bull_01_06_Reichtum
Credit Suisse bulletin, 2001/06
Credit Suisse bulletin, 2001/06
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Auf Werte<br />
statt Versprechen setzen<br />
In der momentan wirtschaftlich und politisch schwierigen<br />
Situation gehen sichere Substanzwerte vor unsicheren<br />
Wachstumsversprechen. Credit Suisse Private Banking hat<br />
dafür die Units auf «Global Value Opportunities» lanciert.<br />
Andreas Signer,<br />
Credit Suisse Private Banking,<br />
Alternative Investments Group<br />
Viele Investoren sind aufgrund<br />
der schlechten Erfahrungen<br />
an den Märkten verunsichert<br />
und warten mit Investitionen<br />
an der Börse zu. Das führte zu<br />
einer Überschussliquidität,<br />
die so hoch ist wie noch nie<br />
in den letzten zehn Jahren.<br />
Diese Gelder wollen profitabel<br />
angelegt werden.<br />
Bei der momentan sehr<br />
hohen Volatilität, die immer<br />
stärker alle Weltaktienmärkte<br />
gleichzeitig ergreift, ist das<br />
kein leichtes Unterfangen.<br />
Neben den alternativen Anlagen<br />
sind weitere lohnenswerte<br />
Investitionsmöglichkeiten<br />
gefragt. Der Kauf von Obligationen<br />
erscheint aus mehreren<br />
Gründen nicht mehr empfehlenswert.<br />
Zum einen dürfte die<br />
zweijährige Phase der relativen<br />
Outperformance von Obligationen<br />
gegenüber Aktien<br />
auslaufen. In den letzten hundert<br />
Jahren gab es nie eine<br />
Phase, in der diese Outperformance<br />
länger als zwei Jahre<br />
anhielt. Zum anderen befinden<br />
sich die Zinsen auf einem<br />
Niveau, wo sie nicht mehr weit<br />
sinken können. Im Gegenteil,<br />
die Zinskurven haben bereits<br />
wieder angezogen, und auch<br />
die langfristigen Zinsen sind im<br />
Steigen begriffen. Diese Entwicklung<br />
wird die Bondmärkte<br />
zusätzlich unter Druck setzen.<br />
Value-Aktien profitieren<br />
Aus dieser speziellen Konstellation<br />
könnten die Value-<br />
Aktien (wertorientierte Aktien)<br />
als grosse Profiteure hervorgehen.<br />
So favorisiert die<br />
momentane Börsenstimmung<br />
eine hohe Gewinnsichtbarkeit,<br />
wie sie bei Value-Aktien<br />
gegeben ist. Der Wert einer<br />
Value-Aktie basiert schwergewichtig<br />
auf der gegenwärtigen<br />
Substanz eines Unternehmens<br />
und nicht wie bei den<br />
Growth-Aktien (Wachstumsaktien)<br />
auf unsicheren Versprechen<br />
für die Zukunft. Entsprechend<br />
spricht man bei<br />
den Value-Aktien auch von<br />
Substanzwerten. Ein typischer<br />
Value-Investor sucht nach<br />
Aktien, die unter dem fairen,<br />
inneren Wert gehandelt werden.<br />
Die Anlagen erscheinen<br />
oft als langweilig und werden<br />
von den meisten Investoren<br />
vernachlässigt. Dies führt dazu,<br />
dass die Wertpapiere häufig<br />
zu einem Abschlag gegenüber<br />
dem fairen Wert gehandelt<br />
werden und somit ein beträchtliches<br />
Wertsteigerungspotenzial<br />
aufweisen.<br />
Im Vergleich zu den Value-<br />
Aktien sind Growth-Aktien<br />
bei den Investment-Managern<br />
in der Regel beliebter. Der<br />
Preis basiert zum grossen Teil<br />
auf Annahmen von Erträgen,<br />
die weit in der Zukunft liegen.<br />
Durch ihre grosse Popularität<br />
werden Growth-Aktien aber<br />
häufig über dem fairen Wert<br />
gehandelt. In der jüngeren<br />
Vergangenheit konnte dies<br />
bei den Technologieaktien<br />
beobachtet werden, die zu<br />
unglaublich hohen Kurs/<br />
Gewinn-Verhältnissen gehandelt<br />
wurden und teilweise<br />
Bewertungen aufwiesen, die<br />
jeder Logik widersprachen.<br />
Das anschliessende Platzen<br />
der Technologieluftblase<br />
ist bei vielen Investoren noch<br />
in schlechter Erinnerung.<br />
Vorteile bei Aufschwung<br />
Wird nur der Zeitraum von<br />
1998 bis 1999 betrachtet, so<br />
entsteht der Eindruck, dass<br />
Wachstumstitel das lukrativere<br />
Anlagegefäss als Value-<br />
Titel sind. Über einen längeren<br />
Zeitraum gesehen werfen<br />
Value- und Wachstumsinvestitionen<br />
aber ähnlich hohe<br />
Renditen ab. Es gibt gar empirische<br />
Studien, die Value-<br />
Strategien langfristig eine<br />
leicht bessere Performance<br />
attestieren.<br />
Die Renditeentwicklungen<br />
der beiden Anlagestile<br />
können sich jedoch während<br />
bestimmten Perioden stark<br />
unterscheiden. So sind in gewissen<br />
Phasen des Konjunkturzyklus<br />
die wertorientierten<br />
Aktien eindeutig im Vorteil.<br />
Typischerweise haben sie zu<br />
Zeiten eines Wirtschaftsaufschwunges<br />
die Nase vorn.<br />
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