MAGNIFICAT_2017_Oktober_Leseprobe
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Zum Titelbild<br />
Lobpreis Gottes<br />
Der Goldene Münchner Psalter,<br />
Oxford (?), um 1200,<br />
Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 835, fol. 146r,<br />
© Bayerische Staatsbibliothek München<br />
Nachdem im frühen Mittelalter Handschriften mit den 150 Psalmen vor allem<br />
für das Chorgebet der Mönche in den Skriptorien der Klöster hergestellt wurden,<br />
ließen ab dem späten 12. Jahrhundert vermehrt auch wohlhabende Adelige<br />
Psalterien für ihre Andacht anfertigen, die nicht mehr in Klöstern, sondern<br />
in den nun entstehenden Buchwerkstätten der Städte prachtvoll ausgestattet<br />
wurden.<br />
Der Goldene Münchner Psalter ist wegen der Betonung biblischer Frauen<br />
(Ruth, Esther, Judith, Susanna) im Bildprogramm und wegen der weiblichen<br />
Endungen eines Gebetstextes (fol. 163v) wahrscheinlich für eine Frau angefertigt<br />
worden. Man vermutet, dass Walter de Lacy ihn als Geschenk für seine<br />
Braut Margaret de Briouze anlässlich ihrer Hochzeit im Jahr 1200 oder 1201 in<br />
Auftrag gab. Als möglicher Entstehungsort wird vor allem Oxford genannt. Drei<br />
verschiedene Maler arbeiteten an dem Codex. Seine 169 Pergamentblätter bieten<br />
91 ganzseitige Miniaturen, auf denen 176 Szenen zum Alten und 60 Szenen<br />
zum Neuen Testament zu sehen sind. 24 Bildmedaillons zieren den Kalender zu<br />
Beginn des Buches. Damit ist der Codex eines der prächtigsten Psalterien seiner<br />
Zeit. Er markiert den englischen Übergangsstil von der Romanik zur Frühgotik.<br />
Wann er nach Deutschland gelangte, ist nicht bekannt; sicher nachweisbar ist<br />
er in München erst seit dem 17. Jahrhundert. 1782 zeigte man ihn dem durchreisenden<br />
Papst Pius VI., wie ein Eintrag auf fol. IIv dokumentiert.<br />
Unser Titelbild bildet das Loblied Gottes ab, das in Ps 148 von der ganzen<br />
Schöpfung dargebracht wird. Wir sehen den thronenden Herrn umringt von<br />
seinen Geschöpfen, die ihn lobpreisen.<br />
Heinz Detlef Stäps