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Alles für mein Tier 06/17

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MENSCH & TIER | COVERSTORY<br />

Hunde eben so machen, wenn sie Hund sein dürfen. Hinter dem Besitzer<br />

taucht plötzlich ein Radfahrer auf, der allem Anschein nach<br />

zügig an Bello und dessen Halter vorbeifahren möchte. Bello wird<br />

gerufen, kommt aber nicht. Im Gegenteil, er wendet sich sogar ab<br />

und läuft in die andere Richtung weiter. Das kann vor allem daran<br />

liegen, dass der Besitzer in diesem Fall vielleicht einen großen<br />

Schritt auf den Hund zugeht, dabei seinen Oberkörper aufgerichtet<br />

und angespannt hält und im schlimmsten Fall auch noch mit ausgestreckter<br />

Hand in Richtung des Hundes gestikuliert. Das wirkt<br />

<strong>für</strong> viele Vierbeiner bedrohlich und wenig einladend und bietet keinen<br />

Anreiz <strong>für</strong> Bello, zu seinem Besitzer zu kommen.<br />

Türglocke und Hundealarm<br />

Ein anderes, weit verbreitetes Phänomen bei unseren Haushunden<br />

ist das Bellen, wenn es an der Tür klingelt. Beobachtet man in dieser<br />

aufgeregten Situation den Hundebesitzer, wird häufig einiges<br />

klar – denn das Verhalten des Hundehalters zieht oft eine Verstärkung<br />

der ungewollten Handlung des Hundes nach sich. Bello läuft<br />

zur Türe, steht mit seinem Blick Richtung Eingang davor, hat den<br />

8<br />

DOs & DON’Ts lN DER<br />

KOMMUNlKATlON MlT BELLO<br />

Seien Sie sich immer bewusst, dass Ihr Hund jede<br />

noch so kleine Geste registriert und entsprechend<br />

interpretiert.<br />

Unterstreichen Sie verbale Kommandos mit eindeutigen<br />

Handzeichen, die Sie ge<strong>mein</strong>sam mit dem Hund<br />

trainiert haben.<br />

Geben Sie eindeutige Signale – sowohl verbal als<br />

auch körperlich: Wer nur beiläufig „Nein“ sagt und<br />

Desinteresse signalisiert, wird von Bello nicht ernst<br />

genommen.<br />

Vermeiden Sie es, den Hund unbewusst zu provozieren<br />

oder ihm das Gefühl einer Bedrohung zu<br />

geben, indem Sie ihm etwa in die Augen starren,<br />

sich über ihn beugen oder sich wie eine große Wand<br />

vor ihm aufbauen.<br />

Ein aufrechter Gang und souveränes Verhalten signalisieren<br />

dem Hund, dass Sie ganz genau wissen, wo es<br />

langgeht. Ihre Fellnase wird aufmerksamer sein und<br />

ist eher bereit, Ihnen Folge zu leisten.<br />

Vermeiden Sie zu hastige und rasche Bewegungen.<br />

Hunde tun sich schwer, einen Zappelphilipp zu<br />

verstehen.<br />

Körperschwerpunkt nach vorne gerichtet und bellt. Oft eilen dann<br />

die Menschen hinterher, genau wie der Vierbeiner mit dem Blick<br />

zur Türe, den Körperschwerpunkt nach vorne verlagert, oftmals<br />

mit einem erhobenen Zeigefinger und laut rufend: Aus! Nein! Lass<br />

das! Viele Hunde werden dieses Verhalten des Besitzers so interpretieren,<br />

dass der Mensch genau dasselbe macht wie sie. Sie denken<br />

und lernen also daraus, dass sie genau die richtige Handlung<br />

<strong>für</strong> diese Situation gefunden und ritualisiert haben.<br />

Bedürfnisse des Hundes erkennen und respektieren<br />

All das sind aber Kleinigkeiten, über die viele Hundehalter hinwegsehen<br />

können. Ernster wird es, wenn es ums Futter geht. Viele<br />

Menschen beachten nicht, dass man Vierbeiner beim Fressen<br />

nicht stören soll. Einige Hunde lassen sich „Belästigungen“ artig<br />

gefallen, andere jedoch nicht, und es kommt zu Konflikten, die<br />

Konsequenzen wie zum<br />

Beispiel Bestrafungen<br />

<strong>für</strong> den Hund nach sich<br />

ziehen. Wie Hunde ein<br />

solches Verhalten von<br />

uns Menschen interpretieren<br />

könnten, kann<br />

man sich ganz gut denken.<br />

Stellen Sie sich vor,<br />

Sie sitzen in einem gut<br />

HUNDE KOMMUNlZlEREN<br />

ElGENTLlCH NUR ÜBER<br />

DlE KÖRPERSPRACHE<br />

UND lNTERPRETlEREN<br />

DlE SlGNALE UNSERER<br />

GESTlK UND MlMlK.<br />

besuchten Restaurant<br />

und freuen sich gerade<br />

über die ersten Bissen<br />

Ihres Lieblingsgerichtes,<br />

als plötzlich jemand<br />

auftaucht, auf Ihrem<br />

Teller herumstochert und darauf wartet, ob Sie nun Einspruch erheben<br />

oder sich das gefallen lassen. Der Hund wird im besten Fall<br />

denken, dass mit seinem Herrchen oder Frauchen etwas nicht in<br />

Ordnung ist, und im schlimmsten Fall aufgebracht sein und sein<br />

Futter verteidigen wollen. Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass jeder<br />

Hund immer die Möglichkeit haben sollte, „Nein“ zu sagen.<br />

Hundehalter sollten das akzeptieren und nicht versuchen, dem <strong>Tier</strong><br />

den eigenen Willen aufzuzwängen.<br />

Läuft der Mensch, läuft der Hund<br />

Auch beim Spaziergang gibt es häufig eine kritische Situation,<br />

wenn es ums Futter oder um gefundene Beute geht: Wenn Bello etwas<br />

im Maul hat, das er nicht haben darf, laufen Hundebesitzer oft<br />

gleich hysterisch in Richtung des Hundes oder diesem hinterher.<br />

Aus Hundesicht ist in diesem Fall eines sicher: „Das, was ich hier<br />

habe, ist etwas ganz Besonderes, denn <strong>mein</strong> Frauchen/Herrchen<br />

will es auch. Also schnell in Sicherheit bringen oder runterschlingen,<br />

bevor die/der es ergattert und mir wegnehmen kann.“ Mit<br />

anderen Worten: Reagieren wir so wie gerade beschrieben, interpretieren<br />

uns Hunde als Konkurrenten um gefundene Beute, und<br />

das Problem verstärkt sich.<br />

Holen Sie sich einen neutralen Beobachter<br />

Will man solche und noch viele weitere Situationen vermeiden,<br />

empfiehlt es sich, das eigene Verhalten in kritischen Momenten<br />

zu überdenken und erst dann zu handeln. Viele Hundehalter erkennen<br />

gar nicht, dass ihr Verhalten konträr zu dem ist, was sie<br />

eigentlich erreichen möchten. Um das Bewusstsein da<strong>für</strong> zu schärfen,<br />

kann eine außenstehende Person hilfreich sein. Das muss<br />

Bild: © mariyaermolaeva/Shutterstock.com

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