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MENSCH & TIER | COVERSTORY<br />
Hunde eben so machen, wenn sie Hund sein dürfen. Hinter dem Besitzer<br />
taucht plötzlich ein Radfahrer auf, der allem Anschein nach<br />
zügig an Bello und dessen Halter vorbeifahren möchte. Bello wird<br />
gerufen, kommt aber nicht. Im Gegenteil, er wendet sich sogar ab<br />
und läuft in die andere Richtung weiter. Das kann vor allem daran<br />
liegen, dass der Besitzer in diesem Fall vielleicht einen großen<br />
Schritt auf den Hund zugeht, dabei seinen Oberkörper aufgerichtet<br />
und angespannt hält und im schlimmsten Fall auch noch mit ausgestreckter<br />
Hand in Richtung des Hundes gestikuliert. Das wirkt<br />
<strong>für</strong> viele Vierbeiner bedrohlich und wenig einladend und bietet keinen<br />
Anreiz <strong>für</strong> Bello, zu seinem Besitzer zu kommen.<br />
Türglocke und Hundealarm<br />
Ein anderes, weit verbreitetes Phänomen bei unseren Haushunden<br />
ist das Bellen, wenn es an der Tür klingelt. Beobachtet man in dieser<br />
aufgeregten Situation den Hundebesitzer, wird häufig einiges<br />
klar – denn das Verhalten des Hundehalters zieht oft eine Verstärkung<br />
der ungewollten Handlung des Hundes nach sich. Bello läuft<br />
zur Türe, steht mit seinem Blick Richtung Eingang davor, hat den<br />
8<br />
DOs & DON’Ts lN DER<br />
KOMMUNlKATlON MlT BELLO<br />
Seien Sie sich immer bewusst, dass Ihr Hund jede<br />
noch so kleine Geste registriert und entsprechend<br />
interpretiert.<br />
Unterstreichen Sie verbale Kommandos mit eindeutigen<br />
Handzeichen, die Sie ge<strong>mein</strong>sam mit dem Hund<br />
trainiert haben.<br />
Geben Sie eindeutige Signale – sowohl verbal als<br />
auch körperlich: Wer nur beiläufig „Nein“ sagt und<br />
Desinteresse signalisiert, wird von Bello nicht ernst<br />
genommen.<br />
Vermeiden Sie es, den Hund unbewusst zu provozieren<br />
oder ihm das Gefühl einer Bedrohung zu<br />
geben, indem Sie ihm etwa in die Augen starren,<br />
sich über ihn beugen oder sich wie eine große Wand<br />
vor ihm aufbauen.<br />
Ein aufrechter Gang und souveränes Verhalten signalisieren<br />
dem Hund, dass Sie ganz genau wissen, wo es<br />
langgeht. Ihre Fellnase wird aufmerksamer sein und<br />
ist eher bereit, Ihnen Folge zu leisten.<br />
Vermeiden Sie zu hastige und rasche Bewegungen.<br />
Hunde tun sich schwer, einen Zappelphilipp zu<br />
verstehen.<br />
Körperschwerpunkt nach vorne gerichtet und bellt. Oft eilen dann<br />
die Menschen hinterher, genau wie der Vierbeiner mit dem Blick<br />
zur Türe, den Körperschwerpunkt nach vorne verlagert, oftmals<br />
mit einem erhobenen Zeigefinger und laut rufend: Aus! Nein! Lass<br />
das! Viele Hunde werden dieses Verhalten des Besitzers so interpretieren,<br />
dass der Mensch genau dasselbe macht wie sie. Sie denken<br />
und lernen also daraus, dass sie genau die richtige Handlung<br />
<strong>für</strong> diese Situation gefunden und ritualisiert haben.<br />
Bedürfnisse des Hundes erkennen und respektieren<br />
All das sind aber Kleinigkeiten, über die viele Hundehalter hinwegsehen<br />
können. Ernster wird es, wenn es ums Futter geht. Viele<br />
Menschen beachten nicht, dass man Vierbeiner beim Fressen<br />
nicht stören soll. Einige Hunde lassen sich „Belästigungen“ artig<br />
gefallen, andere jedoch nicht, und es kommt zu Konflikten, die<br />
Konsequenzen wie zum<br />
Beispiel Bestrafungen<br />
<strong>für</strong> den Hund nach sich<br />
ziehen. Wie Hunde ein<br />
solches Verhalten von<br />
uns Menschen interpretieren<br />
könnten, kann<br />
man sich ganz gut denken.<br />
Stellen Sie sich vor,<br />
Sie sitzen in einem gut<br />
HUNDE KOMMUNlZlEREN<br />
ElGENTLlCH NUR ÜBER<br />
DlE KÖRPERSPRACHE<br />
UND lNTERPRETlEREN<br />
DlE SlGNALE UNSERER<br />
GESTlK UND MlMlK.<br />
besuchten Restaurant<br />
und freuen sich gerade<br />
über die ersten Bissen<br />
Ihres Lieblingsgerichtes,<br />
als plötzlich jemand<br />
auftaucht, auf Ihrem<br />
Teller herumstochert und darauf wartet, ob Sie nun Einspruch erheben<br />
oder sich das gefallen lassen. Der Hund wird im besten Fall<br />
denken, dass mit seinem Herrchen oder Frauchen etwas nicht in<br />
Ordnung ist, und im schlimmsten Fall aufgebracht sein und sein<br />
Futter verteidigen wollen. Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass jeder<br />
Hund immer die Möglichkeit haben sollte, „Nein“ zu sagen.<br />
Hundehalter sollten das akzeptieren und nicht versuchen, dem <strong>Tier</strong><br />
den eigenen Willen aufzuzwängen.<br />
Läuft der Mensch, läuft der Hund<br />
Auch beim Spaziergang gibt es häufig eine kritische Situation,<br />
wenn es ums Futter oder um gefundene Beute geht: Wenn Bello etwas<br />
im Maul hat, das er nicht haben darf, laufen Hundebesitzer oft<br />
gleich hysterisch in Richtung des Hundes oder diesem hinterher.<br />
Aus Hundesicht ist in diesem Fall eines sicher: „Das, was ich hier<br />
habe, ist etwas ganz Besonderes, denn <strong>mein</strong> Frauchen/Herrchen<br />
will es auch. Also schnell in Sicherheit bringen oder runterschlingen,<br />
bevor die/der es ergattert und mir wegnehmen kann.“ Mit<br />
anderen Worten: Reagieren wir so wie gerade beschrieben, interpretieren<br />
uns Hunde als Konkurrenten um gefundene Beute, und<br />
das Problem verstärkt sich.<br />
Holen Sie sich einen neutralen Beobachter<br />
Will man solche und noch viele weitere Situationen vermeiden,<br />
empfiehlt es sich, das eigene Verhalten in kritischen Momenten<br />
zu überdenken und erst dann zu handeln. Viele Hundehalter erkennen<br />
gar nicht, dass ihr Verhalten konträr zu dem ist, was sie<br />
eigentlich erreichen möchten. Um das Bewusstsein da<strong>für</strong> zu schärfen,<br />
kann eine außenstehende Person hilfreich sein. Das muss<br />
Bild: © mariyaermolaeva/Shutterstock.com