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Berghofer Blick 2017-4

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HISTORISCHES<br />

Aus den Schulchroniken der <strong>Berghofer</strong>mark<br />

6. Teil<br />

Fortsetzung unseres Artikels aus dem Berhofer <strong>Blick</strong> 2/<strong>2017</strong><br />

Die katholische Schule <strong>Berghofer</strong>mark<br />

Die Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 ist in der Schulchronik<br />

mit keinem Wort erwähnt, dann heißt es: „Am 5. März 1933 fand die<br />

Reichstagswahl statt. Aus dieser gingen die N.S.D.A.P. und die Kampffront<br />

,Schwarz-Weiß-Rot´mit großer Mehrheit hervor. Am 8. März fiel deshalb<br />

der Unterricht aus. Die Regierung wurde neu von Adolf Hitler gebildet.<br />

Am 21. März trat zum erstenmal der neugewählte Reichstag zusammen.<br />

Die Eröffnungsfeier wurde durch das Radio übertragen. Auch die beiden<br />

hiesigen Schulen hörten sich die Übertragung an.“<br />

Der Schuljahresbeginn wurde auf den 1. Mai 1933 festgesetzt; das „Fest<br />

der Arbeit“ wurde an diesem Tage mit einem Festumzug gefeiert, der<br />

durch geschmückte Straßen führte. Die Schulchronik erwähnt aber auch,<br />

dass an diesem 1. Mai im Zuge der Gleichschaltung die verschiedenen<br />

Lehrerverbände von dem NSLB [Nationalsozialistischen Lehrerbund]<br />

übernommen wurden. Der 24. Juni war dann der Jugend gewidmet. In der<br />

Schule gab es Gedichts- und Gesangsvorträge sowie einen Festvortrag<br />

zum Thema „Bedeutung der Schule“. Am Tag des Erntedankfestes, dem<br />

ersten Oktobersonntag, fand wiederum ein Umzug statt, der den Nährstand<br />

ehren sollte. Festwagen mit Bildern aus dem Bauernleben fuhren<br />

über den Höchsten. Die Schulkinder bildeten Erntegruppen. In weiteren<br />

Feiern wurde am 18. Januar 1934 der Reichsgründung von 1871 gedacht,<br />

und am 25. Januar wurde an die Gründung des Deutschen Zollvereins vor<br />

100 Jahren erinnert. Auch der symbolische „Beginn des Reichsautobahnbaues<br />

am 19. März 1934“ findet in der Schulchronik Erwähnung.<br />

Im Schuljahr 1934/35 konnten die Kinder in neu gestrichenen Räumen<br />

unterrichtet werden. Die Mädchen wurden nun gemeinsam mit denen der<br />

evangelischen Schule von der Handarbeitslehrerin Fräulein Wallrabe aus<br />

Hörde unterrichtet. (Zum 1. November 1934 wurden die Schulen beider<br />

Konfessionen einer gemeinsamen Schulaufsicht unterstellt.) Ähnlich wie<br />

im Vorjahr wurde der Tag der Arbeit begangen, diesmal führte der Umzug<br />

zum Sportplatz bei „Glück“, Ansprache und das Abbrennen eines Feuers<br />

beendeten den Tag. Ein Jugendherbergspfennig wurde eingeführt, jedes<br />

Kind hatte monatlich einen Pfennig zu<br />

spenden, weiterhin wurden vierteljährlich<br />

20 Pfennig eingezogen, damit ein Filmgerät<br />

angeschafft werden konnte. In der<br />

ersten Stunde nach den Sommerferien<br />

wurde an den am 2. August 1934 verstorbenen<br />

Reichspräsidenten von Hindenburg<br />

erinnert. Am 26. September des gleichen<br />

Jahres beging die Schule den 20. Todestag<br />

des Heimatdichters Hermann Löns,<br />

und am 10. November wurde an den 175.<br />

Geburtstag Schillers erinnert.<br />

Die Elternbeiräte wurden abgeschafft und<br />

eine Schulgemeinde begründet, die vom<br />

Schulleiter geführt wurde, der von zwei<br />

„Jugendwaltern“ aus der Elternschaft<br />

unterstützt wurde. Am 13. Januar 1935<br />

konnten die Menschen im Saarland entscheiden,<br />

in welchem Staat sie künftig leben<br />

wollten. Am folgenden Tage erfuhren<br />

die Kinder das Ergebnis und hatten schulfrei.<br />

Auch der Tag der Rückgliederung des<br />

Saarlandes in das Deutsche Reich, der<br />

1. März 1935, wurde mit einer Schulfeier<br />

begangen.<br />

„Im Sommer 1935 hatte die Schule eine<br />

Lichtanlage erhalten. Durch diese Einrichtung<br />

ist es nun möglich, das Radio in den Dienst der Schule zu stellen.<br />

Der erste Schulgemeinschaftsempfang fand bei der Eröffnung des Winterhilfswerkes<br />

statt. Bei der Winterhilfspfundsammlung in der Schule konnten<br />

etwa 40 Pfund Lebensmittel abgeliefert werden.“<br />

Zum 1. März 1936 wurde ein 2 ½ Sechziger (der Sechziger zu 284 Quadratmetern)<br />

großer Schulgarten eingerichtet, der je zur Hälfte von der evangelischen<br />

und von der katholischen Schule genutzt wurde. Er umfasste<br />

eine Beerenstrauchanlage, eine Baumschule, Gemüseland und Blumenbeete.<br />

„Das Gemüseland ist in lauter Beete eingeteilt, so daß jedem Kinde<br />

vom 10. Jahre an ein solches zugewiesen worden ist, worauf es nach Anweisung<br />

des Lehrers selbständig arbeiten und pflanzen kann. Die Kinder<br />

zeigen großes Interesse und sind mit Begeisterung bei der Sache.“<br />

Im Rahmen des Winterhilfswerkes gab es im Turnraum der Schule für 25<br />

bedürftige Kinder einen Monat lang eine Mittagsspeisung, die den Erfolg<br />

hatte, dass die Kinder ein bis sechs Pfund zunahmen.<br />

Zum Schuljahr 1936/37 erwähnt die Chronik: „Wie in den Vorjahren, so<br />

wurde auch in diesem Jahre der Geburtstag Adolf Hitlers in den Schulen<br />

gefeiert.“ Allerdings ist eine solche Feier in den Vorjahren nicht erwähnt.<br />

Ein besonderer Eintrag widmet sich der Unwetterkatastrophe vom 17./18.<br />

April 1936: „Von einer Unwetterkatastrophe, wie sie seit Menschengedenken<br />

nicht vorgekommen ist, wurde das Industriegebiet und das südliche<br />

Westfalen am 17. u[nd] 18. April heimgesucht. In der Nacht vom 17. auf<br />

den 18. April setzte plötzlich ein orkanartiger Sturm, verbunden mit gewaltigem<br />

Schneefall, ein. Der Morgen des 18. IV. bot in den Gärten, Anlagen<br />

u[nd] Wäldern ein katastrophales Bild. Die Bäume waren mit einer<br />

zentnerschweren Schneelast beladen. Meterhoch lag der Schnee auf der<br />

Erde. Von der gewaltigen Schneelast waren viele Zweige abgebrochen, ja<br />

sogar ganze Bäume entwurzelt. Noch schlimmer sah es in den Wäldern<br />

aus. Ganze Bestände wurden durch Schneebruch vernichtet. Um die Bäume<br />

von der Schneelast zu befreien und weiteren Schaden zu verhüten,<br />

wurden überall der Arbeitsdienst und das Militär eingesetzt. Man kann

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