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Regionalsport Nummer drei Herbstausgabe

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den Kindern selber zu erkennen. Sie kommen fahl,<br />

eingefallen und von Tag zu Tag werden sie fitter<br />

und nehmen sogar zu. Gekocht wird mit regionalen<br />

Produkten und kindgerecht, soweit es medizinisch<br />

erlaubt ist.<br />

wurde von diesen Firmen unentgeltlich geschaffen.<br />

Der Verein Emotion und das Kumplgut sind unpolitisch.<br />

Der Vorteil ist, es kann geholfen werden ohne<br />

Vorgaben. Der Nachteil, es gibt keine staatlichen<br />

Subventionen. Dies bedeutet des weiteren, dass<br />

keine Steuern für das Kumplgut aufgewendet werden.<br />

Sie leben von Spenden, Sponsoren und Patenschaften.<br />

Jeder Cent wird doppelt und <strong>drei</strong>fach<br />

umgedreht. Aus diesem Grund wir auch zum Beispiel<br />

die Wäsche von den MitarbeiterInnen vor Ort<br />

gewaschen und gebügelt.<br />

Ein weiterer großer Sponsor wurde Ikea. Aktuell<br />

werden Schauräume umgebaut und Waren die intakt<br />

sind aber nicht mehr verkauft werden können,<br />

darf sich das Kumplgut holen.<br />

Was gibt es am Kumplgut?<br />

Es wir gebastelt und musiziert. Therapiehunde und<br />

-pferde kommen ins Haus oder die Kinder werden<br />

hingebracht. Ausflüge stehen an der Tagesordnung,<br />

genauso wie das Boot fahren im Badeteich. Die<br />

große Grünanlage lädt ein, Thementage zu veranstalten,<br />

Zelte werden aufgebaut, ein Lagerfeuer<br />

wird gemacht, Würstel werden gegrillt und Stockbrot<br />

– einfach Kleinigkeiten, die für einen gesunden<br />

Menschen normal sind.<br />

Im Haus stehen Rückzugsmöglichkeiten für Kinder<br />

und Erwachsene zur Verfügung. Des weiteren<br />

lädt ein großes Bastel- und Spielzimmer sowie ein<br />

Spielplatz mit allem was das Herz begehrt zum verweilen<br />

ein.<br />

Der Krankenhausaufenthalt hinterlässt Spuren –<br />

nur weiße Wände, Ärzte die täglich kommen und<br />

Blut abnehmen, das Essen oft ungewürzt weil es<br />

die Krankheit erfordert. Dass ein Kind die Lebenslust<br />

verliert ist normal. Am Kumplgut gibt es fast keine<br />

weißen Wände, die Zimmern haben keine <strong>Nummer</strong>n<br />

sondern Buchstaben. Kinder sollen hier aus<br />

diesem Alltag herausgerissen und wieder zurückgeführt<br />

werden. Dass das sehr gut gelingt, ist an<br />

Wie kommen Familien auf das Kumplgut?<br />

Damit Kinder kommen können, müssen sie medizinisch<br />

entlassen sein. Das heißt, der Arzt erlaubt einen<br />

Urlaub. Familien fragen wie in einem Hotel an,<br />

bekommen die Zusage und reisen an. Es stehen<br />

acht Zimmer zur Verfügung, mit einer Maximalbelegung<br />

von 21 Betten. Alle Zimmer sind im Baukastensystem<br />

eingerichtet. Jedes Zimmer kann schnell<br />

umgebaut werden. So wird zum Beispiel aus einem<br />

Doppelbett mit Gitterbett ein Zimmer für einen Rollstuhlfahrer<br />

oder ein Jugendzimmer mit Schreibtisch.<br />

Jedes Zimmer ist mit einem Notfallknopf ausgestattet,<br />

damit sofort jemand vor Ort ist – wird der Alarm<br />

nicht innerhalb von 35 Sekunden quittiert, steht die<br />

Feuerwehr, die Rettung und der Notarztwagen vor<br />

der Tür.<br />

Zu welcher Zeit können Familien kommen?<br />

Im Sommer ist das Haus voll ausgelastet, im restlichen<br />

Jahr ist die Auslastung eher gering. Warum ist<br />

das so? Bis vor wenigen Wochen, genau gesagt vor<br />

der Typisierungsaktion, hat das Kumplgut fast niemand<br />

gekannt. Der zweite Grund sind Lehrer und<br />

Direktoren. Viele von denen haben kein Einsehen,<br />

dass einem Kind nach 30-40 Tagen Krankenhaus<br />

oder mehr, Erholung gut tun würde. Wenn Zimmer<br />

frei sind, können Familien jederzeit anreisen.<br />

Familie Kumplgut<br />

Das ganze Team sieht sich als Familie, die Gäste<br />

in ihrem Haus willkommen heißen. Die Familie sind<br />

sieben fest angestellte Personen, davon vier Pädagoginnen,<br />

eine Reinigungskraft, ein Koch und der<br />

Geschäftsführer. Die Pädagoginnen sind nicht nur<br />

Pädagoginnen, sie mähen auch den Rasen, malen<br />

aus und vieles mehr. Der Koch hackt zum Beispiel<br />

Holz wenn es sich dazwischen zeitlich ausgeht. Es<br />

gibt keine Hierarchien. Jeder ist gleich viel Wert und<br />

kann sich voll einbringen.<br />

Zusätzlich sind <strong>drei</strong> freiwillige Herren für das Kumplgut<br />

im Einsatz. Sie erledigen Aufgaben, die sonst<br />

eher liegen bleiben. Hier ist kein einziger Tag wie<br />

der andere. Die Pädagoginnen richten sich auf<br />

Kinder zwischen 0 und 16 Jahre ein, die beschäftigt<br />

werden wollen. Dazu kommen die eventuellen<br />

Einschränkungen auf Grund der Krankheit. Florian<br />

möchte den Pool an Ehrenamtlichen erweitern. Aktionstage<br />

soll es geben, denn das Kumplgut möchte<br />

eine Beziehung zu den Ehrenamtlichen aufbauen.<br />

Des weiteren dürfen jederzeit Besucher das Kumplgut<br />

besuchen. Je mehr sich tut, desto besser. Jeder<br />

kann kommen, einen Kaffee trinken und sich alles<br />

anschauen.<br />

Krankenhäuser als Partner<br />

Der naheliegendste Gedanke ist, sich mit Krankenhäusern<br />

zusammen zu schließen. Bei der Entlassung<br />

kann den Eltern ein Flyer mitgegeben werden.<br />

Daher wurde Florian in Krankenhäusern vorstellig.<br />

Darauf folgte die Ernüchterung. Es interessierte die<br />

Krankenhausleitung nicht. Danach starteten die Pädagoginnen<br />

vom Kumplgut eine spontane Aktion.<br />

Als Engerl verkleidet mit steril verpackten Teddybären<br />

fuhren sie vor Weihnachten in das Krankenhaus<br />

Wels und besuchten die Kinderstation. Das Personal,<br />

die Eltern, die Kinder – alle waren hin und weg.<br />

Prim. Priv. Doz. Dr. Bonfig, Leiter der Kinderstation<br />

kam dazu und Florian zeigte ihm, was das Kumplgut<br />

ist. Er wusste nicht, dass es so etwas gibt und<br />

war begeistert. Seither gibt es eine Kooperation mit<br />

dem Klinikum Wels. Das ist die einzige Kooperation<br />

bisher!<br />

Erfolgserlebnisse und Emotionen<br />

Ein Erfolgserlebnis ist jedes Mal, wenn sich ein Kind<br />

verabschiedet und die ganze Familie glücklich ist.<br />

Es kann auch vorkommen, dass der Urlaub abgebrochen<br />

werden muss, weil es der Zustand des<br />

Kindes nicht weiter zulässt. Natürlich kommen auch<br />

Kinder, die austherapiert sind und nicht mehr lange<br />

zu leben haben. Die MitarbeiterInnen sind in der Zeit<br />

Ersatzfreunde, für die Kinder und die Angehörigen.<br />

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