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MAGNIFICAT_2017_Oktober_Leseprobe

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Die Mitte erschließen 358<br />

Kirche, die mit der Frohbotschaft Jesu Christi nicht mehr viel zu<br />

tun hatte, ja bei der Masse der Gläubigen das gerade Gegenteil<br />

bewirkte, Angst und Verzweiflung?<br />

Motto der Reformationszeit<br />

Die drei schlichten Worte sagen Entscheidendes. „Du siehst<br />

mich“: dieses Sätzchen steht wie ein Grund-Satz über jenem Jahrhundert,<br />

in dem nicht nur Martin Luther und die zahlreichen Reformatoren,<br />

sondern auch ein Ignatius von Loyola, eine Theresia<br />

von Ávila und ein Johannes vom Kreuz gelebt und ihren Anteil<br />

zur Erneuerung des Christentums beigetragen haben. Denn so<br />

unterschiedlich diese Persönlichkeiten sind, eines haben sie gemeinsam:<br />

sie alle wurden durch Ereignisse – Er-Äug-nisse – auf<br />

ihrem Lebensweg dorthin gelenkt, wo sie zu ihrer Zeit gebraucht<br />

wurden. Durch Augenblicke, in denen sie etwas wahrgenommen<br />

haben – und in dieser Wahrnehmung und ihrer Antwort darauf<br />

sich selbst wahrgenommen fühlten.<br />

Kontemplation<br />

Ein bedeutender Wegbereiter der Reformation, der Universalgelehrte<br />

und Kardinal Nikolaus von Kues, hat in der Schrift „Von<br />

der Schau Gottes“ (De visione Dei) entfaltet, was es mit dem Sehen<br />

auf sich hat. Man könnte denken, es handle sich um eine<br />

Entfaltung der visio beatifica, der beseligenden Schau Gottes, die<br />

den Frommen nach dem Tod zuteilwerden sollte und der mittelalterlichen<br />

Theologie als Inbegriff der Vollendung galt. Eine<br />

Anleitung also, um das große Ziel der Glückseligkeit im Jenseits<br />

zu erreichen? Als solche Anleitung versteht sich die Schrift<br />

durchaus, allerdings in sehr überraschender, mitreißender Weise.<br />

Denn die beiden Grunderwartungen – der Mensch schaut Gott,<br />

und das im Jenseits – konterkariert der große Humanist.

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