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WALLIS Magazine - Winter 2017/18

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Fotos HO (2)<br />

Es ist immer ein bisschen<br />

wie Heimkommen.<br />

Wenn<br />

Tom Lüthi nach Verbier<br />

fährt, wohnt er bei seinen<br />

Freunden Véronique und<br />

Patrick Fellay. Die drei<br />

kennen sich seit Jahren.<br />

Fellays, die eine Immobilienagentur<br />

besitzen, wollten vor Jahren<br />

Sponsor von Tom Lüthi werden. «Das<br />

war dann aber doch etwas teuer», erinnert<br />

sich Patrick mit einem lauten Lachen.<br />

So unterstützten sie das damalige<br />

Jungtalent halt im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

– genau so wie zu Anfang von<br />

Lüthis Karriere die Einwohner und Einwohnerinnen<br />

seines Heimatdorfes Linden<br />

BE mit kleinen Beträgen die Rolle<br />

der Sponsoren übernahmen. Tom Lüthi,<br />

heute 30-jährig, hat die Gabe, die Menschen<br />

in seinem Umfeld mit seiner Bescheidenheit,<br />

Ernsthaftigkeit und Höflichkeit<br />

einzunehmen. Starallüren sind<br />

im fremd. Noch immer wirkt er jungenhaft,<br />

obwohl er sich seit dem Gewinn des<br />

WM-Titels in der 125er-Klasse im Jahr<br />

2005 durchbeissen sowie Verletzungen<br />

und Rückschläge verarbeiten musste.<br />

Doch jetzt hat er den Gipfel erreicht: Er<br />

steigt in die Königsklasse des Motorsports<br />

auf und startet ab nächstem Jahr<br />

in der MotoGP-Klasse. «Es war nicht immer<br />

einfach, aber wenn man etwas wirklich<br />

will, muss man dranbleiben und hart<br />

an sich arbeiten», sagt er.<br />

Dieser Erfolg löst in seinem Wohnort Linden,<br />

wo er gerade ein neues Haus bezogen<br />

hat, grosse Freude aus: Noch immer<br />

werden dort alle Rennen auf Grossleinwand<br />

übertragen. Doch eben, nicht nur<br />

Linden fiebert mit, auch Verbier. «Wenn<br />

Tom ein Rennen hat, ist hier das ganze<br />

Ein Skilift ist<br />

nach Tom<br />

benannt, und<br />

im Restaurant<br />

weiss man<br />

genau, was er<br />

gernhat<br />

Dorf aus dem Häuschen», sagt Fellay.<br />

«Für uns ist Tom einer von uns – wir haben<br />

ihn hier oben ganz einfach adoptiert.»<br />

Der so Gelobte schmunzelt. «Ja,<br />

das stimmt. Ich habe hier viele Freunde,<br />

und es scheint wirklich, als ob das ganze<br />

Dorf mit mir mitleidet und mitfeiert.» So<br />

haben er und sein heutiges Team Car-<br />

Xpert Interwetten Moto2 auch die aktuelle<br />

Saison im Pistenrestaurant Le Dahu<br />

in La Chaux, Verbier eingeläutet. «Er ist<br />

einer von uns», sagt Claude-Alain Besse,<br />

Besitzer und Wirt des «Le Dahu». So<br />

weiss Besse auch, dass Tom am liebsten<br />

zuerst einen Salat und dann die Pizza des<br />

Hauses isst und dazu das in Flaschen abgefüllte<br />

Quellwasser trinkt. «Und auch<br />

ein Glas Wein, wenn er frei hat.»<br />

Man merkt: Tom Lüthi ist in seiner Freizeit<br />

sehr oft in Verbier. Kein Wunder:<br />

«Bereits als ich Kind war, kamen meine<br />

Eltern mit uns hier in die Region 4 Vallées<br />

in die Ferien. Wir waren oft in Siviez,<br />

das war absolut ideal für uns Kinder. Das<br />

Skigebiet der 4 Vallées ist eines der<br />

schönsten, und es hat Pisten für wirklich<br />

alle Stärkeklassen.»<br />

So ruhig und bedächtig er im Gespräch<br />

auch wirkt, zieht er seine Ski an, liebt er<br />

wie auf den Rennpisten das Fahren am<br />

Limit: «Am liebsten starte ich am Mont<br />

Fort in die Freeridepiste Gentianes-Tortin.»<br />

Die Piste ist aus gutem Grund nicht<br />

präpariert. Kein Ratrac schafft dieses<br />

Gefälle. Auch der Mont Gelé, ebenfalls<br />

ein Mekka für sehr gute Freerider, ist ein<br />

Lieblingsspot. Der Mont Gelé ist der<br />

Gipfel in der Region, von dem aus man<br />

eine Aussicht auf die ganze Region der<br />

4 Vallées hat und sieht, wie die Täler<br />

durch Lifte und Bergbahnen verbunden<br />

sind. Das Panorama vom Mont Fort aus<br />

ist ebenso eindrücklich: Wo sonst hat<br />

man schon Matterhorn und Montblanc<br />

im Blickfeld?<br />

Damit sich auch weniger gute Skifahrer<br />

ein bisschen wie Tom Lüthi fühlen können,<br />

wurde der neue Lift La Chaux 2<br />

nach ihm benannt. Somit steht er in gleicher<br />

Reihe wie James Blunt, der ebenfalls<br />

einem Lift seinen Namen gegeben<br />

hat. Auch der englische Musikstar ist oft<br />

in Verbier, besitzt hier gar ein Chalet und<br />

schätzt die Diskretion, die es ihm erlaubt,<br />

ungestört einen grossen Teil des<br />

Jahres zu verbringen.<br />

Noch kann Tom Lüthi die Ski nicht anschnallen:<br />

Die Saison geht bis Mitte November,<br />

und er hat zwischen den Rennen<br />

jeweils nur ein paar Tage frei. Klar ist, dass<br />

er auch keine allzu grossen Risiken eingehen<br />

sollte, die zu einer Verletzung führen<br />

könnten. «Ja, ich habe Auflagen, aber das<br />

Skifahren kann man mir nicht verbieten,<br />

ich liebe es zu sehr, es ist eine Riesenleidenschaft<br />

von mir», stellt er klar. Er<br />

schätzt, dass ihm sein Manager Daniel M.<br />

Epp, der ihn vor mehr als zehn Jahren<br />

entdeckt und gefördert hat, viele Arbeiten<br />

abnimmt, die Termine koordiniert und<br />

mit ihm einen Zeitplan ausarbeitet, der<br />

genügend Ruhephasen zulässt. Trotzdem<br />

will Patrick Fellay wissen, wann er denn<br />

das nächste Mal nach Verbier komme.<br />

«Bald schon, nach der Saison sicher auch<br />

etwas länger», stellt Tom in Aussicht. Die<br />

Saison ist am 12. November mit dem Rennen<br />

in Valencia fertig. «Dann werden die<br />

Ski montiert!»<br />

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