelthalerhof, und<br />

zwar in der Nähstube, arbeitet. „Das<br />

ist praktisch, denn so können wir,<br />

wenn wir möchten, auch unsere<br />

Mittagspausen zusammen verbringen“,<br />

freut sich der Zoar-Mitarbeiter.<br />

Vielfältige Interessen<br />

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin<br />

und zwei weiteren Mitbewohnern<br />

lebt Janosch Weber in einer<br />

ambulanten Wohnform des „Betreuten<br />

Wohnens“ (siehe Kasten) in Rockenhausen.<br />

Er liebt es, zu Hause zu<br />

sein, es sich gemütlich zu machen,<br />

gemeinsam zu kochen und zu essen.<br />

Aus Überzeugung verzichtet er auf<br />

Fleisch. Am liebsten isst er italienisch.<br />

Pasta, Tomaten-Mozzarella,<br />

Pesto – all das sind seine Lieblingsspeisen.<br />

Zuhause ist es zwar schön,<br />

aber Janosch Weber ist auch viel<br />

unterwegs, um Menschen zu treffen,<br />

Kontakte zu pflegen, neue Leute<br />

kennenzulernen und sich auszutauschen.<br />

Dies entspricht seinem kommunikativen<br />

Naturell. „Ich bin nicht<br />

gern allein“, sagt er von sich selbst.<br />

Außer vielfältigen Kontakten ist ihm<br />

die Bewegung äußerst wichtig. An<br />

Arbeitstagen läuft er oft mindestens<br />

einen Weg zu Fuß, „meistens nach<br />

Feierabend auf dem Weg nach Hause“.<br />

„Morgens fahre ich fast immer<br />

vom Bahnhof mit dem Bus auf den<br />

Inkelthalerhof.“ Außerdem gehören<br />

schwimmen und Radfahren zu seinen<br />

sportlichen Hobbies. „Bewegung<br />

tut mir gut. Da kann ich abschalten.“<br />

Auch Musik hilft beim<br />

Abschalten. Am liebsten hört Janosch<br />

Weber Reggae, Heavy Metall<br />

und Punk. Und wenn er liest oder<br />

Hörbücher hört, dann muss es<br />

Fantasy sein.<br />

Fan von Open Air Festivals<br />

An seinem rechten Handgelenk baumeln<br />

einige Festival-Armbänder wie<br />

Trophäen. „Das sind Erinnerungen“,<br />

sagt der überzeugte Open Air Festival-Besucher.<br />

Oft besucht er kleinere<br />

Festivals, weil die oft besser sind<br />

und vor allem nicht so teuer, weiß er<br />

aus Erfahrung. Mehrere Tage im Zelt<br />

machen ihm nichts aus. „Beim Zel-<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

63


Menschen bei Zoar<br />

Auch leichte Bewegungsspiele dienen<br />

der Strukturierung des Tages. Das wissen<br />

Janosch Weber (links) und seine<br />

Kollegen Marco Hutterer (Mitte) und<br />

Jürgen Thiele.<br />

ten auf dem Festivalgelände lernt<br />

man ganz schnell neue Leute kennen“,<br />

erzählt er und lacht dabei.<br />

Dem „Metallergrillen“ in Katzenbach<br />

fiebert er schon Monate vorher entgegen.<br />

Anfang September ist es wieder<br />

soweit. Da dieses Festival fast<br />

vor der Haustür liegt, muss er sich<br />

auch um keine Mitfahrgelegenheit<br />

kümmern. Zu anderen Festivals fährt<br />

er oft in einer Gruppe, der auch sein<br />

Stiefvater angehört. „Mein Stiefdaddy<br />

und ich sind auf einer Wellenlänge“,<br />

freut sich Janosch Weber. Ihn<br />

und seine Mutter besucht er regelmäßig<br />

in Mehlingen, wo seine Mutter,<br />

die auch seine amtliche Betreuerin<br />

ist, als Erzieherin arbeitet. „Die<br />

Entwicklung von Janosch ist für viele<br />

Mut machend“, so die Mutter beim<br />

Telefonat in der Vorbereitung des<br />

Berichts über ihren Sohn. „Er hatte<br />

es nicht immer leicht, aber er hat<br />

immer das Beste aus seiner Situation<br />

gemacht.“ Sie sei sehr stolz auf<br />

ihn, lässt sie mich wissen.<br />

Zuhörer und Geschichten<br />

Erzähler<br />

Diese positive Grundeinstellung gibt<br />

Janosch Weber heute an seiner Arbeitsstelle<br />

weiter. Dies kommt den<br />

rund 30 Teilnehmern der Tagesstruktur<br />

Rockenhausen zugute. Dort hat<br />

der junge Mann vielfältige Aufgaben.<br />

Diese reichen von der Beschäftigung<br />

mit den Bewohnern des Inkelthalerhofs<br />

bis hin zu diversen<br />

Hilfestellungen. Im Gruppenraum<br />

wird zum Beispiel oft „Kniffel“ gespielt.<br />

Auch andere Gesellschaftsspiele,<br />

wie „Mensch ärgere Dich<br />

nicht“, sind bei den Tagesstruktur-<br />

Betreutes Wohnen<br />

„Betreutes Wohnen“ heißt die Wohnform, in der Janosch Weber lebt.<br />

Diese Art der ambulanten Wohnbetreuung wird auch Wohnassistenz<br />

genannt. Die Form der Betreuung richtet sich nach dem individuellen<br />

Bedarf der Klienten. Dieser kann wenige Stunden pro Woche betragen<br />

oder auch deutlich mehr. Hierbei ist oft nur wichtig, dass die zu betreuende<br />

Person an ihre regelmäßigen Pflichten erinnert wird, also eine<br />

Hilfestellung für alltägliche Erledigungen erfährt. Diverse lebenspraktische<br />

Dinge werden bei Bedarf unterstützt, zum Beispiel Körperhygiene,<br />

Sauberkeit der Wohnräume, Umgang mit Geld und auch Einkäufe. Bei<br />

Bedarf findet auch Konflikt- und Krisenberatung statt. Die Betreuung<br />

erfolgt regelmäßig und kontinuierlich durch Bezugsbetreuer, womit die<br />

Kontinuität der Betreuung gewährleistet wird. Das „Betreute Wohnen“<br />

für Menschen mit Beeinträchtigung ist ein wichtiges Glied im Rahmen<br />

der Rehabilitation, denn es ist eine ambulante Leistung zur Teilhabe am<br />

Leben in der Gemeinschaft. Es soll der beruflichen und sozialen Integration<br />

dienen. Denn es ist ein menschliches Bedürfnis, selbstständig und<br />

selbstbestimmt die freie Wahl der Wohnung zu haben und das Leben dort<br />

nach eigenem Ermessen zu gestalten.<br />

Teilnehmern beliebt. Oft unterstützt<br />

Janosch Weber beim Ausmalen von<br />

Mandalas. Auch gebastelt und geklebt<br />

wird gern; Hauptsache, es<br />

macht Spaß und sieht hinterher<br />

hübsch aus. An manchen Tagen ist<br />

verstärkt sein offenes Ohr gefragt.<br />

Dann heißt es einfach nur zuhören<br />

und dem Menschen gegenüber Aufmerksamkeit<br />

und Vertrauen schenken.<br />

Oft ist es aber auch er, der erzählt;<br />

von seinen Erlebnissen bei<br />

Festivals, von Treffen mit Freunden,<br />

von Besuchen bei seiner Familie.<br />

Diese alltäglichen Geschichten gefallen<br />

den Tagesstruktur-Teilnehmern,<br />

denn sie sind unterhaltsam<br />

und nachvollziehbar. „Alle hier mögen<br />

Janosch“, sagt Julia Voll.<br />

„Manchmal müssen wir aufpassen,<br />

dass er sich nicht überfordert.“ Dabei<br />

helfe der klare Rahmen seiner<br />

festen Aufgaben im Team der Zoar-<br />

Tagesstruktur Rockenhausen, das<br />

vereint hinter ihm steht.<br />

Alexandra Koch<br />

64 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Menschen & Geschichten<br />

Ein Angebot des Missionarisch-Ökumenischen Dienstes der<br />

Evangelischen Kirche der Pfalz (MÖD) für Zoar-Mitarbeiter<br />

Die Seele laufen lassen – Pilgern<br />

vor der Haustür<br />

Ein Reisebericht von Anja Seepe<br />

„Aufbrechen aus dem gewohnten Alltag und offen auf dem Weg für neue Erfahrungen<br />

sein. Pilgern ist WANDERN PLUS“, so heißt es im Flyer mit den MÖD-Angeboten<br />

für Zoar-Mitarbeiter. Und das erfahren wir hautnah; unterwegs in der Südpfalz auf<br />

dem Jakobsweg und auf anderen schönen Wanderwegen.<br />

Gemeinsam mit<br />

Kolleginnen fahre<br />

ich nach Landau.<br />

Beschränken sollten wir uns<br />

mit unserem Gepäck als Teil<br />

der Pilgererfahrung „Sich<br />

begnügen“, da wir von Anfang<br />

bis Ende alles selbst<br />

tragen werden. Dennoch<br />

packen wir, trotz sommerlicher<br />

Temperaturvorhersage,<br />

Fleece-Jacken in unsere Rücksäcke.<br />

Man weiß ja nie! Wir lassen das<br />

Auto im gefühlt engsten Parkhaus<br />

des Universums. Was bleibt ist das<br />

ungute Gefühl, nach zwei Tagen das<br />

Auto am Parkautomaten mit einer<br />

astronomischen Summe auszulösen,<br />

die für ein Wellness-Wochenende<br />

gereicht hätte.<br />

Eröffnungskreis mit<br />

Muscheln in der Stiftskirche<br />

Landau<br />

Jakobsmuschel in der<br />

Kirchenmauer<br />

Wir treffen unsere Gruppe in der<br />

Stiftskirche und sind nun Teil der zweitägigen<br />

Zoar-Pilgerschar. Wir sitzen im<br />

Kreis auf dem Boden vor dem Chor<br />

und vor uns befindet sich ein Teelichtkreis.<br />

Für jeden steht ein Licht. Auf jeden warten auch ein Stein und eine Muschel.<br />

Sie sind unsere Symbole des Pilgerns.<br />

Die Steine für die Last, die wir mit uns tragen und die Muscheln als Gefäß,<br />

mit dem wir während des Pilgerns Kraft, neue Erinnerungen und Ideen<br />

schöpfen können. Ich entscheide mich für eine Miniausgabe der Jakobsmuschel.<br />

Sie ist wunderschön und wird später auf meinem Büroschreibtisch eine<br />

Erinnerung an das Innehalten sein. Die Leiterin der Seminartage, Ruth Magsig,<br />

ermuntert uns, den gerade ausgewählten Stein während des Pilgerns an<br />

einem für uns passenden Ort zurück zu lassen. Dazu passt der Wunsch eines<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

65


Menschen & Geschichten<br />

Kapelle auf der<br />

„Kleinen Kalmit“<br />

Zoar-Pilgergruppe<br />

unterwegs<br />

Blick von der „Kleinen Kalmit“<br />

zur Madenburg<br />

Mitpilgers „einfach einmal zwei Tage die Arbeit hinter sich zu lassen“, während<br />

das Zoar-Logo auf seiner Brust bunt leuchtet. Aber exakt so ist es, denke<br />

ich, man wünscht sich etwas Bestimmtes hinter sich zu lassen und schleppt<br />

es, meist sichtbar für die Umgebung, doch für sich selbst oft unwissend weiter.<br />

Nun geht es richtig los! Zeit „ganz für mich“, wie es versprochen wurde,<br />

denn wir laufen schweigend das erste Stück aus der Stadt heraus. Es mutet<br />

sicher seltsam an, eine bunt gemischte, aber absolut stille Gruppe läuft ohne<br />

ein einziges Wort hinter- und nebeneinander her. Die Wahrnehmung wird<br />

stärker, wenn Reden und Zuhören wegfallen.<br />

Wir wandern auf Weinberge zu, die uns eine Weile begleiten werden. Hier<br />

rasten wir bei sommerlichen Temperaturen an der Kapelle auf der Kleinen<br />

Kalmit bei Arzheim. Der Wind lärmt in den Blättern der Bäume und mit ihm<br />

die Krähen. Unser nächster Punkt soll die Madenburg sein.<br />

Sie erreichen wir durch einen engen, zum Teil steilen und matschigen Weg.<br />

Hier vespern wir und teilen die mitgebrachte Verpflegung, da die Burg geschlossen<br />

ist. Und so werden wir vom Wanderer zum Pilger: Teilen unter bekannten<br />

und fremden Kollegen und die Erkenntnis, dass das sich Einlassen<br />

auf einen neuen Weg auch neue Erfahrungen mit sich bringt.<br />

Wir nehmen nun den Abstieg auf der anderen Seite der Burg. Es wird wenig<br />

gesprochen, da viele Baumstämme quer des Weges liegen. Als wäre das nicht<br />

schon Herausforderung genug, ist der schmale Waldweg mit Tannenzapfen<br />

überzogen, auf denen man schnell ausrutschen kann. So komme ich mit gigantischem<br />

Ausfallschritt ins Straucheln, versuche mich mit ausgebreiteten<br />

Armen ins Gleichgewicht zu bringen, habe aber vergessen, dass meine Hände<br />

fest an Wanderstöcke geklettet sind. Ich fange mich, indem ich beide Stöcke<br />

66 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Menschen & Geschichten<br />

Verschlossenes Tor<br />

der Madenburg<br />

Zoar-Pilgergruppe vor der<br />

Nikolauskapelle Klingenmünster<br />

Gelöste Stockprobleme<br />

in den Erdboden ramme. Meine Slapstick-Einlage bleibt nicht ohne Lacher. Ich<br />

bin glücklich, dass mein Umfeld nicht à la Tour de France zum Massensturz<br />

durch mich gekommen ist. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir bald<br />

Klingenmünster.<br />

Nach einer Führung durch die Nikolaus-Kapelle freuen wir uns auf eine erfrischende<br />

Dusche im Stiftsgut Keysermühle. Uns erwartet gelebte Inklusion im<br />

angenehm auf Nachhaltigkeit ausgelegten, integrativen Hotel und Restaurant<br />

mit Mitarbeitern mit und ohne Beeinträchtigung. Ich fühle mich auf<br />

Anhieb wohl und bin mit einem leckeren Abendessen und der Aussicht auf<br />

ein bequemes Bett absolut glücklich. Den Abend verbringt die Gruppe, wie<br />

auf manchen Abschnitten des Weges, im kommunikativen Austausch. Wir<br />

stellen fest, dass wir das Klappern von Wanderstöcken ohne Gummipfropfen<br />

alle unterschiedlich wahrgenommen haben. Gemeinsam sitzen wir am Gartentisch<br />

und tüfteln eine Konstruktion aus, die am nächsten Morgen schon in<br />

die Tat umgesetzt ist. Mit viel Erzählen und Gelächter breitet sich das Gefühl<br />

aus, dass wir in dieser Gemeinschaft noch viele Tage weiterlaufen könnten.<br />

Der zweite Tag lässt uns schnell feststellen, dass unsere Wanderstocklösung<br />

zwar funktioniert, die Stöcke an sich aber Geräusche machen. Eine weitere<br />

Pilgererfahrung ist somit klar: „Du kannst nicht alles ändern, aber Deine Einstellung<br />

dazu“. Unser Pilgerweg endet nach einigen erklommenen Hügeln im<br />

fachwerklichen Dörrenbach. Von dort fahren wir mit dem Bus zurück nach<br />

Landau und stellen fest, dass sich mit dem Pilgern nicht nur die Landschaft<br />

um uns herum geändert hat, sondern auch die eigene Einstellung in zwei<br />

Tagen eine große Strecke mit vielen neuen Erfahrungen zurücklegen kann.<br />

P.S. Die Parkgebühren im gefühlt engsten Parkhaus des Universums waren<br />

übrigens gar nicht so teuer wie gedacht.<br />

Dörrenbacher Fachwerk aus der<br />

Kirche heraus gesehen<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

67


Sport & Bewegung<br />

Sport und Bewegung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung<br />

2. Zoar-Radtour führte<br />

von Kusel nach Heidesheim<br />

Von urwüchsigen Felsformationen<br />

über zahlreiche<br />

Gradierwerke im Salinental<br />

bei Bad Kreuznach bis hin zum<br />

Rhein-Nahe-Eck in Bingen und weiter<br />

zur wild-romantischen Idylle<br />

direkt am Rhein war auf der 2. Zoar-<br />

Radtour zur Begeisterung der Teilnehmer<br />

alles enthalten. Mit dabei<br />

waren Mitarbeiter, Bewohner und<br />

externe Gäste, so dass sich auf der<br />

rund 140 Kilometer langen Strecke<br />

Menschen mit und ohne Beeinträchtigung<br />

begegneten. Diese Radtour<br />

im Zeichen der Inklusion wird immer<br />

bekannter. Das zeigen die bestätigenden<br />

Rückmeldungen aller Menschen,<br />

denen die Radler an den zwei<br />

Tagen auf der Strecke begegnet sind.<br />

Ein herzlicher Dank geht an dieser<br />

Auch die 2. Zoar-Radtour unter dem Motto „Gemeinsam viel<br />

bewegen“ war ein voller Erfolg. Diesmal führte die Strecke von<br />

Kusel nach Heidesheim. Bei bestem Radler-Wetter fuhren die<br />

rund 80 Teilnehmer der 2. Zoar-Radtour an zwei Tagen durch<br />

eine landschaftlich abwechslungsreiche Region; von Kusel nach<br />

Heidesheim.<br />

Stelle an die Radstreckenführer Alexander<br />

Distler, Rolf Nehrbaß und Sascha<br />

Krauß.<br />

Signal zum Tour-Start<br />

Ausgangspunkt der 2. Zoar-Radtour<br />

war der Zoar-Standort Kusel, wo die<br />

Tour am Alten- und Pflegeheim in<br />

der Fritz-Wunderlich-Straße startete.<br />

Dort war im September 2015 die<br />

1. Zoar-Radtour zu Ende gegangen.<br />

Nach diversen Grußworten, unter<br />

anderem des stellvertretenden Zoar-<br />

Verwaltungsratsvorsitzenden Dr.<br />

Baldur Melchior, des Verbandsbürgermeisters<br />

Dr. Stefan Spitzer, der<br />

Beigeordneten der Stadt Kusel, Julia<br />

Bothe, und der Zoar-Direktoren<br />

Martina Leib-Herr und Peter Kaiser,<br />

setzte sich der Tross in Richtung Lauterecken<br />

in Bewegung. Das Signal<br />

für den offiziellen Start der Radtour<br />

war der laute Startschuss, den Dr.<br />

Baldur Melchior mit einer Tröte gab.<br />

68 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Sport & Bewegung<br />

Geselliges Beisammensein<br />

Nach dem gemeinsamen Mittagessen<br />

auf dem Hof der Einrichtung<br />

ging die Radtour weiter über Odernheim<br />

am Glan nach Bad Kreuznach,<br />

wo der erste Radtour-Tag seinen<br />

Abschluss fand. Erschöpft und glücklich<br />

über das erlebte Miteinander<br />

beim Radeln kamen die Teilnehmer<br />

bei der Nahetal-Jugendherberge<br />

oberhalb der Stadt an. Bei warmen<br />

Sommertemperaturen saßen die<br />

Radler noch lange draußen und<br />

tauschten sich aus über die Erlebnisse<br />

der gemeinsam geradelten Strecke<br />

des ersten Tour-Tags. Außerdem<br />

trug die Musik von „Fox Acoustic“<br />

zum geselligen Gesamterlebnis bei.<br />

„Fox Acoustic“, das sind Annett (Gesang)<br />

und Matthias (Gitarre) Fuchs<br />

aus Ingelheim. Die beiden Vollblut-<br />

Musiker arbeiten seit vielen Jahrzehnten<br />

in verschiedenen Bands und<br />

Ein Dank an Marc Hein (links)<br />

für die Unterstützung<br />

Dr. Baldur Melchior, stellvertretender<br />

Vorsitzender des Zoar-<br />

Verwaltungsrats, gibt das laute<br />

Startsignal zur 2. Zoar-Radtour.<br />

Projekten und haben so unterschiedlichste<br />

Erfahrungen gesammelt. Sie<br />

präsentierten den Radtour-Teilnehmern<br />

bekannte Songs aus vielen<br />

Epochen, die alle akustisch anspruchsvoll<br />

dargeboten wurden.<br />

Und weil es so gut war, applaudierten<br />

die Zuhörer so lange, bis es Zugaben<br />

gab.<br />

Trikots zur Erinnerung<br />

Am zweiten Tour-Tag führte die Radstrecke<br />

von Bad Kreuznach über Hackenheim<br />

und Volxheim nach Wöllstein<br />

und von dort aus über<br />

Gumbsheim nach Wallertheim. Dort<br />

waren die Radler zu Gast bei der<br />

Nieder-Ramstädter Diakonie, deren<br />

Mitarbeiter die Radler herzlich empfingen.<br />

Um sie für die Weiterfahrt zu<br />

stärken, servierten die dortigen Mitarbeiter<br />

ein stärkendes Nudelgericht.<br />

Offiziell empfangen wurde die<br />

Zoar-Radler-Gruppe von Holger<br />

Griebel, Leiter des Wohnverbunds<br />

Von Kusel aus befuhren die Teilnehmer<br />

den attraktiven Glan-Blies-Radweg,<br />

um über Altenglan, St. Julian<br />

und Glanbrücken nach Lauterecken<br />

zu gelangen und von dort aus über<br />

Medard und Odenbach nach Meisenheim.<br />

Dort waren die Radler zu<br />

Gast bei der Kreuznacher Diakonie,<br />

die zu einem stärkenden Mittagessen<br />

eingeladen hatten. Offiziell<br />

empfangen wurde die Zoar-Radler-<br />

Gruppe von Diakon Oliver Schardt<br />

von der Geschäftsbereichsleitung<br />

Leben mit Behinderung, Wohnen<br />

und ambulante Assistenz.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

69


Sport & Bewegung<br />

Wallertheim der Nieder-Ramstädter<br />

Diakonie, und von Andreas Nink,<br />

Leiter Kommunikation und Fundraising.<br />

Zuvor hatten Mitarbeiter der<br />

Einrichtung, unter anderem Frank<br />

Gruber, Teamleiter Wohntraining,<br />

und Bewohner des Wohnverbunds<br />

Wallertheim die Radler in Richtung<br />

Gumbsheim abgeholt. Das freudige<br />

Zusammentreffen fand mitten in<br />

den Weinbergen statt, und gemeinsam<br />

radelten alle in den Hof der<br />

Nieder-Ramstädter Diakonie. Zum<br />

Dank für die Gastfreundschaft erhielten<br />

alle Teilnehmer des Empfangskomitees<br />

ein eigens für die<br />

Tour erstelltes Zoar-Radtour-Trikot<br />

zur Erinnerung.<br />

Fußbad im Rhein<br />

Von Wallertheim ging es weiter<br />

nach Gau-Bickelheim und dann über<br />

Sprendlingen nach Gensingen. Der<br />

Einstieg in den Nahe-Radweg erfolgte<br />

in Grolsheim. Auf dem schönen<br />

Nahe-Radweg fuhren die Teilnehmer<br />

bis nach Bingen. Dort gab es einen<br />

offiziellen Empfang der Stadt, den<br />

der Beigeordnete Jens Voll und Michael<br />

Kloos, Koordinator Mobilitätskonzept<br />

Bingen, vornahmen. Im<br />

Biergarten „Ludwig IV.“ vor der herrlichen<br />

Kulisse des Rheins und des<br />

Niederwalddenkmals waren die<br />

Radler zu kühlen Getränken, Eis und<br />

Brezeln eingeladen. Wiederum gestärkt<br />

ging es dann erneut in den<br />

Sattel. Die letzten Kilometer in Richtung<br />

Heidesheim, entlang des<br />

Rheins, standen auf dem Programm.<br />

Der idyllische Rhein-Radweg war für<br />

alle Teilnehmer ein schönes Erlebnis,<br />

das durch die motivierte Gruppendynamik<br />

noch mehr wirkte. Zu verlockend<br />

war das in der Sonne glitzernde<br />

Rheinwasser, als dass nicht auch<br />

ein abkühlendes Fußbad in der Höhe<br />

des Strandbads Ingelheim dazugehört<br />

hätte.<br />

Pause auf der Strecke:<br />

(v.l.n.r.) Peter Kaiser, Rainer Guth<br />

und Martina Leib-Herr<br />

Freudiger Empfang am Ziel<br />

Das Ziel am Ende des zweiten Tour-<br />

Tags lag auf dem Gelände des Zoar<br />

– Rheinhessischen Diakonie-Zentrums<br />

Heidesheim. Dort wurden die<br />

Teilnehmer der 2. Zoar-Radtour im<br />

Rahmen des dortigen Sommerfestes<br />

freudig und lautstark empfangen.<br />

Für alle war es ein bewegender Moment,<br />

durch das Spalier der klatschenden<br />

Besucher, die bunte Krepp-<br />

Papier-Bänder gespannt hatten und<br />

Konfetti regnen ließen, zu radeln.<br />

Verschwitzt und glücklich fuhren alle<br />

Teilnehmer in einem Konfetti-Regen<br />

auf den letzten Metern ins Ziel. Dies<br />

war der krönende Abschluss der<br />

2. Zoar-Radtour, die im Juni 2019 ihre<br />

Fortsetzung ab Heidesheim finden<br />

wird. Von dort aus geht es Richtung<br />

Mainz und Ludwigshafen. Direktor<br />

Kaisers Wunschziel ist Neustadt an<br />

der Weinstraße. Auch in zwei Jahren<br />

wird wieder der kommunikative Austausch<br />

zwischen Menschen mit und<br />

ohne Beeinträchtigung im Vordergrund<br />

stehen, und das sowohl in den<br />

Pausen als auch beim Fahrradfahren.<br />

Alexandra Koch<br />

SAVE THE DATE<br />

Termin der 3. Zoar-Radtour<br />

28. und 29. Juni 2019<br />

70 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Sport & Bewegung<br />

Rainer Guth:<br />

Weil bekannt ist, dass ich gern Rad fahre, wurde ich auch<br />

von Zoar eingeladen. Ich habe gern zugesagt. Und ich<br />

freue mich, dass ich mir die Zeit genommen habe, am<br />

ersten Tag mitzufahren. Ich habe viele schöne Bilder im<br />

Kopf, wenn ich an das gemeinsame Erlebnis in der<br />

Gruppe denke.<br />

Michael Comtesse:<br />

Meine Frau und ich waren bereits das zweite Mal dabei.<br />

Wir sind begeistert, auch von der guten Organisation.<br />

Als diesmal der Hinterreifen am Rad meiner Frau plötzlich<br />

platt war, war die Hilfsbereitschaft in der Gruppe enorm<br />

groß. Das war für uns eine wirklich schöne Erfahrung.<br />

Wenn wir so fit bleiben, sind wir 2019 wieder mit dabei.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

71


Sport & Bewegung<br />

Pascal Wulff:<br />

Nach dem ersten Tag hat mein Hintern ein<br />

bisschen wehgetan. Aber am zweiten Tag ging<br />

es dann wieder. Mir hat es super gut gefallen<br />

und meinem Bruder auch.<br />

Silvia Heinz:<br />

Ich habe mich diesmal noch mehr auf die Radtour<br />

gefreut als beim ersten Mal. Beim nächsten<br />

Mal bin ich auf jeden Fall wieder dabei.<br />

Schade, dass es noch so lange dauert.<br />

72 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Sport & Bewegung<br />

Peter Kaiser:<br />

Im Laufe der zwei Tage habe ich mich mit allen<br />

Teilnehmern unterhalten können. Das war mir<br />

sehr wichtig. Schon allein deswegen war es<br />

eine tolle Tour.<br />

Marcus Housten:<br />

Ich fahre oft und gern Fahrrad. Nach der Arbeit<br />

fahre ich immer mit einem Freund zusammen<br />

Rad. Zu zweit macht es mehr Spaß als allein.<br />

Aber in einer Gruppe macht es am meisten<br />

Spaß. Deswegen fahre ich bei der 3. Zoar-Radtour<br />

ganz bestimmt wieder mit.<br />

Wir danken den Firmen und Privatpersonen,<br />

die die 2. Zoar-Radtour unterstützt haben:<br />

MICOS GmbH, Textilpflege Reccius,<br />

Fahrdienst Hein, Ziegle GmbH,<br />

Autohaus Zotz GmbH, Fliesenstudio Dindorf,<br />

Achenbach und Gauer GmbH, H+R Marketing,<br />

Schön Fahrräder und Michael Comtesse<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

73


Sport & Bewegung<br />

Martina Leib-Herr:<br />

Ich bin froh, dass ich dabei war und die gute<br />

Stimmung im Team hautnah erfahren durfte.<br />

Man muss es selbst erlebt haben. Dann kann<br />

man diese Begeisterung beim gemeinsamen<br />

Radfahren am ehesten nachvollziehen.<br />

Jörg Henricy:<br />

Ich war das erste Mal dabei, und mir hat es<br />

von Beginn an super gefallen. Ich kannte<br />

nicht viele. Aber das änderte sich schnell. Am<br />

Ziel in Heidesheim war die Stimmung toll. Ein<br />

bewegendes Erlebnis.<br />

74 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Sport & Bewegung<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

75


Veranstaltungen & Feste<br />

Zoar-Sommerfest auf dem Inkelthalerhof und Amtseinführung von Pfarrer Jochen Walker<br />

Buntes Programm<br />

für Jung und Alt<br />

Viele Besucher, Bewohner<br />

und Mitarbeiter des<br />

Evangelischen Diakoniewerks<br />

Zoar feierten und genossen<br />

den Open-Air-Auftritt der Band „Final<br />

Mask“. Diese eröffnete ihr Konzert<br />

mit dem passenden Song „It`s<br />

raining man“, da das Fest diesmal<br />

leider nicht von der Sonne begleitet<br />

wurde. Die drei Musiker aus dem<br />

Donnersbergkreis begeisterten mit<br />

Pop-Klassikern aus den 70er und 80er<br />

Jahren.<br />

Das Sommerfest auf dem Inkelthalerhof ist<br />

mittlerweile aus dem Terminkalender vieler Familien<br />

nicht mehr wegzudenken. Menschen mit und ohne<br />

Beeinträchtigung erlebten auch in diesem Jahr<br />

ein buntes Fest für alle Sinne.<br />

Buntes Treiben wartete auf die Sommerfestbesucher<br />

nach dem Festgottesdienst<br />

und der Einführung von<br />

Zoar-Pfarrer Jochen Walker. Zum<br />

Schauen und Staunen luden zahlreiche<br />

Stände ein. Die große Vielfalt<br />

der von Zoar-Mitarbeitern gefertigten<br />

kunstgewerblichen Produkte<br />

konnten zu einem fairen Preis erworben<br />

werden. Angeboten wurden<br />

unter anderem hübsche Deko-Artikel<br />

für den Innen- und Außenbereich<br />

vom Kunstgewerbe der Zoar-Werkstätten<br />

Rockenhausen, darunter<br />

Holzarbeiten wie Holzstatuen mit<br />

Herzmotiv oder auch ein klassisches<br />

Windspiel. Taschen und Tücher kamen<br />

aus dem Nähzimmer, Kerzen<br />

und Seifen aus der Kaiserslauterner<br />

Kerzen-Manufaktur der Zoar-Werkstätten.<br />

Die Vorzüge eines Massage-<br />

Sessels konnten die Besucher am<br />

Der Odenbacher Chor „Die Siebenpfeifer“ unter der Leitung von<br />

Julian Franke sowie Burkhard Nitschke (Mitte), Bewohner des<br />

Bodelschwinghhauses I auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen<br />

Stand des Zoar-Fördervereins ausprobieren.<br />

Mit ihrer Spende konnten<br />

sie dazu beitragen, dass die Zoar-<br />

Wohnanlagen im Donnersbergkreis<br />

bald mit einem solchen Sessel ausgestattet<br />

werden.<br />

Die kleinen Gäste kamen beim Familienfest<br />

auf dem Inkelthalerhof<br />

ebenfalls auf ihre Kosten. Sie konnten<br />

sich beim Nuss-Knacker-Geschicklichkeitsspiel<br />

beweisen, ihr<br />

Glück beim Torwandschießen und<br />

am Glücksrad versuchen, auf einem<br />

Pony reiten, am Basteltisch Hand<br />

anlegen oder beim Kinderschminken<br />

ein Wunsch-Gesicht aufmalen lassen.<br />

Auch das kulinarische Angebot ließ<br />

kaum einen Wunsch offen. Es gab<br />

Eis, fruchtige Cocktails, Herzhaftes<br />

aus der Pilzpfanne, Pizza, Leckeres<br />

vom Grill und natürlich Kaffee und<br />

Kuchen.<br />

Festgottesdienst im Rahmen<br />

der Amtseinführung von<br />

Pfarrer Jochen Walker<br />

Das diesjährige Sommerfest begann<br />

mit einem ganz besonderen Gottesdienst,<br />

der in der sommerlich geschmückten<br />

Zoar-Kapelle stattfand.<br />

Im feierlichen Rahmen wurde der<br />

neue Seelsorger und Pfarrer des<br />

Evangelischen Diakoniewerks Zoar,<br />

76 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Veranstaltungen & Feste<br />

Direktorin Martina Leib-Herr hieß<br />

Pfarrer Jochen Walker herzlich willkommen<br />

und eröffnete offiziell das Sommerfest.<br />

Der Festgottesdienst anlässlich des Sommerfestes auf dem<br />

Inkelthalerhof in Rockenhausen war sehr gut besucht.<br />

Dekan Matthias Schwarz segnete<br />

Pfarrer Jochen Walker.<br />

Dekan i.R. Dr. Baldur<br />

Melchior sorgte an<br />

der Orgel für die<br />

musikalische<br />

Umrahmung.<br />

Der Zoar-Tanzkreis „Elwetritsche“ unter der<br />

Leitung von Christa Portz-Stengel erntete<br />

viel Applaus für seine Aufführungen.<br />

Ralf Bommes (Keyboard), Thomas<br />

Draws (Gesang ) und Pfarrer Jochen<br />

Walker (Gitarre) trugen das Lied<br />

„Gottes Liebe ist wie die Sonne“ vor.<br />

Jochen Walker, offiziell in sein Amt<br />

eingeführt. Es kamen Freunde, Familie,<br />

Mitarbeiter, Bewohner und Besucher,<br />

um dem Festakt beizuwohnen.<br />

Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende,<br />

Dekan i.R. Dr. Baldur<br />

Melchior, eröffnete mit einem Orgelvorspiel<br />

den Gottesdienst. Dieser<br />

hatte das passende Thema: „Es ist<br />

Sommer“. Pfarrer Walker machte<br />

darauf aufmerksam, dass Gott häufig<br />

mit Wetterphänomenen verglichen<br />

oder in Verbindung gebracht<br />

wird. Tatsache sei, dass Gott die Sonne<br />

und das Licht der Welt ist. Mit<br />

einem Zitat der deutschen Musikgruppe<br />

„Wise Guys“ verdeutlichte<br />

Pfarrer Walker noch einmal, was gemeint<br />

ist: „Jetzt ist Sommer! Egal ob<br />

man schwitzt oder friert: Sommer ist,<br />

was in deinem Kopf passiert!“.<br />

Jochen Walker mit Frau Heidi<br />

und drei seiner Kinder: (v.l.n.r.)<br />

Elias, Simon und Nora<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

77


Veranstaltungen & Feste<br />

Gratulationen für Pfarrer Jochen Walker (Dritter von links):<br />

(v.l.n.r.) Dr. Baldur Melchior, Direktorin Martina Leib-Herr,<br />

Dekan Matthias Schwarz, Kurt Philipp und Barbara Venske<br />

Dekan Matthias Schwarz vom Protestantischen<br />

Dekanat an Alsenz<br />

und Lauter verpflichtete und segnete<br />

Jochen Walker mit Worten aus<br />

der Apostelgeschichte „Gebt acht<br />

auf euch und auf die ganze Herde,<br />

in der euch der Heilige Geist als fürsorgliche<br />

Hirten eingesetzt hat“.<br />

„Acht haben“ sei eine Kultur der<br />

Aufmerksamkeit, die eine offene<br />

Haltung gegenüber allen Menschen<br />

beinhalte. In seinem Amt des Seelsorgers<br />

hilft Pfarrer Jochen Walker<br />

anderen, führt Gespräche und<br />

nimmt Anteil an Schicksalen durch<br />

Empathie und Mitgefühl. Deshalb<br />

ist er für Gesamt-Zoar ein Gewinn.<br />

Tanja und Nadine Wenz<br />

an der karibisch geschmückten<br />

Cocktail-Bar<br />

Die musikalische Umrahmung gestaltete<br />

unter anderem der Odenbacher<br />

Chor „Die Siebenpfeifer“ unter<br />

der Leitung von Julian Franke, in<br />

dem bis vor kurzem auch Jochen<br />

Walker aktiv war. Die Darbietung<br />

unterhaltsamer, gottesdienstlicher<br />

Elemente trug zum Gelingen des<br />

Festgottesdienstes bei. Den abwechslungsreichen<br />

Ablauf begleiteten<br />

außerdem der Zoar-Tanzkreis<br />

„Elwetritsche“ (Leitung Christa<br />

Portz-Stengel) und das „Musikalische<br />

Duo“, Thomas Draws (Gesang)<br />

und Ralf Bommes (Keyboard), mit<br />

Unterstützung von Hans-Ludwig<br />

Am Stand der Zoar-Kerzen-Manufaktur<br />

der Werkstätten Kaiserslautern wurden<br />

Kerzen und Seifen verkauft.<br />

Burckhart. Die Fürbitten, die mit<br />

Bewohnern (Gottesdienstgruppe)<br />

gesprochen wurden, kamen aus der<br />

Feder von Christine Väth-Kemery.<br />

Bewohner Burkhard Nitschke sorgte<br />

für musikalische Einlagen mit der<br />

Mundharmonika.<br />

Am Ende des Gottesdienstes hieß<br />

Direktorin Martina Leib-Herr den<br />

neuen Pfarrer willkommen und eröffnete<br />

offiziell das diesjährige Sommerfest.<br />

Mit Jochen Walker habe das<br />

Evangelische Diakoniewerk Zoar einen<br />

Pfarrer, der in seinem Beruf seine<br />

Berufung gefunden habe und diesen<br />

mit großem Eifer und Fleiß ausübe.<br />

Julia Margert<br />

78 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Veranstaltungen & Feste<br />

Open-Air-Auftritt<br />

der Band<br />

„Final Mask“<br />

Deko-Artikel für den Innen- und Außenbereich:<br />

Produkte des Bereichs Kunstgewerbe der Zoar-Werkstätten<br />

Rockenhausen kamen bei den Besuchern besonders gut an.<br />

Arbeitseinsatz: Angelika Jung<br />

Gäste des Sommerfestes versuchten<br />

ihr Glück am Glücksrad.<br />

Am Pilzzucht-Stand der Zoar-Werkstätten<br />

Alzey: (v.l.n.r.) Martina Witt, Tobias Balz<br />

(Projektleitung Marktgruppe Pilzzucht),<br />

Direktorin Martina Leib-Herr<br />

und Stephan Steinfurth<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

79


Ankündigung<br />

50 Jahre Zoar-Werkstätten<br />

Rockenhausen<br />

21. bis 23. September <strong>2017</strong><br />

Zoar möchte mit Rockenhausen und<br />

Umgebung feiern und allen Interessierten<br />

einen Einblick in die Arbeit<br />

geben sowie die abgeschlossenen<br />

Umbaumaßnahmen präsentieren.<br />

Bei allen Programmpunkten dieser<br />

drei Jubiläumstage ist der Eintritt<br />

frei. Für das leibliche Wohl ist an<br />

allen drei Tagen bestens gesorgt.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

Das Programm:<br />

Donnerstag, 21. September <strong>2017</strong>, 8.30 bis 18.00 Uhr:<br />

Tag der offenen Tür mit offiziellem Festakt (Beginn 13.30 Uhr)<br />

und Grußworten, Gottesdienst, Planwagenfahrten zur<br />

Palettenfertigung sowie vielen, bunten Programmpunkten<br />

Freitag, 22. September <strong>2017</strong>, 12.00 bis 18.00 Uhr:<br />

Unterhaltsames Programm mit Mitmach-Aktionen und Aufführungen,<br />

Konzert mit Schlager-Nachwuchsstar Michele Joy,<br />

Streichelzoo, „Ponyschminken“, Riesenkicker<br />

Samstag, 23. September <strong>2017</strong>, 18.30 bis 23.00 Uhr:<br />

Jubiläumsstimmung mit DJ Dirk Wiesen und einem Konzert<br />

mit „Die anonyme Giddarischde“, anschließendes Feuerwerk<br />

An allen drei Jubiläumstagen sind<br />

Zoar-Kulturgruppen der verschiedenen<br />

Standorte ins Programm integriert.<br />

Es treten unter anderem auf:<br />

• „Workhouse Gang“, Alzey<br />

• Tanzkreis „Elwetritsche“, Rockenhausen<br />

• „Musikalisches Duo“ mit Thomas Draws<br />

und Ralf Bommes, Rockenhausen<br />

• Theatergruppe aus dem Falkhaus,<br />

Rockenhausen<br />

• Tanzgruppe „Fit for Dance“, Alzey<br />

• Musiktrio „Focus 37“, Ludwigshafen<br />

Wo wird gefeiert?<br />

Zoar-Werkstätten Rockenhausen,<br />

Industriestraße 2<br />

Michele Joy<br />

Die anonyme Giddarischde<br />

80 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Sport & Bewegung<br />

Firmenlauf B2RUN in Kaiserslautern<br />

Zoar mit geballter<br />

Frauenpower am Start<br />

Einen Teilnehmer-Rekord konnte die Erfolgsreihe des<br />

Firmenlaufs in Kaiserslautern in diesem Jahr verzeichnen.<br />

Bei der zehnten Auflage dieser Breitensportveranstaltung<br />

waren rund 7.300 Läufer am Start und<br />

verwandelten die Innenstadt von Kaiserslautern in<br />

eine Sportlandschaft.<br />

Geballte Frauenpower:<br />

Heike Denzer,<br />

Stefanie Hörhammer<br />

und Eileen Jung aus<br />

Rockenhausen,<br />

Diana Hube von den<br />

Zoar-Werkstätten<br />

Kaiserslautern, Monika<br />

Armbrust vom Bürgerhospital<br />

Kaiserslautern<br />

und Alina Armbrust,<br />

Rockenhausen<br />

In Vorfreude auf den Firmenlauf: die Zoar-Teilnehmer<br />

Oberbürgermeister Klaus<br />

Weichel, der Schirmherr<br />

der Veranstaltung, eröffnete<br />

den Lauf und läutete den Start<br />

mit einer Glocke ein. Für das Evangelische<br />

Diakoniewerk gingen beim<br />

B2RUN-Firmenlauf insgesamt 71<br />

Teilnehmer an den Start. Das Wetter<br />

spielte perfekt mit und war ideal<br />

zum Laufen. Die Stimmung unter<br />

den Läufern war hervorragend und<br />

die Streckenführung bestens orga-<br />

nisiert. Die individuelle Laufzeit der<br />

Teilnehmer wurde mit einem in der<br />

Startnummer integrierten Chip<br />

gemessen.<br />

Zoar-Frauenpower am Start<br />

Sehr stark präsentierten sich die<br />

Zoar-Damen und zeigten mit 45<br />

Läuferinnen einen überragenden<br />

Frauenpower-Auftritt. Die größte<br />

Gruppe kam vom Inkelthalerhof in<br />

Rockenhausen mit 31 Läufern. Die<br />

Kaiserslauterer Kollegen von den<br />

Zoar-Werkstätten und der Wohnanlage<br />

sowie vom Alten- und Pflegeheim<br />

Bürgerhospital waren mit 23<br />

Teilnehmern vertreten. Weitere Läufer<br />

vertraten die Zoar-Einrichtungen<br />

Winnweiler, Heidesheim und Alzey.<br />

Vom Gemeinschaftserlebnis beflügelt,<br />

komplettierte sogar ein Teilnehmer<br />

aus dem Ehrenamt die Firmenmannschaft.<br />

Bei der stimmungsvollen<br />

Breitensportveranstaltung<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

81


Sport & Bewegung<br />

Stefanie Hörhammer<br />

aus Rockenhausen,<br />

Schulpraktikantin Tara<br />

Wiese und Monika<br />

Armbrust vom Bürgerhospital<br />

in Kaiserslautern<br />

sowie Heike<br />

Denzer vom Wohnen<br />

Rockenhausen<br />

Gemeinsames Laufen schweißt zusammen:<br />

Jennifer Jung, Aline Kafitz, Ekaterina Schatz<br />

und Vanessa Steingass, Rockenhausen<br />

Bei der Vergabe der<br />

Laufshirts und<br />

Startnummern:<br />

Organisator<br />

Frank Müller<br />

Zuschauer an der Laufstrecke<br />

Sie gehören zum Laufteam aus<br />

Winnweiler: Jelena Kramer, Silvia<br />

Hochstetter und Kerstin Stumpf<br />

stellten die Zoar-Läufer ihren Teamgeist<br />

und den Spaß an der Bewegung<br />

anschaulich unter Beweis.<br />

Gemeinsam viel bewegen<br />

Für den einheitlichen Auftritt des<br />

Teams sorgten die weißen Laufshirts<br />

mit Zoar-Logo und dem Slogan „Gemeinsam<br />

viel bewegen“, der für<br />

diesen Anlass nicht passender sein<br />

konnte. Gemeinsam ging es zum<br />

Start in der Kaiserslauterer Spittelstraße.<br />

Hier hatte sich eine bunte<br />

Läufer-Menge versammelt, die getragen<br />

von der ausgelassenen Stimmung<br />

in drei Gruppen auf den fünf<br />

Kilometer Rundkurs geschickt wurde.<br />

Das Zoar-Hauptfeld startete mit<br />

der zweiten Welle und kam fast<br />

geschlossen ins Ziel. „Wir sind nicht<br />

hier, um Bestzeit zu laufen“, betonte<br />

Frank Müller von der Bewegungsförderung<br />

Kaiserslautern. Als begeisterter<br />

Läufer sorgt er jedes Jahr<br />

dafür, dass sich zahlreiche Zoar-Mitarbeiter<br />

von allen Standorten am<br />

Firmenlauf beteiligen. „Der Laufspaß<br />

steht an erster Stelle. Wir haben<br />

alle ein Ziel, nämlich ins Ziel zu<br />

kommen.“<br />

Michael Westerkamp<br />

erreicht 4. Platz<br />

Natürlich gab es auch Ausnahmen,<br />

nämlich Michael Westerkamp und<br />

Dominik Naujox, zwei passionierte<br />

82 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Sport & Bewegung<br />

Läufer auf dem Rundkurs<br />

durch die Stadt<br />

Nach dem Lauf feierte Kaiserslautern<br />

auf dem Stiftsplatz die große „After<br />

Run Party“.<br />

Rockenhausen war am Start stark vertreten:<br />

Denis Bäcker, Aline Kafitz, Nico<br />

Pfleger, Jennifer Jung, Bastian Ogonowski,<br />

Ekaterina Schatz, Vanessa<br />

Steingass, Marcus Gehle, Lea Michel<br />

und Andreas Winter<br />

Impressionen vom Start<br />

Läufer aus dem Zoar-Team. Sie gingen<br />

mit der ersten Welle und dem<br />

Vorsatz an den Start, persönliche<br />

Bestzeiten zu erzielen. Das gelang vor<br />

allem Michael Westerkamp auf eindrucksvolle<br />

Weise. Nach 17:29 Minuten<br />

sprintete er in der Karl-Marx-<br />

Straße ins Ziel und erreichte einen<br />

beachtlichen 4. Platz. Bei den Zoar-<br />

Damen kamen Barbara Boos und<br />

Birgit Iselborn, beide vom Standort<br />

Winnweiler, unter die ersten hundert<br />

Läufer. Alle Teilnehmer erhielten nach<br />

ihrem Zieleinlauf eine B2RUN Finisher-Medaille<br />

als Erinnerung an einen<br />

unvergesslichen Lauf.<br />

Fair und sportlich<br />

Die B2RUN Saison <strong>2017</strong> unterstreicht<br />

einmal mehr den fairen und<br />

sportlichen Gedanken und stellt das<br />

gemeinsame Erlebnis in den Vordergrund.<br />

Dieses Ansinnen repräsentiert<br />

auch die Sportlerin Magdalena<br />

Neuner. Die ehemalige deutsche<br />

Biathletin ist B2RUN -Botschafterin.<br />

Sie war auch beim Lauf in Kaiserslautern<br />

mit dabei. Bei der B2RUN<br />

Laufserie in insgesamt 17 Städten<br />

werden über 195.000 Teilnehmer<br />

erwartet. Die Firmenläufe starteten<br />

am 4. Mai in Aachen und erreichen<br />

am 7. September <strong>2017</strong> beim Finale<br />

in Köln ihren Höhepunkt.<br />

Kunigunde Otterbein<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

83


Ankündigung<br />

Ehrenamtstag des Evangelischen Diakoniewerks Zoar<br />

Austausch, Stärkung für den Dienst,<br />

Dankeschön für die geleistete Arbeit<br />

„Biografie-Orientierung“ ist das zentrale Thema des diesjährigen Ehrenamtstags, der am<br />

Samstag, 21. Oktober <strong>2017</strong>, um 10.00 Uhr in der Cafeteria des Evangelischen Diakoniewerks<br />

Zoar auf dem Inkethalerhof in Rockenhausen stattfindet.<br />

Mit dem Ehrenamtstag möchten wir Ihnen<br />

DANKE sagen und Ihr Engagement würdigen,<br />

weil Sie freiwillig etwas von Ihren<br />

persönlichen Fähigkeiten, Ihrem Wissen und Können und<br />

von Ihrer Herzlichkeit in den Dienst der Gemeinschaft<br />

stellen.<br />

Zeit für Begegnung und Austausch<br />

Der Ehrenamtstag bietet darüber hinaus<br />

ausreichend Zeit zur Begegnung, zum Kennenlernen<br />

und für gemeinsame Gespräche.<br />

Neue Kontakte können entstehen und jeder<br />

Einzelne kann von den Erfahrungen des Anderen<br />

profitieren. Lassen Sie sich von Ihren<br />

Mitstreitern im Ehrenamt inspirieren und<br />

erleben Sie, wie diese ihr Ehrenamt im<br />

Evangelischen Diakoniewerk Zoar gestalten.<br />

Teilen Sie Ihre Erkenntnisse,<br />

Wahrnehmungen und Empfindungen.<br />

Neben Begegnung und Austausch<br />

bleibt aber auch Zeit für Musik,<br />

eine Andacht und ein gutes Essen.<br />

„Ein jeder Mensch hat seine Geschichte,<br />

die es wert ist, gekannt zu sein.“<br />

(Friedrich Maximilian von Klinger,<br />

Deutscher Dichter und Dramatiker)<br />

Jeder Mensch hat eine individuelle Lebensgeschichte,<br />

die niemals einer anderen gleichen kann. Die Höhen und<br />

Tiefen des Lebens prägen ihn, formen seinen Charakter,<br />

bestimmen seine Gewohnheiten, Vorlieben und Empfindlichkeiten.<br />

„Biografie“ heißt wörtlich übersetzt Lebensbeschreibung<br />

und bedeutet Beschäftigung mit der eigenen<br />

Lebensgeschichte. „Biografie“ beinhaltet auch die geistliche<br />

und seelische Entwicklung eines Menschen. In unserer<br />

Lebensgeschichte liegen die Wurzeln<br />

unserer Identität und unseres<br />

Selbstvertrauens.<br />

Biografie-Arbeit ist<br />

Erinnerungsarbeit<br />

„Ich könnte ein Buch<br />

schreiben“, sagen<br />

manchmal ältere<br />

Menschen, weil sie in<br />

der Rückschau überwältigt<br />

sind von der<br />

Fülle ihres Lebens. In<br />

einem bekannten Volkslied<br />

begegnet eine „olle<br />

Flunder“ einem „alten Harung“,<br />

von dem es heißt: „Der hat<br />

Erfahrung“. Wie wir geprägt sind von unseren<br />

Erfahrungen und wie wir anderen das Gespräch<br />

über ihre Erfahrungen ermöglichen können, darum soll es<br />

an diesem Ehrenamtstag gehen.<br />

In Kürze werden unsere Ehrenamtlichen eine Einladung<br />

zum Ehrenamtstag in ihrem Briefkasten vorfinden. Seien<br />

Sie unser Gast und freuen Sie sich schon heute auf einen<br />

abwechslungsreichen und interessanten Tag. Zoar-Seelsorger<br />

Pfarrer Jochen Walker wird Sie mit der Gitarre durch<br />

den Tag und das spannende Thema „Biografie“ führen.<br />

Kunigunde Otterbein<br />

84 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Spenden<br />

Helfen tut gut!<br />

Ein Massagesessel zum Einsatz im Bereich der Zoar-Altenhilfe<br />

Eine angenehme Art<br />

der Zuwendung – gerade im Alter<br />

Alle mal herhören! Wir stellen den Sessel vor!<br />

Auf den ersten Blick steht<br />

vor mir ein einfacher Sessel.<br />

Tiefrot, mit einem<br />

Lederimitat bezogen. Unspektakulär,<br />

unaufdringlich, ganz bescheiden<br />

steht er da. Nur ein schlichter Drücker<br />

in mattem Silber lässt erahnen,<br />

dass es sich um einen ungewöhnlichen<br />

Sessel handeln muss. Vorsichtig<br />

nehme ich Platz. Ohne zu wissen was<br />

passiert, aktiviere ich den Drückmechanismus.<br />

Und schon geht es los!<br />

Ich beschließe, den Sessel in den<br />

nächsten Tagen im Auge zu behalten.<br />

Wie etwas, das man gefunden<br />

hat, von dem man aber noch nicht<br />

so genau weiß, ob man es gebrauchen<br />

kann, ob man es behalten<br />

möchte oder ob man es zurückgeben<br />

möchte. Für manche Beurteiluneine<br />

angenehme Art der Zuwendung.<br />

Die Miene des Menschen mit dem<br />

„alten Rücken“ wird weicher und<br />

fröhlicher. Es stellt sich eine Entspanntheit<br />

ein. Der Körper kommt<br />

zur Ruhe und die Seele gleich mit.<br />

Ruhig und gemächlich, dabei durchaus<br />

kraftvoll bewegen sich die Rollen<br />

hin und her. In einer immer wiederkehrenden<br />

Gleichmäßigkeit arbeiten<br />

sie sich den Rücken entlang. Vom<br />

Hüftbereich über die Nieren bis hinauf<br />

zu den Schulterblättern. Die Rollen<br />

sind verborgen, meine Augen<br />

können Sie nicht sehen, ich kann sie<br />

nur spüren. Ist das herrlich!<br />

gen brauchen wir Zeit, und ich spüre,<br />

dies ist so ein Moment.<br />

Jedes Mal, wenn ich in die Nähe des<br />

Sessels komme, beobachte ich die<br />

Menschen, die in ihm Platz genommen<br />

haben. Die Rollen gleiten gerade<br />

über einen „alten Rücken“. Etwas<br />

gekrümmt gibt sich dieser der Massage<br />

durch die Rollen hin. Es ist ein<br />

zarter, zerbrechlicher und von der<br />

vielen Arbeit müde gewordener Rücken.<br />

Die Muskeln sind nicht mehr<br />

zart und geschmeidig, wie bei einem<br />

jungen Menschen. Die ganze Last des<br />

Lebens hat dieser Rücken getragen.<br />

Das Einzige, wonach ihm noch ist, ist<br />

Luise Bachmann im Sessel und Manuela<br />

Lanzer, Leitende Pflegefachkraft<br />

Zoar – Wohnanlage am Uferweg, Alsenz,<br />

posieren für das Foto.<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />

85


Spenden<br />

Gerhard Keiper<br />

Ich halte inne, um die Atmosphäre<br />

des Augenblicks zu erspüren. Ja, es<br />

klappt. Der Sessel kann etwas. Es<br />

war gut, ihn den Senioren zur Verfügung<br />

zu stellen. Ganz wie bei einem<br />

ruhigen Menschen, dessen Potenziale<br />

auch nicht immer gleich erkennbar<br />

und eben doch da sind.<br />

So mancher Bewohner erzählt mir,<br />

dass er, seitdem er regelmäßig im<br />

Massagesessel Platz nimmt, besser<br />

laufen und sich bewegen kann. Zehn<br />

Minuten Massage schenken die Rollen<br />

jedem Besucher des Sessels. Es<br />

ist ihnen egal, wen sie massieren. Es<br />

muss keine Sympathie zu dem Gast<br />

bestehen. Sie surren ruhig und einschätzbar<br />

ihre Runden. Ich muss<br />

mich nicht mit ihnen „unterhalten“,<br />

kann nebenher lesen oder mich mit<br />

einer Verwandten über die neuesten<br />

Familiengeschichten austauschen.<br />

Der müde gewordene „alte Rücken“,<br />

die junge Pflegemitarbeiterin und<br />

der Sohn auf Besuch im Alten- und<br />

Pflegeheim hatten das Bedürfnis<br />

Ihnen von diesem Massagesessel mit<br />

seinen Wunderrollen zu erzählen.<br />

Die Hoffnung, dass Sie genauso begeistert<br />

von diesem Wunderwerk<br />

sein können wie wir begleitet uns<br />

dabei. Und wenn wir von etwas überzeugt<br />

sind, dann geben wir doch<br />

auch gerne etwas dafür, oder?<br />

Ein Massagesessel der<br />

Allgäuer Massagetechnik<br />

im Zoar-Test<br />

Auch die Bewohner der Zoar – Wohnanlage<br />

in der Wiesenstraße in Rockenhausen<br />

hatten bereits die Möglichkeit,<br />

einen Massagesessel zu<br />

testen. Zwei Wochen lang stand ein<br />

Sessel vor Ort und begeisterte in dieser<br />

Zeit Bewohner, Pflegepersonal<br />

und Gäste gleichermaßen. „Der Sessel<br />

war eigentlich immer besetzt“,<br />

berichtet Angelika Gehring, Einrichtungsleiterin<br />

der Zoar-Wohnanlagen<br />

im Donnersbergkreis. „Es haben sich<br />

richtige Schlangen gebildet, weil<br />

jeder den Sessel so gerne benutzen<br />

wollte“, erzählt sie weiter.<br />

Ziel ist es, alle Zoar-Altenhilfe-Einrichtungen<br />

mit einem solchen Sessel<br />

auszustatten, da die Massage einen<br />

erheblichen Mehrwert, nicht nur<br />

für Bewohner der Wohnanlagen,<br />

darstellt.<br />

Werden Sie Teil eines<br />

guten Tages<br />

Ein guter Tag ist immer dann, wenn<br />

wir eine freudige Botschaft erhalten.<br />

Das können ein nettes Wort,<br />

eine Begegnung, ein Lächeln oder<br />

eine gute Tat sein, die wir anderen<br />

schenken.<br />

Um unseren Bewohnern in den Zoar-Wohnanlagen solche Momente<br />

zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Unterstützung.<br />

Ein Massagesessel der Allgäuer Massagetechnik ist nicht billig. Er kostet<br />

4.490,00 Euro und kann daher nur durch Ihre Hilfe finanziert werden.<br />

Leider ist der Förderverein Zoar nicht in der Lage, diese enorme Summe<br />

allein zu finanzieren. Daher sind wir für jeden Betrag dankbar, der auf<br />

das Spendenkonto eingezahlt wird. Es wäre sehr schön, wenn wir gemeinsam<br />

die Tage der Bewohner der Zoar-Wohnanlagen etwas schöner<br />

gestalten könnten.<br />

Werden Sie Teil eines guten Tages und unterstützen Sie uns bitte:<br />

Spendenmöglichkeit: Förderverein Zoar e.V.<br />

IBAN:DE37 540 900 000 006 309 208<br />

BIC: GENODE 61 KL1<br />

Volksbank Kaiserslautern<br />

Stichwort: Massagesessel<br />

Selbstverständlich werden wir Ihnen für Ihre Spende eine Spendenquittung<br />

ausstellen, wenn Sie im Verwendungszweck Ihren Namen<br />

und Ihre Anschrift hinterlassen.<br />

Wir danken im Voraus im Namen all derer, denen dieser Massagesessel<br />

zugute kommen wird.<br />

86 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>


Impressum<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />

Inkelthalerhof<br />

67806 Rockenhausen<br />

Verantwortlich:<br />

Peter Kaiser, Direktor<br />

Martina Leib-Herr, Direktorin<br />

Redaktion:<br />

Alexandra Koch, Kunigunde Otterbein<br />

und Julia Margert,<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Layout und Satz:<br />

Andrea Adler & Alice Hubert<br />

hauptsache:design, Mainz<br />

Druck:<br />

Volkhardt Caruna Medien<br />

GmbH & Co. KG, Amorbach<br />

Auflage: 3.000<br />

Fotos:<br />

Fotowerkstatt Patric Dressel, Studio für Photographie<br />

Hans-Georg Merkel, Alexandra Koch,<br />

Kunigunde Otterbein, Julia Margert, Anja<br />

Seepe, Zoar-Mitarbeiter; B2RUN; Pius Klein;<br />

S. 80: Foto: Hoffmann, Die anonyme Giddarischde,<br />

Michele Joy; Firmenfoto; Fotolia: Illustrationen<br />

S. 15 Africa Studio; S. 24-25 ferkelraggae;<br />

S. 37-39 stockWERK, electriceye; S. 46-47<br />

matteogirelli, Peter Hermes Furian, mojolo;<br />

S. 65-67 Piktoworld; S. 69 Kamaga; S. 84 samiramay;<br />

S. 86 artmaster85; S. 87 Kathleen<br />

Rekowski; frogarts, Spencer<br />

Der Inhalt dieses Heftes wurde sorgfältig geprüft,<br />

aber dennoch übernimmt die Redaktion keine<br />

Haftung für die Richtigkeit aller Angaben.<br />

In dieser Publikation wird auf eine geschlechtsneutrale<br />

Schreibweise geachtet.<br />

Wo dies nicht möglich ist, wird zugunsten der<br />

besseren Lesbarkeit das ursprüngliche grammatische<br />

Geschlecht verwendet. Es wird hier ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen, dass damit auch<br />

jeweils das andere Geschlecht angesprochen ist.<br />

Zoar in Kooperation mit<br />

Herbstmarkt … wir haben<br />

viel zu zeigen!<br />

Das Zoar-Werkhaus in Alzey lädt am Samstag, 9. September <strong>2017</strong>,<br />

von 10.30 bis 17.00 Uhr zum Herbstmarkt in die Spießgasse 97<br />

nach Alzey ein.<br />

Ein buntes Programm mit zahlreichen Höhepunkten,<br />

kulinarischen Spezialitäten, Live-Musik, Spiel und Spaß<br />

für Groß und Klein sowie vielfältigen<br />

Informationen rund um<br />

die Arbeit im Werkhaus<br />

sorgen für einen<br />

erlebnisreichen Tag.<br />

Ihre Ideen sind gefragt!<br />

Ideen und Anregungen zu den Artikeln<br />

werden gerne angenommen.<br />

Bitte unbedingt darauf achten, dass Fotos nur in Originalgröße für den<br />

Druck verwendet werden können. Niedrig aufgelöste Handyfotos eignen<br />

sich nicht für den Druck und werden daher von der Redaktion nicht<br />

entgegengenommen. Bitte unbedingt darauf achten, dass die Einstellung<br />

Ihrer Kamera so gewählt ist, dass auf den Fotos weder Datum noch<br />

Uhrzeit zu sehen ist. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte<br />

zu überabeiten und zu kürzen. Wir bitten um Ihr Verständnis.<br />

Alexandra Koch<br />

Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/Marketing/Fundraising<br />

alexandra.koch@zoar.de<br />

Telefon: 06361/452-116<br />

Zoar ist nach folgenden<br />

Systemen zertifiziert:<br />

Qualitätsmanagement DIN EN ISO 9001,<br />

Energiemanagement DIN EN ISO 50001,<br />

Umweltmanagement DIN EN ISO 14001<br />

und nach AZAV (Akkreditierungs- und<br />

Zulassungsverordnung Arbeitsförderung)<br />

Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong> 87


Unsere Ziele<br />

Der Förderverein Zoar e.V. hat sich sein<br />

Ziel in der Förderung und Unterstützung<br />

alter und beeinträchtigter Menschen gesetzt.<br />

Diese Menschen wohnen und/oder<br />

arbeiten in einer Einrichtung des Evangelischen<br />

Diakoniewerks Zoar oder werden<br />

von Zoar-Diensten ambulant betreut.<br />

Unsere Aktivitäten<br />

Werden Sie Mitglied<br />

im Förderverein Zoar.<br />

Der Mitgliedsbeitrag beträgt<br />

24,00, 60,00 oder 120,00 Euro jährlich.<br />

Ansprechpartner<br />

1. Vorsitzender Ullrich Geib<br />

2. Vorsitzende Monika Beyer<br />

Förderverein Zoar e.V.<br />

Inkelthalerhof<br />

67806 Rockenhausen<br />

Telefon: 06361/452-288<br />

E-Mail: foerderverein@zoar.de<br />

• finanzielle Hilfen und unterstützende<br />

Angebote, die zur Verbesserung der<br />

individuellen Lebensqualität beitragen<br />

• Unterstützung bei der Anschaffung<br />

therapeutischen Materials<br />

• Unterstützung der Kinder der<br />

Zoar-Kindertagesstätte Heidesheim<br />

• Ermöglichung diverser Freizeitaktivitäten<br />

• Veranstaltung verschiedener Feste<br />

• Unterstützung des geplanten Hospizes<br />

in Rockenhausen<br />

Besuchen Sie uns im Internet unter:<br />

http://foerderverein.zoar.de<br />

Ich möchte helfen! Helfen tut gut!<br />

Ich möchte gern Mitglied im Förderverein Zoar e.V. werden.<br />

Name:<br />

Bitte lassen Sie mir einen<br />

Mitgliedsantrag zukommen.<br />

Vorname:<br />

per E-Mail<br />

per Post<br />

Straße:<br />

PLZ/Ort:<br />

E-Mail:<br />

Ich möchte (noch) kein Mitglied werden,<br />

interessiere mich aber für den Förderverein.<br />

Bitte lassen Sie mir regelmäßig<br />

Informationen aus dem Verein zukommen.<br />

per E-Mail<br />

per Post<br />

Ort, Datum:<br />

Unterschrift:


Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Im Mittelpunkt der Tätigkeiten des Evangelischen<br />

Diakoniewerks Zoar und seiner Tochtergesellschaften<br />

steht der hilfebedürftige Mensch.<br />

Zoar bietet ein breites Angebot in der Betreuung,<br />

Pflege, Förderung und Beschäftigung der Menschen,<br />

die Unterstützung brauchen, und ist somit auch ein<br />

bedeutender Arbeitgeber an den Standorten<br />

Alsenz, Alzey, Bad Kreuznach, Brücken, Heidesheim,<br />

Ingelheim, Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Kusel,<br />

Ludwigshafen, Mainz, Rockenhausen und Winnweiler.<br />

In Zeiten der institutionellen Geldknappheit und<br />

dünner Personaldecken im sozialen Bereich sollten<br />

Haupt- und Ehrenamtliche bei der Ideenfindung<br />

und -umsetzung nicht ständig an finanzielle Grenzen<br />

stoßen, wenn es darum geht, Menschen mit Beeinträchtigung<br />

zu fördern. Im Rahmen der begleitenden<br />

Assistenz können Spenden sinnvoll, vielfältig und<br />

nachhaltig eingesetzt werden.<br />

Auch Sie können dabei helfen. Helfen tut gut!<br />

Sprechen Sie uns an!<br />

Selbstverständlich sind Spenden und Mitgliedsbeiträge<br />

steuerlich absetzbar, da wir gemeinnützig sind.<br />

Es grüßen Sie herzlichst,<br />

Förderverein Zoar e.V.<br />

Ullrich Geib<br />

Monika Beyer<br />

1. Vorsitzender 2. Vorsitzende<br />

Porto<br />

bezahlt<br />

Empfänger<br />

Interessieren Sie sich für den Förderverein Zoar e.V.<br />

und/oder möchten Sie Mitglied werden?<br />

Füllen Sie einfach die Rückseite dieser Postkarte aus<br />

und schicken Sie sie an den Förderverein Zoar mit<br />

Sitz in Rockenhausen.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung und werden<br />

uns zeitnah bei Ihnen melden.<br />

Herzlichen Dank im Voraus!<br />

Inkelthalerhof<br />

67806 Rockenhausen


www.zoar.de<br />

Ingelheim<br />

Bad Kreuznach<br />

Alzey<br />

Alsenz<br />

Waldgrehweiler<br />

Rockenhausen<br />

Kirchheimbolanden<br />

Kusel<br />

Winnweiler<br />

Brücken<br />

Ludwigshafen<br />

Heidesheim<br />

Mainz<br />

Kaiserslautern<br />

Unsere Standorte in Rheinland-Pfalz

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