Regionalsport Nummer drei Herbstausgabe
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RSP: Wie viel die Entscheidung, das Rennen zu<br />
beenden?<br />
Patric Grüner: Ich habe das komplette Team zusammengerufen.<br />
Das Medienteam, das Basecar<br />
und den Camper. Vier Leute haben überdacht was<br />
wir jetzt tun. Sie haben mich dazu geholt und Vier<br />
gegen Eins ging die Abstimmung aus, dass wir nicht<br />
mehr weiterfahren. Mittlerweile akzeptiere ich es<br />
und stehe darüber - ein Monat danach. Bis vor ein<br />
paar Tagen konnte ich es nicht akzeptieren. Doch<br />
die Gesundheit geht vor. Wenn eine Querschnittslähmung<br />
im Raum steht, überlegt man schon, ob<br />
man weiterfährt oder nicht. Im Nachhinein betrachtet<br />
wäre es hirnrissig gewesen weiterzufahren.<br />
Wenn es nur 100 Meilen gewesen wären, wären wir<br />
Step by Step durchgefahren. Aber so nicht.<br />
RSP: Wie weit war es noch in das Ziel und an<br />
welcher Position warst du?<br />
Patric Grüner: 1200 Kilometer waren es noch bis<br />
in das Ziel. Ich wollte diese in 1,5 Tagen fahren. Auf<br />
Position zwei wurde ich aus dem Rennen genommen.<br />
RSP: Was ist das Shermen‘s neck?<br />
Patric Grüner: Die Nackenmuskulatur besteht aus<br />
vielen kleinen Muskeln. Diese waren so übermüdet,<br />
dass keine Stabilität mehr vorhanden war. Wissenschaftlich<br />
gibt es noch keine einzigen Erkenntnisse.<br />
Das Problem ist, da müssten Ärzte und Wissenschaftler<br />
bei der RAAM in jedem einzelnen Team<br />
dabei sein. Im Schnitt erwischt es einen bis <strong>drei</strong><br />
Teilnehmer bei der RAAM. Ein zusätzliches Problem<br />
war, dass die Straßen in Amerika bei der RAAM<br />
sehr holprig waren, nicht wie bei uns in Tirol. Es hat<br />
langsam begonnen aber war relativ schnell voll da.<br />
Die ersten Weh Wehchen hatte ich laut dem Betreuerteam<br />
nach 4,5 Tagen. Aus dem Renne wurde<br />
ich nach sechs Tagen und 12 Stunden genommen.<br />
Ganz schlimm war es in der letzten Nacht.<br />
Walter Andre, Fotograf von Patric bei der RAAM:<br />
Die körperliche Verfassung von Patric war so gut,<br />
dass er in dieser Zeit den Vorsprung gegenüber den<br />
Athleten sogar ausgebaut hat.<br />
Patric Grüner: Das Bittere war, dass wir als Team<br />
alles richtig gemacht haben. Körperlich und mental<br />
war ich in einer sehr guten Verfassung. Gescheitert<br />
ist es wegen den paar Zentimetern zwischen Schulter<br />
und Kopf. Es hätte auch ein Tag Pause nichts<br />
genützt.<br />
Ich habe heute noch Probleme – nach einem Monat<br />
– mit schnellen links und rechts Bewegungen.<br />
Unser Arzt hatte gemeint, nach einer Woche hätten<br />
wir weiterfahren können.<br />
RSP: Was ist nach der Entscheidung und dem<br />
Ende des RAAM in dir vorgegangen?<br />
Patric Grüner: Die Welt ist für mich zusammengebrochen.<br />
Nach der Entscheidung raus zu gehen und<br />
vor 12 Leuten zu sagen: „Meine Freunde, wir müssen<br />
die Zelte abbrechen, es nützte nichts mehr!“,<br />
das war brutal, das wünsche ich meinem größten<br />
Feind nicht. Man darf eines nicht vergessen: wir<br />
alle haben ein ganzes Jahr dafür gearbeitet, jeder<br />
in seiner Sparte. Wir Alle waren sechs Tage lang zusammen,<br />
haben 24 Stunden „gebuggelt“ und dann<br />
muss man aufhören. Wir haben alle zusammen geweint.<br />
Keiner hatte trockene Augen. Wir hatten alle<br />
das selbe Ziel: Indianapolis. Natürlich war es für<br />
mich als Athlet noch viel schlimmer. Für mich steht<br />
ein „do not finished“ in der Liste und somit ist das<br />
Projekt nicht abgeschlossen. Mit dem hatte ich die<br />
letzten Wochen brutal gehadert. Ich bin nie in die<br />
Öffentlichkeit oder in das Dorf gegangen, ich habe<br />
alles gemieden. Ich weiß, die Leute meinen es nur<br />
gut aber ich musste mir wieder alles anhören. Ich<br />
wollte keinem mehr eine Auskunft geben und mir<br />
selber einmal klar über alles werden.<br />
RSP: Wie geht es dir heute?<br />
Patric Grüner: Langsam komm ich mit der Sache<br />
klar und bin relativ guter Dinge, dass wir das in den<br />
Griff bekommen.<br />
Ich habe wieder ein Ziel: Roman Ellinger hat mich<br />
gefragt, ob ich bei der 12 Stunden EM im Sechser<br />
Team mitfahren will. Ich bin schon wieder im Training.<br />
Bis dato bin ich nicht gefahren. Diese Saison<br />
fahre ich eventuell noch zwei bis <strong>drei</strong> Bergrennen.<br />
In den nächsten Wochen fällt die Entscheidung ob<br />
ich nächstes Jahr wieder bei der RAAM starten werde.<br />
Rush – die Serie<br />
In <strong>drei</strong> Disziplinen auf die höchsten Gipfel<br />
Teamgeist, Grenzerfahrungen, Sport, Alpinismus<br />
und Abenteuer – die Events der Rush-Serie sind<br />
jedes für sich ein Dreikampf der Extreme. Nahe<br />
oder in der jeweiligen Landeshauptstadt starten die<br />
Teilnehmer mit dem Rennrad auf anspruchsvolle<br />
Strecken. Am Fuß des höchsten Gipfels geht es per<br />
Trailrun an die Schneegrenze, bevor die Sportler mit<br />
Tourenski und Steigeisen den Gipfelsieg in Angriff<br />
nehmen. Die Rush-Events sind keine Rennen. Aber<br />
immer eine Reise an die Grenze der Belastbarkeit.<br />
Der Beginn<br />
Im April 2014 starteten Sportler aus Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz sowie aus den USA in<br />
ein neues Abenteuer: den Venediger Rush. Seither<br />
ist aus einer guten Idee eines der spannendsten<br />
Jedermann-Events des Jahres geworden. Damals<br />
gingen rund 45 Athleten gemeinsam auf eine zweitägige<br />
Reise – durch das Salzburger Land, in die<br />
Hohen Tauern auf den Gipfel des Großvenedigers<br />
und an die Grenzen der Belastbarkeit. Denn auch<br />
wenn der Venediger Rush kein Rennen ist, eine gemütliche<br />
Tour sieht ganz anders aus. Von Salzburg<br />
aus geht es mit dem Rennrad über wellige 165 Kilometer<br />
nach Neukirchen am Großvenediger. Dort<br />
wechseln die Sportler vom Rad in die Laufschuhe<br />
und machen sich auf den Trailrun bis zur Schneegrenze.<br />
Ab hier führt der Weg auf Tourenski bis<br />
zur Kürsinger Hütte. Am zweiten Tag dann steht<br />
mit dem ersten Tageslicht der Gipfelsturm auf dem<br />
Großvenediger auf dem Programm.<br />
Mittlerweile haben die Veranstalter aus dem Zweitages-Rennen<br />
eine ganze Serie gemacht. Neben<br />
dem Venediger Rush feierte 2015 der Dachstein<br />
Rush von Linz auf den Dachstein Premiere. Kurz<br />
darauf folgte der Piz Buin Rush. Darüber hinaus<br />
kann mittlerweile am Austria Rush auf den Großglockner<br />
und beim Deutschland Rush auf die Zugspitze<br />
teilgenommen werden.<br />
Ziel ist es, nicht nur den Teilnehmern ein einzigartiges<br />
Erlebnis zu ermöglichen. Wir wollen packende<br />
Geschichten erzählen. Die Rush-Serie ist eine<br />
Verbeugung vor dem Sportsgeist, der einmaligen<br />
Bergwelt der Alpen und dem menschlichen Willen.<br />
Bei allen Rush Events setzen auf verantwortungsvolles<br />
Handeln. Dazu gehört für uns an erster Stelle<br />
die naturverträgliche Ausübung unseres Sports,<br />
die Sicherheit der Teilnehmer sowie die nachhaltige<br />
Planung der Events.<br />
Alle Info über die Rush-Events finden Sie unter<br />
www.the-rush.eu.<br />
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Text: Ole Zimmer Fotos: skitourenwinter.com - Heika Mandl