Z - DAS ZOAR-MAGAZIN Ausgabe 2 2017
Hauszeitschrift des Evangelischen Diakoniewerks Zoar
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<strong>DAS</strong> <strong>ZOAR</strong>-<br />
<strong>MAGAZIN</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> 2 | <strong>2017</strong><br />
Von Kusel nach Heidesheim:<br />
2. Zoar-Radtour<br />
CAP-Markt:<br />
Neueröffnung in Brücken<br />
Diakonie-Projekt:<br />
Türen für mehr soziale<br />
Gerechtigkeit
Inhalt<br />
36. Deutscher Evangelischer Kirchentag<br />
Berlin – Wittenberg<br />
Ein Kommentar von Alexandra Koch 44<br />
Martin Luther (1483-1546)<br />
Sein Leben und Wirken 46<br />
Grußwort 3<br />
Eröffnung des CAP-Markts in Brücken<br />
Zoar steigt in ein neues Betätigungsfeld ein 7<br />
Interview mit Direktorin Martina Leib-Herr<br />
Antworten auf Fragen zum geplanten Hospiz<br />
in Rockenhausen 12<br />
Rheinpfalz-Sommerredaktion<br />
Direktorin Martina Leib-Herr im Interview 16<br />
Serie: Ehrenamtliche Arbeit bei Zoar<br />
Klaus und Nathalie Schmeichel liegen die<br />
Menschen am Herzen 17<br />
Einweihung: Neuer Zoar-Standort in Bad Kreuznach<br />
Wohnortnahe, ambulante Angebote und<br />
Soziotherapie 20<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />
„BusinessBike“<br />
Durchstarten mit einem geleasten Fahrrad<br />
oder E-Bike 24<br />
Porträt: Christa Schönherr<br />
Wohlbefinden dank „sehender Hände“ 26<br />
In neuer Funktion: Elke Bäcker<br />
Neue Einrichtungsleiterin im Alten- und Pflegeheim<br />
Bürgerhospital Kaiserslautern 28<br />
Wege auf den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
Matthias Pilger: ein anerkannter Mitarbeiter<br />
im Team der Mainzer Stadtwerke 32<br />
Energiemanagementsystem: Einführung und<br />
Zertifizierung<br />
Kostenersparnis und Umweltschutz 37<br />
500. Jahrestag der Reformation<br />
Bundesweite, diakonische Mitmachaktion:<br />
Türen für mehr soziale Gerechtigkeit 40<br />
In neuer Funktion: Iris Frey-Gingel,<br />
Dr. Claudia Mitulla und Timo Klein<br />
Verantwortung in neuen Aufgabenbereichen 49<br />
Zertifikatslehrgang „Fachhelfer/in<br />
in Sozialeinrichtungen (IHK)<br />
Qualifizierung für den weiteren Bildungsund<br />
Berufsweg 55<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />
Zoar-Gesundheitstag<br />
Ernährung und Bewegung 58<br />
Porträt: Janosch Weber<br />
Berufliche Erfüllung im Dienst am Menschen 62<br />
Angebot des Missionarisch-Ökumenischen Dienstes<br />
der Evangelischen Kirche der Pfalz (MÖD)<br />
Pilgern heißt die Seele laufen lassen<br />
2. Zoar-Radtour von Kusel nach Heidesheim<br />
140 Kilometer unter dem Motto<br />
„Gemeinsam viel bewegen“ 68<br />
Inkelthalerhof, Rockenhausen: Sommerfest und<br />
Amtseinführung von Pfarrer Jochen Walker<br />
Buntes Programm in einem festlichen Rahmen 76<br />
Ankündigung<br />
50 Jahre Zoar-Werkstätten Rockenhausen<br />
Das Programm an drei Jubiläumstagen 80<br />
Firmenlauf B2RUN in Kaiserslautern<br />
Zoar mit geballter Frauenpower am Start 81<br />
Ankündigung<br />
6. Zoar-Ehrenamtstag<br />
Biografie-Orientierung ist Erinnerungsarbeit 84<br />
Spende erwünscht<br />
Ein Massagesessel zum Einsatz im Bereich<br />
der Altenhilfe 85<br />
Impressum 87<br />
2 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Grußwort<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
Peter Kaiser<br />
Vorstandssprecher<br />
Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />
Martina Leib-Herr<br />
Vorstand<br />
Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />
Gemeinsam viel bewegen;<br />
das ist unser aller Motto.<br />
Wir möchten eine Zoar-<br />
Gemeinschaft, die sich zusammengehörig<br />
fühlt. Und daher sorgen wir<br />
für viele schöne Gemeinschaftserlebnisse.<br />
Eins davon ist unsere<br />
traditionelle Zoar-Radtour, die in<br />
zweiter Auflage vor kurzem mit großem<br />
Erfolg stattgefunden hat. Rund<br />
80 Teilnehmer haben sich daran beteiligt;<br />
Mitarbeiter, Bewohner, Klienten<br />
und externe Gäste. Gemeinsam<br />
sind wir 140 Kilometer an zwei Tagen<br />
geradelt – von Kusel nach Heidesheim.<br />
Zufrieden, glücklich und<br />
„heil“ sind alle Radler ins Ziel gekommen.<br />
Dies befand sich auf dem<br />
Gelände des Zoar – Rheinhessischen<br />
Diakoniezentrums Heidesheim, wo<br />
die Ankunft der Radler in das dortige<br />
Sommerfest eingebunden war.<br />
Dieser herzliche Empfang von klatschenden<br />
und jubelnden Gästen<br />
war ein erhebendes Gefühl und<br />
schweißte in der Gemeinschaft<br />
nochmals zusammen. Erfolge feiern,<br />
Feste begehen, Jubiläen herausstellen<br />
– all das ist genauso wichtig, wie<br />
das gemeinsame Arbeiten und Realisieren<br />
von Projekten.<br />
Feste stärken das Miteinander<br />
Jede Zoar-Einrichtung an den insgesamt<br />
14 Standorten feiert mindestens<br />
einmal im Jahr ein Fest; hinzukommen<br />
die Neujahrsempfänge<br />
und die Feiern zu einem Jubiläum.<br />
Fast jedes Fest wird mit einem<br />
Eröffnungsgottesdienst begangen.<br />
Das ist Tradition. Es freut uns besonders,<br />
dass diese Haus- und Einrichtungsfeste<br />
immer gut besucht sind.<br />
Die Einladungen dazu werden von<br />
den Angehörigen sowie von örtlichen<br />
Stadt- und Gemeindevertretern<br />
rege angenommen. Auf diese<br />
Weise pflegen wir unsere Netzwerke<br />
vor Ort.<br />
Bei der Ausgestaltung der Feste geben<br />
sich die Mitarbeiter immer sehr<br />
viel Mühe. Jede dieser Veranstaltungen<br />
steht unter einem bestimmten<br />
Motto. So haben wir zum Beispiel in<br />
der Wohnanlage Alsenz ein Frühlingsfest<br />
gefeiert. In der Wohnanlage<br />
Winnweiler kamen alle Besucher<br />
zu einem Bauernmarkt mit buntem<br />
Markttreiben zusammen. Ein Streichelzoo,<br />
zu dem auch ein Hausschwein<br />
gehörte, war der Höhepunkt<br />
dieses Festes. Im Zoar – Alten- und<br />
Pflegeheim Kusel hieß es in diesem<br />
Jahr „Bella Italia“. Das Land, in dem<br />
„die Zitronen blühen“, stand Pate<br />
für Dekoration und Unterhaltung<br />
sowie für Essen und Trinken. Und<br />
auch im Zoar – Alten- und Pflegeheim<br />
Bürgerhospital ging es beim<br />
Grillfest gesellig zu.<br />
Gäste bringen Abwechslung<br />
Besonders auch die Bewohner freuen<br />
sich über ein „volles Hause“. Andere<br />
Gesichter zu sehen ist ihnen<br />
nicht nur eine Freude, sondern dient<br />
der Abwechslung und hilft dabei,<br />
auf andere Gedanken zu kommen<br />
und Krankheit und Alter für eine<br />
Weile zu vergessen. Dieses Ziel verfolgen<br />
auch die Besuche der Rotarier<br />
(Rotary Club Rockenhausen) und<br />
Rotaracter (Rotary-Jugendorganisation)<br />
in den Zoar-Wohnanlagen im<br />
Donnersbergkreis. Zweimal im Jahr<br />
(Sommer und Winter) besuchen sie<br />
die dort wohnenden Senioren, um<br />
mit ihnen zu singen und Geschichten<br />
vorzulesen. Dabei geht es um<br />
ein beidseitiges Kennenlernen, und<br />
so beteiligen sich auch manche Bewohner<br />
aktiv, in dem sie Gedichte<br />
rezitieren und Anekdoten von früher<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
3
Grußwort<br />
erzählen. Für dieses Engagement der<br />
Rotarier sind wir mehr als dankbar<br />
und möchten daher an dieser Stelle<br />
ganz ausdrücklich DANKE sagen. Im<br />
Jahreslauf geht es nun weiter mit<br />
Zoar-Festen; da war zum Beispiel<br />
das Sommerfest auf dem Inkelthalerhof<br />
in Rockenhausen mit<br />
der Band „Final Mask“. Es folgen die<br />
Sommerfeste der Zoar-Wohnanlage<br />
und der Werkstätten in Kaiserslautern,<br />
des Hauses „Wohnen am Ebertpark“<br />
in Ludwigshafen sowie das<br />
Hausfest der Seniorenresidenz in<br />
Kirchheimbolanden und der Herbstmarkt<br />
des Zoar-Werkhauses in Alzey.<br />
Angebotsvielfalt wächst stetig<br />
Weitere feierliche Anlässe, die gebührend<br />
gefeiert werden, sind<br />
Einweihungen beziehungsweise<br />
Eröffnungen von neuen Zoar-Einrichtungen,<br />
-Häusern, -Büros und<br />
-Angeboten. So wurde zum Beispiel<br />
kürzlich ein Büro für Ambulante<br />
Angebote in Bad Kreuznach eröffnet.<br />
Auf diese Weise wird man der<br />
wachsenden Anzahl zu betreuender<br />
Menschen in und um Bad Kreuznach<br />
gerecht. Durch kürzere Wege steigt<br />
die Qualität der Betreuung, die von<br />
mittlerweile über 400 Klienten in<br />
den Bereichen Eingliederungshilfe,<br />
Jugendhilfe und Soziotherapie in<br />
Anspruch genommen wird. Außerdem<br />
stehen in diesem Jahr noch<br />
zwei feierliche „Meilensteine“ an:<br />
die Einweihung des Wohnprojekts<br />
„Service-Wohnen am Torbogen“ in<br />
Kirchheimbolanden und der Spatenstich<br />
beim geplanten stationären<br />
Hospiz (das Interview mit Direktorin<br />
Martina Leib-Herr zum Thema lesen<br />
Sie in dieser Magazin-<strong>Ausgabe</strong>) in<br />
Rockenhausen. Beide Projekte tragen<br />
zur stetig wachsenden Angebotsvielfalt<br />
des Diakoniewerks Zoar<br />
bei. Die Bauvoranfrage zur Errichtung<br />
des Hospizes wurde positiv<br />
beschieden. Der Grunderwerb ist<br />
aktuell im Gang. Nun beginnt die<br />
Detailplanung, um in Kürze Skizze<br />
und Modell des Hospizes, geplant in<br />
der sogenannten „grünen Oase“ mitten<br />
in Rockenhausen, präsentieren zu<br />
können. Die zu erwartende Bauzeit<br />
beziffern wir auf rund ein Jahr.<br />
Wir setzen auf Wachstum<br />
So geht es stetig voran. Nicht Stillstand,<br />
sondern Wachstum haben<br />
wir uns auf die Fahne geschrieben.<br />
Mutig möchten wir voranschreiten<br />
und die Mitarbeiter mitnehmen auf<br />
diesem Weg. In Brücken zum Beispiel<br />
haben wir uns an ein ganz neues<br />
Geschäftsfeld herangewagt: den<br />
Lebensmittelhandel. Unter der Trägerschaft<br />
der Rockenhausener Beschäftigungsgesellschaft<br />
(RBG) ist<br />
der dortige CAP-Markt (den Bericht<br />
zum Thema lesen Sie in dieser Magazin-<strong>Ausgabe</strong>)<br />
zur Freude der Brücker<br />
Bürger neu eröffnet worden. Sie<br />
können nun wieder Lebensmittel<br />
und Getränke direkt im Ort kaufen.<br />
Und damit sind nicht nur Grundnahrungsmittel<br />
gemeint, sondern ein<br />
ganzes Vollsortiment auf einer modernisierten<br />
Verkaufsfläche von 430<br />
Quadratmetern. In Brücken sind wir<br />
stark vertreten; nicht nur über den<br />
hier erwähnten CAP-Markt, sondern<br />
auch über die ambulanten Pflegeund<br />
Betreuungsangebote der Ökumenischen<br />
Sozialstation Brücken,<br />
Es grüßen Sie herzlichst<br />
Peter Kaiser<br />
Vorstandssprecher<br />
Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />
die wir gemeinsam mit der Sozialstation<br />
Brücken e.V. betreiben. Zu<br />
verdanken ist dies auch dem herausragenden<br />
Engagement des Brücker<br />
Bürgermeisters Pius Klein. Brücken<br />
kann schon heute als Vorbild für eine<br />
funktionierende Quartiersentwicklung<br />
angesehen werden, so wie wir<br />
sie in weiteren Städten (Kaiserslautern,<br />
Oppenheim, Eisenberg, Neustadt<br />
an der Weinstraße) anstreben.<br />
Für all diese Bestrebungen benötigen<br />
wir motivierte Mitarbeiter. Fachkräfte<br />
werden immer und überall<br />
gesucht; auch Ehrenamtliche, vor<br />
allem im Zuge der Gründung eines<br />
Hospizes. Allen möchten wir eine<br />
starke Gemeinschaft bieten. Niemand<br />
soll sich allein gelassen fühlen.<br />
Wir bieten fachliche Weiterbildungen<br />
und ein Betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement sowie die<br />
Sicherheit eines großen, diakonischen<br />
Trägers. Dafür stehen auch<br />
unsere Mitarbeitervertretungen an<br />
allen Standorten. Nach den Wahlen<br />
und der Neukonzipierung der Gremien<br />
wünschen wir allen Mitgliedern<br />
viel Erfolg bei ihrer verantwortungsvollen<br />
Arbeit.<br />
Den im Amt bestätigten Vorsitzenden<br />
der Gesamtmitarbeitervertretung,<br />
Jörg König, beglückwünschen<br />
wir herzlich. Unser Ziel ist eine weitere<br />
konstruktive Zusammenarbeit.<br />
Martina Leib-Herr<br />
Vorstand<br />
Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />
4 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Grußwort<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
Gemeinsam viel bewegen. Das ist unser Motto. Alle sollen mitmachen und sich als ein<br />
Team fühlen. Dafür sorgen viele schöne Aktionen. Die erleben wir gemeinsam. Vor<br />
kurzem hat unsere 2. Zoar-Rad-Tour stattgefunden. Daran haben 80 Fahrrad-Fahrer<br />
teilgenommen. Gemeinsam sind wir an 2 Tagen 140 Kilometer geradelt. Wir sind von<br />
Kusel nach Heidesheim gefahren. Dort sind wir herzlich empfangen worden. Es war<br />
da gerade Sommer-Fest. Die Gäste haben geklatscht und gejubelt. Es war ein schönes<br />
Erlebnis innerhalb der Zoar-Gemeinschaft. Jede Zoar-Einrichtung feiert mindestens<br />
einmal im Jahr ein Fest. Fast jedes Fest wird mit einem Gottes-Dienst eröffnet. Es<br />
kommen immer viele Gäste zu den Festen. So pflegen wir Freund-Schaften vor Ort.<br />
Wenn ein Fest gefeiert wird, geben sich die Mitarbeiter immer viel Mühe, es schön zu<br />
gestalten. Dafür stellen sie das Fest unter ein Motto.<br />
So haben wir zum Beispiel in der Wohn-Anlage Alsenz ein Frühlings-Fest gefeiert.<br />
In der Wohn-Anlage Winnweiler kamen alle Besucher zu einem Bauern-Markt mit<br />
buntem Markt-Treiben zusammen. Im Zoar – Alten- und Pflege-Heim Kusel hieß es in<br />
diesem Jahr „Bella Italia“. Und auch im Zoar – Alten- und Pflege-Heim Bürger-Hospital<br />
ging es beim Grill-Fest gesellig zu. Weitere Zoar-Feste fanden statt, zum Beispiel das<br />
Sommer-Fest auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen. Es folgen die Sommer-Feste<br />
der Zoar-Wohn-Anlage und der Werk-Stätten in Kaiserslautern, des Hauses „Wohnen<br />
am Ebertpark“ in Ludwigshafen sowie das Haus-Fest der Senioren-Residenz in Kirchheimbolanden<br />
und der Herbst-Markt des Zoar-Werk-Hauses in Alzey. Im Laufe des<br />
Jahres kommen viele Gäste in unsere Einrichtungen. Dazu gehören auch die Rotarier.<br />
Das ist ein Club wichtiger Personen. Diese Clubs gibt es in vielen Städten. In den Clubs<br />
gibt es auch junge Menschen. Sie heißen Rotaracter. Der Rotary Club Rockenhausen<br />
besucht zweimal im Jahr die Senioren in den Zoar-Wohn-Anlagen im Donnersbergkreis.<br />
Dann wird gesungen und vorgelesen. Manche Bewohner tragen Gedichte vor<br />
und erzählen von früher. Zoar bedankt sich dafür, dass die Rotarier das machen.<br />
Gefeiert werden auch Einweihungen von neuen Zoar-Einrichtungen. So wurde<br />
kürzlich ein Büro für Ambulante Angebote in Bad Kreuznach eröffnet. Insgesamt<br />
werden über 400 Klienten in den Bereichen Eingliederungs-Hilfe, Jugend-Hilfe und<br />
Sozio-Therapie bei Zoar ambulant betreut. Die Sozio-Therapie soll kranken Menschen<br />
helfen, die Therapie selbstständig und mit der nötigen Einsicht zu machen.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong> 5
Grußwort<br />
Was ist noch los bei Zoar? Dieses Jahr wird noch ein Wohn-Projekt für Senioren in<br />
Kirchheimbolanden eingeweiht. Es heißt „Service-Wohnen am Torbogen“. Außerdem<br />
ist in Rockenhausen ein Hospiz für schwerkranke und sterbende Menschen<br />
geplant. Der Spaten-Stich (das ist der offizielle Beginn für den Bau) soll noch dieses<br />
Jahr gemacht werden. Dann wird es ungefähr ein Jahr dauern bis das Hospiz steht.<br />
In Brücken hat Zoar auch etwas gemacht. Der CAP-Markt ist ein Lebensmittel-<br />
Geschäft. Er wurde wieder eröffnet. Darüber freuen sich in Brücken alle Bürger.<br />
Geführt wird der CAP-Markt unter der Träger-Schaft der Rockenhausener Beschäftigungs-Gesellschaft<br />
(RBG). In Brücken sind wir stark vertreten. Da sind zum einen<br />
der neue CAP-Markt und zum anderen die Ökumenische Sozialstation Brücken. Für<br />
alle diese Aktionen brauchen wir gute Mitarbeiter mit Motivation. Die Mitarbeiter-<br />
Vertretungen an den Stand-Orten sind neu gewählt worden. Allen Mitgliedern<br />
wünschen wir viel Erfolg. Vorsitzender der Gesamt-Mitarbeiter-Vertretung ist Jörg<br />
König. Wir beglückwünschen ihn und wünschen uns eine gute Zusammen-Arbeit.<br />
Es grüßen Sie ganz herzlich<br />
Peter Kaiser<br />
Vorstandssprecher<br />
Martina Leib-Herr<br />
Vorstand<br />
6 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Eröffnung<br />
Eröffnung CAP-Markt Brücken – Zoar steigt in ein neues Betätigungsfeld ein<br />
Der Markt lebt mit den<br />
Bürgern des Ortes<br />
Die Brücker Bürger sind glücklich, denn sie können in ihrem Ort wieder Lebensmittel und<br />
Getränke kaufen. Und damit sind nicht nur Grundnahrungsmittel gemeint, sondern ein ganzes<br />
Vollsortiment auf einer modernisierten Verkaufsfläche von 430 Quadratmetern. Dieser Freude<br />
wurde beim Brücker Aktionstag Ende April, der vom örtlichen Gewerbeverein und der<br />
Vereinsgemeinschaft durchgeführt wurde, Ausdruck verliehen.<br />
Nun ist der CAP-Markt mit<br />
einem Sortiment von<br />
rund 8.000 Produkten<br />
seit ein paar Wochen in der Ortsmitte<br />
von Brücken (Hauptstraße 40)<br />
„am Netz“. Grund genug, um nachzufragen,<br />
wie es im täglichen Arbeitsalltag<br />
so läuft. Torsten Walter,<br />
Prokurist des Inklusionsbetriebs<br />
Rockenhausener Beschäftigungsgesellschaft<br />
(RBG), zu der auch der<br />
CAP-Markt in Brücken gehört, bezeichnet<br />
die Umsätze als planmäßig.<br />
Freitag und Samstag seien die<br />
umsatzstärksten Tage, montags<br />
verlaufe das Geschäft ruhig. Die<br />
Produktpalette sei im Zuge der ersten<br />
Kundenreaktionen bereits angepasst<br />
worden. Die Produkt-Erstausstattung<br />
beruhe auf einer<br />
„Edeka“-Liste, die bei Neueröffnungen<br />
standardgemäß vorgehalten<br />
werde. „Wir reagieren auf jeden<br />
Kundenwunsch“, sagt Marktleiter<br />
René Happe.<br />
„Möchte jemand zum<br />
Beispiel Perlgraupen,<br />
dann bekommt er sie<br />
auch.“ Auch regionale<br />
Spezialitäten, wie die<br />
„Brigger“-Wurst, seien<br />
bereits ins Sortiment<br />
aufgenommen<br />
worden. „Das sind fünf bis sechs<br />
Artikel eines lokalen Lieferanten, die<br />
besonders als Grillgut beliebst sind“,<br />
so Happe, der den Kundenservice<br />
sehr ernst nimmt. „Unser Markt lebt<br />
mit den Bürgern des Ortes.“<br />
Inklusionsbetrieb CAP-Markt<br />
Der Inklusionsbetrieb Rockenhausener<br />
Beschäftigungsgesellschaft (RBG)<br />
ist eine Tochtergesellschaft des Evangelischen<br />
Diakoniewerks Zoar. Da<br />
auch der CAP-Markt als Inklusionsbetrieb<br />
geführt wird, bildet die RBG das<br />
Firmendach. Auf diese Weise sollen<br />
Synergien genutzt werden. Inklusionsbetriebe<br />
arbeiten markt- und<br />
wirtschaftsorientiert und sind Teil<br />
des allgemeinen Arbeitsmarkts. Beim<br />
CAP-Markt wird der Anteil der Mitarbeiter<br />
mit einer Beeinträchtigung bei<br />
vierzig Prozent liegen. Dies sieht der<br />
Franchise-Geber, die Genossenschaft<br />
der Werkstätten Süd (GDW) mit Sitz<br />
Das CAP-Markt Team zur Eröffnung des CAP-Markts in Brücken: (v.l.n.r.)<br />
René Happe, Anke Weis, Heike Eckfelder, Manuela Huber, Florian<br />
Trumm, Sandy Gaupp, Martina Herrmann und Dominic Koch-Pollak<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
7
Eröffnung<br />
Große Freude über die Eröffnung des<br />
CAP-Markts: (v.l.n.r.) Katrin Holzhauser mit<br />
ihren Töchtern Marie (4) und Emma (2).<br />
Nun liegt die Einkaufsmöglichkeit wieder<br />
auf dem Weg zum Kindergarten.<br />
(v.l.n.r.) Pius Klein,<br />
René Happe und<br />
Torsten Walter<br />
Sandra Zittel und Ingrid Weber (rechts)<br />
beim Einkaufen im CAP-Markt<br />
Auch bei den jungen<br />
Einwohnern Brückens ist<br />
der CAP-Markt beliebt.<br />
Sie kaufen dort vor allem<br />
Süßigkeiten und<br />
Getränke: (v.l.n.r.) Mogli<br />
Weiß, Benjamin Köhl<br />
und Tj Weiß.<br />
Auch Pius Klein, Bürgermeister von Brücken,<br />
kauft gern im CAP-Markt ein.<br />
Besuch aus Alzey; mehrere Bewohner des Zoar-<br />
Wohnhauses „Wohnen in der Frankenstraße“<br />
in Alzey kamen, um bei der Eröffnung<br />
des CAP-Markts dabei zu sein: (v.l.n.r.) Monika<br />
Eschenfelder, Marion Luitjens, Sandra Zittel,<br />
Christian Lahr, Frank Geist, Marcel Schickiera,<br />
Ingrid Weber und Philip Theobald.<br />
8 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Eröffnung<br />
in Stuttgart, so vor. Im<br />
Markt sind fünf Voll- und<br />
fünf Teilzeitarbeitskräfte<br />
beschäftigt. „Momentan<br />
spielen sich Abläufe und<br />
somit das reguläre Geschäft<br />
gerade ein“, berichtet<br />
Torsten Walter, der in<br />
der Umbau- und Vorbereitungsphase<br />
stark eingebunden<br />
war und auch<br />
heute noch mindestens<br />
einmal in der Woche zu<br />
Terminen bezüglich des CAP-Markts<br />
nach Brücken fährt. Neu ist vieles;<br />
auch für Zoar.<br />
Umsetzung im Zeit- und<br />
Kostenrahmen<br />
Für das Evangelische Diakoniewerk<br />
ist der Lebensmittelhandel ein neues<br />
Betätigungsfeld in der Arbeit mit<br />
Menschen mit Beeinträchtigung. Bis<br />
Ende 2016 war die Lebenshilfe Kusel<br />
Betreiber des CAP-Markts in Brücken.<br />
Zoar hat das Lebensmittelgeschäft<br />
zum 01.01.<strong>2017</strong> übernommen<br />
und im Anschluss mit den<br />
Umbau- und Sanierungsarbeiten<br />
begonnen. „Wir haben alles neu eingebaut,<br />
zum Beispiel Warenregale,<br />
Kühltruhen und das Kassensystem“,<br />
berichtet Torsten Walter. „Auch die<br />
Außenfassade und das Flachdach<br />
sind erneuert und modernisiert worden.“<br />
All das geschah im geplanten<br />
Zeit- und Kostenrahmen. Investiert<br />
wurden insgesamt rund 750.000<br />
Euro. Die Umbauphase dauerte<br />
knapp vier Monate. In dieser Zeit<br />
war die im Markt befindliche Metzgerei<br />
„Braun“ aus Konken bis auf<br />
wenige Tage immer geöffnet. „Uns<br />
war es wichtig, dass die Kunden in<br />
der Übergangszeit nur wenige Einschränkungen<br />
und Unannehmlichkeiten<br />
in Kauf nehmen müssen“, so<br />
Walter. Das Konzept scheint aufgegangen<br />
zu sein. Von einer Kundenabwanderung<br />
über die Zeit der Umbaumaßnahmen<br />
hinaus kann keine<br />
Rede sein. Im Gegenteil, so weiß es<br />
der Brücker Bürgermeister Pius<br />
Klein: „Hier kaufen junge und alte<br />
Menschen ein“. Für den Ort sei es<br />
eine unverzichtbare, infrastrukturelle<br />
Aufwertung. „Ich habe schon so<br />
viele Einwohner getroffen, die sich<br />
tausendmal für die Erhaltung des<br />
Lebensmittelmarkts im Ort bedankt<br />
haben.“ Diesen Dank gibt Pius Klein<br />
ganz bewusst weiter an das Evangelische<br />
Diakoniewerk Zoar als neuen<br />
Träger des CAP-Markts.<br />
Brücken:<br />
Ein Ort hält zusammen<br />
Bürgermeister Pius Klein unterstützte<br />
das Projekt der Neueröffnung des<br />
CAP-Markts in Brücken von Anfang<br />
an; mehr noch, er zeigte starkes, persönliches<br />
Engagement und bündelte<br />
bürgerschaftliche Interessen. Warum?<br />
„Jedes Geschäft im Ort erhöht<br />
die Attraktivität der Gemeinde, denn<br />
vielfältige infrastrukturelle Angebote<br />
sind ein wichtiger Faktor für Wohnund<br />
Lebensqualität“, beantwortet<br />
Bürgermeister Pius Klein die Frage.<br />
Und mehr: „Wir möchten als Dorf in<br />
einer liebenswerten Landschaft auch<br />
in Zukunft für Einwohner und Neu-<br />
Hinzuziehende attraktiv bleiben“.<br />
Daher sei es als besonders positiv zu<br />
bewerten, dass sich die Ansammlung<br />
Zoar-Pfarrer Jochen Walker<br />
(links) eröffnet den CAP-<br />
Markt mit einer kurzen<br />
Andacht; neben ihm die<br />
Bürgermeisterin von Kusel,<br />
Ulrike Nagel, sowie<br />
Dr. Baldur Melchior, stellvertretender<br />
Verwaltungsratsvorsitzender<br />
des<br />
Evangelischen<br />
Diakoniewerks<br />
Zoar.<br />
von Geschäften in<br />
der Ortsmitte dem<br />
Kunden als „kleines“<br />
Einkaufszentrum<br />
präsentiere: CAP-<br />
Markt, Metzgerei<br />
„Braun“ und Bäckerei „Müller“, Bäckerei<br />
„Becker“, Brücken-Apotheke<br />
„Heusler“, „Ihr Frisör Engel“ sowie<br />
Post und Schreibwaren „Lang“. „Um<br />
alles Notwendige zu bekommen,<br />
müssen die Einwohner keine weiten<br />
Wege machen.“<br />
Auch Katharina Braun, die Geschäftsführerin<br />
der Peter Braun Fleisch &<br />
Wurst GmbH & Co. KG, weiß nur<br />
Positives zu berichten. „Wir von der<br />
Metzgerei im Markt können sagen,<br />
dass die Kundschaft den neuen CAP-<br />
Markt angenommen hat. Der Laden<br />
ist hell und übersichtlich.“ Katharina<br />
Braun fügt außerdem hinzu: „Die<br />
Umbauphase war zwar nicht ganz<br />
leicht, auch weil es zum Teil laut war,<br />
aber ich kann sagen, dass wir keine<br />
Kunden verloren haben; im Gegenteil,<br />
wir haben nach der Neueröffnung<br />
des Lebensmittelmarkts neue<br />
Kunden hinzugewonnen“.<br />
Gute Einbindung ins<br />
Orts- und Vereinsleben<br />
Wunsch aller ist es, dass der CAP-<br />
Markt unter neuer Trägerschaft fester<br />
Bestandteil der Gemeinde wird.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
9
Eröffnung<br />
Die Einbindung der CAP-Markt-Neueröffnung<br />
in den Brücker Aktionstag<br />
Ende April war bereits ein starkes<br />
Zeichen für die gute und kooperierende<br />
Zusammenarbeit. Nun ist es<br />
an den Kunden, die Einkaufsmöglichkeiten<br />
vor Ort zu nutzen. Auf der<br />
Grundlage einer kooperierenden<br />
Zusammenarbeit mit den Gemeindeeinrichtungen<br />
und Vereinen soll<br />
der Geschäftserfolg langfristig gesichert<br />
werden. Hier ist auch der<br />
Marktleiter gefragt. Durch die Teilnahme<br />
an Vereinssitzungen sollen<br />
Netzwerke im Ort geknüpft und<br />
gestärkt werden. So wird auch eine<br />
direkte Einbindung in Fest- und Veranstaltungsvorbereitungen<br />
möglich,<br />
zumal die Vereinsmitglieder die<br />
meisten der dafür benötigten Waren<br />
im örtlichen CAP-Markt kaufen. „Das<br />
ist ein Geben und ein Nehmen“, sagt<br />
Bürgermeister Pius Klein.<br />
Marktleiter René Happe sieht das<br />
genauso. Ende Mai war Weinfest in<br />
Brücken; eine gut besuchte Veranstaltung<br />
bei schönem Wetter. Die<br />
bestellten Getränke wurden vom<br />
Marktleiter persönlich aus dem Getränkelager<br />
des CAP-Markts angeliefert<br />
(siehe Foto auf Seite 11). Eine<br />
enge Verbindung existiert auch zur<br />
Ökumenischen Sozialstation Brücken,<br />
denn auch hier ist das Evangelische<br />
Diakoniewerk Zoar, gemeinsam<br />
mit der Sozialstation Brücken<br />
e.V., der Träger. Im Rahmen der Eröffnung<br />
des CAP-Markts Brücken, die<br />
zahlreiche Besucher anzog, hat sich<br />
der Pflege-Dienstleister mit seinen<br />
Angeboten an einem Infostand vorgestellt.<br />
Präsentiert wurden die Tagespflege<br />
sowie eine große Bandbreite<br />
ambulanter Angebote. „Die<br />
pflegerischen Dienstleistungen im<br />
Ort sind ebenfalls eine Aufwertung<br />
für unsere Gemeinde“, so der rührige<br />
Bürgermeister Pius Klein.<br />
Positiv denkende Anpacker<br />
gesucht<br />
„Aktuell wächst das Mitarbeiter-<br />
Team zusammen und Arbeitsabläufe<br />
festigen sich. Jeder lernt seine Aufgaben<br />
mehr und mehr kennen“, informiert<br />
Marktleiter Happe. Es gebe<br />
noch ein paar Schwachstellen, an<br />
denen werde aber gerade gefeilt.<br />
„Besser geht immer“, sagt er. Daher<br />
möchte er auch den geplanten Lieferservice<br />
möglichst bald fest etablieren.<br />
Erste Interessenten hat er schon.<br />
Auch hier steht Bürgermeister Klein<br />
mit voller Unterstützung dahinter.<br />
Ideen zur Umsetzung werden gesammelt.<br />
Eine Idee zum Beispiel ist die<br />
Einbindung des Brücker Bürgervereins,<br />
der kürzlich gegründet wurde.<br />
Vereinsziele sind die Förderung des<br />
kulturellen und sozialen Lebens im<br />
Ort, die Pflege der Traditionen, die<br />
Ausweitung der Jugend- und Altenhilfe<br />
sowie die Verschönerung des<br />
Dorfbilds. Vereinsthemen sind<br />
überdies Nachbarschaftshilfen<br />
und „Alt werden im<br />
Dorf“. Über die<br />
Nachbarschaftshilfe<br />
wiederum sei eine<br />
Kooperation mit<br />
dem CAP-Markt zum<br />
Zwecke der Umsetzung<br />
des Liefer-<br />
Brücker Aktionstag am 29. April <strong>2017</strong><br />
Musikalisch eröffnet wurde der Aktionstag vom Musikverein Brücken unter<br />
der Leitung von Andreas Guhmann. Zu den rund dreißig Musikern gesellte<br />
sich Bürgermeister Klein mit der Trompete, um auch musikalisch den Ton<br />
anzugeben. Nach den Ansprachen gab es im Saal des Diamantschleifer-<br />
Museums und im ehemaligen „Schlecker“-Markt sowie auf zwei Bühnen<br />
vielfältige Tanz- und Musikeinlagen für Jung und Alt. Ein leckeres Kuchenbuffet<br />
stillte den Appetit der Besucher nach Kaffee und Kuchen. Im CAP-Markt<br />
herrschte derweil Hochbetrieb. Vor dem Markt wurden bunte Zoar-Kerzen<br />
des Standorts Kaiserslautern und die gut duftende und lecker schmeckende<br />
Pilz-Pfanne des Zoar-Standorts Alzey verkauft. Beides kam sehr gut bei den<br />
Besuchern an.<br />
Ulrike Nagel, Bürgermeisterin von Kusel, gratuliert Marktleiter René Happe<br />
(Zweiter von links) zur Eröffnung des CAP-Markts. Es freuen sich Zoar-Pfarrer<br />
Jochen Walker (Mitte) und Zoar-Direktor Peter Kaiser (links).<br />
10 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Eröffnung<br />
services denkbar. Laut Handzettel<br />
sucht der Brücker Bürgerverein „positiv<br />
denkende Anpacker“ und „Veränderungsgestalter“,<br />
die Brücken fit<br />
machen für die Zukunft.<br />
Ähnliches lässt sich auf den CAP-<br />
Markt übertragen, wo das Warensortiment<br />
von der Schokolade und<br />
den Bonbons über Zahnpasta und<br />
Nagellackentferner bis hin zu Obst<br />
und Gemüse, Dosen-Ananas und<br />
Tüten-Milch sowie zur Muskatreibe<br />
und zum Pfannenwender reicht.<br />
Auch der CAP-Markt ist für den Ort<br />
und seine Bürger eine Investition in<br />
die Zukunft.<br />
Brücken:<br />
Vorbild für ein Quartier<br />
Die Ansprachen zum Aktionstag<br />
wurden von der des Bürgermeisters<br />
Pius Klein eingeleitet. In seiner Begrüßung<br />
nannte er folgenden Leitspruch:<br />
„Wir sind von hier, wir leben<br />
hier, wir kaufen hier!“. Er dankte<br />
allen Beteiligten, die sich in der Veranstaltungsvorbereitung<br />
und<br />
-durchführung aktiv hervorgetan<br />
haben und sich generell für ein intaktes<br />
Dorfleben engagieren. Zoar<br />
dankte er für das große Engagement<br />
im Ort; zum einen als neuer Träger<br />
des CAP-Markts und zum anderen in<br />
seiner Arbeit, die über die Ökumenische<br />
Sozialstation geleistet wird.<br />
„Der CAP-Markt in Brücken ist für<br />
alle Seiten von Vorteil“, sagte Zoar-<br />
Direktor Peter Kaiser in seiner Begrüßungsansprache.<br />
„Wenn wir es<br />
schaffen, den CAP-Markt, die Sozialstation,<br />
das Arbeiten von Menschen<br />
mit und ohne Beeinträchtigung zu<br />
verzahnen, dann wird es eine wundervolle<br />
Quartiersentwicklung geben.“<br />
Wunsch aller sei es, dass der<br />
CAP-Markt unter neuer Trägerschaft<br />
fester Bestandteil der Gemeinde<br />
wird. „Nun ist es an den Kunden, die<br />
Einkaufsmöglichkeiten vor Ort zu<br />
nutzen“, so Kaiser.<br />
Alexandra Koch<br />
Musikalisch eröffnet wurde der Aktionstag vom Musikverein<br />
Brücken unter der Leitung von Andreas Guhmann; mit dabei<br />
Bürgermeister Pius Klein mit der Trompete (rechts).<br />
Dr. Baldur Melchior bei<br />
seiner Ansprache vor<br />
interessiertem Publikum.<br />
Am Zoar-<br />
Kerzenstand:<br />
Felix Becker und<br />
Tanja Benkel<br />
Pius Klein<br />
Die gut duftende und lecker schmeckende<br />
Pilz-Pfanne aus der eigenen<br />
Pilzzucht des Zoar-Standorts Alzey<br />
wurde verkauft von Mario Zerfaß,<br />
Martina Witt und Dr. Ernst Groskurt.<br />
(v.l.n.r.) Miriam Burkardt,<br />
Silke Wolff und Peter Kaiser<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
11
Hospiz<br />
Interview mit Direktorin Martina Leib-Herr<br />
Thema: Stationäres Hospiz<br />
Rockenhausen<br />
1. Das zukünftige stationäre Hospiz in Rockenhausen<br />
ist in einer „grünen Oase“ mitten<br />
in der Stadt geplant. Warum gerade<br />
dort?<br />
Martina Leib-Herr: Der geplante Standort<br />
ist zentral und dennoch ruhig im Grünen<br />
gelegen. Deshalb bezeichnen wir es auch als<br />
„grüne Oase“. Es war uns im Vorfeld wichtig,<br />
einen geeigneten Platz zur Verwirklichung<br />
des Projekts zu finden; ein Platz, der es unseren<br />
Gästen (Anm. d. Red.: als Gäste werden<br />
schwerst- und unheilbar kranke Menschen<br />
bezeichnet, die im Hospiz Aufnahme<br />
finden) ermöglicht, trotz ihrer Erkrankung<br />
und wenn es ihr körperlicher Zustand zulässt,<br />
am Gemeinschaftsleben teilzunehmen.<br />
Dieser Platz sollte daher nicht am<br />
Rande der Stadt sein, sondern wurde ganz<br />
bewusst mitten in der Stadt, mitten in der Gemeinde<br />
gesucht.<br />
Direktorin Martina Leib-Herr an ihrem Schreibtisch<br />
auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen<br />
chen Umgebung und der Erhaltung der Lebensqualität<br />
bis zum Schluss helfen.<br />
Dies entspricht auch einer unserer Vorstellungen von<br />
Inklusion. Wir sind mittendrin und für jeden zugänglich.<br />
Die kurze Entfernung zum Stadtzentrum soll den Gästen<br />
und deren Angehörigen außerdem dabei helfen, sich<br />
einfacher im neuen Umfeld zurechtzufinden. So soll das<br />
Leben im Mittelpunkt stehen – das Leben bis zuletzt.<br />
Der Wunsch des Gastes steht bei der Betreuung im Hospiz<br />
immer im Vordergrund. Auch hierbei sind kurze<br />
Wege von Vorteil. Gemeinsam kann ein Café-Besuch<br />
unternommen werden, wenn sich der Gast das wünscht.<br />
Schnell und komplikationslos können bestimmte Dinge<br />
besorgt werden, auf die der Gast eine plötzliche Lust<br />
verspürt; und wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie zum<br />
Beispiel ein Eis.<br />
Was den Standort Rockenhausen angeht, war es uns<br />
wichtig, den Menschen im Donnersbergkreis eine wohnortnahe<br />
Palliativ-Versorgung zu bieten. Dies soll den<br />
Menschen vor Ort im Sinne der Schaffung einer häusli-<br />
2. Ihr Konzept berücksichtigt auch das mögliche Einzugsgebiet<br />
im Donnersbergkreis. Warum ergab die Standortplanung<br />
den Bau eines Hospizes in Rockenhausen?<br />
Martina Leib-Herr: In unmittelbarer Umgebung befindet<br />
sich kein vergleichbares Objekt. Das nächstgelegene<br />
Hospiz ist in Bad Kreuznach. Die Rückmeldung des Ambulanten<br />
Hospizdienstes des Donnersbergkreises hat<br />
Rockenhausen als möglichen Standort für den Kreis ergeben.<br />
Das liegt auch daran, dass die „Spezialisierte Ambulante<br />
Palliativversorgung (SAPV)“ im Gebiet um Rockenhausen<br />
noch nichts so ausgebaut ist wie in anderen<br />
Bereichen. Für uns ging es auch darum, das Angebot der<br />
Zoar-Altenhilfe abzurunden und die Betreuungspalette<br />
zu komplettieren. Außerdem wurde das Projekt von der<br />
Stadt Rockenhausen von Anfang an stark unterstützt. Als<br />
dann noch das geeignete Grundstück gefunden wurde,<br />
lag es nah, dass wir das Hospiz hier in Rockenhausen<br />
verwirklichen.<br />
12 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Hospiz<br />
3. Wie wichtig ist die Unterstützung der Stadt/Verbandsgemeinde<br />
Rockenhausen? Herr Seebald zum Beispiel ist<br />
ein persönlicher Fürsprecher des Hospizes. Wie nutzen Sie<br />
diese Fürsprache für Ihre Planungen?<br />
Martina Leib-Herr: Sowohl die Stadt als auch die Verbandsgemeinde<br />
Rockenhausen haben ein starkes Interesse<br />
daran, dass das Hospiz hier entsteht. Daher sind<br />
beide Vertreter, Herr Seebald und Herr Cullmann, Fürsprecher<br />
des stationären Hospizes unter der Trägerschaft<br />
des Diakoniewerks Zoar. Herr Seebald hat uns persönlich<br />
zu den Terminen zum Thema „Denkmalschutz“ bei der<br />
Denkmalschutzbehörde in Mainz begleitet. Es war auch<br />
ein Vorschlag von Herrn Seebald, sich dieses Objekt, die<br />
Hofanlage in der Speyerstraße, mal anzusehen. Dabei<br />
verwies er auch darauf, dass das sich anschließende<br />
Grundstück mit Grünfläche der Stadt gehört und es zum<br />
Kauf bereitgestellt werden könnte. Der Grunderwerb<br />
wird jetzt mit der Stadt in die Wege geleitet.<br />
4. Wie wichtig sind Netzwerke bei der Verwirklichung des<br />
Projekts? Welche Rolle spielt der ambulante Hospiz- und<br />
Palliativ-Beratungsdienst der Sozialstationen in Rockenhausen?<br />
Martina Leib-Herr: Gerade bei der Hospizarbeit kommt<br />
der Vernetzung der Angebote in ambulanten und stationären<br />
Bereichen eine hohe Bedeutung zu. Viele der zukünftigen<br />
Gäste, die ins Hospiz einziehen werden, wurden<br />
und werden vorher vom Ambulanten Hospizdienst<br />
des Donnersbergkreises begleitet. Auch mit Blick auf die<br />
Ehrenamtlichen sind Zusammenarbeit und Austausch<br />
sehr wichtig. Wir streben an, die Ausbildung der Ehrenamtlichen<br />
gemeinsam mit dem Ambulanten Hospizdienst<br />
durchzuführen. Unsere Arbeit wird sich ergänzen,<br />
insofern, dass zumeist Schwerstkranke, die ambulant<br />
nicht mehr versorgt werden können, Aufnahme im stationären<br />
Hospiz finden werden.<br />
5. Welche Rolle spielt der Zoar-Förderverein? Welche Informationen<br />
haben die Mitglieder bereits erhalten? Gibt es<br />
Signale einer zukünftigen Unterstützung?<br />
Martina Leib-Herr: Die Mitglieder des Zoar-Fördervereis<br />
wurden im Rahmen der Mitgliederversammlungen über<br />
den jeweiligen Planungsstand des Projekts „stationäres<br />
Hospiz“ informiert. Im Vorstand des Fördervereins wurde<br />
beraten und darüber entschieden, dass für die Hospizarbeit<br />
eine eigene Sparte im Zoar-Förderverein entstehen<br />
soll; mit einer eigenen Bankverbindung, einem eigenen<br />
Flyer, aber unter dem Dach des Förderereins. Der Förderverein<br />
hat im Bereich der Hospizarbeit eine ganz wichtige<br />
Rolle; einerseits aus finanzieller Sicht und andererseits<br />
mit Blick auf die Gewinnung Ehrenamtlicher. Schon<br />
aktuell gibt es Mitglieder, die dem Verein aus Gründen<br />
der Unterstützung und Förderung des Hospizes beigetreten<br />
sind. Intensiviert wird unsere Mitglieder-Akquise<br />
durch den in Arbeit befindlichen Flyer. Wenn die Grundstückskäufe<br />
in trockenen Tüchern sind und der Flyer verteilt<br />
wurde, werden auch Informationsveranstaltungen<br />
stattfinden. In diesem Rahmen werden wir das Ehrenamt<br />
im Hospiz auch speziell vorstellen. Natürlich werden wir<br />
auf den Informationsveranstaltungen auch um Spenden<br />
werben, die uns von einigen Firmen am Standort Rockenhausen<br />
bereits zugesagt wurden.<br />
6. Die Investitionskosten sind das eine. Wie werden laufende<br />
Kosten gedeckt sein? Und wie wird mit zu erwartenden<br />
Belegungsschwankungen umgegangen?<br />
Martina Leib-Herr: Grundsätzlich ist es so, dass 95 Prozent<br />
des vereinbarten Tagessatzes, der in Rheinland-Pfalz<br />
einheitlich ist, von der Krankenkasse getragen wird. Fünf<br />
Prozent des Tagessatzes und der Investitionskosten müssen<br />
über Spenden generiert werden. Konkret gesagt,<br />
handelt es sich bei unseren Planungen zum Hospiz in<br />
Rockenhausen um einen anteiligen Betrag von ungefähr<br />
100.000 Euro, den wir über Spenden generieren müssen.<br />
Dieser Betrag ist nicht refinanziert. Außerdem tragen die<br />
Krankenkassen nur Aufwendungen für die zuschussfähigen<br />
Leistungen. Hierzu gehören zum Beispiel nicht die<br />
Kosten für Freizeitangebote und kulturelle Veranstaltungen.<br />
Natürlich sind die wirtschaftliche Steuerung, im<br />
Speziellen die Budgetplanung und die monatliche Ergebnisüberwachung,<br />
mit Blick auf Belegungsschwankungen<br />
unabdingbar. Bei einem Hospiz wird von einer durchschnittlichen<br />
Belegung von mindestens 80 Prozent ausgegangen.<br />
In einem Hospiz gibt es die „klassische Warteliste“<br />
nicht, so wie wir sie im Bereich der Altenhilfe<br />
kennen. Die Verweildauer in einem Hospiz liegt im<br />
Durchschnitt bei drei bis vier Wochen. Bezogen auf die<br />
durchschnittliche Belegungsquote von mindestens<br />
80 Prozent ist auch der Tagessatz verhandelt. In ihm ist<br />
berechnet, dass die Plätze nicht alle immer durchgehend<br />
belegt sein werden. Daher sind Spenden bei der Hospizarbeit<br />
so wichtig; nur so werden wir die finanziellen Mittel<br />
vorhalten können. Wir haben uns daher überlegt,<br />
dass es eine Projektgruppe geben wird, die sich ganz<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
13
Hospiz<br />
speziell mit der Spenden-Akquise befassen soll. Hier wird<br />
es dann um offensive Spendenaufrufe gehen. Es gibt<br />
auch Plattformen im Internet, auf denen man Spendenaufrufe<br />
platzieren kann. Die Rückmeldungen anderer<br />
Hospizträger machen uns jedoch Mut. Sie besagen, dass<br />
es bezüglich der Hospizarbeit durchaus viele Menschen<br />
gibt, die bereit sind, dies aktiv zu unterstützen; und zwar<br />
mit finanziellen Mitteln und/oder mit dem Einsatz ihrer<br />
privaten Zeit. Von den Trägern anderer Hospize wissen<br />
wir auch, dass es nicht problematisch ist, Fachkräfte mit<br />
der notwendigen Palliativ-Fachkraftausbildung zu rekrutieren.<br />
Und das stimmt auch. Wir haben bereits heute,<br />
obwohl der Bau noch nicht begonnen hat, Bewerber mit<br />
Palliativ-Fachkraftausbildung für die Arbeit im geplanten<br />
stationären Hospiz. Der Betreuungsschlüssel im Hospiz<br />
ist hoch. Er liegt bei 1,5:1.<br />
7. Wann wird der Baubeginn sein? Wann ist mit einer<br />
feierlichen Einweihung zu rechnen?<br />
Martina Leib-Herr: Geplant ist der Spatenstich noch in<br />
diesem Jahr. Wir gehen davon aus, dass das im vierten<br />
Quartal sein wird. Wir hoffen, dass die Baugenehmigung<br />
nach der positiv beschiedenen Bauvoranfrage nicht mehr<br />
so viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Wir rechnen mit<br />
einer reinen Bauzeit von einem Jahr. Wenn es der Winter<br />
gut mit uns meint, ist es realistisch, dass das stationäre<br />
Hospiz in Rockenhausen Ende 2018 in Betrieb gehen<br />
wird. Das ist dann auch der Zeitpunkt, zu dem die ersten<br />
Gäste einziehen können. Die Verlegung ins Hospiz muss<br />
ärztlich angewiesen sein. Zumeist handelt es sich dabei<br />
um Verlegungen aus dem Krankenhaus ins Hospiz oder<br />
aus dem häuslichen Umfeld ins Hospiz. Verlegungen aus<br />
dem Alten- und Pflegeheim ins Hospiz sind heute zwar<br />
auch möglich, kommen aber eher selten vor.<br />
8. Gibt es entsprechende Förderprogramme bzw. mögliche<br />
Zuschüsse, um Kosten zu mindern?<br />
Martina Leib-Herr: Diverse Förderprogramme speziell für<br />
Hospize werden derzeit geprüft. Zuschüsse gibt es keine,<br />
denn der Bau wird über den Vergütungssatz refinanziert.<br />
Früher gab es Zuschüsse vom Land. Heute ist es so, dass<br />
über den Investitionskostenbetrag abgerechnet wird.<br />
Eine mögliche Förderung wurde uns auf Hinweis von<br />
Herrn Kaiser bereits konkret vom Rotary Club Rockenhausen<br />
in Aussicht gestellt. Sie möchten eventuell die Gestaltung<br />
des Gartens mitfinanzieren, der dem stationären<br />
Hospiz angeschlossen sein wird.<br />
9. Sie planen im „alten“ Baubestand einen Raum der Stille.<br />
Wie genau wird dieser aussehen? Was wird er den trauernden<br />
Angehörigen bieten?<br />
Martina Leib-Herr: Der Raum der Stille ist ein besonderer<br />
Raum im Hospiz und wird circa dreißig Quadratmeter<br />
groß sein. Er dient den Gästen, den Angehörigen, Freunden<br />
und den Mitarbeitern zur Nutzung und ist immer<br />
geöffnet. In diesem Raum hat man die Möglichkeit zum<br />
Beten, zum Innehalten und zum Meditieren. Es ist auch<br />
ein Rückzugsort, um Gespräche zu führen und auch um<br />
mal allein zu sein. Die Anforderungen an diesen Raum<br />
sind besondere, denn er soll vor allem auch Ruhe ausstrahlen.<br />
Es wird eine bequeme Sitz- und Liegemöglichkeit<br />
in diesem Raum geben. Angehörige können sich dort<br />
ausruhen, wenn sie das nicht im Zimmer des Gastes machen<br />
möchten. So ist ein privater Moment der Ruhe gegeben,<br />
um Kräfte zu schonen. Daher soll es ein Raum<br />
sein, in dem man auch Kraft schöpfen kann. Ein Raum<br />
mit wohltuender Atmosphäre, in dem man Ruhe, Einkehr<br />
und vielleicht auch ein wenig Abstand von belastenden<br />
Situationen finden kann.<br />
Im Raum der Stille wird ein Gedenkbuch ausliegen. In<br />
diesem Buch soll es für jeden Gast eine Seite geben, auf<br />
die die Mitarbeiter den jeweiligen Namen des Gastes<br />
schreiben. Diese Seite kann von den Mitarbeitern und/<br />
oder Angehörigen und Freunden als Erinnerung entsprechend<br />
gestaltet werden. Im Raum der Stille werden auch<br />
Andachten stattfinden. Zweimal im Jahr wird es einen<br />
Gedenkgottesdienst geben. Es ist zu erwarten, dass der<br />
Raum der Stille dafür zu klein sein wird. Daher haben wir<br />
beim letzten Planungsgespräch mit dem Architekten den<br />
Wunsch geäußert, dass eine Trennwand des Raums zu<br />
öffnen ist, um ihn so bei Bedarf zum Aufenthalts- und<br />
Eingangsbereich hin zu vergrößern. Der Raum der Stille<br />
soll vornehmlich mit Naturmaterialien gestaltet sein.<br />
Dort kommen zum Beispiel Stein, Holz und Glas zum<br />
Einsatz. Es soll ein warmes Licht im Raum sein, weswegen<br />
sich getöntes Glas anbietet. Dies gibt dem Raum<br />
eine besondere Atmosphäre.<br />
Jedes der acht Gästezimmer im Hospiz ist so ausgestattet,<br />
dass ein Angehöriger dort wohnen beziehungsweise<br />
übernachten kann. Ein multifunktioneller Sessel kann bei<br />
Bedarf entsprechend als bequeme Schlafstätte umfunktioniert<br />
werden. Für den Gast selbst kann dieser Sessel<br />
als eine Art Lounge-Sitzmöbel umgebaut werden. Er ist<br />
demnach vielseitig einsetzbar. Jedes Gästezimmer ist um<br />
14 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Hospiz<br />
All diese Komponenten, die zu einem Plus an Wohnqualität<br />
führen, möchten wir mit Blick auf die Finanzierbarkeit<br />
umsetzen. Dazu möchten wir Synergien nutzen, zum<br />
Beispiel indem die Zoar-Werkstätten Rockenhausen mit<br />
der Möbelanfertigung auf Maß beauftragt werden. So<br />
können Möbel entsprechend angepasst werden. Auch<br />
ein Fenster im innenliegenden Badezimmer mit einem<br />
Schrank, der die Fensteröffnung entsprechend ausspart,<br />
kann so möglich gemacht werden. Und gerade diese<br />
Maßarbeit ist ja sehr teuer.<br />
die zwanzig Quadratmeter groß, so dass eine gewisse<br />
räumliche Großzügigkeit vorhanden sein wird. Hinzukommt<br />
die Nasszelle. Diese planen wir nach Möglichkeit<br />
mit einem Fenster zum Innenraum. So kann der Gast aus<br />
dem Badezimmer durch das Fenster bis nach draußen<br />
sehen. Jedes Gästezimmer wird eine angeschlossene,<br />
barrierefreie Terrasse haben, die auch mit dem Bett befahrbar<br />
ist.<br />
10. Sie haben andere Hospize im Zuge der Sammlung von<br />
Wissen besucht. Inwiefern haben Sie von diesen Besuchen<br />
profitiert?<br />
Martina Leib-Herr: Bisher wurden vier stationäre Hospize,<br />
zum Teil auch schon mehrfach, besichtigt. Es ist auch<br />
ein Austausch mit den jeweiligen Leitungen daraus entstanden.<br />
Es dient dazu, Dinge, die sich bewährt haben,<br />
bei uns entsprechend umzusetzen. Auch Abläufe können<br />
so von vornherein optimiert werden. Es hat sich in vielerlei<br />
Hinsicht gezeigt, dass der Austausch erfreulich offen<br />
gewesen ist. Wir haben „gelernt“, dass Dinge, die in der<br />
Theorie positiv dargestellt werden, in der Praxis nicht<br />
immer funktionieren. Ein Beispiel nenne ich Ihnen: zum<br />
Beispiel der Whirlpool. In manchen Hospizen wurde er<br />
bereits wieder ausgebaut. Es stellte sich heraus, dass er<br />
weitaus weniger oft von den Gästen genutzt wird als<br />
anfangs gedacht. Es zeigt sich einfach, dass wir von den<br />
Erfahrungen profitieren können, die andere bereits gemacht<br />
haben. Es gab zum Beispiel auch die Anregung,<br />
nicht jedes Zimmer gleich, sondern farblich unterschiedlich<br />
zu gestalten. So haben die Gäste die Möglichkeit,<br />
sich ein Zimmer aussuchen zu können, falls mehrere<br />
Zimmer zum gegebenen Zeitpunkt frei sein sollten. Die<br />
unterschiedliche Farbgestaltung der Zimmer wird im<br />
Flyer und auf der Internetseite hervorgehoben. Unser<br />
Hospiz wirkt dadurch viel individueller und attraktiver.<br />
11. Bei der Sterbebegleitung geht es im Schwerpunkt um<br />
Ethik. Wie schulen Sie zukünftige Mitarbeiter dahingehend?<br />
Und wie werden Sie ethische Richtlinien umsetzen?<br />
Martina Leib-Herr: Zoar-Seelsorger, Herr Walker, wird das<br />
Projekt „stationäres Hospiz“ von Beginn an aktiv begleiten.<br />
In der Auseinandersetzung mit dem Thema werden<br />
auch die ethischen Richtlinien eine Grundlage finden.<br />
Palliativ-Care-Fachkräfte haben ja aufgrund ihrer Ausbildung<br />
von vornherein eine entsprechende Haltung gegenüber<br />
Schwerkranken und Sterbenden. Außerdem werden<br />
wir schon bei der Aufnahme der Gäste wichtige Grundlagen<br />
schaffen. Denn die Maxime ist es, die verbleibenden<br />
Tage weitestgehend schmerzfrei, das heißt mit mehr<br />
Lebensqualität zu verbringen. Im Hospiz geht es vorranging<br />
um die Linderung der Schmerzen. Die letzten Tage<br />
im Leben eines Menschen sollen so schön wie nur irgend<br />
möglich gestaltet werden. Daher werden den Gästen<br />
auch alle Wünsche erfüllt; angefangen bei der Zigarette<br />
bis hin zum Whisky, wenn dies gewünscht ist.<br />
Wir überlegen auch ein Ethik-Komitee für Gesamt-Zoar<br />
zu gründen. Auch im Vorfeld bei den Aufnahmegesprächen<br />
soll dies Erwähnung finden. Möchte der Gast, dass<br />
das Ethik-Komitee eingeschaltet wird? Oder möchte er<br />
alles allein entscheiden und festlegen. Der Wunsch des<br />
Gastes ist immer das höchste Gebot. Es wird regelmäßige<br />
Teambesprechungen zwischen dem Personal, dem<br />
Seelsorger und den behandelnden Ärzten geben. Auch<br />
die Gespräche mit den Angehörigen und dem Gast selbst<br />
werden regelmäßig geführt. Dies wird immer individuell,<br />
bezogen auf die Bedarfe jedes einzelnen Gastes, gestaltet<br />
sein. Grundsätzlich werden wir darauf achten, dass es<br />
für jeden Gast eine Patientenverfügung gibt. Denn der<br />
eigene Wille des Gastes soll für uns im Vordergrund stehen.<br />
Sollte er keine Patientenverfügung haben, versuchen<br />
wir bei der Aufnahme alles zu klären und gemeinsam<br />
zu fixieren.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
15
Hospiz<br />
12. Was denken Sie persönlich über das Sterben? Wie denken<br />
Sie persönlich über die sehr individuellen Bedürfnisse<br />
Sterbender? Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste<br />
bei der einfühlsamen und personenbezogenen Betreuung<br />
Sterbender?<br />
Martina Leib-Herr: Wenn mir das auch vorher schon klar<br />
war, so ist mir doch gerade auch in der Planung des Hospizes<br />
bewusst geworden, wie kostbar das Leben ist. Für<br />
mich selbst habe ich ein paar Leitsätze fixiert; zum Beispiel<br />
„Das Leben ist kostbar und lebenswert bis zum letzten<br />
Augenblick“. Deshalb möchten wir dazu beitragen,<br />
dass unheilbar kranke Menschen ihren Lebensweg mit<br />
Würde zu Ende gehen können. Hospiz ist mehr als nur<br />
ein Ort. Hospiz symbolisiert eine Haltung.<br />
Unsere engagierten Mitarbeiter sollten alle eines gemeinsam<br />
haben: Ihre Einstellung den schwerkranken<br />
und sterbenden Menschen gegenüber ist gekennzeichnet<br />
von großem Respekt und der Achtung vor den individuellen<br />
Lebenswegen, verbunden mit bedingungsloser<br />
Wertschätzung. Das ist mir sehr wichtig. Bei allem steht<br />
der Wunsch des Gastes im Vordergrund. Sein letzter Lebensabschnitt<br />
soll so individuell wie nur möglich gestaltet<br />
werden. Denn Hospiz heißt Leben. Leben bis zuletzt;<br />
dieser Ausspruch hat eine besondere Bedeutung. Viele<br />
Menschen möchten am liebsten in ihrem häuslichen<br />
Umfeld für immer die Augen schließen. Nicht in jedem<br />
Fall ist das möglich. Mit dem Bau des Hospizes möchten<br />
wir einen Ort schaffen, in dem sich die Gäste wie zu Hause<br />
fühlen können. Es soll ein Ort der Geborgenheit, der<br />
Würde und der Wärme sein. Dieses Thema liegt mir persönlich<br />
sehr am Herzen.<br />
Gern möchte ich dazu aufrufen, dass sich Mitarbeiter und<br />
Interessierte allgemein an der Gestaltung bezüglich der<br />
Ausstattung und des Lebens im Hospiz mit ihren Ideen<br />
und Anregungen beteiligen können. Ziel ist es, eine<br />
Arbeitsgruppe zu gründen. Melden Sie sich einfach per<br />
E-Mail oder Anruf in meinem Vorzimmer bei Frau Silvia<br />
Erceg (06361/452-160; silvia.erceg@zoar.de). Auch Menschen,<br />
die sich für eine zukünftige ehrenamtliche Tätigkeit<br />
im Hospiz interessieren, können sich jederzeit bei uns melden.<br />
Gern beantworten wir alle Ihre Fragen und machen<br />
sie mit anderen am Thema Interessierten bekannt.<br />
Alexandra Koch<br />
In der Rheinpfalz-Sommerredaktion sprachen Führungskräfte<br />
dreier Unternehmen über die Vor- und Nachteile des Standorts<br />
Rockenhausen. Mit dabei waren: Martina Leib-Herr, Direktorin des<br />
Evangelischen Diakoniewerks Zoar, Reiner Rudolphi, Geschäftsführer<br />
der Firma Rema Fertigungstechnik, und Klaus Kuhn, Besitzer<br />
der gleichnamigen Bäckerei. Auf der Terrasse des Hotels am<br />
Schloss in Rockenhausen sprachen sie mit Rheinpfalz-Redakteur<br />
Rainer Knoll. Befragt wurden sie zu ihrer Verbundenheit mit<br />
Rockenhausen, zu persönlichen Ansichten zum Standort sowie zu<br />
zukünftigen Plänen. „Zoar hat seine Wurzeln in Rockenhausen“,<br />
sagte Martina Leib-Herr und nahm Bezug auf die über 160-jährige<br />
Tradition des Diakoniewerks Zoar. „Auf dem Inkelthalerhof<br />
steht das Mutterhaus.“ Dies mache Rockenhausen zum Stammsitz<br />
der Einrichtung. Das lockere Gespräch auf der Hotelterrasse im Schlosspark war offen, kommunikativ, angenehm und<br />
gut gelaunt. Drei Führungskräfte aus verschiedenen Branchen, die auf der beruflichen Ebene eher weniger miteinander<br />
zu tun haben, kamen sich näher. „Der Austausch mit Partnern vor Ort ist immer wichtig“, äußerte sich Martina Leib-<br />
Herr positiv über das Zusammentreffen. Im Gespräch nahm sie Bezug zu den Themen „Dezentralisierung“, „geplantes<br />
Zoar-Versorgungszentrum“, „stationäres Hospiz Rockenhausen“ und „Personalmarketing“. Verbunden mit einem klaren<br />
Bekenntnis zu Rockenhausen erwähnte sie die Beobachtung, dass sich die Suche nach Fachkräften im Bereich der Altenhilfe<br />
auf dem Land einfacher gestalte als in größeren Städten. „Dort ist die Konkurrenz unter den verschiedenen<br />
Leistungserbringern einfach zu groß.“ Dass Rockenhausen und Umgebung ganz viel Lebensqualität bieten, darüber<br />
waren sich alle drei Gesprächspartner in leitender Funktion einig. „Den Berg zum Inkelthalerhof hochzufahren, ist für<br />
mich immer wie ein Stück nach Hause kommen“, brachte es Zoar-Direktorin Martina Leib auf den Punkt.<br />
Alexandra Koch<br />
16 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Ehrenamt & Engagement<br />
Klaus und Nathalie Schmeichel engagieren sich ehrenamtlich<br />
Vater und Tochter liegen die Menschen<br />
der Zoar-Werkstätten Alzey am Herzen<br />
Klaus Schmeichel (54) wohnt mit seiner Familie in Albig. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.<br />
Selbst wenn es brenzlig wird, behält er den Überblick, ist wie ein Fels in der Brandung. Diese positiven<br />
Züge haben augenscheinlich auch auf seine Tochter Nathalie abgefärbt. Aus beiden strahlen<br />
ein großes Herz und die Liebe zu den Menschen.<br />
Das sind zwei wesentliche<br />
Voraussetzungen<br />
für ihre<br />
ehrenamtliche Tätigkeit in den<br />
Zoar-Werkstätten Alzey und<br />
im Umgang mit beeinträchtigten<br />
Menschen.<br />
Menschen mit Behinderung<br />
sind für Klaus Schmeichel<br />
Normalität. Der Industriemeister<br />
mit pädagogischer<br />
Zusatzausbildung arbeitet im<br />
„in.betrieb“ in Mainz. Klaus<br />
Schmeichel leitet eine Konfektionierungs-Gruppe<br />
mit 36<br />
beeinträchtigten Mitarbeitern.<br />
Der „in.betrieb“ Mainz ist vielen<br />
besser bekannt als „WFB Mainz“.<br />
„Die Namensänderung wurde im<br />
November 2016 beschlossen“, erzählt<br />
Schmeichel. „Wir sind mehr als<br />
nur ‚Werkstatt’ und wollen uns über<br />
unsere Inhalte definieren und nicht<br />
über Personengruppen. Außerdem<br />
empfanden immer mehr Menschen<br />
den Begriff ‚Werkstatt’ als negativ<br />
besetzt.“<br />
Leidenschaftlicher Fußballer<br />
Klaus Schmeichel ist ehrenamtlich in<br />
den Zoar-Werkstätten Alzey tätig. Er<br />
begleitet die Zoar-Fußballer bei ihren<br />
Spielen und Ausflügen. „Wir wa-<br />
Vater und Tochter sind aus dem gleichen Holz<br />
geschnitzt: Nathalie und Klaus Schmeichel<br />
ren schon zusammen in der Allianz-<br />
Arena in München, im Signal Iduna<br />
Park der Borussia in Dortmund und<br />
anschließend auf dem Weihnachtsmarkt<br />
und bei Bundesliga-Spielen in<br />
Kaiserslautern“, erzählt Trainer<br />
Dominik Naujox. Dann sind oft alle<br />
Spieler der Zoar-Spielgemeinschaft<br />
(SG Zoar) der Standorte Heidesheim,<br />
Kaiserslautern, Rockenhausen und<br />
Alzey mit dabei. „Bei solchen Veranstaltungen<br />
sind wir für jede Unterstützung<br />
dankbar, damit keiner unserer<br />
Schützlinge verloren geht“,<br />
bestätigt Trainer Frank Müller aus<br />
Kaiserslautern. Die Fußballer haben<br />
„ihren Klaus“, wie sie ihn gerne nennen,<br />
ins Herz geschlossen.<br />
Denn obwohl der Ehrenamtliche<br />
beruflich stark eingebunden<br />
ist, versucht er jede Möglichkeit<br />
zu nutzen, um mit<br />
seinen „Zoar-Leuten“ zusammen<br />
zu sein. Vor einigen Wochen<br />
hat er seine guten Kontakte<br />
zum 1. FCK genutzt und<br />
die Zoar-Spielgemeinschaft<br />
mit Eintrittskarten für das<br />
Fan-Treffen auf dem Betzenberg<br />
überrascht. Zusammen<br />
mit Dominik Naujox organisierte<br />
er den Tag. Er selbst kam<br />
mit einer Gruppe vom „in.betrieb“<br />
Mainz nach Kaiserslautern.<br />
Gemeinsam verbrachten sie<br />
unvergessliche Momente bei den<br />
„Roten Teufel“ auf dem Betzenberg.<br />
„Das Ehrenamt bei Zoar macht mir<br />
richtig Spaß“, schwärmt der begeisterte<br />
Fußballer. Mit den Trainern<br />
Torsten Kassebeer, Frank Müller und<br />
Dominik Naujox versteht er sich<br />
sehr gut. „Bei uns stimmt die Chemie“,<br />
so Klaus Schmeichel. Und auch<br />
zu den Spielern der SG Zoar habe er<br />
einen guten Draht.<br />
Von Großfamilie geprägt<br />
Klaus Schmeichel ist gerne mit Menschen<br />
zusammen. „Ich bin das von<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
17
Ehrenamt & Engagement<br />
Zuhause gewohnt. Wir waren eine<br />
Großfamilie mit vier Jungs und vier<br />
Mädels. Da war immer was los.“ Der<br />
Vater hat nicht nur dafür gesorgt,<br />
dass jedes seiner Kinder mit einer<br />
Berufsausbildung ins Leben startet,<br />
sondern auch ein eigenes Haus hat.<br />
Die Eltern haben ihren Kindern die<br />
Werte vorgelebt, die ihr Leben ausmachen:<br />
Verantwortungsbewusstsein,<br />
Freundschaft, Mitgefühl und<br />
Respekt sowie die Liebe zu den Menschen.<br />
Klaus Schmeichel singt im<br />
Männerchor in Albig. In seiner freien<br />
Zeit kümmert sich der Familienmensch,<br />
wie sich Klaus Schmeichel<br />
selbst bezeichnet, außerdem um<br />
den Garten.<br />
Ein sportliches Trio: Klaus Schmeichel<br />
(Mitte) unterstützte das Zoar-Team beim<br />
B2RUN-Firmenlauf in Kaiserslautern.<br />
Frank Müller, Zoar-Werkstätten Kaiserslautern<br />
(links), und Dominik Naujox,<br />
Zoar-Werkstätten Alzey, trainieren die<br />
Fußballer der Spielgemeinschaft Zoar.<br />
Beim Fan-Treffen der „Roten Teufel“ auf dem Betzenberg: Klaus Schmeichel mit<br />
„seinen Zoar-Leuten“; (v.l.n.r.) FCK-Spieler Daniel Halfar, Ingrid Weber, Frank<br />
Zimmermann, Sascha Walter, Jochen Weinbach, Mirco Bergsträßer, FCK-Spieler<br />
Marcus Pissek , Klaus Schmeichel sowie kniend Celina Heiler und Sascha Karney<br />
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)<br />
in der WfbM Alzey<br />
Der Kontakt zu den Zoar-Werkstätten<br />
Alzey kam über seine Tochter<br />
Nathalie (18) zustande. Sie absolvierte<br />
2015/’16 ein FSJ in der Hagenstraße<br />
in Alzey. Die Werksleitung<br />
wurde bald auf sie aufmerksam, ihr<br />
empathischer Umgang mit den beeinträchtigten<br />
Mitarbeitern fand<br />
großen Anklang. Der jungen Frau<br />
wurde eine Ausbildung bei Zoar angeboten.<br />
Allerdings hatte sie sich<br />
schon für den Beruf der Gesundheits-<br />
und Krankenpflegerin entschlossen<br />
und eine Zusage für einen<br />
Dominik Naujox (links) von den<br />
Zoar-Werkstätten Alzey ist froh um<br />
das ehrenamtliche Engagement von<br />
Klaus und Nathalie Schmeichel<br />
Ausbildungsplatz in der Rheinhessen<br />
Fachklinik in Alzey erhalten. Die Abschlussprüfung<br />
ist im Oktober 2019.<br />
Die abwechslungsreiche Arbeit gefällt<br />
ihr. „Es ist spannend, sämtliche<br />
Abteilungen zu durchlaufen. Ich war<br />
schon in der Neurologie und in der<br />
neurologischen Frührehabilitation, in<br />
der Forensik und in der Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie.“ „Nathalie lernt<br />
leicht und schnell und schreibt gute<br />
Noten“, ergänzt der stolze Papa.<br />
Gemeinsame Ausflüge<br />
„Die Arbeit mit den Menschen in<br />
den Zoar-Werkstätten Alzey hat mir<br />
viel Spaß gemacht“, erzählt<br />
Nathalie weiter. „Deshalb<br />
treffe ich mich heute noch<br />
mit meiner Gruppe von der<br />
Kleinteile-Montage. Wir unternehmen<br />
ab und zu Ausflüge.<br />
Gemeinsam haben wir<br />
den Tierpark Donnersberg in<br />
Rockenhausen besucht, waren<br />
auf dem Barfußpfad in<br />
Dannenfels und zum Essen<br />
im Waldhaus auf dem Donnersberg.<br />
Als FSJlerin habe ich immer die Fußballer<br />
zu ihren Spielen begleitet und<br />
bin auch heute noch gerne mit dabei“,<br />
berichtet sie. Zurzeit bleibt ihr<br />
nicht viel Zeit. Die ehrgeizige junge<br />
Frau lernt fleißig für die Prüfungen.<br />
Doch die Zoar-Werkstätten Alzey<br />
liegen auf ihrem Weg zur Arbeit in<br />
der Rheinhessen Fachklinik. Dann<br />
kommt sie schon mal auf einen Abstecher<br />
vorbei und schaut nach den<br />
„alten Kollegen“.<br />
Kunigunde Otterbein<br />
18 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Ehrenamt & Engagement<br />
Vater und Tochter im Ehren-Amt<br />
Klaus Schmeichel ist ein netter Mann. Er ist im Ehren-Amt in den Zoar-Werk-Stätten Alzey<br />
tätig. Ein Ehren-Amt findet in der Frei-Zeit statt. Nach der Arbeit. Es macht Klaus Schmeichel<br />
Spaß, anderen zu helfen. Er kommt so oft es geht zu den Menschen mit Behinderung in<br />
den Zoar-Werk-Stätten Alzey. Er ist gerne mit den Menschen aus der Werkstatt zusammen.<br />
Viele von ihnen spielen Fußball. Sie spielen in der Zoar-Spiel-Gemeinschaft. Die Spieler<br />
kommen aus Alzey. Manche kommen aus Rockenhausen. Oder aus Heidesheim. Oder aus<br />
Kaiserslautern. Klaus Schmeichel spielt auch Fußball.<br />
Er begleitet die Spieler der Zoar-Spiel-Gemeinschaft. Zum Beispiel, wenn sie Fußball spielen.<br />
Oder wenn sie einen Ausflug machen. Er war mit ihnen in der Allianz-Arena in München.<br />
Und im Signal Iduna Park der Borussia Dortmund. Und bei Bundes-Liga-Spielen auf dem<br />
Betzenberg in Kaiserslautern. Er passt auf alle auf, damit keiner verloren geht.<br />
Klaus Schmeichel ist ein Fan von den „Roten Teufel“ vom Betzenberg. Er hat Eintritts-Karten<br />
für das Fan-Treffen besorgt. Damit hat er die Spieler der Zoar-Spiel-Gemeinschaft überrascht.<br />
Sie haben sich sehr gefreut. Beim Fan-Treffen konnten sie mit ihren Lieblings-Fußballern<br />
sprechen.<br />
Nathalie ist die Tochter von Klaus Schmeichel. Sie hat in den Zoar-Werk-Stätten Alzey gearbeitet.<br />
Sie machte ein Freiwilliges Soziales Jahr. Abgekürzt heißt das FSJ. Das bedeutet:<br />
Junge Menschen arbeiten ein Jahr in einer sozialen Einrichtung, wie zum Beispiel Zoar.<br />
Menschen arbeiten freiwillig im sozialen Jahr. Und sie bekommen etwas Geld dafür.<br />
Jetzt ist Nathalie im Ehren-Amt in den Zoar-Werk-Stätten Alzey tätig. Ein Ehren-Amt findet<br />
in der Frei-Zeit statt. Nach der Arbeit. Es macht Nathalie Spaß, anderen zu helfen. Sie trifft<br />
sich gerne mit ihrer Gruppe von der Kleinteile-Montage. Sie macht mit ihnen Ausflüge.<br />
Zum Beispiel in den Tier-Park Donnersberg nach Rockenhausen oder zum Barfuß-Pfad nach<br />
Dannenfels.<br />
Nathalie lernt jetzt Gesundheits- und Kranken-Pflegerin in der Rhein-Hessen-Fach-Klinik in<br />
Alzey. Das ist spannend. Die Arbeit gefällt ihr gut. Nathalie lernt gerade für ihre Prüfung.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
19
Einweihung<br />
Ambulante Angebote und Soziotherapie<br />
Neuer Zoar-Standort<br />
in Bad Kreuznach eingeweiht<br />
Zoar – Ambulante Angebote und Soziotherapie unterstützen die eigenständige<br />
und selbstverantwortliche Lebensführung im vertrauten Umfeld<br />
Monja Seckler-Classen (links), Einrichtungsleiterin des<br />
Rheinhessischen Diakonie-Zentrums Heidesheim, bei ihrer<br />
Begrüßung im Rahmen der Einweihungsfeier<br />
Seit Anfang Mai <strong>2017</strong> ist das<br />
Evangelische Diakoniewerk<br />
Zoar am Standort Bad<br />
Kreuznach vertreten. „Zoar – Ambulante<br />
Angebote und Soziotherapie“<br />
steht auf der großen Hinweistafel<br />
am Geschäftshaus in der Römerstraße<br />
9 in Bad Kreuznach. Angeboten<br />
wird wohnortnahe, individuelle Unterstützung<br />
für Menschen mit seelischer<br />
Beeinträchtigung oder psychischer<br />
Erkrankung.<br />
Der Landkreis Bad Kreuznach liegt<br />
am Übergang zwischen dem Nordund<br />
Südteil des Landes Rheinland-<br />
Pfalz. Die angrenzenden Nachbarkreise<br />
sind der Rhein-Hunsrück-Kreis,<br />
Mainz-Bingen, Alzey-Worms, der<br />
Donnersbergkreis, Kusel und Birkenfeld.<br />
„Mit dem neuen Standort Bad<br />
Kreuznach ist das Evangelische Diakoniewerk<br />
Zoar in allen diesen Landkreisen<br />
vertreten, um Menschen mit<br />
Beeinträchtigungen die Leistungen<br />
der Eingliederungshilfe, der Altenhilfe<br />
und der Kinder- und Jugendhilfe<br />
anzubieten“, bestätigte Monja Seckler-Classen<br />
bei der Einweihung der<br />
neuen Räume. Ziel sei es, so die Einrichtungsleiterin<br />
des Zoar – Rheinhessischen<br />
Diakonie-Zentrums<br />
Heidesheim, die Menschen mit psychischen<br />
Beeinträchtigungen im<br />
Rahmen einer möglichst eigenständigen<br />
und selbstverantwortlichen<br />
Lebensführung im vertrauten Umfeld<br />
zu unterstützen. Die Teilhabe am<br />
Leben in der Gemeinschaft und der<br />
Verbleib im gewohnten Lebensumfeld<br />
werden dadurch unmittelbar<br />
gewährleistet und Krankenhausaufenthalte<br />
weitestgehend vermieden.<br />
Offen für Nischenangebote<br />
Die Vernetzung mit Vertretern verschiedener<br />
Einrichtungen, Dienste,<br />
Behörden und Kommunen hat für<br />
Zoar eine besondere Bedeutung. Dafür<br />
steht der Gemeindepsychiatrische<br />
Verbund Bad Kreuznach, das<br />
organisatorische Dach aller Hilfen für<br />
seelisch behinderte Menschen innerhalb<br />
des Landkreises Bad Kreuznach.<br />
20 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Einweihung<br />
Im Gespräch: (v.l.n.r.) Zoar-Direktor Peter Kaiser, Gerlinde Huppert-Pilarski,<br />
Beigeordnete des Kreises Bad Kreuznach, Curd Rothmann, Amtsleiter des<br />
Sozialamts der Kreisverwaltung Bad Kreuznach und Marion Eckart, stellvertretende<br />
Amtsleiterin des Sozialamts der Kreisverwaltung Bad Kreuznach<br />
Das Team der Ambulanten Angebote:<br />
(v.l.n.r.) Clemens Wollner, Leiter Patrick<br />
Kallenborn, Einrichtungsleiterin des<br />
Rheinhessischen Diakonie-Zentrums<br />
Heidesheim, Monja Seckler-Classen<br />
sowie sitzend von links: Daniela Schädle,<br />
Sabine Wassenberg und Kerstin Klein<br />
Das Team der Ambulanten Angebote<br />
Die Ambulanten Angeboten im Zoar – Rheinhessischen<br />
Diakoniezentrum Heidesheim, zu denen die Standorte<br />
Ingelheim und Bad Kreuznach zählen, gliedern sich in<br />
verschiedene Bereiche. In den Landkreisen Mainz-Bingen<br />
und Bad Kreuznach und in der Stadt Mainz werden<br />
überwiegend ambulante Eingliederungshilfe und Soziotherapie<br />
angeboten. Der Schwerpunkt in Ingelheim<br />
liegt auf den tagesstrukturierenden Maßnahmen.<br />
Leiter der Ambulanten Angebote ist Patrick Kallenborn.<br />
Zu seinem Team gehören in Bad Kreuznach Clemens<br />
Wollner mit seiner Kollegin Sabine Wassenberg. Ihre<br />
Aufgabenschwerpunkte liegen in der ambulanten, aufsuchenden<br />
Betreuung und Unterstützung psychisch<br />
kranker Menschen im Rahmen der Soziotherapie nach<br />
SGB V und der Eingliederungshilfe nach SGB XII.<br />
Vanessa di Bari, Ergotherapeutin, arbeitet in Ingelheim<br />
im Bereich der Eingliederungshilfe. Sie betreut<br />
Klienten in den ambulanten, aufsuchenden Diensten.<br />
Lisa Schädle, ebenfalls Ergotherapeutin, arbeitet in<br />
der Tagesstruktur in Ingelheim. Kognitives Training,<br />
Bewegungs- und Kreativangebote zählen zu ihren<br />
Arbeitsschwerpunkten. Irmgard Hamm, Arbeitserzieherin,<br />
beschäftigt sich in der Tagesstrukturierung<br />
überwiegend mit nichtwerkstattfähigen Menschen<br />
und Werkstattpensionären. Gesprächsrunden,<br />
Gruppenspiele, die Erkundung der Umgebung sowie<br />
Gymnastik stehen auf ihrem Tagesplan. Raul de la<br />
Fuente Briones ist Pädagoge. Seine Aufgaben liegen<br />
in den ambulanten, aufsuchenden Diensten und in<br />
der Tagesstruktur. Der Tätigkeitsschwerpunkt von<br />
Sozialarbeiterin Kerstin Klein ist die Soziotherapie.<br />
Gepa Gottlieb ist Erzieherin und im Bereich der ambulanten<br />
Eingliederungshilfe tätig. Daniela Schädle<br />
nutzt ihre pädagogische und therapeutische Ausbildung<br />
im Rahmen der Tagesstruktur für kreative<br />
und kunsttherapeutische Angebote. Michael Bernd<br />
Fuhr ist Erzieher und im Bereich des intensiv betreuten<br />
Wohnens im Rahmen der ambulanten Eingliederungshilfe<br />
eingesetzt. Melanie Fritz-Gillmann,<br />
Pädagogin, komplettiert das Team der Ambulanten<br />
Angebote des Zoar – Rheinhessischen Diakoniezentrums<br />
Heidesheim.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
21
Einweihung<br />
Paul von Denffer (links) und<br />
Clemens Wollner spielten Lieder<br />
von Bob Dylan.<br />
In den vergangenen Jahren hat sich<br />
eine vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit<br />
mit dem Landkreis<br />
entwickelt. Sie ist der Garant für<br />
eine qualitativ hochwertige, gemeindenahe<br />
psychiatrische Versorgung.<br />
„Es ist uns ein Anliegen, diese<br />
Zusammenarbeit am Zoar-Standort<br />
Bad Kreuznach weiter auszubauen<br />
und zu intensivieren“, bekräftigte<br />
Zoar-Direktor Peter Kaiser bei der<br />
Einweihung der neuen Räumlichkeiten.<br />
Er sei froh, Zoar vor Ort zu haben,<br />
sagte Curd Rothmann, Amtsleiter<br />
des Sozialamts der Kreisverwaltung<br />
Bad Kreuznach im Gespräch<br />
mit Peter Kaiser. Er bezeichnete Zoar<br />
als großen diakonischen Träger mit<br />
Offenheit für Nischenangebote. Zusammen<br />
mit seiner Stellvertreterin,<br />
Marion Eckart, war er zur Eröffnung<br />
der neuen Räume gekommen. Weitere<br />
Gäste waren Kreisbeigeordnete<br />
Gerlinde Huppert-Pilarski und Simone<br />
Mende von der Diakonie Bad<br />
Kreuznach. Musikalisch umrahmt<br />
wurde der Festakt von Paul von<br />
Denffer und Clemens Wollner, die<br />
gemeinsam Lieder von Bob Dylan<br />
spielten.<br />
Die Räume in der zweiten Etage des<br />
Geschäftshauses in der Römerstraße<br />
9 in Bad Kreuznach sind einladend<br />
und freundlich gestaltet. Zahlreiche<br />
Bilder schmücken die hellen Wände.<br />
Ein ganz besonderer Blickpunkt ist<br />
ein großflächiges Triptychon. Es<br />
zeigt die Brückenhäuser, ein Wahrzeichen<br />
von Bad Kreuznach. Die Bilder<br />
wurden von Zoar-Mitarbeiterin<br />
Daniela Schädle eigens für die neuen<br />
Räumlichkeiten angefertigt.<br />
Kunigunde Otterbein<br />
Ambulante Soziotherapie: Menschen eine Chance geben<br />
Die Ambulante Soziotherapie ist eine kassenärztliche<br />
Leistung und findet auf der Grundlage des § 37 a,<br />
SGB V statt. Was sind die Ziele?<br />
• Der Übergang von einer stationären zu einer<br />
ambulanten Behandlung soll erleichtert,<br />
• Krankenhausbehandlungen sollen vermieden und<br />
• die selbstständige Inanspruchnahme der ärztlich<br />
verordneten Leistungen ermöglicht werden.<br />
Schwer und chronisch psychisch Kranke sind oft nicht<br />
in der Lage, Behandlungs- und Hilfeangebote selbstständig<br />
in Anspruch zu nehmen. Dadurch kommt es<br />
zu wiederholten Krankenhausaufenthalten, die durch<br />
ein bedarfsorientiertes, ambulantes Behandlungsund<br />
Rehabilitationsangebot oft vermieden werden<br />
könnten. Deshalb wurde im Januar 2002 die ambulante<br />
Soziotherapie eingeführt.<br />
Soziotherapie verbessert Lebensqualität und -zufriedenheit.<br />
Defizite psychosozialer Kompetenz sowie<br />
psychosoziale Belastungsfaktoren nehmen in der Regel<br />
ab. Soziotherapie findet überwiegend im sozialen<br />
Umfeld des Patienten statt und umfasst die Koordination<br />
der im Behandlungsplan festgelegten Maßnahmen,<br />
um individuell definierte Ziele zu erreichen.<br />
Der Umfang der Soziotherapie ist je Krankheitsfall<br />
auf 120 Stunden in höchstens drei Jahren begrenzt.<br />
Verordnet werden kann sie auf speziellen Formularen<br />
von Psychiatern/Nervenärzten, die in einem gemeindepsychiatrischen<br />
Verbund tätig sein müssen. Die<br />
Befugnis zur Verordnung von Soziotherapie bedarf der<br />
Genehmigung durch die Kassenärztliche Vereinigung.<br />
Auch Vertragsärzte anderer Fachrichtungen können sie<br />
einleiten, indem sie den Patienten an befugte Psychiater/Nervenärzte<br />
überweisen.<br />
Sollte der Patient nicht in der Lage ist, diese Überweisung<br />
selbstständig in Anspruch zu nehmen, kann der<br />
Facharzt einen soziotherapeutischen Leistungserbringer<br />
per Verordnung hinzuziehen. Ziel dieser Verordnung<br />
ist die Motivierung des Patienten, die Überweisung<br />
wahrzunehmen. Dafür stehen dem soziotherapeutischen<br />
Leistungserbringer maximal drei Therapieeinheiten<br />
zur Verfügung. Jede Soziotherapie muss von der<br />
Krankenkasse genehmigt werden, wozu vom Facharzt<br />
ein Betreuungsplan vorzulegen ist.<br />
22 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Einweihung<br />
Reger Austausch<br />
im Rahmen der<br />
Einweihungsfeier<br />
Zoar-Direktor Peter Kaiser im Gespräch mit der<br />
Kreisbeigeordneten Gerlinde Huppert-Pilarski.<br />
Ambulante Angebote: Menschen eine Chance geben<br />
Sozialpädagogische und therapeutische Unterstützungen<br />
in ambulanter Form stellen eine niedrigschwellige<br />
und geringintensive Form der Hilfen dar.<br />
Der Betreuungsumfang wird den individuellen<br />
Bedarfen und aktuellen Notwendigkeiten angepasst<br />
und kann sich im Hilfeprozess mehrfach ändern.<br />
Tagesstrukturierende Maßnahmen zählen zu den<br />
Ambulanten Angeboten und sind ein Angebot für<br />
Menschen mit psychischen oder physischen Beeinträchtigungen.<br />
Den Hilfesuchenden soll durch diese<br />
Assistenz ein selbstbestimmtes und individuelles Leben<br />
in ihrer Häuslichkeit ermöglicht werden. Dieses<br />
Angebot versteht sich als ambulante und komplementäre<br />
Hilfe. Die Tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />
wenden sich an Menschen, die im Sinne einer<br />
eigenständigen Lebensführung in den unterschiedlichen<br />
Alltagssituationen einer Assistenz bedürfen. In<br />
Einzel- und Gruppenangeboten erhalten die Hilfesuchenden<br />
Beratung, Unterstützung und Begleitung<br />
unter anderem bei der Alltagsbewältigung sowie bei<br />
der Basis- und Selbstversorgung.<br />
Thomas Kreck-Hövel, Leiter der Zoar-Werkstätten<br />
Heidesheim, mit Sabine Wassenberg<br />
Peter Kaiser mit Simone Mende<br />
(Diakonie Bad Kreuznach)<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
23
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
„BusinessBike“: Ein Angebot im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei Zoar<br />
Durchstarten mit einem geleasten<br />
Fahrrad oder E-Bike<br />
BusinessBike steht für den wachsenden Trend zur gesunden und umweltfreundlichen<br />
Mobilität. Die Möglichkeit über „BusinessBike“ ein hochwertiges, neues<br />
Fahrrad oder E-Bike kostengünstig zu leasen, gehört bei Zoar und den Tochtergesellschaften<br />
in das Angebotspaket „Berufliches Gesundheitsmanagement“<br />
(BGM). Alle BGM-Maßnahmen dienen der Gesunderhaltung der<br />
Mitarbeiter und der Steigerung der Arbeitszufriedenheit.<br />
ob<br />
Jfit<br />
Radfahren ist eine besonders<br />
gute Bewegungsart, die<br />
nicht nur die Kondition<br />
stärkt, sondern auch beim Abschalten<br />
und Energietanken hilft“, beschreibt<br />
Sabine Schmitt, Koordinatorin<br />
für Betriebliche Gesundheit und<br />
Personalentwicklung, die Vorzüge.<br />
„Es gelingt auf dem Sattel, dem Alltagsstress<br />
einfach davon zu radeln.“<br />
Das Projekt „BusinessBike“ startete<br />
bei Zoar im Oktober 2016. Seitdem<br />
haben sich nach anfänglichem Zögern<br />
die Anfragen aus der Mitarbeiterschaft<br />
fast verdoppelt. Bis dato<br />
stieg die Anzahl der geleasten Räder<br />
auf 26. „Das ist ein sehr guter Etappen-Erfolg“,<br />
sagt Sabine Schmitt, die<br />
das Projekt ins Leben gerufen hat<br />
und im Haus koordiniert. „Das Leasing-Angebot<br />
wird aufgrund der vielen<br />
Vorteile so gut angenommen.“<br />
Außerdem seien die Mitarbeiter, die<br />
bereits ein geleastes Fahrrad oder<br />
E-Bike haben, so zufrieden, dass sie<br />
in ihrem jeweiligen Kollegenkreis<br />
wertvolle Mund-zu-Mund-Propaganda<br />
machen. Manche leasen auch<br />
gleich zwei oder mehr Räder. Auch<br />
das ist möglich. Die monatliche Leasing-Rate,<br />
die sich am Rad-Wert<br />
orientiert, ist dann selbstverständlich<br />
höher.<br />
Freie Marken- und<br />
Händlerwahl<br />
Was macht das<br />
„BusinessBike“-<br />
Konzept so reizvoll?<br />
Über das<br />
Leasing-Konzept<br />
wird es möglich,<br />
sich ein hochwertiges Fahrrad oder<br />
E-Bike anzuschaffen, das man sich<br />
ansonsten eher nicht leisten würde.<br />
Die monatliche Bezahlung der Leasing-Rate<br />
erfolgt bequem über die<br />
Gehaltsumwandlung aus dem Bruttogehalt.<br />
Durch die 1%-Regelung<br />
entsteht ein deutlicher Steuervorteil<br />
für den Arbeitnehmer. Der Leasingvertrag<br />
läuft über 36 Monate. Vier<br />
Monate vor Ablauf des Leasingvertrags<br />
erhält der Mitarbeiter ein Angebot<br />
zur Übernahme des geleasten<br />
Rads. Bei der Restzahlung, die einmalig<br />
fällig wird, handelt es sich um<br />
zehn Prozent des Kaufpreises. Zum<br />
„BusinessBike“-Angebot gehört<br />
auch ein maßgeschneiderter Rundumschutz.<br />
Auf diese Weise sind<br />
Sabine Schmitt hat das Projekt<br />
ins Leben gerufen und<br />
koordiniert es bei Zoar.<br />
bestmögliche Sicherheit und bestmöglicher<br />
Service gewährleistet. Bei<br />
der Wahl des Leasing-Rads ist der<br />
Mitarbeiter völlig frei. Er selbst bestimmt<br />
die Marke und den Fachhändler.<br />
„Die Mitarbeiter, die sich<br />
für ein neues Rad entscheiden, gehen<br />
gern zu Fachgeschäften, die sie<br />
schon kennen“, informiert Sabine<br />
Schmitt. „Ein Rad muss passen. Da<br />
geht man einfach am liebsten zum<br />
Fachhändler seines Vertrauens.“ Ist<br />
man dann stolzer Besitzer eines neuen,<br />
hochwertigen Rads ist die private<br />
Nutzung völlig uneingeschränkt.<br />
24 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
Schutz der Umwelt<br />
„Natürlich möchten wir<br />
damit erreichen, dass<br />
eine wachsende Anzahl<br />
Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur<br />
Arbeit fährt“, erklärt Zoar-Direktor<br />
Peter Kaiser die Entscheidung zur<br />
Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner<br />
„BusinessBike“. „Denn<br />
auf diese Weise tun wir zum einen<br />
etwas für die Gesunderhaltung der<br />
Mitarbeiter und zum anderen etwas<br />
zum ressourcenschonenden Schutz<br />
der Umwelt.“ Und dies trage zur<br />
Verbesserung der Ökobilanz bei.<br />
Peter Kaiser fährt selbst gern Fahrrad<br />
und radelt dann und wann,<br />
„wenn es meine Termine zulassen“,<br />
mit dem E-Bike zur Arbeit. Auch er<br />
hat das „BusinessBike“-Angebot in<br />
Anspruch genommen und sich ganz<br />
bewusst für ein E-Bike entschieden.<br />
„Da ich nicht fix und fertig und völlig<br />
verschwitzt im Büro ankommen<br />
möchte, ist das E-Bike eine gute<br />
Alternative.“<br />
Mitte März hat Peter Kaiser sein<br />
neues, modernes E-Bike, dem man<br />
nicht mehr ansieht, dass ein unterstützender<br />
Elektro-Motor vorhanden<br />
ist, beim Fahrrad-Fachgeschäft<br />
abgeholt. Seitdem ist er mit dem<br />
neuen E-Bike bereits fast 800 Kilometer<br />
gefahren. Immer wenn er mit<br />
dem E-Bike zur Arbeit fährt, kommen<br />
hin und zurück weitere 65 Kilometer<br />
auf den Fahrradtacho. Um<br />
von Eisenberg nach Rockenhausen<br />
ins Büro zu kommen, fährt er über<br />
den Donnersberg durch den Wald.<br />
„Auch wegen der hier in der Gegend<br />
zwangsläufig zu überwindenden<br />
Höhenmeter ist ein E-Bike von Vorteil.<br />
Der zusätzliche Antrieb dient ja<br />
nur zur Unterstützung. Man muss<br />
ihn nicht nutzen.“ Sport und Bewegung<br />
spielen für Peter Kaiser eine<br />
große Rolle. „Ich mache gern Ausdau-<br />
Mitte März hat Peter<br />
Kaiser sein neues,<br />
modernes E-Bike,<br />
dem man nicht mehr<br />
ansieht, dass ein unterstützender<br />
Elektro-<br />
Motor vorhanden ist,<br />
beim Fahrrad-Fachgeschäft<br />
abgeholt.<br />
ersport“, sagt er von sich. „Radfahren<br />
ist da ideal, denn es entlastet die<br />
Knie.“ Dies komme seinen vom langjährigen<br />
Fußballspielen in Mitleidenschaft<br />
gezogenen Knien sehr entgegen.<br />
„Joggen geht leider nicht mehr.“<br />
Bewegungsbedarf abdecken<br />
Der bewusste Verzicht auf das Auto<br />
zugunsten des Fahrrads ist auch die<br />
bewusste Entscheidung für eine gesunde<br />
Lebensführung sowie für Steigerung<br />
und Erhalt der körperlichen<br />
Fitness. „Schon der Anfahrtsweg zur<br />
Arbeit und retour kann als Trainingsphase<br />
betrachtet werden“, beschreibt<br />
BGM-Koordinatorin, Sabine Schmitt,<br />
den sportlichen Nutzungseffekt. „Für<br />
viele, die aufgrund beruflicher und<br />
privater Verpflichtungen wenig Zeit<br />
haben, ist das ein echter Pluspunkt.“<br />
Warum? Der tägliche Mindestbedarf<br />
an Bewegung ist dadurch schon<br />
abgedeckt, dass man mit dem Rad<br />
zur Arbeit fährt. Weitere Trainingsphasen<br />
können, müssen aber nicht<br />
zusätzlich in die Freizeit eingebaut<br />
werden. Auch die Ambulanten Angebote<br />
in Rockenhausen sind „aufs Rad<br />
gekommen“. „Für Wege in der Stadt,<br />
von Klient zu Klient, benutzen die<br />
Mitarbeiter nun ein E-Bike, das von<br />
Zoar angeschafft wurde“, berichtet<br />
Barbara Venske, Regionalleitung Nordpfalz.<br />
Auch diese Umstellung dient<br />
dem heute richtungsweisenden Mobilitätskonzept,<br />
dem sich auch Zoar<br />
verpflichtet fühlt. Mit welchem Ziel?<br />
Die Erhöhung des Radverkehrsanteils<br />
durch die Stärkung des Radverkehrs<br />
und der E-Mobilität. Auf dem Weg<br />
dahin gibt es noch diverse Rahmenbedingungen<br />
für ein optimales Ergebnis<br />
zu schaffen; zum Beispiel sichere Abstellmöglichkeiten<br />
(Schutz vor Diebstahl<br />
und Witterung), Duschmöglichkeiten<br />
und Spinde sowie E-Ladestationen<br />
für die Akkus der E-Bikes.<br />
<br />
Alexandra Koch<br />
Alle Informationen, anschaulich<br />
aufbereitet und detailliert erklärt,<br />
können Sie auch auf der Internetseite<br />
von „BusinessBike“-Leasing<br />
nachlesen.<br />
www.businessbike.de<br />
Dort finden Sie auch einen Vorteilsrechner,<br />
der, bestückt mit<br />
Ihren persönlichen Daten, Ihren<br />
konkreten finanziellen Vorteil im<br />
unmittelbaren Vergleich zwischen<br />
Barkauf und Erwerb per Leasingrate<br />
herausstellt.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
25
Menschen bei Zoar<br />
Ein Tag mit Christa Schönherr<br />
Wohlbefinden dank „sehender Hände“<br />
Es ist sechs Uhr morgens und Zeit zum Aufstehen als Christa Schönherr<br />
zum ersten Mal den Glasdeckel Ihrer Uhr öffnet, um über das Ziffernblatt<br />
zu fahren. Mit filigranen Bewegungen kann sie nämlich mit<br />
ihren Händen „sehen“.<br />
Dank ihrer Uhr kommt<br />
Christa selten zu spät.<br />
Denn Christa Schönherr ist<br />
von Geburt an blind. Ihre<br />
Kleidung wählt sie morgens<br />
mit Bedacht. „Es sollte für die<br />
Arbeit im Kunstgewerbe eine lange<br />
Hose sein. Sonst kann ich anziehen,<br />
was ich will. Der Stoff und Schnitt<br />
meines Oberteils richtet sich nach<br />
dem Wetter“, berichtet sie. Trotz der<br />
körperlichen und kognitiven Einschränkung<br />
führt die 47-Jährige ein<br />
selbstständiges Leben. Unzählige<br />
Tricks und Strategien hat sie erlernt,<br />
um sich in der Welt der Sehenden zu<br />
orientieren und um möglichst ohne<br />
Hilfe von anderen zurecht zu kommen.<br />
Beim Frühstück in ihrer Gemeinschaftsküche<br />
in Kirchheimbolanden<br />
füllt sie sich Kaffee nach<br />
Gefühl und Akustik in eine Tasse,<br />
indem sie die Kuppe ihres Zeigefingers<br />
in die Tasse gleiten lässt, um zu<br />
fühlen, wann die Tasse voll ist.<br />
Die Arbeit im Kunstgewerbe<br />
Nach dem Frühstück wartet der<br />
Transferbus zur Arbeit auf Christa<br />
Schönherr und die anderen Bewohner<br />
der Lebenshilfe-Wohnstätte in<br />
Kirchheimbolanden. Seit 13 Jahren<br />
arbeitet die blinde Frau im Kunstgewerbe<br />
des Evangelischen Diakoniewerks<br />
Zoar auf dem Inkelthalerhof.<br />
Sie tritt sicher aus der Haustür und<br />
steigt gekonnt in einen der zwei<br />
Busse, die voll besetzt sind. Manch<br />
einer fährt in die Zoar-Werkstätten<br />
Nach getaner Arbeit darf es<br />
auch gerne mal ein Besuch in<br />
ihrem Lieblingscafé sein.<br />
nach Alzey, wie auch Christa Schönherrs<br />
Zwillingsschwester Silvia, die<br />
dort in der Abteilung „Mechanik“<br />
arbeitet. Auch Silvia Schönherr ist<br />
von Geburt an blind. Die anderen<br />
fahren nach Rockenhausen. Am ersten<br />
Halt des Busses in Rockenhausen<br />
steigen alle nach dort fahrenden<br />
Mitarbeiter aus. Sie arbeiten in den<br />
Zoar-Werkstätten Rockenhausen.<br />
Christa Schönherr bleibt alleine mit<br />
dem Fahrer sitzen, um weiter auf den<br />
Inkelthalerhof gefahren zu werden.<br />
Im Kunstgewerbe angekommen,<br />
bereitet sie sich auf den Arbeitstag<br />
vor. Es wird in einer gemeinsamen<br />
Runde besprochen, was zu tun ist.<br />
Zu ihren vielen Aufgaben gehört<br />
beispielsweise das Schleifen von<br />
Holzteilen, die dann von den anderen<br />
Mitarbeitern weiter verarbeitet<br />
werden. Außerdem hilft sie bei Tonarbeiten,<br />
indem sie Ton verpackt<br />
und weiter verräumt. „Grundsätzlich<br />
ist Christa Schönherr ein sehr<br />
ordentlicher Mensch. Wenn sie aufräumt,<br />
glänzt anschließend alles,<br />
denn Ordnung ist für sie sehr wichtig“,<br />
berichtet Zoar-Werkstätten<br />
Mitarbeiter Rolf Spiecker (Fachkraft<br />
für Arbeits-und Berufsförderung der<br />
Abteilung Kunstgewerbe). Die gesetzten<br />
„Erinnerungs-Marker“ helfen<br />
Christa Schönherr bei der Orientierung<br />
in den Räumen, die sie<br />
bereits kennt.<br />
26 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Menschen bei Zoar<br />
„Die Arbeit im Kunstgewerbe gefällt<br />
mir wirklich gut, und ich erledige sie<br />
gerne. Mittlerweile könnte ich mir<br />
keine andere Tätigkeit mehr vorstellen“,<br />
so Christa Schönherr. Im Laufe<br />
der Jahre kennt sie die Räumlichkeiten<br />
des Kunstgewerbes wie ihre eigene<br />
Westentasche. Sie weiß, wo<br />
welcher Schrank steht, wo sie etwas<br />
suchen muss, welche Kurve sie nehmen<br />
muss, um in einen anderen<br />
Raum zu gelangen. Rolf Spieker beschreibt<br />
Christa Schönherr als eine<br />
sehr selbstständige Mitarbeiterin:<br />
„Es ist erstaunlich, was sie alles trotz<br />
ihrer Beeinträchtigung kann. Sie ist<br />
sehr genau bei ihrer Arbeit.“<br />
Ein unverwechselbares<br />
Merkmal<br />
Auch die anderen Mitarbeiter sind<br />
für Christa Schönherr mittlerweile<br />
zu guten Freunden geworden. Nadine<br />
Wenz ist eine von ihnen. Die beiden<br />
verbringen häufig ihre Pausen<br />
gemeinsam in der Cafeteria. Jede<br />
Woche gehen sie zu den arbeitsbegleitenden<br />
Maßnahmen „Kegeln“<br />
und „Gymnastik“. „Als Christa mir<br />
das erste Mal an die Ohren fasste,<br />
fand ich es ehrlich gesagt etwas<br />
komisch“, erzählt Nadine Wenz.<br />
Während sich Christas Zwillingsschwester<br />
Silvia Schönherr, über das<br />
Anfassen von Händen orientiert,<br />
sind es bei Christa Schönherr die<br />
Ohren. „Es gibt kleine, große, runde,<br />
abstehende und spitze Ohren. Mein<br />
Onkel Manfred hatte wirklich tolle<br />
Ohren mit einer großen Ohrmuschel“,<br />
schwärmt sie. „Meine Mutter<br />
hat mir damals das Anfassen fremder<br />
Ohren verboten. Seitdem arbeite<br />
ich daran, es abzulegen. Ich weiß,<br />
dass es manchen Menschen nicht<br />
gefällt, gleichzeitig finde ich Ohren<br />
sehr interessant und aussagekräftig.<br />
Manchmal kann ich einfach nicht<br />
anders“, so Christa Schönherr.<br />
Musizieren, Lesen, Puzzeln<br />
Zuhause angekommen gibt es erst<br />
einmal eine Kaffee-Pause mit den<br />
anderen Bewohnern des Hauses.<br />
Montags besucht Christa Schönherr<br />
die Musikgruppe ihres Wohnheims,<br />
bevor es zum Abendessen geht.<br />
Während ihrer Schulzeit in einem<br />
Internat in Neuwied lernte sie das<br />
Keyboard-Spielen. Ihre Zwillingsschwester<br />
Silvia Schönherr spielt<br />
Gitarre. „Wir verstehen uns wirklich<br />
gut und verbringen viel Zeit gemeinsam.<br />
Natürlich streiten wir auch<br />
mal, doch das ist selten“, berichtet<br />
Christa Schönherr. Mit ihren anderen<br />
sieben Geschwistern hat Christa<br />
Schönherr keinen Kontakt.<br />
In den 13 Schuljahren auf dem Internat<br />
lernte Christa Schönherr das Lesen,<br />
Schreiben und Rechnen. Seitdem<br />
beherrscht sie Kurz- und Vollschrift.<br />
In ihrer Freizeit liest sie gerne Kinderund<br />
Jugendbuchliteratur. In ihrem<br />
Zimmer sind ganze Koffer gefüllt mit<br />
Büchern. Außerdem puzzelt sie gerne.<br />
Nach Tast-Gefühl steckt sie die<br />
zueinander passenden Puzzleteile<br />
zusammen, bis am Ende dieser mühseligen<br />
Arbeit ein fertiges Bild entstanden<br />
ist. Dieses lässt sie sich dann<br />
von anderen beschreiben. Das macht<br />
sie zufrieden und glücklich.<br />
Christa Schönherrs Freundin<br />
Nadine Wenz beim Bemalen von<br />
Tiger-Enten. Auch sie arbeitet im<br />
Bereich Kunstgewerbe der Zoar-<br />
Werkstätten Rockenhausen.<br />
Christa Schönherr<br />
bei Schleifarbeiten im Kunstgewerbe<br />
der Zoar-Werkstätten<br />
Rockenhausen auf dem<br />
Inkelthalerhof<br />
Reisen als Ausgleich<br />
In ihrem Urlaub verreist Christa gerne<br />
und nimmt an Freizeiten teil.<br />
„Diesen Herbst fliege ich nach Griechenland<br />
und zuvor geht es in den<br />
Schwarzwald“, erzählt sie voller Vorfreude.<br />
„Ich liebe das Wasser. Das<br />
fühlt sich so besonders gut auf der<br />
Haut an. In meinem letzten Urlaub<br />
in der Türkei war ich nicht mehr aus<br />
dem Pool zu bekommen. Wenn ich<br />
mir vornehme zehn Bahnen zu<br />
schwimmen, dann schaffe ich das<br />
auch“. Reisen wie diese, sind für blinde<br />
Menschen wie Christa Schönherr<br />
besonders wertvoll. Sie erweitern das<br />
Sinnesspektrum um viele Gerüche,<br />
Geräusche und Gefühle. Vielleicht<br />
strahlt Christa Schönherr gerade deshalb<br />
so viel Wohlbefinden aus; und<br />
ganz sicher nicht zuletzt wegen ihrer<br />
„sehenden Hände“.<br />
Julia Margert<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
27
In neuer Funktion<br />
Elke Bäcker, neue Einrichtungsleiterin im Alten- und Pflegeheim Bürgerhospital Kaiserslautern<br />
Ihre Arbeit dreht sich um das<br />
Wesentliche – die Menschen<br />
„Ich wusste, dass eine Menge Arbeit auf mich<br />
wartet und dass die Arbeit vielseitig sein wird“,<br />
sagt Elke Bäcker. Seit Anfang dieses Jahres hat<br />
sie die Leitung des Alten- und Pflegeheims Bürgerhospital<br />
in Kaiserslautern inne. „Es ist eine<br />
spannende und interessante Aufgabe.“ Inzwischen<br />
ist die engagierte 53-Jährige in ihrem<br />
neuen Amt angekommen.<br />
Die Atmosphäre ist leger, das Büro geordnet.<br />
Die Tür steht meist offen und ist ein Zeichen<br />
dafür, dass die Mitarbeiter bei ihr jederzeit ein<br />
offenes Ohr vorfinden. Besprechungen finden nach wie<br />
vor an dem Tisch statt, an dem auch ihr Vorgänger zu<br />
Beratungen einlud. Ihr Vorgänger, Wolfgang Greß, war<br />
25 Jahre der Leiter des Bürgerhospitals. Eine Zeitenwende?<br />
„Nun ist Frauenpower angesagt“, lacht Elke Bäcker.<br />
Elke Bäcker: Nachfolgerin von Wolfgang Greß<br />
Nach dem Weggang von Wolfgang Greß bewarb sie sich<br />
auf die vakante Stelle. Ihre Voraussetzungen konnten<br />
nicht besser sein. Elke Bäcker stammt aus Göcklingen,<br />
einem kleinen Ort bei Landau. Sie arbeitete zu dieser Zeit<br />
bereits seit über elf Jahren als verantwortliche Pflegefachkraft<br />
in der Seniorenresidenz in Kirchheimbolanden<br />
und war als „rechte Hand“ von Einrichtungsleiterin Martina<br />
Degen in alle Prozesse involviert. Damit hat sie zwar<br />
Leitungserfahrungen gesammelt, arbeitete aber eher im<br />
„Hintergrund“. Als Leiterin des Bürgerhospitals rückte<br />
Elke Bäcker in die erste Reihe und somit in das Licht der<br />
Öffentlichkeit. „In der Öffentlichkeit zu stehen, ist eine<br />
Tatsache, an die ich mich erst gewöhnen musste.“<br />
„Am Anfang hatte ich keine Zeit zum Überlegen“, erinnert<br />
sich Elke Bäcker. „Als ich den Zuschlag erhielt und<br />
für die Stelle nominiert wurde, gab es unglaublich viel zu<br />
regeln. Einerseits wollte ich meine Arbeit in der Seniorenresidenz<br />
ordentlich übergeben und verbrachte anfangs<br />
noch halbe Tage in Kirchheimbolanden.“ Das hatte den<br />
Zoar-Direktorin<br />
Martina Leib-Herr<br />
mit Elke Bäcker<br />
beim Neujahrsempfang<br />
im<br />
Bürgerhospital<br />
Vorteil, dass der Abschied von den Mädels aus der Seniorenresidenz,<br />
wie Elke Bäcker ihre Kolleginnen liebevoll<br />
nennt, nicht ganz so abrupt geschah. „Andererseits wollte<br />
ich aber auch meine ganze Kraft in den Neubeginn im<br />
Bürgerhospital einbringen und den neuen Anforderungen<br />
gerecht werden.“ Darüber hinaus lebte sie in der Anfangszeit<br />
im Bürgerhospital ein stückweit mit der Befürchtung,<br />
dass Mitarbeiter aufgrund gewachsener Bindungen an die<br />
vorhergehende Einrichtungsleitung wegbrechen. „Das ist<br />
zum Glück nicht eingetroffen“, so Elke Bäcker.<br />
28 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
In neuer Funktion<br />
Neue Herausforderungen<br />
Neue Herausforderungen gab es mehr<br />
als genug. Zeitgleich mit ihrem Amtsantritt<br />
griff das neue Pflegestärkungsgesetz<br />
mit der Umstellung auf Pflegegrade.<br />
In dieser Umbruchphase<br />
ereigneten sich sehr viele Sterbefälle im<br />
Haus. Ihr ist es ein großes Anliegen, möglichst<br />
eine Vollbelegung zu erzielen und<br />
die Fachkraftquote stimmig zu halten. Sie<br />
ist auf einem guten Weg, dieses Ziel zu<br />
erreichen, nicht zuletzt mit Hilfe des Mannes<br />
an ihrer Seite, auf den sie sich verlassen<br />
kann: Michael Kasper, verantwortliche<br />
Pflegefachkraft im Bürgerhospital. Er war ihr nicht nur in<br />
der Anfangszeit eine wertvolle Stütze. „Ich schätze ihn<br />
sehr. Wir arbeiten Hand in Hand, und wir sind ein gutes<br />
Team“, bekräftigt sie.<br />
„Das Wohl der Bewohner steht immer im Vordergrund<br />
und ist mir ein besonderes Anliegen“, betont Elke Bäcker.<br />
„Das Bürgerhospital ist zwar alt und die Ausstattung in<br />
vielen Bereichen nicht mehr zeitgemäß. Aber die meisten<br />
der hier lebenden Menschen kommen aus nächster Umgebung.<br />
Sie sind mit diesem Stadtteil eng verbunden<br />
und haben ihre Angehörigen in der Nähe. Sie wollen ihren<br />
Lebensabend im gewohnten Umfeld verbringen und<br />
fühlen sich wohl im Bürgerhospital.“ Das belegen auch<br />
Elke Bäcker (Mitte) mit ihren ehemaligen<br />
Kolleginnen aus der Seniorenresidenz<br />
Kirchheimbolanden, Angelika Kraut<br />
(links) und Anne-Kathrin Christoph<br />
Sie sind ein gutes Team: Michael<br />
Kasper, verantwortliche Pflegefachkraft<br />
im Bürgerhospital, und Einrichtungsleiterin<br />
Elke Bäcker<br />
die Kundenzufriedenheitsabfragen. „Darüber hinaus<br />
bieten wir die beschützende Wohnform für Menschen<br />
mit Orientierungsstörungen an“, informiert Elke Bäcker.<br />
„Durch das Demenz-Schutzsystem erfahren weglaufgefährdete<br />
Menschen ein Höchstmaß an Sicherheit in einer<br />
geborgenen Atmosphäre. Der Bedarf ist groß. Das macht<br />
unser Haus so attraktiv für Angehörige, die sich für ihre<br />
Lieben ein sicheres Wohnumfeld wünschen.“<br />
Elke Bäcker steht in engem Kontakt mit dem Sozialen<br />
Dienst des Westpfalzklinikums. Fast täglich werden Pflegeplätze<br />
angefragt. „Wir stehen im offenen, ehrlichen<br />
Dialog, denn das neue Pflegestärkungsgesetz hat einige<br />
Änderungen mit sich gebracht. Selbstverständlich überlas-<br />
Zwischen Büro und Freizeit<br />
Elke Bäcker startete 1995 ihre berufliche Laufbahn bei Zoar und absolvierte eine berufsbegleitende Ausbildung<br />
zur Altenpflegerin. Eine Weiterbildung zur Fachwirtin für Alten- und Krankenpflege schloss sich an. Sie arbeitete<br />
zunächst als stellvertretende verantwortliche Pflegefachkraft in der Zoar-Wohnanlage in der Wiesenstraße in<br />
Rockenhausen und wechselte in 2005 als verantwortliche Pflegefachkraft in die Seniorenresidenz Kirchheimbolanden,<br />
eine Tochter des Evangelischen Diakoniewerks Zoar. Seit 1. Januar <strong>2017</strong> ist sie Einrichtungsleiterin im<br />
Alten- und Pflegeheim Bürgerhospital in Kaiserslautern. „Ich habe mein berufliches Ziel erreicht“, sagt sie, „hier<br />
fühle ich mich wohl“.<br />
Elke Bäcker wohnt mit ihrem Mann in Langmeil bei Winnweiler. „Für mich ist es ganz wichtig, meine Zeit nicht<br />
auf der Straße zu verbringen.“ Das gelingt ihr durch die gute Autobahnanbindung. So ist sie in wenigen Minuten<br />
im Bürgerhospital und nach getaner Arbeit ebenso flott wieder zu Hause. Viel Zeit verbringt sie im Garten.<br />
„Bei der Gartenarbeit kann ich gut abschalten, und sie macht mir Spaß.“ Mit dabei ist meistens Sam, ein gutmütiger<br />
Mischlingsrüde, der sie ab und zu auch ins Büro begleitet und mit dem sie gerne abends noch eine Runde<br />
läuft. „Das tut uns beiden gut“, lacht sie. Manchmal zieht sie sich auch mit einem guten „Schmöker“ in eine<br />
ruhige Ecke zurück. Historien-Romane liest sie besonders gerne. Ihre beiden Kinder Patrick und Manuela sind erwachsen.<br />
Die Tochter ist schon lange ausgezogen. Vor dreieinhalb Jahren wurde ihr Enkel Elias geboren. Mit ihm<br />
kam neues Leben ins Haus. Der kleine Mann versteht es, Oma und Opa um den Finger zu wickeln. „Wir lassen es<br />
nur zu gerne zu. Er ist unser Sonnenschein, und wenn er lächelt, dann schmelzen wir dahin.“<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
29
In neuer Funktion<br />
Es ist schließlich ein sehr sensibles Thema für die Angehörigen,<br />
einen geliebten Menschen in zunächst fremde Hände<br />
zu geben“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Sachliche<br />
Kompetenz und vor allem Fingerspitzengefühl seien in<br />
diesem Zusammenhang ganz wichtig.<br />
Das Ehepaar Hans und Elke Bäcker mit Sohn Patrick und<br />
Tochter Manuela<br />
sen wir niemanden seinem Schicksal und sind bestrebt, zu<br />
helfen, wo es nur geht. Aber wir müssen einerseits die<br />
geforderte Fachkraftquote erfüllen und andererseits muss<br />
gewährleistet sein, dass die Kosten für einen stationären<br />
Aufenthalt im Bürgerhospital geklärt sind. Das braucht oft<br />
Zeit. Deshalb informieren wir umfassend in den Aufnahmegesprächen<br />
und bieten an, unser Haus über eine Kurzzeitpflege<br />
kennenzulernen. Das verschafft den Familien<br />
erst einmal die nötige Luft, die in dieser Situation gebraucht<br />
wird. Die Entscheidungen, die für pflegebedürftige<br />
Angehörige getroffen werden müssen, sind nie leicht.<br />
Im Fokus: Das Wohl der Bewohner<br />
Mit viel Empathie behandelt Elke Bäcker nicht nur Familienangehörige.<br />
Sie macht sich auch stark für die Menschen,<br />
die im Bürgerhospital ein neues Zuhause gefunden<br />
haben. In den letzten Monaten wurden die<br />
Aufenthaltsräume sowie Bewohnerzimmer renoviert<br />
und mit hellen Möbeln freundlich und angenehm gestaltet.<br />
Im Dementen-Wohnbereich werden „Tastwände“<br />
installiert. „Das ist so etwas wie ein Barfußpfad für Hände“,<br />
lacht die Einrichtungsleiterin und ist sicher, dass<br />
dieses Angebot bei den älteren Menschen gut ankommt.<br />
Entstanden ist die Idee bei der Renovierung des Aufenthalts-<br />
und Umkleidebereichs für die Mitarbeiter. Dabei<br />
blieben zwei große Wandtafeln übrig, für die man eine<br />
sinnvolle Weiterverwendung suchte. Entstanden ist ein<br />
Projekt für die Auszubildende, die diese Wände mit unterschiedlichen<br />
Materialien, wie Kieselsteine, Bürsten<br />
und Holz, bestücken werden.<br />
Elke Bäcker ist neue Leiterin vom Bürger-Hospital<br />
Das Bürger-Hospital in Kaiserslautern hat eine neue Leiterin. Sie heißt Elke Bäcker. Sie hat im Januar<br />
ihre neue Aufgabe übernommen. Sie hat sich gut im Bürger-Hospital eingelebt. Elke Bäcker ist die<br />
Nachfolgerin von Wolfgang Greß. Er hat das Bürger-Hospital 25 Jahre geführt.<br />
Elke Bäcker ist seit 1995 bei Zoar. Zuletzt arbeitete sie in der Senioren-Residenz in Kirchheimbolanden<br />
als verantwortliche Pflege-Fachkraft. Sie war die „rechte Hand“ von Einrichtungs-Leiterin<br />
Martina Degen. Das heißt, dass sie ihr sehr viel geholfen hat. Elke Bäcker war in alle Prozesse eingebunden.<br />
Deshalb ist nicht alles neu für sie im Bürger-Hospital. Das Wohl der Bewohner steht im Vorder-Grund.<br />
Es ist Elke Bäcker ein besonderes Anliegen, dass sich die Menschen im Bürger-Hospital<br />
wohlfühlen. Die meisten kommen aus der näheren Umgebung. Sie wollen ihren Lebens-Abend im gewohnten<br />
Umfeld verbringen. Ihre Angehörigen leben in der Nähe und kommen daher oft zu Besuch.<br />
Im Bürger-Hospital wird die beschützende Wohn-Form für Menschen angeboten, die sich nicht<br />
orientieren können. Angehörige wünschen sich für ihre Lieben ein sicheres Wohn-Umfeld. Fast täglich<br />
werden Pflege-Plätze angefragt. Elke Bäcker informiert umfassend in den Aufnahme-Gesprächen.<br />
Sie bietet an, das Bürger-Hospital über eine Kurz-Zeit-Pflege kennenzulernen. Das gibt den Familien<br />
die Zeit, den ganzen Papier-Kram zu erledigen.<br />
30 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
In neuer Funktion<br />
Information schafft Transparenz<br />
Besonders wichtig ist der neuen Einrichtungsleiterin die<br />
gute Zusammenarbeit mit allen Fachkräften im Haus. Sie<br />
schätzt den unkomplizierten Kontakt zu ihren Mitarbeitern,<br />
hat jederzeit ein offenes Ohr und nimmt sich Zeit<br />
für ihre Fragen, Sorgen und Nöte. „Wir machen jeden<br />
Morgen eine Besprechung, tauschen uns aus und besprechen<br />
den Tag“, sagt sie. Zweimal<br />
im Monat findet ein Treffen<br />
mit dem Leitungsteam<br />
statt. Einmal im Monat kommen<br />
die Mitarbeiter zur gro-<br />
Ganz privat: Elke Bäcker mit<br />
Enkel Elias und Hund Sam<br />
ßen Dienstbesprechung zusammen. „Es ist mein Bestreben,<br />
die Mitarbeiter in die unterschiedlichen Abläufe<br />
einzubinden, sie zu informieren und auf dem Laufenden<br />
zu halten. Das schafft Transparenz und ist wichtig für<br />
unsere Zusammenarbeit“, erklärt Elke Bäcker. Strukturen<br />
optimieren, um effizienter arbeiten zu können, ist ihr ein<br />
großes Anliegen.<br />
Mit Spannung erwartet: Der Neubau<br />
des Bürgerhospitals<br />
Nicht nur bei den Mitarbeitern ist der Neubau<br />
des Bürgerhospitals ein mit Spannung verfolgtes<br />
Thema. Auch Elke Bäcker freut sich auf das<br />
neue Haus und denkt gleich weiter an die vielen<br />
Möglichkeiten, die ein Neubau mit sich<br />
bringt. „Es ist toll, von Anfang an mit dabei zu<br />
sein und die eigenen Ideen einbringen zu können“,<br />
schwärmt sie. „Ein neues Haus mit hellen<br />
und freundlichen Räumen, unsere Bewohner<br />
werden sich freuen, und für uns alle ist das eine<br />
ganz besonders schöne Herausforderung, auch<br />
im Wettbewerb mit den anderen Anbietern in<br />
der Stadt.“<br />
Kunigunde Otterbein<br />
Elke Bäcker hat im Bürger-Hospital schon einiges verändert. Aufenthalts-Räume und Bewohner-<br />
Zimmer wurden renoviert. Sie wurden mit hellen Möbeln ausgestattet. Demnächst werden im<br />
Dementen-Wohnbereich Tast-Wände installiert. Das ist so etwas wie ein Barfuß-Pfad für Hände.<br />
Die Tast-Wände werden mit Materialien, wie Kiesel-Steine, Bürsten und Holz, bestückt. Diese<br />
Materialien kann man mit geschlossenen Augen erfühlen.<br />
Für ihre Mitarbeiter hat Elke Bäcker stets ein offenes Ohr. In regelmäßigen Besprechungen werden<br />
Informationen ausgetauscht. Das ist wichtig für die Zusammen-Arbeit. Die Mitarbeiter werden so<br />
über alles Aktuelle und Wichtige informiert. Zurzeit wird die Pflege-Dokumentation umgestellt.<br />
Sie wird reduziert. Das bringt den Mitarbeitern mehr Zufriedenheit. Sie können ihre Zeit besser für<br />
die Pflege nutzen. Alle Mitarbeiter freuen sich auf den Neubau des Bürger-Hospitals. Auch die Bewohner<br />
werden sich in einem neuen Haus wohlfühlen.<br />
Elke Bäcker kann bei der Garten-Arbeit sehr gut entspannen. Garten-Arbeit macht ihr Spaß. Meistens<br />
ist Sam mit dabei. Sam ist ein gutmütiger Hund. Ab und zu darf er auch mit ins Büro. Dann<br />
freuen sich alle, denn sie dürfen ihn streicheln. Elke Bäcker liest auch gerne. Im Moment gibt es<br />
aber Wichtigeres. Das liegt an ihrem kleinen Enkel Elias. Er hält die Familie auf Trab.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
31
Inklusion & Arbeit<br />
Wege auf den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
Matthias Pilger: ein anerkannter<br />
Mitarbeiter im Team der Mainzer<br />
Stadtwerke<br />
Der Arbeitsplatz von Matthias Pilger (21) ist ein gläsernes Hochhaus in Mainz. Nicht nur das<br />
Gebäude, auch das Außenareal macht einen modernen und repräsentativen Eindruck. Viele<br />
würden sich wünschen, dort zu arbeiten. Dass es am Stammsitz der Mainzer Stadtwerke in der<br />
Rheinallee so ansprechend aussieht, ist auch Matthias Pilger zu verdanken.<br />
Warum? Der junge<br />
Mann, der in Mainz-<br />
Marienborn bei seiner<br />
Familie wohnt, gehört den Zoar-<br />
Werkstätten Heidesheim an und<br />
absolviert bei der Mainzer Netze<br />
GmbH, einem Unternehmen der<br />
Mainzer Stadtwerke AG, eine ambulante<br />
Berufsbildungsmaßnahme.<br />
(v.l.n.r.) Matthias Pilger<br />
und Bildungsbegleiter<br />
Horst Seim vom<br />
Berufsbildungs- und<br />
Integrationsservice<br />
der Zoar-Werkstätten Heidesheim vor dem Gebäude der<br />
Mainzer Stadtwerke und dem „M“ des neuen Logos<br />
Parallel dazu kommt er mit anderen<br />
Bildungsteilnehmern einmal pro<br />
Woche im Bildungszentrum der Zoar-Werkstätten<br />
(vergleichbar einer<br />
Berufsschule) zusammen, um gemeinsam<br />
zu lernen, Erlerntes zu<br />
üben und um sich über die unter-<br />
schiedlichen Erfahrungen in der Arbeitswelt<br />
auszutauschen.<br />
Chancen nutzen<br />
Diese Chance wusste der junge<br />
Mann zu nutzen und befindet sich<br />
aktuell in einer die Berufsbildungs-<br />
32 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Inklusion & Arbeit<br />
maßnahme begleitenden Weiterbildung<br />
zum Fachhelfer für Gebäudeservice<br />
(IHK). Diese Weiterbildungsmaßnahme<br />
wurde von den Zoar-<br />
Werkstätten in Kooperation mit der<br />
IHK für Rheinhessen konzipiert.<br />
Nach erfolgreichem Abschluss erhalten<br />
die Teilnehmer ein bundesweit<br />
anerkanntes IHK-Zertifikat. Nach<br />
bestandener Prüfung und dem Erhalt<br />
des Zertifikats strebt Matthias<br />
Pilger die Übernahme in ein festes<br />
Arbeitsverhältnis an, so dass er auch<br />
auf dem Papier zu den Mainzer<br />
Stadtwerken gehört.<br />
Ein Mitarbeiter wie alle<br />
anderen auch<br />
Abgesehen von den rein arbeitsrechtlich-administrativen<br />
Fakten im<br />
Hintergrund gehört Matthias Pilger<br />
schon lange zum Team der Stadtwerke<br />
Mainz. Überall wird er gegrüßt.<br />
Man kennt ihn auf dem Gelände<br />
und in den dazugehörigen<br />
Gebäuden. Er ist dort ein Mitarbeiter<br />
wie alle anderen auch, und das zeigt<br />
man ihm durch vielerlei Gesten, die<br />
Anerkennung signalisieren. „Ich fühle<br />
mich hier sehr wohl“, sagt er und<br />
lächelt dabei schüchtern. „Der Arbeitsplatz<br />
hier ist für mich wie ein<br />
zweites Zuhause.“ Das wiederum<br />
freut seine „Chefin“. Jeannette Neumann,<br />
zuständig für den Fachbereich<br />
TFM 22, ist verantwortlich für<br />
zwanzig Mitarbeiter; einer davon ist<br />
Matthias Pilger. Wenn er seine Aufträge<br />
auch zumeist von den zuständigen<br />
Hausmeistern erhält, so ist<br />
der Kontakt zur Fachbereichsleiterin<br />
doch regelmäßig gegeben. „In unse-<br />
rer Büro-Etage haben Herr Pilger und<br />
sein Kollege Herr Gärtner ihr eigenes<br />
Postfach“, sagt sie. Auf ein kurzes<br />
Wort sehe man sich eigentlich jeden<br />
Tag. Ihr sei es äußerst wichtig, die<br />
Infrastruktur im Unternehmen mit<br />
Herz zu führen. „Bei Geburtstagsfrühstücken<br />
oder anderen feierlichen<br />
Anlässen innerhalb der Abteilung<br />
gehören Herr Pilger und Herr Gärtner<br />
ganz selbstverständlich dazu.“<br />
Lob und Anerkennung<br />
beflügeln<br />
All diese Signale der Anerkennung<br />
und Wertschätzung haben dazu<br />
geführt, dass sich Matthias Pilger in<br />
relativ kurzer Zeit überaus positiv<br />
weiterentwickelt hat. „Früher hatte<br />
ich Angst vor fremden Menschen“,<br />
erzählt der junge Mann. „Am allerliebsten<br />
war ich einfach zuhause.“ Er<br />
habe es nie verstanden, warum man<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
33
Inklusion & Arbeit<br />
ihn als beeinträchtigt bezeichnete.<br />
Nur, weil er ein bisschen anders sei<br />
als andere? Der Weg in eine Werkstatt<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
sei für ihn keine Option gewesen,<br />
weiß auch sein Bildungsbegleiter<br />
Horst Seim vom Berufsbildungs- und<br />
Integrationsservice der Zoar-Werkstätten<br />
Heidesheim. Erst das Umfeld<br />
eines „normalen“ Arbeitsplatzes in<br />
einem Unternehmen des allgemeinen<br />
Arbeitsmarkts habe ihn beflügelt.<br />
Horst Seim, der auch Kontakt<br />
zur Mutter von Matthias Pilger hat,<br />
berichtet, dass diese ihren Sohn<br />
kaum wiedererkennt. Seine Schüchternheit<br />
und die Zweifel, im Leben<br />
bestehen zu können, habe er fast<br />
vollständig abgelegt. Stattdessen<br />
glänzt Matthias Pilger mit äußerst<br />
arbeitgeberfreundlichen Tugenden.<br />
Er ist immer pünktlich, fast nie<br />
krank, pflichtbewusst und sorgfältig<br />
beim Erfüllen seiner Aufgaben sowie<br />
kollegial und teamtauglich. Dies ist<br />
eine überaus zufriedenstellende<br />
Bei der Arbeit: (v.l.n.r.) Roland Furchner,<br />
Heinz Schmieden und Matthias Pilger<br />
Konstellation für beide Seiten; eine<br />
echte Win-Win-Situation. Fleiß und<br />
sorgfältiges Arbeiten erleichtern<br />
Matthias Pilger den Umgang mit<br />
seinen vielfältigen Aufgaben, die an<br />
dieser Stelle nur auswahlhaft zur<br />
Matthias Pilger privat<br />
Der 21-Jährige ist sehr sportlich. Am liebsten fährt er Fahrrad.<br />
Er besitzt ein Trekking-Rad und ein Rennrad. Längere Touren fährt er<br />
zumeist mit seinem Vater. Auch im Urlaub wird viel Rad gefahren.<br />
Die Hitze südlicher Länder macht Matthias Pilger dabei gar nichts<br />
aus. „Auf dem Rad ist man der Natur viel näher“, sagt er. Und für<br />
alles Grüne und Blühende hat er eine besondere Vorliebe. Im Garten<br />
des Elternhauses pflegt er ein kleines Gartenstück selbst. Darin<br />
beweist er seinen „grünen Daumen“. Er erntet Tomaten, Gurken und<br />
Salat. Auch verschiedene Kräuter haben ihren Platz in den Beeten<br />
gefunden. Dass Jäten und Gießen dazugehören, stört Matthias<br />
Pilger nicht; auch wenn er abends erschöpft ist. Die Arbeit im Garten<br />
und die Gespräche am Abendbrottisch helfen ihm beim Abschalten.<br />
„Beim Abendessen erzähle ich immer, was ich tagsüber bei der<br />
Arbeit so erlebt habe.“ Außer dem Radfahren spielt er noch Tennis.<br />
Allgemein ist er gern zu Fuß unterwegs. Ein Hund wäre noch schön.<br />
„Mal sehen, vielleicht später mal“, sagt er. Dafür besitzt die Familie<br />
ein Aquarium. Auch das ist schön. „Aber mit den Fischen kann ich<br />
leider nicht laufen.“<br />
Aufzählung kommen.<br />
• Reinigung des Areals und der Lüftungskanäle<br />
in den Stockwerken<br />
• Reinigung der Außenstellen<br />
• Abfallentsorgung<br />
• Zuarbeit beim Reinigungsdienst<br />
• Reinigung der Abflusskanäle, Roste<br />
und Senkkästen auf dem Areal<br />
• Beschaffung und Bereitstellung<br />
von Arbeitsmaterialien<br />
• Bestuhlung der Konferenzräume<br />
• Bestückung der Sozialräume mit<br />
Verbrauchsmaterial<br />
• Umzugsservice<br />
Eine beeindruckende Tätigkeitsbeschreibung<br />
der Aufgaben, für die das<br />
Pilger/Gärtner-Team zuständig ist!<br />
Dies alles geschieht nach Abstimmung<br />
mit der Fachabteilung „Infrastruktur“<br />
und mit Unterstützung<br />
der zwei Hausmeister vor Ort. Um<br />
auf dem Firmengelände und in den<br />
einzelnen Stockwerken erreichbar<br />
zu sein, trägt Matthias Pilger ein<br />
Diensthandy bei sich. Auch das<br />
macht ihn stolz und zeigt ihm<br />
seine Zugehörigkeit zur „richtigen“<br />
Arbeitswelt.<br />
34 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Inklusion & Arbeit<br />
Ordnung und Sauberkeit gehören<br />
zur Firmenphilosophie<br />
Auf dem großen Areal der Stadtwerke<br />
mitten in Mainz inklusive der<br />
Außenstellen ist Matthias Pilger zu<br />
Fuß unterwegs. „Ich bewege mich<br />
gern, daher macht mir das nichts<br />
aus“, sagt er dazu nur. Seine Arbeitstage,<br />
die morgens um 6.30 Uhr beginnen,<br />
sind klar strukturiert. Sein<br />
werktäglicher Arbeitsablauf beginnt<br />
mit dem Auffüllen der Spender in<br />
den Sozialräumen (zum Beispiel<br />
Papier-Handtücher, WC-Papier,<br />
Handwaschseifen). Dann ist der<br />
Müll dran. Auf dem Gelände wird<br />
streng getrennt. Matthias Pilger<br />
kennt alle Container auf dem Werkstoffhof,<br />
obwohl er für „seinen“<br />
Müll eigentlich nur die Restmüllund<br />
Papierpresse benötigt. In anderen<br />
Containern werden Kabel, Metalle<br />
und Gussmuffen gesammelt.<br />
Diese werden regelmäßig von auswärts<br />
arbeitenden Stadtwerke-<br />
Mitarbeitern angefahren. Auch sie<br />
kennen Matthias Pilger fast alle,<br />
denn er kehrt den Werkstoffhof<br />
mindestens einmal die Woche, um<br />
auch den Bereich um die Müllcontainer<br />
immer sauber zu halten; genauso<br />
wie den Parkplatz.<br />
„Im Unternehmen wird sehr großer<br />
Wert auf eine positiv wirkende Erscheinung<br />
des Firmenareals mit seinen<br />
Gebäuden gelegt“, erklärt Fachbereichsleiterin<br />
Jeannette Neumann.<br />
„Herr Pilger trägt mit seiner Arbeit<br />
zur Umsetzung bei.“ Sie beschreibt<br />
ihn als zuvorkommend, hilfsbereit<br />
und fleißig. Er sei der ruhige Pol im<br />
Team. Sie habe erkannt, dass ihm<br />
Zeitdruck nicht gut tut. Daher gelte<br />
die Devise „Gute Arbeit braucht Zeit“.<br />
„Uns ist es lieber, jemand macht seine<br />
Arbeit richtig als schnell. Wichtig<br />
ist uns auch, dass alles Neue den<br />
Mitarbeitern ruhig und ausführlich<br />
erklärt wird.“ Dies alles trage zur<br />
Arbeitszufriedenheit bei.<br />
Matthias Pilger bei einigen<br />
seiner Aufgaben:<br />
Kehren des Werkstoffhofs ...<br />
Ein Rädchen im System<br />
Wenn es im Arbeitsalltag trotzdem<br />
mal zu Problemen kommt, dann hat<br />
Jeannette Neumann immer ein offenes<br />
Ohr für Beschwerden. Im Arbeitsfeld<br />
„Umzugsservice“ gibt es<br />
zum Beispiel oftmals feste Daten für<br />
interne Umzüge, da diese von einer<br />
anderen Fachabteilung<br />
(TFM 21) gesetzt werden.<br />
„Manchmal kollidiert das dann<br />
mit der Regelarbeitszeit und möglichen<br />
privaten Planungen“, so Neumann.<br />
„Aber wir finden immer eine<br />
Lösung, denn es lässt sich über alles<br />
reden.“ Die Routine eines störungsfreien<br />
Arbeitsablaufs ist allen wichtig,<br />
Matthias Pilger aber ganz besonders.<br />
So weiß er, dass er im Sommer<br />
am späten Vormittag die Sonnenschirme<br />
im Hof aufspannen muss,<br />
damit die Mitarbeiter ihre Mittagspause<br />
im Schatten verbringen können,<br />
dass er im Herbst Laub saugen<br />
und im Winter die Zuwege Eis- und<br />
Schneefrei halten muss. Wie die<br />
anderen ist er ein Rädchen im gut<br />
funktionierenden System. Das gefällt<br />
ihm. Matthias Pilger weiß, dass<br />
die Geschäftsführung im 10. Stockwerk<br />
angesiedelt ist. Darüber im 11.<br />
und letzten Stock des Verwaltungsgebäudes<br />
befindet sich der große<br />
Konferenzsaal, in dem auch Aufsichtsratssitzungen<br />
stattfinden.<br />
„Dort habe ich mich anfangs nicht<br />
und Fahren der Großkehrmaschine,<br />
die mit Diesel betrieben wird.<br />
hin getraut“, erzählt er. „Ich habe<br />
nämlich ein bisschen Höhenangst.“<br />
Mittlerweile ist auch das kein Problem<br />
mehr für ihn, und das Bestuhlen<br />
des Raums klappt problemlos. „Nur<br />
raus auf den Balkon gehe ich nicht“,<br />
sagt er bestimmt. Der atemberaubende<br />
Ausblick auf die Stadt Mainz<br />
und den gemächlich fließenden<br />
Rhein lässt sich aber auch wunderbar<br />
durch die großen Fenster genießen.<br />
Dazu lässt er für uns extra die<br />
elektrischen Außenrollos hochfahren.<br />
Ja, Matthias Pilger kennt sich<br />
eben auf allen Etagen des Gebäudes<br />
bestens aus; ist ja auch sein zweites<br />
Zuhause.<br />
Alexandra Koch<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
35
Inklusion & Arbeit<br />
Matthias Pilger: ein anerkannter Mitarbeiter im Team der Mainzer Stadtwerke<br />
Der Arbeits-Platz von Matthias Pilger ist ein gläsernes Hoch-Haus in Mainz. Dort ist der<br />
Stamm-Sitz der Mainzer Stadt-Werke. Gebäude und Anlage machen einen guten Eindruck.<br />
Das ist auch Matthias Pilger zu verdanken. Im Team sorgt er dort für Ordnung und Sauberkeit.<br />
Der junge Mann gehört den Zoar-Werk-Stätten Heidesheim an und absolviert bei der Mainzer<br />
Netze GmbH eine ambulante Berufs-Bildungs-Maßnahme. Einmal in der Woche kommt er mit<br />
anderen Teilnehmern ins Bildungs-Zentrum der Zoar-Werk-Stätten. Das ist wie eine Berufs-<br />
Schule. Dort wird gemeinsam gelernt und Erlerntes geübt.<br />
Außerdem befindet sich Matthias Pilger gerade in einer Weiter-Bildung zum Fach-Helfer für<br />
Gebäude-Service (IHK). Diese Maßnahme zur Weiter-Bildung wurde von den Zoar-Werk-Stätten<br />
in Zusammenarbeit mit der IHK für Rhein-Hessen auf den Weg gebracht. Wenn Matthias<br />
Pilger den Kurs abgeschlossen hat, erhält er ein bundesweit anerkanntes IHK-Zertifikat.<br />
Er möchte gern bei den Stadt-Werken bleiben. „ Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er.<br />
Seine Aufträge bekommt Matthias Pilger meistens von den zwei Haus-Meistern vor Ort. Die<br />
Aufgaben sind sehr abwechslungsreich. Das gefällt Matthias Pilger, der bei seiner Familie in<br />
Mainz-Marienborn wohnt.<br />
Matthias Pilger macht es glücklich, dass seine Arbeit bei den anderen so gut ankommt. Er<br />
freut sich über Lob. Diese Erfahrung hat dazu geführt, dass er sich in kurzer Zeit gut entwickelt<br />
hat. „Früher hatte ich Angst vor fremden Menschen“, sagt er. Heute nicht mehr. Er ist ein bisschen<br />
anders als andere. Trotzdem wollte er deswegen nicht in eine Werk-Statt für Menschen<br />
mit Behinderung gehen. Daher ist er auch so froh, dass er bei den Mainzer Stadt-Werken arbeiten<br />
kann. Dieser „normale“ Arbeits-Platz hat ihn vorangebracht. Auch seine Zukunft sieht<br />
Matthias Pilger dort. Der junge Mann, der gern Fahr-Rad fährt, ist immer pünktlich, fast nie<br />
krank, pflichtbewusst und sorgfältig beim Erfüllen seiner Aufgaben. Er arbeitet gut im Team<br />
und ist zu allen Kollegen nett und freundlich. Zeit-Druck mag er nicht. Daher werden ihm nicht<br />
zu viele Aufträge auf einmal gegeben. Und er bekommt die Zeit, die er braucht, dafür. Wenn<br />
alles nach bekannter Art und ohne Störungen verläuft, dann fühlt sich Matthias Pilger am<br />
wohlsten.<br />
Um auf dem Firmen-Gelände und in den einzelnen Stock-Werken erreichbar zu sein, trägt<br />
Matthias Pilger ein Dienst-Handy bei sich. Auch das macht ihn stolz. Auf dem Gelände der<br />
Stadt-Werke ist Matthias Pilger oft zu Fuß unterwegs. „Ich bewege mich gern, daher macht<br />
mir das nichts aus“, sagt er. Seine Arbeits-Tage beginnen morgens um 6.30 Uhr. Dafür ist<br />
pünktlich am späten Nachmittag Schluss. Dann hat Matthias Pilger noch genug Zeit für seinen<br />
eigenen Garten und für Sport. Gern hätte er irgendwann mal einen Hund. Das ist sein<br />
Wunsch. Außerdem wünscht er sich, nach seiner Ausbildung bei den Mainzer Stadt-Werken<br />
bleiben zu können.<br />
36 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Aktuell<br />
Zertifizierung Energiemanagement<br />
Energiemanagementsystem:<br />
Kostenersparnis und Umweltschutz<br />
Seit Dezember 2016 ist das Evangelische Diakoniewerk Zoar<br />
nach ISO 50001 zertifiziert. Nach diesen Vorgaben wurde<br />
das Energiemanagementsystem an allen Zoar-Standorten<br />
eingeführt.<br />
Ekaterina Schatz und<br />
Alexander Distler<br />
Das Zertifizierungsaudit<br />
fand in folgenden Geltungsbereichen<br />
statt:<br />
Altenhilfe, ambulante Pflege, Eingliederungshilfe/Werkstätten,<br />
Betreuung<br />
und Rehabilitation, Jugendhilfe,<br />
Kindertagesstätte, industrielle<br />
Fertigung und Dienstleistungen sowie<br />
unterstützende Bereiche.<br />
Ziel des Energiemanagementsystems<br />
nach DIN EN ISO 50001 ist die<br />
kontinuierliche Verbesserung der<br />
Energieeffizienz des Unternehmens.<br />
„Mit Hilfe des Energiemanagementsystems<br />
wollen wir unsere Energieeffizienz<br />
erhöhen“, sagt Alexander<br />
Distler, Qualitäts-, Umwelt- und<br />
Energiemanagementbeauftragter<br />
(QMB/UMB/EnMB). Dies diene dem<br />
Einsparen von Energie und somit der<br />
Kostenersparnis sowie dem Umweltschutz.<br />
Auch der Gesetzgeber<br />
fördert das Engagement von Unternehmen<br />
zur Optimierung des Energieverbrauchs.<br />
Für ein modernes<br />
Unternehmen mit einem richtungsweisenden<br />
Leitbild gehört ein systematisches<br />
Energiemanagement zur<br />
Unternehmensphilosophie, so der<br />
Verlautbarung der Direktion. „Es<br />
steht für Wettbewerbsvorteil und<br />
Standortsicherung.“ Im Rahmen des<br />
Energiemanagements werden 55<br />
Objekte betreut, die eine entsprechend<br />
eigene Abrechnung haben.<br />
Komplexes Thema erfordert<br />
Transparenz<br />
Auch bei diesem komplexen Thema<br />
müssen die Mitarbeiter an den verschiedenen<br />
Zoar-Standorten mitgenommen<br />
werden. „Beim Thema<br />
‚Energie‘ geht nichts ohne die Mithilfe<br />
der Belegschaft und der Bewohner<br />
in den Häusern“, bringt es<br />
Alexander Distler auf den Punkt.<br />
Schulung und Aufklärung seien daher<br />
sehr wichtig. „Für das energiebewusste<br />
Handeln sollte immer wieder<br />
sensibilisiert werden“, denn energie-<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
37
Aktuell<br />
verschwendende Handlungen würden<br />
oft unbewusst getan. Zustimmung<br />
erhält Alexander Distler von<br />
seiner Kollegin Ekaterina Schatz, die<br />
Energiebeauftragte ist. Sie koordiniert<br />
unter anderem die Energiedatenerfassung,<br />
unterstützt bei der<br />
Erfassung der energieverbrauchenden<br />
Anlagen und<br />
fungiert als<br />
interne Auditorin.<br />
Um<br />
das komplexe<br />
Thema<br />
im Unter-<br />
nehmen transparent zu machen und<br />
zu implementieren, wurden ein<br />
Energieteam (ET) und ein erweitertes<br />
Energieeffizienzteam (EET) gegründet.<br />
Ekaterina Schatz obliegt<br />
auch die Moderation des Energieteams<br />
sowie die Vermittlung zwischen<br />
dem Energiemanagementbeauftragten<br />
und den Teams (ET und<br />
EET). „Für mich ist das eine sehr spannende<br />
Aufgabe“, berichtet Ekaterina<br />
Schatz, die im Zuge der vorbereitenden<br />
Maßnahmen zur Einführung des<br />
Energiemanagementsystems eingestellt<br />
wurde. „Momentan erfasse ich<br />
Ronny Mehler (Energieelektroniker), Mitarbeiter im Technischen Bereich<br />
Ronny Mehler verantwortet als Elektro-<br />
Fachkraft die Erfassung und Auswertung<br />
von Messdaten sowie deren graphische<br />
Darstellung. Er nimmt die Messungen<br />
an allen Standorten mit einem Messgerät<br />
(Energiedatenlogger) und in<br />
Schutzkleidung vor. Diese Tätigkeit läuft<br />
derzeit kontinuierlich, um so Schritt für<br />
Schritt alle relevanten Daten zu erfassen.<br />
Dafür absolvierte Ronny Mehler eine<br />
entsprechende Schulung. „Die Messtätigkeit<br />
ist ein Arbeiten unter elektrischer<br />
Spannung“, erklärt er. Denn die Daten<br />
bezüglich des Stromverbrauchs werden direkt an der jeweiligen Haupteinspeisung<br />
gemessen. Zum Schutz trägt der Zoar-Mitarbeiter dabei<br />
eine spezielle Kleidung (siehe Fotos auf Seite 39). Diese ist isoliert, um<br />
mögliche Stromschläge und Störlichtbögen abzuleiten. Bei diesen Arbeiten<br />
ist Ronny Mehler nie allein. So wird dafür Sorge getragen, dass die<br />
nötige Arbeitssicherheit gegeben ist. Jede Messung dauert eine Woche.<br />
Dann schaltet sich das Gerät automatisch ab. „Auf diese Weise erfassen<br />
wir die Verbräuche über einen kompletten Zyklus und rechnen dann auf<br />
ein Jahr hoch“, berichtet Ronny Mehler über seine verantwortungsvolle<br />
Tätigkeit. Und weiter: „Nach der Erfassung erfolgt die Zuordnung der<br />
Verbräuche, deren Analyse und gegebenenfalls die Einleitung von Maßnahmen<br />
zur Verbrauchsreduzierung.“ Die gesammelten und aufbereiteten<br />
Daten dienen der Schaffung von Kennzahlen im Rahmen des Energiemanagementsystems.<br />
Gebraucht werden diese, um den laufenden<br />
Energiemanagement-Prozess zu kontrollieren und um Entwicklungen in<br />
Richtung Energieeinsparungen aufzuzeigen.<br />
alle energierelevanten Daten.“ Außerdem<br />
achtet sie darauf, dass ihr<br />
die nötigen Daten fristgerecht zugeliefert<br />
werden. Dabei ist sie im ständigen<br />
Austausch mit dem Energiemanagementbeauftragten,<br />
Alexander Distler, und den Verantwortlichen<br />
der Bereiche Zentrale<br />
Dienstleistungen, Technischer Bereich,<br />
den Betriebsleitern Technik<br />
der Werkstätten sowie den anderen<br />
Energieteam-Mitgliedern (zum Beispiel<br />
Haustechniker).<br />
Vorschläge zur Umsetzung<br />
Die Aufgabe des Energieteams ist es,<br />
herauszufinden, an welchen Stellen<br />
im Unternehmen ohne Qualitätseinbußen<br />
am meisten Energie eingespart<br />
werden kann. Dabei werden<br />
folgende Fragen gestellt: Welche<br />
Energieverbräuche (Heizöl, Gas,<br />
Hackschnitzel für den Wärmebedarf<br />
sowie Strom und Kraftstoffe) gibt es?<br />
Und warum gibt es diese Energieverbräuche?<br />
Hierbei geht es vorrangig<br />
um Datensammlung, -erfassung,<br />
-auswertung und die entsprechende<br />
Dokumentation. Nach erfolgter Aufbereitung<br />
werden der Direktion und<br />
den Fachabteilungsleitungen Vorschläge<br />
zur Energieeffizienzsteigerung<br />
gemacht, die dann über die<br />
Umsetzung entscheiden. Im Rahmen<br />
des Management Reviews wird unter<br />
anderem die Wirksamkeit des Energiemanagementsystems<br />
überprüft<br />
und bewertet. Wenn im Zuge der<br />
Umsetzungsentscheidung der Direktion<br />
Gelder frei gemacht werden,<br />
dann werden diese bestimmten<br />
Maßnahmen in den Investitionsplan<br />
aufgenommen.<br />
Ein Beispiel: das Beleuchtungssystem<br />
in den Arbeitsbereichen der<br />
Zoar-Werkstätten in Alzey. Es gehört<br />
zu den ältesten im Vergleich zu den<br />
anderen Zoar-Werkstätten. In den<br />
38 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Aktuell<br />
Sensibilisierung für Energieeinsparungen<br />
Audit-Abschlussgespräch im März <strong>2017</strong>: gute Ergebnisse,<br />
keine Abweichungen von der Norm und somit<br />
Aufrechterhaltung des Zertifikats.<br />
Zoar-Werkstätten Alzey wird der<br />
Austausch aktuell vorbereitet. Das<br />
neue LED-Beleuchtungssystem wird<br />
nicht nur energieeffizient wirken,<br />
sondern auch fast wartungsfrei sein<br />
sowie die Arbeitsbedingungen durch<br />
die variable Wahl zwischen mehreren<br />
Helligkeitsstufen verbessern. Innerhalb<br />
dieses Projekts zur Umstellung<br />
auf die neueste LED-Technik werden<br />
auch die Schaltkreise optimiert. Dieses<br />
Projekt liegt in der Verantwortung<br />
von Ronny Mehler, Zoar-Mitarbeiter<br />
im Technischen Bereich (siehe<br />
dazu der Infokasten). „Bei der Neueinführung<br />
der modernen LED-Technik<br />
werden parallel Standards erarbeitet,<br />
die für eine Vereinheitlichung<br />
sorgen sollen“, so Mehler. „Denn<br />
wenn überall die gleiche Beleuchtungstechnik<br />
verwendet wird, spart<br />
man auch beim Einkauf Kosten ein.“<br />
Alexandra Koch<br />
Ronny Mehler bei Arbeiten<br />
unter elekrischer Spannung<br />
mit Schutzanzug<br />
Im Rahmen des Energiemanagementsystems<br />
ist es für Unternehmen zur Pflicht geworden,<br />
Energieeinsparmaßnahmen einzuleiten. Die<br />
kontinuierliche und lückenlose Erfassung<br />
von Energiedaten gehört ebenfalls zu diesem<br />
Prozess. Das externe Audit in den zertifizierten<br />
Unternehmen findet jährlich statt. Um<br />
Energie einzusparen, muss Energie auch mit<br />
eingepreist werden. Das heißt, dass bei jeder<br />
Beschaffung auf die Energieeffizienz des<br />
Geräts geachtet werden muss. „Hierbei wird<br />
nicht nur der reine Anschaffungspreis für<br />
eine Maschine verglichen, sondern auch der<br />
Stromverbrauch über die geplante Nutzungsdauer<br />
mit eingepreist“, erklärt Energiemanagementbeauftragter<br />
Alexander Distler.<br />
„Oft gehen Energieeinsparpotentiale<br />
aufgrund der Arbeitsverdichtung im<br />
Alltag unter“, sagt Distler. „Mit der<br />
Verpflichtung seitens des Gesetzgebers<br />
zur Einführung des Energiemanagementsystems<br />
erlangt die<br />
Optimierung des Energieverbrauchs<br />
eine ganz neue Bedeutung.“<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
39
Veranstaltungen & Feste<br />
500. Jahrestag der Reformation<br />
Türen für mehr soziale<br />
Gerechtigkeit – eine bundesweite,<br />
diakonische Mitmachaktion<br />
Unter dem Motto „Türen öffnen. Gerechtigkeit leben.“ waren diakonische Einrichtungen dazu<br />
aufgerufen, Türen zu gestalten. Dabei waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. In Workshops<br />
entstanden bunte, auffällige, Botschaften tragende Türen-Kunstwerke, die das Engagement der<br />
Diakonie für Gerechtigkeit in die Öffentlichkeit tragen sollen.<br />
Auch das Evangelische<br />
Diakoniewerk Zoar beteiligte<br />
sich an dieser diakonischen<br />
Mitmachaktion. Von Oktober<br />
2016 bis März <strong>2017</strong> entstanden<br />
vier Türen zum Thema; und zwar im<br />
Bereich Kunstgewerbe der Zoar-<br />
Werkstätten Rockenhausen, in der<br />
Abteilung „Kunst&Gewerbe“ der<br />
Zoar-Werkstätten Heidesheim, in<br />
der Tagesstrukturierung der Zoar-<br />
Wohnanlage am Volkspark in Kaiserslautern<br />
und im Bereich Ambulante<br />
Angebote am Zoar-Standort Ingelheim.<br />
Im April war es dann soweit.<br />
Die Zoar-Türen wurden nach Speyer<br />
transportiert, um im Licht der Öffentlichkeit<br />
zu glänzen. Am Festwochenende<br />
nutzten hunderte von Besuchern<br />
die Gelegenheit, die Türen in<br />
der Stadt anhand eines Plans ausfindig<br />
zu machen. Jede Tür trug Türanhänger<br />
mit einem entsprechenden<br />
QR-Code (siehe Seite 42). Dieser führt<br />
nach dem Einscannen auf eine Seite<br />
der Diakonie, auf der alle ausgestellten<br />
Türen in ihrer Entstehungsgeschichte<br />
und mit ihrer Hintergrundbotschaft<br />
vorgestellt werden<br />
(www.diakonie<strong>2017</strong>.de).<br />
Reformation öffnet Türen<br />
Die Türen-Ausstellung der „Pfälzer<br />
Türen“ in Speyer war Teil der Kir-<br />
An zentraler Stelle vor der RPR1-Bühne beim Historischen Rathaus in der<br />
Maximilianstraße in Speyer waren zwei Zoar-Türen ausgestellt.<br />
chen-Kultur-Tage zum Europäischen<br />
Stationenweg. Dazu kam der blaue,<br />
16 Meter lange Reformations-Truck<br />
der Evangelischen Kirche mit seiner<br />
Multimedia-Ausstattung in die<br />
Stadt. Er machte auf seiner Tour<br />
quer durch Europa auch Halt in<br />
Speyer. Dies war seine 52. Station.<br />
Seine Reise führte den Reformations-Truck<br />
durch 67 Städte in 19<br />
europäischen Ländern, entlang des<br />
Europäischen Stationenwegs. Zeitgleich<br />
fanden in Speyer die Kirchen-<br />
Kultur-Tage statt, um so auf die Feiern<br />
zum 500. Jubiläum der<br />
Reformation einzustimmen. Dazu<br />
dienten auch die gestalteten Türen;<br />
als Hinweis darauf, dass die Reformation<br />
Türen öffnet.<br />
Gespräch mit der Ministerin<br />
Zahlreiche kreativ gestaltete<br />
Thesentüren zum Thema Gerechtigkeit<br />
standen im Mittelpunkt des<br />
40 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Veranstaltungen & Feste<br />
Interesses der Veranstaltungsbesucher.<br />
Die Türen waren an verschiedenen<br />
Orten der Stadt ausgestellt,<br />
darunter waren auch vier Zoar-Türen;<br />
zwei davon standen direkt an<br />
der RPR1-Bühne vor dem Historischen<br />
Rathaus in der Maximilianstraße.<br />
Eine Tür stand in der Buchhandlung<br />
„Osiander“ und eine im<br />
Stadtratssitzungssaal; allesamt sehr<br />
publikumswirksame Plätze. Zoar-<br />
Mitarbeiter Ernst Bogdan und Ferdinand<br />
Keller, der im Bereich Kunstgewerbe<br />
der Zoar-Werkstätten<br />
Rockenhausen beschäftigt ist, trafen<br />
an „ihrer“ Tür sogar mit der Ministerin<br />
Sabine Bätzing-Lichtenthäler<br />
zusammen. An der Tür kam man ins<br />
Gespräch. Auch Manfred Sutter,<br />
Oberkirchenrat der Evangelischen<br />
Kirche der Pfalz, und Sabine Jung,<br />
Abteilungsleiterin Diakonisches<br />
Profil und Pflege, waren sehr interessiert<br />
und ließen sich von Ernst<br />
Bogdan und Ferdinand Keller die<br />
Entstehungsgeschichte der Zoar-Tür<br />
aus Rockenhausen erklären. Im Rahmen<br />
des Gesprächs fanden sowohl<br />
das Kreuz mit der Waage der Ge-<br />
Die Tür aus der Abteilung<br />
Kunst&Gewerbe der Zoar-Werkstätten<br />
Heidesheim stand in der Buchhandlung<br />
„Osiander“ in Speyer.<br />
(v.l.n.r.) Ernst Bogdan,<br />
Manfred Sutter, Nicole Busch,<br />
Ferdinand Keller und<br />
Ministerin Sabine Bätzing-<br />
Lichtenthäler an der Zoar-Tür<br />
aus Rockenhausen<br />
Zoar-Gäste aus Kaiserslautern<br />
besuchten „ihre“ Tür: (v.l.n.r. )<br />
Gertrud Kirch, Monika Swoboda<br />
im Rollstuhl, Regina Stein,<br />
Knut Fuchs und Carmen Kraus<br />
rechtigkeit als auch der Apfel vom<br />
Baum der Erkenntnis und die Wahl<br />
der Farbe Blau Erwähnung.<br />
Türenkampagne der Diakonie<br />
„Türen öffnen. Gerechtigkeit leben.“<br />
ist eine Kampagne der Diakonie<br />
Deutschland für mehr soziale Gerechtigkeit<br />
und startete anlässlich<br />
des 500. Reformationsjubiläums der<br />
Evangelischen Kirche. Im Zuge der<br />
Mitmachaktion hatten Mitarbeiter,<br />
Bewohner, Klienten und Ehrenamtliche<br />
diakonischer Einrichtungen die<br />
Möglichkeit, ihre Ideen und Gedanken<br />
zur Reformation in gestalterischer<br />
Form einzubringen. Das auf<br />
den Türen zu Sehende und zu Lesende<br />
dient der Veranschaulichung von<br />
Wünschen und Visionen unter dem<br />
Gesichtspunkt einer gerechteren<br />
Welt. Warum gerade diese Aktion im<br />
Jubiläumsjahr der Reformation? Der<br />
Thesen-Anschlag von Martin Luther<br />
an die Tür der Wittenberger Schlosskirche<br />
am 31. Oktober 1517 gilt als<br />
Geburtsstunde der Reformation.<br />
Über seine 95 Thesen wollte er mit<br />
Gelehrten diskutieren; „aus Liebe<br />
zur Wahrheit“, so die Überlieferung.<br />
Auch damals ging es ganz stark um<br />
Gerechtigkeit, die Suche nach Wahrheit<br />
und Erlösung. Luther hat mit<br />
seiner mutigen Aktion nicht nur eine<br />
Tür mit einer Botschaft versehen.<br />
Er hat ein Symbol geschaffen. Die<br />
Türenkampagne wurde von der Diakonie<br />
als starkes Zeichen gesetzt.<br />
Die Türen stehen für Perspektiven,<br />
Erfahrungen und Geschichten zum<br />
Thema „Gerechtigkeit“. Es geht darum,<br />
mahnend an die soziale Verantwortung<br />
für Schwächere zu erinnern.<br />
Gehört es doch zum diakonischen<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
41
Veranstaltungen & Feste<br />
Grundauftrag, Benachteiligten und<br />
Beeinträchtigten die Tür zur Gesellschaft<br />
zu öffnen. Gerade in heutiger<br />
Zeit, in der alle Welt von Inklusion<br />
spricht, ist eine gerechte Teilhabe aller<br />
unabdingbar.<br />
Zoar-Mitarbeiter und -Klienten<br />
besuchten „ihre“ Türen<br />
Die Türen-Ausstellung in Speyer war<br />
prominent besetzt. Ministerin Sabine<br />
Bätzing-Lichtenthäler beantwortete<br />
auf der RPR1-Bühne Fragen zum Thema<br />
„Soziale Gerechtigkeit“. Außerdem<br />
fanden Interviews mit Oberkirchenrat<br />
Manfred Sutter und Landesdiakoniepfarrer<br />
Albrecht Bähr statt. Diverse<br />
Türengestalter wurden nach ihrer<br />
Intention gefragt, so dass alle beteiligten<br />
Seiten zu Wort kamen. Musikalisch<br />
umrahmt wurde die offizielle<br />
Türen-Ausstellungseröffnung von<br />
der Trommelgruppe des Jugendhilfezentrums<br />
Worms und der Landauer<br />
Bläserkantorei unter der Leitung des<br />
Landesposaunenwarts Christian Syperek.<br />
Zahlreiche Besucher wohnten<br />
der Ausstellungseröffnung bei, bevor<br />
sie sich, bestückt mit einem Ausstellungskatalog,<br />
auf den Weg zu den<br />
verschiedenen Türen machten.<br />
Der Festakt zog auch zahlreiche Zoar-<br />
Türengestalter an; mit dabei waren<br />
eine Gruppe der Tagesstrukturierung<br />
der Zoar-Wohnanlage am Volkspark in<br />
Kaiserslautern, Zoar-Künstler Manuel<br />
Presser mit seiner Frau Renate sowie<br />
Ernst Bogdan und Ferdinand Keller.<br />
Die Gruppe von Zoar-Mitarbeitern<br />
und -Klienten aus Kaiserslautern hatte<br />
ein Plakat angefertigt, um ihrem<br />
Gefallen Ausdruck zu verleihen. Darauf<br />
ist ein Text von Knut Fuchs zu<br />
lesen: „Am 7. April <strong>2017</strong> unternahmen<br />
wir einen Ausflug nach Speyer<br />
zum Reformationstag. Besichtigt wurden<br />
der Dom, die Türen, die Innenstadt<br />
mit zahlreichen Geschäften.<br />
Außerdem waren Musikgruppen<br />
rund um die RPR1-Bühne zu sehen.<br />
Als Abschluss kehrten wir ein. Es war<br />
ein Tag der Superlative, den wir so<br />
schnell nicht vergessen werden“.<br />
Dank der Diakonie fürs<br />
Mitmachen<br />
Für das Engagement der kreativen<br />
Türengestalter bedankte sich auch<br />
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie<br />
Deutschland mit folgenden Worten:<br />
„Die Einladung an alle, die unter<br />
dem weiten Dach der Diakonie leben<br />
und arbeiten, gemeinsam Türen<br />
zu gestalten, wie es im Jahr <strong>2017</strong><br />
um die Gerechtigkeit steht, ist bundesweit<br />
auf großes Interesse gestoßen<br />
und hat viel positiven Anklang<br />
gefunden“. Und weiter: „Ihre Tür<br />
zeigt Ihre Leidenschaft für Gerechtigkeit.<br />
Sie zeigt auch, mit wieviel Phantasie<br />
und Engagement Sie sich dafür<br />
einsetzen, dass ein Mehr an Gerechtigkeit<br />
und Teilhabe erfahrbar wird.<br />
Auf kreative Weise haben Sie Ihre<br />
Vorstellungen und Träume von einer<br />
gerechteren Welt ins Bild gesetzt“.<br />
Alexandra Koch<br />
Zoar-Tür,<br />
Rockenhausen<br />
„Gerechtigkeit“<br />
Zoar-Tür, Ingelheim<br />
„Türen öffnen für<br />
Randgruppen“<br />
Zoar-Tür, Kaiserslautern<br />
„Türen öffnen –<br />
Gerechtigkeit leben“<br />
Zoar-Tür, Heidesheim<br />
„Akzeptanz, Freundschaft,<br />
Frieden, Zuneigung,<br />
Toleranz“<br />
42 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Veranstaltungen & Feste<br />
Türhaus der Gerechtigkeit in Wittenberg<br />
Zehn der in Speyer ausgestellten „Pfälzer Türen“<br />
wurden ausgewählt für einen weiteren Einsatz; und<br />
zwar zum Bau einer Türeninstallation in Wittenberg.<br />
Dort entstand im Rahmen der Weltausstellung<br />
Reformation (20. Mai bis 10. September <strong>2017</strong>)<br />
ein Türhaus der Gerechtigkeit. Darin wurden auch<br />
zwei Zoar-Türen verbaut, und zwar die im Bereich<br />
Kunstgewerbe der Zoar-Werkstätten Rockenhausen<br />
und die im Bereich „Kunst&Gewerbe“ der Zoar-<br />
Werkstätten Heidesheim entstandenen Türen-<br />
Kunstwerke. Dies ist als besondere Auszeichnung zu<br />
betrachten, denn die Errichtung des Türhauses der<br />
Gerechtigkeit gilt als Höhepunkt der bundesweiten<br />
Türen-Kampagne, an der sich die Diakonie Pfalz mit<br />
dreißig Vorschlägen beteiligte. Eine hochkarätige<br />
Jury wählte die Türen für die Installation aus. Unter<br />
den Auserwählten sind zehn Türen aus dem Bereich<br />
der Diakonie Pfalz. Zwei davon stammen von Zoar.<br />
Alle Türen sind mit einem QR-Code versehen, so<br />
dass Entstehungsgeschichte und Intention jeder<br />
einzelnen Tür auf dem Smartphone einfach und schnell<br />
nachgelesen werden kann.<br />
Das Türhaus der Gerechtigkeit steht auf dem Kirchplatz<br />
der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien in Wittenberg.<br />
Diese Kirche war Luthers Predigtkirche und ist eng mit<br />
den reformatorischen Ereignissen in Wittenberg verbunden.<br />
Hier wurde die Heilige Messe erstmals in deutscher<br />
Sprache gefeiert. Die Stadtkirche gilt als Mutterkirche<br />
der Reformation. Während des Reformationssommers<br />
präsentiert das Türhaus auf drei Etagen rund sechzig<br />
Türen der Kampagne. Das Türhaus wurde vom Düsseldorfer<br />
Architekten Martin Ritz-Rahman entworfen und<br />
von der Roßlauer Schiffswerft bei Dessau in Sachsen-<br />
Anhalt gebaut. Das Richtfest war am 16. Mai <strong>2017</strong>. Auf<br />
dem Kirchplatz der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien ist<br />
das Türhaus bis zum Ende der Weltausstellung Reformation<br />
am 10. September <strong>2017</strong> zu besichtigen und zu<br />
begehen. Es ist ein Blickfang sowohl bei Tag als auch<br />
beleuchtet am Abend.<br />
Türhaus in Wittenberg<br />
mit Zoar-Türen<br />
aus Rockenhausen<br />
(siehe rechts)<br />
und Heidesheim<br />
(siehe unten)<br />
Gestaltete Zoar-Tür<br />
aus Heidesheim<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
43
Veranstaltungen & Feste<br />
36. Deutscher Evangelischer Kirchentag Berlin – Wittenberg<br />
Ein Kommentar von Alexandra Koch<br />
Der Kirchentag war in diesem Jahr etwas ganz Besonders,<br />
denn er stand ganz im Zeichen der Reformation.<br />
Ich fühlte mich getragen von dieser ausgesprochen<br />
offenen und kommunikativen Atmosphäre. Ganz Berlin<br />
war voll von orangenen Schals mit der Aufschrift „Du<br />
siehst mich“ (1. Mose 16,13). Das war die Losung. 500<br />
Jahre Reformation, nicht als Geschichtsstunde, sondern<br />
vielmehr mit dem Blick auf die Gegenwart und Zukunft<br />
des Christentums gerichtet. Es war ein unglaublich<br />
starkes Zusammengehörigkeitsgefühl von Christen<br />
weltweit. Alle möglichen Sprachen waren zu hören. Und<br />
alle waren verbunden allein durch ihren Glauben. Das<br />
Angebot auf dem Messegelände und in der Stadt Berlin<br />
war so riesig, dass man nur einen Bruchteil davon<br />
wahrnehmen konnte. Aber allein die Gespräche mit anderen<br />
Kirchentagsbesuchern und den vielen freiwilligen<br />
Helfern waren ein Gewinn.<br />
Ich sprach mit einem jungen Mann aus Bayern, der auf<br />
dem Messegelände die Kirchentagsschals verkaufte. Auf<br />
seinem T-Shirt war, wie bei allen Helfern, die Aufschrift<br />
„Du bist ein Gewinn“ zu lesen. Kurz und knapp und<br />
doch so richtig. Auf meine Frage, warum er das macht,<br />
sagte er: „Ich will einfach helfen“. Kurz und knapp und<br />
doch so richtig. Dann erzählte er mir, dass er dafür extra<br />
Urlaub genommen hat, denn die meisten Helfer sind<br />
schon Tage vor der Veranstaltungseröffnung da, um<br />
beim Aufbau zu helfen. Auch nach dem Ende der Veranstaltung,<br />
wenn alle Besucher schon<br />
abgereist sind, gibt es noch richtig viel<br />
beim Abbau zu tun. Also auch das ein<br />
starkes Zeichen für Solidarität und den<br />
Dienst an der Gemeinschaft. Insgesamt<br />
waren beim Kirchentag ganz viele<br />
junge Menschen zu sehen, ob an den<br />
Ständen beim Markt der Möglichkeiten,<br />
vor den verschiedenen Bühnen, bei den<br />
Gesprächskreisen und Andachten, beim<br />
Offenen Singen und den Podiumsdiskussionen.<br />
Es gab so viel zu hören und zu sehen.<br />
Ein Pärchen, beide langjährige<br />
Kirchentagsbesucher, waren ganz in<br />
Eingang zum Messegelände, Berlin<br />
Orange gekleidet; ausgestattet mit Kirchentag-Schals,<br />
-Shirts, -Mützen und -Taschen. Ich traf sie vor dem<br />
Brandenburger Tor beim Konzert mit Yvonne Catterfeld.<br />
Der Kirchentag ist für sie auch ein Fest, so beide<br />
übereinstimmend. „Wir fallen auf.“ „Ja, stimmt“, sagte<br />
ich. „Wir feiern unseren Glauben und verstecken ihn<br />
nicht.“ Dann sind sie wieder in der Menge verschwunden.<br />
Richtig. Genau darum geht es: das Bekenntnis<br />
zum Glauben; vor sich und vor Gott. In einer Gruppe<br />
Gleichgesinnter fällt das leicht. Man fühlt sich getragen<br />
und wortlos verstanden. Übt aber jemand Kritik oder<br />
äußerst Zweifel, wird es schon schwieriger. Das wurde<br />
vom Kabarett-Duo „Hermanns & Putzler“ unterhaltsam<br />
aufgegriffen. Die zwei Kabarettistinnen gehören quasi<br />
zum Inventar der Kirchentage und waren daher natürlich<br />
auch in Berlin dabei. Die eine im roten Kleid (glaubt<br />
an Gott) und die andere im grünen Kleid (glaubt nicht<br />
an Gott). Die Dialoge waren<br />
herrlich; zum Beispiel ging es um<br />
das Kirchenlied „Ein feste Burg ist<br />
unser Gott“. Martin Luther schrieb<br />
es um 1529. Es ist ein Lied mit großer<br />
Symbolkraft. Der „gespielte“<br />
Streit auf der Bühne ging um das<br />
fehlende „e“ beim Artikel. „Eigentlich<br />
müsste es doch ‚eine Burg‘<br />
heißen“, so Frau Putzler, die mit<br />
dem grünen Kleid. Die Deklination<br />
stimmt nicht. Frau Hermanns, die<br />
in dem roten Kleid, versucht es<br />
ihr zu erklären. „Das Lied stammt<br />
Kirchentag Berlin, Pärchen in orange<br />
44 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Veranstaltungen & Feste<br />
Diakonie-Bühne, Kirchentag Berlin<br />
Kirchentagsfahne<br />
mit Slogan<br />
doch aus einer anderen Zeit.<br />
Da wurde noch ganz anders<br />
gesprochen.“ Außerdem<br />
sei es doch vor allem die<br />
Symbolkraft, eingebettet in<br />
eine eingängige Melodie,<br />
die dieses Kirchenlied so<br />
bedeutend mache. Frau<br />
Putzler bleibt skeptisch. Bis<br />
zu dem Moment, in dem<br />
alle Zuschauer in dieser<br />
Halle des Messegeländes<br />
das Lied „Ein feste Burg ist<br />
unser Gott“ anstimmen. Die<br />
meisten singen es komplett<br />
auswendig. Auch dies war einer der besonders schönen<br />
Momente auf dem Kirchentag. Ein bewegender Moment.<br />
Außerdem gab es ganz viele interessante<br />
Momente; zum Beispiel<br />
einem „echten“ Bundesminister ganz<br />
nah zu sein (siehe Foto von Dr. Gerd<br />
Müller aus nächster Nähe). Wie? Am<br />
Stand des Bundesministeriums für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung. Der Stand trug<br />
die Überschrift „EINEWELT – Unsere<br />
Verantwortung“. Dr. Gerd Müller kam<br />
mit seiner Entourage zum Stand, um<br />
diesen zu eröffnen. Zufällig stand ich<br />
Bundesminister Dr. Gerd Müller<br />
an genau der richtigen Stelle. Erstaunlich was ein Amt<br />
in der Außenwirkung verursacht. Ein Menschenauflauf<br />
am Stand, nervöses Warten seiner Ministeriumsmitarbeiter,<br />
plötzliche Stille beim Eintreffen des Ministers.<br />
Und? Nett und freundlich und ganz locker begrüßte er<br />
fast alle am Stand per Handschlag. Seinen zwei Leibwächtern<br />
war das nicht ganz so Recht. Auch auf der<br />
kleinen Bühne war er eingekreist von interessierten<br />
Zuhörern. Ein Minister auf Tuchfühlung. Ein Mensch<br />
wie du und ich. So wie wir vor Gott alle gleich sind. Das<br />
war ein schönes Erlebnis; ebenso wie der Abend der<br />
Begegnung, die Abendandachten mit Kerzen in der<br />
Hand und die vielen tollen Projekte, die gezeigt und<br />
erklärt wurden. Projekte, die helfen, benachteiligte und<br />
beeinträchtigte Menschen aus dem Schatten zu holen<br />
und ihnen stattdessen Teilhabe zu bieten. Teilhabe an<br />
der Gemeinschaft; beim Wohnen, beim Arbeiten und in<br />
der Freizeit. Das sogenannte Quartier (in vielen Städten<br />
wird es schon realisiert); kein neues Wort, aber eine<br />
neue Begrifflichkeit mit einer besonderen Bedeutung.<br />
Im Quartier hilft jeder dem anderen. So wie früher auf<br />
dem Dorf.<br />
„Ein feste Burg ist unser Gott“ begegnete mir dann in<br />
Wittenberg wieder; und zwar am Turm der Schlosskirche<br />
Wittenberg. Dort prangt das mit Mosaiksteinen<br />
gestaltete Spruchband weithin sichtbar. An die Tür<br />
dieser Kirche hat Luther 1517 auch seine 95 Thesen<br />
angeschlagen. Wittenberg ist diesen Sommer geprägt<br />
von der Weltausstellung Reformation. Die Stadt ist voll<br />
mit Besuchern aus aller Herren Länder. Zum Festwochenende,<br />
mit dem der Kirchentag<br />
endete, war die Stadt außerdem<br />
voller Polizei und fast hermetisch<br />
abgeriegelt. Schade, dass heutige<br />
Großveranstaltungen nur noch unter<br />
höchstem Polizeischutz möglich sind;<br />
selbst solche friedlichen Feste wie der<br />
Kirchentag. An die unglaublich starke<br />
Polizeipräsenz in der Stadt, an allen<br />
Kreuzungen und Zufahrten sowie auf<br />
dem Festtagsgelände, musste man<br />
sich erst gewöhnen. Wenn das aber<br />
die großartigen Gemeinschaftserlebnisse<br />
bei der „Nacht der Lichter“, beim<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
45
Veranstaltungen & Feste<br />
Wittenberg, Stadtkirche und dahinter die Schlosskirche<br />
Torraum „Welcome“, Blick über<br />
Wittenberg<br />
Torraum „Welcome“:<br />
die Lutherbibel als Aussichtsturm<br />
Festgottesdienst mit Abendmahl<br />
und beim Reformationspicknick auf<br />
den Elbwiesen erst möglich machte, so ist das auch<br />
gut. Es war eine große organisatorisch-logistische<br />
Leistung der Veranstalter, das Fest auf den Elbwiesen<br />
bei Wittenberg zum Erfolg werden zu lassen.<br />
Brennende Kerzen in Windlichtern verbreiteten sich<br />
vom Altar aus über das gesamte Festtagsgelände.<br />
Die „Nacht der Lichter“ war ein einmaliges Erlebnis;<br />
ebenso die Sonnenaufgangsandacht mit leisen,<br />
sphärischen Klängen und einer „frechen“ Posaune<br />
dann und wann dazwischen. So begrüßten alle den<br />
neuen Morgen. Ähnlich friedlich und hoffnungsfroh<br />
ging es weiter; bis hin zum Festgottesdienst, dem<br />
Picknick und dem Abschlusskonzert. Auch Konstantin<br />
Wecker war dabei. Ein kritischer Geist. Einer, der sich<br />
erst mit der Reife zunehmender Lebensjahre der Religion<br />
wieder geöffnet hat. Er sagt von sich: „Ich fühle<br />
mich dem ‚Mann aus Nazareth‘ sehr verbunden.<br />
Jesus war ein Mensch, und er hat eine unglaublich<br />
schöne, große Idee in die Welt gebracht hat: die der<br />
Liebe und des Mitgefühls“.<br />
Martin Luther (1483-1546)<br />
Martin Luther ist das<br />
Gesicht der Reformation.<br />
Sein Thesenanschlag<br />
vor 500 Jahren war der<br />
reformatorische Urknall.<br />
Als Mönch plagten Luther<br />
Zweifel und Ängste vor<br />
dem Gericht Gottes. Den<br />
rettenden Ausweg fand er<br />
im Neuen Testament. Immer<br />
und immer wieder las<br />
er in der Heiligen Schrift<br />
und erkannte, dass Gott<br />
nicht der zürnende und bestrafende Gott ist, wie er in<br />
der damaligen Zeit gesehen wurde, sondern der den<br />
Menschen liebende und verzeihende Gott. Als Luther<br />
das erkannt hatte, predigte er dies fortan. Sein Haus<br />
war ein offenes Haus. An seinem Tisch kamen Gelehrte<br />
95 Thesen, Schlosskirche Wittenberg<br />
46 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Veranstaltungen & Feste<br />
Luther, Schlosskirche Wittenberg<br />
und Studenten<br />
zusammen. Viele<br />
suchten die Nähe<br />
zum Reformator,<br />
um sich über<br />
Glaubensinhalte<br />
und politische<br />
Strömungen<br />
auszutauschen.<br />
Luther war kein<br />
„Revoluzzer“. Aber<br />
er hatte eine ganz<br />
feste Glaubensüberzeugung<br />
und<br />
stand als äußerst<br />
charismatische<br />
Persönlichkeit zu seinen Überzeugungen. Er ließ sich<br />
nicht einschüchtern. Trotz oder gerade wegen der starren<br />
Glaubensüberzeugungen des Mittelalters wagte er<br />
es, sich dem Kaiser und dem Papst zu widersetzen.<br />
Im Volk wird Luther schnell zu einer Art Ikone.<br />
Auf Wunsch seines Vaters begann Martin Luther ein Jurastudium,<br />
das er jedoch bald aufgab. Stattdessen trat<br />
er ins Kloster ein und wurde Augustinermönch. In der<br />
Zeit im Kloster in Erfurt fand er einen immer engeren<br />
Bezug zur Bibel. Er wurde Priester<br />
und absolvierte ein Theologiestudium.<br />
1512 wurde er Doktor der<br />
Theologie und erhielt an der Wittenberger<br />
Universität eine Bibelprofessur.<br />
1514 wurde er als Prediger<br />
an die dortige Stadtkirche berufen.<br />
Sein intensives Studieren der Bibel<br />
führte ihn zu anderen Erkenntnissen,<br />
als sie damals von der römischkatholischen<br />
propagiert wurden.<br />
Dabei war der sogenannte Ablasshandel<br />
nur ein Punkt seiner Thesen. Sich<br />
gegen einen Geldbetrag von Sünden freikaufen<br />
zu können, widersprach, laut Luther, den Aussagen<br />
der Bibel. Für die kirchlichen und weltlichen Herrscher<br />
wurde Luther zunehmend zur Gefahr. Schließlich wurde<br />
die „Reichsacht“ gegen ihn ausgesprochen. Der sächsische<br />
Kurfürst Friedrich der Weise brachte Luther auf der<br />
Wartburg in Sicherheit. Dort verdeutschte Martin<br />
Luther in nur elf Wochen das Neue Testament aus<br />
dem Griechischen. In den Folgejahren übersetzte er<br />
auch das Alte Testament, so dass 1534 die erste<br />
Gesamtausgabe einer deutschen Bibel erschien.<br />
Unter den deutschen Bibeln ist die Übersetzung<br />
Martin Luthers bis heute das Original. Luther erreichte<br />
damit, dass das Wort Gottes all seinen Landsleuten zugänglich<br />
wurde. Wohingegen zuvor nur die gelehrte<br />
Oberschicht über teure<br />
Bibel-Handschriften<br />
in lateinischer<br />
Sprache verfügte.<br />
Der zu dieser Zeit<br />
aufkommende<br />
Buchdruck, nach<br />
einer Erfindung von<br />
Johannes Gutenberg,<br />
unterstützte die für<br />
Luther-Denkmal in Wittenberg damalige Verhältnisse<br />
rasante Verbreitung<br />
aller Luther-Schriften. Ein Ruck ging durch das Land.<br />
Und der Druck mit den neuen beweglichen Lettern in<br />
zahlreichen Druckereien, die wie Pilze aus dem Boden<br />
schossen, versah das neue und noch dazu lesbare<br />
Gedankengut mit einer nicht mehr<br />
aufzuhaltenden Eigendynamik. Es<br />
kam zu einer Flut der Nachdrucke,<br />
und auch hier wusste sich Luther<br />
ganz pragmatisch zu helfen. Er<br />
entwarf sein eigenes Logo: die<br />
Luther-Rose. Ab 1524 setzte<br />
Luther auf seine Editionen die<br />
Luther-Rose als Markenzeichen.<br />
Sie steht bis heute für die Qualität<br />
und Authentizität der <strong>Ausgabe</strong>n<br />
der Lutherbibel, die bei der Deutschen<br />
Bibelgesellschaft erscheinen.<br />
Martin Luther entdeckte die Rosen-Illustration<br />
in einem Kirchenfenster der Augustinerkirche in<br />
Erfurt. Jedes Element der Luther-Rose steht für eine<br />
Glaubensüberzeugung. Eingerahmt wird alles von<br />
einem goldenen Ring, der keinen Anfang und kein<br />
Ende hat; so wie die Liebe Gottes.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
47
Veranstaltungen & Feste<br />
Türen für mehr soziale Gerechtigkeit<br />
500. Jahrestag der Reformation<br />
Zoar hat vier Türen gestaltet. Die Türen wurden bemalt, beklebt und lackiert. Die Aktion stand<br />
unter dem Motto „Türen öffnen. Gerechtigkeit leben.“ Auch andere diakonische Einrichtungen<br />
haben daran teilgenommen. Von Oktober 2016 bis März <strong>2017</strong> entstanden die Türen hier:<br />
Kunst-Gewerbe der Zoar-Werk-Stätten Rockenhausen, in der Abteilung „Kunst&Gewerbe“<br />
der Zoar-Werk-Stätten Heidesheim, in der Tages-Strukturierung der Zoar-Wohn-Anlage am<br />
Volks-Park in Kaiserslautern und im Bereich Ambulante Angebote am Zoar-Stand-Ort Ingelheim.<br />
Im April war es dann soweit. Die Zoar-Türen wurden nach Speyer transportiert, um dort<br />
in der Stadt ausgestellt zu werden. Viele Besucher haben sich die Türen angeschaut. Auch<br />
die Zoar-Künstler, die die Türen bemalt haben, waren dabei. Das alles fand statt, weil wir in<br />
diesem Jahr das 500. Jubiläum der Reformation feiern. Mit der Reformation verbinden wir<br />
Martin Luther. Er hat die Bibel ins Deutsche übersetzt. Die evangelische Kirche ist aus der<br />
Reformation entstanden.<br />
Bei dieser Mitmach-Aktion hatten Mitarbeiter, Bewohner, Klienten und Ehren-Amtliche die<br />
Möglichkeit, ihre Ideen und Gedanken zur Reformation einzubringen. Als Martin Luther seine<br />
95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schloss-Kirche genagelt hat (31. Oktober 1517), ging<br />
es dabei auch ganz stark um Gerechtigkeit. Luther hat mit seiner mutigen Aktion eine Tür mit<br />
einer Botschaft versehen und so ein Symbol geschaffen. Die Tür als Symbol. Diese Aktion<br />
(Türen mit Botschaften) soll an die soziale Verantwortung für Schwächere erinnern. Hier auf<br />
dieser Internet-Seite können alle bemalten Türen angeschaut werden: www.diakonie<strong>2017</strong>.de.<br />
Im Rahmen der Welt-Ausstellung Reformation (20. Mai bis 10. September <strong>2017</strong>) ist in Wittenberg<br />
ein begehbares Türen-Haus der Gerechtigkeit gebaut worden. Da sind auch zwei Zoar-<br />
Türen dabei, die davor in Speyer ausgestellt waren. Sie kommen aus dem Bereich Kunst-Gewerbe<br />
der Zoar-Werk-Stätten Rockenhausen und dem Bereich „Kunst&Gewerbe“ der<br />
Zoar-Werk-Stätten Heidesheim. Der Bau des Türen-Hauses ist der Höhe-Punkt der bundesweiten<br />
Türen-Kampagne. Schon ganz viele Besucher haben sich das Türen-Haus angeschaut. Und<br />
es werden jeden Tag mehr. Das Türen-Haus hat drei Etagen und zeigt rund 60 Türen. Es steht<br />
auf dem Kirch-Platz der Stadt- und Pfarr-Kirche St. Marien. Abends ist es beleuchtet.<br />
Viele Menschen kamen direkt vom Kirchen-Tag in Berlin nach Wittenberg. In Berlin war das<br />
Programm groß. Es gab Informations-Stände auf dem Messe-Gelände, Gottes-Dienste und<br />
Andachten in der ganzen Stadt, Konzerte, Vorträge und Projekt-Präsentationen. In Wittenberg<br />
war der Höhe-Punkt das Fest-Wochenende auf den Elb-Wiesen. Dort gab es die Nacht der<br />
Lichter, den Fest-Gottes-Dienst, das Reformations-Picknick und das Abschluss-Konzert. Hunderte<br />
von Menschen nahmen daran teil und feierten ihren Glauben.<br />
48 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
In neuer Funktion<br />
Iris Frey-Gingel, Regionalleitung Rheinhessen (Sprecherin), Eingliederungshilfe<br />
Dr. Claudia Mitulla, Regionalleitung Rheinhessen, Eingliederungshilfe<br />
Timo Klein, Wohngruppenleiter des Zoar-Wohnhauses in der Frankenstraße in Alzey<br />
Neue Mitarbeiter und bekannte<br />
Mitarbeiter in neuer Funktion<br />
Die genannten Mitarbeiter<br />
der Zoar-Eingliederungshilfe<br />
werden in diesem<br />
Bericht vorgestellt. Was tun sie? In<br />
welchen Bereichen arbeiten sie?<br />
Und was gehört zu ihren Aufgaben?<br />
Den Beginn macht Dr. Claudia<br />
Mitulla. „Seit der Übernahme meiner<br />
neuen Aufgaben in neuer Funktion<br />
strömt viel Neues auf mich ein“,<br />
sagt Dr. Claudia Mitulla, die Nachfolgerin<br />
von Michael Dhom auf dem<br />
Zu Beginn des Jahres starteten Dr. Claudia Mitulla, Iris Frey-<br />
Gingel und Timo Klein in ihren jeweils neuen Aufgabenbereichen.<br />
Den Mitarbeitern wurden sie bei den Neujahrsempfängen<br />
offiziell vorgestellt. Außerdem wurden im Zuge des Projekts<br />
„Leitungsstrukturen“ im Bereich der Eingliederungshilfe Funktionsbezeichnungen<br />
geändert. Die Titel „Werkstattleiter“ und<br />
„Einrichtungsleiter“ wurden jeweils durch „Regionalleitung“<br />
ersetzt. Dr. Claudia Mitulla und Iris Frey-Gingel tragen nun den<br />
Titel „Regionalleitung Rheinhessen“, wobei Iris Frey-Gingel die<br />
Sprecherin ist.<br />
Posten der Leitung der Zoar-Werkstätten<br />
und des Zoar-Werkhauses in<br />
Alzey. Nicht alles ist für Dr. Claudia<br />
Mitulla neu, und vielen ist sie als<br />
Zoar-Mitarbeiterin und Mitglied des<br />
Vorstands des Fördervereins „Ziemlich<br />
beste Kollegen“ am Zoar-Standort<br />
Alzey bereits bekannt.<br />
Fototermin im Zoar-Arbeitsbereich in der Bahnhofstraße in Alzey: (v.l.n.r. hintere<br />
Reihe) Stefanie Umstadt, Stefan Schreiweis, Keriman König, Andreas<br />
Götz, Yvonne Zettwitz; (v.l.n.r. mittlere Reihe) Maik Fischer, Valentin Jung,<br />
Horst Holtz, Dr. Claudia Mitulla; (v.l.n.r. vordere Reihe) Annika Resch, Sabine<br />
Beerbom, Sascha Walther, Dustin Zelt und Mirko Bergsträßer<br />
Vielschichtiger Aufgabenbereich<br />
Vor ihrer neuen Funktion war Dr.<br />
Claudia Mitulla Bildungskoordinatorin<br />
beim Evangelischen Diakoniewerk<br />
Zoar. Das dabei gesammelte<br />
Wissen hilft ihr nun bei der Einarbeitung,<br />
vor allem wenn es um den<br />
Bildungsauftrag der Werkstätten<br />
geht. „Ich vermute, dass ich trotzdem<br />
einige Monate benötigen werde,<br />
um alle Strukturen und Abläufe,<br />
die meine neue Stelle tangieren, zu<br />
überblicken. Der neue Aufgabenbereich<br />
ist sehr vielschichtig.“ Unterstützung<br />
bei der Einarbeitung erhält<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
49
In neuer Funktion<br />
Fototermin im Zoar-<br />
Werkhaus Alzey,<br />
Abteilung Montage:<br />
(v.l.n.r.) Mario Zerfaß,<br />
Konrad Lux,<br />
Friedhelm Weyand,<br />
Thomas Schnell und<br />
Dr. Claudia Mitulla<br />
Dr. Claudia Mitulla von langjährigen<br />
Zoar-Mitarbeitern am Standort Alzey,<br />
wie zum Beispiel von Helmut<br />
Stocker, Betriebsleiter Technik, und<br />
Bärbel Götz vom Sozialen Dienst.<br />
Neue Besprechungsstrukturen<br />
„Ich mache Dinge nicht bewusst<br />
anders als mein Vorgänger“, berichtet<br />
Dr. Claudia Mitulla, „gehe aber<br />
anders an die Sache ran“. So hat sie<br />
zum Beispiel neue Besprechungsstrukturen<br />
eingeführt und für beide<br />
Betriebsstätten ein Leitungsteam<br />
ernannt. Diesem Leitungsteam gehören<br />
außer ihr alle Arbeitsbereichsleiter,<br />
die Mitarbeiterinnen des Sozialen<br />
Dienstes und der Betriebsleiter<br />
Technik an. In dieser Runde trifft<br />
man sich einmal in der Woche zum<br />
Werkstattgespräch. Alle zwei Wochen<br />
trifft sich Dr. Claudia Mitulla<br />
mit dem Sozialdienst beider Häuser.<br />
Wohingegen ihr Kollege Helmut<br />
Fototermin in den<br />
Zoar-Werkstätten<br />
Alzey, Alubau:<br />
(v.l.n.r.) Stefan<br />
Wagner, Doris<br />
Wunderlich, Klaudia<br />
Folz und Dr.<br />
Claudia Mitulla<br />
Stocker die wöchentlichen Produktionsbesprechungen<br />
führt. „Diese<br />
Aufgabentrennung funktioniert<br />
deswegen gut, weil wir uns regelmäßig<br />
austauschen“, so Dr. Claudia<br />
Mitulla. Dies geschehe auch auf dem<br />
„kleinen Dienstweg“, denn beide<br />
haben ihre Büros Tür an Tür. „Mir<br />
sind die Menschen, die hier arbeiten,<br />
am Wichtigsten“, so die Regionalleiterin.<br />
„Ich führe viele Gespräche mit<br />
den Mitarbeitern.“ Das koste zwar<br />
viel Zeit. „Aber es ist gut investierte<br />
Zeit.“ Das positive Feedback der Mitarbeiter<br />
auf diesen persönlichen<br />
Führungsstil gebe ihr Recht.<br />
Wichtig: Gesamtangebot<br />
muss stimmen<br />
Dr. Claudia Mitulla ist davon überzeugt,<br />
dass Werkstätten viel mehr<br />
als nur Arbeit bieten. „Die arbeitsbegleitenden<br />
Maßnahmen sind mindestens<br />
ebenso wichtig.“ Denn auch<br />
mit Bildungsmaßnahmen und Freizeitangeboten<br />
könne man punkten.<br />
Das Gesamtangebot müsse stimmen.<br />
„Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigung,<br />
die in den Werkstätten<br />
arbeiten, sind unsere Kunden“, erklärt<br />
sie. „Wenn sie sagen können<br />
‚Ja, genau da will ich arbeiten. Da ist<br />
mein Platz‘, dann haben wir alles<br />
richtig gemacht.“ Heutige und zukünftige<br />
Anwärter sind bereits inklusiv<br />
geschult, gibt sie zu bedenken.<br />
„Die Ansprüche an Arbeits- und Bildungsangebote<br />
steigen.“ Ziel der<br />
Werkstätten sollte es sein, für möglichst<br />
viele Menschen mit Beeinträchtigung<br />
das jeweils passgenau<br />
Arbeitsangebot zu finden, ob in den<br />
Arbeitsbereichen der Werkstätten<br />
oder auf einem ausgelagerten Werkstatt-Arbeitsplatz.<br />
Das erste halbe<br />
Jahr hat Dr. Claudia Mitulla in neuer<br />
Funktion nun hinter sich. Noch ist<br />
vieles neu. Aber es haben sich bereits<br />
liebgewonnene Rituale herauskristallisiert.<br />
„Ich gehe jeden Tag durchs<br />
Haus.“ Dabei werde sie oft angesprochen.<br />
„Aber auch ich stelle Fragen,<br />
denn mich interessiert, an was die<br />
Mitarbeiter in den verschiedenen<br />
Abteilungen gerade arbeiten.“<br />
Iris Frey-Gingel bei der Begrüßung der<br />
Gäste im Rahmen der Einweihungsfeier<br />
des Hauses „Wohnen in der Frankenstraße“<br />
in Alzey<br />
50 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
In neuer Funktion<br />
Neuer Arbeitgeber<br />
Iris Frey-Gingel ist die Sprecherin im<br />
Gespann „Regionalleitung Rheinhessen“.<br />
Die Diplom-Sozialpädagogin ist<br />
neu im großen Zoar-Team. Zuvor<br />
arbeitete sie bei V.I.V.A. (Verein für<br />
die integrative Versorgung Abhängigkeitskranker)<br />
in Alzey im Bereich<br />
der Rehabilitation Suchtkranker.<br />
Dort war sie elf Jahre. „Nun ist für<br />
mich alles neu“, sagt sie. „Im neuen<br />
Umfeld nichts zu wissen und eingearbeitet<br />
werden zu müssen, ist eine<br />
ganz eigene Erfahrung.“ Zoar, Iris<br />
Frey-Gingels neuer Arbeitgeber, ist<br />
eine große und weitverzweigte Einrichtung.<br />
„Es braucht seine Zeit, bis<br />
man die Strukturen und Abläufe<br />
kennt.“ Aufgrund ihrer langjährigen<br />
Berufserfahrung gelinge es ihr aber,<br />
ihren beruflichen Erfahrungsschatz<br />
auf das neue berufliche Umfeld zu<br />
übertragen. Vieles ähnle oder wiederhole<br />
sich. „Außerdem erfahre ich<br />
große Unterstützung von Kollegen<br />
in diversen Arbeits- und Projektgruppen<br />
und von meinen Mitarbeitern.“<br />
Zehn Mitarbeiter arbeiten<br />
unter der Leitung von Iris Frey-Gingel.<br />
In ihrem Verantwortungsbereich<br />
geht es vornehmlich um Wohnangebote<br />
für Menschen mit Beeinträchtigung<br />
sowie um Ambulante und Soziotherapie-Angebote.<br />
Diese gilt es<br />
auszuweiten.<br />
Netzwerke knüpfen<br />
und ausweiten<br />
„Ein später Neueinstieg, so wie bei<br />
mir, ist erst einmal ungewohnt“,<br />
sagt sie. „Aber er schafft auch Chancen.“<br />
Zum einen sei die neue Aufgabe<br />
spannend und fordernd, was eine<br />
große Herausforderung sei. Zum<br />
anderen sei es interessant und bereichernd,<br />
so viele neue Menschen<br />
in unterschiedlichen Funktionen<br />
kennenzulernen. „Das durchbricht<br />
die Routine, die sich bei langjährigen<br />
Tätigkeiten ja dann doch irgendwann<br />
einschleicht.“ Die strategische<br />
Neuausrichtung der Zoar-Eingliederungshilfe<br />
von Anfang an begleiten<br />
zu können, mache ihr besonders viel<br />
Freude. „Regionalleitungen machen<br />
Sinn“, so Iris Frey-Gingel. „Denn wir<br />
sind für die jeweilige Region das<br />
Gesicht und kümmern uns um die<br />
Vernetzung vor Ort.“ Diese werde<br />
bei wachsender Konkurrenz immer<br />
wichtiger. Vernetzungstätigkeiten<br />
sind Iris Frey-Gingel nicht neu. So<br />
hatte sie zum Beispiel auch als<br />
V.I.V.A.-Mitarbeiterin bereits Kontakt<br />
zum Diakoniewerk Zoar, „weil einige<br />
meiner Klienten Angebote der Werkstätten<br />
wahrgenommen haben“.<br />
Auch Entscheidungsträger auf Ämtern<br />
und Behörden sowie Vertreter<br />
von Städten und Gemeinden und<br />
Kollegen anderer Einrichtungen sind<br />
der in Eisenberg wohnenden Zoar-<br />
Mitarbeiterin aus ihrer Zeit bei<br />
V.I.V.A. vertraut. Insgesamt sind das<br />
gute Voraussetzungen für ihre verantwortungsvolle,<br />
neue Aufgabe<br />
unter dem Dach des Evangelischen<br />
Diakoniewerks Zoar.<br />
Weiterbildung zur<br />
Multiplikatorin<br />
Von Beginn an war Iris Frey-Gingel<br />
mit dem Tagesgeschäft betraut.<br />
Doch nicht nur das. Sie nahm sich<br />
Dank der „Aktion Mensch“ freuen sich Bewohner des Zoar-Hauses „Wohnen<br />
in der Frankenstraße“ in Alzey über einen neuen VW-Bus. Kürzlich wurde der<br />
weiße VW-Transporter Kombi T6 offiziell an das Evangelische Diakoniewerk<br />
übergeben. Acht Fahrgäste plus Fahrer finden in dem Fahrzeug Platz.<br />
Mit dem neuen Bus sind Mitarbeiter und Bewohner des neuen Zoar-Wohnhauses<br />
in Alzey nun flexibler und mobiler. Der Alltag wird dadurch erleichtert.<br />
Über den Bus von der „Aktion Mensch“ freuen sich: (v.l.n.r.) Frank Geist,<br />
Sascha Maus, Iris Frey-Gingel, Maria Schliestedt und Ingrid Weber.<br />
auch die Zeit, um die anderen Zoar-<br />
Standorte, vor allem der Eingliederungshilfe,<br />
kennenzulernen. Dort<br />
kam sie mit den jeweiligen Leitungen<br />
ins Gespräch, die sie später bei<br />
Projekten zur zukünftigen Zoar-Strategie<br />
und in diversen Arbeitsgruppen<br />
wiedertraf. „Man muss das Rad<br />
nicht immer wieder neu erfinden“,<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
51
In neuer Funktion<br />
sagt Iris Frey-Gingel. „Der Input von<br />
Kollegen ist für mich von unschätzbarem<br />
Wert.“ Dass festgeschriebene<br />
Prozesse hilfreich sind und die Abläufe<br />
in einem großen, dezentralen<br />
Unternehmen vereinfachen, weiß die<br />
Berufserfahrene. „Allerdings hatte<br />
ich damit bislang wenig zu tun.“ Bei<br />
ihrem vorherigen Arbeitgeber gab es<br />
keinen Bereich „Qualitätsmanagement“.<br />
Auch andere Systeme wurden<br />
dort nicht zertifiziert. „Ich finde diese<br />
Aufgabe spannend, muss mich allerding<br />
erst noch hineinfinden.“ Als<br />
Regionalleiterin liegt es in ihrer Verantwortung,<br />
die in ihren Bereich fallenden<br />
Prozesse zu verwalten und bei<br />
Bedarf immer wieder anzupassen.<br />
Außerdem hat sich Iris Frey-Gingel<br />
für die interne Weiterbildung zur<br />
Multiplikatorin zum Thema „Jahresmitarbeitergespräche“<br />
entschieden.<br />
Nach Abschluss dieser Zusatzqualifikation<br />
wird sie in der Lage sein, so<br />
wie zehn weitere Kollegen im Kurs,<br />
Leitungspersonal in den verschiedenen<br />
Abteilungen bezüglich relevanter<br />
Inhalte einzuführender Jahresmitarbeitergespräche<br />
zu „schulen“ und zu<br />
beraten.<br />
Timo Klein kennt Zoar schon lange,<br />
und Zoar kennt ihn. Im August 2002<br />
begann er seinen Zivildienst im Diakoniewerk<br />
Zoar. Bis Mai 2003 arbeitete<br />
er damals als „Zivi“ in der Tagesförderstätte<br />
auf dem<br />
Inkelthalerhof in Rockenhausen. „In<br />
dieser Zeit bekam ich immer mehr<br />
das Gefühl, dass mir diese Arbeit<br />
liegt.“ Immer weniger habe er sich<br />
vorstellen können, etwas anderes zu<br />
machen. Der Umgang mit den Menschen<br />
mit Beeinträchtigung habe<br />
ihm von Anfang an viel gegeben.<br />
„Dazu gehören für mich folgende<br />
Begriffe: fördern, betreuen, assistieren,<br />
pflegen und beraten.“ Vor allem<br />
das Sinngebende seiner Arbeit im<br />
Fototermin vor dem Haus<br />
„Wohnen in der Frankenstraße“<br />
in Alzey<br />
sozialen Bereich habe ihn immer<br />
wieder motiviert, sich weiterzubilden<br />
und zu verbessern. Nach Abschluss<br />
des Zivildienstes entschied sich Timo<br />
Klein für eine Ausbildung zum staatlich<br />
anerkannten Heilerziehungspfleger.<br />
Diese dauerte drei Jahre. Im Juni<br />
2006 wurde er „frisch von der Schule“<br />
im Fachbereich Eingliederungshilfe<br />
auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen<br />
eingesetzt.<br />
Die meiste Zeit arbeitete er im Bereich<br />
„Wohnen“; einige Jahre davon<br />
im Wichernhaus auf dem Inkelthalerhof.<br />
Seit seinem Wechsel nach Alzey,<br />
in das dort neu gebaute und eröffnete<br />
Wohnhaus in der Frankenstraße,<br />
obliegt ihm die Wohnbereichsleitung.<br />
„Ich habe mich beruflich weiterentwickelt,<br />
und das macht mich<br />
stolz“, sagt Timo Klein, der zusammen<br />
mit seiner Frau gerade sein eigenes<br />
Haus baut. Gefördert wurde seine<br />
berufliche Weiterentwicklung<br />
auch durch sein Studium im Bereich<br />
Bei der Einweihung des Hauses<br />
„Wohnen in der Frankenstraße“,<br />
Alzey, stellte Timo Klein das neue<br />
Wohnangebot vor.<br />
Gesundheits- und Sozialmanagement<br />
(B.A.), das er als Fernstudiengang<br />
an der Hamburger Fernhochschule<br />
absolvierte.<br />
Nähe und Distanz<br />
„Ich kenne meine Aufgaben, und die<br />
Bewohner kennen ihre“, erläutert<br />
Timo Klein. Ein wichtiger Teil der<br />
Ausbildung beschäftige sich mit<br />
dem Thema der professionellen Distanz.<br />
„In allen sozialen Berufen ist<br />
dies ein ganz wichtiger Punkt“, so<br />
der Zoar-Mitarbeiter und gibt ein<br />
Beispiel. „Zu langjährigen Bewohnern<br />
bauen sich im Laufe der Jahre<br />
natürlich freundschaftliche Beziehungen<br />
auf, dafür kennt man sich<br />
einfach zu gut. Allerdings darf dabei<br />
eine bestimmte Grenze nie überschritten<br />
werden. Das Nähe- und<br />
Distanz-Verhältnis muss immer gewahrt<br />
bleiben.“ Diese Art des täglichen<br />
Umgangs mit Menschen mit<br />
Beeinträchtigung lebt Timo Klein<br />
auch seinen Kollegen im Mitarbei-<br />
52 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
In neuer Funktion<br />
ter-Team vor. Das Team im Zoar-<br />
Wohnhaus in der Frankenstraße in<br />
Alzey wurde neu zusammengestellt.<br />
Fünf der insgesamt sieben Mitarbeiter<br />
im Haus sind neu bei Zoar. „Das<br />
ist eine spannende Aufgabe, wenn<br />
auch nicht immer ganz leicht.“ Denn<br />
als Führungskraft fällt auch die Einarbeitung<br />
in seinen Bereich. So müssen<br />
die neuen Mitarbeiter zum Beispiel<br />
in den Prozessen unterwiesen<br />
werden, die den Wohnbereich der<br />
Eingliederungshilfe betreffen. Auch<br />
die Dienstplangestaltung und mit<br />
ihr die Personaleinsatzplanung fällt<br />
in den Aufgabenbereich von Wohngruppenleiter<br />
Timo Klein.<br />
Auf die leitende Stelle im neuen<br />
Zoar-Wohnhaus in Alzey hat sich<br />
Timo Klein beworben. „Als ich die<br />
interne Stellenausschreibung gesehen<br />
habe, war ich von Anfang an<br />
interessiert.“ Ein neuer Bereich bringe<br />
auch immer neue Chancen mit<br />
sich. Für Timo Klein ist das ein ganz<br />
wichtiger Punkt. Er weiß es zu schätzen,<br />
wenn er eigene Ideen einbringen<br />
kann. Dafür bedarf es auch eines<br />
guten Arbeitsklimas, so seine<br />
Meinung. „Denn es muss möglich<br />
sein, im Team Dinge offen anzusprechen.“<br />
Nur so lasse sich das bestmögliche<br />
Ergebnis zum Wohle der<br />
Bewohner und zu deren Teilhabe am<br />
Leben in der Gesellschaft erzielen.<br />
Alexandra Koch<br />
Dr. Claudia Mitulla, Iris Frey-Gingel und Timo Klein privat<br />
Entspannung findet Dr. Claudia Mitulla vor allem im heimischen Garten.<br />
Am liebsten ist sie dabei aktiv; zum Beispiel beim Unkraut Jäten.<br />
Ihr Garten ist vorrangig ein Blumengarten mit vielen Pflanzkübeln und<br />
Rabatten. Die Arbeitsaufteilung im Garten ist klassisch. Sie kümmert<br />
sich um die Blumen, und ihr Mann mäht den Rasen. Dr. Claudia Mitulla<br />
hat zwei Töchter. Beide studieren, und eine ist bereits ausgezogen.<br />
Zur Familie gehört auch Kater „Mogli“. Sport steht bei Regionalleiterin<br />
Mitulla auch auf dem Programm. Sie geht regelmäßig joggen und besucht<br />
Fitness-Kurse im örtlichen Turnverein.<br />
Bei Iris Frey-Gingel gehört zu einem entspannten Tag vor allem ein<br />
Buch. Am liebsten liest sie Psycho-Krimis. Hauptsache, sie sind richtig<br />
spannend und gehen unter die Haut. Ihr Haus steht am Waldrand.<br />
Direkt in der Nachbarschaft liegt das Waldschwimmbad. Bei warmen<br />
Temperaturen verbringt Iris Frey-Gingel einen großen Teil ihrer Freizeit<br />
dort. Sie hat zwei Kinder; einen Sohn (26) und eine Tochter (18). Iris Frey-<br />
Gingel wohnt in ihrem Elternhaus. Dort gibt es viel zu tun. Das Haus<br />
ist schon älter und ist umgeben von einem großen Grundstück. Vieles<br />
macht Iris Frey-Gingel selbst; pinseln und werkeln. Außerdem hört sie<br />
gern Musik und geht auf Rock- und Pop-Konzerte.<br />
Timo Klein ist „frisch“ verheiratet, und nun baut er in seinem Heimatort<br />
ein Haus. Früher hat er mal Fußball gespielt, aber dafür hat er heute<br />
keine Zeit mehr. Sein momentanes Hobby ist der Hausbau. Vieles macht<br />
er selbst. Dabei helfen ihm sein Vater, Schwiegervater, Schwager und<br />
Freunde. Jeder von ihnen kann irgendetwas besonders gut. Timo Klein<br />
ist zum Beispiel gelernter Tischler. Erst während des Zivildienstes hat<br />
er sich für eine berufliche Laufbahn im sozialen Bereich entschieden.<br />
Der Einzug ins neue Haus ist noch in diesem Jahr geplant. Beim Haus<br />
wird ein großer Nutzgarten entstehen, denn die gesunde Ernährung ist<br />
ihm und seiner Frau besonders wichtig. Wenn noch Zeit bleibt, macht<br />
er gern Sport. Dazu gehören: joggen, schwimmen und Kraftsport im<br />
Fitness-Studio.<br />
Es gibt weitere Regionalleitungen im Bereich der Eingliederungshilfe:<br />
• Regionalleitung Rhein-Nahe-Hunsrück: Monja Seckler-Classen (Sprecherin) und Thomas Kreck-Hövel<br />
• Regionalleitung Nordpfalz: Barbara Venske (Sprecherin) und Nicole Busch<br />
• Regionalleitung West- und Vorderpfalz: Nadja Bier<br />
Alle Regionalleitungen werden im Zuge des Projekts „Leitungsstrukturen“, als dessen Ergebnis sich die<br />
Funktionsbezeichnungen im Bereich der Eingliederungshilfe geändert haben, mit ihren neuen und<br />
„alten“ Aufgaben in den nächsten Zoar-Magazin-<strong>Ausgabe</strong>n in loser Reihenfolge vorgestellt.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
53
In neuer Funktion<br />
Iris Frey-Gingel, Regional-Leitung Rhein-Hessen (Sprecherin), Eingliederungs-Hilfe<br />
Dr. Claudia Mitulla, Regional-Leitung Rhein-Hessen, Eingliederungs-Hilfe<br />
Timo Klein, Wohn-Gruppen-Leiter des Zoar-Wohn-Hauses in der Frankenstraße in Alzey<br />
Dr. Claudia Mitulla, Iris Frey-Gingel und Timo Klein haben am Anfang des Jahres mit ihren<br />
neuen Aufgaben begonnen.<br />
Dr. Claudia Mitulla leitet nun die Zoar-Werk-Stätten und das Werk-Haus in Alzey. Vorher war sie<br />
bei Zoar Bildungs-Koordinatorin. In das viele Neue muss sie sich erst noch einarbeiten. Dabei<br />
helfen ihr Kollegen, die schon lange bei Zoar arbeiten. Dr. Claudia Mitulla hat neue Strukturen<br />
bei den Besprechungen eingeführt. Außerdem hat sie für beide Betriebs-Stätten ein Leitungs-<br />
Team ernannt. Diesem Leitungs-Team gehören außer ihr alle Arbeitsbereichs-Leiter, die Mitarbeiterinnen<br />
des Sozialen Dienstes und der Betriebs-Leiter Technik an. „Mir sind die Menschen,<br />
die hier arbeiten, am Wichtigsten“, sagt Dr. Claudia Mitulla. „Ich führe viele Gespräche mit den<br />
Mitarbeitern.“ Dr. Claudia Mitulla ist davon überzeugt, dass Werk-Stätten viel mehr als nur<br />
Arbeit bieten. Da sind zum Beispiel die Bildungs-Maßnahmen und Freizeit-Angebote. Das Gesamt-Angebot<br />
muss stimmen, sagt sie. Und weiter: „Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigung, die<br />
in den Werk-Stätten arbeiten, sind unsere Kunden. Wenn sie sagen ‚Ja, genau da will ich arbeiten.<br />
Da ist mein Platz‘, dann haben wir alles richtig gemacht.“<br />
Iris Frey-Gingel ist neu bei Zoar. Vorher hat sie bei V.I.V.A. (Verein für die integrative Versorgung<br />
Abhängigkeits-Kranker) in Alzey gearbeitet. Dort war sie elf Jahre. „Nun ist für mich alles neu“,<br />
sagt sie. „Es braucht seine Zeit, bis man die Strukturen und Abläufe kennt.“ Auch sie lobt die<br />
Hilfe der Kollegen. Iris Frey-Gingel hat bei Zoar 10 Mitarbeiter. Sie verantwortet Wohn-Angebote<br />
für beeinträchtigte Menschen und Ambulante Angebote. Ihre neue Aufgabe ist spannend<br />
und fordernd. Sie sieht es als Heraus-Forderung, die strategische Neu-Ausrichtung der Zoar-<br />
Eingliederungs-Hilfe von Anfang an zu begleiten. „Regional-Leitungen sind das Gesicht der jeweiligen<br />
Region und kümmern sich um die Kontakte vor Ort“, sagt Iris Frey-Gingel.<br />
Timo Klein kennt Zoar schon lange, und Zoar kennt ihn. Im August 2002 begann er seinen Zivil-<br />
Dienst bei Zoar. Bis Mai 2003 arbeitete er als Zivi in der Tages-Förder-Stätte auf dem Inkelthalerhof<br />
in Rockenhausen. „In dieser Zeit bekam ich immer mehr das Gefühl, dass mir diese<br />
Arbeit liegt. Dazu gehören für mich die Begriffe: fördern, betreuen, assistieren, pflegen und<br />
beraten“, sagt Timo Klein. Er ist der Ansicht, dass ihm seine Arbeit viel gibt und dass sie Sinn<br />
macht. Daher ist er motiviert und bildet sich weiter. Timo Klein ist ausgebildeter Heil-Erziehungs-Pfleger.<br />
Die meiste Zeit arbeitete er bei Zoar im Bereich Wohnen. Nun ist er von Rockenhausen<br />
nach Alzey gewechselt. Dort leitet er das Haus „Wohnen in der Frankenstraße“. Timo<br />
Klein hat neben seinem Beruf auch ein Studium gemacht. Er hat im Fern-Studium Gesundheits-<br />
und Sozial-Management studiert. Timo Klein und seine Frau bauen gerade ein Haus.<br />
Da er früher mal Tischler gelernt hat, macht er viel selbst.<br />
54 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Berufliche Bildung<br />
Qualifizierung für den weiteren Bildungs- und Berufsweg<br />
Erfolgreicher Abschluss des<br />
Zertifikatslehrgangs „Fachhelfer/in<br />
in Sozialeinrichtungen (IHK)“<br />
Vier Teilnehmerinnen erhielten kürzlich ihre Zertifikate für den erfolgreichen<br />
Abschluss der beruflichen Qualifizierung „Fachhelfer/in<br />
in Sozialeinrichtungen (IHK)“. Dieser Zertifikatslehrgang, der vom<br />
Evangelischen Diakoniewerk<br />
Zoar gemeinsam mit der Industrie-<br />
und Handelskammer<br />
(IHK) für Rheinhessen entwickelt<br />
wurde, entließ somit<br />
zum zweiten Mal seine<br />
Absolventen.<br />
Die feierliche Vergabe fand<br />
in Wasems Kloster Engelthal<br />
in Ingelheim statt.<br />
In einem entsprechenden Rahmen<br />
erhielten die Absolventinnen nach<br />
der Abschlusspräsentation und dem<br />
Fachgespräch mit der Lehrgangsleitung<br />
und der IHK ihr Abschlusszertifikat.<br />
Präsentation und Fachgespräch<br />
dienen dazu, das in den<br />
vergangenen Monaten in den Praxisbetrieben<br />
und während der arbeitsbegleitenden<br />
Unterrichtseinheiten<br />
Gelernte in eigenen Worten<br />
wiederzugeben und fachbezogene<br />
Fragen zu beantworten. Dies verlief<br />
für alle Prüflinge erfolgreich, und so<br />
war das Prüfungskomitee voll des<br />
Lobes.<br />
Berufliche Bildungsmaßnahmen<br />
Geschult wurden die Teilnehmerinnen<br />
Jessica Grunwald, Chiara<br />
Große Freude aller Teilnehmer nach der feierlichen Zertifikatsübergabe: (v.l.n.r.)<br />
Thomas Umsonst, Kurt Philipp, Nicole Knobloch, Viktor Wilpert Piel, Jessica<br />
Grunwald, Sissi Krollmann, Leonie Leuschner, Chiara Keschtges, Matthias Rösch,<br />
Thomas Kreck-Hövel, Volker Conrad und Ute Michel-Wickert<br />
Keschtges, Sissi Krollmann und Leonie<br />
Leuschner auf der Grundlage des<br />
Konzepts „Unterstützte Qualifizierung<br />
durch qualifizierte Unterstützung“.<br />
Dieses berufliche Bildungsangebot<br />
richtet sich an Menschen mit<br />
Beeinträchtigung, die auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt und nicht in<br />
einer Werkstatt für Menschen mit<br />
Behinderung arbeiten möchten. Die<br />
Praxisbetriebe der kürzlich geprüften,<br />
jungen Frauen gehören den<br />
Branchen „Kindertagesstätte“ und<br />
„Altenhilfe“ an. Weiterqualifizierung<br />
durch berufliche Bildungsmaßnahmen<br />
wird in vielen Berufszweigen<br />
immer wichtiger, weswegen die angebotenen<br />
Kurse mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten immer mehr<br />
Interessenten in der Region finden.<br />
Feierliche Zertifikatsvergabe<br />
Matthias Rösch, Landesbeauftragter<br />
für die Belange behinderter Menschen,<br />
nahm an der Zertifikatsvergabe<br />
teil und sprach ein Grußwort, in<br />
dem er auch die Grüße des Sozialministeriums<br />
weiterleitete. In seinem<br />
Beisein fand anschließend die Zertifikatsvergabe<br />
statt. Er würdigte die<br />
Teilnehmerinnen für ihren Fleiß und<br />
ihr Durchhaltevermögen. Alle lobenden<br />
Worte, die im Rahmen der Abschlussprüfung<br />
inklusive Zertifikatsübergabe<br />
gesprochen wurden,<br />
dienten der Wertschätzung der Ab-<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
55
Berufliche Bildung<br />
Volker Conrad von<br />
der Kreisverwaltung<br />
Mainz-Bingen<br />
IHK-Vertreter Viktor<br />
Wilpert Piel<br />
solventinnen, die diese positive Aufmerksamkeit<br />
sichtlich genossen.<br />
Worte der Anerkennung und des<br />
Danks sprachen überdies Thomas<br />
Kreck-Hövel, Leiter der Zoar-Werkstätten<br />
Heidesheim, Volker Conrad<br />
von der Kreisverwaltung Mainz-Bingen<br />
und Kurt Philipp, Fachbereichsleiter<br />
der Eingliederungshilfe im<br />
Evangelischen Diakoniewerk Zoar, in<br />
seiner Funktion als stellvertretender<br />
Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Werkstätten für behinderte<br />
Menschen (LAG) Rheinland-<br />
Pfalz.<br />
Vielfältige Wissensinhalte<br />
Die Abschlusszertifikate erhielten<br />
die Absolventinnen aus den Händen<br />
von Viktor Wilpert Piel, Leiter des<br />
Geschäftsfelds Weiterbildung der<br />
IHK für Rheinhessen in Mainz, sowie<br />
von Thomas Kreck-Hövel. „Sie können<br />
stolz sein auf das, was Sie mit<br />
dem heutigen Abschluss erreicht<br />
haben“, wandte sich Viktor Wilpert<br />
Piel an die Lehrgangsteilnehmerinnen.<br />
Die Wissensinhalte der beruflichen<br />
Qualifizierungsmaßnahme<br />
waren vielfältig; von der Information<br />
zum Berufsbild und Betrieb über die<br />
(v.l.n.r.) Viktor Wilpert Piel,<br />
Chiara Keschtges<br />
und Thomas Kreck-Hövel<br />
(v.l.n.r.) Matthias Rösch, Viktor Wilpert Piel,<br />
Sissi Krollmann und Thomas Kreck-Hövel<br />
Themen „Warenlagerung“, „Textilpflege“,<br />
„Speisen- und Getränkeherstellung“<br />
und so weiter bis hin zum<br />
fachspezifischen Gesundheitsschutz.<br />
Die einzelnen Wissensbausteine<br />
sind auf der Rückseite jedes<br />
IHK-Zertifikats nachzulesen. Diese<br />
Lehrinhalte wurden in 128 Unterrichtseinheiten<br />
vermittelt. Eine bis<br />
zu 27-monatige Praxisphase in einem<br />
Kooperationsbetrieb des allgemeinen<br />
Arbeitsmarkts ist ein zentraler<br />
Bestandteil der Weiterqualifizierung,<br />
die personenbezogen und individuell<br />
angepasst, konzipiert ist.<br />
„Die Kursteilnahme vermittelt den<br />
Lehrgangsteilnehmern die wichtigsten<br />
Basiskenntnisse für die Mitarbeit<br />
in Sozialeinrichtungen“, informierte<br />
Thomas Kreck-Hövel. „Das Bewusstsein<br />
für komplexe Arbeitsabläufe<br />
wird geschärft“, ergänzte Ute Michel-<br />
Wickert vom Berufsbildungs- und<br />
Integrationsservice der Zoar-Werkstätten<br />
Heidesheim, die die Lehrgangsleitung<br />
zusammen mit ihrer<br />
Kollegin Nicole Knobloch innehatte.<br />
IHK-Qualitätsstandard<br />
Teilhabe an beruflicher Bildung hat<br />
für Menschen mit Beeinträchtigung<br />
einen immer höheren Stellenwert;<br />
ebenso wie die Teilhabe an Arbeit<br />
und die Chance auf einen Arbeitsplatz<br />
auf dem allgemeinen Arbeits-<br />
56 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Berufliche Bildung<br />
(v.l.n.r.) Matthias Rösch, Viktor Wilpert Piel,<br />
Jessica Grunwald und Thomas Kreck-Hövel<br />
Die Absolventinnen der beruflichen Bildungsmaßnahme<br />
„Fachhelfer/in in Sozialeinrichtungen (IHK)“ stellen sich selbst kurz vor:<br />
Jessica Grunwald:<br />
Mein Name ist Jessica Grunwald, und ich bin 20 Jahre alt. Ich bin im<br />
ambulanten Berufsbildungsbereich der Zoar-Werkstätten Heidesheim.<br />
Diesen absolviere ich im Alten- und Pflegeheim „Martinstift“ der Mission<br />
Leben in Mainz. Seit November nehme ich am IHK-Zertifikatslehrgang<br />
„Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“ teil. Ich freue mich, dass ich jetzt<br />
den Abschluss geschafft habe.<br />
(v.l.n.r.) Viktor Wilpert Piel, Leonie<br />
Leuschner und Thomas Kreck-Hövel<br />
markt. In den Zoar-Werkstätten Heidesheim<br />
gibt es seit geraumer Zeit<br />
ein umfangreiches Lehrgangsangebot<br />
in unterschiedlichen Berufsfeldern,<br />
weswegen die Einrichtung als<br />
Partner für berufliche Bildung und<br />
nachhaltige Integration auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt von sich reden<br />
macht. In enger Kooperation mit<br />
der IHK für Rheinhessen konnten<br />
bereits zahlreiche Kursteilnehmer<br />
voller Stolz ihre Zertifikate in Empfang<br />
nehmen. All das qualifiziert für<br />
den weiteren Bildungs- und Berufsweg,<br />
der mit einem erfolgreichen<br />
Weiterbildungsabschluss nachhaltiger<br />
zu begehen ist. Als Grundlage für<br />
die Bildungsbescheinigung dient der<br />
bundesweit gültige Qualitätsstandard<br />
für IHK-Zertifikatslehrgänge.<br />
Sissi Krollmann:<br />
Mein Name ist Sissi Krollmann, und ich bin 24 Jahre alt. Ich habe 2011<br />
meine berufliche Bildungsmaßnahme ambulant in der Kindertagesstätte<br />
„Schloss Ardeck“ in Gau-Algesheim gemacht. Dann wurde ich dort<br />
in ein Arbeitsverhältnis mit Zuschuss „Budget für Arbeit“ übernommen.<br />
Seitdem arbeite ich dort hauptsächlich in der Hauswirtschaft.<br />
Den IHK-Zertifikatslehrgang „Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“ habe<br />
ich als Fortbildungsmaßnahme absolviert. Ich habe ganz viel Unterstützung<br />
von meinem Arbeitgeber erhalten und bin sehr froh, dass ich<br />
den Abschluss gepackt habe.<br />
Leonie Leuschner:<br />
Mein Name ist Leonie Leuschner, und ich bin 24 Jahre alt. Ich arbeite<br />
seit zwei Jahren im „Martinstift“ der Mission Leben in der Tagespflege<br />
„Einklang“ in Mainz. Ich habe mich so gefreut, dass ich an dem IHK-<br />
Zertifikatslehrgang „Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“ teilnehmen<br />
durfte. Ich bin sehr stolz, dass ich den Abschluss bestanden habe. Es hat<br />
mir sehr viel Spaß gemacht.<br />
Chiara Keschtges:<br />
Mein Name ist Chiara Keschtges, und ich bin 20 Jahre alt. Mein Praktikum<br />
startete ich in der Kindertagesstätte „St. Peter-St. Emmeran“ in<br />
Mainz. Später wechselte ich zum „Martinsstift“ Mission Leben in Mainz.<br />
Hier habe ich in der Tagespflege geholfen und war dann im sozialen<br />
Dienst. Im Zertifikatslehrgang „Fachhelferin in Sozialeinrichtungen“<br />
habe ich viel lernen können und habe mir auch sehr viel zugetraut.<br />
Ich habe nun den Abschluss und kann weiter meine Zukunft planen.<br />
IHK-Vertreter Viktor Wilpert Piel gab<br />
jedem Teilnehmer persönliche Worte<br />
mit auf den Weg. „Sie haben etwas<br />
Neues gelernt und sich auf diese Art<br />
weiterentwickelt.“ Und: „Heute haben<br />
Sie die erlernten Inhalte in Ihren<br />
eigenen Worten erklären müssen.<br />
Nur, wenn das gelingt, hat man die<br />
Inhalte auch verstanden“. Aus Erfahrung<br />
im Rahmen der bislang durchgeführten<br />
Lehrgänge wisse man,<br />
dass der Weg aus den Werkstätten<br />
mit einem IHK-Zertifikatslehrgang<br />
geebnet werden kann, denn die berufliche<br />
Bildungsmaßnahme wird<br />
zum großen Teil in Partnerbetrieben<br />
des allgemeinen Arbeitsmarkts<br />
durchgeführt. „Und die jeweiligen<br />
Betriebsleitungen möchte wissen,<br />
was Sie können“, so Piel. Die Zertifikatsprüfung<br />
sei daher auch eine<br />
gute Übung für zukünftige Vorstellungsgespräche.<br />
Alexandra Koch<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
57
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
Zoar-Gesundheitstag<br />
Ernährung und Bewegung<br />
„Ernährung und Bewegung“ waren die zentralen Themen beim zweiten<br />
Gesundheitstag des Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Evangelischen<br />
Diakoniewerk Zoar. Zahlreiche Mitarbeiter haben von der Möglichkeit Gebrauch<br />
gemacht, sich an Infoständen beraten zu lassen, verschiedene „Check-Ups“<br />
zu absolvieren und etwas Gutes, was selbstverständlich gesund war, zu essen.<br />
ob<br />
Jfit<br />
Das Ziel der Veranstaltung<br />
war, die Mitarbeiter zu<br />
sensibilisieren, aktiv zu<br />
werden und eigenverantwortlich<br />
etwas für die eigene Gesundheit zu<br />
tun. Es gab zahlreiche Informationen<br />
und Mitmach-Aktionen rund um<br />
Ernährung, Fitness und Vorsorge,<br />
zum Beispiel Body- oder Cardio-<br />
Scan. Ein Gewinnspiel lockte mit<br />
wertvollen Preisen, darunter eine<br />
kostenlose sechsmonatige Interfit-<br />
Mitgliedschaft, eine Polar-Pulsuhr<br />
im Wert von rund 200 Euro und ein<br />
AOK-Kochkurs.<br />
Mit Kooperationspartnern<br />
Zum Gelingen der Veranstaltung<br />
haben mehrere Kooperationspartner<br />
beigetragen. Über ihre Verbundstudios<br />
informierte Jens Blabusch von<br />
der Firma „Interfit“. „Mitglieder können<br />
bundesweit mehr als tausend<br />
Anlagen nutzen. Dazu zählen Fitness-<br />
und Gesundheitsstudios,<br />
Schwimmbäder und Golfclubs“,<br />
wusste er zu berichten. Leckeres aus<br />
dem Thermomix präsentierte<br />
Anastasia Weiß aus Bolanden. Besonderen<br />
Anklang fand das „Show<br />
Die Tofu-Gemüsepfanne<br />
aus dem<br />
Wook fand reißenden<br />
Absatz.<br />
Beim „Show-Cooking“ der AOK begeisterte<br />
Köstliches aus dem Wook<br />
die Besucher. Zoar-Direktorin Martina<br />
Leib-Herr (Vierte von rechts) verfolgte<br />
das Geschehen interessiert.<br />
Ernährung in<br />
besten Händen:<br />
die AOK-Köche.<br />
58 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
Sie informierten sich beim Zoar-Gesundheitstag<br />
über die Themen Ernährung und Bewegung: (v.l.n.r.)<br />
Heike Denzer, Ernst Bogdan und Regina Walter.<br />
Freuen sich über die positive Resonanz beim Gesundheitstag<br />
<strong>2017</strong>: (v.l.n.r.) Manuela und Gerhard Rech von<br />
„Rad Rech“, Zoar-Koordinatorin für betriebliche Gesundheit<br />
Sabine Schmitt und Zoar-Direktor Peter Kaiser.<br />
Zoar-Direktorin Martina Leib-Herr<br />
(rechts), hier mit Jorge Schlüter und<br />
Selina Philippi, begrüßte interessierte<br />
Mitarbeiter zum Gesundheitstag.<br />
Cooking“ der AOK. Die bunte Tofu-<br />
Gemüsepfanne war der Renner unter<br />
den „gesunden Snacks“ und konnte<br />
vor Ort verkostet werden. Antworten<br />
auf viele Gesundheitsfragen gab es<br />
im Rahmen der AOK-Vorträge „Gesund<br />
genießen“ und „Kraftvolle Pausenfüller“.<br />
„Wir setzen auf leichte und<br />
ausgewogene Mahlzeiten und auf<br />
Bewegung“, erklärte AOK-Präventionsfachkraft<br />
Ingeborg Eck-Schmitt.<br />
Die Bedeutung der Prävention wurde<br />
am Stand des Sport- und Gesundheitszentrums<br />
Kaiserslautern betont.<br />
Marcel Felske informierte auch über<br />
das BETSI-Präventionsprogramm, das<br />
so viel heißt wie „Beschäftigungsfähigkeit<br />
teilhabeorientiert sichern“.<br />
„Das berufsbegleitende Präventionsprogramm<br />
der Deutschen Rentenversicherung<br />
greift bereits bei den ersten<br />
gesundheitlichen Beschwerden und<br />
Problemen am Arbeitsplatz. Mit gezielten<br />
Maßnahmen wollen wir langen<br />
Fehlzeiten und möglichen operativen<br />
Eingriffen entgegenwirken. Eine<br />
nachhaltige körperliche Fitness ist die<br />
wesentliche Voraussetzung für eine<br />
hohe Leistungsfähigkeit und Lebensqualität“,<br />
so Felske.<br />
Ergometer und Crosstrainer konnten<br />
am Stand des Fitnessstudios „Aktiv<br />
Zirkel“ aus Rockenhausen getestet<br />
werden. Mitarbeiter Philippe Schillo<br />
informierte auch über Aqua-Fitness.<br />
„Durch Aqua-Fitness werden Kraft,<br />
Beweglichkeit, Koordination und<br />
Ausdauer gesteigert sowie die Entspannung<br />
gefördert. Der Wasserauftrieb<br />
sorgt zusätzlich für eine Entlastung<br />
der Wirbelsäule und der<br />
Gelenke“, erklärte der Fitness-Ökonom.<br />
Eine Probefahrt auf einem<br />
E-Bike ermöglichte der Radsporthandel<br />
„Rad Rech“ aus Kerzenheim. „E-<br />
Bikes erfreuen sich wachsender Beliebtheit“,<br />
bestätigte Gerhard Rech,<br />
der eine große Auswahl unterschiedlichster<br />
Vorführräder mitgebracht<br />
hatte. Dass man mit der zuschaltbaren<br />
Motorunterstützung jeden Gipfel<br />
erklimmen und dem Gegenwind<br />
Paroli bieten kann, davon konnten<br />
sich viele begeisterte Interessenten<br />
bei einer Probefahrt persönlich überzeugen.<br />
Neue Jobfit-Angebote<br />
Im Rahmen des Gesundheitstags<br />
wurden weitere Jobfit-Aktionen vorgestellt,<br />
so zum Beispiel „Interfit-<br />
Mitglieder werben Mitglieder“. Das<br />
Weiterempfehlen lohnt sich. Lukrativer<br />
Anreiz ist ein Interfit-Gratismonat.<br />
„Genießen ist die höhere Form<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
59
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
des Fastens“, sagte schon Martin<br />
Luther. Und „Genießen-Können ist<br />
eine notwendige Form der Selbstfürsorge“,<br />
meinen Gesundheitsforscher.<br />
Beim Seminar „Genießen mit allen<br />
Sinnen“, das in Zusammenarbeit mit<br />
dem Missionarisch-Ökumenischen<br />
Dienst der Evangelischen Kirche der<br />
Pfalz (MÖD) im September in Klingenmünster<br />
stattfinden wird, wird<br />
bei leichter und leckerer Küche nicht<br />
nur den Worten Martin Luthers Rechnung<br />
getragen. Ziel ist es auch, das<br />
eigene Genussempfinden zu pflegen<br />
und in den Alltag zu integrieren.<br />
Ebenfalls im September startet in<br />
Rockenhausen der neue dreimonatige<br />
Gesundheitskurs „Top in Form @<br />
Work“. Dieses Angebot vereint die<br />
Themen „Bewegung“ und „Ernährung“.<br />
Ernährungsvorträge, Check-<br />
Up und Screening werden ergänzt<br />
durch gemeinsames Training und<br />
Betriebssport. Die „Kick Off“-Veran-<br />
staltung ist am 13. September <strong>2017</strong><br />
ab 16.00 Uhr in der Cafeteria auf<br />
dem Inkelthalerhof. Die Abschlussveranstaltung<br />
mit Screening findet<br />
am 13. Dezember <strong>2017</strong> statt. Der<br />
Gesundheitskurs soll im neuen Jahr<br />
auch an anderen Zoar-Standorten<br />
angeboten werden.<br />
„Das Rezept-Portal ist ein weiteres<br />
Jobfit-Angebot“, erzählt Sabine<br />
Schmitt, Koordinatorin für Betriebliche<br />
Gesundheit und Personalentwicklung.<br />
„Im Zoar-Intranet werden<br />
monatliche Rezeptvorschläge mit<br />
ausführlicher Zutatenliste und Anleitung<br />
veröffentlicht. Es ist ein Service<br />
für Mitarbeiter, aber auch eine<br />
Plattform mit ‚gesunden Ideen‘ für<br />
Informationen über die Jobfit-Angebote finden Sie<br />
im Intranet unter „Betriebliches Gesundheitsmanagement“<br />
und „Rezept-Portal“. Weitere Auskünfte<br />
erteilt Sabine Schmitt, Koordinatorin für Betriebliche<br />
Gesundheit und Personalentwicklung.<br />
Kontakt:<br />
0 63 61/452-209 und<br />
sabine.schmitt@zoar.de<br />
Mitarbeiter, die die Rezepte mit den<br />
Bewohnern in den Wohngruppen<br />
nachkochen können“, so Sabine<br />
Schmitt.<br />
Positive Resonanz<br />
Insgesamt sei es ein lohnenswerter,<br />
lebendiger und anregender Tag gewesen,<br />
so der Tenor unter den Teilnehmern.<br />
„Die Resonanz der Besucher<br />
fiel sehr positiv aus“, freut sich<br />
Sabine Schmitt. „Die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter liegt Zoar am Herzen,<br />
denn nur wer gesund ist, kann auf<br />
lange Sicht engagiert bei der Arbeit<br />
sein“, erklären die beiden Vorstände<br />
Peter Kaiser und Martina Leib-Herr.<br />
Kunigunde Otterbein<br />
ob<br />
Jfit<br />
Michael Hack vom AOK-Kundencenter Kirchheimbolanden<br />
informiert über die Angebote<br />
der Gesundheitskasse; hier im Bild mit Zoar-<br />
Mitarbeiterin Angelika Jung.<br />
Philippe Schillo bei der Auswertung<br />
einer „Body Composition Analyse“.<br />
AOK-Präventionsfachkraft Ingeborg Eck-<br />
Schmitt hatte leckere Rezepte aus der AOK-<br />
Kochwerkstatt mitgebracht.<br />
60 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
Immer umlagert:<br />
Die E-Bikes<br />
am Stand von<br />
„Rad Rech“.<br />
Gerhard und Manuela Rech<br />
kamen mit einer Auswahl E-Bikes<br />
zum Gesundheitstag.<br />
Kathrin Lanzer trat kräftig in<br />
die Pedale und war vom E-Bike<br />
begeistert.<br />
Prävention war gefragt und<br />
Marcel Felske vom Sport- und<br />
Gesundheitszentrum Kaiserslautern<br />
freute sich darüber.<br />
Heike Busch interessierte<br />
sich für ein E-Bike.<br />
Sabine Schmitt (rechts) gratulierte<br />
Birgit Kremer zur Polar-Pulsuhr im<br />
Wert von 200 Euro inklusive einem<br />
Jahr Service und Beratung.<br />
Jasmin Graf (links) freute sich riesig<br />
über ihren Gewinn, eine sechsmonatige<br />
Interfit-Mitgliedschaft. Daneben<br />
Glücksfee Janine Müller.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
61
Menschen bei Zoar<br />
Berufliche Erfüllung im Dienst am Menschen<br />
Janosch Weber:<br />
Seine gute Laune ist<br />
ansteckend<br />
Janosch Weber (25) ist ein kontaktfreudiger, junger Mann. Seine<br />
optimistische Grundeinstellung sieht man ihm nicht nur an,<br />
sie ist förmlich zu spüren. Überall, wo er erscheint, verbreitet er<br />
gute Laune, denn er hat immer ein Lächeln auf den Lippen und<br />
ein aufmunterndes Wort für jeden.<br />
Sein Arbeitsplatz befindet<br />
sich im Bereich der Tagesstruktur<br />
auf dem Inkelthalerhof<br />
in Rockenhausen. Dort ist<br />
er sowohl im Oberlinhaus als auch<br />
im Fliednerhaus eingesetzt. „Ich<br />
möchte mit Menschen arbeiten und<br />
nicht mit Maschinen“, sagt Janosch<br />
Weber und lächelt dabei. „Die Arbeit<br />
hier gibt mir unglaublich viel.“ Seine<br />
natürliche Begabung und sein Fingerspitzengefühl<br />
zeichnen ihn aus<br />
für den direkten Kontakt mit beeinträchtigten<br />
Menschen.<br />
Tagesstruktur fördert soziale<br />
Kontakte<br />
Und so kam es, dass Janosch Weber<br />
nicht in den Zoar-Werkstätten in<br />
Rockenhausen arbeitet, sondern als<br />
sozialer Assistent in der Tagesstruktur,<br />
die für Menschen eingerichtet<br />
wurde, die aufgrund ihres Alters<br />
und/oder Beeinträchtigung keiner<br />
geregelten Arbeit mehr nachgehen<br />
können. „Wie es der Name schon<br />
sagt, strukturiert unser Angebot den<br />
Tag und bietet Abwechslung und<br />
soziale Kontakte“, erklärt Julia Voll<br />
Janosch Weber beim Kakao Kochen;<br />
einer seiner werktäglichen Arbeitsaufträge.<br />
Auch diese Tätigkeit macht<br />
ihm sichtbar viel Freude.<br />
vom achtköpfigen Team der Tagesstruktur,<br />
das zum Bereich von Zoar-<br />
Mitarbeiterin Susanne Huber gehört.<br />
„Die Arbeit hier macht Spaß,<br />
kann mitunter aber auch anstrengend<br />
sein.“ Sie ist voll des Lobes für<br />
Janosch Weber; vor allem aus diesem<br />
Grund: „Seine gute Laune ist<br />
ansteckend“. Er sei immer freundlich,<br />
nett und zuvorkommend. „Das<br />
tut unseren Menschen hier sehr<br />
gut.“ Viele seien stark beeinträchtigt,<br />
auch körperlich, und oft in sich<br />
zurückgezogen. „Freundliches, lockeres<br />
und aufmunterndes Verhalten<br />
führen dazu, dass bei den Tagesstruktur-Teilnehmern<br />
eine zunehmende<br />
Öffnung stattfindet.“<br />
Janosch Weber unterstützt bei den „kleinen“ Zwischenmahlzeiten. Auch das<br />
Auftragen und Abräumen gehören zu seinen Aufgaben. Am Tisch zu sehen sind<br />
Anneli Brödel und Gebhard Keller.<br />
Janosch Weber lebt seine<br />
Überzeugungen<br />
Genau das meint Janosch Weber,<br />
wenn er folgendes sagt: „Ich kriege<br />
so viel von den Menschen, für die ich<br />
da bin, zurück“. In seinem Wortschatz<br />
spielen Begriffe wie „Res-<br />
62 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Menschen bei Zoar<br />
Im Team herrscht ein beispielhaft gutes Betriebsklima:<br />
(v.l.n.r.) Birgit Carra, Martina<br />
Maria Dieckhöfer, Janosch Weber, Karin Lembach,<br />
Tatjana Seul, Julia Voll und Sarah Gabelmann.<br />
Oft und gern wird „Kniffel“ gespielt: (v.l.n.r.) Angelika<br />
Münch , Janosch Weber, Martina Maria Dieckhöfer<br />
und Elli Charleston.<br />
pekt“, „Toleranz“ und „Harmonie“<br />
eine ganz wichtige Rolle. Und jeder,<br />
der den 25-Jährigen etwas näher<br />
kennenlernt, weiß, dass das bei ihm<br />
keine bloßen Lippenbekenntnisse<br />
sind. Janosch Weber lebt seine Überzeugungen.<br />
Schon als Kind wusste<br />
er genau, dass er „mit dem Herz<br />
arbeiten will“. Wenn auch sein eigener<br />
Start nicht gerade leicht war.<br />
Aufgrund einer chronischen Erkrankung<br />
und daraus entstandener Entwicklungsverzögerung<br />
besuchte er<br />
nach der Vorschule die Rockenhausener<br />
Förderschule. Mit Beginn der<br />
Pubertät ließen die Beschwerden der<br />
spastischen Bronchitis nach, so dass<br />
ein „normales“ Leben immer möglicher<br />
schien. Unterstützerinnen auf<br />
diesem Weg waren seine Mutter<br />
und seine Oma. Wenn Janosch Weber<br />
von ihnen erzählt, beginnen seine<br />
Augen zu leuchten. „Meine Mutter<br />
hat mir viel vorgelesen“, erinnert<br />
er sich. „Meine Oma hat auf mich<br />
aufgepasst, wenn meine Mutter<br />
gearbeitet hat.“ Damals lebte man<br />
in direkter Nachbarschaft, so dass er<br />
schon als Kind eigenständig von<br />
Haus zu Haus laufen konnte. „Bei<br />
meiner Oma habe ich oft auch geschlafen<br />
und gegessen.“ Heute<br />
kocht Janosch Weber zusammen mit<br />
seiner Freundin Jolande Lauer, die<br />
auch auf dem Inkelthalerhof, und<br />
zwar in der Nähstube, arbeitet. „Das<br />
ist praktisch, denn so können wir,<br />
wenn wir möchten, auch unsere<br />
Mittagspausen zusammen verbringen“,<br />
freut sich der Zoar-Mitarbeiter.<br />
Vielfältige Interessen<br />
Zusammen mit seiner Lebensgefährtin<br />
und zwei weiteren Mitbewohnern<br />
lebt Janosch Weber in einer<br />
ambulanten Wohnform des „Betreuten<br />
Wohnens“ (siehe Kasten) in Rockenhausen.<br />
Er liebt es, zu Hause zu<br />
sein, es sich gemütlich zu machen,<br />
gemeinsam zu kochen und zu essen.<br />
Aus Überzeugung verzichtet er auf<br />
Fleisch. Am liebsten isst er italienisch.<br />
Pasta, Tomaten-Mozzarella,<br />
Pesto – all das sind seine Lieblingsspeisen.<br />
Zuhause ist es zwar schön,<br />
aber Janosch Weber ist auch viel<br />
unterwegs, um Menschen zu treffen,<br />
Kontakte zu pflegen, neue Leute<br />
kennenzulernen und sich auszutauschen.<br />
Dies entspricht seinem kommunikativen<br />
Naturell. „Ich bin nicht<br />
gern allein“, sagt er von sich selbst.<br />
Außer vielfältigen Kontakten ist ihm<br />
die Bewegung äußerst wichtig. An<br />
Arbeitstagen läuft er oft mindestens<br />
einen Weg zu Fuß, „meistens nach<br />
Feierabend auf dem Weg nach Hause“.<br />
„Morgens fahre ich fast immer<br />
vom Bahnhof mit dem Bus auf den<br />
Inkelthalerhof.“ Außerdem gehören<br />
schwimmen und Radfahren zu seinen<br />
sportlichen Hobbies. „Bewegung<br />
tut mir gut. Da kann ich abschalten.“<br />
Auch Musik hilft beim<br />
Abschalten. Am liebsten hört Janosch<br />
Weber Reggae, Heavy Metall<br />
und Punk. Und wenn er liest oder<br />
Hörbücher hört, dann muss es<br />
Fantasy sein.<br />
Fan von Open Air Festivals<br />
An seinem rechten Handgelenk baumeln<br />
einige Festival-Armbänder wie<br />
Trophäen. „Das sind Erinnerungen“,<br />
sagt der überzeugte Open Air Festival-Besucher.<br />
Oft besucht er kleinere<br />
Festivals, weil die oft besser sind<br />
und vor allem nicht so teuer, weiß er<br />
aus Erfahrung. Mehrere Tage im Zelt<br />
machen ihm nichts aus. „Beim Zel-<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
63
Menschen bei Zoar<br />
Auch leichte Bewegungsspiele dienen<br />
der Strukturierung des Tages. Das wissen<br />
Janosch Weber (links) und seine<br />
Kollegen Marco Hutterer (Mitte) und<br />
Jürgen Thiele.<br />
ten auf dem Festivalgelände lernt<br />
man ganz schnell neue Leute kennen“,<br />
erzählt er und lacht dabei.<br />
Dem „Metallergrillen“ in Katzenbach<br />
fiebert er schon Monate vorher entgegen.<br />
Anfang September ist es wieder<br />
soweit. Da dieses Festival fast<br />
vor der Haustür liegt, muss er sich<br />
auch um keine Mitfahrgelegenheit<br />
kümmern. Zu anderen Festivals fährt<br />
er oft in einer Gruppe, der auch sein<br />
Stiefvater angehört. „Mein Stiefdaddy<br />
und ich sind auf einer Wellenlänge“,<br />
freut sich Janosch Weber. Ihn<br />
und seine Mutter besucht er regelmäßig<br />
in Mehlingen, wo seine Mutter,<br />
die auch seine amtliche Betreuerin<br />
ist, als Erzieherin arbeitet. „Die<br />
Entwicklung von Janosch ist für viele<br />
Mut machend“, so die Mutter beim<br />
Telefonat in der Vorbereitung des<br />
Berichts über ihren Sohn. „Er hatte<br />
es nicht immer leicht, aber er hat<br />
immer das Beste aus seiner Situation<br />
gemacht.“ Sie sei sehr stolz auf<br />
ihn, lässt sie mich wissen.<br />
Zuhörer und Geschichten<br />
Erzähler<br />
Diese positive Grundeinstellung gibt<br />
Janosch Weber heute an seiner Arbeitsstelle<br />
weiter. Dies kommt den<br />
rund 30 Teilnehmern der Tagesstruktur<br />
Rockenhausen zugute. Dort hat<br />
der junge Mann vielfältige Aufgaben.<br />
Diese reichen von der Beschäftigung<br />
mit den Bewohnern des Inkelthalerhofs<br />
bis hin zu diversen<br />
Hilfestellungen. Im Gruppenraum<br />
wird zum Beispiel oft „Kniffel“ gespielt.<br />
Auch andere Gesellschaftsspiele,<br />
wie „Mensch ärgere Dich<br />
nicht“, sind bei den Tagesstruktur-<br />
Betreutes Wohnen<br />
„Betreutes Wohnen“ heißt die Wohnform, in der Janosch Weber lebt.<br />
Diese Art der ambulanten Wohnbetreuung wird auch Wohnassistenz<br />
genannt. Die Form der Betreuung richtet sich nach dem individuellen<br />
Bedarf der Klienten. Dieser kann wenige Stunden pro Woche betragen<br />
oder auch deutlich mehr. Hierbei ist oft nur wichtig, dass die zu betreuende<br />
Person an ihre regelmäßigen Pflichten erinnert wird, also eine<br />
Hilfestellung für alltägliche Erledigungen erfährt. Diverse lebenspraktische<br />
Dinge werden bei Bedarf unterstützt, zum Beispiel Körperhygiene,<br />
Sauberkeit der Wohnräume, Umgang mit Geld und auch Einkäufe. Bei<br />
Bedarf findet auch Konflikt- und Krisenberatung statt. Die Betreuung<br />
erfolgt regelmäßig und kontinuierlich durch Bezugsbetreuer, womit die<br />
Kontinuität der Betreuung gewährleistet wird. Das „Betreute Wohnen“<br />
für Menschen mit Beeinträchtigung ist ein wichtiges Glied im Rahmen<br />
der Rehabilitation, denn es ist eine ambulante Leistung zur Teilhabe am<br />
Leben in der Gemeinschaft. Es soll der beruflichen und sozialen Integration<br />
dienen. Denn es ist ein menschliches Bedürfnis, selbstständig und<br />
selbstbestimmt die freie Wahl der Wohnung zu haben und das Leben dort<br />
nach eigenem Ermessen zu gestalten.<br />
Teilnehmern beliebt. Oft unterstützt<br />
Janosch Weber beim Ausmalen von<br />
Mandalas. Auch gebastelt und geklebt<br />
wird gern; Hauptsache, es<br />
macht Spaß und sieht hinterher<br />
hübsch aus. An manchen Tagen ist<br />
verstärkt sein offenes Ohr gefragt.<br />
Dann heißt es einfach nur zuhören<br />
und dem Menschen gegenüber Aufmerksamkeit<br />
und Vertrauen schenken.<br />
Oft ist es aber auch er, der erzählt;<br />
von seinen Erlebnissen bei<br />
Festivals, von Treffen mit Freunden,<br />
von Besuchen bei seiner Familie.<br />
Diese alltäglichen Geschichten gefallen<br />
den Tagesstruktur-Teilnehmern,<br />
denn sie sind unterhaltsam<br />
und nachvollziehbar. „Alle hier mögen<br />
Janosch“, sagt Julia Voll.<br />
„Manchmal müssen wir aufpassen,<br />
dass er sich nicht überfordert.“ Dabei<br />
helfe der klare Rahmen seiner<br />
festen Aufgaben im Team der Zoar-<br />
Tagesstruktur Rockenhausen, das<br />
vereint hinter ihm steht.<br />
Alexandra Koch<br />
64 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Menschen & Geschichten<br />
Ein Angebot des Missionarisch-Ökumenischen Dienstes der<br />
Evangelischen Kirche der Pfalz (MÖD) für Zoar-Mitarbeiter<br />
Die Seele laufen lassen – Pilgern<br />
vor der Haustür<br />
Ein Reisebericht von Anja Seepe<br />
„Aufbrechen aus dem gewohnten Alltag und offen auf dem Weg für neue Erfahrungen<br />
sein. Pilgern ist WANDERN PLUS“, so heißt es im Flyer mit den MÖD-Angeboten<br />
für Zoar-Mitarbeiter. Und das erfahren wir hautnah; unterwegs in der Südpfalz auf<br />
dem Jakobsweg und auf anderen schönen Wanderwegen.<br />
Gemeinsam mit<br />
Kolleginnen fahre<br />
ich nach Landau.<br />
Beschränken sollten wir uns<br />
mit unserem Gepäck als Teil<br />
der Pilgererfahrung „Sich<br />
begnügen“, da wir von Anfang<br />
bis Ende alles selbst<br />
tragen werden. Dennoch<br />
packen wir, trotz sommerlicher<br />
Temperaturvorhersage,<br />
Fleece-Jacken in unsere Rücksäcke.<br />
Man weiß ja nie! Wir lassen das<br />
Auto im gefühlt engsten Parkhaus<br />
des Universums. Was bleibt ist das<br />
ungute Gefühl, nach zwei Tagen das<br />
Auto am Parkautomaten mit einer<br />
astronomischen Summe auszulösen,<br />
die für ein Wellness-Wochenende<br />
gereicht hätte.<br />
Eröffnungskreis mit<br />
Muscheln in der Stiftskirche<br />
Landau<br />
Jakobsmuschel in der<br />
Kirchenmauer<br />
Wir treffen unsere Gruppe in der<br />
Stiftskirche und sind nun Teil der zweitägigen<br />
Zoar-Pilgerschar. Wir sitzen im<br />
Kreis auf dem Boden vor dem Chor<br />
und vor uns befindet sich ein Teelichtkreis.<br />
Für jeden steht ein Licht. Auf jeden warten auch ein Stein und eine Muschel.<br />
Sie sind unsere Symbole des Pilgerns.<br />
Die Steine für die Last, die wir mit uns tragen und die Muscheln als Gefäß,<br />
mit dem wir während des Pilgerns Kraft, neue Erinnerungen und Ideen<br />
schöpfen können. Ich entscheide mich für eine Miniausgabe der Jakobsmuschel.<br />
Sie ist wunderschön und wird später auf meinem Büroschreibtisch eine<br />
Erinnerung an das Innehalten sein. Die Leiterin der Seminartage, Ruth Magsig,<br />
ermuntert uns, den gerade ausgewählten Stein während des Pilgerns an<br />
einem für uns passenden Ort zurück zu lassen. Dazu passt der Wunsch eines<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
65
Menschen & Geschichten<br />
Kapelle auf der<br />
„Kleinen Kalmit“<br />
Zoar-Pilgergruppe<br />
unterwegs<br />
Blick von der „Kleinen Kalmit“<br />
zur Madenburg<br />
Mitpilgers „einfach einmal zwei Tage die Arbeit hinter sich zu lassen“, während<br />
das Zoar-Logo auf seiner Brust bunt leuchtet. Aber exakt so ist es, denke<br />
ich, man wünscht sich etwas Bestimmtes hinter sich zu lassen und schleppt<br />
es, meist sichtbar für die Umgebung, doch für sich selbst oft unwissend weiter.<br />
Nun geht es richtig los! Zeit „ganz für mich“, wie es versprochen wurde,<br />
denn wir laufen schweigend das erste Stück aus der Stadt heraus. Es mutet<br />
sicher seltsam an, eine bunt gemischte, aber absolut stille Gruppe läuft ohne<br />
ein einziges Wort hinter- und nebeneinander her. Die Wahrnehmung wird<br />
stärker, wenn Reden und Zuhören wegfallen.<br />
Wir wandern auf Weinberge zu, die uns eine Weile begleiten werden. Hier<br />
rasten wir bei sommerlichen Temperaturen an der Kapelle auf der Kleinen<br />
Kalmit bei Arzheim. Der Wind lärmt in den Blättern der Bäume und mit ihm<br />
die Krähen. Unser nächster Punkt soll die Madenburg sein.<br />
Sie erreichen wir durch einen engen, zum Teil steilen und matschigen Weg.<br />
Hier vespern wir und teilen die mitgebrachte Verpflegung, da die Burg geschlossen<br />
ist. Und so werden wir vom Wanderer zum Pilger: Teilen unter bekannten<br />
und fremden Kollegen und die Erkenntnis, dass das sich Einlassen<br />
auf einen neuen Weg auch neue Erfahrungen mit sich bringt.<br />
Wir nehmen nun den Abstieg auf der anderen Seite der Burg. Es wird wenig<br />
gesprochen, da viele Baumstämme quer des Weges liegen. Als wäre das nicht<br />
schon Herausforderung genug, ist der schmale Waldweg mit Tannenzapfen<br />
überzogen, auf denen man schnell ausrutschen kann. So komme ich mit gigantischem<br />
Ausfallschritt ins Straucheln, versuche mich mit ausgebreiteten<br />
Armen ins Gleichgewicht zu bringen, habe aber vergessen, dass meine Hände<br />
fest an Wanderstöcke geklettet sind. Ich fange mich, indem ich beide Stöcke<br />
66 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Menschen & Geschichten<br />
Verschlossenes Tor<br />
der Madenburg<br />
Zoar-Pilgergruppe vor der<br />
Nikolauskapelle Klingenmünster<br />
Gelöste Stockprobleme<br />
in den Erdboden ramme. Meine Slapstick-Einlage bleibt nicht ohne Lacher. Ich<br />
bin glücklich, dass mein Umfeld nicht à la Tour de France zum Massensturz<br />
durch mich gekommen ist. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir bald<br />
Klingenmünster.<br />
Nach einer Führung durch die Nikolaus-Kapelle freuen wir uns auf eine erfrischende<br />
Dusche im Stiftsgut Keysermühle. Uns erwartet gelebte Inklusion im<br />
angenehm auf Nachhaltigkeit ausgelegten, integrativen Hotel und Restaurant<br />
mit Mitarbeitern mit und ohne Beeinträchtigung. Ich fühle mich auf<br />
Anhieb wohl und bin mit einem leckeren Abendessen und der Aussicht auf<br />
ein bequemes Bett absolut glücklich. Den Abend verbringt die Gruppe, wie<br />
auf manchen Abschnitten des Weges, im kommunikativen Austausch. Wir<br />
stellen fest, dass wir das Klappern von Wanderstöcken ohne Gummipfropfen<br />
alle unterschiedlich wahrgenommen haben. Gemeinsam sitzen wir am Gartentisch<br />
und tüfteln eine Konstruktion aus, die am nächsten Morgen schon in<br />
die Tat umgesetzt ist. Mit viel Erzählen und Gelächter breitet sich das Gefühl<br />
aus, dass wir in dieser Gemeinschaft noch viele Tage weiterlaufen könnten.<br />
Der zweite Tag lässt uns schnell feststellen, dass unsere Wanderstocklösung<br />
zwar funktioniert, die Stöcke an sich aber Geräusche machen. Eine weitere<br />
Pilgererfahrung ist somit klar: „Du kannst nicht alles ändern, aber Deine Einstellung<br />
dazu“. Unser Pilgerweg endet nach einigen erklommenen Hügeln im<br />
fachwerklichen Dörrenbach. Von dort fahren wir mit dem Bus zurück nach<br />
Landau und stellen fest, dass sich mit dem Pilgern nicht nur die Landschaft<br />
um uns herum geändert hat, sondern auch die eigene Einstellung in zwei<br />
Tagen eine große Strecke mit vielen neuen Erfahrungen zurücklegen kann.<br />
P.S. Die Parkgebühren im gefühlt engsten Parkhaus des Universums waren<br />
übrigens gar nicht so teuer wie gedacht.<br />
Dörrenbacher Fachwerk aus der<br />
Kirche heraus gesehen<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
67
Sport & Bewegung<br />
Sport und Bewegung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung<br />
2. Zoar-Radtour führte<br />
von Kusel nach Heidesheim<br />
Von urwüchsigen Felsformationen<br />
über zahlreiche<br />
Gradierwerke im Salinental<br />
bei Bad Kreuznach bis hin zum<br />
Rhein-Nahe-Eck in Bingen und weiter<br />
zur wild-romantischen Idylle<br />
direkt am Rhein war auf der 2. Zoar-<br />
Radtour zur Begeisterung der Teilnehmer<br />
alles enthalten. Mit dabei<br />
waren Mitarbeiter, Bewohner und<br />
externe Gäste, so dass sich auf der<br />
rund 140 Kilometer langen Strecke<br />
Menschen mit und ohne Beeinträchtigung<br />
begegneten. Diese Radtour<br />
im Zeichen der Inklusion wird immer<br />
bekannter. Das zeigen die bestätigenden<br />
Rückmeldungen aller Menschen,<br />
denen die Radler an den zwei<br />
Tagen auf der Strecke begegnet sind.<br />
Ein herzlicher Dank geht an dieser<br />
Auch die 2. Zoar-Radtour unter dem Motto „Gemeinsam viel<br />
bewegen“ war ein voller Erfolg. Diesmal führte die Strecke von<br />
Kusel nach Heidesheim. Bei bestem Radler-Wetter fuhren die<br />
rund 80 Teilnehmer der 2. Zoar-Radtour an zwei Tagen durch<br />
eine landschaftlich abwechslungsreiche Region; von Kusel nach<br />
Heidesheim.<br />
Stelle an die Radstreckenführer Alexander<br />
Distler, Rolf Nehrbaß und Sascha<br />
Krauß.<br />
Signal zum Tour-Start<br />
Ausgangspunkt der 2. Zoar-Radtour<br />
war der Zoar-Standort Kusel, wo die<br />
Tour am Alten- und Pflegeheim in<br />
der Fritz-Wunderlich-Straße startete.<br />
Dort war im September 2015 die<br />
1. Zoar-Radtour zu Ende gegangen.<br />
Nach diversen Grußworten, unter<br />
anderem des stellvertretenden Zoar-<br />
Verwaltungsratsvorsitzenden Dr.<br />
Baldur Melchior, des Verbandsbürgermeisters<br />
Dr. Stefan Spitzer, der<br />
Beigeordneten der Stadt Kusel, Julia<br />
Bothe, und der Zoar-Direktoren<br />
Martina Leib-Herr und Peter Kaiser,<br />
setzte sich der Tross in Richtung Lauterecken<br />
in Bewegung. Das Signal<br />
für den offiziellen Start der Radtour<br />
war der laute Startschuss, den Dr.<br />
Baldur Melchior mit einer Tröte gab.<br />
68 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Sport & Bewegung<br />
Geselliges Beisammensein<br />
Nach dem gemeinsamen Mittagessen<br />
auf dem Hof der Einrichtung<br />
ging die Radtour weiter über Odernheim<br />
am Glan nach Bad Kreuznach,<br />
wo der erste Radtour-Tag seinen<br />
Abschluss fand. Erschöpft und glücklich<br />
über das erlebte Miteinander<br />
beim Radeln kamen die Teilnehmer<br />
bei der Nahetal-Jugendherberge<br />
oberhalb der Stadt an. Bei warmen<br />
Sommertemperaturen saßen die<br />
Radler noch lange draußen und<br />
tauschten sich aus über die Erlebnisse<br />
der gemeinsam geradelten Strecke<br />
des ersten Tour-Tags. Außerdem<br />
trug die Musik von „Fox Acoustic“<br />
zum geselligen Gesamterlebnis bei.<br />
„Fox Acoustic“, das sind Annett (Gesang)<br />
und Matthias (Gitarre) Fuchs<br />
aus Ingelheim. Die beiden Vollblut-<br />
Musiker arbeiten seit vielen Jahrzehnten<br />
in verschiedenen Bands und<br />
Ein Dank an Marc Hein (links)<br />
für die Unterstützung<br />
Dr. Baldur Melchior, stellvertretender<br />
Vorsitzender des Zoar-<br />
Verwaltungsrats, gibt das laute<br />
Startsignal zur 2. Zoar-Radtour.<br />
Projekten und haben so unterschiedlichste<br />
Erfahrungen gesammelt. Sie<br />
präsentierten den Radtour-Teilnehmern<br />
bekannte Songs aus vielen<br />
Epochen, die alle akustisch anspruchsvoll<br />
dargeboten wurden.<br />
Und weil es so gut war, applaudierten<br />
die Zuhörer so lange, bis es Zugaben<br />
gab.<br />
Trikots zur Erinnerung<br />
Am zweiten Tour-Tag führte die Radstrecke<br />
von Bad Kreuznach über Hackenheim<br />
und Volxheim nach Wöllstein<br />
und von dort aus über<br />
Gumbsheim nach Wallertheim. Dort<br />
waren die Radler zu Gast bei der<br />
Nieder-Ramstädter Diakonie, deren<br />
Mitarbeiter die Radler herzlich empfingen.<br />
Um sie für die Weiterfahrt zu<br />
stärken, servierten die dortigen Mitarbeiter<br />
ein stärkendes Nudelgericht.<br />
Offiziell empfangen wurde die<br />
Zoar-Radler-Gruppe von Holger<br />
Griebel, Leiter des Wohnverbunds<br />
Von Kusel aus befuhren die Teilnehmer<br />
den attraktiven Glan-Blies-Radweg,<br />
um über Altenglan, St. Julian<br />
und Glanbrücken nach Lauterecken<br />
zu gelangen und von dort aus über<br />
Medard und Odenbach nach Meisenheim.<br />
Dort waren die Radler zu<br />
Gast bei der Kreuznacher Diakonie,<br />
die zu einem stärkenden Mittagessen<br />
eingeladen hatten. Offiziell<br />
empfangen wurde die Zoar-Radler-<br />
Gruppe von Diakon Oliver Schardt<br />
von der Geschäftsbereichsleitung<br />
Leben mit Behinderung, Wohnen<br />
und ambulante Assistenz.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
69
Sport & Bewegung<br />
Wallertheim der Nieder-Ramstädter<br />
Diakonie, und von Andreas Nink,<br />
Leiter Kommunikation und Fundraising.<br />
Zuvor hatten Mitarbeiter der<br />
Einrichtung, unter anderem Frank<br />
Gruber, Teamleiter Wohntraining,<br />
und Bewohner des Wohnverbunds<br />
Wallertheim die Radler in Richtung<br />
Gumbsheim abgeholt. Das freudige<br />
Zusammentreffen fand mitten in<br />
den Weinbergen statt, und gemeinsam<br />
radelten alle in den Hof der<br />
Nieder-Ramstädter Diakonie. Zum<br />
Dank für die Gastfreundschaft erhielten<br />
alle Teilnehmer des Empfangskomitees<br />
ein eigens für die<br />
Tour erstelltes Zoar-Radtour-Trikot<br />
zur Erinnerung.<br />
Fußbad im Rhein<br />
Von Wallertheim ging es weiter<br />
nach Gau-Bickelheim und dann über<br />
Sprendlingen nach Gensingen. Der<br />
Einstieg in den Nahe-Radweg erfolgte<br />
in Grolsheim. Auf dem schönen<br />
Nahe-Radweg fuhren die Teilnehmer<br />
bis nach Bingen. Dort gab es einen<br />
offiziellen Empfang der Stadt, den<br />
der Beigeordnete Jens Voll und Michael<br />
Kloos, Koordinator Mobilitätskonzept<br />
Bingen, vornahmen. Im<br />
Biergarten „Ludwig IV.“ vor der herrlichen<br />
Kulisse des Rheins und des<br />
Niederwalddenkmals waren die<br />
Radler zu kühlen Getränken, Eis und<br />
Brezeln eingeladen. Wiederum gestärkt<br />
ging es dann erneut in den<br />
Sattel. Die letzten Kilometer in Richtung<br />
Heidesheim, entlang des<br />
Rheins, standen auf dem Programm.<br />
Der idyllische Rhein-Radweg war für<br />
alle Teilnehmer ein schönes Erlebnis,<br />
das durch die motivierte Gruppendynamik<br />
noch mehr wirkte. Zu verlockend<br />
war das in der Sonne glitzernde<br />
Rheinwasser, als dass nicht auch<br />
ein abkühlendes Fußbad in der Höhe<br />
des Strandbads Ingelheim dazugehört<br />
hätte.<br />
Pause auf der Strecke:<br />
(v.l.n.r.) Peter Kaiser, Rainer Guth<br />
und Martina Leib-Herr<br />
Freudiger Empfang am Ziel<br />
Das Ziel am Ende des zweiten Tour-<br />
Tags lag auf dem Gelände des Zoar<br />
– Rheinhessischen Diakonie-Zentrums<br />
Heidesheim. Dort wurden die<br />
Teilnehmer der 2. Zoar-Radtour im<br />
Rahmen des dortigen Sommerfestes<br />
freudig und lautstark empfangen.<br />
Für alle war es ein bewegender Moment,<br />
durch das Spalier der klatschenden<br />
Besucher, die bunte Krepp-<br />
Papier-Bänder gespannt hatten und<br />
Konfetti regnen ließen, zu radeln.<br />
Verschwitzt und glücklich fuhren alle<br />
Teilnehmer in einem Konfetti-Regen<br />
auf den letzten Metern ins Ziel. Dies<br />
war der krönende Abschluss der<br />
2. Zoar-Radtour, die im Juni 2019 ihre<br />
Fortsetzung ab Heidesheim finden<br />
wird. Von dort aus geht es Richtung<br />
Mainz und Ludwigshafen. Direktor<br />
Kaisers Wunschziel ist Neustadt an<br />
der Weinstraße. Auch in zwei Jahren<br />
wird wieder der kommunikative Austausch<br />
zwischen Menschen mit und<br />
ohne Beeinträchtigung im Vordergrund<br />
stehen, und das sowohl in den<br />
Pausen als auch beim Fahrradfahren.<br />
Alexandra Koch<br />
SAVE THE DATE<br />
Termin der 3. Zoar-Radtour<br />
28. und 29. Juni 2019<br />
70 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Sport & Bewegung<br />
Rainer Guth:<br />
Weil bekannt ist, dass ich gern Rad fahre, wurde ich auch<br />
von Zoar eingeladen. Ich habe gern zugesagt. Und ich<br />
freue mich, dass ich mir die Zeit genommen habe, am<br />
ersten Tag mitzufahren. Ich habe viele schöne Bilder im<br />
Kopf, wenn ich an das gemeinsame Erlebnis in der<br />
Gruppe denke.<br />
Michael Comtesse:<br />
Meine Frau und ich waren bereits das zweite Mal dabei.<br />
Wir sind begeistert, auch von der guten Organisation.<br />
Als diesmal der Hinterreifen am Rad meiner Frau plötzlich<br />
platt war, war die Hilfsbereitschaft in der Gruppe enorm<br />
groß. Das war für uns eine wirklich schöne Erfahrung.<br />
Wenn wir so fit bleiben, sind wir 2019 wieder mit dabei.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
71
Sport & Bewegung<br />
Pascal Wulff:<br />
Nach dem ersten Tag hat mein Hintern ein<br />
bisschen wehgetan. Aber am zweiten Tag ging<br />
es dann wieder. Mir hat es super gut gefallen<br />
und meinem Bruder auch.<br />
Silvia Heinz:<br />
Ich habe mich diesmal noch mehr auf die Radtour<br />
gefreut als beim ersten Mal. Beim nächsten<br />
Mal bin ich auf jeden Fall wieder dabei.<br />
Schade, dass es noch so lange dauert.<br />
72 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Sport & Bewegung<br />
Peter Kaiser:<br />
Im Laufe der zwei Tage habe ich mich mit allen<br />
Teilnehmern unterhalten können. Das war mir<br />
sehr wichtig. Schon allein deswegen war es<br />
eine tolle Tour.<br />
Marcus Housten:<br />
Ich fahre oft und gern Fahrrad. Nach der Arbeit<br />
fahre ich immer mit einem Freund zusammen<br />
Rad. Zu zweit macht es mehr Spaß als allein.<br />
Aber in einer Gruppe macht es am meisten<br />
Spaß. Deswegen fahre ich bei der 3. Zoar-Radtour<br />
ganz bestimmt wieder mit.<br />
Wir danken den Firmen und Privatpersonen,<br />
die die 2. Zoar-Radtour unterstützt haben:<br />
MICOS GmbH, Textilpflege Reccius,<br />
Fahrdienst Hein, Ziegle GmbH,<br />
Autohaus Zotz GmbH, Fliesenstudio Dindorf,<br />
Achenbach und Gauer GmbH, H+R Marketing,<br />
Schön Fahrräder und Michael Comtesse<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
73
Sport & Bewegung<br />
Martina Leib-Herr:<br />
Ich bin froh, dass ich dabei war und die gute<br />
Stimmung im Team hautnah erfahren durfte.<br />
Man muss es selbst erlebt haben. Dann kann<br />
man diese Begeisterung beim gemeinsamen<br />
Radfahren am ehesten nachvollziehen.<br />
Jörg Henricy:<br />
Ich war das erste Mal dabei, und mir hat es<br />
von Beginn an super gefallen. Ich kannte<br />
nicht viele. Aber das änderte sich schnell. Am<br />
Ziel in Heidesheim war die Stimmung toll. Ein<br />
bewegendes Erlebnis.<br />
74 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Sport & Bewegung<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
75
Veranstaltungen & Feste<br />
Zoar-Sommerfest auf dem Inkelthalerhof und Amtseinführung von Pfarrer Jochen Walker<br />
Buntes Programm<br />
für Jung und Alt<br />
Viele Besucher, Bewohner<br />
und Mitarbeiter des<br />
Evangelischen Diakoniewerks<br />
Zoar feierten und genossen<br />
den Open-Air-Auftritt der Band „Final<br />
Mask“. Diese eröffnete ihr Konzert<br />
mit dem passenden Song „It`s<br />
raining man“, da das Fest diesmal<br />
leider nicht von der Sonne begleitet<br />
wurde. Die drei Musiker aus dem<br />
Donnersbergkreis begeisterten mit<br />
Pop-Klassikern aus den 70er und 80er<br />
Jahren.<br />
Das Sommerfest auf dem Inkelthalerhof ist<br />
mittlerweile aus dem Terminkalender vieler Familien<br />
nicht mehr wegzudenken. Menschen mit und ohne<br />
Beeinträchtigung erlebten auch in diesem Jahr<br />
ein buntes Fest für alle Sinne.<br />
Buntes Treiben wartete auf die Sommerfestbesucher<br />
nach dem Festgottesdienst<br />
und der Einführung von<br />
Zoar-Pfarrer Jochen Walker. Zum<br />
Schauen und Staunen luden zahlreiche<br />
Stände ein. Die große Vielfalt<br />
der von Zoar-Mitarbeitern gefertigten<br />
kunstgewerblichen Produkte<br />
konnten zu einem fairen Preis erworben<br />
werden. Angeboten wurden<br />
unter anderem hübsche Deko-Artikel<br />
für den Innen- und Außenbereich<br />
vom Kunstgewerbe der Zoar-Werkstätten<br />
Rockenhausen, darunter<br />
Holzarbeiten wie Holzstatuen mit<br />
Herzmotiv oder auch ein klassisches<br />
Windspiel. Taschen und Tücher kamen<br />
aus dem Nähzimmer, Kerzen<br />
und Seifen aus der Kaiserslauterner<br />
Kerzen-Manufaktur der Zoar-Werkstätten.<br />
Die Vorzüge eines Massage-<br />
Sessels konnten die Besucher am<br />
Der Odenbacher Chor „Die Siebenpfeifer“ unter der Leitung von<br />
Julian Franke sowie Burkhard Nitschke (Mitte), Bewohner des<br />
Bodelschwinghhauses I auf dem Inkelthalerhof in Rockenhausen<br />
Stand des Zoar-Fördervereins ausprobieren.<br />
Mit ihrer Spende konnten<br />
sie dazu beitragen, dass die Zoar-<br />
Wohnanlagen im Donnersbergkreis<br />
bald mit einem solchen Sessel ausgestattet<br />
werden.<br />
Die kleinen Gäste kamen beim Familienfest<br />
auf dem Inkelthalerhof<br />
ebenfalls auf ihre Kosten. Sie konnten<br />
sich beim Nuss-Knacker-Geschicklichkeitsspiel<br />
beweisen, ihr<br />
Glück beim Torwandschießen und<br />
am Glücksrad versuchen, auf einem<br />
Pony reiten, am Basteltisch Hand<br />
anlegen oder beim Kinderschminken<br />
ein Wunsch-Gesicht aufmalen lassen.<br />
Auch das kulinarische Angebot ließ<br />
kaum einen Wunsch offen. Es gab<br />
Eis, fruchtige Cocktails, Herzhaftes<br />
aus der Pilzpfanne, Pizza, Leckeres<br />
vom Grill und natürlich Kaffee und<br />
Kuchen.<br />
Festgottesdienst im Rahmen<br />
der Amtseinführung von<br />
Pfarrer Jochen Walker<br />
Das diesjährige Sommerfest begann<br />
mit einem ganz besonderen Gottesdienst,<br />
der in der sommerlich geschmückten<br />
Zoar-Kapelle stattfand.<br />
Im feierlichen Rahmen wurde der<br />
neue Seelsorger und Pfarrer des<br />
Evangelischen Diakoniewerks Zoar,<br />
76 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Veranstaltungen & Feste<br />
Direktorin Martina Leib-Herr hieß<br />
Pfarrer Jochen Walker herzlich willkommen<br />
und eröffnete offiziell das Sommerfest.<br />
Der Festgottesdienst anlässlich des Sommerfestes auf dem<br />
Inkelthalerhof in Rockenhausen war sehr gut besucht.<br />
Dekan Matthias Schwarz segnete<br />
Pfarrer Jochen Walker.<br />
Dekan i.R. Dr. Baldur<br />
Melchior sorgte an<br />
der Orgel für die<br />
musikalische<br />
Umrahmung.<br />
Der Zoar-Tanzkreis „Elwetritsche“ unter der<br />
Leitung von Christa Portz-Stengel erntete<br />
viel Applaus für seine Aufführungen.<br />
Ralf Bommes (Keyboard), Thomas<br />
Draws (Gesang ) und Pfarrer Jochen<br />
Walker (Gitarre) trugen das Lied<br />
„Gottes Liebe ist wie die Sonne“ vor.<br />
Jochen Walker, offiziell in sein Amt<br />
eingeführt. Es kamen Freunde, Familie,<br />
Mitarbeiter, Bewohner und Besucher,<br />
um dem Festakt beizuwohnen.<br />
Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende,<br />
Dekan i.R. Dr. Baldur<br />
Melchior, eröffnete mit einem Orgelvorspiel<br />
den Gottesdienst. Dieser<br />
hatte das passende Thema: „Es ist<br />
Sommer“. Pfarrer Walker machte<br />
darauf aufmerksam, dass Gott häufig<br />
mit Wetterphänomenen verglichen<br />
oder in Verbindung gebracht<br />
wird. Tatsache sei, dass Gott die Sonne<br />
und das Licht der Welt ist. Mit<br />
einem Zitat der deutschen Musikgruppe<br />
„Wise Guys“ verdeutlichte<br />
Pfarrer Walker noch einmal, was gemeint<br />
ist: „Jetzt ist Sommer! Egal ob<br />
man schwitzt oder friert: Sommer ist,<br />
was in deinem Kopf passiert!“.<br />
Jochen Walker mit Frau Heidi<br />
und drei seiner Kinder: (v.l.n.r.)<br />
Elias, Simon und Nora<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
77
Veranstaltungen & Feste<br />
Gratulationen für Pfarrer Jochen Walker (Dritter von links):<br />
(v.l.n.r.) Dr. Baldur Melchior, Direktorin Martina Leib-Herr,<br />
Dekan Matthias Schwarz, Kurt Philipp und Barbara Venske<br />
Dekan Matthias Schwarz vom Protestantischen<br />
Dekanat an Alsenz<br />
und Lauter verpflichtete und segnete<br />
Jochen Walker mit Worten aus<br />
der Apostelgeschichte „Gebt acht<br />
auf euch und auf die ganze Herde,<br />
in der euch der Heilige Geist als fürsorgliche<br />
Hirten eingesetzt hat“.<br />
„Acht haben“ sei eine Kultur der<br />
Aufmerksamkeit, die eine offene<br />
Haltung gegenüber allen Menschen<br />
beinhalte. In seinem Amt des Seelsorgers<br />
hilft Pfarrer Jochen Walker<br />
anderen, führt Gespräche und<br />
nimmt Anteil an Schicksalen durch<br />
Empathie und Mitgefühl. Deshalb<br />
ist er für Gesamt-Zoar ein Gewinn.<br />
Tanja und Nadine Wenz<br />
an der karibisch geschmückten<br />
Cocktail-Bar<br />
Die musikalische Umrahmung gestaltete<br />
unter anderem der Odenbacher<br />
Chor „Die Siebenpfeifer“ unter<br />
der Leitung von Julian Franke, in<br />
dem bis vor kurzem auch Jochen<br />
Walker aktiv war. Die Darbietung<br />
unterhaltsamer, gottesdienstlicher<br />
Elemente trug zum Gelingen des<br />
Festgottesdienstes bei. Den abwechslungsreichen<br />
Ablauf begleiteten<br />
außerdem der Zoar-Tanzkreis<br />
„Elwetritsche“ (Leitung Christa<br />
Portz-Stengel) und das „Musikalische<br />
Duo“, Thomas Draws (Gesang)<br />
und Ralf Bommes (Keyboard), mit<br />
Unterstützung von Hans-Ludwig<br />
Am Stand der Zoar-Kerzen-Manufaktur<br />
der Werkstätten Kaiserslautern wurden<br />
Kerzen und Seifen verkauft.<br />
Burckhart. Die Fürbitten, die mit<br />
Bewohnern (Gottesdienstgruppe)<br />
gesprochen wurden, kamen aus der<br />
Feder von Christine Väth-Kemery.<br />
Bewohner Burkhard Nitschke sorgte<br />
für musikalische Einlagen mit der<br />
Mundharmonika.<br />
Am Ende des Gottesdienstes hieß<br />
Direktorin Martina Leib-Herr den<br />
neuen Pfarrer willkommen und eröffnete<br />
offiziell das diesjährige Sommerfest.<br />
Mit Jochen Walker habe das<br />
Evangelische Diakoniewerk Zoar einen<br />
Pfarrer, der in seinem Beruf seine<br />
Berufung gefunden habe und diesen<br />
mit großem Eifer und Fleiß ausübe.<br />
Julia Margert<br />
78 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Veranstaltungen & Feste<br />
Open-Air-Auftritt<br />
der Band<br />
„Final Mask“<br />
Deko-Artikel für den Innen- und Außenbereich:<br />
Produkte des Bereichs Kunstgewerbe der Zoar-Werkstätten<br />
Rockenhausen kamen bei den Besuchern besonders gut an.<br />
Arbeitseinsatz: Angelika Jung<br />
Gäste des Sommerfestes versuchten<br />
ihr Glück am Glücksrad.<br />
Am Pilzzucht-Stand der Zoar-Werkstätten<br />
Alzey: (v.l.n.r.) Martina Witt, Tobias Balz<br />
(Projektleitung Marktgruppe Pilzzucht),<br />
Direktorin Martina Leib-Herr<br />
und Stephan Steinfurth<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
79
Ankündigung<br />
50 Jahre Zoar-Werkstätten<br />
Rockenhausen<br />
21. bis 23. September <strong>2017</strong><br />
Zoar möchte mit Rockenhausen und<br />
Umgebung feiern und allen Interessierten<br />
einen Einblick in die Arbeit<br />
geben sowie die abgeschlossenen<br />
Umbaumaßnahmen präsentieren.<br />
Bei allen Programmpunkten dieser<br />
drei Jubiläumstage ist der Eintritt<br />
frei. Für das leibliche Wohl ist an<br />
allen drei Tagen bestens gesorgt.<br />
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />
Das Programm:<br />
Donnerstag, 21. September <strong>2017</strong>, 8.30 bis 18.00 Uhr:<br />
Tag der offenen Tür mit offiziellem Festakt (Beginn 13.30 Uhr)<br />
und Grußworten, Gottesdienst, Planwagenfahrten zur<br />
Palettenfertigung sowie vielen, bunten Programmpunkten<br />
Freitag, 22. September <strong>2017</strong>, 12.00 bis 18.00 Uhr:<br />
Unterhaltsames Programm mit Mitmach-Aktionen und Aufführungen,<br />
Konzert mit Schlager-Nachwuchsstar Michele Joy,<br />
Streichelzoo, „Ponyschminken“, Riesenkicker<br />
Samstag, 23. September <strong>2017</strong>, 18.30 bis 23.00 Uhr:<br />
Jubiläumsstimmung mit DJ Dirk Wiesen und einem Konzert<br />
mit „Die anonyme Giddarischde“, anschließendes Feuerwerk<br />
An allen drei Jubiläumstagen sind<br />
Zoar-Kulturgruppen der verschiedenen<br />
Standorte ins Programm integriert.<br />
Es treten unter anderem auf:<br />
• „Workhouse Gang“, Alzey<br />
• Tanzkreis „Elwetritsche“, Rockenhausen<br />
• „Musikalisches Duo“ mit Thomas Draws<br />
und Ralf Bommes, Rockenhausen<br />
• Theatergruppe aus dem Falkhaus,<br />
Rockenhausen<br />
• Tanzgruppe „Fit for Dance“, Alzey<br />
• Musiktrio „Focus 37“, Ludwigshafen<br />
Wo wird gefeiert?<br />
Zoar-Werkstätten Rockenhausen,<br />
Industriestraße 2<br />
Michele Joy<br />
Die anonyme Giddarischde<br />
80 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Sport & Bewegung<br />
Firmenlauf B2RUN in Kaiserslautern<br />
Zoar mit geballter<br />
Frauenpower am Start<br />
Einen Teilnehmer-Rekord konnte die Erfolgsreihe des<br />
Firmenlaufs in Kaiserslautern in diesem Jahr verzeichnen.<br />
Bei der zehnten Auflage dieser Breitensportveranstaltung<br />
waren rund 7.300 Läufer am Start und<br />
verwandelten die Innenstadt von Kaiserslautern in<br />
eine Sportlandschaft.<br />
Geballte Frauenpower:<br />
Heike Denzer,<br />
Stefanie Hörhammer<br />
und Eileen Jung aus<br />
Rockenhausen,<br />
Diana Hube von den<br />
Zoar-Werkstätten<br />
Kaiserslautern, Monika<br />
Armbrust vom Bürgerhospital<br />
Kaiserslautern<br />
und Alina Armbrust,<br />
Rockenhausen<br />
In Vorfreude auf den Firmenlauf: die Zoar-Teilnehmer<br />
Oberbürgermeister Klaus<br />
Weichel, der Schirmherr<br />
der Veranstaltung, eröffnete<br />
den Lauf und läutete den Start<br />
mit einer Glocke ein. Für das Evangelische<br />
Diakoniewerk gingen beim<br />
B2RUN-Firmenlauf insgesamt 71<br />
Teilnehmer an den Start. Das Wetter<br />
spielte perfekt mit und war ideal<br />
zum Laufen. Die Stimmung unter<br />
den Läufern war hervorragend und<br />
die Streckenführung bestens orga-<br />
nisiert. Die individuelle Laufzeit der<br />
Teilnehmer wurde mit einem in der<br />
Startnummer integrierten Chip<br />
gemessen.<br />
Zoar-Frauenpower am Start<br />
Sehr stark präsentierten sich die<br />
Zoar-Damen und zeigten mit 45<br />
Läuferinnen einen überragenden<br />
Frauenpower-Auftritt. Die größte<br />
Gruppe kam vom Inkelthalerhof in<br />
Rockenhausen mit 31 Läufern. Die<br />
Kaiserslauterer Kollegen von den<br />
Zoar-Werkstätten und der Wohnanlage<br />
sowie vom Alten- und Pflegeheim<br />
Bürgerhospital waren mit 23<br />
Teilnehmern vertreten. Weitere Läufer<br />
vertraten die Zoar-Einrichtungen<br />
Winnweiler, Heidesheim und Alzey.<br />
Vom Gemeinschaftserlebnis beflügelt,<br />
komplettierte sogar ein Teilnehmer<br />
aus dem Ehrenamt die Firmenmannschaft.<br />
Bei der stimmungsvollen<br />
Breitensportveranstaltung<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
81
Sport & Bewegung<br />
Stefanie Hörhammer<br />
aus Rockenhausen,<br />
Schulpraktikantin Tara<br />
Wiese und Monika<br />
Armbrust vom Bürgerhospital<br />
in Kaiserslautern<br />
sowie Heike<br />
Denzer vom Wohnen<br />
Rockenhausen<br />
Gemeinsames Laufen schweißt zusammen:<br />
Jennifer Jung, Aline Kafitz, Ekaterina Schatz<br />
und Vanessa Steingass, Rockenhausen<br />
Bei der Vergabe der<br />
Laufshirts und<br />
Startnummern:<br />
Organisator<br />
Frank Müller<br />
Zuschauer an der Laufstrecke<br />
Sie gehören zum Laufteam aus<br />
Winnweiler: Jelena Kramer, Silvia<br />
Hochstetter und Kerstin Stumpf<br />
stellten die Zoar-Läufer ihren Teamgeist<br />
und den Spaß an der Bewegung<br />
anschaulich unter Beweis.<br />
Gemeinsam viel bewegen<br />
Für den einheitlichen Auftritt des<br />
Teams sorgten die weißen Laufshirts<br />
mit Zoar-Logo und dem Slogan „Gemeinsam<br />
viel bewegen“, der für<br />
diesen Anlass nicht passender sein<br />
konnte. Gemeinsam ging es zum<br />
Start in der Kaiserslauterer Spittelstraße.<br />
Hier hatte sich eine bunte<br />
Läufer-Menge versammelt, die getragen<br />
von der ausgelassenen Stimmung<br />
in drei Gruppen auf den fünf<br />
Kilometer Rundkurs geschickt wurde.<br />
Das Zoar-Hauptfeld startete mit<br />
der zweiten Welle und kam fast<br />
geschlossen ins Ziel. „Wir sind nicht<br />
hier, um Bestzeit zu laufen“, betonte<br />
Frank Müller von der Bewegungsförderung<br />
Kaiserslautern. Als begeisterter<br />
Läufer sorgt er jedes Jahr<br />
dafür, dass sich zahlreiche Zoar-Mitarbeiter<br />
von allen Standorten am<br />
Firmenlauf beteiligen. „Der Laufspaß<br />
steht an erster Stelle. Wir haben<br />
alle ein Ziel, nämlich ins Ziel zu<br />
kommen.“<br />
Michael Westerkamp<br />
erreicht 4. Platz<br />
Natürlich gab es auch Ausnahmen,<br />
nämlich Michael Westerkamp und<br />
Dominik Naujox, zwei passionierte<br />
82 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Sport & Bewegung<br />
Läufer auf dem Rundkurs<br />
durch die Stadt<br />
Nach dem Lauf feierte Kaiserslautern<br />
auf dem Stiftsplatz die große „After<br />
Run Party“.<br />
Rockenhausen war am Start stark vertreten:<br />
Denis Bäcker, Aline Kafitz, Nico<br />
Pfleger, Jennifer Jung, Bastian Ogonowski,<br />
Ekaterina Schatz, Vanessa<br />
Steingass, Marcus Gehle, Lea Michel<br />
und Andreas Winter<br />
Impressionen vom Start<br />
Läufer aus dem Zoar-Team. Sie gingen<br />
mit der ersten Welle und dem<br />
Vorsatz an den Start, persönliche<br />
Bestzeiten zu erzielen. Das gelang vor<br />
allem Michael Westerkamp auf eindrucksvolle<br />
Weise. Nach 17:29 Minuten<br />
sprintete er in der Karl-Marx-<br />
Straße ins Ziel und erreichte einen<br />
beachtlichen 4. Platz. Bei den Zoar-<br />
Damen kamen Barbara Boos und<br />
Birgit Iselborn, beide vom Standort<br />
Winnweiler, unter die ersten hundert<br />
Läufer. Alle Teilnehmer erhielten nach<br />
ihrem Zieleinlauf eine B2RUN Finisher-Medaille<br />
als Erinnerung an einen<br />
unvergesslichen Lauf.<br />
Fair und sportlich<br />
Die B2RUN Saison <strong>2017</strong> unterstreicht<br />
einmal mehr den fairen und<br />
sportlichen Gedanken und stellt das<br />
gemeinsame Erlebnis in den Vordergrund.<br />
Dieses Ansinnen repräsentiert<br />
auch die Sportlerin Magdalena<br />
Neuner. Die ehemalige deutsche<br />
Biathletin ist B2RUN -Botschafterin.<br />
Sie war auch beim Lauf in Kaiserslautern<br />
mit dabei. Bei der B2RUN<br />
Laufserie in insgesamt 17 Städten<br />
werden über 195.000 Teilnehmer<br />
erwartet. Die Firmenläufe starteten<br />
am 4. Mai in Aachen und erreichen<br />
am 7. September <strong>2017</strong> beim Finale<br />
in Köln ihren Höhepunkt.<br />
Kunigunde Otterbein<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
83
Ankündigung<br />
Ehrenamtstag des Evangelischen Diakoniewerks Zoar<br />
Austausch, Stärkung für den Dienst,<br />
Dankeschön für die geleistete Arbeit<br />
„Biografie-Orientierung“ ist das zentrale Thema des diesjährigen Ehrenamtstags, der am<br />
Samstag, 21. Oktober <strong>2017</strong>, um 10.00 Uhr in der Cafeteria des Evangelischen Diakoniewerks<br />
Zoar auf dem Inkethalerhof in Rockenhausen stattfindet.<br />
Mit dem Ehrenamtstag möchten wir Ihnen<br />
DANKE sagen und Ihr Engagement würdigen,<br />
weil Sie freiwillig etwas von Ihren<br />
persönlichen Fähigkeiten, Ihrem Wissen und Können und<br />
von Ihrer Herzlichkeit in den Dienst der Gemeinschaft<br />
stellen.<br />
Zeit für Begegnung und Austausch<br />
Der Ehrenamtstag bietet darüber hinaus<br />
ausreichend Zeit zur Begegnung, zum Kennenlernen<br />
und für gemeinsame Gespräche.<br />
Neue Kontakte können entstehen und jeder<br />
Einzelne kann von den Erfahrungen des Anderen<br />
profitieren. Lassen Sie sich von Ihren<br />
Mitstreitern im Ehrenamt inspirieren und<br />
erleben Sie, wie diese ihr Ehrenamt im<br />
Evangelischen Diakoniewerk Zoar gestalten.<br />
Teilen Sie Ihre Erkenntnisse,<br />
Wahrnehmungen und Empfindungen.<br />
Neben Begegnung und Austausch<br />
bleibt aber auch Zeit für Musik,<br />
eine Andacht und ein gutes Essen.<br />
„Ein jeder Mensch hat seine Geschichte,<br />
die es wert ist, gekannt zu sein.“<br />
(Friedrich Maximilian von Klinger,<br />
Deutscher Dichter und Dramatiker)<br />
Jeder Mensch hat eine individuelle Lebensgeschichte,<br />
die niemals einer anderen gleichen kann. Die Höhen und<br />
Tiefen des Lebens prägen ihn, formen seinen Charakter,<br />
bestimmen seine Gewohnheiten, Vorlieben und Empfindlichkeiten.<br />
„Biografie“ heißt wörtlich übersetzt Lebensbeschreibung<br />
und bedeutet Beschäftigung mit der eigenen<br />
Lebensgeschichte. „Biografie“ beinhaltet auch die geistliche<br />
und seelische Entwicklung eines Menschen. In unserer<br />
Lebensgeschichte liegen die Wurzeln<br />
unserer Identität und unseres<br />
Selbstvertrauens.<br />
Biografie-Arbeit ist<br />
Erinnerungsarbeit<br />
„Ich könnte ein Buch<br />
schreiben“, sagen<br />
manchmal ältere<br />
Menschen, weil sie in<br />
der Rückschau überwältigt<br />
sind von der<br />
Fülle ihres Lebens. In<br />
einem bekannten Volkslied<br />
begegnet eine „olle<br />
Flunder“ einem „alten Harung“,<br />
von dem es heißt: „Der hat<br />
Erfahrung“. Wie wir geprägt sind von unseren<br />
Erfahrungen und wie wir anderen das Gespräch<br />
über ihre Erfahrungen ermöglichen können, darum soll es<br />
an diesem Ehrenamtstag gehen.<br />
In Kürze werden unsere Ehrenamtlichen eine Einladung<br />
zum Ehrenamtstag in ihrem Briefkasten vorfinden. Seien<br />
Sie unser Gast und freuen Sie sich schon heute auf einen<br />
abwechslungsreichen und interessanten Tag. Zoar-Seelsorger<br />
Pfarrer Jochen Walker wird Sie mit der Gitarre durch<br />
den Tag und das spannende Thema „Biografie“ führen.<br />
Kunigunde Otterbein<br />
84 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Spenden<br />
Helfen tut gut!<br />
Ein Massagesessel zum Einsatz im Bereich der Zoar-Altenhilfe<br />
Eine angenehme Art<br />
der Zuwendung – gerade im Alter<br />
Alle mal herhören! Wir stellen den Sessel vor!<br />
Auf den ersten Blick steht<br />
vor mir ein einfacher Sessel.<br />
Tiefrot, mit einem<br />
Lederimitat bezogen. Unspektakulär,<br />
unaufdringlich, ganz bescheiden<br />
steht er da. Nur ein schlichter Drücker<br />
in mattem Silber lässt erahnen,<br />
dass es sich um einen ungewöhnlichen<br />
Sessel handeln muss. Vorsichtig<br />
nehme ich Platz. Ohne zu wissen was<br />
passiert, aktiviere ich den Drückmechanismus.<br />
Und schon geht es los!<br />
Ich beschließe, den Sessel in den<br />
nächsten Tagen im Auge zu behalten.<br />
Wie etwas, das man gefunden<br />
hat, von dem man aber noch nicht<br />
so genau weiß, ob man es gebrauchen<br />
kann, ob man es behalten<br />
möchte oder ob man es zurückgeben<br />
möchte. Für manche Beurteiluneine<br />
angenehme Art der Zuwendung.<br />
Die Miene des Menschen mit dem<br />
„alten Rücken“ wird weicher und<br />
fröhlicher. Es stellt sich eine Entspanntheit<br />
ein. Der Körper kommt<br />
zur Ruhe und die Seele gleich mit.<br />
Ruhig und gemächlich, dabei durchaus<br />
kraftvoll bewegen sich die Rollen<br />
hin und her. In einer immer wiederkehrenden<br />
Gleichmäßigkeit arbeiten<br />
sie sich den Rücken entlang. Vom<br />
Hüftbereich über die Nieren bis hinauf<br />
zu den Schulterblättern. Die Rollen<br />
sind verborgen, meine Augen<br />
können Sie nicht sehen, ich kann sie<br />
nur spüren. Ist das herrlich!<br />
gen brauchen wir Zeit, und ich spüre,<br />
dies ist so ein Moment.<br />
Jedes Mal, wenn ich in die Nähe des<br />
Sessels komme, beobachte ich die<br />
Menschen, die in ihm Platz genommen<br />
haben. Die Rollen gleiten gerade<br />
über einen „alten Rücken“. Etwas<br />
gekrümmt gibt sich dieser der Massage<br />
durch die Rollen hin. Es ist ein<br />
zarter, zerbrechlicher und von der<br />
vielen Arbeit müde gewordener Rücken.<br />
Die Muskeln sind nicht mehr<br />
zart und geschmeidig, wie bei einem<br />
jungen Menschen. Die ganze Last des<br />
Lebens hat dieser Rücken getragen.<br />
Das Einzige, wonach ihm noch ist, ist<br />
Luise Bachmann im Sessel und Manuela<br />
Lanzer, Leitende Pflegefachkraft<br />
Zoar – Wohnanlage am Uferweg, Alsenz,<br />
posieren für das Foto.<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong><br />
85
Spenden<br />
Gerhard Keiper<br />
Ich halte inne, um die Atmosphäre<br />
des Augenblicks zu erspüren. Ja, es<br />
klappt. Der Sessel kann etwas. Es<br />
war gut, ihn den Senioren zur Verfügung<br />
zu stellen. Ganz wie bei einem<br />
ruhigen Menschen, dessen Potenziale<br />
auch nicht immer gleich erkennbar<br />
und eben doch da sind.<br />
So mancher Bewohner erzählt mir,<br />
dass er, seitdem er regelmäßig im<br />
Massagesessel Platz nimmt, besser<br />
laufen und sich bewegen kann. Zehn<br />
Minuten Massage schenken die Rollen<br />
jedem Besucher des Sessels. Es<br />
ist ihnen egal, wen sie massieren. Es<br />
muss keine Sympathie zu dem Gast<br />
bestehen. Sie surren ruhig und einschätzbar<br />
ihre Runden. Ich muss<br />
mich nicht mit ihnen „unterhalten“,<br />
kann nebenher lesen oder mich mit<br />
einer Verwandten über die neuesten<br />
Familiengeschichten austauschen.<br />
Der müde gewordene „alte Rücken“,<br />
die junge Pflegemitarbeiterin und<br />
der Sohn auf Besuch im Alten- und<br />
Pflegeheim hatten das Bedürfnis<br />
Ihnen von diesem Massagesessel mit<br />
seinen Wunderrollen zu erzählen.<br />
Die Hoffnung, dass Sie genauso begeistert<br />
von diesem Wunderwerk<br />
sein können wie wir begleitet uns<br />
dabei. Und wenn wir von etwas überzeugt<br />
sind, dann geben wir doch<br />
auch gerne etwas dafür, oder?<br />
Ein Massagesessel der<br />
Allgäuer Massagetechnik<br />
im Zoar-Test<br />
Auch die Bewohner der Zoar – Wohnanlage<br />
in der Wiesenstraße in Rockenhausen<br />
hatten bereits die Möglichkeit,<br />
einen Massagesessel zu<br />
testen. Zwei Wochen lang stand ein<br />
Sessel vor Ort und begeisterte in dieser<br />
Zeit Bewohner, Pflegepersonal<br />
und Gäste gleichermaßen. „Der Sessel<br />
war eigentlich immer besetzt“,<br />
berichtet Angelika Gehring, Einrichtungsleiterin<br />
der Zoar-Wohnanlagen<br />
im Donnersbergkreis. „Es haben sich<br />
richtige Schlangen gebildet, weil<br />
jeder den Sessel so gerne benutzen<br />
wollte“, erzählt sie weiter.<br />
Ziel ist es, alle Zoar-Altenhilfe-Einrichtungen<br />
mit einem solchen Sessel<br />
auszustatten, da die Massage einen<br />
erheblichen Mehrwert, nicht nur<br />
für Bewohner der Wohnanlagen,<br />
darstellt.<br />
Werden Sie Teil eines<br />
guten Tages<br />
Ein guter Tag ist immer dann, wenn<br />
wir eine freudige Botschaft erhalten.<br />
Das können ein nettes Wort,<br />
eine Begegnung, ein Lächeln oder<br />
eine gute Tat sein, die wir anderen<br />
schenken.<br />
Um unseren Bewohnern in den Zoar-Wohnanlagen solche Momente<br />
zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Unterstützung.<br />
Ein Massagesessel der Allgäuer Massagetechnik ist nicht billig. Er kostet<br />
4.490,00 Euro und kann daher nur durch Ihre Hilfe finanziert werden.<br />
Leider ist der Förderverein Zoar nicht in der Lage, diese enorme Summe<br />
allein zu finanzieren. Daher sind wir für jeden Betrag dankbar, der auf<br />
das Spendenkonto eingezahlt wird. Es wäre sehr schön, wenn wir gemeinsam<br />
die Tage der Bewohner der Zoar-Wohnanlagen etwas schöner<br />
gestalten könnten.<br />
Werden Sie Teil eines guten Tages und unterstützen Sie uns bitte:<br />
Spendenmöglichkeit: Förderverein Zoar e.V.<br />
IBAN:DE37 540 900 000 006 309 208<br />
BIC: GENODE 61 KL1<br />
Volksbank Kaiserslautern<br />
Stichwort: Massagesessel<br />
Selbstverständlich werden wir Ihnen für Ihre Spende eine Spendenquittung<br />
ausstellen, wenn Sie im Verwendungszweck Ihren Namen<br />
und Ihre Anschrift hinterlassen.<br />
Wir danken im Voraus im Namen all derer, denen dieser Massagesessel<br />
zugute kommen wird.<br />
86 Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong>
Impressum<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Evangelisches Diakoniewerk Zoar<br />
Inkelthalerhof<br />
67806 Rockenhausen<br />
Verantwortlich:<br />
Peter Kaiser, Direktor<br />
Martina Leib-Herr, Direktorin<br />
Redaktion:<br />
Alexandra Koch, Kunigunde Otterbein<br />
und Julia Margert,<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Layout und Satz:<br />
Andrea Adler & Alice Hubert<br />
hauptsache:design, Mainz<br />
Druck:<br />
Volkhardt Caruna Medien<br />
GmbH & Co. KG, Amorbach<br />
Auflage: 3.000<br />
Fotos:<br />
Fotowerkstatt Patric Dressel, Studio für Photographie<br />
Hans-Georg Merkel, Alexandra Koch,<br />
Kunigunde Otterbein, Julia Margert, Anja<br />
Seepe, Zoar-Mitarbeiter; B2RUN; Pius Klein;<br />
S. 80: Foto: Hoffmann, Die anonyme Giddarischde,<br />
Michele Joy; Firmenfoto; Fotolia: Illustrationen<br />
S. 15 Africa Studio; S. 24-25 ferkelraggae;<br />
S. 37-39 stockWERK, electriceye; S. 46-47<br />
matteogirelli, Peter Hermes Furian, mojolo;<br />
S. 65-67 Piktoworld; S. 69 Kamaga; S. 84 samiramay;<br />
S. 86 artmaster85; S. 87 Kathleen<br />
Rekowski; frogarts, Spencer<br />
Der Inhalt dieses Heftes wurde sorgfältig geprüft,<br />
aber dennoch übernimmt die Redaktion keine<br />
Haftung für die Richtigkeit aller Angaben.<br />
In dieser Publikation wird auf eine geschlechtsneutrale<br />
Schreibweise geachtet.<br />
Wo dies nicht möglich ist, wird zugunsten der<br />
besseren Lesbarkeit das ursprüngliche grammatische<br />
Geschlecht verwendet. Es wird hier ausdrücklich<br />
darauf hingewiesen, dass damit auch<br />
jeweils das andere Geschlecht angesprochen ist.<br />
Zoar in Kooperation mit<br />
Herbstmarkt … wir haben<br />
viel zu zeigen!<br />
Das Zoar-Werkhaus in Alzey lädt am Samstag, 9. September <strong>2017</strong>,<br />
von 10.30 bis 17.00 Uhr zum Herbstmarkt in die Spießgasse 97<br />
nach Alzey ein.<br />
Ein buntes Programm mit zahlreichen Höhepunkten,<br />
kulinarischen Spezialitäten, Live-Musik, Spiel und Spaß<br />
für Groß und Klein sowie vielfältigen<br />
Informationen rund um<br />
die Arbeit im Werkhaus<br />
sorgen für einen<br />
erlebnisreichen Tag.<br />
Ihre Ideen sind gefragt!<br />
Ideen und Anregungen zu den Artikeln<br />
werden gerne angenommen.<br />
Bitte unbedingt darauf achten, dass Fotos nur in Originalgröße für den<br />
Druck verwendet werden können. Niedrig aufgelöste Handyfotos eignen<br />
sich nicht für den Druck und werden daher von der Redaktion nicht<br />
entgegengenommen. Bitte unbedingt darauf achten, dass die Einstellung<br />
Ihrer Kamera so gewählt ist, dass auf den Fotos weder Datum noch<br />
Uhrzeit zu sehen ist. Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Texte<br />
zu überabeiten und zu kürzen. Wir bitten um Ihr Verständnis.<br />
Alexandra Koch<br />
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/Marketing/Fundraising<br />
alexandra.koch@zoar.de<br />
Telefon: 06361/452-116<br />
Zoar ist nach folgenden<br />
Systemen zertifiziert:<br />
Qualitätsmanagement DIN EN ISO 9001,<br />
Energiemanagement DIN EN ISO 50001,<br />
Umweltmanagement DIN EN ISO 14001<br />
und nach AZAV (Akkreditierungs- und<br />
Zulassungsverordnung Arbeitsförderung)<br />
Zoar-Magazin 2 | <strong>2017</strong> 87
Unsere Ziele<br />
Der Förderverein Zoar e.V. hat sich sein<br />
Ziel in der Förderung und Unterstützung<br />
alter und beeinträchtigter Menschen gesetzt.<br />
Diese Menschen wohnen und/oder<br />
arbeiten in einer Einrichtung des Evangelischen<br />
Diakoniewerks Zoar oder werden<br />
von Zoar-Diensten ambulant betreut.<br />
Unsere Aktivitäten<br />
Werden Sie Mitglied<br />
im Förderverein Zoar.<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt<br />
24,00, 60,00 oder 120,00 Euro jährlich.<br />
Ansprechpartner<br />
1. Vorsitzender Ullrich Geib<br />
2. Vorsitzende Monika Beyer<br />
Förderverein Zoar e.V.<br />
Inkelthalerhof<br />
67806 Rockenhausen<br />
Telefon: 06361/452-288<br />
E-Mail: foerderverein@zoar.de<br />
• finanzielle Hilfen und unterstützende<br />
Angebote, die zur Verbesserung der<br />
individuellen Lebensqualität beitragen<br />
• Unterstützung bei der Anschaffung<br />
therapeutischen Materials<br />
• Unterstützung der Kinder der<br />
Zoar-Kindertagesstätte Heidesheim<br />
• Ermöglichung diverser Freizeitaktivitäten<br />
• Veranstaltung verschiedener Feste<br />
• Unterstützung des geplanten Hospizes<br />
in Rockenhausen<br />
Besuchen Sie uns im Internet unter:<br />
http://foerderverein.zoar.de<br />
Ich möchte helfen! Helfen tut gut!<br />
Ich möchte gern Mitglied im Förderverein Zoar e.V. werden.<br />
Name:<br />
Bitte lassen Sie mir einen<br />
Mitgliedsantrag zukommen.<br />
Vorname:<br />
per E-Mail<br />
per Post<br />
Straße:<br />
PLZ/Ort:<br />
E-Mail:<br />
Ich möchte (noch) kein Mitglied werden,<br />
interessiere mich aber für den Förderverein.<br />
Bitte lassen Sie mir regelmäßig<br />
Informationen aus dem Verein zukommen.<br />
per E-Mail<br />
per Post<br />
Ort, Datum:<br />
Unterschrift:
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
Im Mittelpunkt der Tätigkeiten des Evangelischen<br />
Diakoniewerks Zoar und seiner Tochtergesellschaften<br />
steht der hilfebedürftige Mensch.<br />
Zoar bietet ein breites Angebot in der Betreuung,<br />
Pflege, Förderung und Beschäftigung der Menschen,<br />
die Unterstützung brauchen, und ist somit auch ein<br />
bedeutender Arbeitgeber an den Standorten<br />
Alsenz, Alzey, Bad Kreuznach, Brücken, Heidesheim,<br />
Ingelheim, Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Kusel,<br />
Ludwigshafen, Mainz, Rockenhausen und Winnweiler.<br />
In Zeiten der institutionellen Geldknappheit und<br />
dünner Personaldecken im sozialen Bereich sollten<br />
Haupt- und Ehrenamtliche bei der Ideenfindung<br />
und -umsetzung nicht ständig an finanzielle Grenzen<br />
stoßen, wenn es darum geht, Menschen mit Beeinträchtigung<br />
zu fördern. Im Rahmen der begleitenden<br />
Assistenz können Spenden sinnvoll, vielfältig und<br />
nachhaltig eingesetzt werden.<br />
Auch Sie können dabei helfen. Helfen tut gut!<br />
Sprechen Sie uns an!<br />
Selbstverständlich sind Spenden und Mitgliedsbeiträge<br />
steuerlich absetzbar, da wir gemeinnützig sind.<br />
Es grüßen Sie herzlichst,<br />
Förderverein Zoar e.V.<br />
Ullrich Geib<br />
Monika Beyer<br />
1. Vorsitzender 2. Vorsitzende<br />
Porto<br />
bezahlt<br />
Empfänger<br />
Interessieren Sie sich für den Förderverein Zoar e.V.<br />
und/oder möchten Sie Mitglied werden?<br />
Füllen Sie einfach die Rückseite dieser Postkarte aus<br />
und schicken Sie sie an den Förderverein Zoar mit<br />
Sitz in Rockenhausen.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung und werden<br />
uns zeitnah bei Ihnen melden.<br />
Herzlichen Dank im Voraus!<br />
Inkelthalerhof<br />
67806 Rockenhausen
www.zoar.de<br />
Ingelheim<br />
Bad Kreuznach<br />
Alzey<br />
Alsenz<br />
Waldgrehweiler<br />
Rockenhausen<br />
Kirchheimbolanden<br />
Kusel<br />
Winnweiler<br />
Brücken<br />
Ludwigshafen<br />
Heidesheim<br />
Mainz<br />
Kaiserslautern<br />
Unsere Standorte in Rheinland-Pfalz