HUMOUR RESOURCES – Schräges und Skurriles aus der Welt der Personalabteilungen
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ein himmelschreien<strong>der</strong> Skandal <strong>und</strong> eine bodenlose Frechheit wäre das. Wir sollten bloß nicht auf die Idee<br />
kommen, dass er diese Schweinereien <strong>aus</strong> eigener Tasche bezahlen würde. Am besten müsste <strong>der</strong> gottlose<br />
Mieter selbst <strong>–</strong> alternativ stellvertretend wir als Konzern <strong>–</strong> für die entstandenen Schäden aufkommen.<br />
Nun kann es lei<strong>der</strong> durch<strong>aus</strong> sein, dass <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Manager nicht <strong>aus</strong>gesucht sorgsam mit <strong>der</strong><br />
zur Verfügung gestellten Ausstattung umgeht. Ob diese Nachlässigkeit dem allgemeinen Leichtsinn <strong>der</strong><br />
Gesellschaft o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tatsache geschuldet ist, dass es sich dabei nicht um persönliches Eigentum handelt,<br />
sei zum Zeitpunkt dahingestellt. Fakt ist, dass unser Vermieter bereits in <strong>der</strong> Vergangenheit in regelmäßigen<br />
Abständen unappetitliche Flecken am Teppichboden o<strong>der</strong> unerklärliche Löcher in <strong>der</strong> Wand beanstandet<br />
hatte. Folglich führte ich seine Aufregung auch eher auf das vielgerühmte Temperament <strong>der</strong> OsteuropäerInnen<br />
zurück als auf das tatsächliche Ausmaß <strong>der</strong> Zerstörung. So sehr ich mich auch mühte, den<br />
H<strong>aus</strong>herrn zu beschwichtigen, er wollte mich nicht vom Haken lassen, <strong>und</strong> auch mir lag es im Sinne einer<br />
produktiven Zusammenarbeit am Herzen, das Thema ordentlich erledigt zu wissen. Also bat ich einen<br />
verlässlichen Mitarbeiter vor Ort, sich ein persönliches Bild des vermeintlichen Tatorts zu machen.<br />
Was er nach erfolgter Inspektion ungläubig zu berichten hatte, stellte alles bisher Dagewesene in den<br />
Schatten. Ganz augenscheinlich hatte <strong>der</strong> ehemalige Geschäftsführer einen <strong>aus</strong>geprägten Sinn für das<br />
Außergewöhnliche. Denn noch lange bevor eine grau-schattierte Trilogie <strong>der</strong>artige Praktiken salonfähig<br />
machte, hatte er sein Schlafzimmer zu einer „strengen Kammer“ par excellence umfunktioniert. Von gepolsterten<br />
Handschellen über Gummiknebel bis hin zu den unterschiedlichsten Züchtigungsinstrumenten<br />
war <strong>der</strong> Raum mit sämtlichen Folter-Accessoires <strong>aus</strong>gestattet, die die gut sortierte SM-Szene bereithielt.<br />
Es versteht sich von selbst, dass sowohl die Wandbefestigungen als auch die Verdunkelungen von<br />
bester Qualität <strong>und</strong> sehr professionell montiert worden waren. Im Wandschrank <strong>aus</strong> dunklem Nussbaumholz<br />
waren darüber hin<strong>aus</strong> vereinzelte, kostspielig anmutende Utensilien zurückgeblieben, die Menschen<br />
an die Grenzen ihrer psychischen <strong>und</strong> physischen Belastbarkeit bringen sollten. Außerhalb des Protokolls<br />
erzählte mir <strong>der</strong> Kollege, er hätte sich bei einzelnen „Spielzeugen“ nicht einmal in den kühnsten Träumen<br />
<strong>aus</strong>malen können, wofür sie benutzt werden sollten.<br />
Damit war die Entrüstung des Wohnungsbesitzers mehr als nur nachvollziehbar, <strong>und</strong> wir trugen selbstverständlich<br />
die vollen Renovierungskosten, womit er glücklicherweise rasch zu besänftigen war. Unser<br />
ehemaliger Geschäftsführer blieb übrigens untergetaucht <strong>–</strong> ich vermute allerdings, dass ihm die jüngste<br />
Entwicklung am Belletristik-Markt recht zusagt ...<br />
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