Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Stefan Weise<br />
Lifestyle<br />
Krüger (r.) meets Pep. In einem Freundschaftsspiel unterlag Merreikh in Doha dem Rekordmeister mit 0:2<br />
Jens Watermann schreibt Autobiografie über Michael Krüger<br />
König von Afrika in Stadtlohn<br />
Er überlebte Rebellen. Er überlebte Malaria. Er überlebte<br />
Steinwürfe. Sportreporter Jens Watermann aus Stadtlohn<br />
schreibt die Autobiografie über das einzigartige Leben<br />
des 60-Jährigen Fußballtrainers Michael Krüger…<br />
Khartum, Juni 2008. Ein ohrenbetäubender Knall. Fenster<br />
zerbersten durch die Druckwelle in Millionen Teile.<br />
Gewehrschüsse. Rauchschwaden. Schreie. Die Fußballer<br />
des sudanesischen Fußballklubs SC Al-Merreikh hocken<br />
zusammengepfercht wie Vieh im Besprechungsraum. Sie<br />
schauen ängstlich auf das am Stadion majestätisch thronende<br />
Konterfei ihres mächtigen Präsidenten Gamal Al<br />
Walid, dessen Telefonanruf den Auftrag für die nächsten<br />
Stunden auf eine einfache Formel bringt: „Verkriecht euch,<br />
versteckt euch. Versucht zu überleben.“ Mitten im Spielerpulk<br />
hockt der deutsche Trainer Michael Krüger, den<br />
Blick auf den Boden gerichtet. Die Hitze ist unerträglich.<br />
Die Klimaanlage dröhnt nicht mehr. Sie schweigt. Jedes<br />
Geräusch entscheidet über leben oder sterben. Stunden<br />
vergehen. Der Tod kommt aus der Wüste. 40 schwerbewaffnete<br />
sudanesische Rebellen ziehen durch die Straßen.<br />
Ohne Gnade. Ohne politische Botschaft.<br />
Eine unglaubliche Geschichte? Auch für mich. Ich sitze mit<br />
Krüger in der Haifischbar, im Schatten der erleuchteten St.<br />
Joseph Kirche in Stadtlohn. Krüger knabbert genüsslich an<br />
seinen Spareribs. „Keine Ahnung, wie ich damals so ruhig<br />
bleiben konnte“, sagt der Trainer. Ich habe eine Ahnung!<br />
Notlandung auf einer Schotterpiste im Sudan. Kalaschnikow<br />
auf der Trainerbank. An Malaria erkrankt. Von betrunkenen<br />
Fans mit Steinen beworfen. Adrenalin für drei Leben – Krüger<br />
ist ein Experte für Extremsituationen. In seiner achtjährigen<br />
Geschichte auf dem schwarzen Kontinent wurde der Deutsche<br />
zur Trainerlegende, gewann insgesamt sieben Titel in<br />
Ägypten, dem Sudan und in Äthiopien. „Kroga“, rufen ihn<br />
die Menschen respektvoll von den verdreckten Bürgersteigen<br />
vor Wohnbaracken. Der Deutsche gibt sich volksnah.<br />
Begonnen hat alles 1996 mit dem Africa-Cup-Sieg in Kairo.<br />
Siegprämie: Cola und eine Packung Kekse. Und natürlich<br />
bündelweise Dollar. Die liegen in Afrika für gewöhnlich während<br />
des Spiels in einer Sporttasche auf dem Zimmer des<br />
Kapitäns. Verrückt unkompliziert und unbürokratisch. Im<br />
August 2<strong>01</strong>4 hat Krüger sein vorerst letztes Engangement<br />
bei ENPPI Kairo beendet. Lose Anfragen gibt es seitdem<br />
10 I <strong>ebito</strong>