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Berghofer Blick 2017-4

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HISTORISCHES<br />

19 19<br />

sich ungefähr ein Bild von dem Unwetter machen, wenn man bedenkt, daß<br />

am folgenden Weißen Sonntag die Erstkommunikanten durch eine meterhohe<br />

Gasse von Schnee zur Kirche und Schule geleitet werden mußten.<br />

Greise von 80 Jahren können sich auf ein Unwetter von solchem Ausmaße<br />

nicht entsinnen.“<br />

Am 24. Juni 1936 fanden die Reichsjugendwettkämpfe statt, die diesmal<br />

von den einzelnen Schulen ausgerichtet werden mussten. Mehr als die<br />

Hälfte der Schülerinnen und Schüler erreichte oder übertraf die vorgegebene<br />

Punktzahl und hatte so erfolgreich teilgenommen.<br />

Der 1000. Todestag Heinrichs I. am 2. Juni 1936 bot Anlass, auf das erste<br />

Deutsche Reich und die Verdienste des Königs einzugehen. Die Chronik<br />

erwähnt auch die Olympischen Spiele in Garmisch-Partenkirchen und<br />

Berlin und betont besonders die Erfolge der deutschen Sportler.<br />

Am 30. Januar 1937 wurden in der Schule die Reden von Goebbels und<br />

Hitler angehört, wobei Hitler den Vierjahresplan verkündete, der Deutschland<br />

von Lieferungen aus dem Ausland unabhängig machen sollte.<br />

Erstmals erwähnt die Schulchronik, der „Heldengedenktag“ sei am 20.<br />

Februar 1937 in üblicher Weise begangen worden. In einer Feierstunde<br />

wurde der Gefallenen des Weltkrieges gedacht. Am Nachmittag nahmen<br />

die Schulkinder an einer Feier am Ehrenmal teil. Die weiteren Feiern entsprachen<br />

im Wesentlichen denen der Vorjahre. Am 10. Juli 1937 wurde<br />

dann der Grundstein zur größten Jugendherberge in Deutschland auf Hohensyburg<br />

gelegt.<br />

Ähnlich ausführlich wie die Chronik der evangelischen Schule schildert<br />

auch die Chronik der katholischen Schule den Ausstellungsbesuch<br />

„Schaffendes Volk“ in Düsseldorf. Im Herbst 1937 wurden überall in Dortmund<br />

Schulsparkassen gegründet, „um den Sparsinn bei der Jugend zu<br />

wecken“. An jeder Schule gab es nun einen Sparlehrer, der am Sonnabend<br />

„Spartag“ in der Schule hielt. Die Schulspargemeinschaft in <strong>Berghofer</strong>mark<br />

erhielt die Nummer 103 und nahm am 16. Oktober 1937 ihre Tätigkeit<br />

auf. Von den 19 Schülern, die sich am Schulsparen beteiligten,<br />

wurden wöchentlich etwa 10 bis 12 Reichsmark gespart.<br />

Die weiteren Ereignisse wurden offenbar nach dem Kriege in die Chronik<br />

eingetragen:<br />

Am 21. Februar 1938 wurde durch einen Erlass des Ministers für Wissenschaft,<br />

Erziehung und Volksbildung die einklassige evangelische und die<br />

katholische Schule <strong>Berghofer</strong>mark zu einer Schule zusammengelegt. Die<br />

beiden Klassen der katholischen Schule wurden als Schulräume genutzt.<br />

Turnraum und Lehrmittelzimmer der evangelischen Schule blieben der<br />

Schule erhalten. Das vierte Zimmer wurde der Hitler-Jugend zugewiesen.<br />

Weiterhin unterrichteten die Lehrer Molls und Dick, letzterer als Schulleiter.<br />

Vom 1. Oktober ab führte die Schule den Namen „Markschule“. Aufwendig<br />

wurde für die Schule ein Vierjahresplan erstellt, der in einer Ausstellung<br />

im Turnsaal vom 19. bis 22. November 1938 vorgestellt wurde.<br />

„Die Ausstellung umfaßte drei Abteilungen:<br />

1. Aus ,Alt´wird ,Neu´<br />

2. Kleingarten und Kleintierzucht<br />

3. Vogelschutz und Schädlingsbekämpfung,<br />

Bauerntum im Kampf um die Nährfreiheit.<br />

Eine besondere Abteilung zeigte:<br />

Wir sammeln Altmaterial u[nd] Arzneipflanzen und die neuen Werkstoffe.<br />

Die Ausstellung wurde rege besucht. Als Abschluss jeder Besichtigung<br />

erfolgte die Vorführung des Films ,Der Flachs und seine Bearbeitung´.<br />

Gegen Herbst [1938] tauchte das Gerücht auf, daß die Schule aufgelöst<br />

werden sollte. Als Grund gab das Schulamt in Dortmund Sparmaßnahmen<br />

an. Man plante, einen Teil der Kinder nach Berghofen, die Mehrzahl aber<br />

nach dem Höchsten einzuschulen. Im Geheimen war schon vorgearbeitet<br />

worden. Auf dem Höchsten und in Berghofen war die Absicht des Schulamtes<br />

bekannt. <strong>Berghofer</strong>mark war in Unkenntnis gelassen worden. Jetzt<br />

wurden auch die Hintergründe der Auflösung bekannt. Auf dem Höchsten<br />

war die Schülerzahl dermaßen gesunken, daß die Hauptlehrerstelle in Gefahr<br />

war. Für diesen Posten war aber ein Parteigünstling und Freund des<br />

Schulrats Klausmeyer vorgesehen. Damit dieser befördert werden konnte,<br />

mußte die Schule in <strong>Berghofer</strong>mark geopfert werden und die Schülerzahl<br />

auf dem Höchsten anfüllen. Daß die Bewohner von <strong>Berghofer</strong>mark die Auflösung<br />

ihrer Schule nicht ohne Kampf hinnehmen würden, war klar. Das<br />

wußte man auch bei der Schulbehörde und fürchtete einen offenen Streit.<br />

Man hatte im Geheimen gearbeitet, um die Eltern vor die vollendete Tatsache<br />

zu stellen. Aber die Märker waren wachsam und nahmen sofort den<br />

Kampf auf. Der Führer in diesem Schulkampf war August Volksbeck. Er<br />

scheute keine Mühe, um der Mark die Schule zu erhalten. Man wurde bei<br />

dem Schulamt vorstellig. Als dieses nichts half, wandte man sich an die<br />

Regierung in Arnsberg. Aber die N.S. Schulbehörde in Dortmund wußte die<br />

Anstrengungen der Gemeinde immer wieder zu durchkreuzen. Um endlich<br />

zum Erfolg zu kommen, rief man die Reichskanzlei in Berlin an. Man erhielt<br />

auch Antwort, doch wurde ein Gutachten der Schulaufsicht angefordert.<br />

Wie dasselbe ausfallen würde, konnte man sich denken; denn die Drahtzieher<br />

saßen ja gerade dort. Zum Schein aber veranstaltete der Schulrat<br />

Klausmeyer im März 1939 eine öffentliche Elternversammlung bei Greger<br />

in der <strong>Berghofer</strong>mark. Die beiden Lehrer wurden zu dieser Versammlung<br />

nicht eingeladen, auch vorher sind sie nie gefragt worden. Die Aussprache<br />

in der Versammlung verlief sehr aufgeregt; denn Schulrat Klausmeyer<br />

hatte die Eltern von der Notwendigkeit der Auflösung der Schule nicht<br />

überzeugen können. Alle vorgebrachten Gründe, besonders die Einsparungen,<br />

wurden von den Eltern widerlegt. In dem Wortwechsel wurden von<br />

Schulrat Klausmeyer auch die beiden Lehrer der Schule, besonders Dick,<br />

angegriffen. Politische Unzuverlässigkeit wurde ihm vorgeworfen und mit<br />

Maßregelung gedroht; denn man vermutete, und nicht mit Unrecht, daß er<br />

die Bewohner in diesem Kampfe mit Rat und Tat unterstütze.<br />

Nach Beendigung der Versammlung war man überzeugt, daß die Auflösung<br />

der Schule nicht abzuwenden ist. Das Vertrauen zur Partei war tief<br />

erschüttert, zumal die Bewohner der Mark fast nur Arbeiter sind. Die Bonzenwirtschaft<br />

hatte auch hier gesiegt, und die Rechte der Eltern wurden,<br />

wie so oft, mit Füßen getreten. Am 1. April [1939] wurde die Schule geschlossen.<br />

Die Kinder wurden nach Berghofen und Höchsten eingeschult.<br />

Die Grenze verlief in der Obermark und in der Nähe vom Hüllberg, in der<br />

Untermark unterhalb von Figgen. Die beiden Lehrer wurden nach dem<br />

Höchsten versetzt. Lehrer Wilh[elm] Jaeger wurde Hauptlehrer.<br />

Durch unlautere Parteimachenschaften wurde so eine Schule geschlossen,<br />

die seit 1872 ihr Bestehen nachweisen kann und durch unsägliche<br />

Opfer der Eltern ins Leben gerufen worden war...<br />

Während des Krieges stand die Schule leer. Vorübergehend wurden die<br />

Räume als Abstellraum für Möbel von Bombengeschädigten benutzt.<br />

Durch Einschlag einer Mine hinter der Kirche wurden die Schule und die<br />

Dienstwohnung im Herbst 1944 zum größten Teil abgedeckt. Völlig verwahrlost<br />

stand das Schulgebäude am Ende des Krieges da...“<br />

An anderer Stelle schildert die Chronik die letzten Kriegstage und den<br />

Neuanfang: „Am 20. März 1945 rückten die Amerikaner ein. Sie durchsuchten<br />

die Häuser nach Waffen und Soldaten. An manchen Häusern hingen<br />

weiße Fahnen zum Zeichen der friedlichen Gesinnung. Einige Häuser<br />

wurden mit Besatzungstruppen belegt. Zum Bürgermeister der Ortschaft<br />

wurde von den Amerikanern Herr Keyper, ein ehemaliger Offizier, wohnhaft<br />

in <strong>Berghofer</strong>mark, ernannt. Er vermittelte zwischen der Bevölkerung und<br />

der Besatzung. Als mit dem Zusammenbruch das Gefangenenlager der<br />

Russen in Holzen an der Ziegelei geöffnet wurde, kam es zu Ausschreitungen<br />

der befreiten Gefangenen. Läger der Kaufleute wurden geplündert,<br />

in Privathäusern wurden Kleider- und Wäscheschränke geleert. Aus den<br />

Ställen wurde Vieh geholt und abgeschlachtet. Der Vater eines Schülers,<br />

Ludwig Schoppohl, aus <strong>Berghofer</strong>mark wurde erschossen, als er das Gut<br />

seines Dienstherren verteidigte. In dieser Notzeit war Herr Keyper ein tatkräftiger<br />

Mann. Er rief die Bevölkerung zu einer Selbsthilfe auf. Mit einem<br />

Horn wurde geblasen und dann eilten die Männer herbei, um die Russen<br />

abzuwehren. Waffen trugen sie nicht, weil alles abgegeben war. Der<br />

Schrecken für die Bewohner hörte auf, als die Russen endlich abgerufen<br />

und das Lager abgebrochen wurde.<br />

Herr Keyper bemühte sich auch mit Märker Männern, die frühere kath[olische]<br />

Volksschule wieder in Betrieb zu bekommen. Die frühere evangelische<br />

Volksschule war landwirtschaftliche Berufsschule geworden. Herr

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