27.12.2017 Aufrufe

Vergütung intensimedizinischer Leistungen im DRG-System

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abb. 3 9 Entwicklung der<br />

aus dem S<strong>im</strong>plified Acute<br />

Physiology Score II berechneten<br />

standardisierten<br />

Mortalitätsrate (SMR) in<br />

den Daten des Kerndatensatzes<br />

Intensivmedizin aus<br />

den Jahren 2000–2010,<br />

erhoben an 24 deutschen<br />

Kliniken. (Aus[2])<br />

Patientendatenerfassung („patient<br />

data management systems“, PDMS).<br />

4 Die Kliniken müssen die Auswertung<br />

der Daten selber finanzieren.<br />

Insgesamt befindet sich die Erfassung<br />

und Auswertung von intensivmedizinischen<br />

Routinedaten in Deutschland<br />

<strong>im</strong> internationalen Vergleich auf äußerst<br />

niedrigem und unzureichendem Niveau.<br />

Ein weiteres Probleme besteht in diesem<br />

Kontext darin, dass in Deutschland eine<br />

objektive Erfassung der Langzeitmortalität<br />

z. B. über Daten der Sozial- oder<br />

Krankenversicherung <strong>im</strong> Gegensatz etwa<br />

zu den skandinavischen Ländern nicht<br />

möglich ist [12].<br />

Personaluntergrenzen und<br />

Richtlinien<br />

Können die Probleme in der IntensivmedizinüberdieEinführungvonPersonaluntergrenzen,<br />

wie sie der Gesetzgeber<br />

jetzt berät, gelöst werden [5]? Grundsätzlich<br />

sind Initiativen, die sich dem<br />

Druck des <strong>DRG</strong>-<strong>System</strong>s zum permanenten<br />

Personalabbau widersetzen, zu<br />

begrüßen. Bei der Einführung von wenig<br />

differenzierten und methodisch unterlegten<br />

Personaluntergrenzen muss jedoch<br />

befürchtet werden, dass sich die<br />

Verwaltungen der Krankenhäuser diese<br />

Untergrenzen zum Soll und automatisch<br />

zum Max<strong>im</strong>um definieren und besonders<br />

personalintensive Bereiche dadurch<br />

sogar noch geschwächt werden.<br />

Einen anderen Weg schlägt der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss (G-BA)<br />

derzeit ein. Für operative Eingriffe bei<br />

Bauchaortenaneurysmen und in der<br />

Kinderherzchirurgie sowie für min<strong>im</strong>alinvasive<br />

Herzklappeninterventionen<br />

hat der G-BA Qualitätssicherungsrichtlinien<br />

herausgegeben, die eine best<strong>im</strong>mte<br />

Qualifikation und z. T. auch Anzahl von<br />

Ärzten und Pflegekräften auf Intensivstationen<br />

vorgeben [7]. Einen ähnlichen<br />

Weg hat der G-BA zuvor auch schon<br />

in der Neonatologie eingeschlagen, mit<br />

der Folge, dass auch die absoluten Max<strong>im</strong>alversorger<br />

diese Vorgaben nicht<br />

einhalten konnten und mit z. T. wenig<br />

sinnvollen Maßnahmen versuchen, diese<br />

Kriterien zumindest formal und sei es<br />

nur <strong>im</strong> Dienstplan zu erfüllen, um nicht<br />

die <strong>Vergütung</strong> aberkannt zu bekommen.<br />

Die Beschränkung auf einzelne Eingriffe<br />

erscheint auch sehr fragwürdig und<br />

medizinisch wenig begründet. Wenn<br />

durch solche Maßnahmen Eingriffe zu<br />

Max<strong>im</strong>alversorgern hin gelenkt werden<br />

sollen, erscheint dies auch nicht zielführend,<br />

da gerade diese unter einem<br />

Personalmangel <strong>im</strong> Intensivbereich leiden<br />

und <strong>im</strong>mer mehr Betten wegen<br />

Personalmangels sperren müssen. Insgesamt<br />

bedroht der Personalmangel in<br />

der Intensivpflege unter den aktuellen<br />

Bedingungen zunehmend die Aufrechterhaltung<br />

der intensivmedizinischen<br />

Versorgung besonders bei den Max<strong>im</strong>alversorgern.<br />

Bei der Einführung von<br />

Personalstandards sind solche Faktoren<br />

zu berücksichtigen, ansonsten drohen<br />

unbeabsichtigte negative Konsequenzen<br />

für die Patientenversorgung.<br />

Insgesamt sind die Probleme in der<br />

Intensivmedizin durch isolierte Regelungen<br />

nicht zu lösen und müssen vielmehr<br />

<strong>im</strong> Gesamtkontext des Gesundheitssystems<br />

gesehen und angegangen werden.<br />

Im Folgenden sollen 4 Reformvorschläge<br />

für die Organisation und Finanzierung<br />

der Intensivmedizin in Deutschland vorgestellt<br />

werden.<br />

» Der Personalmangel in der<br />

Pflege bedroht die Aufrechterhaltung<br />

der intensivmedizinischen<br />

Versorgung<br />

Ziel dieser Reformvorschläge sind eine<br />

Verbesserung der Strukturen und der<br />

Qualität der Intensivmedizin in Deutschland<br />

und die Vermeidung von Fehlsteuerungsanreizen,<br />

um letztlich auch längerfristigeinevernünftigeundkosteneffektive<br />

intensivmedizinische Versorgung der<br />

Bevölkerung zu gewährleisten.<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!