HUMOUR RESOURCES – Schräges und Skurriles aus der Welt der Personalabteilungen
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Big Boss is watching you<br />
Sophie M., Kosmetikherstellung, r<strong>und</strong> 580 MitarbeiterInnen<br />
Es ist schon einige Jährchen her, dass ich in einer internationalen Kosmetikfirma für die PR zuständig war.<br />
Eines Tages bekamen wir einen neuen Firmenchef, <strong>der</strong> zackig <strong>und</strong> lautstark das Ru<strong>der</strong> in die Hand nahm.<br />
Zugegeben, es hatte sich ein gewisser Schlendrian in <strong>der</strong> Firma eingeschlichen, was ihn wohl dazu veranlasste,<br />
hart durchzugreifen. Noch bevor er die einzelnen MitarbeiterInnen kennengelernt hatte, eilte er von<br />
einer Abteilung in die an<strong>der</strong>e, um zu kontrollieren, ob auch wirklich fleißig gearbeitet wurde.<br />
FaulenzerInnen hatten es schwer bei ihm. Wenn er nämlich einen Mitarbeiter beim Nichtstun ertappte,<br />
brüllte er gleich ohrenbetäubend los. Offenbar war <strong>der</strong> neue Boss gemäß seiner Veranlagung ein hochgradiger<br />
Choleriker. Daran mussten wir uns wohl noch gewöhnen.<br />
Gerade damals gab es in unserer Abteilung höllisch viel zu tun <strong>und</strong> wir schufteten wie die Wilden. Jede/r<br />
gab sein Bestes, denn das gesamte Team fürchtete die Zornes<strong>aus</strong>brüche des „Neuen“. Wir gönnten uns<br />
nicht einmal mehr eine Mittagsp<strong>aus</strong>e, son<strong>der</strong>n bestellten unser Essen ins Büro. Meistens war es nur eine<br />
Pizza, die wir zwischen Planung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Projekte schnell in uns hineinstopften.<br />
Es ergab sich, dass <strong>der</strong> junge Mann vom Pizza-Service gerade lässig an <strong>der</strong> Türe lehnte <strong>und</strong> auf sein Geld<br />
wartete, als <strong>der</strong> Chef hereinkam <strong>und</strong> ihn in gewohnter Weise anbrüllte:<br />
„Was stehen Sie da so herum, haben Sie nichts zu tun?“<br />
Der Bote war so verschreckt, dass er sogar darauf vergaß, zu kassieren, <strong>und</strong> sich schleunigst verdrückte.<br />
Als er weg war, wollte <strong>der</strong> Chef von mir wissen, welche Tätigkeit denn <strong>der</strong> faule Kerl, <strong>der</strong> hier so träge herumlungerte,<br />
in unserer Abteilung <strong>aus</strong>übte. Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen <strong>und</strong> sagte:<br />
„Der hat uns eben die Pizza gebracht.“ Erstaunlicherweise kam kein Ton von den Lippen unseres sonst so<br />
hitzköpfigen Chefs. Er schaute mich nur sek<strong>und</strong>enlang starr an <strong>und</strong> brach dann plötzlich in donnerndes<br />
Gelächter <strong>aus</strong>. Da die gesamte Abteilung mit ihm zu lachen begann, glätteten sich allmählich die Wogen<br />
<strong>und</strong> er bekam zunehmens Vertrauen in unseren Fleiß <strong>und</strong> unser Engagement.<br />
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