Augsburger Geheimnisse - Preview
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Rossbub<br />
Flussbad für die Pferde<br />
„<br />
Er ist hier vollkommen in Vergessenheit geraten“, bedauert<br />
Dr. Eva Haberstock und zeigt auf den in der Tat recht versteckt<br />
stehenden steinernen Reiter zwischen Fluss und<br />
Straße, den von oben und vorne auch noch das Laub eines<br />
Baumes weitgehend bedeckt. „Dabei lässt sich an dieser Figur eine so<br />
große Geschichte erzählen!“ Sie soll nämlich daran erinnern, dass an<br />
dieser Stelle einst Pferde in den Fluss getrieben wurden. „Das war die<br />
so genannte Rossschwemme“, sagte die Mitarbeiterin im Stadtarchiv<br />
und konkretisiert die frühere Bedeutung des Ortes: „Damals ging<br />
direkt neben diesem Reiter eine gepflasterte Schräge hinunter zum<br />
Wasser. An dieser Stelle flossen zwei Bäche zusammen, der Kaufbach<br />
und der Wolfsbach.“ Dass es gerade hier eine Pferdeschwemme gab,<br />
hatte einen guten Grund: In der Nähe fand ab der zweiten Hälfte des<br />
15. Jahrhunderts der Rossmarkt statt und führte sogar zu einer entsprechenden<br />
Straßenbenennung. „Der Straßenzug zwischen dem<br />
Vogeltor und der Jakoberstraße trug die Bezeichnung Rossmarkt,<br />
heute gehört das zum Oberen Graben“, sagt Eva Haberstock. Hier gingen<br />
die <strong>Augsburger</strong> dem Pferdehandel nach. Bevor man die Tiere, die<br />
oft von weit her nach Augsburg getrieben wurden, auf dem Markt<br />
ihren potentiellen Käufern präsentierte, konnten sie hier ihren Durst<br />
stillen, sich abkühlen und obendrein gesäubert werden.<br />
Bis in die Mitte des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) habe es<br />
den Rossmarkt gegeben, dann wurde er geschlossen. „Das Betreiben<br />
des Marktes lohnte sich nicht mehr“, sagt die Kunsthistorikerin.<br />
Sicherlich spielte auch der Krieg eine Rolle.<br />
Doch in Vergessenheit gerieten zunächst weder die Pferdeschwemme<br />
noch der Rossmarkt, zumal der Begriff „Roßmarckt“, wie<br />
Heimatforscher Franz Häußler schreibt, 1650 und 1715 noch in amtlichen<br />
Dokumenten verwendet wurde und bis etwa 1855 auf fast allen<br />
Stadtplänen auftauchte. Auch bedeutete das Ende des Pferdemarkts<br />
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Dr. Eva Haberstock kennt den steinernen<br />
Reiter schon aus Kindertagen.<br />
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