HUMOUR RESOURCES – Schräges und Skurriles aus der Welt der Personalabteilungen
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Also begab ich mich hin<strong>aus</strong> in die Küche, wo ich zufällig die Vorstandsassistentin antraf, die mich fragte,<br />
ob das Vorstellungsgespräch denn so schnell schon vorbei wäre. Nachdem ich ihr in knappen Worten von<br />
<strong>der</strong> Kaffeebestellung des Kandidaten berichtet hatte, schlussfolgerte sie das einzig Richtige: „Na, wofür<br />
bewirbt sich <strong>der</strong>, etwa als Generaldirektor?“ <strong>–</strong> wir lachten beide herzlich.<br />
Als ich gekonnt den Kaffee servierte, bedankte sich mein Kollege <strong>aus</strong>nehmend fre<strong>und</strong>lich für das gute<br />
Service. Herr M. zeigte sich davon unbeeindruckt, ignorierte mich <strong>und</strong> sprach einfach weiter.<br />
Aber es sollte noch besser kommen … gerade als ich Platz nehmen wollte, hatte <strong>der</strong> gute Mann ein neues<br />
Bedürfnis: „Mir ist heiß, machen Sie das Fenster auf!“. Dabei zeigte er mit <strong>aus</strong>gestrecktem Zeigefinger auf<br />
das Fenster. Und ja, ich öffnete das Fenster.<br />
Bevor ich mich allerdings wie<strong>der</strong> an den Tisch setzte, sagte ich ganz fre<strong>und</strong>lich<br />
<strong>und</strong> ruhig zu ihm: „Mein lieber Herr, jede gute Fee im Märchen erfüllt drei Wünsche.<br />
Ihre habe ich nun erfüllt, mehr gibt es nicht! Haben wir uns verstanden?“<br />
Herr M. sah mich daraufhin kurz verständnislos an, sprach dann aber ungerührt<br />
weiter, während mein Kollege sein breites Grinsen nun gar nicht mehr<br />
verbergen konnte.<br />
In einem Akt vollendeter Selbstbeherrschung brachten wir das Gespräch zu<br />
Ende. Kaum dass Herr M. das Büro verlassen hatte, fragte mich mein Kollege,<br />
ob wir ihn denn nun aufnehmen wollten. Mit einem verschwörerischen<br />
Schmunzeln antwortete ich ihm: „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es<br />
schaffen werde, ihm jeden Tag einen Kaffee zu servieren, deshalb müssen wir<br />
uns wohl o<strong>der</strong> übel fragen, ob wir ihn tatsächlich als neuen Generaldirektor<br />
haben wollen.“<br />
Mein Kollege hat die Geschichte natürlich brühwarm seinen MitarbeiterInnen<br />
erzählt, <strong>und</strong> wann immer eine Besprechung mit mir anberaumt ist, sagen sie:<br />
„Wir haben einen Termin mit Frau W., denn sie kann hier den Kaffee am allerbesten<br />
servieren.“<br />
Nachwort: Ob <strong>der</strong> Kandidat von Beginn an richtig verstanden hat, dass ich die<br />
Personalleiterin war <strong>und</strong> folglich einen maßgeblichen Einfluss auf die Personal<strong>aus</strong>wahl<br />
hatte, kann ich bis heute nicht beantworten. Ich glaube, für ihn war<br />
es einfach <strong>und</strong>enkbar, dass eine Frau eine solche Position innehaben kann. Ich<br />
habe ihm jedenfalls mit Genuss bei einer Tasse Kaffee abgesagt.<br />
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