City-Magazin Ausgabe 2017-11

STADT
Das Star Inn Hotel ist der jüngste
Spross in der Linzer Hotelszene.
Geleitet wird das 129 Zimmer-
Haus von einem echten Urgestein:
Johann Kaiser, der mit 65 – und
nur einen Monat nach dem
Pensionsantritt – nochmals einen
Neustart wagt. Das CITY! Magazin
plauderte mit dem „Hoteldirektor
auf Lebenszeit“.
Mein LINZ
EIN STADTGESPRÄCH
EMPFANG.
Hoteldirektor Johann
Kaiser führt jetzt das Star Inn.
Der Kaiser kann‘s nicht lassen
Einen Monat nach der Pensionierung startet Hoteldirektor Johann Kaiser neu durch
Wie es sich für einen echten Kaiser
gehört, hat Johann Kaiser fast
die ganze Welt bereist. Doch zurück
zum Start. Gelernt hat er
das Gastro-Handwerk als Koch
im Pöstlingbergschlössl. Es folgten Auslandsaufenthalte
in Großbritannien und
der Schweiz, ehe er mit dem Kreuzfahrtschiff
die Welt eroberte: San Francisco, Los
Angeles, Karibik, Kanada, Alaska, Hawaii,
Australien. Nach fünf wilden Jahren im
Ausland beschloss Kaiser, in die Heimat
zurückzukehren und sich selbstständig zu
machen. Das heute noch bestehende Moby
Dick-Restaurant im Schörgenhub-Bad war
seine erste Station. Danach folgte die legendäre
„20er-Bar“ in der Bürgerstraße, die so
manchem noch in guter (und wilder) Erinnerung
ist. Der Name rührt übrigens von
der Lokalgröße (20m 2 ) her...
Vom Ruhe- in den Unruhestand. Mit
der “Kaiser-Bar” im Schillerpark folgt quasi
der Einstieg in die Hotelszene. Dann
folgten die ersten Stationen als Hoteldirektor
im Seniorenhotel Waldegg, im Novotel
und im Ibis Linz, ehe Kaiser sich in den
(vermeintlichen) Ruhestand verabschiedete...
und nun das überraschende „Comeback“
– wie das, Herr Kaiser? “„Ich kenne
Paul Garai, den Besitzer der Star Inn-Hotelgruppe,
schon seit über 20 Jahren. Irgendwann
sagte er: „Wenn ich mal in Linz
ein Hotel eröffne, dann brauche ich dich.
Dass das just einen Monat nach meiner
Pensionierung passierte, war ein glücklicher
Zufall“, grinst der Jung-Hoteldirektor
kaiserlich. Für Johann Kaiser der besondere
Reiz: Es ist das erste komplett neue
Haus, das er übernimmt. Bislang führte er
stets bestehende Häuser: „Bei einem alten
Hotel muss man sich für Unzulänglichkeiten
entschuldigen, an denen man nichts
ändern kann. In einem neuen Haus kann
man die eigene Handschrift viel besser
spürbar machen.“
Adalbert Stifter als „Vormieter“. Das
Star Inn Hotel hat
für Kaiser zudem
einen ganz besonderen
Flair – neben der
Innenstadtlage ist es
das Zusammenspiel
von Alt und Jung.
Der Haupttrakt
ist ein denkmalgeschütztes
Gebäude, Westund
Ostflügel
wurden neu errichtet.
Kaiser:
„Hier atmet man
förmlich die Linzer
Stadtgeschichte. Adalbert Stifter gründete
Mitte des 19. Jahrhunderts eine Realschule,
die in diesem Bau untergebracht
war.“ Hier ging u.a. der Philosoph Ludwig
Wittgenstein zur Schule. Das Stiegenhaus
ist ebenfalls denkmalgeschützt, man hört
förmlich noch die Schulkinder, wie sie über
die Granittreppen auf- und ablaufen. Apropos
Kind: Wie ein kleiner Schulbub freut
sich Kaiser, als er uns die Zimmer im vierten
Stock präsentiert. Hier steht man dem
Neuen Dom quasi Aug’ in Aug’ gegenüber
– eine Aussicht für Götter & Kaiser...
Nespresso für alle. Johann Kaiser
ist ein Hotelier der alten Schule, Service
geht über alles: Das Hotel verfügt offiziell
zwar „nur“ über drei Sterne, hält aber locker
mit Viersternhäusern mit. So gibt’s
in jedem Zimmer eine eigene Nespresso-
Maschine plus Kühlschrank. „Unerreicht
in der Dreistern-Kategorie“, so Kaiser. Seine
liebste Aufgabe: Nah bei den Gästen
sein, Tipps geben, plaudern und: „Jeden
Tag aufs Neue schauen, dass die Qualität
passt. Das ist eine Aufgabe, die nie aufhört.”
Ob das Engagement im Star Inn eine kurze
Sache wird – quasi als „Einstiegshilfe” –
oder der Ruhestand noch länger auf Kaiser
warten muss? „Es wird weder eine kurze
Geschichte noch eine ganz lange. So lange
ich fit bin, bleibe ich an Bord.“
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(UN)RUHESTAND. Das Bild täuscht: Johann Kaiser (65) ist ständig auf Achse.