HUMOUR RESOURCES – Schräges und Skurriles aus der Welt der Personalabteilungen
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Einladung o<strong>der</strong> Terminvereinbarung auf den Weg zu uns zu machen <strong>und</strong> unserer Unternehmenszentrale<br />
einen Besuch abzustatten.<br />
Bei uns angekommen, bat sie nicht etwa bei unserem Empfang, mit <strong>der</strong> HR-Abteilung Kontakt aufzunehmen,<br />
was wohl in ihren Augen von mangelndem Durchsetzungsvermögen gezeugt hätte. Die Dame wartete<br />
vielmehr, bis das Empfangspersonal abgelenkt war, <strong>und</strong> schlich sich dann unbemerkt ins Gebäude.<br />
Nachdem sie scheinbar längere Zeit durch unsere Zentrale geirrt war, wurde sie von einem hilfsbereiten<br />
Mitarbeiter entdeckt <strong>und</strong> angesprochen, ob man ihr denn helfen könnte. „Ja, ich suche die Personalabteilung.“<br />
Nachsatz: „Ich habe dort einen Termin.“ Hilfsbereit <strong>und</strong> engagiert brachte <strong>der</strong> Kollege sie zu uns.<br />
Endlich an ihrem Ziel angelangt, sorgte sie für Aufruhr unter den HR-KollegInnen, indem sie <strong>–</strong> mitten in<br />
<strong>der</strong> Personalabteilung stehend <strong>–</strong> selbstsicher verkündete, zum Vorstellungsgespräch gekommen zu sein.<br />
„Wer ist die Dame?“ „Haben wir heute noch einen Termin?“ „Hat <strong>der</strong> Empfang sie angekündigt? Wenn<br />
nein, wie kommt sie in die Personalabteilung?“ Diese o<strong>der</strong> sehr ähnliche Gedanken gingen in diesem<br />
Moment den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Personalabteilung durch den Kopf.<br />
Spontan nahm sich eine Kollegin <strong>aus</strong> dem Bewerbermanagement, die für ihre äußerst sorgfältige <strong>und</strong><br />
präzise Arbeitsweise bekannt ist, die Zeit, mit <strong>der</strong> Bewerberin dies <strong>und</strong> alles weitere im Besprechungszimmer<br />
zu klären. Nach einigem Hin <strong>und</strong> Her stellte sich her<strong>aus</strong>, dass die Frau zwar nie einen Termin<br />
vereinbart hatte, aber dennoch stur auf ein Interview <strong>–</strong> hier <strong>und</strong> jetzt <strong>–</strong> beharrte <strong>und</strong> gar nicht daran<br />
denken wollte, das Gebäude, ohne ihr Gespräch bekommen zu haben, wie<strong>der</strong> zu verlassen. Scheinbar<br />
war sie beseelt von <strong>der</strong> Idee, sich ihr persönliches Gespräch zu „ersitzen“.<br />
Letztlich gab meine Kollegin entnervt auf <strong>und</strong> bat um Unterstützung <strong>der</strong> HR-Manager zur Klärung <strong>der</strong><br />
Situation. R<strong>aus</strong>schmeißer war ehrlich gestanden nie mein Traumberuf. Daher fühlte ich mich, gelinde<br />
gesagt, etwas unwohl, als ich die beharrliche „Möchtegern-Vorstellerin“ damit konfrontierte, dass wir<br />
ohne Termin <strong>und</strong> Vorbereitung kein seriöses Interview führen könnten <strong>und</strong> sie nun das Gebäude verlassen<br />
müsste, sich aber natürlich gerne je<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong> bewerben dürfe. Erneut ihre Verweigerung. Erneut das<br />
Beharren auf ein Gespräch. Keine Einsicht, kein Einlenken <strong>–</strong> ohne Interview ginge sie nicht. Punkt! Sitzstreik!<br />
Am Ende meiner Eloquenz angelangt, bat auch ich bald um Verstärkung durch einen Senior-Personalisten.<br />
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