HUMOUR RESOURCES – Schräges und Skurriles aus der Welt der Personalabteilungen
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unverschämt anzwinkerte. Spontan fiel mir <strong>der</strong> Sch<strong>aus</strong>pieler Jürgen Vogel in dem Film Keinohrhasen ein,<br />
<strong>der</strong> in den ersten Szenen mit gebleicht-blondem Haar <strong>und</strong> einem übertrieben weißen Blendamed-Lächeln<br />
komplett künstlich <strong>und</strong> vor allem cool <strong>und</strong> lasch herumhängt. Neben diesem jungen Selbstdarsteller würde<br />
sogar Jürgen Vogel vor Neid erblassen, da bin ich mir sicher.<br />
Ich holte den Kandidaten zum Gespräch ab. Er begrüßte mich, wie erwartet, beson<strong>der</strong>s lässig mit „Halloo,<br />
servas, wie geht’s“ <strong>und</strong> zwinkerte mir her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>nd zu. Leicht belustigt starteten meine Kollegin <strong>und</strong> ich<br />
das Bewerbungsgespräch <strong>und</strong> bemühten uns redlich, eine professionelle Linie beizubehalten. Glauben Sie<br />
mir, das fiel uns angesichts <strong>der</strong> äußeren Erscheinung nicht wirklich leicht! Der Bewerber, ein mit Sicherheit<br />
viel Zeit in sein Hobby investieren<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong> künstlicher Sonnenbestrahlung, gewährte<br />
uns sehr tiefe Einblicke in sein Dekolleté, das er, wie könnte es an<strong>der</strong>s sein, mit<br />
einem kessen Goldkettchen schmückte. Zusätzlich zu seinem offenherzigen<br />
Hemd, das bis zum Bauchnabel aufgeknöpft war, versuchte er meine Kollegin<br />
<strong>und</strong> mich durchwegs frech anzuflirten. Insgeheim zog ich die nicht son<strong>der</strong>lich<br />
abwegige Möglichkeit in Betracht, dass er die Stelle mit <strong>der</strong> eines<br />
Bademeisters am Strand von Malibu verwechselt hatte, <strong>und</strong> musste<br />
schmunzeln. Ehrlich interessiert fragte ich ihn, warum er sich denn bei<br />
uns beworben hätte <strong>und</strong> was für ihn an <strong>der</strong> Stelle so reizvoll wäre. Seine<br />
Antwort war, sagen wir einmal, passend: Das AMS (Arbeitsmarktservice)<br />
würde ihn schicken <strong>und</strong> im Inserat stünde ja, dass wir jemanden<br />
suchten, <strong>der</strong> auch reisebereit wäre. Er reiste sehr gerne, <strong>und</strong> deswegen<br />
interessierte er sich auch für den Job.<br />
Tja, da fehlten uns dann doch kurz die Worte, denn mit dieser<br />
Antwort hätten wir wirklich nicht gerechnet.<br />
Alles in allem war es ein unheimlich lustiges Gespräch, was ich<br />
mir selbstverständlich nicht anmerken lassen durfte. Nachdem wir<br />
jedoch nicht im Callboy-Segment arbeiten, hat er die Stelle nicht<br />
bekommen. Im Nachhinein kann ich über diese Geschichte immer<br />
noch herzhaft lachen <strong>–</strong> vor allem, wenn gerade einmal wie<strong>der</strong><br />
Keinohrhasen im Fernsehen läuft.<br />
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