HUMOUR RESOURCES – Schräges und Skurriles aus der Welt der Personalabteilungen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das ist doch menschenunwürdig, habe ich auf <strong>der</strong><br />
Website von Human Rights Watch nachgelesen!<br />
Gewerbliche Heimatliebe<br />
Daniela Schmid, Eckes-Granini Austria GmbH<br />
Blindbewerbungen sind ein bisschen wie Überraschungseier. Man weiß nie, ob eine langweilige Figur o<strong>der</strong><br />
etwas Spannendes zum selbst Zusammenbauen enthalten ist. Solche Initiativen sind in unserem Alltag<br />
aber auch nichts Ungewöhnliches <strong>und</strong> können durch<strong>aus</strong> positive Überraschungen bringen. Einige <strong>der</strong> besten<br />
MitarbeiterInnen haben so schon eine Chance in einem Unternehmen erhalten. Die Erfahrung zeigt<br />
also, man sollte immer offen für alles sein.<br />
Als uns wie<strong>der</strong> einmal eine Initaitivbewerbung erreichte, war ich entsprechend neugierig <strong>und</strong> hatte natürlich<br />
insgeheim die Hoffnung, dass uns damit vielleicht ein Rohdiamant ins H<strong>aus</strong> flatterte. Doch lei<strong>der</strong><br />
holte mich gleich auf den ersten Blick die Realität ein: Es war nämlich eine handgeschriebene Bewerbung.<br />
Was zwar per se noch nichts über den Inhalt sagt, aber im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert wirklich mehr als ungewöhnlich<br />
<strong>und</strong> gar nicht mehr State of the Art ist. Doch man weiß ja nie. Es könnte sich trotzdem um die zukünftige<br />
Verkaufsmaschine o<strong>der</strong> eine überdurchschnittlich gute Produktmanagerin handeln.<br />
Das Anschreiben war kurz <strong>und</strong> knapp, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewerber, ein 37-jähriger Mann, bot sich für allerlei Positionen<br />
an. Von <strong>der</strong> Bürokraft bis zum Staplerfahrer würde er alles können <strong>und</strong> auch alles machen. Aha, ein<br />
Multitalent also. Die zweite Seite war dann aber doch eine Überraschung. Mir fielen nicht, wie erwartet,<br />
Zeugnisse o<strong>der</strong> detailliertere Bewerbungsunterlagen in die Hand. Nein, ein weiterer Brief, ebenfalls in<br />
<strong>der</strong> typischen Schülerhandschrift gehalten, mit einem Loblied auf das Gewerbegebiet in Zwettl, lag <strong>der</strong><br />
Bewerbung bei. Eine akribische Auflistung, wie viele Einwohner Zwettl zählte <strong>und</strong> welche renommierten<br />
Unternehmen sich nicht schon dort angesiedelt hätten.<br />
Aber damit nicht genug. Auch in Langenlois gäbe es ein tolles Gewerbegebiet, das schon zahlreiche<br />
Firmen nützten. Alles in allem war diese Hymne auf das Gewerbegebiet mehr als doppelt so <strong>aus</strong>führlich<br />
wie die eigentliche Bewerbung. Ich bekam den Eindruck, dieser Herr hätte gerne gehabt, dass wir unseren<br />
Firmenstandort mehr in seine Nähe verlagerten. Denn er stammte <strong>aus</strong> dem Bezirk Krems <strong>–</strong> <strong>und</strong> da sind<br />
Zwettl o<strong>der</strong> Langenlois entschieden näher.<br />
Unnötig zu bemerken, dass wir diesen Bewerber zu keinem Interview eingeladen haben. Wer weiß, was er<br />
uns erst in einem persönlichen Gespräch hätte verkaufen wollen.<br />
42