24. Ausgabe
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DER BÄNNJERRÜCKBOTE <strong>Ausgabe</strong> 24 - Maerz 201 4<br />
1 5<br />
Guck emol do<br />
Wissen Sie wo sich dieses Gemälde befindet?<br />
Richtig, an der Frontseite des Wohnblocks zur<br />
Halleschen Straße.Oft fährt man vorbei und achtet<br />
kaum darauf. Aber wissen Sie auch was dieses<br />
Gemälde darstellt? Der Titel heißt "Hallore" und<br />
als Hauptmotiv ist ein Hallore in seinem typischen<br />
Festkleid dargestellt.<br />
1 966 wurde das Bild beim Bau der Wohnblocks<br />
als Glasmosaik von dem pfälzischen Maler und<br />
Grafiker Albert Matzdorf an der Hausfassade erstellt.<br />
Nach der energetischen Sanierung des<br />
Wohnblocks im Jahre 2001 wurde das Gemälde<br />
in Anlehnungan an das Original<br />
von den Künstlern Jutta Matzdorf,<br />
Tochter von Albert Matzdorf, und<br />
Manfred Engelmann in Secco<br />
Maltehnick wieder hergestellt.<br />
Was liegt näher, als dass<br />
das Gemälde in der Halleschen<br />
Straße auch einen Bezug<br />
zu Halle an der Saale<br />
hat. Oben im Bild erkennt<br />
man fünf Türme, die zusammen<br />
das Wahrzeichen von<br />
Halle bilden. Der vordere<br />
Turm, der "Rote Turm" steht<br />
auf dem Marktplatz. Die vier<br />
Türme daneben gehören zur<br />
"Marktkirche Unser Lieben Frauen",<br />
auch Marienkirche genannt.<br />
Sie steht unweit des Roten Turmes<br />
am Marktplatz. Die Marktkirche entstand<br />
aus zwei Vorgängerkirchen, der Sankt Marienkirche<br />
und der Gertrudenkirche. Die Marienkirche<br />
mit der Brücke zwischen den Türmen war in<br />
früherer Zeit die Pfarrkirche der Kaufleute und<br />
Handwerker, die in den höher gelegenen Straßen<br />
um den Marktplatz wohnten. Die Gertrudenkirche<br />
mit den beiden Spitztürmen aus dem 11 . Jahrhundert<br />
war die Kirche der Salzwirker. Im 1 5. Jahrhundert<br />
wurden die beiden Kirchen bis auf die<br />
Türme abgerissen und mit einem einzigen Kirchenschiff<br />
verbunden.<br />
Die Geschichte von Halle an der Saale wurde<br />
lange durch die Gewinnung von Salz geprägt, was<br />
der Stadt auch ihren Namen gab. Aufgrund geologischer<br />
Gegebenheiten wurde die Entstehung von<br />
Solequellen begünstigt. Im Zentrum der Stadt,<br />
dem sogenannten Hallmarkt, standen im Mittelalter<br />
die strohbedeckten Hütten als Stätten der<br />
Salzgewinnung. Aus den Solequellen bauten die<br />
Salzwirker die hochprozentige Sole ab und verkochten<br />
sie in den Siedekoten zu Siedesalz. 1 491<br />
schlossen sich die Salzarbeiter zur "Bruderschaft<br />
der Salzwirker" zusammen,die Mitglieder nannten<br />
sich Halloren.<br />
Durch die Salzgewinnung "das weiße Gold"<br />
brachten es die Halloren zu einem gewissen<br />
Wohlstand. Ihr Geld legten sie zum Teil in feinem<br />
Tuch und Silberschmuck an, woraus sie auch ihre<br />
typischen Festkleider fertigten. Wie auf dem<br />
Bild zu sehen besteht das Festkleid aus<br />
Dreispitz, Weste aus Goldbrokat<br />
oder Seide, Kniebundhose aus<br />
schwarzem Samt, weißen<br />
Strickstrümpen mit Zopfmuster<br />
und schwarzen Halbschuhen<br />
mit Silberschnallen. Beachtenswert<br />
sind die 1 8 markanten<br />
silbernen Kugelknöpfe an<br />
der Weste, genannt Reihe.<br />
Jeder Knopf hat seine Bedeutung<br />
und sie stellen zusammen<br />
eine Einsicht in die<br />
Organisationsstruktur der<br />
Salzwirker-Brüderschaft dar.<br />
Der Umhang, Kragen genannt,<br />
der bei Regen oder kaltem Wetter<br />
getragen wird.<br />
Nach dem Äußeren des Festkleides<br />
zu urteilen, muss es sich bei dem<br />
Bild um einen regierenden Vorsteher handeln.<br />
Typisch dafür sind die weißen Federn am<br />
Dreispitz, der Degen, die Schulterschärpe und die<br />
Vorsteherkette am Hosenbund. Erkennen kann<br />
man auch die Dokumentenrolle mit Siegel in der<br />
linken Hand. Sie spricht wahrscheinlich dafür,<br />
dass die Halloren schon ihre eigene Brüderschaftsordnung<br />
als eigenständiger Kommunal und<br />
Gerichtsbarkeitsbereich hatten.<br />
Die Bruderschaft der Salzwirker besteht bis<br />
heute und ihre Mitglieder halten die alten Traditionen<br />
mit ihren Bräuchen aufrecht.<br />
Im unteren Bereich des Bildes erkennt man<br />
das Wappen der Stadt Halle, die Sichel mit den<br />
beiden Sternen.<br />
Bleiben Sie bei dem Bild mal stehen und gucken<br />
mol, es lohnt sich.<br />
(hb)