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HUMOUR RESOURCES – Schräges und Skurriles aus der Welt der Personalabteilungen

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our<br />

Human<br />

Resources<br />

<strong>Schräges</strong> <strong>und</strong> <strong>Skurriles</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>Personalabteilungen</strong><br />

Österreich I Deutschland I Schweiz


Lachen verbindet<br />

Als mich vor einem Jahr Kl<strong>aus</strong> Niedl für die Idee begeisterte, ein Buch mit all den unglaublichen, lustigen<br />

<strong>und</strong> herzerwärmenden Geschichten her<strong>aus</strong>zugeben, die die Arbeit im HR so beson<strong>der</strong>s machen, hätte ich<br />

mir im Traum nicht <strong>aus</strong>gemalt, wie viele HR-Verantwortliche in Österreich, Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

voller Zuspruch <strong>und</strong> Begeisterung an diesem Projekt mitwirken wollten.<br />

In sieben Jahren engem Kontakt mit <strong>der</strong> HR-<strong>Welt</strong> habe ich tiefe Einblicke gewonnen in das grenzenlose<br />

Engagement <strong>und</strong> die Leidenschaft, die tagtäglich von Personalverantwortlichen gelebt werden. Es ist mir<br />

eine große Ehre, ihnen, die stets mit so viel Herzblut ihrem Beruf <strong>und</strong> ihrer Berufung nachgehen, nun mit<br />

<strong>HUMOUR</strong> <strong>RESOURCES</strong> eine Freude zu bereiten <strong>und</strong> einen Auszug <strong>der</strong> amüsantesten Geschichten dieser<br />

bezaubernden, schillernden <strong>und</strong> kunterbunten <strong>Welt</strong> veröffentlichen zu dürfen.<br />

All jenen, die ihren wertvollen Schatz skurriler Anekdoten <strong>und</strong> irrwitziger Erlebnisse mit uns teilten,<br />

möchte ich von ganzem Herzen danken: Jede <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Einzelne hat dieses Buch zu einem einzigartigen<br />

Lesevergnügen gemacht, das es in dieser Art <strong>und</strong> Weise kein zweites Mal zu finden gibt! O<strong>der</strong> hätten Sie<br />

gewusst, wie man am besten mit strengen Kammern in Dienstwohnungen umgeht, warum Callboys<br />

neuerdings Vorstellungsgespräche führen <strong>und</strong> was eigentlich Captain Kirks Lebenslauf mit alledem zu<br />

tun hat?<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Schmökern <strong>und</strong> darf Ihnen abschließend noch versichern: Jede<br />

Geschichte ist so passiert <strong>und</strong> selbst erlebt. Auch wenn man es manchmal nicht für möglich halten<br />

möchte …<br />

Mag. Julia H<strong>aus</strong>ka<br />

Leitung CAREER Verlag<br />

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Meine Maße sind 86-61-86.<br />

An einem Bewerbungsgespräch interessiert?<br />

Schräge Storys <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> von Human-Resources-Abteilungen<br />

Das menschliche Gehirn weist mehr als 500 Millionen Knotenpunkte auf <strong>und</strong> zählt damit zu einem <strong>der</strong><br />

komplexesten Gebilde (als Personalist bin ich geneigt zu erwähnen, dass ich im Laufe meiner Karriere nur<br />

wenigen Menschen begegnet bin, die dieses Potenzial auch wirklich genutzt hätten). So beeindruckend<br />

auf <strong>der</strong> einen Seite diese menschliche Fähigkeit ist, umso klarer wird, dass nichts, was wir an Universitäten<br />

<strong>und</strong> Fachhochschulen in <strong>der</strong> Theorie des Personalmanagements lehren <strong>und</strong> lernen, auch nur annähernd<br />

an die w<strong>und</strong>erbare Vielfalt menschlichen Verhaltens in <strong>der</strong> Unternehmenspraxis herankommt. Dennoch<br />

versuchen wir uns mit <strong>der</strong> Überzeugung, dass sich menschliches Verhalten klassifizieren, bewerten <strong>und</strong><br />

durch Einflussparameter bestimmen lässt, im Managementalltag mit Modellen <strong>und</strong> Theorien zu helfen,<br />

um nicht den Verzweiflungstod <strong>der</strong> Ratlosigkeit zu sterben.<br />

Die Idee für dieses Buch entstand <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Praxis des Alltags im Bereich Human Resources. Sie entspringt<br />

<strong>der</strong> unglaublichen Energie einer fast mantraartigen Wie<strong>der</strong>holung seitens <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> im Human-<br />

Resources-Bereich, wenn „es wie<strong>der</strong> mal passiert ist“: Der Appell, dass wir „es“ in einem Buch nie<strong>der</strong>schreiben<br />

müssen. Nachsatz: Wenn einmal Zeit dafür bleibt. Das „es“ ist dabei nichts weniger als die Abkehr von<br />

<strong>der</strong> Norm des menschlichen Verhaltens, das Unerwartete, Verblüffende, Überraschende, das Frivole, das<br />

Lustige, das Bunte <strong>und</strong> mitunter auch das Irre, das uns im zwischenmenschlichen Miteinan<strong>der</strong> mit MitarbeiterInnen,<br />

ManagerInnen <strong>und</strong> BewerberInnen begegnet. Der Eintritt des „es“ hat Konsequenzen: ein<br />

Innehalten im sonst so prozesshaften Ablauf <strong>der</strong> HR-Administration, ein einan<strong>der</strong> Ansehen <strong>und</strong> in nicht<br />

seltenen Fällen ein gruppendynamischer Höhepunkt in Form eines kollektiven Lachanfalls.<br />

Um die Vielfalt <strong>der</strong> Erlebnisse so breit <strong>und</strong> auch so tief als möglich darzustellen, wurde die Umsetzung<br />

des Buches als Sammlung schräger Geschichten von möglichst unterschiedlichen Human-Resources-<br />

Abteilungen diverser Branchen <strong>und</strong> Organisationsgrößen angelegt. Die einzige Vor<strong>aus</strong>setzung ist, dass<br />

die/<strong>der</strong> BeitragsschreiberIn die Geschichte selbst erlebt hat.<br />

Dr. Kl<strong>aus</strong> Niedl<br />

Global HR Director <strong>–</strong> NOVOMATIC GROUP<br />

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Ist das Teil des Eignungstests? Sollte ich so mein Durchhaltevermögen<br />

zeigen? Und was würde Amnesty International dazu sagen?<br />

Wir sollten bloß nicht auf die Idee kommen, dass er diese<br />

Schweinereien <strong>aus</strong> eigener Tasche bezahlen würde.<br />

„Mein lieber Herr, jede gute Fee im Märchen erfüllt drei Wünsche.<br />

Ihre habe ich nun erfüllt, mehr gibt es nicht!“<br />

„Du Mädel, ich habe in ein paar Minuten einen Termin bei eurer Personalchefin,<br />

bring mir doch noch schnell von eurem Getränkeautomaten ein Bier.“


Mit <strong>der</strong> Sternenflotte<br />

in die strenge Kammer


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Space Manager<br />

anonym, Einzelhandel, r<strong>und</strong> 4.000 MitarbeiterInnen<br />

Hand aufs Herz: Könnten Sie adhoc beantworten, mit welchen Aufgaben ein/e Space ManagerIn für<br />

gewöhnlich so betraut wird? Machen Sie sich keine Gedanken, wenn dem nicht so ist. Sie befinden sich<br />

damit in guter Gesellschaft. Die Bezeichnung ist im deutschsprachigen Raum <strong>–</strong> außer unter einschlägig<br />

Vorbelasteten <strong>–</strong> eher unüblich, daher möchte ich meiner Geschichte ein kurzes Aufgabenprofil vor<strong>aus</strong>schicken:<br />

Space ManagerInnen sind im Handel tätig, erstellen Regalpläne <strong>und</strong> helfen bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />

des Sortiments.<br />

Als ich eines Tages eine solche Stelle <strong>aus</strong>schrieb, war ich dementsprechend auf einige Fragen gefasst. Mit<br />

<strong>der</strong> galaktischen Bewerbung, die schließlich über das firmeneigene Jobportal bei mir einlangte, hätte ich<br />

allerdings in Lichtjahren nicht gerechnet.<br />

Es bewarb sich nämlich ein gewisser Herr Kirk.<br />

Vorname James, zweiter Name Tiberius.<br />

Mein Bewerber James T. Kirk hatte sogar, wie es das Protokoll verlangte, seinen detaillierten Lebenslauf<br />

angefügt. Beginnend mit <strong>der</strong> Ausbildung in <strong>der</strong> Sternenflottenakademie, listete er penibel seine Dienstzeiten<br />

<strong>und</strong> Aufgabenbereiche auf an<strong>der</strong>en Schiffen auf <strong>–</strong> bis er schließlich die Enterprise als Kapitän übernahm.<br />

Gebannt las ich von seinen turbulenten Abenteuern, während er in einem Wurmloch verschlossen<br />

war, <strong>und</strong> noch vielem mehr. Sogar ein professionelles Foto des „Kandidaten“ durfte nicht fehlen.<br />

Der Lebenslauf schloss mit dem Satz: „Aufgr<strong>und</strong> meiner bisherigen Erfahrungen halte ich mich für<br />

qualifiziert, die Stelle als Space Manager zu übernehmen.“<br />

Auch wenn ich ihm da nur beipflichten konnte, war ich letztlich doch überzeugt, dass <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>raum<br />

deutlich größere Wagnisse für James T. Kirk bereithielt.<br />

PS: Lei<strong>der</strong> hat sich <strong>der</strong> Verfasser o<strong>der</strong> die Verfasserin nie geoutet. Ich hätte den o<strong>der</strong> die Kreative gerne<br />

kennengelernt.<br />

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Ist das Teil des Eignungstests? Sollte ich so mein Durchhaltevermögen zeigen?<br />

Und was würde Amnesty International dazu sagen?<br />

Aufnahmetest <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Art<br />

Mag. Rene Angermair, MA, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft<br />

Es steht außer Frage, dass sich (vor allem gut qualifizierte) BewerberInnen heutzutage einiges gefallen<br />

lassen müssen, um ihren Traumjob zu erlangen. Mehrstufige Bewerbungsgespräche finden schon in fast<br />

jedem Bewerbungsprozess statt <strong>und</strong> auch Assessment-Center <strong>und</strong> Aufnahmetests sind keine Seltenheit<br />

mehr. Diese Aufnahmeverfahren prüfen im Idealfall kognitive Fähigkeiten, psychische Belastbarkeit <strong>und</strong><br />

Teamfähigkeit ab. Manchmal wird dar<strong>aus</strong> allerdings auch ein Kampf des Menschen gegen seine eigene<br />

Natur.<br />

Normalerweise versuchen wir, die ohnehin schon nervösen KandidatInnen vor<br />

einem Eignungstest nicht über Gebühr zu belasten. Sie sollen sich in aller<br />

Ruhe auf die bevorstehende Arbeit konzentrieren können. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> stellen wir den BewerberInnen auch einen Lehrling an die Seite,<br />

an den sie sich bei Fragen o<strong>der</strong> nach Beendigung des Tests wenden<br />

können. Einer unserer Kandidaten, <strong>der</strong> zuvor bereits voll auf den Test<br />

fokussiert gewesen war, hörte jedoch mitten während <strong>der</strong> Aufgabe<br />

plötzlich den Ruf <strong>der</strong> Natur. Der Ruf war laut <strong>und</strong> nicht enden wollend.<br />

Besorgt, dass <strong>der</strong> Eignungstest „plötzlichen Harndrang in Stresssituationen“<br />

diagnostizieren würde, blieb <strong>der</strong> Bewerber vorerst still. Vermutlich<br />

wurden die Zahlen am Bildschirm in seiner Wahrnehmung<br />

irgendwann zu Wassertropfen, die stetig den Desktop entlangflossen<br />

<strong>–</strong> es kam jedenfalls zu dem Punkt, an dem selbst jegliche Form von<br />

Zen-Meditation nichts mehr geholfen hätte. Eine Toilette musste her.<br />

Wie angeordnet, wandte sich <strong>der</strong> Kandidat an den Lehrling <strong>und</strong> fragte<br />

verzweifelt nach dem Weg zum nächsten WC. Der Lehrling jedoch,<br />

<strong>der</strong> selbst noch nicht lange im Unternehmen war, interpretierte das<br />

Gezappel als Nervosität, verstand nur die Hälfte <strong>und</strong> dachte, <strong>der</strong><br />

Bewerber sei fertig mit dem Test. Ordnungsgemäß verwies er ihn auf<br />

die Frau Personalistin, die gleich kommen würde. Man kann sich nur<br />

ansatzweise vorstellen, welche Fragen in diesem Moment im Kopf<br />

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des Kandidaten herumschwirrten. Ist das Teil des Eignungstests? Sollte ich so mein Durchhaltevermögen<br />

zeigen? Und was würde Amnesty International dazu sagen?<br />

Die HR-Verantwortliche tauchte schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit auf, erkannte die Ratlosigkeit<br />

<strong>und</strong> das Entsetzen im Gesicht des Bewerbers <strong>und</strong> wies ihm den richtigen Weg. Für den Kandidaten mag<br />

das ein einzigartiges Erlebnis gewesen sein, aber immerhin steht einer Karriere als US-Marine jetzt nichts<br />

mehr im Wege. Dort sind <strong>der</strong>artige Prüfungen an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Im Osten viel Neues<br />

anonym, Dienstleistung, r<strong>und</strong> 3.300 MitarbeiterInnen<br />

Was wissen wir schon realistisch von den Menschen, die uns tagtäglich im Berufsleben begegnen? Man<br />

grüßt einan<strong>der</strong> kopfnickend am Gang, misst ab <strong>und</strong> an die Kräfte am Verhandlungstisch, t<strong>aus</strong>cht anschließend<br />

Höflichkeiten beim gemeinsamen Mittagessen <strong>aus</strong> <strong>und</strong> kämpft Seite an Seite beim Charity-Sportevent<br />

um den begehrten Siegerpokal. Doch hinter je<strong>der</strong> noch so glatten <strong>und</strong> auf Hochglanz polierten<br />

Fassade können sich Abgründe auftun, die selbst den Marianengraben vor Neid erblassen lassen würden.<br />

Ich könnte st<strong>und</strong>enlang Geschichten darüber zum Besten geben, was ich im Laufe meiner Tätigkeit,<br />

insbeson<strong>der</strong>e als Recruiter, bereits erlebt habe. Über so manches Geschehnis empfiehlt es sich freilich, den<br />

Mantel des Schweigens zu breiten <strong>–</strong> für immer. Eine ganz beson<strong>der</strong>e Anekdote möchte ich Ihnen jedoch<br />

nicht vorenthalten:<br />

Ein internationaler Konzern mit mehreren t<strong>aus</strong>end MitarbeiterInnen war auf <strong>der</strong> Suche nach einem geeigneten<br />

Geschäftsführer für eine Tochterfirma im Osten. Nun ist eine solche Position stets recht anspruchsvoll<br />

zu besetzen, da sie mit einer entsprechenden Repräsentation des Unternehmens im jeweiligen Land<br />

sowie mit einer damit verb<strong>und</strong>enen beträchtlichen Verantwortung einhergeht. Folglich gilt es im Rahmen<br />

des Recruiting-Prozesses nicht nur, eine angemessene Entlohnung festzulegen, son<strong>der</strong>n darüber hin<strong>aus</strong><br />

auch ein ansprechendes „R<strong>und</strong>um-Sorglos-Paket“ mit komfortablem Firmenwagen <strong>und</strong> repräsentativer<br />

Dienstwohnung zu schnüren, um die besten KandidatInnen zu gewinnen. Diese Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

meisterten wir bravourös: Rasch war ein geeigneter Bewerber identifiziert, <strong>der</strong> einen über<strong>aus</strong> zuverlässigen<br />

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<strong>und</strong> kompetenten Eindruck machte <strong>und</strong> zudem durch sein <strong>aus</strong>gesucht korrektes Auftreten gekonnt überzeugte.<br />

Ring …<br />

Ring …<br />

Ring …<br />

Dass unser Wunschkandidat sich in weiterer Folge nicht allzu lange bitten ließ, bevor er den vorgeschlagenen<br />

Deal stilecht per Montblanc-Unterschrift besiegelte, hätte uns <strong>–</strong> rückblickend betrachtet <strong>–</strong> vielleicht<br />

stutzig machen können. Zum damaligen Zeitpunkt feierten wir jedoch schlicht unseren Erfolg <strong>und</strong><br />

entsandten den frischgebackenen Expat hochzufrieden in seine neue Heimat. Doch kaum hatte er sich<br />

dort installiert, häuften sich nach anfänglicher Euphorie über den vermeintlichen High-Performer die<br />

Verdachtsmomente <strong>–</strong> die sich zum allgemeinen Schrecken schlussendlich auch bestätigten. Drücken wir<br />

es fre<strong>und</strong>lich <strong>aus</strong>: Seine Auffassung von beruflicher Pflichterfüllung divergierte nicht nur beträchtlich vom<br />

Verhaltenskodex unseres Unternehmens, son<strong>der</strong>n auch von den Weisungen des Gesetzgebers.<br />

Die Konzernzentrale zog selbstverständlich stante pede die Konsequenzen <strong>und</strong> berief das schwarze Schaf<br />

umgehend zurück. Hinter verschlossener, schallisolierter Türe wurden dem ehemaligen Geschäftsführer<br />

ganz offensichtlich gehörig die Leviten gelesen, bevor man das Arbeitsverhältnis fristlos beendete. Direkt<br />

nach dieser unehrenhaften Verabschiedung wurde <strong>der</strong> einst so großspurige Mitarbeiter mit gesenktem<br />

Kopf von unserem Sicherheitsbeauftragten auf direktem Weg zum Ausgang eskortiert. Bevor er das<br />

Gebäude verließ, musste er noch sämtliche firmeneigene Facilitys abgeben.<br />

Man könnte meinen, die unerfreuliche Angelegenheit hätte ein sprichwörtliches Ende mit Schrecken<br />

genommen, sobald seine retournierte Ausstattung auf Vollständigkeit geprüft worden war. Doch dem war<br />

nicht so: Natürlich war <strong>der</strong> „Ex-Pat“ mit seinem Dienstwagen in die Zentrale gekommen <strong>und</strong> hatte den<br />

zugehörigen Schlüssel wie gefor<strong>der</strong>t <strong>–</strong> begleitet von einer nur minimalen Gesichtsentgleisung <strong>–</strong> <strong>aus</strong>gehändigt.<br />

Bedauerlicherweise „vergaß“ er dabei, uns mitzuteilen, wo er das gute Stück geparkt hatte. Dank<br />

mo<strong>der</strong>nster Navigationstechnologie stellte dieser Sabotageakt keine unüberwindbare Hürde für uns dar<br />

<strong>–</strong> ärgerlich war es aber allemal. Doch damit nicht genug.<br />

Wenige Tage später erreichte mich <strong>der</strong> lautstarke Anruf des aufgebrachten osteuropäischen Vermieters.<br />

Dem unwirschen Redeschwall, <strong>der</strong> sich, kaum dass ich den Hörer abgenommen hatte, über mich ergoss,<br />

entnahm ich nach <strong>und</strong> nach, dass die Wohnung des eben entlassenen Top-Managers r<strong>und</strong>um renovierungsbedürftig<br />

wäre. Mit sich überschlagen<strong>der</strong> Stimme teilte mir mein Gesprächspartner mit, dass er<br />

über die Jahre wirklich nachsichtig geworden wäre, aber das Chaos, das dieser Mann hinterlassen hatte,<br />

ein schlicht ungeheuerliches Ausmaß angenommen hätte. Unvorstellbare Schäden hätte er angerichtet <strong>–</strong><br />

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ein himmelschreien<strong>der</strong> Skandal <strong>und</strong> eine bodenlose Frechheit wäre das. Wir sollten bloß nicht auf die Idee<br />

kommen, dass er diese Schweinereien <strong>aus</strong> eigener Tasche bezahlen würde. Am besten müsste <strong>der</strong> gottlose<br />

Mieter selbst <strong>–</strong> alternativ stellvertretend wir als Konzern <strong>–</strong> für die entstandenen Schäden aufkommen.<br />

Nun kann es lei<strong>der</strong> durch<strong>aus</strong> sein, dass <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Manager nicht <strong>aus</strong>gesucht sorgsam mit <strong>der</strong><br />

zur Verfügung gestellten Ausstattung umgeht. Ob diese Nachlässigkeit dem allgemeinen Leichtsinn <strong>der</strong><br />

Gesellschaft o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tatsache geschuldet ist, dass es sich dabei nicht um persönliches Eigentum handelt,<br />

sei zum Zeitpunkt dahingestellt. Fakt ist, dass unser Vermieter bereits in <strong>der</strong> Vergangenheit in regelmäßigen<br />

Abständen unappetitliche Flecken am Teppichboden o<strong>der</strong> unerklärliche Löcher in <strong>der</strong> Wand beanstandet<br />

hatte. Folglich führte ich seine Aufregung auch eher auf das vielgerühmte Temperament <strong>der</strong> OsteuropäerInnen<br />

zurück als auf das tatsächliche Ausmaß <strong>der</strong> Zerstörung. So sehr ich mich auch mühte, den<br />

H<strong>aus</strong>herrn zu beschwichtigen, er wollte mich nicht vom Haken lassen, <strong>und</strong> auch mir lag es im Sinne einer<br />

produktiven Zusammenarbeit am Herzen, das Thema ordentlich erledigt zu wissen. Also bat ich einen<br />

verlässlichen Mitarbeiter vor Ort, sich ein persönliches Bild des vermeintlichen Tatorts zu machen.<br />

Was er nach erfolgter Inspektion ungläubig zu berichten hatte, stellte alles bisher Dagewesene in den<br />

Schatten. Ganz augenscheinlich hatte <strong>der</strong> ehemalige Geschäftsführer einen <strong>aus</strong>geprägten Sinn für das<br />

Außergewöhnliche. Denn noch lange bevor eine grau-schattierte Trilogie <strong>der</strong>artige Praktiken salonfähig<br />

machte, hatte er sein Schlafzimmer zu einer „strengen Kammer“ par excellence umfunktioniert. Von gepolsterten<br />

Handschellen über Gummiknebel bis hin zu den unterschiedlichsten Züchtigungsinstrumenten<br />

war <strong>der</strong> Raum mit sämtlichen Folter-Accessoires <strong>aus</strong>gestattet, die die gut sortierte SM-Szene bereithielt.<br />

Es versteht sich von selbst, dass sowohl die Wandbefestigungen als auch die Verdunkelungen von<br />

bester Qualität <strong>und</strong> sehr professionell montiert worden waren. Im Wandschrank <strong>aus</strong> dunklem Nussbaumholz<br />

waren darüber hin<strong>aus</strong> vereinzelte, kostspielig anmutende Utensilien zurückgeblieben, die Menschen<br />

an die Grenzen ihrer psychischen <strong>und</strong> physischen Belastbarkeit bringen sollten. Außerhalb des Protokolls<br />

erzählte mir <strong>der</strong> Kollege, er hätte sich bei einzelnen „Spielzeugen“ nicht einmal in den kühnsten Träumen<br />

<strong>aus</strong>malen können, wofür sie benutzt werden sollten.<br />

Damit war die Entrüstung des Wohnungsbesitzers mehr als nur nachvollziehbar, <strong>und</strong> wir trugen selbstverständlich<br />

die vollen Renovierungskosten, womit er glücklicherweise rasch zu besänftigen war. Unser<br />

ehemaliger Geschäftsführer blieb übrigens untergetaucht <strong>–</strong> ich vermute allerdings, dass ihm die jüngste<br />

Entwicklung am Belletristik-Markt recht zusagt ...<br />

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„Mein lieber Herr, jede gute Fee im Märchen erfüllt drei Wünsche.<br />

Ihre habe ich nun erfüllt, mehr gibt es nicht!“<br />

Die drei Wünsche<br />

Mag. Dagmar Wagner, Finanzdienstleistung<br />

Gute Software-EntwicklerInnen mit Spezialgebiet Java sind rar <strong>–</strong> so rar, dass im Vergleich sogar Nadeln im<br />

Heuhaufen etwas von ihrem Seltenheitswert einbüßen. Man muss schon sehr viele Bewerbungen sondieren,<br />

um eine geeignete Kandidatin o<strong>der</strong> einen geeigneten Kandidaten zu finden. So kam es schließlich<br />

auch, dass mein Kollege <strong>und</strong> ich <strong>–</strong> als wir eines Tages ebensolche Java-ExpertInnen suchten <strong>–</strong> eine Vielzahl<br />

an Gesprächen mit „Naja“-KandidatInnen zu absolvieren hatten. Mein Kollege war zu dem Zeitpunkt als<br />

Geschäftsführer einer <strong>der</strong> Tochtergesellschaften, ich als Personalleiterin unseres Konzerns tätig. Aber<br />

nicht, dass Sie denken, ich erwähnte das <strong>aus</strong> Standesdünkel! Lassen Sie mich Ihnen einfach von Herrn M.<br />

erzählen, 43 Jahre alt <strong>und</strong> seit drei Jahren arbeitslos:<br />

Gleich zu Beginn des Bewerbungsgesprächs wurde mir klar, dass Herr M. offenbar Probleme mit Frauen<br />

hatte, denn er ignorierte mich gekonnt. Selbst dann, wenn ich ihm die Fragen stellte. Er beantwortete sie<br />

zwar, allerdings immer nur an meinen Kollegen gerichtet. Außerdem schrieb er alles, was gesagt wurde,<br />

fast wortwörtlich mit. Das Gespräch war also wirklich anstrengend <strong>und</strong> ich <strong>der</strong> festen Überzeugung, es<br />

könnte nicht mehr schlimmer werden. Da sollte ich mich allerdings gewaltig irren.<br />

Als nämlich seine Füllfe<strong>der</strong> leer wurde, sah er in meine Richtung <strong>–</strong> plötzlich war ich doch sichtbar <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />

wies mich an: „Meine Füllfe<strong>der</strong> ist leer, geben Sie mir Ihren Kugelschreiber!“ Seinen Tonfall als herablassend<br />

zu bezeichnen wäre ein Ausdruck völliger Untertreibung gewesen. Nichtsdestotrotz blieb ich<br />

äußerlich ruhig, holte von meinem Schreibtisch (das Gespräch fand übrigens in meinem Büro statt) einen<br />

Kugelschreiber <strong>und</strong> meinte stoisch: „Bitte schön, gerne können Sie diesen Kugelschreiber auch mitnehmen.“<br />

Herr M. nahm den Kugelschreiber ohne auch nur ein Wort des Dankes entgegen.<br />

Kaum wollte ich mich setzen, sah er hoch <strong>und</strong> or<strong>der</strong>te bei mir forsch <strong>und</strong> mit etwa diesen Worten einen<br />

Kaffee: „Ich möchte einen Kaffee <strong>–</strong> bringen Sie einen!“ In diesem Moment verschlug es mir nun doch die<br />

Sprache, <strong>und</strong> auch mein Kollege schaute mich recht verschreckt an <strong>–</strong> wobei man dazusagen muss, dass<br />

er mich zuvor wohl noch nie sprachlos erlebt hatte. Da hatte ich meine Contenance aber auch schon wie<strong>der</strong>erlangt<br />

<strong>und</strong> fragte ihn mit einem schelmischen Augenzwinkern „Wenn ich schon dabei bin, Kaffee zu<br />

servieren, möchtest du auch einen?“ Leise <strong>und</strong> mit einem nur mühselig unterdrückten Grinsen murmelte<br />

er: „Ja, bitte, wenn du so nett bist.“<br />

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Also begab ich mich hin<strong>aus</strong> in die Küche, wo ich zufällig die Vorstandsassistentin antraf, die mich fragte,<br />

ob das Vorstellungsgespräch denn so schnell schon vorbei wäre. Nachdem ich ihr in knappen Worten von<br />

<strong>der</strong> Kaffeebestellung des Kandidaten berichtet hatte, schlussfolgerte sie das einzig Richtige: „Na, wofür<br />

bewirbt sich <strong>der</strong>, etwa als Generaldirektor?“ <strong>–</strong> wir lachten beide herzlich.<br />

Als ich gekonnt den Kaffee servierte, bedankte sich mein Kollege <strong>aus</strong>nehmend fre<strong>und</strong>lich für das gute<br />

Service. Herr M. zeigte sich davon unbeeindruckt, ignorierte mich <strong>und</strong> sprach einfach weiter.<br />

Aber es sollte noch besser kommen … gerade als ich Platz nehmen wollte, hatte <strong>der</strong> gute Mann ein neues<br />

Bedürfnis: „Mir ist heiß, machen Sie das Fenster auf!“. Dabei zeigte er mit <strong>aus</strong>gestrecktem Zeigefinger auf<br />

das Fenster. Und ja, ich öffnete das Fenster.<br />

Bevor ich mich allerdings wie<strong>der</strong> an den Tisch setzte, sagte ich ganz fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> ruhig zu ihm: „Mein lieber Herr, jede gute Fee im Märchen erfüllt drei Wünsche.<br />

Ihre habe ich nun erfüllt, mehr gibt es nicht! Haben wir uns verstanden?“<br />

Herr M. sah mich daraufhin kurz verständnislos an, sprach dann aber ungerührt<br />

weiter, während mein Kollege sein breites Grinsen nun gar nicht mehr<br />

verbergen konnte.<br />

In einem Akt vollendeter Selbstbeherrschung brachten wir das Gespräch zu<br />

Ende. Kaum dass Herr M. das Büro verlassen hatte, fragte mich mein Kollege,<br />

ob wir ihn denn nun aufnehmen wollten. Mit einem verschwörerischen<br />

Schmunzeln antwortete ich ihm: „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es<br />

schaffen werde, ihm jeden Tag einen Kaffee zu servieren, deshalb müssen wir<br />

uns wohl o<strong>der</strong> übel fragen, ob wir ihn tatsächlich als neuen Generaldirektor<br />

haben wollen.“<br />

Mein Kollege hat die Geschichte natürlich brühwarm seinen MitarbeiterInnen<br />

erzählt, <strong>und</strong> wann immer eine Besprechung mit mir anberaumt ist, sagen sie:<br />

„Wir haben einen Termin mit Frau W., denn sie kann hier den Kaffee am allerbesten<br />

servieren.“<br />

Nachwort: Ob <strong>der</strong> Kandidat von Beginn an richtig verstanden hat, dass ich die<br />

Personalleiterin war <strong>und</strong> folglich einen maßgeblichen Einfluss auf die Personal<strong>aus</strong>wahl<br />

hatte, kann ich bis heute nicht beantworten. Ich glaube, für ihn war<br />

es einfach <strong>und</strong>enkbar, dass eine Frau eine solche Position innehaben kann. Ich<br />

habe ihm jedenfalls mit Genuss bei einer Tasse Kaffee abgesagt.<br />

13


Die fotogenen Mandeln<br />

anonym, Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenbau, r<strong>und</strong> 1.500 MitarbeiterInnen<br />

Unter den zahlreichen hochanständigen MitarbeiterInnen, für die man im Personalbereich mitverantwortlich<br />

ist, findet sich lei<strong>der</strong> ab <strong>und</strong> an auch ein schwarzes Schaf <strong>–</strong> wenn man den mo<strong>der</strong>nen HR-Legenden<br />

Glauben schenkt, die so zu fortgeschrittener, feuchtfröhlicher St<strong>und</strong>e bei den einschlägigen Fachveranstaltungen<br />

hinter vorgehaltener Hand gemunkelt werden. Vom Kollegen einer Kollegin, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um<br />

jemanden kennt, hört man sogar, es solle Angestellte geben, die Krankmeldungen mehr als unverbindliche<br />

Empfehlungen betrachten denn als penibel <strong>aus</strong>judizierte Eckpfeiler des Arbeitsrechts, über die an<strong>der</strong>e<br />

Menschen ganze Dissertationen verfassen. Gerade kürzlich hatte ich wie<strong>der</strong> eine schaurige Geschichte<br />

über eine Mitarbeiterin erzählt bekommen, <strong>der</strong>en ungebrochene Loyalität zu einem Fischhändler mit<br />

dubiosen Qualitätsstandards ihr während <strong>der</strong> Sommermonate just an jedem Freitag eine üble Lebensmittelvergiftung<br />

bescherte <strong>–</strong> die sich bei ihr allerdings am darauffolgenden Montag nicht in leiden<strong>der</strong> Blässe,<br />

son<strong>der</strong>n in ges<strong>und</strong>er, nach Kokos duften<strong>der</strong> Bräune nie<strong>der</strong>geschlagen hatte.<br />

Daran musste ich denken, als ich eines Morgens den Anruf eines Mitarbeiters erhielt, <strong>der</strong> sich genau zu<br />

einem Zeitpunkt krankmelden wollte, als wir seine Schlüsselkompetenz beson<strong>der</strong>s dringend gebraucht<br />

hätten. Das Arbeitsaufkommen hatte sich in den letzten Wochen von hoch auf hoch_v17_final_letzte-<br />

Steigerung_jetzaberwirklich_meinGottesgehtnichtmehr_wirschaffendasirgendwie_tschakka gesteigert,<br />

<strong>und</strong> so klang ich unter Umständen nicht ganz so mitfühlend wie sonst.<br />

Meine etwas unterkühlte Reaktion rief bei meinem Gesprächspartner offenbar die letzten verbliebenen<br />

Kampfgeister auf den Plan, denn er setzte an, mir seine Krankengeschichte bis ins kleinste Detail zu schil<strong>der</strong>n.<br />

Bis heute weiß ich nicht, ob er mich wirklich von seiner Aufrichtigkeit überzeugen o<strong>der</strong> einfach für<br />

mein eisiges Verhalten bestrafen wollte.<br />

Ausführlich <strong>und</strong> in schillernden Farben bekam ich also die Infektion seiner vollkommen unter Eiter stehenden<br />

Mandeln geschil<strong>der</strong>t: Dick angeschwollen wie zwei pralle Pflaumen berührten sie beinahe das<br />

Gaumenzäpfchen, knallrot gefärbt, <strong>und</strong> überhaupt sähen sie bei näherer Betrachtung <strong>aus</strong> wie bereits<br />

abgestorben … Mir war bei <strong>der</strong> sehr detailreichen <strong>und</strong> bildhaften Ausführung am frühen Morgen schon<br />

leicht schlecht geworden <strong>und</strong> ich wollte den armen Mann dringend in seinem krächzenden Redeschwall<br />

bremsen. Daran war jedoch nicht mehr zu denken, er hatte sich richtig in Fahrt geredet. Und dann kam <strong>der</strong><br />

Clou: Er war so felsenfest davon überzeugt, dass seine Mandelinfektion einzigartig <strong>und</strong> noch nie dagewe-<br />

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sen war <strong>–</strong> vergleichbar maximal noch mit <strong>der</strong> Entdeckung des Penicillins <strong>–</strong>, dass er es sich nicht nehmen<br />

lassen wollte, mir ein Foto des „Gustostücks“ zu schicken. Das würde auch gar keine Umstände machen,<br />

schließlich hätte er das Bild zuvor bereits an die Kollegen in <strong>der</strong> Abteilung gesendet, allesamt sehr hart im<br />

Nehmen, <strong>und</strong> bei diesen damit lautstarke <strong>und</strong> nicht immer jugendfreie Ekelbek<strong>und</strong>ungen hervorgerufen.<br />

Das Foto wäre auch keinesfalls verwackelt, man könnte jedes pelzige Detail bestens erkennen.<br />

Mich packte die blanke Panik <strong>und</strong> ich sorgte mich ernsthaft um mein kürzlich verzehrtes Frühstück <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />

meine Büroeinrichtung. Mein Gesprächspartner wollte sich jedoch nach wie vor um nichts in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

davon abhalten lassen, mich mit seinem einmaligen Bild zu beglücken, ich höre ihn im Hintergr<strong>und</strong> sogar<br />

schon tippen. Erst als ich, flach atmend, mit meinem äußerst sensiblen Magen argumentierte, ließ er die<br />

Sache auf sich beruhen <strong>–</strong>, wofür ich ihm bis heute unendlich dankbar bin.<br />

Aber immerhin ist <strong>der</strong> Mitarbeiter mittlerweile wie<strong>der</strong> wohlauf <strong>und</strong> hat beschlossen, sich die Mandeln<br />

schleunigst entfernen zu lassen, um einer eventuell nochmalig auftretenden Entzündung vorzubeugen.<br />

Von „Luschen” <strong>und</strong> „Job-Hoppern”<br />

anonym, Chemieindustrie, 5.485 MitarbeiterInnen<br />

Glücklicherweise sind sie sehr selten, aber ab <strong>und</strong> zu gibt es sie doch: diese Positionen, die sich nicht <strong>und</strong><br />

nicht besetzen lassen wollen. Der Recruiting-Prozess zieht sich hin wie Strudelteig, <strong>der</strong> zu lange in <strong>der</strong><br />

warmen Küche gelegen hat. Und an<strong>der</strong>s als beim Backen, wo man wenigstens ein bisschen von <strong>der</strong> vorbereiteten<br />

Füllung naschen kann, ist die Zeit bis zur Besetzung für alle Beteiligten einfach nur unerfreulich,<br />

mühsam <strong>und</strong> frustrierend. Im speziellen Fall trafen zwar laufend Bewerbungen ein, von denen allerdings<br />

keine einzige auch nur im Entferntesten dem kommunizierten Anfor<strong>der</strong>ungsprofil entsprach. Ganz so, als<br />

ob es „da draußen“ einfach gar keine geeigneten KandidatInnen mehr gäbe.<br />

Mit entsprechend überschaubarer Laune sichtete ich eines Morgens erneut den Posteingang <strong>und</strong> sah mich<br />

mit einer weiteren Bewerbung konfrontiert, bei <strong>der</strong> ich mich doch fragen musste, in welchem Status geistiger<br />

Umnachtung sie abgeschickt worden war. Um dem zuständigen Manager <strong>–</strong> <strong>der</strong> die Stellenbesetzung<br />

15


Zusätzlich zu seinem offenherzigen Hemd, das bis zum Bauchnabel aufgeknöpft<br />

war, versuchte er meine Kollegin <strong>und</strong> mich durchwegs frech anzuflirten.<br />

in Auftrag gegeben hatte <strong>–</strong> ein für alle Mal zu beweisen, welche „Luschen“ <strong>und</strong> „Job-Hopper“ sich auf<br />

die Stelle bewarben, wollte ich ihm dieses Dossier zur Ansicht schicken. Immerhin hatte er mir mehr als<br />

einmal <strong>und</strong> mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass <strong>der</strong> Erfolg seiner Abteilung momentan allein<br />

auf meinen Schultern lastete.<br />

Ich kann nur sagen: Es ist keine gute Idee, mit Frust im Bauch eine solche Aktion zu starten. Denn lei<strong>der</strong><br />

ging das Mail, in dem sich meine geballte aufgestaute Wut entlud, nicht an den entsprechenden Manager,<br />

son<strong>der</strong>n auf direktem Weg an den Bewerber. Ich hatte nämlich auf „Antworten“ statt auf „Weiterleiten“<br />

gedrückt.<br />

Am liebsten wäre ich ohne weiteren Umweg im Erdboden versunken. Egal wie unpassend seine Bewerbung<br />

für die Stelle auch war <strong>und</strong> egal wie viele Rechtschreibfehler den ersten Satz seines Anschreibens<br />

zierten <strong>–</strong> das hatte kein Kandidat verdient. Ich gestehe: Ein paar Minuten hysterischen Hyperventilierens<br />

gestand ich mir zu, bevor ich mir über die Lösung meiner selbstverschuldeten Misere den Kopf zerbrach.<br />

Nachdem ich zwei Kolleginnen, die wegen des Krachs besorgt herbeigeeilt waren, wild gestikulierend wie<strong>der</strong><br />

in ihre Büros geschickt hatte, rief ich mich selbst streng zur Ordnung. Hastig verfasste ich ein entsprechendes<br />

Entschuldigungsschreiben an den betreffenden Bewerber <strong>–</strong> <strong>und</strong> hätte es auch nur fast an den für<br />

das ursprüngliche Mail vorgesehenen Manager gesendet ...<br />

Gott sei Dank hat <strong>der</strong> Bewerber letztlich von jeglicher Aktion o<strong>der</strong> Beschwerde abgesehen <strong>und</strong> einfach gar<br />

nicht mehr reagiert. Aber wie Sie sich sicher vorstellen können, war ich von da an ganz beson<strong>der</strong>s vorsichtig<br />

beim Versenden von E-Mails.<br />

Der Callboy<br />

Manuela Vorwerk, Chemie, r<strong>und</strong> 450 MitarbeiterInnen<br />

Wir waren auf <strong>der</strong> Suche nach neuen MitarbeiterInnen für den IT-Bereich <strong>und</strong> hatten einige Vorstellungstermine.<br />

Nachdem das Eintreffen eines Bewerbers angekündigt worden war, machte ich mich auf den<br />

Weg in Richtung Empfang, um den Kandidaten abzuholen. Bereits im Flur, kurz vor <strong>der</strong> Empfangshalle,<br />

sah ich, wie ein junger Mann ganz lässig an <strong>der</strong> Bank lehnte <strong>und</strong> alle Mitarbeiterinnen, die vorbeigingen,<br />

16


unverschämt anzwinkerte. Spontan fiel mir <strong>der</strong> Sch<strong>aus</strong>pieler Jürgen Vogel in dem Film Keinohrhasen ein,<br />

<strong>der</strong> in den ersten Szenen mit gebleicht-blondem Haar <strong>und</strong> einem übertrieben weißen Blendamed-Lächeln<br />

komplett künstlich <strong>und</strong> vor allem cool <strong>und</strong> lasch herumhängt. Neben diesem jungen Selbstdarsteller würde<br />

sogar Jürgen Vogel vor Neid erblassen, da bin ich mir sicher.<br />

Ich holte den Kandidaten zum Gespräch ab. Er begrüßte mich, wie erwartet, beson<strong>der</strong>s lässig mit „Halloo,<br />

servas, wie geht’s“ <strong>und</strong> zwinkerte mir her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>nd zu. Leicht belustigt starteten meine Kollegin <strong>und</strong> ich<br />

das Bewerbungsgespräch <strong>und</strong> bemühten uns redlich, eine professionelle Linie beizubehalten. Glauben Sie<br />

mir, das fiel uns angesichts <strong>der</strong> äußeren Erscheinung nicht wirklich leicht! Der Bewerber, ein mit Sicherheit<br />

viel Zeit in sein Hobby investieren<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong> künstlicher Sonnenbestrahlung, gewährte<br />

uns sehr tiefe Einblicke in sein Dekolleté, das er, wie könnte es an<strong>der</strong>s sein, mit<br />

einem kessen Goldkettchen schmückte. Zusätzlich zu seinem offenherzigen<br />

Hemd, das bis zum Bauchnabel aufgeknöpft war, versuchte er meine Kollegin<br />

<strong>und</strong> mich durchwegs frech anzuflirten. Insgeheim zog ich die nicht son<strong>der</strong>lich<br />

abwegige Möglichkeit in Betracht, dass er die Stelle mit <strong>der</strong> eines<br />

Bademeisters am Strand von Malibu verwechselt hatte, <strong>und</strong> musste<br />

schmunzeln. Ehrlich interessiert fragte ich ihn, warum er sich denn bei<br />

uns beworben hätte <strong>und</strong> was für ihn an <strong>der</strong> Stelle so reizvoll wäre. Seine<br />

Antwort war, sagen wir einmal, passend: Das AMS (Arbeitsmarktservice)<br />

würde ihn schicken <strong>und</strong> im Inserat stünde ja, dass wir jemanden<br />

suchten, <strong>der</strong> auch reisebereit wäre. Er reiste sehr gerne, <strong>und</strong> deswegen<br />

interessierte er sich auch für den Job.<br />

Tja, da fehlten uns dann doch kurz die Worte, denn mit dieser<br />

Antwort hätten wir wirklich nicht gerechnet.<br />

Alles in allem war es ein unheimlich lustiges Gespräch, was ich<br />

mir selbstverständlich nicht anmerken lassen durfte. Nachdem wir<br />

jedoch nicht im Callboy-Segment arbeiten, hat er die Stelle nicht<br />

bekommen. Im Nachhinein kann ich über diese Geschichte immer<br />

noch herzhaft lachen <strong>–</strong> vor allem, wenn gerade einmal wie<strong>der</strong><br />

Keinohrhasen im Fernsehen läuft.<br />

17


Ein hilfreiches Mädel<br />

anonym, Sanitär- <strong>und</strong> Heizungsgroßhandel, r<strong>und</strong> 740 MitarbeiterInnen<br />

Es war ein brütend heißer Sommertag: Die wenigen, von einer Marketing-Promotion übriggebliebenen<br />

Werbefächer hatten sich bereits in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en die Early Birds im Kollegenkreis gesichert,<br />

<strong>der</strong> Eiswürfelspen<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Küche streckte im Minutentakt wegen Überhitzung die Patschen <strong>und</strong> die Gespräche<br />

drehten sich durchwegs um erfrischende Pools, kühle Meeresbrisen <strong>und</strong> schattige Gastgärten <strong>–</strong> in<br />

<strong>der</strong> Hoffnung, <strong>der</strong> Hitzewelle so wenigstens im Ansatz Herr zu werden.<br />

Just an diesem Tag hatte ich einen Ersttermin mit einem Herrn von einer Personalleasingfirma eingetaktet.<br />

Bis zur geplanten Besprechung war noch etwas Zeit <strong>und</strong> ich gerade im H<strong>aus</strong> unterwegs, als mir unsere<br />

Empfangsdame mit einem Kopfnicken signalisierte, dass mein Gesprächspartner bereits wartete. Noch<br />

bevor ich ihn begrüßen <strong>und</strong> mich vorstellen konnte, rief er mir von Weitem zu: „Du Mädel, ich habe in ein<br />

paar Minuten einen Termin bei eurer Personalchefin, bring mir doch noch schnell von eurem Getränkeautomaten<br />

ein Bier“. Mit diesen Worten drückte er mir das Geld in die Hand <strong>und</strong> verschwand auf die Toilette.<br />

Mich ließ er einfach stehen <strong>–</strong> zunächst verdutzt, dann kopfschüttelnd <strong>und</strong> schließlich mit einem schallenden<br />

Lachen.<br />

Mit meiner Kollegin am Empfang als Komplizin beschloss ich, die Scharade noch etwas länger aufrechtzu-<br />

erhalten. Ich holte also das Bier für ihn <strong>und</strong> ein Cola für mich, ging mit meinem allerschönsten Begrüßungslächeln<br />

auf ihn zu <strong>und</strong> lud ihn ein, die Getränke doch miteinan<strong>der</strong> zu trinken. Dann stellte ich mich vor.<br />

Noch nie sah ich jemanden so rasch erröten <strong>–</strong> <strong>und</strong> das lag ganz bestimmt nicht an den hochsommerlichen<br />

Temperaturen. Stammelnd entschuldigte er sich. Man konnte ihm ansehen, dass er am liebsten auf<br />

direktem Weg im Erdboden versunken wäre. Das „Mädel“ fand ich dabei gar nicht schlimm. So oft kommt<br />

es schließlich nicht vor, dass man mit Mitte 30 so bezeichnet wird. Nur das Bier vor einem Geschäftstermin<br />

war in meinen Augen weniger passend <strong>–</strong> egal, wie heiß es ist <strong>und</strong> wie sehr man sich auch wünscht,<br />

im Gastgarten statt im Büro zu sitzen.<br />

18


Der gestrandete Meeresbiologe<br />

Burkhard Hanke, Unternehmensberatung, r<strong>und</strong> 1.000 MitarbeiterInnen<br />

UnternehmensberaterInnen haften oft Klischees <strong>und</strong> Vorurteile an. So seien die VertreterInnen dieser<br />

Branche oft penible, <strong>aus</strong>schließlich im Anzug anzutreffende PragmatikerInnen, die maximal in <strong>der</strong><br />

Mittagsp<strong>aus</strong>e Zeit für Humor am Arbeitsplatz finden. Diese Stereotypen sind zwar nicht immer wahr,<br />

manchmal wäre ein kleiner Image-Wandel dennoch nicht schlecht. Dass Consulting-Firmen aber jemals<br />

für Surf-Events in Australien Sponsoring betreiben werden, ist nach <strong>der</strong> folgenden Geschichte eher unwahrscheinlich.<br />

Job-Messen sind für die teilnehmenden Arbeitgeber <strong>und</strong> PersonalistInnen meistens anstrengende Veranstaltungen<br />

mit vielen BesucherInnen. Zwar findet sich unter all den Sandkörnern manchmal ein Diamant,<br />

meist werden aber doch nur die immer gleichen Fragen gestellt, <strong>und</strong> bald macht sich Langeweile<br />

breit. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist man für jede Abwechslung dankbar. Unser Roll-up, auf dem ein<br />

Kugelfisch abgebildet ist, <strong>der</strong> gegen aufgeblasenes Gehabe werben soll, erweist sich bei den BesucherInnen<br />

zumindest als zwischenzeitlicher Blickfang. Als sich dann eines Tages bei einer <strong>der</strong>artigen Messe die<br />

Menschenmassen teilten, um einem interessierten Kandidaten den Weg frei zu machen, wussten wir, dass<br />

es mit <strong>der</strong> Langeweile vorbei war.<br />

Zu unserem Stand kam ein großgewachsener Mann mit langen, ungepflegten Haaren. Durch die zerrissenen<br />

Jeans <strong>und</strong> sein barfüßiges Auftreten wirkte er wie eine Mischung <strong>aus</strong> einem <strong>aus</strong>tralischen Surfer <strong>und</strong><br />

dem Klischee jedes Umweltaktivisten. Ich war mir nicht sicher, ob er noch Begleiter für seinen Lagerfeuer-Abend<br />

am Strand suchte o<strong>der</strong> mir ein Abo für den Schutz des Regenwaldes verkaufen wollte, da<br />

sprudelte es auch schon <strong>aus</strong> ihm her<strong>aus</strong>:<br />

Blubb<br />

Blubb<br />

„Ich bin Meeresbiologe! Auf Ihrem Roll-up befindet sich ein Kugelfisch. Somit bin ich bereit, für Sie <strong>und</strong><br />

Ihr Unternehmen in See zu stechen!“<br />

Nach ein paar Sek<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Verw<strong>und</strong>erung begann ich im Umfeld die versteckten Kameras zu suchen, die<br />

sich sicherlich hier irgendwo befinden müssten. Da ich aber kein Spielver<strong>der</strong>ber sein wollte, begann ich<br />

ihm zu erklären, dass wir momentan gen<strong>aus</strong>o wenig MeeresbiologInnen suchten wie Coca-Cola Polarbären-ForscherInnen.<br />

Sein überraschter Ausdruck verriet mir, dass er den Witz nicht verstanden hatte, <strong>und</strong><br />

so trennten sich unsere Wege wie<strong>der</strong> recht rasch.<br />

19


Ein selbsternannter Sprachpolizist, <strong>der</strong> es zustande brachte, mindestens sieben<br />

gravierende Patzer in ebenso viele Zeilen Text einzubauen, war einfach zu skurril.<br />

Entlarvt von <strong>der</strong> Schbrachbolitsei<br />

anonym, Energie, r<strong>und</strong> 1.100 MitarbeiterInnen<br />

Ich oute mich gleich vorweg: Ich bin ein kleiner Monk, was Grammatik <strong>und</strong> Rechtschreibung betrifft. O<strong>der</strong><br />

ein mittelgroßer. Okay, ein <strong>aus</strong>gewachsener Monk. Im Familien- <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreis wird über diese Schrulle<br />

mittlerweile liebevoll hinweggesehen, kaum einer nennt mich noch „Grammar-Nazi“ <strong>und</strong> man stellt<br />

auch nur mehr ab <strong>und</strong> zu scherzhaft infrage, ob mein „Lehrer-Gen“ nicht doch einem Schäfer(sprech-)<br />

stündchen meiner Mutter mit meinem feisten Deutschprofessor entspringen könnte. Auch im beruflichen<br />

Umfeld blieb meine <strong>aus</strong>geprägte Affinität zur deutschen Sprache freilich nicht lange unentdeckt, obwohl<br />

ich mich redlich bemühte, betont nonchalant über wüste Rechtschreibfehler in Geburtstagsgrußkarten<br />

hinwegzusehen <strong>und</strong> in Meetings nicht laufend Fall-Korrekturen bei meinen VorrednerInnen vorzunehmen.<br />

Nach dem anfänglichen vorprogrammierten Spott <strong>der</strong> Kollegenschaft landen mittlerweile alle wichtigen<br />

Projekte zum finalen grammatikalischen Sanctus auf meinem Tisch <strong>–</strong> nachdem sie das Argusauge unserer<br />

externen Lektorin passiert haben, wohlgemerkt.<br />

Es versteht sich dementsprechend von selbst, dass ich vor dem Go-Live unseres HR-Portals <strong>–</strong> dem Herzensprojekt<br />

unserer Abteilung, das meine KollegInnen <strong>und</strong> mich in den vergangenen Monaten mehr als einmal<br />

an den Rand des Wahnsinns (<strong>und</strong> einer Gefängnisstrafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses <strong>und</strong> Sachbeschädigung)<br />

geführt hatte <strong>–</strong> mehrmals jede einzelne <strong>der</strong> über t<strong>aus</strong>end Feldbezeichnungen prüfte.<br />

Umso verw<strong>und</strong>erter war ich, als mir ein Kollege eines Tages eine E-Mail mit dem verstörenden Betreff<br />

„Deutsche Sprache im HR-Portal“ weiterleitete. Ich atmete also einmal tief durch <strong>–</strong> <strong>und</strong> klickte auf Öffnen.<br />

Die Nachricht lautete:<br />

Hallo Herr F.,<br />

ist mit zufällig aufgefallen im neuen HR Portal <strong>–</strong> Die Wörter Beginnuhrzeit<br />

<strong>und</strong> Endeuhrzeit entsprechen nicht <strong>der</strong> deutschen Sprache.<br />

Lei<strong>der</strong> fällt das Niemanden mehr bei Unternehmen XY auf.<br />

Wenn möglich bitte än<strong>der</strong>n<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Mitarbeiter K.<br />

20


Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film: Ein selbsternannter Sprachpolizist, <strong>der</strong> es zustande brachte,<br />

mindestens sieben gravierende Patzer in ebenso viele Zeilen Text einzubauen, war einfach zu skurril.<br />

Das wäre ja ganz so, als würde eine Führungskraft mit doch deutlich mehr als einem Damenspitzerl die<br />

versammelte Belegschaft für den Genuss eines gepflegten Glases Sekt nach einem erfolgreichen Projektabschluss<br />

zur Rede stellen! Was so selbstverständlich nie vorgekommen ist …<br />

Inhaltlich hatte <strong>der</strong> Kollege jedenfalls recht, das musste ich<br />

ihm zähneknirschend zugestehen <strong>–</strong> offenbar hatte mich das<br />

System überstimmt <strong>und</strong> eigenständig den Zusatz „-uhrzeit“<br />

nach „Beginn“ <strong>und</strong> „Ende“ eingefügt. Ich verfasste also eine<br />

überfre<strong>und</strong>liche Replik, in <strong>der</strong> ich ihm für seinen wertvollen<br />

Hinweis dankte. Seine ursprüngliche Nachricht beließ ich<br />

dabei in dem Mail <strong>–</strong> für meinen Seelenfrieden geringfügig<br />

wie folgt modifiziert:<br />

Hallo Herr F.,<br />

Folgendes ist mit mir zufällig aufgefallen im neuen HR-Portal<br />

<strong>–</strong> Die die Wörter Beginnuhrzeit<br />

<strong>und</strong> Endeuhrzeit entsprechen nicht <strong>der</strong> deutschen Sprache.<br />

Lei<strong>der</strong> fällt das Niemanden niemandem mehr bei Unternehmen<br />

XY auf.<br />

Wenn möglich, bitte än<strong>der</strong>n. Vielen Dank.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Mitarbeiter K.<br />

Schtob!<br />

21


„Eins, zwei o<strong>der</strong> drei <strong>–</strong> letzte Chance, vorbei <strong>–</strong> <strong>und</strong> ob ihr wirklich<br />

richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht“.<br />

Die hochdeutsche Sprache <strong>und</strong> das Gespür dafür, wie man auf an<strong>der</strong>e<br />

Menschen wirkt, sind generell keine Stärken so mancher WienerInnen, aber<br />

diese Kandidatin hätte selbst M<strong>und</strong>l die Show gestohlen.<br />

Das Gespräch war geprägt von urigen Geschichten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dialekt<br />

so schlimm, dass ein Simultandolmetscher nützlich gewesen wäre.<br />

„Ich bemühe mich immer, nicht auf die K<strong>und</strong>en loszuschlagen, das können sie mir glauben.<br />

Aber ich kann mich einfach nicht beherrschen, wenn jemand beson<strong>der</strong>s lästig ist.“


EinE Echte Wienerin<br />

im „Magic Theatre”


Die mächtige Deutsche Dogge setzte sich seelenruhig unter den<br />

Schreibtisch <strong>der</strong> neuen Kollegin <strong>und</strong> ließ mal lautstark einen fahren.<br />

Das niedliche Hündchen<br />

anonym, IT/Software, 55 MitarbeiterInnen<br />

Wir waren auf <strong>der</strong> Suche nach einer neuen Content Managerin bzw. einem neuen Content<br />

Manager. Obwohl es viele BewerberInnen für den Job gab, genügte keine<br />

von ihnen unseren Ansprüchen. Zuletzt erschien doch noch eine junge<br />

Dame, die voll <strong>und</strong> ganz unserer Vorstellung entsprach. Nach Abschluss<br />

des Bewerbungsgesprächs meinte die Kandidatin, dass es wohl kaum<br />

Probleme gäbe, wenn sie auch ihr liebes Hündchen mit ins Büro<br />

brächte, denn sie hätte gesehen, dass sich hier ja ohnehin einige<br />

Vierbeiner tummelten.<br />

Dazu sei gesagt, dass unser Chef ein begeisterter H<strong>und</strong>enarr ist <strong>und</strong><br />

den Angestellten erlaubt, ihre H<strong>und</strong>e in die Firma mitzubringen. Allerdings<br />

vor<strong>aus</strong>gesetzt, sie sind niedlich, gut erzogen, raufen, bellen <strong>und</strong><br />

beißen nicht. Somit gehörten damals zwei Zwergpudel, ein Dackel, ein<br />

Pekinese <strong>und</strong> ein Golden Retriever zur Belegschaft.<br />

Da wir sehr froh waren, eine ideale Bewerberin gef<strong>und</strong>en zu haben, boten<br />

wir ihr den Job an, ohne weitere Fragen bezüglich ihres Hündchens<br />

zu stellen. Alles schien in bester Ordnung, bis die neue Content Managerin<br />

an ihrem ersten Arbeitstag erschien.<br />

In ihrer Begleitung befand sich eine riesengroße <strong>aus</strong>gewachsene Deutsche<br />

Dogge, <strong>der</strong>en Dimension eher einem Fohlen entsprach als einem H<strong>und</strong>. Der<br />

Anblick allein war schon furchteinflößend, <strong>und</strong> als beide das Großraumbüro<br />

betraten, herrschte Totenstille. Alle Angestellten, allen voran die H<strong>und</strong>ebesitzerInnen,<br />

verharrten in einer Art Schockstarre <strong>und</strong> warteten gespannt<br />

darauf, wie sich das Riesentier nun verhalten würde. Im Raum war es so leise,<br />

dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Selbst die bereits heimischen<br />

H<strong>und</strong>e schienen sich ihr Hecheln zu verkneifen.<br />

24


Eine sehr wackere Arbeitskollegin fasste sich ein Herz, nahm allen Mut zusammen <strong>und</strong> führte die neue<br />

Kollegin zu ihrem Arbeitsplatz. Noch immer war es im Raum mucksmäuschenstill.<br />

Die mächtige Deutsche Dogge schlen<strong>der</strong>te gemütlich hinter ihrem Frauchen den Gang entlang, würdigte<br />

we<strong>der</strong> die KollegInnen noch die anwesenden H<strong>und</strong>e eines Blickes, setzte sich seelenruhig unter den<br />

Schreibtisch <strong>der</strong> neuen Kollegin <strong>und</strong> ließ einmal lautstark einen fahren.<br />

Das gesamte Team brach in schallendes Gelächter <strong>aus</strong>. Damit war <strong>der</strong> Bann gebrochen <strong>und</strong> wir näherten<br />

uns, zwar noch etwas zaghaft, dem Riesentier, das sich als äußerst friedfertig <strong>und</strong> zutraulich entpuppte.<br />

Alle schlossen es sofort ins Herz, <strong>und</strong> heute ist die Dogge mit den nicht zu überhörenden Verdauungsproblemen<br />

<strong>der</strong> Liebling <strong>der</strong> ganzen Belegschaft.<br />

Ungewollte Gehaltskürzung<br />

anonym, Sanitär- <strong>und</strong> Heizungsgroßhandel, r<strong>und</strong> 740 MitarbeiterInnen<br />

Im Großhandel geht es zu Jahresbeginn immer hoch her. Verstehen Sie mich nicht falsch: Nicht dass wir<br />

sonst in unseren Büros Däumchen drehen <strong>und</strong> in Ermangelung alternativer Beschäftigung die umhersurrenden<br />

müden Fliegen zählen würden. Weit gefehlt! Aber im Januar <strong>–</strong> ganz beson<strong>der</strong>s in diesem betreffenden<br />

Januar <strong>–</strong> sollten unsere Tage bestenfalls 48 St<strong>und</strong>en haben. Wenn nicht sogar 72.<br />

Unser jährliches Armageddon direkt nach <strong>der</strong> weihnachtlichen Gemütlichkeit ist natürlich keine Entschuldigung<br />

für meinen peinlichen Fauxpas, aber ich glaube, Sie können mir meinen ungefähren Gemütszustand<br />

nach zehn Marathontagen nachfühlen.<br />

Nun möchte ich Sie auch gar nicht länger auf die Folter spannen: Ich habe doch tatsächlich einem<br />

Mitarbeiter gleich um einige h<strong>und</strong>ert Euro zu wenig <strong>aus</strong>gezahlt <strong>und</strong> diesen Irrtum auch erst viel zu<br />

spät bemerkt. Als ich ihn dann entdeckte, konnte ich es im ersten Moment gar nicht fassen. Wie erstarrt<br />

fixierte ich den Bildschirm, in <strong>der</strong> Hoffnung, meine Augen würden mich täuschen. Doch nichts passierte.<br />

Die falsche Auszahlung wollte sich partout nicht von selbst korrigieren.<br />

25


Es gibt wenige Anrufe in meiner beruflichen Laufbahn, die mich mehr Überwindung gekostet haben.<br />

Letztlich musste es aber sein: Ich fasste mir ein Herz <strong>und</strong> rief den betreffenden Mitarbeiter an, um<br />

meinen Fehler zu beichten <strong>–</strong> ganz nach dem Motto: Augen zu <strong>und</strong> durch. Innerlich rechnete ich mit dem<br />

Schlimmsten. Schreien, Zetern, eine Meldung beim Chef <strong>–</strong> alles war denkbar.<br />

Und dann begann mein Gesprächspartner herzlich zu lachen. „Ach, das kann schon mal passieren, es<br />

trifft ja wirklich keinen Armen“, konterte er. Mir fiel ein ganzes Felsengebirge vom Herzen <strong>und</strong> ich war<br />

<strong>aus</strong>nahmsweise froh, dass sich eine Telefonleitung zwischen uns befand. Denn wäre er in diesem Moment<br />

vor mir gestanden <strong>–</strong> ich hätte ihn wohl spontan vor Erleichterung umarmt.<br />

Familienstand: verliebt<br />

Mag. Michaela Lackinger, Bauindustrie<br />

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit in einem w<strong>und</strong>erschönen Land, da trug es sich zu, dass im<br />

Königsschloss eine begehrte Stelle im Assistenzbereich zu besetzen war …<br />

Warum ich diese Geschichte wie ein Märchen beginne <strong>–</strong> obwohl es sich bei <strong>der</strong> Ausschreibung um ein<br />

großes Unternehmen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Bauindustrie, also eine wirklich sehr technische Branche, handelte? Lesen<br />

Sie selbst:<br />

Nachdem ich eine entsprechende Anzeige für die betreffende Assistenzstelle lanciert hatte, erhielt ich<br />

erwartungsgemäß rasch zahlreiche Bewerbungen. Einige Lebensläufe passten gut ins gesuchte Profil,<br />

viele gar nicht, bei einzelnen fragte ich mich, ob den KandidatInnen wohl ein Irrtum bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong><br />

gewünschten Position unterlaufen war <strong>–</strong> kurz: Soweit lief alles ganz normal.<br />

Doch dann sah ich mich plötzlich einem Traum in Rosa gegenüber: Eine 18-jährige Interessentin hatte mir<br />

einen w<strong>und</strong>erschön gestalteten Lebenslauf <strong>–</strong> klassisch ergänzt durch ein Anschreiben <strong>–</strong> geschickt. Abgesehen<br />

von <strong>der</strong> Zusammenstellung des Bewerbungsdossiers war ihre Bewerbung jedoch alles an<strong>der</strong>e als<br />

gewöhnlich. Die Unterlagen waren durchwegs in perfekt aufeinan<strong>der</strong> abgestimmten <strong>und</strong> wohl nuancierten<br />

26


Rosaschattierungen gehalten. Darüber hin<strong>aus</strong> war<br />

jede Seite mit fein geschwungenen, romantischen<br />

Verzierungen versehen. Doch auch <strong>der</strong> Inhalt fiel<br />

<strong>aus</strong> dem Rahmen: Als Familienstand war nicht<br />

<strong>–</strong> wie ich es mir in ihrem Alter eigentlich erwartet<br />

hätte <strong>–</strong> „ledig“ angegeben. Die junge Frau<br />

definierte ihren Status vielmehr als „verliebt“.<br />

Womit sich dann auch die Farbwahl <strong>und</strong><br />

die gesamte Gestaltung <strong>der</strong> Bewerbung<br />

erklärt hätten.<br />

Auch wenn es mir leidtat: Ich musste<br />

dieser Bewerberin eine Absage erteilen.<br />

Ich konnte einfach nicht sicher<br />

sein, welche Auswirkungen es auf<br />

ihren Gemütszustand <strong>–</strong> <strong>und</strong> damit<br />

auf ihre Leistungen beziehungsweise<br />

auf ihr Verhalten <strong>–</strong> hätte,<br />

wenn sich ihr Beziehungsstatus<br />

in „nicht mehr verliebt“<br />

o<strong>der</strong> im schlimmsten Fall<br />

„mit gebrochenem Herzen“<br />

verän<strong>der</strong>te.<br />

Ich wünsche ihr jedenfalls,<br />

sie möge bis<br />

ans Ende ihrer Tage<br />

glücklich leben <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />

immer verliebt sein.<br />

Ende<br />

27


Der Clou war nämlich, dass alle Muster mit erotischen Sujets versehen waren.<br />

„Na gnädige Frau, sind Sie jetzt schockiert?“<br />

Ein erotisches Vorstellungsgespräch<br />

anonym, Sanitär- <strong>und</strong> Heizungsgroßhandel, r<strong>und</strong> 740 MitarbeiterInnen<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach Verstärkung für unser Grafikteam freuten wir uns beson<strong>der</strong>s über die Bewerbung<br />

eines vielversprechenden, versierten Grafikers, den wir direkt zum Interview einluden.<br />

Wie immer holte ich unseren Gast beim Empfang ab. Doch anstatt, wie sonst üblich, die Stiegen gemeinsam<br />

<strong>und</strong> plau<strong>der</strong>nd hinaufzusteigen, schoss <strong>der</strong> Mann die Treppe hoch, blieb stehen, schaute hektisch<br />

nach links <strong>und</strong> rechts <strong>und</strong> rief: „Und wohin jetzt?“. Noch immer wild um sich blickend, folgte mir <strong>der</strong> Herr<br />

in unseren Besprechungsraum. Ich war doch sehr verw<strong>und</strong>ert. Immerhin waren wir nicht auf Safari <strong>und</strong><br />

ein bevorstehen<strong>der</strong> Angriff durch wilde Tiere war eher unwahrscheinlich.<br />

Bereits während <strong>der</strong> Begrüßungs- <strong>und</strong> Vorstellungsr<strong>und</strong>e packte <strong>der</strong> Bewerber dann allerlei Schächtelchen<br />

<strong>und</strong> Muster <strong>aus</strong> seinem geräumigen Aktenkoffer <strong>und</strong> sah mich dabei immer wie<strong>der</strong> her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>nd<br />

an. Der Clou war nämlich, dass alle Muster mit erotischen Sujets versehen waren. Plötzlich unterbrach er<br />

sich selbst <strong>und</strong> fragte provokant: „Na gnädige Frau, sind Sie jetzt schockiert?“<br />

Innerlich musste ich schmunzeln, nach außen blieb ich selbstverständlich ganz gelassen. Mit meinem<br />

professionellsten Pokerface konterte ich: „Ich nehme doch an, dass es sich bei Ihren Mustern um grafische<br />

Arbeiten <strong>aus</strong> Ihren vorangehenden Dienstverhältnissen handelt <strong>–</strong> schließlich sind wir ja auch alle erwachsen,<br />

nicht?“<br />

Damit hatte <strong>der</strong> Herr ganz offensichtlich nicht gerechnet, denn er atmete zunächst einmal tief durch, um<br />

sich zu sammeln. In Folge erklärte er mir <strong>–</strong> nach wie vor aufgebracht, aber immerhin stets oberhalb <strong>der</strong><br />

Gürtellinie <strong>–</strong>, dass er bis dato immer die Funktion des Art Director bekleidet hätte. Nun war er vom AMS<br />

dazu gezwungen worden, sich als einfacher Grafiker zu bewerben. Er wollte uns wirklich nicht zu nahe<br />

treten, aber es läge doch auf <strong>der</strong> Hand, dass das weit unter seiner Würde wäre.<br />

Das konnte ich, mit einem inneren Lächeln, durch<strong>aus</strong> nachvollziehen, <strong>und</strong> mit den besten Wünschen<br />

für seine Zukunft brachen wir das Gespräch an dieser Stelle ab. Ich hoffe sehr, dass er mittlerweile eine<br />

adäquate Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung für sich gef<strong>und</strong>en hat <strong>–</strong> <strong>und</strong> danke ihm bis heute, dass er mir nicht, wie an<strong>der</strong>e<br />

BewerberInnen, seine Arbeitsproben im Büro lassen wollte.<br />

28


Big Boss is watching you<br />

Sophie M., Kosmetikherstellung, r<strong>und</strong> 580 MitarbeiterInnen<br />

Es ist schon einige Jährchen her, dass ich in einer internationalen Kosmetikfirma für die PR zuständig war.<br />

Eines Tages bekamen wir einen neuen Firmenchef, <strong>der</strong> zackig <strong>und</strong> lautstark das Ru<strong>der</strong> in die Hand nahm.<br />

Zugegeben, es hatte sich ein gewisser Schlendrian in <strong>der</strong> Firma eingeschlichen, was ihn wohl dazu veranlasste,<br />

hart durchzugreifen. Noch bevor er die einzelnen MitarbeiterInnen kennengelernt hatte, eilte er von<br />

einer Abteilung in die an<strong>der</strong>e, um zu kontrollieren, ob auch wirklich fleißig gearbeitet wurde.<br />

FaulenzerInnen hatten es schwer bei ihm. Wenn er nämlich einen Mitarbeiter beim Nichtstun ertappte,<br />

brüllte er gleich ohrenbetäubend los. Offenbar war <strong>der</strong> neue Boss gemäß seiner Veranlagung ein hochgradiger<br />

Choleriker. Daran mussten wir uns wohl noch gewöhnen.<br />

Gerade damals gab es in unserer Abteilung höllisch viel zu tun <strong>und</strong> wir schufteten wie die Wilden. Jede/r<br />

gab sein Bestes, denn das gesamte Team fürchtete die Zornes<strong>aus</strong>brüche des „Neuen“. Wir gönnten uns<br />

nicht einmal mehr eine Mittagsp<strong>aus</strong>e, son<strong>der</strong>n bestellten unser Essen ins Büro. Meistens war es nur eine<br />

Pizza, die wir zwischen Planung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Projekte schnell in uns hineinstopften.<br />

Es ergab sich, dass <strong>der</strong> junge Mann vom Pizza-Service gerade lässig an <strong>der</strong> Türe lehnte <strong>und</strong> auf sein Geld<br />

wartete, als <strong>der</strong> Chef hereinkam <strong>und</strong> ihn in gewohnter Weise anbrüllte:<br />

„Was stehen Sie da so herum, haben Sie nichts zu tun?“<br />

Der Bote war so verschreckt, dass er sogar darauf vergaß, zu kassieren, <strong>und</strong> sich schleunigst verdrückte.<br />

Als er weg war, wollte <strong>der</strong> Chef von mir wissen, welche Tätigkeit denn <strong>der</strong> faule Kerl, <strong>der</strong> hier so träge herumlungerte,<br />

in unserer Abteilung <strong>aus</strong>übte. Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen <strong>und</strong> sagte:<br />

„Der hat uns eben die Pizza gebracht.“ Erstaunlicherweise kam kein Ton von den Lippen unseres sonst so<br />

hitzköpfigen Chefs. Er schaute mich nur sek<strong>und</strong>enlang starr an <strong>und</strong> brach dann plötzlich in donnerndes<br />

Gelächter <strong>aus</strong>. Da die gesamte Abteilung mit ihm zu lachen begann, glätteten sich allmählich die Wogen<br />

<strong>und</strong> er bekam zunehmens Vertrauen in unseren Fleiß <strong>und</strong> unser Engagement.<br />

29


30


Geschichten <strong>aus</strong> dem Assessment-Center<br />

Toni Kronke, Teach For Austria<br />

Ein Assessment-Center ist für alle Beteiligten ein anstrengen<strong>der</strong> Prozess. Man versucht daher als RecruiterIn,<br />

Abwechslung <strong>und</strong> neue Methoden einzubringen. Beson<strong>der</strong>s beliebt sind dabei Rollenspiele. Teach For<br />

Austria setzt dieses Instrument verstärkt im Assessment-Center für das Fellow-Programm ein. Hier werden<br />

vielversprechende HochschulabsolventInnen <strong>und</strong> Young Professionals rekrutiert <strong>und</strong> zum Assessment<br />

eingeladen. Zu den verschiedenen Übungen, bei denen die Kompetenzen <strong>und</strong> Fähigkeiten <strong>der</strong> BewerberInnen<br />

eingeschätzt werden, gehört die sogenannte „Lehrprobe“, die sich bei uns zu einem wirklich beliebten<br />

Werkzeug entwickelt hat: Die BewerberInnen bekommen ein Thema, das sie zu H<strong>aus</strong>e vorbereiten können.<br />

Für den Auftritt haben sie dann sieben Minuten Zeit, um das vorgegebene Gebiet in einem Rollenspiel<br />

überzeugend darzustellen. Der Kandidat ist für diesen Zeitraum <strong>der</strong> Lehrer <strong>und</strong> alle an<strong>der</strong>en BewerberInnen,<br />

inklusive des gesamten Recruiting-Teams, sind seine SchülerInnen.<br />

Die KandidatInnen sind immer mit Begeisterung bei <strong>der</strong> Sache, <strong>und</strong> auch für das Recruiting-Team ist die<br />

Lehrprobe ein wichtiger Indikator. Innerhalb dieser sieben Minuten kann das Auswahl-Team bereits sehr<br />

<strong>aus</strong>sagekräftige Beobachtungen machen <strong>und</strong> Kompetenzen messen. Jedenfalls haben wir meistens viel<br />

Spaß bei unserem „Magic Theatre“, denn es ergeben sich immer wie<strong>der</strong> überraschende <strong>und</strong> komische<br />

Situationen.<br />

Der Fahrrad-Lehrer<br />

Ein Bewerber wählte das Thema „Mechanik“ für seine Rolle als Lehrer <strong>aus</strong>. Wie alle, hatte auch er die Möglichkeit,<br />

seine siebenminütige Präsentation zu H<strong>aus</strong>e vorzubereiten. Am nächsten Tag erschien er, tadellos<br />

im Anzug, mit einem Fahrrad auf <strong>der</strong> Schulter, zum Termin.<br />

Was dann folgte, war für uns alle ein Riesenspaß. Denn <strong>der</strong> junge Mann hatte den Mut, sich <strong>aus</strong>gerechnet<br />

die Hauptverantwortliche des Assessment-Centers für seine Vorführung <strong>aus</strong>zusuchen. Mit den Worten<br />

„Komm bitte nach vorne <strong>und</strong> fang einmal an, in die Pedale zu treten!“ gab er die erste Arbeitsanweisung.<br />

Dazu sei gesagt, dass wir uns während <strong>der</strong> Lehrprobe duzen, um das Rollenspiel „Lehrer <strong>und</strong> Schüler“<br />

glaubhafter zu machen.<br />

31


„Eins, zwei o<strong>der</strong> drei <strong>–</strong> letzte Chance, vorbei <strong>–</strong> <strong>und</strong> ob ihr<br />

wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.“<br />

Die Leiterin des Assessment-Centers musste sich also auf das Fahrrad setzen <strong>und</strong> sieben Minuten lang<br />

strampeln <strong>–</strong> mal langsamer, mal schneller. Das war wirklich sehr anstrengend für die Kollegin, zumal ihr<br />

Outfit für diese sportliche Aktivität eher unpassend war <strong>und</strong> sie mit ihrem engen Business-Kostümchen<br />

zu kämpfen hatte. Aber sie bewahrte Haltung <strong>und</strong> ließ sich nichts anmerken. Unser Bewerber erklärte<br />

währenddessen geschäftig die Mechanik des Fahrrades, auf dem unsere AC-Leiterin schwitzend <strong>und</strong><br />

keuchend ihre R<strong>und</strong>en drehte.<br />

Die Ärmste musste ganz schön arbeiten, während sich das gesamte Team in Selbstbeherrschung übte <strong>–</strong><br />

einige unterdrückte Gluckser ließen sich trotzdem nicht vermeiden. Verstehen Sie das bitte nicht falsch,<br />

die Kollegin ist über<strong>aus</strong> beliebt, aber die Situation war wirklich zu komisch.<br />

Der Kandidat wurde schließlich für seinen Mut <strong>und</strong> seine Gelassenheit mit einer Einladung zum<br />

Fellow-Programm belohnt.<br />

Wenn das Licht angeht<br />

Sie erinnern sich sicher an die Kin<strong>der</strong>sendung mit dem berühmten „Eins, zwei o<strong>der</strong> drei <strong>–</strong> letzte Chance,<br />

vorbei <strong>–</strong> <strong>und</strong> ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht“. Hier mussten Kin<strong>der</strong> immer <strong>aus</strong><br />

drei möglichen Antworten die richtige finden <strong>und</strong> sich für das entsprechende, auf dem Boden markierte<br />

Feld entscheiden. Das Feld mit <strong>der</strong> korrekten Antwort wurde dann hell erleuchtet, <strong>und</strong> wer richtig stand,<br />

bekam einen Ball. Wer die meisten Bälle gesammelt hatte, wurde Sieger. Genau nach diesem Prinzip hat<br />

uns einmal ein Kandidat massiv her<strong>aus</strong>gefor<strong>der</strong>t.<br />

In seiner Rolle als Lehrer stellte er uns „SchülerInnen“ drei Fragen <strong>aus</strong> den diversen Wissensgebieten. Für<br />

die korrekte Antwort wurde uns eine Belohnung in Aussicht gestellt. Wir alle waren mit Begeisterung dabei<br />

<strong>und</strong> bemühten uns sehr, die zutreffende Antwort zu finden. Sie werden es nicht glauben, aber diesem<br />

jungen Mann ist es gelungen, sogar uns alte Hasen so zu motivieren, dass wir uns wie die kleinen Kin<strong>der</strong><br />

für das Spiel begeisterten <strong>und</strong> uns über die richtigen Antworten riesig freuen konnten. Er hat es geschafft,<br />

dass zahllose Menschen in Anzügen <strong>und</strong> Business-Kostümen durch den Raum sprangen, um ja rechtzeitig<br />

auf dem richtigen Feld zu stehen, wenn das Licht anging.<br />

Er ist ebenfalls ins Fellow-Programm aufgenommen worden <strong>und</strong> jetzt bereits seit einigen Jahren Teil des<br />

Organisationsteams.<br />

32


Achtung, fertig, Feuer!<br />

Man kann nicht vorsichtig genug sein, denn es ist immer wie<strong>der</strong> überraschend, auf welch kreative Ideen<br />

KandidatInnen manchmal kommen. Im vergangenen Jahr hat eine Kandidatin das Thema „Wärmelehre“<br />

wörtlich genommen <strong>und</strong> wollte uns mittels eines Experiments die Kraft <strong>der</strong> Wärme vorführen. Bei diesem<br />

Versuch ging es darum, ein Ei in eine Flasche zu versenken <strong>–</strong> praktisch wurde es jedenfalls sehr warm.<br />

Bei ihrem Experiment erhitzte die Kandidatin das Innere <strong>der</strong> Flasche, indem sie ein überdimensionales<br />

Streichholz hineinwarf. Das Ei wurde in die Flasche gezogen <strong>und</strong> es entwickelten sich Rauchschwaden,<br />

die bis zur Decke hinaufstiegen. Das Auswahlteam kam mächtig ins Schwitzen, <strong>und</strong> eine Recruiterin riss<br />

nervös das Fenster auf. Die Kandidatin ließ sich jedoch nicht <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Ruhe bringen <strong>und</strong> beendete souverän<br />

ihr Experiment. Wir hatten schon die Befürchtung, dass <strong>der</strong> Feueralarm <strong>aus</strong>gelöst würde. Das wäre einer<br />

Katastrophe gleichgekommen, denn unser Büro ist nicht nur mit Rauchmel<strong>der</strong>n <strong>aus</strong>gestattet, son<strong>der</strong>n<br />

verfügt zudem über eine recht sensible Sprinkleranlage. Das bedeutet, dass im Fall einer starken Rauchentwicklung<br />

<strong>–</strong> es muss nicht einmal ein offenes Feuer sein <strong>–</strong> 300 Liter Wasser <strong>aus</strong> den Düsen schießen.<br />

Wir hatten Glück, dass wir dieses Mal nicht nass wurden, aber es war knapp.<br />

Seither schreiben wir in unsere Einladungen zum Assessment-Center explizit hinein, dass es nicht erlaubt<br />

ist, während <strong>der</strong> Präsentation mit offenem Feuer zu hantieren.<br />

Eine echte Wienerin geht manchmal unter<br />

anonym, Papierindustrie, r<strong>und</strong> 150 MitarbeiterInnen<br />

Menschen, die nicht <strong>aus</strong> Ostösterreich kommen (beson<strong>der</strong>s Deutsche), haben oft ein etwas verklärtes Bild<br />

von „echten“ WienerInnen. Sie stellen sich den Wiener/die Wienerin sehr gemütlich (um nicht zu sagen<br />

faul), aber vor allem herzlich <strong>und</strong> sympathisch vor. Als jemand, <strong>der</strong> tatsächlich in Wien aufgewachsen ist,<br />

weiß man, dass die Tourismusbranche sich viel Mühe gegeben hat, solche Lügen zu verbreiten. Am besten<br />

wird die Wiener Seele von „M<strong>und</strong>l“ in <strong>der</strong> Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ dargestellt <strong>–</strong> eine<br />

Fernsehproduktion, die für WienerInnen das Alltagsleben abbildet, von allen an<strong>der</strong>en Menschen aber eher<br />

als groteskes Psychodrama gesehen wird.<br />

33


Ein wahrer M<strong>und</strong>l würde am Arbeitsplatz also nicht gerade zu einer positiven <strong>und</strong> motivierenden<br />

Atmosphäre beitragen. Dass Menschen dieser Art bei einem Bewerbungsgespräch keinen son<strong>der</strong>lich<br />

guten Eindruck machen, ist daher anzunehmen.<br />

Selbst bei einem Industrie-Unternehmen, das nun wirklich nicht von allen MitarbeiterInnen verlangt,<br />

top gestylt <strong>und</strong> ein rhetorisches Genie zu sein, wird ein Mindestmaß an wertschätzendem Umgang mit<br />

an<strong>der</strong>en Menschen vor<strong>aus</strong>gesetzt. Dennoch tauchen manchmal BewerberInnen auf, die den Alltag einer<br />

Recruiterin ordentlich durcheinan<strong>der</strong>bringen.<br />

Eines Tages erschien eine Kandidatin zum Bewerbungsgespräch, <strong>der</strong>en Ausdrucksweise <strong>und</strong> Artikulation<br />

darauf schließen ließen, dass sie wohl noch nie die Grenzen ihres Heimatbezirks verlassen hatte. Die<br />

hochdeutsche Sprache <strong>und</strong> das Gespür dafür, wie man auf an<strong>der</strong>e Menschen wirkt, sind generell keine<br />

Stärken <strong>der</strong> WienerInnen, aber diese Kandidatin hätte selbst M<strong>und</strong>l die Show gestohlen. Das Gespräch<br />

war geprägt von urigen Geschichten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dialekt so schlimm, dass ein Simultandolmetscher nützlich<br />

gewesen wäre.<br />

Um das Gesamtbild abzur<strong>und</strong>en, wäre statt eines Glases Wasser wohl eine Dose Ottakringer Bier das<br />

passen<strong>der</strong>e Getränk gewesen. Es war sehr schnell klar, dass sie nicht in ein Team passen würde, in dem<br />

niemand ihre Sprache sprach. Obwohl also schon sicher war, dass sie hier keine Anstellung finden würde,<br />

kam die Frage auf, warum sie ihren letzten Arbeitgeber verlassen hätte. Die Antwort darauf sagte mehr<br />

über sie <strong>aus</strong> als das gesamte Gespräch davor:<br />

„Jo, des hot mit mein Chef ned funktioniert, er hot gsogt, i hob an bladn Oasch in meiner Leggins.“<br />

Der Bewerbungskrimi<br />

Barbara Yiangou, Personaldienstleistung, r<strong>und</strong> 1.300 Mitarbeiter<br />

An <strong>und</strong> für sich kann ich von mir behaupten, über eine sehr gute Menschenkenntnis zu verfügen.<br />

Irren ist jedoch menschlich, wie folgende Geschichte beweist.<br />

Ein Telekommunikationsanbieter hatte mich beauftragt, eine/n Shop-MitarbeiterIn zu rekrutieren.<br />

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Dazu muss man sagen, dass es sich dabei nicht um eine klassische Einzelhandelsposition handelte, bei<br />

<strong>der</strong> man nur an <strong>der</strong> Kassa sitzt, son<strong>der</strong>n um aktiven Verkauf, Beratung, K<strong>und</strong>enbetreuung <strong>und</strong> natürlich<br />

auch um Reklamations- <strong>und</strong> Beschwerdemanagement.<br />

Bereits <strong>der</strong> erste Bewerber war mir über<strong>aus</strong> sympathisch, <strong>und</strong> ich war davon überzeugt, den Richtigen für<br />

die besagte Position gef<strong>und</strong>en zu haben. Beim Telefonscreening war er sehr begeistert sowie im persönlichen<br />

Gespräch über<strong>aus</strong> bemüht <strong>und</strong> überzeugend. Er betonte mehrmals, wie gut er mit K<strong>und</strong>Innen<br />

umgehen könnte, wie kommunikativ, belastbar <strong>und</strong> stressresistent er wäre.<br />

Als ich gegen Ende des Bewerbungsgesprächs die Rahmenbedingungen wie Gehalt, Arbeitszeiten etc.<br />

mit ihm durchging, kamen wir auch zur Frage, ob es bei ihm zeitliche Einschränkungen gäbe. Die Antwort<br />

lautete: Ja, jeden Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag müsste er spätestens um 18:00 Uhr den Shop verlassen. Mein<br />

erster Gedanke war, dass er eine Abendschule besuchte, <strong>und</strong> ich war hin <strong>und</strong> weg vor Begeisterung über<br />

so viel Ehrgeiz. Als ich genauer nachfragte, erwi<strong>der</strong>te er: „Naja, da habe ich immer meine Therapie.“<br />

Wird vermutlich eine Physiotherapie sein, dachte ich.<br />

Was dann weiter folgte, war allerdings überraschend. Mit herzerfrischen<strong>der</strong> Offenheit erzählte <strong>der</strong> Bewerber,<br />

dass ihn ein Richter dazu verdonnert hätte, zweimal in <strong>der</strong> Woche zur Aggressionsbewältigungstherapie<br />

gehen zu müssen. Er wäre zwar ein gutmütiger Mensch, schlüge jedoch gerne mal zu, wenn er zu sehr<br />

gereizt würde. Meine anfängliche Begeisterung schmolz dahin wie Schnee im Frühling.<br />

Wie konnte er sich nur um eine Stelle mit laufendem K<strong>und</strong>enkontakt bewerben? Der K<strong>und</strong>enkontakt erfor<strong>der</strong>t<br />

einerseits Geduld, an<strong>der</strong>erseits Vermittlungsgeschick <strong>und</strong> bringt mit Sicherheit genervte, her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>nde<br />

<strong>und</strong> oftmals auch anstrengende K<strong>und</strong>Innen mit sich.<br />

Mein Gegenüber jedoch hatte sichtlich nicht die geringsten Bedenken. Seelenruhig gab er von sich: „Ich<br />

bemühe mich immer, nicht auf die K<strong>und</strong>Innen loszuschlagen, das können sie mir glauben. Aber ich kann<br />

mich einfach nicht beherrschen, wenn jemand beson<strong>der</strong>s lästig ist.“<br />

Ich hatte Visionen von wilden Prügeleien im Shop, von Polizeisirenen <strong>und</strong> flüchtenden K<strong>und</strong>Innen.<br />

Fieberhaft begann ich zu überlegen, wie ich diesen Kandidaten loswerden könne, ohne ihn zu reizen.<br />

Wi<strong>der</strong> Erwarten verabschiedete er sich ohne weitere Komplikationen.<br />

35


Er erklärte spitzbübisch lächelnd, dass er kein Problem<br />

damit hätte, künftig auch in Frauenklei<strong>der</strong>n zu erscheinen.<br />

Mutter Courage <strong>und</strong> ihre MitarbeiterInnen<br />

anonym, Energie, r<strong>und</strong> 1.100 MitarbeiterInnen<br />

Mutter zu sein <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> zu haben kann nicht nur eine große persönliche Bereicherung sein, manchmal<br />

lernt man auf diesem Weg auch die nötigen Soft Skills für den Berufsalltag. Den Sorgen <strong>und</strong> Ängsten <strong>der</strong><br />

MitarbeiterInnen muss eine Personalleiterin gen<strong>aus</strong>o entgegenkommen wie eine Mutter den Ängsten<br />

ihrer Kin<strong>der</strong>: mit Empathie <strong>und</strong> Konfliktlösungsstärke. Die Ängste <strong>der</strong> KollegInnen sind dabei manchmal<br />

mindestens so irrational <strong>und</strong> unbegründet wie die des Nachwuchses.<br />

Wenn ich von meiner Sekretärin <strong>aus</strong> einer Strategiekonferenz geholt werde, weil ein Mitglied des Betriebsrats<br />

in meinem Büro steht, gehe ich gr<strong>und</strong>sätzlich vom Schlimmsten <strong>aus</strong>. In diesem Fall bekräftigte mich<br />

außerdem noch die bitterlich weinende Mitarbeiterin in meiner Annahme. War sie Opfer von Mobbing<br />

geworden? O<strong>der</strong> sexueller Belästigung? War in ihrer Familie eine Tragödie passiert? Die Mitarbeiterin <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Poststelle stand jedenfalls kurz vor dem Nervenzusammenbruch <strong>und</strong> verbrauchte ein Taschentuch<br />

nach dem an<strong>der</strong>en. Als ich sie mithilfe von Kaffee <strong>und</strong> beruhigenden Worten zur Ruhe gebracht hatte,<br />

konnte ich sie schließlich fragen, was denn geschehen wäre. In diesem Moment rechnete ich mit allen<br />

möglichen Antworten <strong>und</strong> war auf das Schlimmste gefasst. Nur nicht darauf:<br />

„Ich habe Angst. So große Angst. Vor Ebola!“<br />

36


Auch wenn die Ebola-Epidemie zu dieser Zeit in den Medien allgegenwärtig war, verschlug es mir doch für<br />

einige Sek<strong>und</strong>en die Sprache. „Wenn jetzt Post <strong>aus</strong> Afrika kommt?“, fuhr sie fort.<br />

Ich unterdrückte die Frage, wie oft sie denn überhaupt Post <strong>aus</strong> Afrika erhielte, <strong>und</strong> besann mich darauf, ihr<br />

die Angst zu nehmen. Ein Kind, das Angst hat, zu fragen, wie oft es denn überhaupt schon von einem H<strong>und</strong><br />

gebissen worden sei, führt schließlich auch nicht zum Ziel. Es ist besser, man führt das Kind langsam an<br />

den H<strong>und</strong> heran <strong>und</strong> zeigt ihm, dass er ganz harmlos ist.<br />

In diesem Sinne versuchte ich <strong>der</strong> Mitarbeiterin zu erklären, dass Erreger auf Briefpapier nie lang genug<br />

überleben könnten. Das half allerdings auch nicht. Das Kind steht direkt vor dem H<strong>und</strong> <strong>und</strong> hat Angst, ihn<br />

anzugreifen. Erst als die leitende Sicherheitsfachkraft mit Einmal-M<strong>und</strong>schutz, Einmal-Handschuhen <strong>und</strong><br />

einer Flasche Desinfektionsspray <strong>aus</strong>gerüstet ins Büro kam, fühlte sich die Kollegin wie<strong>der</strong> sicher.<br />

Schlussendlich war die Betriebsrätin glücklich darüber, wie MitarbeiterInnen hier betreut werden, die<br />

Kollegin war erleichtert, gegen Ebola gewappnet zu sein, <strong>und</strong> ich konnte zufrieden zu meiner Strategie-<br />

konferenz zurückkehren. Der nächste H<strong>und</strong> würde dem Kind keine Angst mehr einjagen.<br />

Damen unter sich<br />

anonym, Bekleidungsindustrie, r<strong>und</strong> 580 MitarbeiterInnen<br />

Seit einigen Jahren bin ich in einem Unternehmen tätig, das Damenmoden designt <strong>und</strong> herstellt. Hier<br />

habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in <strong>der</strong> Modebranche ein wenig an<strong>der</strong>s zugeht als in an<strong>der</strong>en<br />

Wirtschaftssparten. Unser durchwegs weibliches Personal ist salopper, lockerer <strong>und</strong> vielleicht auch ein<br />

wenig <strong>aus</strong>geflippter als an<strong>der</strong>swo. Aber genau wie in an<strong>der</strong>en Branchen geht das Recruiting Hand in Hand<br />

mit einigen Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen, wie mir wie<strong>der</strong> einmal folgende Begebenheit bewies.<br />

Unsere langjährige Administrationsleitung war in Pension gegangen <strong>und</strong> wir suchten einen passenden<br />

Ersatz für sie. Sie war eine so ruhige Frohnatur, ein Urgestein im Unternehmen <strong>und</strong> sozusagen die Mutter<br />

aller Angestellten. Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, dass wir aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschaffenheit unseres Teams <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

37


Rolle <strong>der</strong> Vorgängerin gerne eine weibliche Mitarbeiterin gehabt hätten, aber wie es das Schicksal so will,<br />

waren primär männliche Bewerbungsschreiben passend.<br />

Wir hatten also unsere Vor<strong>aus</strong>wahl getroffen <strong>und</strong> bestellten einige <strong>der</strong> Herren zum mündlichen Bewerbungsgespräch.<br />

Als unsere langgediente Administrationsdame, eine überzeugte Feministin, die Männerschar<br />

in Empfang nahm, war sie nicht son<strong>der</strong>lich erfreut <strong>und</strong> hatte auch keine Skrupel, ihren Unmut<br />

zu zeigen. Sie kündigte den jeweiligen Aspiranten mit säuerlichem Gesicht <strong>und</strong> deutlich abweisen<strong>der</strong><br />

Stimme an. Als ich ihr daraufhin nahelegte, doch etwas fre<strong>und</strong>licher zu sein, um die armen Männer nicht<br />

gleich zu verschrecken, setzte sie beim nächsten Bewerber ihr liebenswürdigstes Lächeln auf <strong>und</strong> verkündete<br />

lautstark: „Schon wie<strong>der</strong> keine Dame.“<br />

Der vorstellige Herr war sichtlich nicht auf den Kopf gefallen <strong>und</strong> durchschaute sofort den Hintersinn<br />

dieser Ankündigung. Er war zwar etwas verw<strong>und</strong>ert, nahm es jedoch mit Humor <strong>und</strong> erklärte spitzbübisch<br />

lächelnd, dass er kein Problem damit hätte, künftig auch in Frauenklei<strong>der</strong>n zu erscheinen.<br />

Er hätte noch einige sehr hübsche Designerklei<strong>der</strong> in seinem Kasten.<br />

Es wurde mäuschenstill, <strong>und</strong> die un<strong>aus</strong>gesprochene Frage stand deutlich im Raum: „Wieso Frauenklei<strong>der</strong>,<br />

kann es sein, dass dieser smarte Herr privat Damenroben trägt?“ Als Mann von <strong>Welt</strong> <strong>und</strong> Frauenversteher<br />

erkannte er jedoch sofort, was in unseren Köpfen vor sich ging <strong>und</strong> dass er gewaltig missverstanden wurde.<br />

Indem er seinen ganzen Charme spielen ließ <strong>und</strong> uns bezaubernd anlächelte, fügte er schnell hinzu,<br />

dass er die Klei<strong>der</strong>, die ihm seine geschiedene Frau hinterlassen hatte, normalerweise nicht trüge, aber uns<br />

zuliebe eine Ausnahme machen würde.<br />

Wir waren von seinem Humor <strong>und</strong> <strong>der</strong> lockeren Art, die er in einer sichtlich angespannten Situation bewies,<br />

so begeistert, dass wir ihn in die engere Bewerber<strong>aus</strong>wahl nahmen. Und siehe da, bis dato arbeitet<br />

er in unserer frauendominierten Buchhaltungsabteilung, <strong>und</strong> alle Kolleginnen liegen ihm zu Füßen.<br />

38


39


Jeden Tag über eine St<strong>und</strong>e vom 23. in den 22. Bezirk fahren zu müssen <strong>–</strong> das ist doch<br />

menschenunwürdig, habe ich auf <strong>der</strong> Website von Human Rights Watch nachgelesen!<br />

No, damn it! I fell for it!<br />

Wir haben Büros ohne Fenster, are u kidding?<br />

Umgehend wurde unser sonst so seriöses Besprechungszimmer zumindest<br />

in olfaktorischer Hinsicht in ein Altwiener Beisl verwandelt.<br />

„Ich verspreche Ihnen, wenn ich den Job bekomme,<br />

bringe ich jede Woche einen Kuchen mit.“


Kugelblitz streift<br />

Überraschungsei


Das ist doch menschenunwürdig, habe ich auf <strong>der</strong><br />

Website von Human Rights Watch nachgelesen!<br />

Gewerbliche Heimatliebe<br />

Daniela Schmid, Eckes-Granini Austria GmbH<br />

Blindbewerbungen sind ein bisschen wie Überraschungseier. Man weiß nie, ob eine langweilige Figur o<strong>der</strong><br />

etwas Spannendes zum selbst Zusammenbauen enthalten ist. Solche Initiativen sind in unserem Alltag<br />

aber auch nichts Ungewöhnliches <strong>und</strong> können durch<strong>aus</strong> positive Überraschungen bringen. Einige <strong>der</strong> besten<br />

MitarbeiterInnen haben so schon eine Chance in einem Unternehmen erhalten. Die Erfahrung zeigt<br />

also, man sollte immer offen für alles sein.<br />

Als uns wie<strong>der</strong> einmal eine Initaitivbewerbung erreichte, war ich entsprechend neugierig <strong>und</strong> hatte natürlich<br />

insgeheim die Hoffnung, dass uns damit vielleicht ein Rohdiamant ins H<strong>aus</strong> flatterte. Doch lei<strong>der</strong><br />

holte mich gleich auf den ersten Blick die Realität ein: Es war nämlich eine handgeschriebene Bewerbung.<br />

Was zwar per se noch nichts über den Inhalt sagt, aber im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert wirklich mehr als ungewöhnlich<br />

<strong>und</strong> gar nicht mehr State of the Art ist. Doch man weiß ja nie. Es könnte sich trotzdem um die zukünftige<br />

Verkaufsmaschine o<strong>der</strong> eine überdurchschnittlich gute Produktmanagerin handeln.<br />

Das Anschreiben war kurz <strong>und</strong> knapp, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewerber, ein 37-jähriger Mann, bot sich für allerlei Positionen<br />

an. Von <strong>der</strong> Bürokraft bis zum Staplerfahrer würde er alles können <strong>und</strong> auch alles machen. Aha, ein<br />

Multitalent also. Die zweite Seite war dann aber doch eine Überraschung. Mir fielen nicht, wie erwartet,<br />

Zeugnisse o<strong>der</strong> detailliertere Bewerbungsunterlagen in die Hand. Nein, ein weiterer Brief, ebenfalls in<br />

<strong>der</strong> typischen Schülerhandschrift gehalten, mit einem Loblied auf das Gewerbegebiet in Zwettl, lag <strong>der</strong><br />

Bewerbung bei. Eine akribische Auflistung, wie viele Einwohner Zwettl zählte <strong>und</strong> welche renommierten<br />

Unternehmen sich nicht schon dort angesiedelt hätten.<br />

Aber damit nicht genug. Auch in Langenlois gäbe es ein tolles Gewerbegebiet, das schon zahlreiche<br />

Firmen nützten. Alles in allem war diese Hymne auf das Gewerbegebiet mehr als doppelt so <strong>aus</strong>führlich<br />

wie die eigentliche Bewerbung. Ich bekam den Eindruck, dieser Herr hätte gerne gehabt, dass wir unseren<br />

Firmenstandort mehr in seine Nähe verlagerten. Denn er stammte <strong>aus</strong> dem Bezirk Krems <strong>–</strong> <strong>und</strong> da sind<br />

Zwettl o<strong>der</strong> Langenlois entschieden näher.<br />

Unnötig zu bemerken, dass wir diesen Bewerber zu keinem Interview eingeladen haben. Wer weiß, was er<br />

uns erst in einem persönlichen Gespräch hätte verkaufen wollen.<br />

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Wohnadresse Möbelh<strong>aus</strong><br />

Barbara Yiangou, Personaldienstleistung, r<strong>und</strong> 1.300 Mitarbeiter<br />

Manche Menschen fangen als frühe Vögel stets den Wurm <strong>–</strong> während bei an<strong>der</strong>en zu solch unchristlicher<br />

St<strong>und</strong>e einfach <strong>der</strong> Wurm drin ist. Das ist nicht zuletzt durch regelmäßige Studien zu Nachteulen, Lerchen,<br />

Dodos <strong>und</strong> wie sie alle heißen sogar hinlänglich wissenschaftlich belegt. Auch in <strong>der</strong> beruflichen Praxis<br />

haben wir sicher alle mindestens einen dieser Kollegen, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> ersten lebensnotwendigen<br />

Kaffeeinjektion einer tickenden Zeitbombe gleicht <strong>und</strong> unter keinen, wirklich keinen<br />

Umständen direkt angesehen werden darf <strong>–</strong> die sagenumwobene Medusa wäre<br />

alles an<strong>der</strong>e als erfreut über die harte Konkurrenz. Apropos Sagen: Im Fall unseres<br />

morgenmuffeligen Kollegen erzählt man sich, es hätte einmal eine beson<strong>der</strong>s<br />

unbekümmerte Mitarbeiterin die Waghalsigkeit besessen, den Betreffenden<br />

am Weg zur Kaffeemaschine mit einem verbalen Anliegen zu konfrontieren.<br />

Sie ward nie mehr gesehen.<br />

Schnarrrch!<br />

Um nicht als reißerische Schlagzeile in einer journalistisch fragwürdigen Gratis-Tageszeitung<br />

zu enden, benötigen prädestinierte Nachteulen im Unternehmensalltag<br />

also praktikable Bewältigungsstrategien: Von bis mittags gleitenden<br />

Arbeitszeiten bis hin zu Power-Naps auf <strong>der</strong> Toilette ist alles dabei. Vermutlich<br />

wurden auch Coffee-to-go-Becher genau <strong>aus</strong> diesem Gr<strong>und</strong> erf<strong>und</strong>en. Einem findigen<br />

Bewerber ist es allerdings gelungen, mich als erfahrene Personalmanagerin<br />

mit einer noch nie dagewesenen Taktik zu überraschen:<br />

Er wurde für eine Position im Einzelhandel vorstellig, <strong>und</strong> ich stellte ihm die obligate Frage, warum er<br />

sich gerade für diese Stelle interessierte. Die im Lebenslauf angeführte Stärke „Ehrlichkeit“ musste ich daraufhin<br />

nicht mehr hinterfragen, denn <strong>der</strong> junge Mann antwortete r<strong>und</strong>her<strong>aus</strong>, <strong>der</strong> Standort käme ihm so<br />

gelegen. Ich habe offenbar recht verdattert <strong>aus</strong>gesehen, denn er setzte sofort nach: „Bei meinem letzten<br />

Arbeitgeber war das die reinste Katastrophe, wissen Sie. Stellen Sie sich vor, ich musste jeden Tag über eine<br />

St<strong>und</strong>e vom 23. in den 22. Bezirk fahren <strong>–</strong> <strong>und</strong> das in aller Herrgottsfrüh! Das ist doch menschenunwürdig,<br />

habe ich auf <strong>der</strong> Website von Human Rights Watch nachgelesen! Zum Glück habe ich schnell einen Weg<br />

gef<strong>und</strong>en, wie ich meine Frühdienste zumindest halbwegs angenehm gestalten konnte ...“<br />

43


Daraufhin lachte er verschmitzt <strong>und</strong> begann zu erzählen <strong>–</strong> mit jedem Satz wurden meine Augen größer<br />

vor Staunen:<br />

Er war in einem bekannten Möbelh<strong>aus</strong> tätig gewesen, das um sieben Uhr seine Türen öffnete. Kalkulierte<br />

man die St<strong>und</strong>e Wegzeit ein, hätte er also um 5.45 Uhr allerspätestens das H<strong>aus</strong> verlassen müssen <strong>–</strong> ein<br />

Ding <strong>der</strong> Unmöglichkeit für einen Langschläfer <strong>aus</strong> Leidenschaft wie ihn! Eines Abends startete er daher<br />

einen tollkühnen Feldversuch: Als alle an<strong>der</strong>en VerkäuferInnen bereits in den wohlverdienten Feierabend<br />

gegangen waren, verschanzte er sich im Möbelh<strong>aus</strong> <strong>und</strong> verbrachte die Nacht dort.<br />

In <strong>der</strong> Früh schlüpfte er klammheimlich auf die K<strong>und</strong>entoilette, absolvierte dort seine Katzenwäsche<br />

<strong>und</strong> war danach als erster am Arbeitsplatz, jeden Tag. Bei den KollegInnen hätte ihn das nicht beson<strong>der</strong>s<br />

beliebt gemacht, feixte er, aber seine heilige Nachtruhe wäre ihm das allemal wert gewesen.<br />

Offenbar wurde ihm erst in diesem Moment bewusst, dass er sich mit seiner leutseligen Offenheit für die<br />

aktuelle Position eventuell keinen Gefallen getan hatte, denn er versicherte rasch, dass er keineswegs die<br />

Absicht hätte, seine ungewöhnliche Schlafpolitik bei uns zu wie<strong>der</strong>holen.<br />

Nichtsdestotrotz blieb bei mir ein leiser Zweifel zurück, ob er nicht doch eines Tages unseren Shop zu einem<br />

Biwak umfunktionieren würde, <strong>und</strong> so musste ich seine Bewerbung höflich, aber bestimmt ablehnen. Ich<br />

möchte mir nicht vorstellen, wie einer unserer K<strong>und</strong>en reagieren würde, wenn er plötzlich statt <strong>der</strong> neuesten<br />

Smartphones einen selig schlummernden, leise schnarchenden Verkäufer im Regal entdeckte …<br />

<strong>der</strong> Aprilscherz<br />

Recruiting-Team einer Wirtschaftskanzlei in Frankfurt, r<strong>und</strong> 950 MitarbeiterInnen in Deutschland<br />

Man sollte niemals die Kreativität in einer Recruitment-Abteilung unterschätzen. Wir sind durch<strong>aus</strong> für<br />

den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Scherz zu haben <strong>und</strong> spielen manchmal sogar selbst kleine Streiche. Ganz beson<strong>der</strong>s<br />

gut gelungen ist uns das im April 2015, wie man an den doch sehr unterschiedlichen Reaktionen<br />

sehen kann. Wir hatten jedenfalls viel Spaß.<br />

44


Mail versendet von Recruitment am 1.4.15<br />

Liebe alle,<br />

wir sind <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> Planung für die Belegung des neuen Bürogebäudes.<br />

Wir haben noch einige wenige Einzelbüros (teilweise jedoch ohne Fenster) zu<br />

belegen. Gerne können Sie sich bei uns für ein solches Büro anmelden. Da<br />

es von den Einzelbüros nur noch wenige gibt, werden diese nach dem Prinzip<br />

„first come, first served“ vergeben.<br />

Für MitarbeiterInnen, die hervorragende Leistungen zeigen, wird es möglich<br />

sein, bevorzugt ins Auswahlverfahren zu kommen. Die Entscheidung über die<br />

tatsächliche Vergabe <strong>der</strong> Büros trifft das Management nach Abschluss des<br />

Geschäftsjahres.<br />

Für weitere Informationen können Sie sich gerne unter den folgenden Durchwahlen<br />

melden:<br />

- 347 (allgemeine Informationen zum Verteilungsverfahren)<br />

- 341 (Büros mit Fenster - nur begrenzt verfügbar!)<br />

- 384 (Büros ohne Fenster)<br />

Beste Grüße<br />

Ihr Recruitment Team<br />

Die Antworten:<br />

(E-Mail nach vorangegangenem Telefonat, wie die Bewerbung eingereicht werden soll)<br />

Liebe xxx,<br />

wie eben besprochen mein aktueller CV mit Foto für die „Bewerbung“ um ein<br />

Einzelbüro mit Fenster.<br />

Viele Grüße<br />

45


No, damn it! I fell for it!<br />

Wir haben Büros ohne Fenster, are u kidding?<br />

(E-Mail von einem Frankfurter Mitarbeiter, <strong>der</strong> gerade auf einem Mandat im Münchner Büro arbeitete, an<br />

seinen Frankfurter Teamkollegen)<br />

Sollen wir uns hierfür auch anmelden o<strong>der</strong> regelt unser Partner das für unser<br />

ganzes Team?<br />

Gruß<br />

Liebe Frau xxx,<br />

wir melden uns gerne für ein Büro ohne Fenster.<br />

Als Real-Estate-Abteilung nehmen wir dann den Umbau selbst in die Hand.<br />

Beste Grüße <strong>aus</strong> dem Fachbereich 50 (Real Estate)<br />

Dear xxx,<br />

please consi<strong>der</strong> me in the lottery for a single office with a window if possible.<br />

Sincerely<br />

10 Minuten später, gleicher Mitarbeiter:<br />

No, damn it! I fell for it! :)<br />

Sincerely<br />

Wir haben Büros ohne Fenster, are u kidding?<br />

20 Minuten später, gleiche Mitarbeiterin:<br />

OMG; es ist 1. April ;)<br />

46


Hallo Frau xxx,<br />

ich würde möglichst um ein Einzelbüro mit Fenster bitten.<br />

Herzlichen Dank <strong>und</strong> viele Grüße<br />

Liebe xxx,<br />

bedeutet das, dass es im neuen Gebäude standardmäßig 2-Personen-Büros<br />

gibt?<br />

In dem Fall bewerbe ich mich auch für ein Einzelbüro (egal ob mit o<strong>der</strong> ohne<br />

Fenster).<br />

Beste Grüße<br />

xxx<br />

Liebe xxx,<br />

ich würde mich gerne für ein Einzelbüro, allerdings nur mit Fenster, bewerben.<br />

Liebe Grüße<br />

E-Mail an den Operations Manager:<br />

xxx, warum so ein Schnellschuss? Damit senden wir nur seltsame Botschaften.<br />

Ich dachte, wir wollten in Ruhe die nächsten Coms-Schritte planen.<br />

47


Eine Bewerbung wie <strong>aus</strong> dem Schulheft<br />

anonym, Einzelhandel, r<strong>und</strong> 4.000 MitarbeiterInnen<br />

Wenn man bei einer großen Einzelhandelskette im Recruiting tätig ist, bekommt man immer wie<strong>der</strong> allerhand<br />

„interessante“ Bewerbungen auf den Tisch. So ging es auch mir, als ich noch in dieser Branche tätig<br />

war. Nie vergessen werde ich jedoch eine ganz beson<strong>der</strong>s kreative Bewerbung für eine geringfügige Stelle,<br />

die alle an<strong>der</strong>en in den Schatten stellte.<br />

Die gesamte Bewerbung bestand <strong>aus</strong> einem einzelnen Zettel, <strong>der</strong> <strong>aus</strong> einem Schulheft her<strong>aus</strong>gerissen war.<br />

Das war eindeutig am Korrekturrand an <strong>der</strong> Seite erkennbar. Und ja, das Blatt war einfach her<strong>aus</strong>gerissen<br />

worden <strong>–</strong> <strong>der</strong> linke Rand war noch ganz <strong>aus</strong>gefranst. Es fehlte nur, dass <strong>der</strong><br />

Deutschlehrer mit Rotstift die (definitiv vorhandenen) grammatikalischen<br />

<strong>und</strong> stilistischen Fehler angezeichnet <strong>und</strong> mit Kommentaren im Korrekturbereich<br />

versehen hatte. O<strong>der</strong> war das etwa meine Aufgabe in diesem<br />

Szenario?<br />

Wie dem auch sei. Überraschend war jedenfalls nicht nur die Form des<br />

Schreibens, auch <strong>der</strong> Inhalt war, naja, gelinde gesagt, sehr ehrlich. Zu<br />

lesen stand da nämlich, dass die Bewerberin ganz dringend Arbeit<br />

suchte, weil sie <strong>und</strong> ihr Mann gerade ein H<strong>aus</strong> bauten <strong>und</strong> für die<br />

Finanzierung dieses Vorhabens ein weiteres Einkommen benötigten.<br />

Allerdings wollte sie explizit nur eine geringfügige Stelle annehmen<br />

<strong>–</strong> das betonte sie beson<strong>der</strong>s. Gr<strong>und</strong> dafür waren allerdings keine Kin<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e familiäre Verpflichtungen. Nein, sie würde an<strong>der</strong>nfalls<br />

schlicht ihren Anspruch auf Notstandshilfe verlieren.<br />

Wie man sich vorstellen kann, kam diese Dame um Haaresbreite<br />

nicht in die engere Auswahl. Und auch ich bin meiner Berufswahl<br />

treu geblieben <strong>und</strong> habe nicht ins Lehrfach gewechselt. Wobei es<br />

mir beileibe keine großen Schwierigkeiten bereitet hätte, diese<br />

„H<strong>aus</strong>aufgabe“ zu benoten.<br />

48


das hochprozentige Interview<br />

Manuela Vorwerk, Chemie, r<strong>und</strong> 450 MitarbeiterInnen<br />

Eine Zeitlang waren wir intensiv auf <strong>der</strong> Suche nach Fachkräften für den Tiefbau. Gemeinsam mit einem<br />

Kollegen hatte ich zahllose Bewerbungen geprüft <strong>und</strong> schließlich auch Vorstellungsgespräche geführt.<br />

Eines Tages, kurz bevor wie<strong>der</strong> ein Bewerber zu uns kam, plau<strong>der</strong>ten wir über den vergangenen Tag. Mein<br />

Kollege erzählte, dass er nach <strong>der</strong> Arbeit noch mit <strong>der</strong> Abteilung unterwegs war. Es schien ein sehr lustiger<br />

Abend gewesen zu sein, <strong>der</strong> <strong>–</strong> wie es sich manchmal netterweise ergibt, wenn man eigentlich vorhat, zeitiger<br />

zuh<strong>aus</strong>e zu sein <strong>–</strong> eben etwas länger dauerte. Und so wurde <strong>aus</strong>gelassen das Afterwork gefeiert <strong>und</strong><br />

das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gläschen auch über den Durst getrunken. Nun gut, beschwingt durch den netten<br />

Pl<strong>aus</strong>ch warteten wir gut gelaunt auf unseren Kandidaten.<br />

Als <strong>der</strong> Bewerber kam, gingen wir ins Besprechungszimmer <strong>und</strong>, oh wie peinlich, es breitete sich ein<br />

wirklich intensiver Alkoholgeruch im Raum <strong>aus</strong>. Umgehend wurde unser sonst so seriöses Besprechungszimmer<br />

zumindest in olfaktorischer Hinsicht in ein Altwiener Beisl verwandelt. Wir führten das Gespräch<br />

natürlich gewohnt professionell weiter, aber ich konnte an nichts An<strong>der</strong>es denken, als daran, wie peinlich<br />

es doch war, dass <strong>der</strong> Kollege, <strong>der</strong> am Vortag unterwegs gewesen war, immer noch eine Alkoholfahne<br />

hatte. Aber was soll’s, da musste ich jetzt durch. Wir führten also das Gespräch bei möglichst flacher<br />

Atmung zu Ende, <strong>der</strong> Bewerber ging <strong>und</strong> ... das verräterische Aroma mit ihm.<br />

OMG!<br />

Daraufhin wurde die Situation für mich klar <strong>und</strong> ich sagte zu meinem Kollegen: „Also, ich hatte den<br />

Eindruck, dass <strong>der</strong> Bewerber nach Alkohol roch.“ Auch <strong>der</strong> Kollege meinte, dass ihm die Fahne schon<br />

aufgefallen wäre. Geplagt von meinem schlechten Gewissen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Fehleinschätzung meinerseits<br />

musste ich ihm dann doch gestehen: „Ich hatte ja eigentlich zuerst geglaubt, dass das du warst.“<br />

Darauf haben wir wirklich herzhaft gelacht. Denn natürlich war es <strong>der</strong> Bewerber gewesen, <strong>der</strong> mir zwar<br />

gar nicht angetrunken vorkam, aber dennoch stark nach Alkohol roch, <strong>und</strong> nicht mein sehr geschätzter<br />

Kollege.<br />

Gegen weitere Afterwork-Abende ist also zum Glück nichts einzuwenden.<br />

49


Wir standen nun zu viert ratlos um die im Stuhl verkeilte<br />

Managerin herum <strong>und</strong> überlegten, wie wir sie befreien könnten.<br />

Eine r<strong>und</strong>e Sache<br />

anonym, Dienstleistung, r<strong>und</strong> 280 MitarbeiterInnen<br />

Kugelblitz <strong>–</strong> so war <strong>der</strong> in einem mittelständischen Dienstleistungsunternehmen kolportierte Spitzname<br />

einer für ihre aufbr<strong>aus</strong>ende Art bekannten Abteilungsleiterin mittleren Alters. Die Dame zeichnete<br />

sich durch ein <strong>aus</strong>geprägtes Selbstbewusstsein, ihre streitbare Art <strong>und</strong> durch ein überdurchschnittliches<br />

Lebendgewicht <strong>aus</strong>. Eine Kombination, <strong>der</strong> niemand gerne ins Gehege kam.<br />

Eines Tages, ich war damals noch ganz junger Personalleiter, konfrontierte mich die Dame mit einer<br />

Gehaltsthematik, die nicht zu ihrer Zufriedenheit gelöst worden war. Im Gr<strong>und</strong>e eine Kleinigkeit, die zu<br />

einem Staatsdrama aufgeb<strong>aus</strong>cht wurde. Als gelernter Dienstleister gab ich klein bei, um die Situation zu<br />

deeskalieren, <strong>und</strong> bat die Leiterin <strong>der</strong> Personaladministration im Büro nebenan um eine sachliche Klärung.<br />

Ich ging in mein Büro zurück <strong>und</strong> war froh, <strong>der</strong> geballten Aggression entkommen zu sein. Einige Minuten<br />

später kam die Leiterin <strong>der</strong> Personaladministration zu mir <strong>und</strong> bat mich aufgeregt um Hilfe. Ich dachte in<br />

dem Moment, dass <strong>der</strong> Konflikt letzten Endes doch eskaliert wäre, doch die Kollegin gab mir zu verstehen,<br />

dass es sich um eine wirklich peinliche Situation handelte, die ich mir ansehen sollte.<br />

Ich wechselte in den Nebenraum, wo sich mir ein skurriler Anblick bot: Zwei meiner Kollegen versuchten,<br />

die Abteilungsleiterin <strong>aus</strong> einem Bürostuhl mit Armlehnen zu befreien, einer zog an den Händen, einer<br />

am Stuhl. Was war passiert? Die füllige Dame hatte sich bei <strong>der</strong> hitzigen Debatte mit Schwung in einen<br />

Bürostuhl mit Seitenlehnen fallen lassen. Als sie sich nach <strong>der</strong> Diskussion endlich beruhigt hatte <strong>und</strong><br />

erheben wollte, steckte sie im Stuhl fest.<br />

Wir standen nun zu viert ratlos um die im Stuhl verkeilte Managerin herum <strong>und</strong> überlegten, wie wir sie<br />

befreien könnten. Um Dynamik in die Situation zu bringen, entschuldigte ich mich bei <strong>der</strong> Dame <strong>und</strong> bat<br />

um Verständnis, dass ich sie als Mann nun an einer sensiblen Körperstelle anfassen müsste, was wortlos<br />

mit einem zustimmenden Nicken quittiert wurde. Ich versuchte, die zwischen den Lehnen verzwickten<br />

Körperfüllungen zu manövrieren, während zwei Kollegen an den Sesselbeinen <strong>und</strong> eine Kollegin an den<br />

Händen des Opfers zogen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, aber letztendlich waren wir gemeinsam<br />

erfolgreich. Die Dame flutschte förmlich <strong>aus</strong> dem Bürostuhl, streckte sich im Bewusstsein ihrer wie<strong>der</strong>gewonnenen<br />

Freiheit durch, strich ihr Kleid zurecht <strong>und</strong> entschwand wortlos, als ob nichts geschehen wäre.<br />

50


Wir zurückgelassenen Helfer sahen uns an, <strong>und</strong> wie auf Kommando begannen wir vier gleichzeitig loszulachen.<br />

Ein Lachen, das mehr befreienden als spottenden Charakter hatte.<br />

Es kam übrigens nach dieser Begebenheit auch nicht mehr vor, dass sich die Abteilungsleiterin je wie<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> HR-Abteilung beschwerte.<br />

51


Die Angeberin<br />

Denise Büttner, IT & Engineering, r<strong>und</strong> 850 MitarbeiterInnen<br />

Auf einer Messe an <strong>der</strong> Uni in Frankfurt kam eine Bewerberin auf mich zu <strong>und</strong> wollte sich über unser<br />

Unternehmen informieren. Sie war sehr interessiert <strong>und</strong> fragte mich auch, mit welcher Software wir<br />

denn arbeiten würden. Die Frage freute mich sehr, denn endlich schien ich eine tatsächlich in IT versierte<br />

Bewerberin gef<strong>und</strong>en zu haben, die die geeigneten Fragen stellte. So hoffte ich auf einen interessanten,<br />

fachlichen Aust<strong>aus</strong>ch.<br />

Selbstverständlich nutzen wir als IT-Entwickler unsere eigene Software <strong>–</strong> wir haben ja vollstes Vertrauen<br />

in unsere Produkte <strong>–</strong>, also erklärte ich <strong>der</strong> jungen Dame: „Wir arbeiten mit baseTop.“ Daraufhin antwortete<br />

die Bewerberin voller Überzeugung <strong>und</strong> Enthusiasmus: „Oh, mit baseTop. Ja, diese Software kenne<br />

ich nur zu gut, damit habe ich bereits drei Jahre lang intensiv gearbeitet.“ Spannend, dachte ich! Denn da<br />

<strong>aus</strong>schließlich unser Unternehmen diese Software nutzt <strong>und</strong> die Dame noch nie bei uns beschäftigt war,<br />

war das schier unmöglich.<br />

Plötzlich sah ich förmlich ein Engelchen links <strong>und</strong> ein Teufelchen rechts an meiner Schulter aufpoppen.<br />

Sollte ich die Bewerberin aufklären? Ach nö, dachte ich, nach st<strong>und</strong>enlanger Steherei auf <strong>der</strong> Messe wäre<br />

auch mir einmal etwas Spaß gegönnt. Und so konnte ich es mir nicht verkneifen <strong>und</strong> befragte die junge<br />

Dame nach einigen Funktionen von baseTop. Überraschen<strong>der</strong>weise verstummte die bisher so redselige<br />

Bewerberin plötzlich. Ihre Verlegenheit war wohl Strafe genug für ihre Prahlerei. Der erhoffte fachliche<br />

Aust<strong>aus</strong>ch fand danach sehr zu meinem Bedauern nicht mehr statt.<br />

T<strong>aus</strong>che eineN Korb voll Kuchen gegen Job<br />

anonym, Sanitär- <strong>und</strong> Heizungsgroßhandel, r<strong>und</strong> 740 MitarbeiterInnen<br />

Das Sekretariat <strong>der</strong> Geschäftsleitung sollte dringend neu besetzt werden. Für diese sensible Position durfte<br />

ich zahlreiche Sondierungsgespräche führen, <strong>aus</strong> denen mir zwei amüsante Begebenheiten in Erinnerung<br />

geblieben sind.<br />

52


Eine Dame erschien in bunten Flip-Flops, im floral gemusterten Sommerkleidchen <strong>und</strong> mit einem<br />

überdimensionalen Einkaufskorb zum Termin. In dem Korb befand sich offensichtlich nur ihre Geldbörse<br />

<strong>–</strong> das hatten wir, getrieben von kindlicher Neugier, sogleich verstohlen verifiziert.<br />

Nach dem Gespräch spähten wir <strong>der</strong> Bewerberin<br />

neugierig <strong>aus</strong> dem Fenster nach: Vielleicht war sie ja zu<br />

Fuß unterwegs <strong>und</strong> hatte geplant, auf dem Nachh<strong>aus</strong>eweg<br />

in das nahe gelegene Lebensmittelgeschäft zum<br />

Einkaufen zu gehen? Doch nein, direkt vor dem H<strong>aus</strong><br />

stieg sie in ihr dort geparktes Auto. Mich würde bis heute<br />

interessieren, welche Bewandtnis es tatsächlich mit dem<br />

großen Korb beim Vorstellungsgespräch hatte.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Bewerberin hatte ihrer ursprünglichen<br />

Bewerbungsmappe keine Dienstzeugnisse beigefügt<br />

<strong>und</strong> brachte diese nun direkt zum Gespräch mit. Für<br />

uns handelte es sich im Prinzip um reine Formsache,<br />

beim raschen Abgleich mit ihrem Lebenslauf stutzten<br />

wir jedoch: Die Tätigkeiten <strong>aus</strong> den beiden Dokumenten<br />

stimmten so<br />

gar nicht überein.<br />

Auf den zweiten, detaillierteren Blick mussten wir lei<strong>der</strong><br />

feststellen, dass die sympathische Dame ihre bisherigen<br />

Leistungen nicht etwa bescheiden heruntergespielt<br />

hatte, son<strong>der</strong>n lei<strong>der</strong> nicht einmal die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Gr<strong>und</strong>qualifikationen für die Stelle besaß.<br />

Behutsam darauf angesprochen, seufzte sie tief <strong>und</strong><br />

erklärte uns: „Ach, ich möchte schon so lange Sekretärin<br />

werden. Ich verspreche Ihnen, wenn ich den Job bekomme,<br />

bringe ich jede Woche einen Kuchen mit.“<br />

53


„Für diese Position strebe ich ein Jahresbruttoeinkommen von 34 * 10 3 an.“<br />

Die groSSe Überraschung im Sommerkleidchen<br />

anonym, Papierindustrie, r<strong>und</strong> 320 MitarbeiterInnen<br />

In unserem Unternehmen ging es turbulent zu, denn die alten Firmeninhaber hatten sich zur Ruhe<br />

gesetzt <strong>und</strong> eine Neuübernahme stand ins H<strong>aus</strong>. Zwar hatten wir die neue Eigentümerin noch nicht<br />

kennengelernt, aber es hieß, dass eine Enkelin die Nachfolge antreten sollte. Natürlich waren wir alle sehr<br />

gespannt darauf, wie sich die „Neue“ machen würde.<br />

Einen kleinen Vorgeschmack hatten wir ja bereits bekommen, als wir beauftragt wurden, zusätzliches<br />

Personal zu rekrutieren. Das Briefing kam per E-Mail <strong>und</strong> war über<strong>aus</strong> höflich <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich formuliert,<br />

stellte jedoch eine enorme Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung für uns dar: Die neuen MitarbeiterInnen sollten nicht nur<br />

Erfahrung mit SAP haben, son<strong>der</strong>n auch noch hochqualifiziert <strong>und</strong> dynamisch sein. Dementsprechend<br />

war die Auswahl nicht sehr groß. Bewerbungsschreiben trudelten zwar massenweise ein, aber es gab<br />

kaum KandidatInnen, die den gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen wirklich entsprachen. Also wollten wir uns erst<br />

einmal persönlich ein Bild <strong>der</strong> BewerberInnen machen <strong>und</strong> luden jene zu einem Vorstellungsgespräch ein,<br />

die den Anfor<strong>der</strong>ungen am ehesten entsprachen.<br />

An diesem Sommernachmittag war es unglaublich heiß <strong>und</strong> ein Termin jagte den an<strong>der</strong>en. Als wir bereits<br />

unzählige Bewerbungsgespräche hinter uns gebracht hatten, fiel auch noch die Klimaanlage <strong>aus</strong> <strong>und</strong><br />

wir waren <strong>der</strong> Erschöpfung nahe. Endlich hatten wir den letzten Kandidaten verabschiedet <strong>und</strong> wollten<br />

gerade Schluss machen, da erschien, wie <strong>aus</strong> heiterem Himmel, eine bezaubernde junge Dame im luftigen<br />

Sommerkleidchen, frisch wie <strong>der</strong> junge Frühling, in unserem Büro <strong>und</strong> ließ sich unbekümmert auf dem<br />

Sofa nie<strong>der</strong>. Ohne sich vorzustellen, begann sie wie ein Wasserfall zu plau<strong>der</strong>n, erzählte von ihrem H<strong>und</strong>,<br />

ihrer neuen Wohnung, ihren Hobbys <strong>und</strong> ihrer Familiensituation. Sie war einfach nicht zu bremsen.<br />

Ihre Dreistigkeit war auf gewisse Weise faszinierend, <strong>und</strong> so hörten wir ihr eine Zeitlang zu, ehe ich sie mit<br />

<strong>der</strong> Frage unterbrach, wie denn ihr Name wäre <strong>und</strong> für welche Position sie sich denn vorstelle, ich könnte<br />

hier keine Bewerbungsunterlagen mehr finden. „Das w<strong>und</strong>ert mich nicht, ich habe mich auch nicht<br />

beworben, denn ich habe bereits einen Job. Ich bin die neue Firmeninhaberin“, kam es gelassen von ihren<br />

bezaubernden Lippen.<br />

54


Höhere Mathematik<br />

Sabrina Pint, Personalberatung, r<strong>und</strong> 10 MitarbeiterInnen<br />

IT-Positionen zu besetzen ist eine Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung, keine Frage. Aber Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen sind mein<br />

Spezialgebiet. Insofern freue ich mich immer, wenn es gilt, einen „Tekkie“ zu recruiten <strong>–</strong> <strong>und</strong> war eigentlich<br />

auch stets <strong>der</strong> Meinung, über das dazu nötige, angemessen f<strong>und</strong>ierte technisch-mathematische Wissen<br />

zu verfügen.<br />

In einem verregneten Frühjahr vor ein paar Jahren sollte ich eindrucksvoll eines Besseren belehrt werden:<br />

Für eine her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>nde IT-Position hatte ich eine Stellen<strong>aus</strong>schreibung nach allen Regeln <strong>der</strong> Kunst<br />

gestaltet <strong>–</strong> IT-ExpertInnen sind schließlich eine recht gefragte Spezies <strong>–</strong> <strong>und</strong> wie immer auch um die Gehaltsvorstellung<br />

<strong>der</strong> Interessierten gebeten. Nicht selten war es mir in <strong>der</strong> Vergangenheit passiert, meine<br />

Wunschkandidatin vor dem geistigen Auge schon auf <strong>der</strong> Weihnachtsfeier tanzen zu sehen, nur um beim<br />

ersten Gespräch festzustellen, dass ihre finanziellen Vorstellungen <strong>und</strong> meine Möglichkeiten <strong>–</strong> fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>aus</strong>gedrückt <strong>–</strong> Lichtjahre trennten.<br />

Offenbar hatte ich mit meiner Ausschreibung voll ins Schwarze getroffen, denn bereits am ersten Tag waren<br />

zahlreiche Bewerbungen eingetrudelt. Gespannt klickte ich mich durch die Lebensläufe <strong>und</strong> Anschreiben,<br />

um mir einen Überblick zu verschaffen <strong>–</strong> nur um kurz darauf bei einer <strong>der</strong> Bewerbungen hängenzubleiben.<br />

Hatte ich mich verlesen? War dem Kandidaten ein Tippfehler unterlaufen? Ich vergewisserte mich nochmals.<br />

Nein, da stand tatsächlich: „Für diese Position strebe ich ein Jahresbruttoeinkommen von 34*10 3 an.“<br />

Verstohlen blickte ich mir über die Schulter: Stand irgendwo mein Mathematiklehrer <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>und</strong><br />

lachte sich ins Fäustchen? Aber es war dem Kandidaten wohl wirklich ernst. Und ich kam somit nicht<br />

umhin, in den Tiefen meines Gehirns nach meinen verschollenen Kenntnissen <strong>der</strong> Schulmathematik zu<br />

forschen. Denn meine KollegInnen um Rat zu fragen, ließ mein Stolz selbstverständlich nicht zu.<br />

Nach mühsamem Hin <strong>und</strong> Her, drei Rippen Schokolade <strong>und</strong> einem zerbrochenen Taschenrechner (ich<br />

hatte ihn <strong>aus</strong> Frust offenbar etwas zu fest gegen die Wand geworfen) errechnete ich schließlich ein<br />

gewünschtes Jahresbruttoeinkommen von 34.000 Euro. Nicht ganz ohne Stolz, muss ich zugeben. Zwar<br />

passte das Profil des Kandidaten letztlich doch nicht optimal zur <strong>aus</strong>geschriebenen Stelle <strong>–</strong> aber jedes Mal,<br />

wenn ich nun einen Taschenrechner zur Hand nehme, muss ich mit einem Schmunzeln an ihn denken.<br />

55


„Es würde mich interessieren, ob Ihre Oberweite echt ist. Darf ich mal greifen?“<br />

Fragte ich mich doch, wie die potenziellen KollegInnen auf<br />

eine „Beurlaubung wegen Haftstrafe“ reagiert hätten.<br />

Nachdem er statt Arbeitslosengeld nun Notstand beziehen musste, benötigte er<br />

dringend Geld <strong>und</strong> hatte daher den Entschluss gefasst, irgendeine Arbeit anzunehmen.<br />

Er lehnte sich zurück, betrachtete stolz seine doch von übermäßigem Bierkonsum<br />

gekennzeichnete Wampe <strong>und</strong> legte seine Füße auf meinen Schreibtisch.


in abenteuerlichen High heels<br />

zur Partnervermittlung


… bevor ich noch empört reagieren konnte, schossen ihre<br />

beiden Hände nach vor <strong>und</strong> grapschten nach meinem Busen.<br />

Eine Grapsch -Affäre<br />

Barbara Yiangou, Personaldienstleistung, r<strong>und</strong> 1.300 Mitarbeiter<br />

Bei einem Bewerbungsgespräch müssen KandidatInnen zwar ihren gesamten beruflichen Werdegang<br />

offenlegen, aber private, vor allem intime Angelegenheiten gehören nicht dazu.<br />

Das sah eine Bewerberin, die sich bei mir für eine Stelle im gehobenen Assistenzbereich vorstellte, sichtlich<br />

an<strong>der</strong>s. Ihr Auftreten war sehr souverän <strong>und</strong> sie machte einen über<strong>aus</strong> kompetenten Eindruck. Auch<br />

hatte sie einen sehr stabilen Lebenslauf inklusive Vorgeschichte bei einem traditionellen Versicherungsunternehmen.<br />

Das Bewerbungsgespräch verlief bestens, die Gesprächsatmosphäre war höchst angenehm <strong>und</strong> entspannt.<br />

Ich war sehr beeindruckt von dem gesamten Erscheinungsbild <strong>der</strong> jungen Dame. Was mich dazu<br />

veranlasste, ihr ein nettes Kompliment zu ihrer Professionalität zu machen. Es kann sein, dass sie das völlig<br />

missverstand, denn sie wurde daraufhin sehr privat, um nicht zu sagen aufdringlich.<br />

Als ich mich zum Abschluss des Bewerbungsgesprächs erk<strong>und</strong>igte, ob sie noch Fragen hätte, geschah<br />

etwas völlig Unerwartetes: „Es würde mich interessieren, ob Ihre Oberweite echt ist. Darf ich mal greifen?“,<br />

kam es nonchalant von den Lippen <strong>der</strong> „seriösen“ Bewerberin, <strong>und</strong> bevor ich noch empört reagieren konnte,<br />

schossen ihre beiden Hände nach vor <strong>und</strong> grapschten nach meinem Busen. Ich erstarrte vor Schreck.<br />

Nachdem ich mich etwas gefangen hatte, äußerte ich meinen Unmut <strong>und</strong> gab ihr deutlich zu verstehen,<br />

dass solche Intimitäten im Rahmen eines Bewerbungsgespräches viel zu weit gehen würden. „Ist doch<br />

nichts dabei, wir sind ja unter uns Frauen “, meinte sie seelenruhig, „ich möchte nämlich auch meine<br />

Brüste operieren lassen <strong>und</strong> bin auf <strong>der</strong> Suche nach einem guten Schönheitschirurgen. Bei Ihnen hat einer<br />

offenbar gute Arbeit geleistet, denn ihr Busen sieht ja recht nett <strong>aus</strong>.“<br />

Das sollte wohl ein Kompliment sein. Ich wi<strong>der</strong>stand dem Impuls, ihr zu erklären, dass ich meine Oberweite<br />

keineswegs einem Schönheitschirurgen zu verdanken hätte. Stattdessen erklärte ich <strong>der</strong> Dame<br />

entschieden, dass dieses Gespräch für mich beendet wäre. Daraufhin verließ sie zutiefst beleidigt mein<br />

Büro.<br />

58


Faxereien<br />

Ing. Erich Rathgeb, Automotive/KFZ-Produktion, r<strong>und</strong> 15.000 MitarbeiterInnen<br />

Die Geschichte spielte sich vor vielen Jahren ab, als ich noch als junger Ingenieur in <strong>der</strong> Kalkulation tätig<br />

war. Ich sollte für meinen Vorgesetzten, <strong>der</strong> in Brasilien auf einer wichtigen Preiskonferenz war, Kalkulationen<br />

für unsere Produkte erstellen. Eine mühselige Arbeit, die enorm viel Zeit in Anspruch nahm <strong>und</strong> mit<br />

entsprechen<strong>der</strong> Akribie erledigt werden musste. Immerhin hing sowohl <strong>der</strong> Verkaufserfolg als auch in<br />

weiterer Folge das wirtschaftliche Ergebnis des Unternehmens von genau diesen Kalkulationen ab.<br />

Ich muss kurz erwähnen, dass sich diese Geschichte in einem Zeitalter zutrug, in dem wir armen Arbeitstiere<br />

uns we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schnelligkeit von E-Mails noch <strong>der</strong> unendlichen Weiten des Internets bedienen konnten<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Informationstransfer primär per Post abgewickelt wurde. Für die damaligen vorsintflutlichen<br />

Verhältnisse arbeiteten wir bereits auf dem höchsten Stand <strong>der</strong> Technik <strong>–</strong> <strong>und</strong> versendeten Unterlagen<br />

<strong>und</strong> Kalkulationen via Fax in die große weite <strong>Welt</strong>.<br />

Aber kommen wir zur Geschichte zurück: Meine Aufgabe war es also, diese enorm wichtigen Kalkulationen<br />

per Fax nach Brasilien zu schicken. Natürlich gingen immer nur ein o<strong>der</strong> zwei Seiten auf einmal<br />

durch <strong>und</strong> ich musste jedes Mal bei <strong>der</strong> Sekretärin vor Ort anrufen <strong>und</strong> mir bestätigen lassen, dass die<br />

Seiten auch tatsächlich angekommen waren. Nach zwei nervenzerreißenden <strong>und</strong> schweißtreibenden<br />

St<strong>und</strong>en waren schlussendlich tatsächlich alle zehn(!) Seiten durch <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erhalt von <strong>der</strong> Sekretärin<br />

bestätigt.<br />

Als eine Woche später mein Chef erneut in Amt <strong>und</strong> Würden war, ließ ich es mir selbstverständlich nicht<br />

nehmen, ihn zu fragen, wie es denn in Brasilien gelaufen wäre <strong>und</strong> vor allem, ob meine mühselig übermittelte<br />

Kalkulation hilfreich gewesen wären. Er sah mich mit gequältem Gesichts<strong>aus</strong>druck an <strong>und</strong> erklärte<br />

mir, dass lei<strong>der</strong> keine einzige Seite lesbar bei ihm angekommen war <strong>und</strong> er vor Ort selbst die Kalkulation<br />

erneut berechnen musste. Hauptsache, ich hatte mich hier zwei St<strong>und</strong>en mit Fax, Sekretärin <strong>und</strong> Co<br />

gequält …<br />

Seit diesem Erlebnis habe ich jedenfalls eine klare Regel: Man muss Menschen nicht nur fragen, ob sie<br />

Dinge erhalten haben, son<strong>der</strong>n ob diese auch verstanden worden <strong>–</strong> o<strong>der</strong> in meinem Fall: lesbar <strong>–</strong> sind!<br />

59


60


Bewerbung mit Bewährung<br />

anonym, Industrie, r<strong>und</strong> 500 MitarbeiterInnen<br />

Für PersonalistInnen ist es ein alter Hut, mit dem sich aber jede <strong>und</strong> je<strong>der</strong> früher o<strong>der</strong> später <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>setzen<br />

muss: MitarbeiterInnen-Empfehlungen.<br />

Diese Empfehlungen gehören neben Vorstellungsgesprächen <strong>und</strong> Onboarding-Prozessen beinahe schon<br />

zum täglich Brot eines Recruiters. Sie können aber sowohl Fluch als auch Segen sein. Wenn jemand versucht,<br />

einer Person <strong>aus</strong> dem Verwandten- o<strong>der</strong> Bekanntenkreis einen Job zu verschaffen, kann es passieren,<br />

dass die vermittelte Person gar nicht genau weiß, was im späteren Beruf auf sie zukommt. Häufig<br />

passen die Qualifikationen auch nicht ideal zu <strong>der</strong> Stelle. Wenn allerdings ein Bürgermeister <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Region eine Empfehlung <strong>aus</strong>spricht, erhält eine Bewerbung beson<strong>der</strong>e Bedeutung.<br />

Vor einiger Zeit erhielten wir genau so eine Empfehlung. In vollstem Vertrauen auf den Bürgermeister gaben<br />

wir dem Bewerber eine Chance <strong>und</strong> luden ihn zum Bewerbungsgespräch ein. Der Kandidat verkaufte<br />

sich gut, <strong>und</strong> gleichwohl er nicht die ideale Besetzung für die offene Stelle war, ergab sich zumindest ein<br />

interessantes Gespräch. Auf unsere übliche letzte Frage, ob es noch etwas gäbe, das er uns erzählen wollte,<br />

offenbarte uns <strong>der</strong> Bewerber beiläufig, dass er noch eine Haftstrafe zu verbüßen hätte.<br />

Während ich noch in Schockstarre verweilte <strong>und</strong> zu überlegen versuchte, wie ich mit diesem doch eher<br />

ungewöhnlichen Problem umgehen sollte, war das Gespräch auch schon wie<strong>der</strong> beendet, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kandidat<br />

ließ mich sprachlos zurück. Auch wenn recht bald klar war, dass wir den Herrn nicht weiter für die<br />

Stelle in Betracht ziehen würden, fragte ich mich doch, wie die potenziellen KollegInnen auf eine<br />

„Beurlaubung wegen Haftstrafe“ reagiert hätten.<br />

Als ich dem Kandidaten schließlich wenige Tage später telefonisch absagen wollte, antwortete er mir nur<br />

kurz, dass sich die Bewerbung erledigt hätte, da er gerade verhaftet würde, <strong>und</strong> legte mit einem kurzen<br />

„Servus“ auf. Böse Zungen könnten behaupten, er wäre in seinem letzten Gespräch mit uns „kurz angeb<strong>und</strong>en“<br />

gewesen.<br />

61


Wissen Sie, dass laut Wikipedia <strong>der</strong> Hofrat mit HR abgekürzt wird?<br />

Blue Color Lea<strong>der</strong>chip<br />

Jörg Buckmann, Master of Frechmut, buckmanngewinnt.ch<br />

Eigentlich wollte ich in dieser Glosse über den Humor im HR a bisserl über den Titelwahn unserer östlichen<br />

Nachbarn, sprich unserer lieben Österreicherinnen <strong>und</strong> Österreicher, herziehen. Frau Magistra, Herr<br />

Hofrat, habe die Ehre. Wissen Sie, dass laut Wikipedia <strong>der</strong> Hofrat mit HR abgekürzt wird? Allein das wäre<br />

ja schon ein F<strong>und</strong>us für jede Menge lustiger Assoziationen. Ich verlasse jedoch lieber den eher heiklen<br />

Themenpfad <strong>und</strong> wende mich einem an<strong>der</strong>en Thema zu: dem eigentlichen HR.<br />

Ich liebe unsere deutsche Sprache. Sehr sogar. Das hat, um ganz ehrlich zu sein, nicht nur mit <strong>der</strong><br />

Tatsache zu tun, dass ich sie wirklich schön finde, son<strong>der</strong>n ist auch ein wenig dem Umstand geschuldet,<br />

dass es um mein Englisch nicht so gut bestellt ist. Und meine kurze Anekdote vom Englischen <strong>und</strong> dem<br />

Fakt, dass manche dieses gerne einstreuen, um damit ein weltmännisches Gebaren zu dokumentieren.<br />

O<strong>der</strong> ganz einfach, um damit anzugeben (womit wir fast schon wie<strong>der</strong> beim Ausgangspunkt <strong>der</strong><br />

„Titel“-Thematik wären). O<strong>der</strong> auch, um vermeintlich anzugeben. Denn <strong>der</strong> Schuss kann sehr wohl auch<br />

nach hinten losgehen, wie <strong>der</strong> Volksm<strong>und</strong> so w<strong>und</strong>erbar treffend formuliert. Meine Anekdote handelt also<br />

vom Englischen <strong>und</strong> von einer gewissen Schadenfreude. Einer übrigens ganz speziellen Humorform, die<br />

gerade im HR nicht selten anzutreffen ist. Und die kleine G‘schicht handelt gewissermaßen vom edlen<br />

Gegenteil <strong>der</strong> Schadenfreude, <strong>der</strong> altbewährten Selbstironie. Ich will darauf hin<strong>aus</strong>, dass man das mit dem<br />

Englischprahlen besser sein lassen sollte. Ich erinnere mich nämlich an einen Mitarbeiter, durch<strong>aus</strong> talentiert<br />

<strong>und</strong> auf jeden Fall auf- <strong>und</strong> zielstrebend, <strong>der</strong> in einem Projektpapier von nötiger Lea<strong>der</strong>chip schrieb.<br />

Dachte ich zuerst noch an einen Schreibfehler, so war mir nach <strong>der</strong> dritten Wie<strong>der</strong>holung des Wortes klar,<br />

dass es sich nicht um einen Irrtum handelte. Im Übrigen spreche ich hier auch nicht von einer frühen<br />

Form <strong>der</strong> Digitalisierung, in welcher Führungskräften ein entsprechen<strong>der</strong> Chip unter die Haut (o<strong>der</strong> unter<br />

die Zunge o<strong>der</strong> das Ohrläppchen, wer weiß das schon) operiert hätte werden sollen. Übrigens: … das „hätte<br />

werden sollen“ <strong>–</strong> das ist deutsche Sprache in Reinkultur, I love it!<br />

Also, mein Mitarbeiter schrieb frisch-fröhlich vom Lea<strong>der</strong>chip, <strong>und</strong> ich konnte mir ein Grinsen <strong>und</strong> eine<br />

süffisante Korrektur, natürlich mit Rotstift, nicht verkneifen. Aber da ist ja auch noch die Sache mit dem<br />

über-sich-selbst-lachen-Können. Diese ganz beson<strong>der</strong>e Form von Humor glänzt in unseren Gefilden (sprich<br />

Personalistenamtsstuben, o<strong>der</strong> wie man das in Austria auch immer nennt) noch immer großflächig durch<br />

62


Abwesenheit, scheint mir. Ich also lachte bei gerade jener Lea<strong>der</strong>chip-Episode auch über mein eigenes<br />

Malheur, das mir in jüngeren Jahren passiert war. Auch damals hatte ich ein Papier zur Stellungnahme auf<br />

meinem Pult. Und korrigierte den Schreibenden kopfschüttelnd, <strong>der</strong> von „Blue Collar“-Mitarbeitenden<br />

schrieb. „Collar“, dachte ich mir, „Farbe“ schreibt man „Color“, du Depp. Das weiß doch jedes Kind <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />

setzte den Rotstift an …<br />

Über das, was dann folgte, hülle ich den Mantel des Schweigens.<br />

Küss die Hand.<br />

Eine Komödie in drei Akten<br />

Mag. Andrea König, BA, kingandstars.com<br />

Wenige Dinge sind anstrengen<strong>der</strong>, als einen neuen Job zu suchen. Meistens ist dies mit unzähligen<br />

Bewerbungen, vielen Gesprächen <strong>und</strong> noch mehr Absagen verb<strong>und</strong>en. Selbst gut qualifizierte BewerberInnen<br />

haben es immer schwerer, rasch eine neue Anstellung zu finden. Aus Sicht <strong>der</strong> KandidatInnen wäre<br />

aber nichts schöner, als ohne irgendwelche Hürden in den neuen Job einzusteigen. Wer würde nicht gerne<br />

sämtliche Aufnahmetests überspringen <strong>und</strong> direkt mit dem Onboarding Day beginnen?<br />

In unserem firmeneigenen Bildungszentrum finden nicht nur regelmäßig interne Schulungen statt, auch<br />

die Assessment-Center für BewerberInnen werden dort durchgeführt. Wenn gleichzeitig die neuesten<br />

MitarbeiterInnen einen Welcome Day im selben H<strong>aus</strong> begehen, treffen Nervosität <strong>und</strong> Freude auf kleinem<br />

Raum aufeinan<strong>der</strong>. Auf <strong>der</strong> einen Seite jene, die sich erst beweisen müssen <strong>und</strong> angespannt auf ihre Prüfung<br />

warten, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die, die voller Vorfreude in ihren neuen Job starten. Die Erwartungen<br />

an den bevorstehenden Tag könnten also unterschiedlicher nicht sein.<br />

An besagtem Tag suchte eine Gruppe von BewerberInnen, die für das Assessment-Center angemeldet<br />

waren, den Portier auf, um nach dem Weg zu fragen. Die Nervosität vor <strong>der</strong> anstehenden Aufgabe war<br />

den KandidatInnen wohl nicht gerade ins Gesicht geschrieben, denn <strong>der</strong> Portier schickte sie direkt zum<br />

Onboarding Day <strong>der</strong> neuen MitarbeiterInnen.<br />

63


Nach kürzester Zeit machte sich bei den BewerberInnen jedoch Skepsis breit, nachdem sie nichts ahnend<br />

zu einer Veranstaltung kamen, bei <strong>der</strong> sie als neue KollegInnen begrüßt wurden. Der Weg führte sie also<br />

rasch wie<strong>der</strong> zurück zum Portier. Dieser dürfte vom gleichzeitig stattfindenden Assessment-Center nichts<br />

gewusst haben <strong>und</strong> versicherte <strong>der</strong> Gruppe, dass sie bei <strong>der</strong> vorigen Veranstaltung schon richtig wären.<br />

Die Situation glich immer mehr einer französischen Komödie <strong>aus</strong> den 70er-Jahren. Da <strong>der</strong> Portier aber<br />

kein Louis de Funès war <strong>und</strong> die Szene in einer Pointe enden ließ, begaben sich die KandidatInnen erneut<br />

zurück zum Onboarding Day <strong>und</strong> lernten dort drei St<strong>und</strong>en lang ihren vermeintlichen neuen Arbeitgeber<br />

kennen. Im Film würde sich de Funès längst vor den Bildschirmen <strong>der</strong> Sicherheitskameras totlachen.<br />

Da es sich aber doch um ein Drama des echten Lebens handelte <strong>und</strong> das erwartete Assessment-Center<br />

<strong>aus</strong>blieb, ließen die BewerberInnen schließlich nicht mehr locker. Die Situation klärte sich schlussendlich,<br />

<strong>und</strong> die KandidatInnen bekamen natürlich eine zweite Chance für den Aufnahmetest. Sollte jedoch einer<br />

<strong>der</strong> Bewerber den Test bestehen, dürften ihm beim Onboarding Day zumindest keine Überraschungen mehr<br />

erwarten.<br />

64


Das verkannte Genie<br />

anonym, IT, r<strong>und</strong> 890 MitarbeiterInnen<br />

Unsere Abteilung für „Forschung <strong>und</strong> Entwicklung“ ist immer<br />

auf <strong>der</strong> Suche nach brillanten Köpfen, die in Themen <strong>der</strong> neuen<br />

Technologien versiert sind <strong>und</strong> über ein Skillset verfügen, das<br />

sich zwischen sehr speziellen Programmiersprachen <strong>und</strong> Softwareentwicklungen<br />

bewegt.<br />

Eines Tages wurde mir vom Empfang eine Bewerberin gemeldet.<br />

Da ich gerade sehr beschäftigt war, achtete ich nicht auf den<br />

Namen. In diesem Augenblick stolzierte eine junge Frau auf<br />

abenteuerlichen High Heels in mein Büro. Das Outfit dieser<br />

Dame verschlug mir beinahe die Sprache. Nicht nur, dass ihr<br />

Make-up in allen Farben leuchtete, trug sie einen Minirock, <strong>der</strong><br />

nur das Allernötigste bedeckte, <strong>und</strong> zeigte ein Dekolleté, das sogar<br />

mich alten Hasen in Verlegenheit brachte <strong>–</strong> den männlichen<br />

Kollegen blieb bei ihrem Anblick ohnehin <strong>der</strong> M<strong>und</strong> offen.<br />

Obwohl ich die Erfahrung gemacht habe, dass gerade in <strong>der</strong><br />

IT-Branche die genialsten Geister oft völlig verrückt in Erscheinung<br />

treten, bin ich immer noch etwas konsterniert, wenn diese<br />

Leute bei einem Bewerbungsgespräch so <strong>aus</strong>geflippt auftreten.<br />

Als die Bewerberin ihren Namen nannte <strong>und</strong> ich diesen auf den<br />

mir vorliegenden Bewerbungsunterlagen vorfand, verschlug es<br />

mir vollends die Sprache. Die Dame war ein echter Kapaz<strong>und</strong>er<br />

mit IT-Skills <strong>und</strong> Arbeitserfahrungen, die mich schon beim ersten<br />

Durchlesen ihres Bewerbungsschreibens stark beeindruckt<br />

hatten. Von <strong>der</strong> Uni weg wurde sie in Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsabteilungen<br />

großer Konzerne geholt.<br />

65


Da soll noch einmal jemand sagen, Personalvermittlung<br />

hätte nichts mit Partnervermittlung zu tun.<br />

Ihre Zeugnisse waren voll des Lobes. Keine <strong>der</strong> bisherigen BewerberInnen konnte ihr nur annähernd das<br />

Wasser reichen.<br />

Ich engagierte sie vom Fleck weg, <strong>und</strong> heute ist sie das Zugpferd in ihrer Abteilung. Zwar hat unser Genie<br />

ihre äußere Erscheinung nicht ganz den Gepflogenheiten des Unternehmens angepasst <strong>–</strong> mittlerweile ist<br />

ihr Haar blau gefärbt <strong>–</strong>, aber ihr Dekolleté ist züchtig verhüllt <strong>und</strong> ihre Röcke sind so lang, dass sie bei den<br />

männlichen Kollegen keine Schnappatmung mehr verursachen.<br />

Der Rohr-Kuchen<br />

Manuela Vorwerk, Chemie, r<strong>und</strong> 450 MitarbeiterInnen<br />

In unserer Firma ist es Usus, dass im Zuge des Bewerbungszyklus beim Zweitgespräch eine zusätzliche<br />

Aufgabe gestellt wird. Diese passt gewiss auch stets zur gesuchten Funktion.<br />

Als wir neue, junge Mitarbeitende für die Innendiensttätigkeit zur Betreuung unserer Technik-Produkte<br />

suchten, war das selbstverständlich nicht an<strong>der</strong>s. In diesem konkreten Fall sollten die BewerberInnen eine<br />

Präsentation über das Nahwärmerohrsystem <strong>–</strong> eines unserer Produkte <strong>–</strong> erstellen. Die Aufgabe dabei war,<br />

das Produkt einerseits darzustellen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits natürlich auch zu erklären.<br />

Die BewerberInnen machten das allesamt sehr gut. Einer jedoch stach eindeutig <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Menge hervor.<br />

Der Kandidat hatte seine Präsentation sehr beeindruckend mit Flipchart <strong>und</strong> PowerPoint gestaltet <strong>–</strong> alles<br />

über<strong>aus</strong> professionell. Das absolute Highlight war, dass er mit seiner Fre<strong>und</strong>in am Vortag einen Kuchen in<br />

Form dieses speziellen Rohres gebacken hatte. Das war eine total überraschende <strong>und</strong> über alles Übliche<br />

hin<strong>aus</strong>gehende Idee, die uns wahrlich den Tag versüßt hat!<br />

Keine Frage, dass wir diesen jungen Mann für unser Team haben wollten <strong>–</strong> natürlich nicht nur wegen <strong>der</strong><br />

Hoffnung auf eine gelegentliche Kuchenlieferung.<br />

Wir freuen uns sehr, dass das Bäckertalent auch heute noch bei uns ist.<br />

66


Märchenhaft<br />

Mag. Andrea Zeilinger, Personal<strong>aus</strong>wahl & Entwicklung, www.zeilinger-personalberatung.at<br />

Hand aufs Herz, wer freut sich nicht, wenn man mal wie<strong>der</strong> den perfekten Kandidaten für genau die<br />

richtige Position gef<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong> dabei Arbeitgeber <strong>und</strong> ArbeitnehmerIn so richtig glücklich gemacht<br />

hat? Die Vermittlung eines geeigneten Kandidaten für eine ganz bestimmte Stelle ist eben manchmal<br />

mit <strong>der</strong> Arbeit einer Partnervermittlung zu vergleichen. Da fragt man auf beiden<br />

Seiten die Erwartungen ab, um dann zu prüfen, ob <strong>und</strong> wie gut die<br />

Eigenschaften, Wünsche <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen miteinan<strong>der</strong><br />

harmonieren. Selbstverständlich muss<br />

man auch bei beruflichen Aspekten darauf<br />

achten, dass bei zu viel Harmonie schnell<br />

Langeweile aufkommen kann. Es sollte also<br />

die perfekte Mischung sein.<br />

Hat man es geschafft, die passenden zwei zusammenzuführen,<br />

sind alle Beteiligten glücklich<br />

<strong>und</strong> starten in ein gemeinsames berufliches Leben.<br />

Wie weit dieses Glück jedoch gehen kann, war<br />

mir bis zu einem gewissen Auftrag nicht bekannt.<br />

Vor meiner Selbstständigkeit in Wien war ich in<br />

meiner Heimatstadt Linz bei einer renommierten<br />

Personalberatung als Beraterin tätig. Eines schönen<br />

Tages landete ein spannen<strong>der</strong> Suchauftrag auf meinem<br />

Schreibtisch. Der Verwaltungsdirektor eines großen Kulturbetriebes<br />

in Linz suchte eine Marketingassistentin als<br />

Stabsstelle. Beim <strong>aus</strong>führlichen Briefing-Gespräch für die<br />

Suche schil<strong>der</strong>te er mir seine Anfor<strong>der</strong>ungen, Wünsche <strong>und</strong><br />

Erwartungen so anschaulich, dass sich die perfekte Kandidatin<br />

fast schon vor meinem inneren Auge materialisierte.<br />

67


Das Profil war dann auch tatsächlich so präzise, dass wir schon nach einer kurzen <strong>und</strong> knackigen Suche<br />

seine Traumkandidatin gef<strong>und</strong>en hatten.<br />

So weit, so erfolgreich <strong>und</strong> erfreulich. Jahre später erfuhr ich dann bei einem lustigen Abendessen bei<br />

Fre<strong>und</strong>en des Bru<strong>der</strong>s des besagten Direktors, dass die beiden sogar privat ein Paar geworden waren.<br />

Sie hatten so gut harmoniert, dass sie sich verliebten, zusammenzogen <strong>und</strong> sogar heirateten.<br />

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich <strong>und</strong> zufrieden zusammen.<br />

Da soll noch einmal jemand sagen, Personalvermittlung hätte nichts mit Partnervermittlung zu tun ;-)<br />

Darf ich bitten?<br />

Magdalena Schöberl, willhaben<br />

Je<strong>der</strong> möchte den besten Eindruck machen, wenn er in einem neuen Unternehmen anfängt. Mir ist es<br />

allerdings gelungen, noch vor meinem Arbeitsbeginn gleich einen peinlichen Lapsus zu begehen.<br />

Es war Vorweihnachtszeit <strong>und</strong> die Firmenfeiern waren voll im Gange. Auch die Firma, bei <strong>der</strong> ich am<br />

1. Januar des kommenden Jahres zu arbeiten anfangen sollte, lud ihre Angestellten zu einem kulinarischen<br />

Weihnachtsessen in ein tolles Restaurant ein. Obwohl ich noch nicht mal dort beschäftigt war, durfte ich<br />

dabei sein.<br />

Wie das bei Weihnachtsfeiern nun einmal so ist, wird vor <strong>der</strong> eigentlichen Festivität die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Ansprache gehalten. So auch hier. Einige, mir natürlich vollkommen unbekannte Menschen erzählten in<br />

launigen Worten vom vergangenen Jahr <strong>und</strong> von den Plänen <strong>und</strong> Zielen für das kommende. Nach den<br />

Reden wurde das Festmahl serviert. Es schmeckte köstlich, alle waren guter Laune <strong>und</strong> ich unterhielt mich<br />

prächtig mit meinen zukünftigen KollegInnen. Als die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte, wurden die<br />

Tische weggeräumt <strong>und</strong> man begann zu tanzen. Lei<strong>der</strong> saß ich etwas abseits, <strong>und</strong> so wurde ich von<br />

niemandem zum Tanz aufgefor<strong>der</strong>t.<br />

68


Ich schaute dem Treiben zwar eine Zeit lang zu, da<br />

das Tanzen aber meine große Leidenschaft ist, hielt<br />

es mich nicht länger an meinem Platz. Ich reihte<br />

mich in eine Gruppe von Mädels ein <strong>und</strong> wir<br />

drehten <strong>aus</strong>gelassen einige R<strong>und</strong>en durch den<br />

Saal. Als uns langsam die Luft <strong>aus</strong>ging <strong>und</strong> wir<br />

durstig wurden, gingen wir ans Buffet, um uns<br />

mit einem Gläschen Sekt zu stärken.<br />

Da sprach mich eine <strong>der</strong> Frauen an <strong>und</strong> erk<strong>und</strong>igte<br />

sich, wie es mir denn hier gefiele <strong>und</strong> ob ich schon alle<br />

neuen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen kennengelernt hätte.<br />

Wir plau<strong>der</strong>ten so dahin, <strong>und</strong> wie das bei einem Smalltalk<br />

oft so ist, vergaß ich völlig darauf, mich vorzustellen.<br />

Nachdem wir uns einige Zeit angeregt unterhalten hatten, wollte meine Gesprächspartnerin wissen,<br />

wann ich denn in <strong>der</strong> Firma anfangen würde. Nachdem ich geantwortet hatte, stellte ich völlig ungezwungen<br />

die Gegenfrage: „Und was machst du eigentlich?“ Da nannte sie ihren Namen <strong>und</strong> ich fiel <strong>aus</strong><br />

allen Wolken, denn es war die Geschäftsführerin, meine neue Arbeitgeberin. Da fiel es mir wie Schuppen<br />

von den Augen: Na klar! Sie hatte ja auch eine <strong>der</strong> Reden zu Beginn des Abends gehalten. Ich Schaf! Am<br />

liebsten hätte ich mich unter dem nächsten Tisch verkrochen. Nie hätte ich erwartet, dass jemand in ihrer<br />

Position so ungezwungen mit uns Mädels tanzen würde.<br />

Sofort entschuldigte ich mich bei ihr, aber sie nahm es locker <strong>und</strong> amüsierte sich köstlich über meine<br />

Verlegenheit. Ich tröstete mich damit, dass sie ja nicht so genau wusste, wer ich war. Doch da irrte ich. Sie<br />

wusste ganz genau, wer ich war, in welcher Abteilung ich arbeiten würde, <strong>und</strong> erklärte mir, dass sie sich<br />

meinen Namen so gut gemerkt hätte, weil ihre Nichte ebenfalls Magdalena hieße.<br />

Tatsächlich hatte mein Tänzchen mit <strong>der</strong> Geschäftsführerin auch keinerlei negative Nachwirkungen.<br />

69


Er lehnte sich zurück, betrachtete stolz seine doch von übermäßigem Bierkonsum<br />

gekennzeichnete Wampe <strong>und</strong> legte seine Füße auf meinen Schreibtisch.<br />

Ein rachsüchtiger Bewerber<br />

anonym, Dienstleistung, r<strong>und</strong> 100 MitarbeiterInnen<br />

Unser Customer Care Call-Center wurde erweitert <strong>und</strong> wir waren auf <strong>der</strong> Suche nach geeigneten Leuten,<br />

die über die nötige Sprachgewandtheit, Kontaktfähigkeit, Gelassenheit, Diplomatie <strong>und</strong> vor allem über<br />

Konfliktlösungsfähigkeiten verfügen.<br />

Nachdem es für diese Jobs keine definierte Ausbildung gibt, da die nötigen Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

meist betriebsintern vermittelt werden, melden sich erfahrungsgemäß vorwiegend StudentInnen,<br />

Wie<strong>der</strong>einsteigerInnen, Arbeitssuchende <strong>aus</strong> den verschiedensten Berufssparten, Job-HopperInnen o<strong>der</strong><br />

Allro<strong>und</strong>erInnen, die meist <strong>aus</strong> dem Stehgreif zaubern. Also waren wir bei den Vorstellungsgesprächen auf<br />

einiges gefasst.<br />

Als ich ins Büro kam, warteten bereits BewerberInnen aller Couleurs beim Empfang. Mit <strong>der</strong> Hoffnung,<br />

dass doch die o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Richtige dabei sein könnte, begann ich mit den Vorstellungsgesprächen. Die KandidatInnen<br />

waren durchwegs motiviert, kamen jedoch für den Job nicht in Frage.<br />

Den krönenden Abschluss bildete ein ganz wil<strong>der</strong> Herr mit ungepflegter Löwenmähne <strong>und</strong> struppigem<br />

R<strong>aus</strong>chebart. Außerdem verbreitete <strong>der</strong> gute Mann keinen sehr angenehmen Körpergeruch.<br />

Als ich mich nach seinen Arbeitszeugnissen erk<strong>und</strong>igte, antwortete er mit breitem Grinsen, dass er so<br />

etwas nicht besäße <strong>und</strong> bisher auch nicht gebraucht hätte. Aber nachdem er statt Arbeitslosengeld nun<br />

Notstandshilfe beziehen musste, benötigte er dringend Geld <strong>und</strong> hatte daher den Entschluss gefasst,<br />

irgendeine Arbeit anzunehmen.<br />

Was er denn gelernt hätte <strong>und</strong> was er denn so könnte, fragte ich, mehr <strong>aus</strong> Neugier denn <strong>aus</strong> ernsthaftem<br />

Interesse. „Hern Sie, für den Job muas ma nua guat reden kenna, <strong>und</strong> des konn i“, meinte er überheblich<br />

<strong>und</strong> machte es sich eindeutig bequemer. Er lehnte sich zurück, betrachtete stolz seine doch von übermäßigem<br />

Bierkonsum gekennzeichnete Wampe <strong>und</strong> legte seine Füße auf meinen Schreibtisch.<br />

Das ging dann doch zu weit <strong>und</strong> ich beendete das Bewerbungsgespräch mit dem höflichen Hinweis, seine<br />

Füße von meinem Tisch zu entfernen.<br />

70


Das bösartige Funkeln in seinen Augen verriet nichts Gutes. Mit den Worten „Des werns no berein“ verzog<br />

er sich <strong>und</strong> knallte die Türe hinter sich zu. Ich atmete einmal tief durch <strong>und</strong> ging weiter meiner Arbeit<br />

nach.<br />

Nach einiger Zeit begann es durchdringend zu heulen <strong>–</strong> offensichtlich war <strong>der</strong> Feueralarm <strong>aus</strong>gelöst<br />

worden. Wie wir es bei unzähligen Brandübungen gelernt hatten, verhielten wir uns ruhig <strong>und</strong> begaben<br />

uns diszipliniert zur Ausgangstüre am Ende des Ganges.<br />

Blitzartig schoss es mir durch den Kopf „Des werns no berein“ <strong>und</strong> ich wusste, was da gespielt wurde.<br />

Der rachsüchtige Bewerber hatte den Feueralarm aktiviert <strong>–</strong> da war ich mir sicher.<br />

Roarrrrr!!<br />

71


Ich sah die Aufgaben schon im Internet in sämtlichen Bewerberforen kursieren <strong>–</strong><br />

<strong>und</strong> mich als Lachnummer <strong>der</strong> gesamten Abteilung.<br />

„Na hören Sie mal, seien Sie nicht so kleinlich, die zusätzlichen<br />

200 Euro in <strong>der</strong> St<strong>und</strong>e werden Ihnen ja wohl nicht wehtun!“<br />

„Ich habe vom Vorabend noch so viel Restalkohol im Blut,<br />

ich wäre eine Gefahr für die Verkehrssicherheit!“<br />

„Du Mädel, Bald waren ich habe wir in mit ein unserem paar Minuten deeskalierenden einen Termin Latein bei am eurer Ende Personalchefin, <strong>und</strong> es blieb<br />

bring uns mir nichts doch noch an<strong>der</strong>es schnell übrig, von als eurem <strong>der</strong> Getränkeautomaten Frau mit dem Sicherheitsdienst ein Bier.“ zu drohen.


Busserl -Attacke auf<br />

militanten Glimmstängel-Gegner


Ich sah die Aufgaben schon im Internet in sämtlichen Bewerberforen<br />

kursieren <strong>–</strong> <strong>und</strong> mich als Lachnummer <strong>der</strong> gesamten Abteilung.<br />

Kandidat 007<br />

anonym, Industrie, 5.485 MitarbeiterInnen<br />

Als es galt, unser langgedientes Einzel-Assessment-Center zu optimieren, wurde mir die ehrenvolle Aufgabe<br />

zuteil, neue Rollenspiele zu entwickeln. Nun kann man ja nicht gerade behaupten, dass sich die TeilnehmerInnen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich um Rollenspiele beson<strong>der</strong>s reißen würden. Umso höhere Ansprüche richtete ich<br />

an mich selbst: Meine Aufgabenstellungen sollten an<strong>der</strong>s sein! In akribischer Kleinarbeit erdachte ich also<br />

zwei innovative Szenarien, in die all mein Herzblut geflossen war. Gespannt wartete ich auf den Tag, als<br />

die beiden neuen Rollenspiele endlich in <strong>der</strong> Praxis Anwendung finden sollten.<br />

Als <strong>der</strong> erste Bewerber in unserem neuen Einzel-Assessment-Center auf Herz <strong>und</strong> Nieren getestet wurde<br />

<strong>und</strong> seine persönlichen wie fachlichen Kompetenzen auf dem Prüfstand standen, kamen auch meine<br />

beiden <strong>aus</strong>geklügelten Aufgaben zum Einsatz. Mit angehaltenem Atem beobachtete ich, wie sich <strong>der</strong> Bewerber<br />

auf die Rollenspiele vorbereitete <strong>und</strong> sie schließlich vortrug. Alles lief glatt <strong>–</strong> <strong>und</strong> wie Sie sich sicher<br />

vorstellen können, fiel mir mehr als nur ein Stein vom Herzen.<br />

Wie es Assessment-Center so an sich haben, war am Ende des Tages nicht nur <strong>der</strong> Bewerber völlig ver<strong>aus</strong>gabt,<br />

son<strong>der</strong>n auch ich. Nachdem <strong>der</strong> Anwärter das übliche Feedback zu seinen Leistungen <strong>und</strong> einige<br />

organisatorische Hinweise <strong>–</strong> wohl mehr peripher <strong>–</strong> entgegengenommen hatte, machte er sich auf den<br />

hart erkämpften <strong>und</strong> wohlverdienten Heimweg.<br />

Ich hatte nur noch den Testraum aufzuräumen, dann konnte ich es ihm gleichtun <strong>–</strong> voller Vorfreude auf<br />

die Euphorie, die sich sicherlich einstellen würde, sobald ich daheim auf <strong>der</strong> Couch den erfolgreichen Tag<br />

genüsslich Revue passieren ließ. Doch plötzlich fühlte ich mich wie vom Blitz getroffen: Die beiden neuen<br />

Aufgaben waren weg <strong>–</strong> <strong>und</strong> meine Hochstimmung selbstverständlich mit ihnen. Offenbar hatte <strong>der</strong><br />

Bewerber die Angaben zu seinen Unterlagen gesteckt. Panik stieg in mir auf. Ich sah die Aufgaben schon<br />

im Internet in sämtlichen Bewerberforen kursieren <strong>–</strong> <strong>und</strong> mich als Lachnummer <strong>der</strong> gesamten Abteilung.<br />

Sofort griff ich zum Telefon, um den Bewerber anzurufen, aber vergeblich. Er saß ja im Auto <strong>und</strong> hatte 400<br />

Kilometer Heimweg vor sich (damals waren Freisprecheinrichtungen noch nicht so alltäglich wie heute).<br />

Nach einer gefühlten Ewigkeit <strong>–</strong> tatsächlich waren es vielleicht 15 Minuten <strong>–</strong> rief er mich endlich zurück. Er<br />

hatte anhalten müssen, weil er in unserem riesigen Industriepark die Ausfahrt nicht fand.<br />

74


Nachdem ich ihm die missliche Sachlage erklärt hatte, drehte er fre<strong>und</strong>licherweise sofort um <strong>–</strong> er war so<br />

lange im Kreis gefahren, dass er zum Zeitpunkt unseres Gesprächs gerade einmal ums Eck unseres Büros<br />

parkte.<br />

Bei unserem erneuten Aufeinan<strong>der</strong>treffen muss ich wohl immer noch recht aufgelöst gewirkt haben <strong>–</strong><br />

schließlich versicherte er mir mehrmals nachdrücklich, dass meine Rollenspiel-Angaben wesentlich besser<br />

gewesen waren als die Beschil<strong>der</strong>ung in unserem Industriepark.<br />

Etikettenschwindel<br />

Ing. Erich Rathgeb, Automotive/KFZ-Produktion, r<strong>und</strong> 15.000 MitarbeiterInnen<br />

Ich möchte heute nicht darüber sprechen, wie lange mein Einstieg ins Berufsleben als<br />

Ingenieur bereits zurückliegt <strong>–</strong> darüber breiten wir den wohlwollenden Mantel des<br />

Schweigens.<br />

Nur so viel: Zum damaligen Zeitpunkt lagen die heutzutage so<br />

genüsslich medial <strong>aus</strong>geschlachteten Rosenkriege zwischen<br />

militanten Glimmstängel-GegnerInnen <strong>und</strong> erbitterten VerfechterInnen<br />

des regelmäßigen Nikotinstoßes noch in weiter Ferne.<br />

GastronomInnen mussten sich nicht die Haare raufen über die aktuell<br />

bereitzustellenden Zonen für Raucher / Nichtraucher /<br />

Gelegenheitsraucher / „Ich-muss-erst-meine-Mami-fragen“-<br />

Raucher <strong>und</strong> es bestand auch keinerlei Notwendigkeit, die<br />

entsprechende Gesetzeslage wöchentlich zu adaptieren.<br />

Vielmehr stand es an <strong>der</strong> Tagesordnung, dass selbst in Büros<br />

nicht nur die Köpfe rauchten, son<strong>der</strong>n dazu noch mehr o<strong>der</strong><br />

weniger aromatische Nikotinschwaden durch die Gänge<br />

waberten.<br />

75


Auch mein damaliger Chef, ein Connaisseur wie er im Buche steht, rauchte mit glühen<strong>der</strong> Passion <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />

zwar nicht Zigaretten, son<strong>der</strong>n Pfeife. Seine handgefertigte Pfeife <strong>aus</strong> glänzendem Olivenholz stopfte er<br />

mit einem ganz w<strong>und</strong>erbar duftenden Tabak. Dieses sehr spezielle Aroma hatte es mir so angetan, dass<br />

ich unbedingt wissen wollte, um welche Marke es sich handelte. Nichts leichter als das, könnte man meinen<br />

<strong>–</strong> wäre ich nur aufgr<strong>und</strong> meiner jungen Jahre nicht viel zu schüchtern gewesen, ihn r<strong>und</strong>her<strong>aus</strong> nach<br />

dem Hersteller zu fragen.<br />

Eines Tages ergab sich allerdings die glückliche Fügung, dass mein Vorgesetzter seine Tabakdose bei einer<br />

Besprechung prominent auf seinem Schreibtisch liegen hatte <strong>und</strong> kurz <strong>aus</strong> dem Zimmer gerufen wurde.<br />

Eilig schnappte ich mir die Schatulle <strong>und</strong> notierte mir den Markennamen.<br />

Am Abend kam ich freudestrahlend nach H<strong>aus</strong>e <strong>und</strong> berichtete meiner Frau von meinem Coup. Sie drängte<br />

mich, den guten Tabak doch gleich zu probieren, <strong>und</strong> voller Vorfreude stopfte ich mir mein Pfeifchen.<br />

Doch dann die Enttäuschung: Der Tabak schmeckte <strong>und</strong> roch nach … nichts! Ich war fassungslos. Hatte<br />

sich <strong>der</strong> Trafikant etwa geirrt <strong>und</strong> mir fälschlicherweise eine an<strong>der</strong>e Sorte verkauft? Eingehend vergewisserte<br />

ich mich, dass <strong>der</strong> Name auf meinem Notizzettel mit jenem auf <strong>der</strong> Dose übereinstimmte. Man<br />

konnte dem gewissenhaften Händler wirklich keinen Vorwurf machen <strong>–</strong> <strong>und</strong> ich hatte somit auch kein<br />

Ventil für meinen Unmut.<br />

Ein paar Tage später nahm ich meinen Mut zusammen, fasste mir ein Herz <strong>und</strong> erzählte meinen Chef,<br />

dass ich mir denselben Tabak wie er gekauft hätte, davon aber sehr enttäuscht wäre. Anstatt es mir übel<br />

zu nehmen, dass ich Jungsp<strong>und</strong> es wagte, seinen erlesenen Geschmack in Frage zu stellen, lachte er schallend.<br />

Er fände den Tabak <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Dose auch wirklich grässlich, erklärte er <strong>–</strong> nur die Schatulle hätte es ihm<br />

angetan, weil sie so praktisch wäre.<br />

An diese Möglichkeit hätte ich nun im Leben nicht gedacht! Zwar war ich einigermaßen erleichtert über<br />

die einfache Erklärung des Mysteriums, an<strong>der</strong>erseits würde es wohl noch ein wenig dauern, bis ich mir<br />

wie<strong>der</strong> so teuren Tabak leisten könnte.<br />

Keine Woche später erlebte ich eine <strong>der</strong> schönsten Gesten meiner beruflichen Laufbahn: Mit den besten<br />

76


Wünschen meines Chefs wurde mir ein Päckchen mit 100 Gramm des begehrten Tabaks überreicht <strong>–</strong> das<br />

ich „zu Ehren“ meines Vorgesetzten selbstverständlich direkt in meine unlängst erstandene Dose füllte.<br />

Auch wenn ich den Tabak auch später noch ab <strong>und</strong> zu rauchte <strong>–</strong> so <strong>aus</strong>gezeichnet wie damals hat er mir<br />

nie wie<strong>der</strong> geschmeckt.<br />

Elterliche Pflichten<br />

anonym, Chemieindustrie, 5.485 MitarbeiterInnen<br />

Das Gute an einer Schwangerschaft ist <strong>–</strong> außer dem Offensichtlichen natürlich <strong>–</strong> dass man in <strong>der</strong> Regel<br />

<strong>aus</strong>reichend Zeit hat, um die Ankunft des neuen Erdenbürgers minutiös zu planen <strong>und</strong> vorzubereiten<br />

(ganz an<strong>der</strong>s als es dann nach <strong>der</strong> Geburt zugeht). Auch im Büro bleibt neben regem Informations<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

mit Bereits-Eltern <strong>und</strong> blumigen Entzückensbek<strong>und</strong>ungen von Vielleicht-Bald-Eltern üblicherweise<br />

genügend Spielraum, um die Übergabe aller Agenden zu organisieren. So hatte auch ich das für meine<br />

eigene Karenzzeit vorgehabt.<br />

Die Projektverantwortliche bei unserem Personaldienstleister war richtiggehend konsterniert, als wir<br />

bereits Monate vor Beginn meines Mutterschutzes eine Vertretung zu engagieren gedachten. Mit einem<br />

Augenzwinkern fragte sie mich sogar, wie sie nun <strong>–</strong> so ganz ohne eigentlich schon verstrichene Deadline <strong>–</strong><br />

zur Höchstform in <strong>der</strong> Bewerber<strong>aus</strong>wahl auflaufen sollte. Um die bestmögliche Kandidatin zu gewinnen,<br />

legten wir die Latte sogar nochmals höher <strong>und</strong> stellten <strong>der</strong> interimistischen Kollegin nach <strong>der</strong> einjährigen<br />

Vertretungszeit eine Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis mit einer Vollzeitstelle in Aussicht.<br />

Ich selbst konnte nach <strong>der</strong> Elternzeit ja nur noch in Teilzeit arbeiten.<br />

Mit immer dickerem Bauch <strong>und</strong> meinem letzten Arbeitstag als Stichtermin vor Augen hatte ich die Einarbeitung<br />

sehr intensiv gestaltet. Alles lief w<strong>und</strong>erbar <strong>–</strong> bis zu dem Zeitpunkt, als zwei Wochen vor meinem<br />

letzten Arbeitstag die Dame <strong>aus</strong> heiterem Himmel bei <strong>der</strong> Zeitarbeitsfirma kündigte. Wie mir unsere<br />

Betreuerin fassungslos mitteilte, hatte sie die Kündigung nicht einmal selbst vorgenommen: Ihr Vater<br />

hatte das Kündigungsschreiben morgens direkt bei ihnen am Empfang abgegeben. Offenbar war ihr eine<br />

77


„Na hören Sie mal, seien Sie nicht so kleinlich, die zusätzlichen<br />

200 Euro in <strong>der</strong> St<strong>und</strong>e werden Ihnen ja wohl nicht wehtun!“<br />

Doktorandenstelle an einer Universität zugesagt worden, um die sie sich schon die längste Zeit bemüht<br />

hatte.<br />

Kurz darauf <strong>–</strong> ich hatte mich gerade so von meinem Schock erholt <strong>–</strong> sollte ich mit unserer Betreuerin, was<br />

Verw<strong>und</strong>erung anbelangt, im selben Boot sitzen. Denn anstatt mich r<strong>und</strong>her<strong>aus</strong> über ihre Kündigung zu<br />

informieren, stand meine vermeintliche Vertretung zur verabredeten Zeit mit Stift <strong>und</strong> Papier im Türrahmen,<br />

um mit <strong>der</strong> Aufgabenübergabe weiterzumachen. Vermutlich hatte ihr Vater einfach noch nicht die<br />

Zeit gef<strong>und</strong>en, das Informationsschreiben für mich abzugeben …<br />

Das hat die kaltblütige junge Dame aber natürlich nicht davor bewahrt, nach einer kurzen Aussprache<br />

sofort ihre Habseligkeiten zu packen <strong>und</strong> <strong>–</strong> eskortiert von unserer gesamten Abteilung <strong>–</strong> umgehend das<br />

Gebäude verlassen zu dürfen.<br />

Für meine neue Kollegin, die wir auf die Schnelle über die Zeitarbeitsfirma doch noch finden konnten, war <strong>der</strong><br />

Einstieg hart. Sie wurde aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> nicht mehr vorhandenen Zeit so richtig „ins kalte Wasser gestoßen“.<br />

Umso mehr freut es mich, dass sie die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung bravourös gemeistert hat <strong>und</strong> wir seit vier Jahren<br />

mehr als erfolgreich zusammenarbeiten <strong>–</strong> sie in Vollzeit, ich in Teilzeit.<br />

Interview im Spiegelkabinett<br />

Burkhard Hanke, Unternehmensberatung, r<strong>und</strong> 1.000 MitarbeiterInnen<br />

Beim Recruiting erlebt man die seltsamsten Situationen. Zu sagen, dass alle immer angenehm, lustig o<strong>der</strong><br />

erfreulich sind, wäre eine maßlose Übertreibung. Aber folgendes Ereignis war einfach nur verwirrend.<br />

In <strong>der</strong> Vor<strong>aus</strong>wahl waren uns zwei junge Männer mit gleichem Familiennamen als über<strong>aus</strong> kompetent<br />

aufgefallen <strong>und</strong> wir luden sie zu einem Vorstellungsgespräch ein. Die Empfangsdame kündigte die Herren<br />

zwar getrennt an <strong>–</strong> immerhin hatten sie unterschiedliche Vornamen <strong>–</strong>, aber sie betraten zu zweit mein<br />

Büro.<br />

78


Als die Bewerber erschienen, war ich einigermaßen verblüfft, denn sie glichen<br />

einan<strong>der</strong> wie ein Ei dem an<strong>der</strong>en. Auch ihre Kleidung stimmte bis ins kleinste<br />

Detail überein. Von <strong>der</strong> Krawatte bis zu den Schuhen war nicht <strong>der</strong> geringste<br />

Unterschied zu bemerken. Es war, als stünde man vor einem Mann <strong>und</strong> seinem<br />

Spiegelbild. Als wir die Unterhaltung begannen, konnte ich auch ihre Stimmen<br />

nicht unterscheiden. Obwohl mir selbstverständlich klar war, dass ich es mit<br />

eineiigen Zwillingen zu tun hatte, erfor<strong>der</strong>te die Situation einiges an Konzentration,<br />

um nicht vollends durcheinan<strong>der</strong> zu geraten.<br />

Wie sich dann im weiteren Verlauf des Bewerbungsgesprächs zeigte, agierten<br />

beide sehr eloquent, kompetent <strong>und</strong> professionell. Sie boten alles, was einen<br />

Recruiter zu Begeisterungsstürmen hinreißen konnte. Es war die reine Freude,<br />

was dieses Doppelpack alles einbrachte. Offensichtlich hatten sie ihre „Einheit“<br />

zu einer höchst erfolgreichen Marke gemacht.<br />

Da wir aber nur eine Stelle zu besetzen hatten, kam auch nur einer <strong>der</strong> beiden in<br />

Frage. Es fiel mir nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Daher überließ ich es<br />

dem Zwillingspaar, zu entscheiden, wer von beiden nun den Job bekommen sollte.<br />

Zu meinem großen Erstaunen war das für das Duo nicht akzeptabel. Wie <strong>aus</strong> einem<br />

M<strong>und</strong>e kamen die Worte, einem griechischen Chor gleich: „Wir haben bisher<br />

alles gemeinsam gemacht: jeden Job in <strong>der</strong>selben Firma, zusammen das Studium<br />

gemeistert, die Schule abgeschlossen. Es gab bisher nichts, das wir nicht gemeinsam<br />

getan hätten. Warum soll das im Consulting nicht möglich sein?“<br />

Hmmmmm, lassen Sie mich kurz überlegen … „Also, Herr Vorstand, ich muss<br />

Ihnen lei<strong>der</strong> zusätzlich zu Herrn Alexan<strong>der</strong> Zwilling auch Herrn Matthias<br />

Zwilling verrechnen, da sie immer gemeinsam beraten. Das müssen Sie schon<br />

verstehen ...“ <strong>–</strong> „Ah nein, das tun Sie nicht?“ <strong>–</strong> „Na hören Sie mal, seien Sie nicht<br />

so kleinlich, die zusätzlichen 200 Euro in <strong>der</strong> St<strong>und</strong>e werden Ihnen ja wohl nicht<br />

wehtun!“ :-D<br />

79


80


Unmut kommt vor dem Fall<br />

anonym, Personaldienstleistung, r<strong>und</strong> 290 MitarbeiterInnen<br />

Wir legen großen Wert auf eine positive Candidate Experience <strong>und</strong> bringen unsere Wertschätzung BewerberInnen<br />

gegenüber auch dadurch zum Ausdruck, dass wir uns innerhalb von maximal drei bis vier Tagen<br />

nach Bewerbungseingang bei ihnen melden. Das war auch bei dem Protagonisten dieser Geschichte nicht<br />

an<strong>der</strong>s: Nach Durchsicht seiner Kandidatur war er mir bereits recht passend für die <strong>aus</strong>geschriebene Position<br />

erschienen, was sich im Telefoninterview noch bestätigte.<br />

Daher lud ich ihn direkt zum persönlichen Vorstellungsgespräch ein. Aufgr<strong>und</strong> meines Urlaubs ergab es<br />

sich allerdings, dass ich das Interview nicht selbst führen konnte, son<strong>der</strong>n den Kandidaten vertrauensvoll<br />

in die Hände des Gebietsleiters <strong>und</strong> des Nie<strong>der</strong>lassungsleiters übergeben musste. Ich hatte schon zahlreiche<br />

Gespräche gemeinsam mit den Kollegen geführt <strong>und</strong> war sicher, mich auf ihre Einschätzung verlassen<br />

zu können.<br />

Als ich nach einer Woche w<strong>und</strong>erbar erholt wie<strong>der</strong> ins Büro kam, waren wie<strong>der</strong>um meine beiden Kollegen<br />

auf Urlaub, <strong>und</strong> so hatte ich lei<strong>der</strong> keine Chance, vorab ihr Feedback zu diesem Bewerber einzuholen. Damit<br />

<strong>der</strong> arme Mann aber nicht zu lange auf eine Rückmeldung von uns warten musste, rief ich ihn bestens<br />

gelaunt gleich am Vormittag an <strong>und</strong> erklärte ihm offen <strong>und</strong> ehrlich die Situation mit den sich überschneidenden<br />

Abwesenheiten. Außerdem bat ich ihn um sein Feedback zum Termin. Wohlgemerkt: Wie gesagt<br />

liegen uns zeitnahe Bewerberkommunikation <strong>und</strong> kurze Entscheidungswege sehr am Herzen, sodass seit<br />

seinem Gespräch gerade einmal eine Woche vergangen war.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt fiel ich noch unsanfter <strong>aus</strong> allen Wolken, als mir plötzlich die <strong>aus</strong>gesprochen<br />

harsche Kritik des Kandidaten wie ein eisiger Wind entgegenblies: Angefangen bei einer nicht zumutbaren<br />

Wartezeit, die er allerdings nicht konkreter beziffern wollte, über nicht adäquate Fragen zu seinem<br />

Werdegang bis hin zu einer allgemein suboptimalen Gr<strong>und</strong>stimmung ließ er in zahlreichen Worten kein<br />

einziges gutes Haar an dem Termin.<br />

Ich habe vollstes Verständnis <strong>und</strong> bin es auch gewohnt, <strong>der</strong> Blitzableiter für KandidatInnen zu sein, die<br />

von einer Absage enttäuscht sind, nachdem sie viel Hoffnung in eine Bewerbung gesteckt haben, <strong>und</strong><br />

81


„Ich habe vom Vorabend noch so viel Restalkohol im Blut,<br />

ich wäre eine Gefahr für die Verkehrssicherheit!“<br />

ihrem Unmut nun Luft machen möchten. Das ist nur menschlich. Aber eine <strong>der</strong>art geballte Entladung<br />

negativer Energie war selbst mir als erprobtem Blitzableiter noch nicht untergekommen.<br />

Ich kontaktierte dementsprechend postwendend beide Kollegen direkt an ihren jeweiligen Urlaubsdomizilen,<br />

um in Erfahrung zu bringen, was um Himmels willen bei diesem Interview so <strong>aus</strong> dem Ru<strong>der</strong> gelaufen<br />

war. Da ich es normalerweise tunlichst vermeide, Kollegen in ihren wohlverdienten Ferien mit beruflichen<br />

Banalitäten zu behelligen, war glücklicherweise beiden die Dringlichkeit <strong>der</strong> Lage sofort bewusst <strong>und</strong> sie<br />

berichteten mir unabhängig voneinan<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> Aspirant schlicht <strong>und</strong> einfach von den Qualifikationen<br />

her nicht optimal entsprochen hätte. Sie hatten auch beide das Gespräch nicht als beson<strong>der</strong>s nachhaltig<br />

negativ empf<strong>und</strong>en.<br />

Wir spekulierten also, dass <strong>der</strong> Kandidat vielleicht die nicht optimale fachliche Passung schon selbst<br />

gespürt hatte <strong>und</strong> dementsprechend auf Angriff als beste Verteidigung setzte, <strong>und</strong> entschieden, ihm eine<br />

Absage zu schicken.<br />

Doch damit begann das Drama erst richtig: Der Herr for<strong>der</strong>te mich via E-Mail <strong>–</strong> in einem freilich nicht <strong>aus</strong>gesucht<br />

höflichen Umgangston <strong>–</strong> auf, sämtliche seiner Daten umgehend zu löschen. Selbstverständlich<br />

erfüllte ich ihm diesen Wunsch.<br />

Es folgte eine weitere E-Mail, die sein blankes Unverständnis über die haltlose Absage <strong>aus</strong>drückte. Bevor<br />

ich noch deeskalierend reagieren konnte, schickte er abermals eine saftige Beschwerde darüber, wie<br />

unprofessionell wir nicht wären <strong>und</strong> was uns eigentlich einfiele, ihn so lange warten zu lassen. Dazu<br />

muss man sagen, dass <strong>der</strong> gesamte Prozess, vom ersten Kontakt bis zur Absage, ungeachtet <strong>der</strong> diversen<br />

Urlaube, gerade mal zwei Wochen gedauert hatte. Im Sinne des Beschwerdemanagements wie <strong>aus</strong> dem<br />

Lehrbuch entschloss ich mich, den Bewerber anzurufen, da E-Mail ganz offensichtlich nicht das richtige<br />

Medium für sein Anliegen war. Mein Plan für das Gespräch war, Verständnis für seine Enttäuschung zum<br />

Ausdruck zu bringen <strong>und</strong> ihn so zu beschwichtigen.<br />

Allerdings musste ich rasch feststellen, dass sich mein Plan so gar nicht mit den Absichten meines Gesprächspartners<br />

vereinbaren ließ. Fre<strong>und</strong>lich <strong>aus</strong>gedrückt: Er wurde durch<strong>aus</strong> flegelhaft mir gegenüber<br />

<strong>und</strong> for<strong>der</strong>te als Krönung zusätzlich noch die Bewerbungskosten ein. Im Sinne des <strong>Welt</strong>friedens warf ich<br />

meinen Stolz über Bord <strong>und</strong> leitete sogar umgehend die Überweisung in die Wege.<br />

82


Doch selbst das ging dem ungeduldigen Herrn nicht schnell genug <strong>–</strong> vielmehr richtete er zwischenzeitlich<br />

noch eine <strong>aus</strong>führliche Beschwerde an unseren Geschäftsführer: In schillernden Farben malte er ihm <strong>aus</strong>,<br />

wie schlecht man ihn behandelt hätte, wie schleppend <strong>der</strong> Prozess verlaufen wäre <strong>und</strong> wie unprofessionell<br />

wir alle agierten.<br />

Dass ihn daraufhin sowohl <strong>der</strong> Gebietsleiter als auch unser vielbeschäftigter Geschäftsführer kontaktierten<br />

<strong>und</strong> wir alle uns ihm gegenüber stets <strong>aus</strong>gesprochen zuvorkommend <strong>und</strong> verständnisvoll verhalten<br />

hatten (was wirklich nicht immer einfach gewesen war), tangierte den Herrn nur äußert peripher. Er war<br />

nicht zu besänftigen <strong>und</strong> gab sogar eine vernichtende Bewertung auf einer Job-Bewertungsplattform ab.<br />

Vielleicht empfand er das als geeigneteres Medium für seinen Unmut als E-Mail o<strong>der</strong> Telefon, denn damit<br />

hatte <strong>der</strong> Spuk schließlich ein Ende.<br />

Ich frage mich bis heute, ob damals ein „Mystery-Jobber“ die Or<strong>der</strong> bekommen hatte, uns auf Herz <strong>und</strong><br />

Nieren zu prüfen <strong>–</strong> sollte jedenfalls unser Geschäftsführer den Test in Auftrag gegeben haben, dann<br />

können wir uns wohl alle ein Beispiel an seinem perfekten Pokerface während des gesamten Cases<br />

nehmen.<br />

Gefahrengut -transport<br />

Mag. Maria Theresia Wilhelm, Tourismus, r<strong>und</strong> 11 MitarbeiterInnen<br />

Normalerweise freuen wir uns darüber, verantwortungsbewusste MitarbeiterInnen in unseren Reihen zu<br />

haben. Gerade dieses Bewusstsein garantiert schließlich unseren Erfolg als Unternehmen. Wenn sich das<br />

Verantwortungsbewusstsein allerdings freitags nach Dienstschluss in den Dornröschenschlaf verabschiedet<br />

<strong>und</strong> erst Montagfrüh wie<strong>der</strong> erwacht, kann das problematische Folgen haben.<br />

Als einer unserer Mitarbeiter während meiner Arbeitszeit in Südtirol nicht zum Dienst erschien <strong>und</strong> ich<br />

ihn anrief, um zu fragen, wo er denn wäre, entgegnete er mir: „Ich kann heute nicht in die Arbeit kommen.<br />

Ich habe vom Vorabend noch so viel Restalkohol im Blut, ich wäre eine Gefahr für die Verkehrssicherheit!“<br />

83


84


Alles, was Recht ist!<br />

PHH Rechtsanwälte, Rechtsberatung, 76 MitarbeiterInnen<br />

JuristInnen gelten in <strong>der</strong> Öffentlichkeit als große Vertrauenspersonen. Sie verkörpern nicht nur Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Fairness, auch ihr Fachwissen scheint schier unerschöpflich zu sein. Wenn RechtsexpertInnen sich<br />

allerdings in einem an<strong>der</strong>en Land mit völlig unterschiedlichen legislativen Vor<strong>aus</strong>setzungen profilieren<br />

wollen, kann das dazu führen, dass das positive Image schnell Schaden nimmt.<br />

Vor einiger Zeit bewarb sich eine Dame, die in Innsbruck Jus studiert hatte, für ein Praktikum im Litigation-Bereich.<br />

Ihr Lebenslauf war ansprechend, <strong>und</strong> auch im persönlichen Gespräch vermittelte sie erfolgreich<br />

den Eindruck, dass sie wüsste, wovon sie sprach. Wir luden sie daher ein, das Praktikum bei uns zu<br />

absolvieren. Die ersten Arbeitstage stimmten uns sehr positiv, sodass die Kollegin schon bald nach ihrem<br />

Eintritt an Besprechungen mit KlientInnen teilnehmen durfte.<br />

In einer dieser Besprechungen wurde sie schließlich zu f<strong>und</strong>amentalen Sachverhalten des österreichischen<br />

Rechts befragt. Dass diese Informationen, die jede/r JuristIn normalerweise im ersten Studiensemester<br />

lernt, nicht sofort <strong>aus</strong> ihr her<strong>aus</strong>sprudelten, verw<strong>und</strong>erte uns <strong>und</strong> trübte etwas das gute Bild,<br />

das wir bis jetzt von ihr hatten. Wie konnte jemand eine juristische Ausbildung vorweisen, ohne Ahnung<br />

von den Gr<strong>und</strong>lagen zu haben? Die Situation sollte sich schlussendlich im Nachgang <strong>der</strong> Besprechung<br />

klären. Als wir wissen wollten, warum sie die Frage nicht beantworten konnte, antwortete sie lapidar:<br />

„Das weiß ich nicht, das ist österreichisches Recht!“.<br />

Nach einigen Sek<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Sprachlosigkeit wollten die KollegInnen vermutlich bereits im Kalen<strong>der</strong><br />

nachsehen, ob dort etwa „1. April“ stünde. Vielleicht würde die Praktikantin auch gleich in Gelächter<br />

<strong>aus</strong>brechen <strong>und</strong> allen offenbaren, dass sie parallel an einer Karriere als Kabarettistin feilte. Die Realität war<br />

dann doch weit ernüchtern<strong>der</strong>: Wie sich her<strong>aus</strong>stellte, hatte sie zwar in Innsbruck studiert, allerdings nicht<br />

österreichisches Recht, son<strong>der</strong>n italienisches. Auch wenn eine Karriere im hiesigen Prozessrecht somit<br />

schwierig wird <strong>–</strong> in Italien sind gute JuristInnen immer gefragt.<br />

85


Mit meinem puterroten Kopf <strong>und</strong> etwas eingezogenen Schultern<br />

verließ ich auf schnellstem Wege das Büro.<br />

Ein Küsschen in Ehren<br />

Barbara Yiangou, Personaldienstleistung, r<strong>und</strong> 1.300 Mitarbeiter<br />

Ich muss gestehen, dass auch mir einmal ein Fauxpas unterlaufen ist, <strong>der</strong> mir heute noch ein wenig im<br />

Magen liegt.<br />

Es war in <strong>der</strong> Osterwoche <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> einmal Zeit für die K<strong>und</strong>en-Kontaktpflege in Form von kleinen<br />

Aufmerksamkeiten. In den diversen Büros häuften sich die Osternester, gefüllt mit bunt bemalten Eiern,<br />

Schokohasen <strong>und</strong> -lämmern.<br />

Man will ja seinen K<strong>und</strong>Innen wirklich Freude bereiten, <strong>und</strong> als Dienstleister sollte man sich da schon<br />

etwas ganz Beson<strong>der</strong>es einfallen lassen. Speziell natürlich, wenn es um Feiertage wie Weihnachten o<strong>der</strong><br />

Ostern geht. Da wir jedoch in einem eher konservativen Bereich tätig sind, dürfen die Aktionen nicht zu<br />

kreativ o<strong>der</strong> <strong>aus</strong>gefallen sein. Unsere K<strong>und</strong>Innen schätzen eben das Beständige, Traditionelle.<br />

Nach kurzem Überlegen kam ich zu dem Entschluss, dass Kulinarisches immer gut ankäme, <strong>und</strong> wählte<br />

diesmal die bei uns so beliebte Osterpinze (eine traditionell österreichisch-slowenische Ostermehlspeise<br />

<strong>aus</strong> Germ- bzw. Hefeteig).<br />

Ich war also an einem schönen Frühlingstag unterwegs, um meine Osterpinzen zu verteilen. Selbstverständlich<br />

ließ ich mir dabei nicht die Gelegenheit entgehen, wie<strong>der</strong> einmal ein paar persönliche Worte mit<br />

meinen K<strong>und</strong>Innen zu wechseln.<br />

Schmatz!<br />

86


Mein Besuch galt einem wirklich sehr traditionellen Unternehmen, dessen Einkaufsleiter ein über<strong>aus</strong> korrekter<br />

<strong>und</strong> strenger Herr ist. Ich brachte ihm die Pinze, die ihm auch offensichtlich Freude machte, plau<strong>der</strong>te<br />

ein wenig, merkte aber, dass er nicht viel Zeit hatte. Daher machte ich mich bald an die Verabschiedung.<br />

Wir erhoben uns beide, gingen aufeinan<strong>der</strong> zu, reichten uns die Hände <strong>und</strong> mein Gegenüber beugte sich<br />

ganz leicht nach vorne. Wahrscheinlich wollte er einfach nur seinen Rücken entspannen, aber ich hatte<br />

diese Geste völlig missinterpretiert <strong>und</strong> drückte dem verdutzten Mann links <strong>und</strong> rechts ein Küsschen auf<br />

die Wange. Erst da wurde mir klar, dass ich einem unglaublichen Missverständnis aufgesessen war.<br />

Schlagartig wurde ich zur roten Laterne. Ich glaube, das rote Leuchten konnte man noch vor dem H<strong>aus</strong><br />

sehen.<br />

Mit meinem puterroten Kopf <strong>und</strong> etwas eingezogenen Schultern verließ ich auf schnellstem Wege das<br />

Büro. So blitzschnell habe ich mich noch nie verdrückt. Der Eindruck ist jedoch geblieben, dass sich unser<br />

Verhältnis nach dem „Busserl-Gate“ ein klein wenig entspannt hat <strong>und</strong> mir <strong>der</strong> respektable Einkaufsleiter<br />

etwas wohlgesonnener ist als zuvor. Wenn wir einan<strong>der</strong> die Hände reichen, erscheint sogar manchmal ein<br />

leichtes Schmunzeln auf seinem sonst so ernsten Gesicht. Das heißt allerdings nicht, dass ich diese doch<br />

etwas intime Fre<strong>und</strong>schaftsbezeugung jemals wie<strong>der</strong>holen werde.<br />

Als unsere Personaler sprinten lernten<br />

Mag. Thomas Denkinger, LKW WALTER Internationale Transportorganisation AG<br />

Wenn KandidatInnen sich mehrmals bei einem Unternehmen bewerben, ist das üblicherweise ein<br />

Indikator für sehr großes Engagement <strong>und</strong> Interesse. Gelegentlich ist es aber auch ein Zeichen obsessiver<br />

Beharrlichkeit. Über ersteres freuen sich Personalverantwortliche, über letzteres weniger. So auch im<br />

Fall dieser Kandidatin, die sich regelmäßig wie<strong>der</strong>kehrend bei uns auf unterschiedliche vakante Stellen<br />

beworben hatte. Ihre Qualifikationen passten zwar nie zum Anfor<strong>der</strong>ungsprofil, dennoch versuchte sie es<br />

unermüdlich immer wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> ließ sich durch keine Absage <strong>–</strong> we<strong>der</strong> schriftlich noch mündlich <strong>–</strong> beirren.<br />

Irgendwann dürfte sie jedoch einen Punkt überschritten haben, <strong>der</strong> sie veranlasste, sich ohne jegliche<br />

87


Einladung o<strong>der</strong> Terminvereinbarung auf den Weg zu uns zu machen <strong>und</strong> unserer Unternehmenszentrale<br />

einen Besuch abzustatten.<br />

Bei uns angekommen, bat sie nicht etwa bei unserem Empfang, mit <strong>der</strong> HR-Abteilung Kontakt aufzunehmen,<br />

was wohl in ihren Augen von mangelndem Durchsetzungsvermögen gezeugt hätte. Die Dame wartete<br />

vielmehr, bis das Empfangspersonal abgelenkt war, <strong>und</strong> schlich sich dann unbemerkt ins Gebäude.<br />

Nachdem sie scheinbar längere Zeit durch unsere Zentrale geirrt war, wurde sie von einem hilfsbereiten<br />

Mitarbeiter entdeckt <strong>und</strong> angesprochen, ob man ihr denn helfen könnte. „Ja, ich suche die Personalabteilung.“<br />

Nachsatz: „Ich habe dort einen Termin.“ Hilfsbereit <strong>und</strong> engagiert brachte <strong>der</strong> Kollege sie zu uns.<br />

Endlich an ihrem Ziel angelangt, sorgte sie für Aufruhr unter den HR-KollegInnen, indem sie <strong>–</strong> mitten in<br />

<strong>der</strong> Personalabteilung stehend <strong>–</strong> selbstsicher verkündete, zum Vorstellungsgespräch gekommen zu sein.<br />

„Wer ist die Dame?“ „Haben wir heute noch einen Termin?“ „Hat <strong>der</strong> Empfang sie angekündigt? Wenn<br />

nein, wie kommt sie in die Personalabteilung?“ Diese o<strong>der</strong> sehr ähnliche Gedanken gingen in diesem<br />

Moment den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Personalabteilung durch den Kopf.<br />

Spontan nahm sich eine Kollegin <strong>aus</strong> dem Bewerbermanagement, die für ihre äußerst sorgfältige <strong>und</strong><br />

präzise Arbeitsweise bekannt ist, die Zeit, mit <strong>der</strong> Bewerberin dies <strong>und</strong> alles weitere im Besprechungszimmer<br />

zu klären. Nach einigem Hin <strong>und</strong> Her stellte sich her<strong>aus</strong>, dass die Frau zwar nie einen Termin<br />

vereinbart hatte, aber dennoch stur auf ein Interview <strong>–</strong> hier <strong>und</strong> jetzt <strong>–</strong> beharrte <strong>und</strong> gar nicht daran<br />

denken wollte, das Gebäude, ohne ihr Gespräch bekommen zu haben, wie<strong>der</strong> zu verlassen. Scheinbar<br />

war sie beseelt von <strong>der</strong> Idee, sich ihr persönliches Gespräch zu „ersitzen“.<br />

Letztlich gab meine Kollegin entnervt auf <strong>und</strong> bat um Unterstützung <strong>der</strong> HR-Manager zur Klärung <strong>der</strong><br />

Situation. R<strong>aus</strong>schmeißer war ehrlich gestanden nie mein Traumberuf. Daher fühlte ich mich, gelinde<br />

gesagt, etwas unwohl, als ich die beharrliche „Möchtegern-Vorstellerin“ damit konfrontierte, dass wir<br />

ohne Termin <strong>und</strong> Vorbereitung kein seriöses Interview führen könnten <strong>und</strong> sie nun das Gebäude verlassen<br />

müsste, sich aber natürlich gerne je<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong> bewerben dürfe. Erneut ihre Verweigerung. Erneut das<br />

Beharren auf ein Gespräch. Keine Einsicht, kein Einlenken <strong>–</strong> ohne Interview ginge sie nicht. Punkt! Sitzstreik!<br />

Am Ende meiner Eloquenz angelangt, bat auch ich bald um Verstärkung durch einen Senior-Personalisten.<br />

88


Aber auch zwei g’standene HRler erreichten nicht unbedingt ein Mehr an Einsicht o<strong>der</strong> Einlenken. Sie blieb<br />

weiterhin stur im Besprechungszimmer sitzen <strong>und</strong> „wartete“ auf ihr Interview. Bald waren auch wir beide<br />

mit unserem deeskalierenden Latein am Ende <strong>und</strong> es blieb uns nichts an<strong>der</strong>es übrig, als <strong>der</strong> Frau <strong>–</strong> im<br />

Schulterschluss, mit verschränkten Armen <strong>und</strong> so grimmiger Miene wie möglich <strong>–</strong> mit dem Sicherheitsdienst<br />

zu drohen.<br />

Die Vorstellung, wild strampelnd <strong>aus</strong> dem Gebäude getragen zu werden, behagte ihr wohl nicht son<strong>der</strong>lich,<br />

denn sie zeigte sich einsichtig <strong>und</strong> begleitete uns in den Aufzug. Während <strong>der</strong> Fahrt nach unten<br />

flammte ihr Kampfgeist aber doch noch einmal auf, denn in dem Moment, als sich die Aufzugstüren im<br />

Parterre öffneten, sprang sie <strong>aus</strong> dem Lift, nahm „die Beine in die Hand“ <strong>und</strong> flitzte wie eine Olympionikin<br />

quer durchs Foyer <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> die gegenüberliegende Treppe hinauf Richtung Personalabteilung. Wir<br />

beide, im ersten Moment völlig verdutzt, aber dann doch mit Zeitverzögerung hinterher. Der Kollege beim<br />

Empfang völlig irritiert.<br />

Bevor jedoch die Verfolgungsjagd durch unser Bürogebäude spektakulär in Fahrt kam, bemerkten wir <strong>–</strong> offen<br />

gesagt nicht unglücklich darüber <strong>–</strong>, dass die Dame es sich Gott sei Dank an<strong>der</strong>s überlegt hatte, zwischen<br />

erstem <strong>und</strong> zweitem Treppenabsatz dann doch stehen blieb, sich von uns gnädig einfangen <strong>und</strong> zum Ausgang<br />

eskortieren ließ. Wenig überraschend bewarb sich die Frau nach diesem Vorfall nie wie<strong>der</strong> bei uns.<br />

Damit haben wir zwar keine weitere Mitarbeiterin gewonnen <strong>und</strong> waren weiter auf <strong>der</strong> Suche nach<br />

„Mr. o<strong>der</strong> Mrs. Right“, ich wurde aber zukünftig immer wie<strong>der</strong> mal von unserem Empfang geneckt, ob ich<br />

denn auch noch regelmäßig mein Lauftraining absolvierte, um unseren BewerberInnen gewachsen zu<br />

sein. Wer den Schaden hat …<br />

The End!<br />

89


CAREER Verlag<br />

GPK. Weil es wichtig ist.<br />

Der CAREER Verlag bietet seit bald 30 Jahren wichtige Orientierungshilfen für Menschen, die Karriere<br />

machen, <strong>und</strong> für Arbeitgeber, die die Richtigen für sich gewinnen wollen. Ganz nach dem Verlagsmotto:<br />

„Erfolgreich entscheiden“.<br />

Im auf die Themenbereiche Karriere <strong>und</strong> Wirtschaft spezialisierten CAREER Verlag erscheinen sowohl<br />

langjährige Eigenpublikationen <strong>–</strong> wie <strong>der</strong> AKADEMIKERiNNEN-GUIDE, <strong>der</strong> MATURANTiNNEN-GUIDE<br />

<strong>und</strong> die D-A-CH-weite Recruiting-Studie BEST RECRUITERS <strong>–</strong> als auch zahlreiche Publikationen namhafter<br />

externer Auftraggeber, wie beispielsweise Jubiläumsbände von höchster Qualität. Auf Basis unserer<br />

f<strong>und</strong>ierten Expertise im HR-Bereich unterstützen wir unsere K<strong>und</strong>Innen darüber hin<strong>aus</strong> mit individuell auf<br />

ihren Bedarf zugeschnittenen Strategien zur Optimierung <strong>der</strong> Recruiting-Qualität.<br />

Der Verlag bildet den Gr<strong>und</strong>stein des GPK-Erfolges: Heute ist die GPK eine <strong>der</strong> führenden Kommunikationsagenturen<br />

Österreichs <strong>und</strong> umfasst, neben dem Verlag, auch Advertising, Public Communication <strong>und</strong><br />

Event mit weiteren großen Leistungsbereichen. www.careerverlag.at<br />

GPK Advertising & Public Communication widmet sich mit Leidenschaft <strong>und</strong> Können institutionellen<br />

Themen <strong>und</strong> Anliegen. Wir vereinen dabei strategische Qualität mit kommunikativer Kompetenz <strong>und</strong><br />

innovativer Umsetzungskraft. Alles unter einem Dach.<br />

Das gesamte Portfolio wird wegen <strong>der</strong> über Jahrzehnte aufgebauten Expertise im Public Sector beson<strong>der</strong>s<br />

gerne genutzt. Von <strong>der</strong> strategischen Beratung bis zum Full-Service <strong>–</strong> wir erstellen maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />

Konzepte <strong>und</strong> begleiten von den ersten Schritten bis zur Implementierung.<br />

Unsere Multidisziplinarität ist ein wirklich starkes Asset. Dabei verlieren wir nie unsere Identität <strong>und</strong> den<br />

eigenen Anspruch <strong>aus</strong> dem Auge: Ein starkes Team, Diskretion sowie vertrauensvolle, langfristige <strong>und</strong><br />

erfolgreiche K<strong>und</strong>enbeziehungen machen uns zu einem starken Partner. www.gpk.at/advertising<br />

GPK Event zählt seit vielen Jahren zu den größten Eventagenturen des Landes. Die GPK-Eventprofis sind<br />

below the line ExpertInnen, verstehen sich als KommunikationsberaterInnen <strong>und</strong> arbeiten nach strengen<br />

<strong>und</strong> bewährten Qualitätsstandards <strong>–</strong> dem GPK Q17-Standard. Wir verbinden Erfahrung mit Kreativität,<br />

sowohl in <strong>der</strong> Konzeption als auch in <strong>der</strong> Umsetzung.<br />

Unsere Events sind Events mit Passion. www.gpk.at/event<br />

90


Überblick <strong>der</strong> Publikationen<br />

Der AKADEMIKER nnen -GUIDE von CAREER<br />

Seit 28 Jahren erscheint Österreichs Karrierebibel im CAREER Verlag <strong>–</strong> Österreichs<br />

Entscheidungsratgeber für den jungen Arbeitsmarkt. Darin enthalten ist <strong>der</strong> CAREER<br />

Monitor <strong>–</strong> die jährliche Erhebung unter österreichischen Personalchefs. Sie bringt<br />

Trends <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen für Karrieremacher auf den Punkt.<br />

www.akademikerinnen-guide.at<br />

Der MATURANT nnEN -GUIDE von CAREER<br />

Alle angehenden österreichischen Maturantinnen <strong>und</strong> Maturanten erhalten den<br />

zielgruppenadäquaten Bildungs- <strong>und</strong> Berufsratgeber für die bestmögliche<br />

Vorbereitung auf die weitere Bildungs- <strong>und</strong> Berufslaufbahn.<br />

www.maturantinnen-guide.at<br />

Die BEST-RECRUITERS -Studie von CAREER<br />

BEST RECRUITERS, die größte Recruiting-Studie im deutschsprachigen Raum,<br />

untersucht jährlich die Recruiting-Qualität <strong>der</strong> Top-1.200-Arbeitgeber Österreichs,<br />

Deutschlands <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>und</strong> zeichnet die besten Recruiter <strong>aus</strong>.<br />

www.bestrecruiters.eu<br />

91


our<br />

Human<br />

Resources<br />

2. Ausgabe!<br />

92


Wir haben noch lange nicht genug!<br />

Weil es so schön war, steht die zweite Ausgabe von <strong>HUMOUR</strong> <strong>RESOURCES</strong> bereits in den Startlöchern: Wir<br />

sind überzeugt, dass noch viele weitere verborgene Erlebnisschätze nur darauf warten, erzählt zu werden,<br />

damit ihnen die Aufmerksamkeit zukommt, die ihnen auch gebührt.<br />

Haben auch Sie beson<strong>der</strong>e Geschichten erlebt <strong>und</strong> beim Lesen Lust bekommen, sie mit uns zu teilen?<br />

Schicken Sie uns doch einen kurzen Abriss Ihrer Story an office@careerverlag.at <strong>–</strong> wir sind unheimlich<br />

neugierig!<br />

Die Textlänge steht Ihnen frei <strong>und</strong> die Geschichte kann auf Wunsch anonymisiert erscheinen. Die besten<br />

Storys werden in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Redaktion <strong>aus</strong>gewählt <strong>und</strong> erscheinen in <strong>der</strong> 2. Ausgabe von<br />

<strong>HUMOUR</strong> <strong>RESOURCES</strong>.<br />

Als MitwirkendeR erhalten Sie selbstverständlich bei Erscheinen das gesamte Werk.<br />

Wenn Sie Fragen haben <strong>–</strong> o<strong>der</strong> Ihr Erlebnis einfach lieber persönlich zum Besten geben möchten <strong>–</strong>,<br />

rufen Sie uns an. Wir freuen uns auf Sie <strong>und</strong> wünschen Ihnen bis dahin noch unterhaltsame Tage in<br />

Ihrer Personalabteilung!<br />

Herzlichst<br />

Mag. Julia H<strong>aus</strong>ka<br />

Leitung CAREER Verlag<br />

Kontakt: Gußh<strong>aus</strong>straße 14/2 | 1040 Wien | T +43 1 585 69 69-31 | E julia.h<strong>aus</strong>ka@gpk.at<br />

gpk.at | careerverlag.at | humourresources.eu<br />

93


Dankeschön!<br />

Aus den Tiefen unseres Zwerchfells danken wir all jenen, die uns an ihren skurrilsten<br />

HR-Episoden teilhaben ließen:<br />

• Mag. Rene Angermair, MA<br />

• Jörg Buckmann<br />

• Denise Büttner<br />

• Mag. Thomas Denkinger<br />

• Burkhard Hanke<br />

• Mag. Andrea König, BA<br />

• Toni Kronke<br />

• Mag. Michaela Lackinger<br />

• Sabrina Pint<br />

• Ing. Erich Rathgeb<br />

• Daniela Schmid<br />

• Magdalena Schöberl<br />

• Manuela Vorwerk<br />

• Mag. Dagmar Wagner<br />

• Mag. Maria Theresia Wilhelm<br />

• Barbara Yiangou<br />

• Mag. Andrea Zeilinger<br />

• PHH Rechtsanwälte<br />

… sowie den zahlreichen ErzählerInnen, die lieber anonym mitwirken wollten ;-)<br />

Beson<strong>der</strong>er Dank gilt Dr. Kl<strong>aus</strong> Niedl für seine wertvolle Idee <strong>und</strong> das Vertrauen in uns, die auf seine<br />

Initiative gesammelten Geschichten gebührend zu würdigen.<br />

94


Impressum<br />

Verlag, Produktion & Vertrieb<br />

CAREER Verlag <strong>–</strong> GPK Event- <strong>und</strong> Kommunikationsmanagement GmbH<br />

careerverlag.at | gpk.at | humourresources.eu<br />

Her<strong>aus</strong>geberin<br />

Mag. Julia H<strong>aus</strong>ka<br />

Idee & Her<strong>aus</strong>geber<br />

Dr. Kl<strong>aus</strong> Niedl<br />

Projektkoordination<br />

Sophie Ehrgott, BA<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Agnes Koller<br />

Redaktion<br />

Angela Eichler | Helga Eichler | Markus Gruber | Stefan Liebert, Bakk. | Birgit Schröfl, BSc<br />

Art Direction<br />

Christina Schier<br />

Illustrationen<br />

Susanne Habeler<br />

Lektorat<br />

Ernst Böck<br />

Druck<br />

Druckerei Schmidbauer, Oberwart<br />

Danke für die Unterstützung:<br />

GPK Advertising & Public Communication<br />

GPK Event<br />

NOVOMATIC AG<br />

TALENTpro<br />

Erste Auflage, Wien 2017<br />

ISBN: 978-3-9504556-0-1<br />

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HR -Verantwortliche enthüllen erstmals<br />

ihre irrwitzigsten Geschichten<br />

Wenn hauptberuflich verliebte Kandidatinnen auf Expats mit strengen Kammern<br />

in <strong>der</strong> Dienstwohnung treffen, wenn Callboys zum Bewerbungsgespräch erscheinen<br />

<strong>und</strong> wenn Sie morgens Captain Kirks Lebenslauf auf dem Schreibtisch vorfinden <strong>–</strong><br />

dann dürfen Sie garantiert gerade in einer HR-Abteilung hinter die Kulissen schauen.<br />

Das glauben Sie nicht? Überzeugen Sie sich selbst: Für <strong>HUMOUR</strong> <strong>RESOURCES</strong> plau<strong>der</strong>n<br />

erstmals Personalverantwortliche <strong>aus</strong> Österreich, Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>aus</strong><br />

ihrem sonst so gut gehüteten Nähkästchen.<br />

Die Prämisse: Jede Geschichte ist so passiert <strong>und</strong> selbst erlebt.<br />

Das Ergebnis: Die skurrilsten <strong>und</strong> unglaublichsten Geschichten <strong>der</strong> HR-<strong>Welt</strong>.

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