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Riesen des<br />

Ozeans<br />

Bettina Busch, Boomerang Reisen Trier<br />

Schon als wir morgens früh ins Boot steigen, ist mir<br />

etwas flau im Magen. Mit Walhaien schnorcheln, den<br />

größten Fischen der Welt, davor habe ich wirklich<br />

Respekt. Aber eine solche „Once-in-a-lifetime“- Erfahrung<br />

lasse ich mir natürlich auch nicht entgehen.<br />

Während der Bootsfahrt raus aufs offene Meer, die bei<br />

dem etwas stärkeren Seegang an diesem Tag gefühlt<br />

eine halbe Ewigkeit dauert, schlüpfe ich in meinen<br />

Neoprenanzug und bereite Flossen und Schnorchelmaske<br />

vor. Der Meeresbiologe, der uns begleitet,<br />

gibt uns eine Einweisung, wie wir uns im Wasser<br />

gegenüber den Tieren zu verhalten haben. Parallel<br />

hören wir den Hubschrauber über uns, der aus der<br />

Luft die Walhaie sichtet. Positive Anspannung macht<br />

sich langsam breit, während wir auf der Plattform am<br />

Bootsheck sitzen und warten. Immer wieder hören<br />

wir den Funkkontakt zwischen der Crew und dem<br />

Helikopter. Dann geht es auf einmal ganz schnell. „Go,<br />

Go, Go!“ ruft uns die Besatzung entgegen. Viel Zeit<br />

zum Nachdenken bleibt da nicht und ich springe mit<br />

den neun Anderen ins offene Meer. Als sich das Boot<br />

entfernt und die Luftbläschen des aufgewirbelten<br />

Wassers verschwinden, blicke ich in das tiefblaue Wasser<br />

und höre nur ein leises Rauschen jedes Mal, wenn<br />

ich durch den Schnorchel ein- und ausatme. Er kann<br />

jeden Moment auftauchen, aber von wo? Ich schaue<br />

mich um. Kommt er von rechts oder aus der Tiefe<br />

von links? Oder ist er gar hinter mir? Und während ich<br />

noch darüber nachdenke, zeichnet sich verschwommen,<br />

aber in nicht allzu weiter Entfernung vor mir eine<br />

große graue Kontur ab. Langsam paddele ich mit den<br />

Flossen darauf zu. Die Umrisse werden klarer und dann<br />

– WOW! Da ist er! Ein acht Meter langer Walhai. Mir<br />

stockt kurz der Atem. Da zieht ein gigantisch großes<br />

Tier an mir vorbei. Sein Maul, von kleinen Saugfischen<br />

umringt, ist etwa zwei Meter groß, so dass ich bequem<br />

hineinschwimmen könnte. Während ich strampelnd<br />

versuche, halbwegs an ihm dran zu bleiben, bewegt<br />

sich sein Körper ganz sachte und ruhig auf und ab.<br />

Erhaben, majestätisch und lautlos. Die Kiemen fächern<br />

sich auf und filtern das eingesaugte Wasser auf<br />

Nahrung. Die typischen weißen Punkte sind jetzt auch<br />

ganz deutlich zu erkennen. Jeder trägt sein eigenes,<br />

individuelles Muster. Ungefähr sechs, sieben Minuten<br />

lang begleiten wir den friedlichen Riesen, immer<br />

seitlich von ihm, so dass keiner von uns seine Bahn<br />

kreuzt. Dann, mit ein paar kräftigen Schlägen seiner<br />

Heckflosse taucht er ab und verschwindet in den dunkelblauen<br />

Tiefen des Ozeans. Ich, etwas außer Atem<br />

und beeindruckt davon, was gerade passiert ist, bleibe<br />

im Wasser treibend zurück und stelle fest, wie klein wir<br />

in unserer Welt doch eigentlich sind.<br />

Sal Salis Ningaloo Reef © Andy Rouse<br />

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