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Rede von Bürgermeister Martin Weissbrodt zur Einbringung des ...

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<strong>Rede</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Bürgermeister</strong> <strong>Martin</strong> <strong>Weissbrodt</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Einbringung</strong> <strong>des</strong> Haushaltsentwurfes<br />

für das Jahr 2009<br />

Sehr geehrte Damen und Herr en,<br />

wir haben Ihnen für die heutige Sitzung den Entwurf <strong>des</strong> Haushaltsplanes für das<br />

Haushaltsjahr 2009 auf den Tisch gelegt und möchten Ihnen einige Eckpunkte und<br />

eine ganze Reihe <strong>von</strong> interessanten und relevanten Detail s vortragen.<br />

Haushaltsplanung heißt, dass man ein Jahr in die Zukunft schaut und aufgrund der<br />

Vorzeichen und Vorabinformationen einen Plan erstellt. Diese Erkenntnis an sich ist<br />

soweit nichts Aufregen<strong>des</strong>. Entschei dend ist vielmehr, welche Vorzeichen wir für das<br />

Jahr 2009 sehen und wie wir diese Vorzeichen interpretieren.<br />

In Deutschland wird so intensiv wie schon seit vielen Jahren nicht mehr <strong>von</strong> einer<br />

Rezession geredet und geschrieben. In der Tat wird die Wirtschaft etwas weniger<br />

wachsen. Nach der reinen Lehre bedeutet aber Rezession ein Negativwachstum<br />

und wenn man nun einmal versucht, die Sachlage objektiv zu betrachten, dann kann<br />

man ganz klar sagen: Von einem Negativwachstum sind wir noch weit entfernt.<br />

Doch nach allen bisherigen Erfahrungen stellt das allgemeine <strong>Rede</strong>n über eine<br />

Rezession eine sich selbst erfüllende Prophezeiung dar. Aus diesem Grund<br />

müssen wir uns mit den möglichen Folgen einer Rezession auseinandersetzen,<br />

obwohl sie derzeit noch nicht eingetreten ist. Der Haushalt 2009 steht <strong>des</strong>halb in der<br />

knisternden Spannung zwischen dem faktischen Wirtschaftsboom und der<br />

drohenden Rezession. Dieses Spannungsverhäl tnis hat konkrete Auswirkungen auf<br />

den Haushalt der Stadt Bad Säcki ngen.<br />

Die wichtigste Einnahmequelle der Stadt, der Gemeindeanteil an der<br />

Einkommensteuer, wird gegenüber dem Jahr 2007 um � 500.000,-- steigen. Die<br />

Schlüsselzuweisungen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Baden-Württemberg sollen gar um eine � 1 Mio.<br />

steigen. Dies sind die Planungszahlen der Lan<strong>des</strong>regierung aus dem Sommer<br />

diesen Jahres und stellen nichts anderes dar als die Zeichen einer florierenden<br />

Wirtschaft. Gleichzeitig müssen wir aber die Gewerbesteuer für das Jahr 2009 um �<br />

700.000,-- gegenüber dem Jahr 2007 nach unten korrigieren, weil die<br />

Wirtschaftsentwicklung in Deutschland vor den Toren der Stadt Bad Säckingen nicht<br />

Halt machen wird.<br />

Auch die weiteren Daten <strong>des</strong> Haushaltsplanentwurfes 2009 sind in diesem<br />

Spannungsver hältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu betrachten. Auf der<br />

einen Seite erwirtschaften wir eine Zuführungsrate zum Vermögenshaushal t in Höhe<br />

<strong>von</strong> � 2,2 Mio. Dies ist auf der einen Seite ein sehr guter Wert, aber andererseits fällt<br />

es uns dennoch ni cht leicht, mit diesem ordentlichen Ergebnis <strong>des</strong> Verwaltungshaus-


2<br />

haltes eine prägende und gestaltende Stadtpolitik aufzuziehen. Die Hauptursache<br />

dafür ist, dass wir nach wie vor den Schwerpunkt auf die Entschuldung der<br />

städtischen Finanzen legen müssen. Allein für die Tilgung an Krediten sind wie in<br />

den letzten Jahren � 700.000,-- angesetzt. Als weitere Ausgabenschwerpunkte<br />

<strong>des</strong> Haushaltsentwurfes liste ich auf:<br />

Das Ablaufbauwerk Seebächle, das bereits im Haushaltsplan 2008 veranschlagt<br />

war, aber mit einer Haushaltssperre belegt wurde und nun mit � 330.000,-- neu zu<br />

veranschlagen ist.<br />

Die Schulen und Kindergärten werden uns im investiven Bereich ca. � 320.000,--<br />

kosten. Dabei handelt es sich aber ausschließlich um Sanierungen und Qualitätsverbesserungen<br />

und nicht um die dringend notwendigen Maßnahmen im Rahmen<br />

einer Schulentwicklungsplanung. Zu diesem Thema später noch mehr.<br />

An Beiträgen für städtische Grundstücke sind insgesamt � 280.000,--<br />

festzusetzen, denn schließlich sind auch für städtische Grundstücke in der Rhein-Au<br />

Erschließungsbeiträge zu zahlen.<br />

Wir werden außerdem nicht umhinkommen, für das Rathaus eine komplett neue<br />

Telefonanlage sowie umfangreiche EDV, insbesondere für die Kämmerei, mit<br />

einem Gesamtwert <strong>von</strong> � 260.000,-- zu beschaffen.<br />

Als Grundstückserwerb haben wir vor allem den Aufkauf <strong>des</strong> früheren 3. Gleises auf<br />

dem Bahnhofsgelände mit einem Gesamtbetrag <strong>von</strong> � 180.000,-- vorgesehen.<br />

Dieser höchst ungepflegte Bereich der Deutschen Bahn sollte aus unserer Sicht<br />

erworben werden, um das gesamte Erscheinungsbil d <strong>des</strong> Bahnhofsgelän<strong>des</strong> und<br />

damit <strong>des</strong> Eintrittstores der Stadt zu verbessern.<br />

Ebenfalls um das Erscheinungsbild unserer Stadt geht es beim Erwerb einer neuen<br />

kleinen Kehrmaschine mit einem Gesamtaufwand <strong>von</strong> � 105.000,--. Diese<br />

Maschine wird dringend für die Gehwege und kleinen Gassen benötigt, nachdem die<br />

Kehrmaschine aus dem Jahr 2003 nicht mehr einsatzfähig ist.<br />

Zum Schluss steht noch die erste Rate für den Erwerb der Tennishalle<br />

Dürerstraße an, für die wir im Jahr 2009 � 70.000,-- veranschlagt haben. Der<br />

Gesamtwert in Höhe <strong>von</strong> � 270.000,-- soll in den weiteren Jahren 2010 und 2011<br />

finanziert werden. Zu diesem Thema ist zu erläutern, dass die Stadt für die Nutzung<br />

der Tennishalle, die sich im Eigentum der Kurverwaltung GmbH befindet, einen<br />

jährlichen Mietbetrag in Höhe <strong>von</strong> � 80.000,-- bezahlt.<br />

Wenn wir diese Maßnahmen zusammenzählen, können wir nach Adam Riese sehr<br />

schnell feststellen, dass die gesamte Zuführungsrate aufgebraucht ist. Weiterer<br />

Entscheidungsspielraum steht uns somit nicht mehr <strong>zur</strong> Verfügung, es sei denn, wir<br />

erschließen neue Einnahmequellen oder streichen einzelne Ausgabeposten.


3<br />

Ebenso interessant wie die aufgenommenen Projekte sind natürlich diejenigen<br />

Projekte, die wir nicht im Haushalt 2009 unterbringen konnten. Es sind im<br />

Wesentlichen fünf Bereiche, in denen dringender Handlungsbedarf- aber eben leider<br />

kein finanzieller Handlungsspielraum besteht.<br />

An erster Stelle möchte ich die Stadtbücherei nennen. Es war mir persönlich ein<br />

besonderes Anliegen, die Stadtbücherei <strong>von</strong> ihrem jetzigen, etwas abgelegenen<br />

Standort direkt in die Ortsmitte auf das Lohgerbe-Areal zu holen. Nach wie vor halte<br />

ich diese Idee für richtig, muss aber leider erkennen, dass es auch mittelfristig an der<br />

Finanzierbarkeit fehlt.<br />

Weiterhin ist kein Ausgabeansatz für das Projekt Bahnhalt Wallbach eingeplant,<br />

obwohl wenn wir mittlerweile schon weit vorangekommen sind und seit letzter Woche<br />

eine positive fachliche Abschätzung <strong>des</strong> Fahrgastpotenzials vorliegt. Auch wenn für<br />

dieses Projekt keine Ausgaben vorgesehen sind, so möchten wir dennoch an diesem<br />

Thema in vollem Umfange dranbleiben, damit möglicherweise in den Jahren 2010<br />

und 2011 entspr echende Reali sierungschancen bestehen.<br />

Wir bleiben beim Thema Verkehr und stellen fest, dass für den zweiten Schritt <strong>des</strong><br />

Verkehrsleitsystems im Jahr 2009 keine Mittel bereitgestellt werden können. Nach<br />

der sehr erfolgreichen Realisierung <strong>des</strong> Fußgängerleitsystems wäre nun eine<br />

Neuregelung <strong>des</strong> motorisierten Individualverkehrs und <strong>des</strong> Parkverkehrs notwendig.<br />

Auch diese Maßnahme müssen wir auf 2010 verschieben.<br />

In der Entwicklungsplanung haben wir uns <strong>von</strong> seiten der Verwaltung auf zwei<br />

Gebiete konzentriert, nämlich auf ein kleines Wohngebiet im Ortsteil Rippolingen<br />

und auf ein Gewerbegebiet im Ortsteil Wallbach. Da wir für den teuren<br />

Grunderwerb dieser Flächen keine Finanzmittel <strong>zur</strong> Verfügung haben, schlagen wir<br />

Ihnen vor, diese Baugebietsentwicklung in Rippolingen über einen Erschließungsträger<br />

außerhalb <strong>des</strong> Haushaltsplanes abzuwickeln. Diese Methode ist mittlerweile<br />

hundertfach erprobt in Baden-Württemberg und stellt eine effektive Verfahrensweise<br />

<strong>zur</strong> qualitativ hochwertigen Erschließung <strong>von</strong> Bauplätzen dar. Entsprechende<br />

Vorschläge werden wir Ihnen in einer der nächsten Sitzungen unterbreiten. Für das<br />

Gewerbegebiet Wallbach haben wir eine Planungsrate in Höhe <strong>von</strong> � 10.000,--<br />

eingesetzt und möchten nach Abschluss der Haushaltsberatungen mit den<br />

Grundstückseigentümer n Kontakte aufnehmen.<br />

Nun noch einige Aussagen zu dem fünften Bereich, der bisher keine Aufnahme in<br />

den Haushaltsplanentwurf gefunden hat. Es handelt sich um das wichtige<br />

Zukunftsthema Schulentwicklungsplanung. In dem kürzlich vorgestellten<br />

Gutachten ist uns deutlich vor Augen geführt worden, dass wir dringenden<br />

Handlungsbedar f, insbesondere im Bereich der Sporthallen und der Mensen haben.<br />

Es ist uns allerdings bewusst, dass entsprechende Baumaßnahmen einen immensen<br />

Kostenaufwand nach sich ziehen. Vor diesem Hintergrund haben wir Gespräche mit<br />

der Rechtsaufsichtsbehörde beim Landratsamt Waldshut aufgenommen. Die<br />

Stadtverwaltung hält es für vertretbar, bei dieser bedeutenden<br />

Zukunftsaufgabe vom bisherigen strikten Kurs der Entschuldung der Stadt


4<br />

abzuweichen. Wir haben der Rechtsaufsichtsbehörde vorgeschlagen, für die<br />

Realisierung der ersten Phase der Schulentwicklungsplanung im Jahr 2009 eine<br />

Kreditaufnahme <strong>von</strong> � 700.000,-- zu genehmigen. Mit diesem Kredit könnte ein erster<br />

großer Schritt <strong>zur</strong> Schulentwicklungsplanung getan werden. Der Kredit müsste<br />

allerdings auf maximal � 700.000,-- beschränkt sein, damit in Anbetracht der<br />

Tilgungsraten in der gleichen Höhe tatsächlich keine Netto-Neuverschuldung<br />

auftritt.<br />

Die Rechtsaufsichtsbehörde hat diesen Vorschlag nicht abgelehnt, sondern hält<br />

diese Vorgehensweise für durchführbar, sofern der Haushaltsplan 2009 in der<br />

Gesamtschau als realistisch und vertretbar eingestuft werden kann. Wir stellen damit<br />

diesen Gedanken <strong>zur</strong> Diskussion und hoffen, dass sich der Gemeinderat der<br />

Sichtweise der Stadtverwaltung anschließen kann. Sollte sowohl der Gemeinderat<br />

als auch die Rechtsaufsichtsbehörde diesem Vorschlag zustimmen, werden wir<br />

gleich im Frühjahr 2009 einen Nachtragshaushalt vorlegen.<br />

Der Haushaltsplanentwurf 2009 liegt Ihnen heute zu ei nem sehr frühen Zeitpunkt vor,<br />

so früh wie seit vielen Jahren nicht mehr. Möglicherweise wird es uns daher auch<br />

gelingen, den Haushaltsplan 2009 noch im Jahr 2008 zu verabschieden, so wie dies<br />

vom Gesetzgeber eigentlich vorgesehen ist. Allerdings ist damit der Nachteil<br />

verbunden, dass mit der neuen Steuerschätzung der Lan<strong>des</strong>regierung, die Mitte<br />

November erscheinen wird, dem Haushaltsplanentwurf 2009 bereits wieder die<br />

Grundlage entzogen sein kann. Es ist daher durchaus berechtigt, dass wir die<br />

Betonung auf das Wort �Entwurf� legen.<br />

Zwei weitere Vorhaben sind ebenfalls noch fraglich, nämlich das Bioenergieprojekt,<br />

das wir bei einem Kostenrahmen <strong>von</strong> � 77.000,-- nur dann realisieren können, wenn<br />

wir weitere Unterstützer finden, und ein Antrag <strong>des</strong> Beirates Kinder und Jugend auf<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> � 25.000,--. Dieser Antrag hat uns erst relativ spät erreicht,<br />

weshalb er bisher nicht in den Haushal t einfließen konnte.<br />

Ich hatte Ihnen einen Haushaltsplanentwurf 2009 �voller Spannung� angekündigt und<br />

ich denke, spätestens jetzt wissen Sie, was ich damit gemeint habe. Ich sehe<br />

allerdings den Haushalt 2009 unter einer positiven Spannung, denn schließlich<br />

können wir im Gegensatz zu den Vorjahren darüber diskutieren, wo wir die<br />

Schwerpunkte unserer Ausgaben setzen. Die Vorjahre standen jedoch unter so<br />

starkem Druck der Entschuldung, dass selbst kleinste Bewegungsspielräume<br />

unterbunden waren. Insofern sind wir in der guten Lage, unsere Kommunalpolitik<br />

wieder konstruktiv und nicht nur verwaltend wahrzunehmen. Im Vorfeld der<br />

Kommunalwahl 2009 wird dies auch den Damen und Herren <strong>des</strong> Gemeinderates<br />

sehr angenehm sein.<br />

Für die weitere Vorgehensweise möchte ich Ihnen vorschlagen, dass wir in der<br />

nächsten Gemeinderatssitzung am 01.12.2008 den Haushaltsentwurf in öffentlicher<br />

Sitzung beraten und möglicherweise auch schon über Anträge der Fraktionen<br />

Beschluss fassen. Nun bitte ich allerdings zunächst unsere Kämmerin, Frau Huber,<br />

um die Detailerläuterung <strong>des</strong> Haushaltsplanentwurfes 2009.

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