29.08.2017 Aufrufe

CAROLINE. Das Theatermagazin September/Oktober 2017

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

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Caroline<br />

<strong>Das</strong><br />

<strong>Theatermagazin</strong><br />

<strong>September</strong>/<strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

kostenlos<br />

ab 23. <strong>September</strong><br />

Madame Bovary<br />

von Tine Rahel Völcker nach Gustave Flaubert<br />

Foto: Lisa Stern<br />

Hinschauen lernen. Kostümbildnerin<br />

Teresa Monfared über<br />

»Madame Bovary« S. 4<br />

Royal undercover. Lortzings Oper<br />

»Zar und Zimmermann« basiert auf<br />

einer wahren Geschichte S. 6<br />

Eine »russische Seele« im Herzen.<br />

Starpianist Daniel Kharitonov zum<br />

1. Sinfoniekonzert S. 7


2 aktuelles<br />

Editorial<br />

Liebe Musik- und Theaterfreunde,<br />

»Man liebt nur, wo man leidet«, war Gustave<br />

Flaubert überzeugt. Mit seinem berühmten<br />

Klassiker »Madame Bovary« eröffnen wir im<br />

Theater im Stadthaus den Premierenreigen<br />

<strong>2017</strong>/18. Flauberts Ausspruch spiegelt unter<br />

anderem dessen Verhältnis zur Titelheldin<br />

Emma Bovary wider. Empathisch mit ihr<br />

verbunden, erfindet und erleidet er ihr<br />

Schicksal. Emma ist ein haltloser, ein rastloser<br />

Charakter. Zwischen hohen Ansprüchen<br />

und beschränkten realen Möglichkeiten reibt<br />

sie sich auf. An ihren Vorstellungen aber hält<br />

sie radikal fest, und zerbricht daran.<br />

»Man liebt nur, wo man leidet« – Flauberts<br />

Satz passt zugleich auf Eva, die Protagonistin<br />

von Aldo Nicolajs Komödie »Es war<br />

nicht die Fünfte, es war die Neunte«. Mit<br />

Temperament und Wortgewalt schlägt diese<br />

Dame zwei Herren in ihren Bann und ergreift<br />

von beiden totalen Besitz. Wie die Herren<br />

damit umgehen? Sehen Sie selbst! Last, but<br />

not least zählt zu den neuen Inszenierungen<br />

die bissige Boulevard-Komödie »Der Vorname«,<br />

die der Konsensgesellschaft die Maske<br />

der Political-Correctness herunterreißt.<br />

Freunde der Orchestermusik können sich auf<br />

zwei besonders reizvolle Sinfoniekonzerte<br />

freuen. <strong>Das</strong> erste führt mit Werken von<br />

Rimsky-Korsakov und Tschaikowsky in die<br />

Welt der russischen Musik und wartet mit<br />

dem renommierten Klaviersolisten Daniel<br />

Kharitonov auf. Im zweiten präsentieren<br />

die Thüringer Symphoniker musikalische<br />

Reflexionen der Reformation. Bei solch<br />

einem reichhaltigen Programm hat vielleicht<br />

mancher schon zu Spielzeitbeginn die Qual<br />

der Wahl. Falls es Ihnen auch so geht: denken<br />

Sie an Flauberts Worte.<br />

Wir sehen uns beim Theaterfest!<br />

Ihr Johannes Frohnsdorf<br />

Schauspieldramaturg<br />

Neu im Theater-Spielplan<br />

»Die Wiedervereinigung der beiden Koreas« und TheaterJugendClub<br />

»Die Wiedervereinigung der beiden Koreas«<br />

im Theater im Stadthaus<br />

»Die unwirkliche Wirklichkeit der Liebe«<br />

titelt das Freie Wort nach der Premiere.<br />

In seiner Kritik beschreibt Henryk<br />

Goldberg das Stück als Aneinanderreihung<br />

von »Miniaturen über Liebe und<br />

Trauer, Hoffen und Verlieren, Lust und<br />

Langeweile.« Die Szenen würden zwar<br />

die Wirklichkeit der Seelen und Herzen<br />

meinen, aber häufig so »unwirklich,<br />

so skurril, so unbetroffen von Wahrscheinlichkeiten<br />

sein, wie es die Seelen<br />

und Herzen von Menschen eben sind«.<br />

Regisseur Jens Schmidl gelänge es zusammen<br />

mit dem Schauspielensemble,<br />

die »Unterhaltung, den Boulevard zu<br />

inszenieren, ohne damit die Ernsthaftigkeit,<br />

die Melancholie auch zu verjuxen«.<br />

• Wiederaufnahme: 11. November <strong>2017</strong><br />

TheaterJugendClub mit »Plötzlich Monster«<br />

und »Leonce und Lena« im theater tumult<br />

»Plötzlich Monster« ist ein Stück mit<br />

»lässigem Humor und einer zeigefingerarmen<br />

Betrachtung moderner<br />

Jugendkultur« war bei Norman Börger<br />

in der OTZ zu lesen und »eine tolle<br />

Leistung von Schauspielern und Regisseurin<br />

(Ulrike Lenz)«. Ein Theater, das<br />

»zu rühren vermag« hat Peter Lauterbach<br />

vom Freien Wort bei den beiden Inszenierungsbesuchen<br />

unseres TheaterJugendClubs<br />

gesehen. Bei »Leonce und<br />

Lena« beschreibt er einen Moment, in<br />

dem »niemand im Publikum das Gesagte<br />

auch nur leise in Zweifel ziehen würde«,<br />

denn Victor Glushkov als Leonce könne<br />

sein Publikum intuitiv einfangen.<br />

• Die nächsten Vorstellungen entnehmen Sie<br />

bitte dem aktuellen Spielplan!<br />

Ein großartiges Ensembletheater: »Die Wiedervereinigung der beiden Koreas« Foto: Peter Scholz<br />

Unsere Lieblingsorte in Rudolstadt, Saalfeld<br />

und Umgebung<br />

Schöne Ausblicke gibt es viele in unserer<br />

Stadt, einen sehr schönen direkt vor meiner<br />

Haustür … da liegt mir ganz Rudolstadt zu<br />

Füßen. Und ich kann mich nicht sattsehen:<br />

im Winter, wenn der Schnee auf den Dächern<br />

liegt und der Rauch aus den Schornsteinen<br />

steigt, im Sommer, wenn Schäfchenwolken auf<br />

hellblauem Grunde weiden oder sich Gewitter<br />

zusammenbrauen und Blitze donnern, im<br />

Frühjahr, wenn die Kirschblüten wehen und<br />

dann im goldenen Herbst. Was für ein Schatz!<br />

Mathias Werner, Ausstattungsleiter


Theaterfest 3<br />

I love Rudolstadt!<br />

Staraufgebot zum Theaterfest – ein Interview zum Wiedersehen mit dem King of Rock 'n' Roll<br />

Elvis beim »Heiteren Beruferaten« 2009<br />

Elvis, Sie haben sich nach Ihrem Überraschungsauftritt<br />

beim »Heiteren Beruferaten«<br />

vor knapp zehn Jahren aus dem öffentlichen<br />

Leben zurückgezogen. Gerüchten zufolge werden<br />

Sie die Gegend bald wieder besuchen?<br />

Ja, tolle Sache, die Theaterfest. Super,<br />

dass misch Theater Rudolstadt noch<br />

mal eingeladen haben. Ik komme im-<br />

mer gern in diese Gegend. Ik liebe die<br />

Menschen hier, so herzlich und 100%<br />

authentisch. Wie in meine Heimat in<br />

Mississippi oder Tennessee. I love Rudolstadt!<br />

Ik bin ein Rudolstädteler. Da<br />

make ich gerne mit in die Theaterfest,<br />

ein schöne bunte Fest. Eine Freundin von<br />

mir war vorletzte Jahr dort und hat mir<br />

erzählt, dass da steppt wirklisch der Bär!<br />

Stimmt es, dass Sie sich nicht nur unters<br />

Publikum mischen, sondern selbst auch auftreten<br />

werden?<br />

Ja, das ist rischtig. Als Steffen Mensching<br />

mik anrief, um misch zu fragen,<br />

ob isch komme zu seine Fest, ik habe<br />

sofort gesagt: Gerne, aber ik will singen.<br />

Schließlich ik habe eine Ruf zu verlieren.<br />

Als die King of Rock! Die Leute erwarten<br />

von mir so etwas. Und selbstverständlich<br />

ik make für diese sympathische<br />

Theater alles ohne: Ohne Geld. Ohne<br />

Vertrag. Ohne Netz und doppelte Boden.<br />

Wie steht es mit Ihrer Fitness und dem legendären<br />

Hüftschwung?<br />

Wie sagte meine Bauktanzlehrerin<br />

immer? Hüftschwung ist wie Autofahren<br />

oder Sex. Wenn du es einmal gemakt<br />

hast, verlernst du es nie. Es geht einfach<br />

in die Blut.<br />

Und Ihre Fitness?<br />

Schau mik an. Wie schaue ik aus?<br />

Sie scheinen ja echt in Hochform zu sein.<br />

Für Rudolstadt lege ik misch einfak<br />

noch mal extra in die Zeug. Sagt man so?<br />

Und Sie kommen nicht allein, sondern in<br />

Begleitung von Voland … schadet es nicht ein<br />

bisschen Ihrem Ruf, mit einer solch zwielichtigen<br />

Figur in Verbindung gebracht zu werden?<br />

Ja, diese Voland. Ik kenne nikt diese<br />

Mann, aber nak was ik gehört habe<br />

über ihn, mit ihm ist nikt gut Kirschenessen.<br />

Er hat einmal einem Mann<br />

die Kopf abgetrennt mit die Rad von<br />

eine Straßenbahn. Nur weil der Mann<br />

gesagt hat, dass es Gott nikt gibt. Und<br />

er hat ihn nischt mal angefasst. <strong>Das</strong> war<br />

Magie. Man sagt, dieser Voland ist der<br />

leibhaftige Teufel. Ik meine: Ik kenne<br />

aus America wirklisch krasse Christen,<br />

aber die würden nischt so weit gehen,<br />

einen Menschen zu enthaupten, bloß<br />

weil er Atheist ist. Ik glaube, mit Voland<br />

ik werde besser nikt über Jesus Christ<br />

spreken. Wie sagte meine Bauktanzlehrerin<br />

immer: Fingerspitzengefühl ist die<br />

Mutter der Porzellankiste.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Ganz meinerseits.<br />

Grosses Theaterfest<br />

»Hexenflug und Teufelsspuk«<br />

Es erwarten Sie:<br />

Spielerische, musikalische Programme /<br />

Platzkonzert der Thüringer Symphoniker /<br />

Quizshow / Kaffeekonzert / Kinderspielstraße<br />

/ Kostüme zum Verkleiden /<br />

Gewinnspiele / Cocktails, Kuchen ...<br />

Unsere Stargäste:<br />

Elvis Presley, hinterlistige Teufel und<br />

unverschämte Hexen aus Bulgakows<br />

weltberühmter Satire »Meister und<br />

Margarita«<br />

• BEGINN: So. 10.09. / 15 Uhr<br />

auf dem Platz der OdF<br />

• ZUM ABSCHLUSS:<br />

»Rampenfieber« / 19.30 Uhr /<br />

Theater im Stadthaus<br />

Höhepunkt und Abschluss des Theaterfestes »Rampenfieber II«, ein Estradenprogramm der<br />

Theatermitarbeiter, im Theater im Stadthaus (Eintritt: 15 Euro)<br />

Foto: Lisa Stern


4 Schauspiel<br />

Hinschauen lernen<br />

Kostümbildnerin Teresa Monfared über große Träume, Mode und den Stil der »Madame Bovary«<br />

Zunächst: Wer ist Madame Bovary?<br />

Für mich ist Bovary schon eine moderne<br />

Frau und mit ihrem Horizont auch eine<br />

emanzipierte Frau, wobei wir heute<br />

etwas anderes darunter verstehen. Vor<br />

allem ist sie eine Frau mit großen Träumen<br />

und mit dem Mut, über den eigenen<br />

Tellerrand zu schauen.<br />

Worin liegt ihre Aktualität? Der Roman ist ja<br />

schon 150 Jahre alt …<br />

Emma führt immer noch diesen Kampf<br />

gegen ein System, aus dem sie sich befreien<br />

will. Natürlich hat sich das System<br />

heute verändert, ist ein ganz anderes als<br />

das Patriarchat bei Gustave Flaubert.<br />

Was sind denn Bovarys große Träume?<br />

<strong>Das</strong> frage ich mich auch noch oft.<br />

Freiheit, wirtschaftliche Unabhängigkeit,<br />

Traum von sexueller Freiheit, im<br />

Ausleben der eigenen Leidenschaften.<br />

Und auch der Wunsch – da ist sie total<br />

modern –, alles, was eine Frau zu leisten<br />

hat, unter einen Hut bringen zu können:<br />

Mutter, Geliebte, Hausfrau und auch ein<br />

bisschen Geschäftsfrau. Trotzdem fällt es<br />

mir schwer, ihre Figur ganz ernst zu nehmen,<br />

weil sie sich in der Umsetzung ihrer<br />

Träume der Verantwortung nicht stellt.<br />

Kannst Du das näher erklären?<br />

Man fragt sich bei der Bovary oft, wo sie<br />

sich selbst im Weg steht und wo sie vom<br />

System gehindert wird, das zu werden,<br />

was sie sein will. Wobei ich Emma auch<br />

als Suchende wahrnehme, die gar nicht<br />

so genau weiß, was sie eigentlich sein<br />

will … Mit den verschiedenen Männern<br />

lebt sie immer andere Träume. Jede<br />

dieser Männer-Phasen zeigt eine andere<br />

Facette von ihr und von ihrem Traum.<br />

Vielleicht könnte Emma eine Inspiration<br />

für uns Frauen sein, unseren eigenen<br />

Weg viel autonomer zu gehen?<br />

Wie kleidest Du Emma ein?<br />

Zusammen mit Frank Hänig haben<br />

wir uns zeitlich auf die 50er/60er Jahre<br />

eingegrenzt. Es ist die Zeit von Christian<br />

Diors »New Look«, wo das Hausfräuleinchen<br />

aus der späteren Nachkriegszeit<br />

plötzlich wieder aufgetaucht ist und<br />

auch Korsagen, mit denen sich Frauen<br />

einschnürten, wieder modern wurden.<br />

Es war eine bewusste Entscheidung für<br />

Teresa Monfared entwirft bereits zum vierten Mal in Rudolstadt Kostüme<br />

diese Epoche, denn wir glauben, es war<br />

das letzte Mal, dass es in der Mode bewusst<br />

eine Hierarchisierung gab zwischen<br />

Mann und Frau. Danach zersplitterte die<br />

Mode in einen Individualismus und individuelle<br />

Selbstdarstellungskonzepte.<br />

Was sollen Deine Kostüme erzählen?<br />

Es geht im Stück ganz viel um Kostüme,<br />

um die neue Mode, was trägt man,<br />

womit bin ich schick, womit bin ich<br />

fraulich. Darüber hinaus spiegeln die<br />

Kostüme im Stückverlauf zunehmend<br />

Bovarys Seelenzustände wider.<br />

Ist Kleidung auch für Dich privat ein Ausdrucksmittel?<br />

Ja und nein. Ich bin ganz froh, dass ich<br />

für mich eine Uniform gefunden habe,<br />

in der ich mich immer wohl fühle, ein<br />

Hemd in sechs Variationen, dazu zwei<br />

Jeans und fünf Paar Schuhe. <strong>Das</strong> ist mir<br />

im Alltag Spielball genug, um in verschiedene<br />

Rollen zu schlüpfen.<br />

Kann man Stil lernen?<br />

Man muss Hinschauen lernen. Man<br />

muss sich und andere objektiv betrachten<br />

lernen und für sich entscheiden,<br />

was einem gefällt. Wenn man sich dann<br />

Foto: Lisa Stern<br />

noch bewusst wird, wie Mode immer<br />

Ausdrucksmittel und Kostüm ist,<br />

braucht man nur noch ein paar Körperproportionsregeln<br />

dazu nehmen, und<br />

der große Spaß kann beginnen. <strong>Das</strong> ist<br />

eigentlich alles. Jetzt habe ich mein Berufsgeheimnis<br />

verraten (lacht). Natürlich<br />

braucht es auch ganz viel Ehrlichkeit<br />

und Liebe zu sich selbst und Mut, mal<br />

was Neues zu probieren.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Friederike Lüdde<br />

Madame Bovary<br />

Schauspiel von Tine Rahel Völcker nach<br />

Gustave Flaubert<br />

Regie und Bühne: Frank Hänig<br />

Kostüme: Teresa Monfared<br />

Es spielen: Anne Kies, Ute Schmidt,<br />

Anna Sigg, Carola Sigg; Johannes Geißer,<br />

Andreas Mittermeier, Markus Seidensticker,<br />

Matthias Winde<br />

• PREMIERE: 23.09. / 19.30 Uhr<br />

Theater im Stadthaus<br />

• Nächste Termine: 30.09. / 19.30 Uhr /<br />

10.10. / 15 Uhr / 13.10. / 19.30 Uhr


Schauspiel 5<br />

Ein unmöglicher Vorname?<br />

Über die Qual der Namenswahl in dem gefeierten Boulevardstück »Der Vorname«<br />

Bereits Goethe wusste, welch wichtige Rolle die<br />

Wahl des Vornamens für den Menschen spielt.<br />

Der eigene Name sei ein vollkommen<br />

passendes Kleid, das wie die Haut selbst,<br />

einem Menschen »über und über angewachsen<br />

ist, an der man nicht schaben<br />

Regisseur Markus Fennert Foto: Christian Kern<br />

und schneiden darf«.<br />

Sozialpsychologische Studien sprechen<br />

davon, dass der<br />

Name sogar<br />

den Lebensweg<br />

des Menschen<br />

im Voraus bestimmen<br />

würde.<br />

So fanden<br />

Psychologen<br />

der Technischen<br />

Universität<br />

Chemnitz<br />

heraus, dass<br />

die soziale<br />

Wahrnehmung<br />

von Vornamen einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die Karrierelaufbahn der<br />

Menschen haben würde. Um die Ziellinie<br />

für die Entwicklung ihres Kindes<br />

vorzugeben, gab zum Beispiel die<br />

amerikanische Schauspielerin Gwyneth<br />

Paltrow ihrem Kind den Namen »Apple«.<br />

Auch Helden der Literaturgeschichte<br />

werden den Kindern des Öfteren mit auf<br />

den Weg ins Leben gegeben. Wie geht<br />

man jedoch damit um, wenn der beste<br />

Freund sein Kind Adolphe, auf Deutsch<br />

Adolf, nennen möchte?<br />

»Es gibt diesen Satz von George Tabori:<br />

›Hinter jedem Witz lauert eine kleine Katastrophe‹<br />

– der passt wunderbar zu unserem<br />

Stück. In einer Zeit, in der man sich scheinbar<br />

über alles lustig machen kann, gibt es<br />

offenbar doch ein paar Punkte, bei denen<br />

der Spaß aufzuhören scheint, ein paar<br />

Tabus sind übrig geblieben, die uns daran<br />

erinnern, wie zerbrechlich unser kleines<br />

Glück ist, wie dünn das Eis, auf dem wir in<br />

unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt<br />

entlang schlittern.« Markus Fennert<br />

Als Vincent erklärt, sein Kind Adolf<br />

nennen zu wollen, gerät in dem gefeierten<br />

Schauspiel von<br />

Matthieu Delaporte und<br />

Alexandre de la Patellière<br />

ein gemütlicher<br />

Abend mit Freunden und<br />

Familie zu einer wahren<br />

Zimmerschlacht. Mit<br />

geistreichem Witz und<br />

geschliffenen Dialogen<br />

lässt es in menschliche<br />

Abgründe blicken – ein<br />

Fest für Schauspieler<br />

und Regisseur!<br />

Andrea Marggraf<br />

Der Vorname<br />

Stück von Matthieu Delaporte und Alexandre<br />

de la Patellière<br />

Regie: Markus Fennert<br />

Bühne und Kostüme: Sandra Hauser<br />

Es spielen: Beate Furcht, Susan Ihlenfeld;<br />

Christian Dräger, Benjamin Griebel, Felix Voigt,<br />

• PREMIERE: 07.10. / 19.30 Uhr<br />

Theater im Stadthaus<br />

• Nächste Termine: 20.10. / 19.30 Uhr /<br />

24.10. / 15 Uhr<br />

aCHTUNG: gEFÄHRLICHE fRAU!<br />

Spieltzeitauftakt im Schminkkasten mit der Komödie »Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte«<br />

Gefährliche Frauen sehen gut aus, sind clever<br />

und kennen weder Mitleid noch Skrupel.<br />

Der italienische Dramatiker Aldo Nicolaj<br />

kannte vermutlich solche Frauen. Die<br />

Eva in seinem Stück ist voller Energie,<br />

Eloquenz und Eroberungsgelüste. Ihr<br />

braver Ehemann Mario hat eine Zeitlang<br />

alle ihre Wünsche erfüllt. Doch nun hört<br />

er, statt Eva zu gehorchen, lieber klassische<br />

Musik. Da kommt Eva am sommerlichen<br />

Strand ein neues Opfer mit<br />

Namen Bruno in die Quere. Schon beim<br />

Überstreifen seiner Badehose wird der<br />

ahnungslose Mann vor dem Sündenfall<br />

gewarnt. Doch das ist erst der Anfang<br />

eines tollkühnen Parforce-Rittes, der<br />

sein Leben samt Kleidung und Wohnung<br />

vollständig umkrempelt. Die Krönung<br />

des Ganzen, Bruno soll seinen persönlichen<br />

Rivalen, Ehemann Mario, ihr<br />

zuliebe für immer um die Ecke schaffen.<br />

Ob es zum Äußersten kommt, oder ob<br />

Beethovens Sinfonik womöglich Leben<br />

zu retten vermag, darauf können Sie<br />

gespannt sein bei unserem aufregenden<br />

Komödienthriller! Michael Kliefert<br />

Es war nicht die fünfte,<br />

es war die neunte<br />

Komödie von Aldo Nicolaj<br />

Regie: Reiner Heise<br />

Bühne und Kostüme: Manfred Gruber<br />

Es spielen: Ulrike Gronow; Jochen Ganser,<br />

Marcus Ostberg<br />

• PREMIERE: 22.09. / 20 Uhr<br />

Schminkkasten<br />

• Nächste Termine: 24.09., 01. + 22.10. /<br />

20 Uhr


6 Musiktheater/Konzert<br />

Royal undercover<br />

Lortzings Oper »Zar und Zimmermann« basiert auf einer wahren Geschichte<br />

Ein Blaublut unter falschem Namen: Peter Michailow alias Zar Peter der Erste<br />

In der Komischen Oper »Zar und Zimmermann«<br />

begibt sich der russische Zar Peter<br />

der Erste inkognito auf eine niederländische<br />

Werft, um den Schiffbau zu erlernen.<br />

Dort angekommen, freundet er sich mit<br />

Peter Iwanow an, der sich mit der Nichte<br />

des Bürgermeisters van Bett verlobt hat.<br />

Historisches Vorbild für die Oper war<br />

der russische Zar Peter der Große und<br />

dessen Reise in den europäischen Westen<br />

in den Jahren 1697/98. Tatsächlich<br />

interessierte er sich für Schiffe und Boote<br />

und bestellte bei einem Schiffsbauer<br />

zwei Fregatten und drei Yachten. In der<br />

Oper wird zunächst der Zimmermannsgeselle<br />

Peter Iwanow für den Zaren<br />

gehalten und vom englischen Gesandten<br />

mit Bündnisforderungen konfrontiert.<br />

Die Nichte des Bürgermeisters ist<br />

indessen tief betrübt, dass ihr geliebter<br />

Peter der Zar sein soll, weil die Hochzeit<br />

in diesem Fall wegen des Standesunterschiedes<br />

nicht stattfinden könnte. Als<br />

sie dem richtigen Zaren jedoch ihr Herz<br />

ausschüttet, kann dieser sie trösten und<br />

ein glückliches Ende ankündigen.<br />

Soweit die Lage in der Oper. Aber ist ein<br />

solches Szenario – ein Zar oder Adeliger<br />

als Praktikant bzw. einfacher Arbeiter<br />

– in der Realität überhaupt denkbar?<br />

Ein Blick hinter die royalen Kulissen<br />

von heute zeigt, dass auch Adelige ihre<br />

eigenen Interessen verfolgen und ganz<br />

normale oder zum Teil auch eher außergewöhnliche<br />

Berufe erlernt haben.<br />

Der König der Niederlande, Willem-<br />

Alexander, studierte Geschichte und ist<br />

seit 2006 UN-Vorsitzender im Bereich<br />

Foto: Tilmann Graner<br />

Wasser und Gesundheit. Bei Königin<br />

Margarethe II. von Dänemark kommt<br />

neben dem blauen Blut auch eine künstlerische<br />

Ader durch. Sie arbeitete noch<br />

nach ihrer Inthronisierung 1977 und hat<br />

z. B. die dänische Ausgabe von »Herr der<br />

Ringe« illustriert. Ein abschließender<br />

Blick auf die englische Königsfamilie<br />

verrät: Prinz Harry dient als Soldat und<br />

war schon in Afghanistan im Einsatz.<br />

Sein älterer Bruder William flog lange<br />

Zeit als Pilot den Rettungshubschrauber<br />

der Royal Airforce, und auch Queen<br />

Elizabeth hat neben ihren repräsentativen<br />

Aufgaben in jungen Jahren kräftig<br />

mit angepackt. Sie war beim Heimathilfsdienst<br />

und hat eine Ausbildung zur<br />

Automechanikerin und Kraftfahrerin<br />

gemacht.<br />

Um also die anfangs gestellte Frage zu<br />

beantworten: durchaus denkbar, das<br />

Ganze …<br />

Johanna Muschong<br />

Zar und Zimmermann<br />

Komische Oper von Albert Lortzing<br />

Halbszenische Aufführung in Kooperation<br />

mit dem Theater Nordhausen<br />

Musikalische Leitung: Oliver Weder / Szenische<br />

Einrichtung: Anette Leistenschneider<br />

/ Kostüme: Ulli Kremer<br />

Es singen: Leonor Amaral, Uta Haase;<br />

Miloš Bulajć, Chao Deng, Yavor Genchev,<br />

Marian Kalus, Manos Kia<br />

• PREMIERE: 14.10. / 19.30 Uhr<br />

Meininger Hof Saalfeld<br />

• Nächste Termine: 22.10. / 15 Uhr /<br />

17. + 18.11. / 19.30 Uhr / 21.11. / 15 Uhr<br />

Eine Liebe zur Geige<br />

Anne Luisa Kramb im Schlosskonzert<br />

Zur Eröffnung der Schlosskonzertreihe der<br />

Spielzeit <strong>2017</strong>/18 präsentieren wir Ihnen mit<br />

Anne Luisa Kramb eine hochtalentierte Musikerin<br />

und Preisträgerin des Internationalen<br />

»Louis Spohr«-Wettbewerbs für junge Geiger.<br />

Als Dreijährige entdeckte Anne Luisa<br />

Kramb ihre Liebe zur Geige, wurde<br />

mit 11 Jahren jüngste Studentin an der<br />

Hochschule für Musik Frankfurt/Main<br />

und gelangte 14-jährig ins Finale des<br />

renommierten Menuhin-Wettbewerbs<br />

in London. Gegenwärtig studiert sie<br />

im Precollege der Kronberg Academy<br />

bei Sophia Jaffé. In unserem 1. Schlosskonzert<br />

der Saison wird die im Jahr<br />

2000 geborene Geigerin mit Wolfgang<br />

Amadeus Mozarts Violinkonzert Nr. 3 in<br />

G-Dur KV 216 zu erleben sein, welches<br />

dieser mit gerade mal 19 Jahren komponierte.<br />

<strong>Das</strong> Konzert erklingt neben der<br />

Sinfonie Nr. 23 D-Dur von Mozart und<br />

Franz Schuberts Sinfonie Nr. 6 C-Dur.<br />

1. Schlosskonzert<br />

Werke von Mozart und Schubert<br />

Foto: David Ausserhofer<br />

Violine: Anne Luisa Kramb<br />

Musikalische Leitung: Oliver Weder<br />

• 01.09. / 19.30 Uhr /<br />

Schlosskapelle Saalfeld<br />

• 02.09. / 19.30 Uhr / Rokokosaal<br />

Heidecksburg


Eine »Russische Seele« im Herzen<br />

Sinfoniekonzert-Auftakt im Meininger Hof Saalfeld mit Weltklassepianist Daniel Kharitonov<br />

So jung und schon international erfolgreich: Daniel Kharitonov<br />

Die »Russische Seele« gab schon manch<br />

einem Rätsel auf, Erklärungs- und Interpretationsansätze<br />

gibt es etliche. Wie auch andere<br />

Landsleute die russische Schwermut thematisierten,<br />

hat Fjodor Dostojewski »die Lust der<br />

Russen am Unglücklichsein« immer wieder<br />

zum Gegenstand seiner Romane gemacht.<br />

»Ich glaube, das wichtigste, das wesentlichste<br />

geistige Bedürfnis des russischen<br />

Volkes ist das Bedürfnis, immer und<br />

unaufhörlich, überall und in allem zu<br />

leiden. (...) Der Strom der Leiden fließt<br />

durch seine ganze Geschichte; er kommt<br />

nicht nur von äußeren Schicksalsschlägen,<br />

sondern entspringt der Tiefe des<br />

Foto: Agentur<br />

Volksherzens.«<br />

Auch die Musik russischer Komponisten<br />

ist dafür bekannt, von Melancholie und<br />

Tragik durchdrungen zu sein, nicht<br />

zuletzt die Werke von Peter Tschaikowsky.<br />

Ob dieser Genuss an seinem<br />

Leiden gefunden hat, ist fraglich,<br />

allerdings gab es in seinem Leben genug<br />

Anlass zur Melancholie: <strong>Das</strong> von den<br />

Eltern durchgesetzte Jura-Studium, die<br />

freudlose Tätigkeit im Staatsdienst,<br />

dazu seine in materieller wie in künstlerischer<br />

Hinsicht schwierigen Anfänge<br />

als Komponist, vor allem aber seine<br />

Homosexualität, die er strengstens geheim<br />

halten musste. Und so ist es nicht<br />

Luther und die Musik<br />

2. Sinfoniekonzert der Thüringer Symphoniker würdigt Reformations-Jubiläum<br />

Martin Luther war nicht nur ein großer<br />

Reformator der Kirche, sondern auch ein<br />

außerordentlicher Fürsprecher und Liebhaber<br />

der Musik. Als Schüler verdiente er sich<br />

seinen Unterhalt als Singknabe in Eisenach,<br />

machte Hausmusik, spielte Querflöte und<br />

Laute. Auch später in Erfurt war das Fach<br />

Musik Bestandteil seines Studiums.<br />

Während die Schweizer Reformatoren<br />

Ulrich Zwingli und Johannes Calvin<br />

sich sehr kritisch über Musik geäußert<br />

haben, bezeichnete Luther die »Musica“<br />

stets als Geschenk und »göttliche<br />

Gabe«, die den Menschen »fröhlich<br />

mache«. <strong>Das</strong> Singen, ein Markenzeichen<br />

der Lutherischen Reformation, und<br />

vielleicht eine ihrer »schärfsten Waffen«.<br />

Noch heute ist das Singen von Gemeindeliedern<br />

im Gottesdienst verbreitet,<br />

über 30 Lieder im Evangelischen Gesangbuch<br />

stammen von Martin Luther.<br />

Komponisten wie Heinrich Schütz oder<br />

Johann Sebastian Bach wurden unmittelbar<br />

von Luthers Werk beeinflusst.<br />

Bach komponierte die Melodien seiner<br />

Choräle in den seltensten Fällen selbst,<br />

sondern griff vielmehr auf Melodien<br />

anderer zurück – nicht zuletzt auch auf<br />

Luthers Kompositionen. So geht die<br />

vielleicht berühmteste Bach-Kantate<br />

»Ein feste Burg ist unser Gott« auf das<br />

gleichnamige Lied des Reformators (aus<br />

kOnzert 7<br />

verwunderlich, dass seine Musik jenen<br />

schwermütigen Wesenszug trägt, der die<br />

russische Kultur angeblich allgemein<br />

prägt.<br />

Selbstverständlich drückte sich auch<br />

Tschaikowskys tiefe Heimatverbundenheit<br />

in seinen Kompositionen aus.<br />

Nicht nur der Komponist verspürte einen<br />

unglaublich starken Bezug zu seiner<br />

Heimat, der auch bei unserem Solisten<br />

Daniel Kharitonov trotz internationaler<br />

Karriere zu spüren ist. Zu bedeutenden<br />

Engagements gehören Konzerte und<br />

Solorezitale in der »Tchaikovsky Concert<br />

Hall« in Moskau und am Moskauer<br />

»International Performing Arts Center«.<br />

2013 debütierte er mit dem Orchester des<br />

Mariinsky-Theaters unter der Leitung<br />

von Valery Gergiev. Vor zwei Jahren ging<br />

der damals gerade mal 16-Jährige als<br />

einer der talentiertesten Teilnehmer des<br />

international renommierten Tschaikowsky-Klavierwettbewerbs<br />

in Moskau<br />

hervor.<br />

Johanna Muschong<br />

1. Sinfoniekonzert<br />

Werke von Gavrilin, Rimsky-Korsakov und<br />

Tschaikowsky<br />

Klavier: Daniel Kharitonov<br />

Musikalische Leitung: Oliver Weder<br />

• 15. + 16.09. / 19.30 Uhr / Meininger Hof<br />

dem Jahr 1529) zurück.<br />

In unserem Sinfoniekonzert zum großen<br />

Reformationsjubiläum würdigen<br />

wir Luther gleich mit mehreren Orchesterwerken,<br />

in die seine »Hymne der<br />

Reformation« ebenfalls Eingang gefunden<br />

hat.<br />

Johanna Muschong<br />

2. Sinfoniekonzert<br />

Werke von Konrad Bach, Enjott Schneider<br />

und Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

Musikalische Leitung: Oliver Weder<br />

• 20. + 21.10. / 19.30 Uhr / Meininger Hof


8 junges Theater<br />

3käsehoch<br />

Reihe startet wieder am 1. Sonntag<br />

im <strong>September</strong><br />

Der verzweifelt Liebende<br />

Im <strong>Oktober</strong> kommt »Die Leiden des jungen Werther« ins Theater im Stadthaus<br />

Galina Gluschkov und Ulrike Lenz stellen für<br />

ihre vier zweisprachigen Mitspielaktionen in<br />

dieser Spielzeit das Thema »Reichtum« in<br />

den Mittelpunkt.<br />

Beim ersten »3käsehoch« beschäftigen<br />

wir uns mit dem Grimmschen Märchen<br />

»Der Arme und der Reiche«. Eines dieser<br />

Gegensatzpaare in Volksmärchen<br />

ist das Motiv von Armut und Reichtum.<br />

Die Häufigkeit des Motivs ist auch nicht<br />

verwunderlich: Schließlich waren die<br />

meisten Menschen arm. Auch in »Der<br />

Arme und der Reiche« geht es um das<br />

Verhältnis von materiellem Wohlstand<br />

und innerer Zufriedenheit. Der liebe<br />

Gott auf Wanderschaft will abends bei<br />

einem Reichen einkehren, wird aber<br />

abgewiesen. Der Arme im Haus gegenüber<br />

nimmt ihn hingegen freundlich<br />

auf. Morgens gewährt Gott ihm drei<br />

Wünsche. Der Mann wählt Seligkeit<br />

und Gesundheit; ein schöneres Haus<br />

bekommt er noch dazu. Als der Reiche<br />

das hört, ärgert er sich. Seine Frau lässt<br />

ihn dem Wanderer nachreiten und auch<br />

drei Wünsche erbitten …<br />

<strong>Das</strong> Rollenspiel soll den Kindern einen<br />

Perspektivwechsel ermöglichen und<br />

ihnen die sinnliche Erfahrung bieten,<br />

worin Reichtum bestehen könnte:<br />

vielleicht nicht ausschließlich im materiellen<br />

Reichtum à la Onkel Dagobert,<br />

sondern im Teilen, im gemeinsamen<br />

Tun und gegenseitiger Unterstützung?<br />

Zum zweiten »3käsehoch« dieser<br />

Spielzeit lädt am 8. <strong>Oktober</strong> Intendant<br />

Steffen Mensching ins Theater im<br />

Stadthaus. Dann können die Kinder<br />

ihrer Phantasie bei »König Drosselbart«<br />

freien Lauf lassen. Ulrike Lenz<br />

Termine:<br />

• 03.09. / 11 Uhr / theater tumult<br />

• 08.10. / 11 Uhr / Theater im Stadthaus<br />

Goethes Briefroman, für die Bühne bearbeitet<br />

von Gabriela Gillert, erzählt die Geschichte<br />

einer Liebe gegen jede Vernunft!<br />

Werther ist jung und unsterblich in Lotte<br />

verliebt, die allerdings bereits mit einem<br />

anderen verlobt ist. Seine wachsende<br />

Leidenschaft, die Sehnsucht nach einem<br />

Leben jenseits der gesellschaftlichen<br />

Konventionen, seinen Glauben an die<br />

Unbedingtheit und Einmaligkeit seiner<br />

Liebe beschreibt Werther in unzähligen<br />

Briefen an den Freund Wilhelm<br />

zwischen dem 4. Mai 1771 und dem 23.<br />

Dezember 1772.<br />

»Was ich von der Geschichte des<br />

armen Werther nur habe auffinden<br />

können, habe ich mit Fleiß gesammelt<br />

und lege es euch hier vor, und weiß,<br />

dass ihr mir’s danken werdet. Ihr<br />

könnt seinem Geiste und seinem<br />

Charakter eure Bewunderung und<br />

Liebe, seinem Schicksale eure Tränen<br />

nicht versagen.« J. W. von Goethe<br />

Der tragisch Liebende wird zerrissen von<br />

der Unkontrollierbarkeit seiner Gefühle,<br />

seiner Wut auf die Regeln und seiner<br />

Einsamkeit , die ihn mehr und mehr<br />

zum Außenseiter machen. Werthers<br />

Liebesrausch endet in dem Moment als<br />

er erkennt, dass man die Realität nicht<br />

weg träumen kann in der für ihn einzigen<br />

möglichen Konsequenz - seinem<br />

Freitod.<br />

Foto: Marie Liebig<br />

In Kooperation mit dem Landestheater<br />

Eisenach zeigen wir »Werther« in einer<br />

Bearbeitung von Gabriela Gillert als<br />

Drei-Personen-Stück. Lotte und Albert<br />

werden für den Hauptcharakter Werther<br />

dabei zu einer Projektionsfläche seiner<br />

inneren Gefühlswelt.<br />

Die Geschichte wurde zum bekanntesten<br />

Briefroman der Sturm-und-Drang-Epoche,<br />

nicht zuletzt weil sie eine Selbstmordwelle<br />

bei schwärmerischen Jugendlichen auslöste.<br />

Bis heute beschreibt Goethes Werk über die<br />

unglückliche und radikale Liebe Werthers<br />

eine tragische Stimmung einer jungen Generation<br />

und zeichnet das Psychogramm eines<br />

jungen Menschen zwischen egomanischem<br />

Überschwang der Gefühle und der Wut auf die<br />

Regeln, die eine Gesellschaft ihm vorlebt.<br />

Die Leiden des jungen Werther<br />

Schauspiel nach dem Briefroman von<br />

Johann Wolfgang von Goethe in einer<br />

Fassung von Gabriela Gillert (15+)<br />

Regie: Gabriela Gillert<br />

Bühne und Kostüme: Helge Ullmann<br />

Es spielen: Kristin Heil; Fridtjof Bundel,<br />

Michael Johannes Mayer<br />

• PREMIERE: 17.10. / 18 Uhr /<br />

Theater im Stadthaus<br />

• Nächste Termine: 18.10. / 11 Uhr /<br />

19.10. / 11 + 18 Uhr


Extras 9<br />

Liaison für mehr als eine Saison<br />

Unser Theater geht ab der neuen Spielzeit eine neue Verbindung mit dem Landestheater Eisenach ein<br />

Es ist fast wie im richtigen Leben: Sie verbinden<br />

sich, trennen sich und versuchen es<br />

erneut miteinander: die Thüringer Bühnen und<br />

Orchester. Während die einen in der Vergangenheit<br />

lebenslange Theaterehen eingingen,<br />

auch Fusionen genannt, ließen sich andere<br />

eher auf lockere Beziehungen ein, auf Kooperationen.<br />

Fakt ist, in den letzten Jahrzehnten<br />

waren erfolgreiche Kuppler am Werk, denn<br />

fast alle Theater in Thüringen haben sich in<br />

irgendeiner Weise binden lassen.<br />

Dieses gesamte Beziehungsgeflecht<br />

wurde nun im Zusammenhang mit<br />

den neuen Finanzierungsverträgen neu<br />

geordnet. Um weitere Gemeinsamkeiten<br />

herauszufinden und sie auf positive Synergieeffekte<br />

hin abzuklopfen, setzte sich<br />

Kultusminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel<br />

Hoff mit den Theaterleitern aus<br />

Thüringen zusammen. Herausgekommen<br />

ist mit Beginn der Spielzeit <strong>2017</strong>/18<br />

für unser Theater Rudolstadt dabei zwar<br />

keine neue Ehe, dafür aber ein Dreiecksverhältnis,<br />

das man auch getrost einen<br />

flotten Vierer nennen könnte.<br />

Die Ehe ist ein Spielplan mit gleichbleibendem<br />

Repertoire. Folglich sollte<br />

man wenigstens die Inszenierung<br />

ändern. Frederico Fellini, ital. Filmregisseur<br />

Unser neues Partnertheater: das Landestheater Eisenach<br />

In unserer neuen Patchwork-Familie<br />

arbeiten wir zukünftig sowohl mit dem<br />

Theater Nordhausen eng zusammen, als<br />

auch mit dem Landestheater Eisenach,<br />

mit dem wir bis 2003 sogar schon einmal<br />

knapp zehn Jahre verheiratet waren.<br />

(Aus dieser Ehe sind übrigens die beiden<br />

Schauspieler Ute Schmidt und Joachim<br />

Brunner zu uns gestoßen.) Und weil die<br />

Eisenacher Bühne aktuell mit dem Theater<br />

Meiningen liiert ist, hat auch dieses<br />

ein Stück weit bei allen gemeinsamen<br />

Vorhaben mitzusprechen.<br />

<strong>Das</strong> hat, wie in jeder Beziehung, Konsequenzen.<br />

Man muss sich weit mehr miteinander<br />

austauschen, die komplizierte<br />

Planung aufeinander abstimmen und<br />

bisweilen Verzicht üben, weil beispielsweise<br />

bestimmte Inszenierungen eben<br />

nicht beliebig oft angesetzt werden können.<br />

Auf der anderen Seite jedoch ist es<br />

ungemein bereichernd, unterschiedliche<br />

Denkweisen und künstlerische Handschriften<br />

kennenzulernen. Bei einem<br />

großen Familienfest der vier Theater<br />

würden vier Orchester, jeweils zwei<br />

Schauspiel- und Opernensembles sowie<br />

die zahlreichen weiteren Mitarbeiter der<br />

Theater – also insgesamt etwa 750 Gäste<br />

– zusammenkommen.<br />

Während die Kooperation mit Nordhausen<br />

wie gewohnt weitergeht, werden wir<br />

ab <strong>September</strong> mit 25 Vorstellungen zusätzlich<br />

an das Landestheater Eisenach<br />

reisen, das von nun an das »Junge Schauspiel«,<br />

Ballett und die Landeskapelle<br />

Eisenach unter einem Dach vereinigt .<br />

In dieser Spielzeit zeigen wir dort die<br />

opulenten Inszenierungen »Die Bibel«,<br />

»Faust_Eins« sogar mit unserem Orchester,<br />

die Komödie »Der Vorname« und<br />

den Heinz-Erhardt-Abend »Danke für<br />

das Geräusch!«. Im Gegenzug kommt<br />

das Ensemble des »Jungen Theaters«<br />

Eisenach mit 4 Inszenierungen für unser<br />

junges Publikum nach Rudolstadt. Auf<br />

diese Weise können wir unsere Stücke<br />

häufiger zeigen und haben selbst die<br />

Möglichkeit, das Programm unserer<br />

Partnertheater wahrzunehmen und uns<br />

von seinen theatralischen Angeboten<br />

überraschen zu lassen. Hoffen wir also<br />

auf langlebige und faire Theater-Affären.<br />

Friederike Lüdde<br />

Foto: Tobias Kromke<br />

Kleine Geschichte des<br />

Landestheaters Eisenach<br />

<strong>Das</strong> Landestheater Eisenach geht aus der<br />

Initiative eines reichen Mäzens hervor. Im<br />

Jahr 1879 schenkte dieser den Bürgern der<br />

Stadt ein klassizistisches Gebäude, das bis<br />

heute Platz für 501 Zuschauer bietet, mit<br />

wechselhafter Geschichte.<br />

Nach der kriegsbedingten Schließung<br />

erfolgte bereits im August 1945 die<br />

Wiedereröffnung. 1952 wurde das Theater<br />

zum »Landestheater« erhoben und erhielt<br />

ein eigenes Drei-Sparten-Ensemble; die<br />

Landeskapelle Eisenach wurde angegliedert.<br />

1995 fusionierte das Landestheater<br />

mit dem Theater Rudolstadt. 2003 wurde<br />

diese »Theaterehe« wieder aufgelöst, und<br />

es begann eine enge Zusammenarbeit mit<br />

dem Südthüringischen Staatstheater<br />

Meiningen. 2008 wurde das Ballett-<br />

Ensemble auf 16 Tänzer vergrößert.<br />

Um das Bestehen des Theaters langfristig<br />

zu sichern, wurde es 2009 in die »Kulturstiftung<br />

Meiningen-Eisenach« überführt.<br />

Mit Beginn der Spielzeit <strong>2017</strong>/18 haben<br />

sich die Theaterstrukturen erneut<br />

geändert. Es beginnt im Schauspiel eine<br />

enge Zusammenarbeit mit dem Theater<br />

Rudolstadt. Die Landeskapelle Eisenach<br />

fusioniert mit der Thüringen Philharmonie<br />

Gotha zur Thüringen Philharmonie Gotha-<br />

Eisenach. Neben dem Ballett verbleibt<br />

noch die 2005/06 gegründete Kinder- und<br />

Jugendtheatersparte »Junges Schauspiel<br />

Eisenach« am Haus.


10 Dies und das<br />

Unser Preisrätsel<br />

Verzweifelt zwischen<br />

Wunsch und<br />

Wirklichkeit<br />

Gustave Flaubert erfährt 1848 aus einem<br />

Zeitungsartikel über den Fall der Delphine<br />

Delamare, die in einem normannischen<br />

Dorf mit einem unbedeutenden Landarzt<br />

verheiratet war, aus Langeweile die Ehe<br />

brach, Schulden machte und sich im Alter von<br />

26 Jahren das Leben nahm. In fünf langen<br />

Jahren literarischen Schaffens lässt er daraus<br />

die Geschichte der Emma Bovary entstehen.<br />

Zunächst verführt durch das Lesen trivialer<br />

Schundromane wird sie zur Tagträumerin<br />

und versucht später, durch handfeste Affären<br />

und exzessiven Konsum ihr ganzes Leben<br />

in Fiktion zu verwandeln. <strong>Das</strong> Erscheinen<br />

des Romans »Madame Bovary« löste einen<br />

Skandal aus und Flaubert wird vor Gericht<br />

zitiert, sprengte er doch mit diesem Buch<br />

die engen Grenzen der vorherrschenden<br />

bürgerlichen Moral. Er sezierte dabei mit<br />

schonungsloser Detailtreue die Rolle der Frau<br />

seiner Epoche. Im Prozess plädierte er, nur<br />

Chronist zu sein und wurde freigesprochen.<br />

Sein gescholtener Roman avanciert sofort<br />

zum Kassenschlager und zählt bis heute<br />

unangefochten zur Weltliteratur.<br />

Gustave Flaubert stammt aus dem gleichen<br />

gesellschaftlichen Milieu wie die Figuren<br />

seines Romans »Madame Bovary«, der ab<br />

23. <strong>September</strong> im Theater im Stadthaus als<br />

Bühnenfassung zu erleben sein wird. Wir<br />

möchten nun von Ihnen wissen, welche<br />

Stellung sein Vater bekleidet hat.<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Jurist<br />

Apotheker<br />

Arzt<br />

Schauspielerpreis vergeben<br />

Diesjährige Caroline-Auszeichnung geht an »Nase« Marcus Ostberg<br />

Landrat Marko Wolfram (links) überreicht den Preis<br />

Bereits zum zweiten Mal bekam Schauspieler<br />

Marcus Ostberg zum Ende der vergangenen<br />

Spielzeit die »Caroline« verliehen.<br />

Im Anschluss an die Sommertheater-<br />

Premiere überreichte Landrat Marco<br />

Wolfram die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung<br />

für die beste darstellerische<br />

Leistung, welche der Förderverein des<br />

Theaters alljährlich durch seine Mitglieder<br />

vergeben lässt. In seiner Laudatio<br />

nannte Intendant Steffen Mensching den<br />

Preiträger scherzhaft eine »komische<br />

Nase, die sich nicht zu ernst nimmt, die<br />

nicht nach oben schielt, sondern nach<br />

Foto: Lisa Stern<br />

unten auf die profanen Dinge der Welt,<br />

die nicht naseweis daherkommt, sich<br />

lieber noch eine Clownsnase aufsetzt.«<br />

»Nase« Ostberg erhalte den Preis der<br />

Saison 2016/<strong>2017</strong> für die Darstellung<br />

des »schrägen, aber hoch motivierten<br />

Butlers James in ›Dinner for One – Killer<br />

for Five‹, für den verpeilten Fähnrich<br />

Masham im ›<strong>Das</strong> Glas Wasser‹, für seine<br />

Traumgestalt im Busch-Abend ›1, 2, 3 im<br />

Sauseschritt‹ und für seine differenzierte<br />

Darstellung von Kain, Joshua und Hiob<br />

in Niklas Rådströms Stück ›Die Bibel‹.«<br />

Die Lösung senden Sie bitte bis zum<br />

10. <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> an Theater Rudolstadt,<br />

Anger 1, 07407 Rudolstadt oder per<br />

Mail: presse@theater-rudolstadt.de<br />

Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir<br />

1 mal 2 Freikarten für einen Besuch in<br />

Ihrem Theater Rudolstadt in der Spielzeit<br />

<strong>2017</strong>/18. (gilt nicht für MMM-Vorstellungen, Gastspiele,<br />

Premieren und Sonderveranstaltungen)<br />

Die Lösung in unserer Mai/Juni/Juli-Ausgabe<br />

<strong>2017</strong> lautet: B) Graz. Die Gewinnerin ist<br />

M. Pfeiffer aus Saalfeld. Viel Freude beim<br />

Vorstellungsbesuch!<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Thüringer Landestheater - Thüringer Symphoniker<br />

Saalfeld-Rudolstadt GmbH<br />

Intendant und Geschäftsführer: Steffen Mensching / Spielzeit <strong>2017</strong>/2018<br />

Heft Nr. 4-<strong>2017</strong> / Redaktion: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Dramaturgie / Layout: Hermine Wange / Technische Herstellung:<br />

flyeralarm / Satz: Friederike Lüdde<br />

So viele Mitwirkende wie noch nie konnte die »Zukunftsmusik« <strong>2017</strong> verzeichnen. Bei den<br />

Konzerten in Saalfeld und Pößneck wurden sie vom Publikum gefeiert. Foto: Wolfgang Köhler


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