Es ist nicht vorbei - BStU
Es ist nicht vorbei - BStU
Es ist nicht vorbei - BStU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16 |<br />
<strong>Es</strong> <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> <strong>vorbei</strong><br />
Die Dokumentation:<br />
DiE fRaUEN VoN hohENEcK – EiN DDR-GEfäNGNis UND sEiNE schattEN iN DiE GEGENwaRt<br />
Mittwoch, 9. November 2011, 21.45 Uhr im Ersten<br />
autoren: Kr<strong>ist</strong>in Derfler und Dietmar Klein<br />
Redaktion: hans-Michael Kassel (swR)<br />
Im Anschluss an den Fernsehfilm „<strong>Es</strong> <strong>ist</strong> <strong>nicht</strong> <strong>vorbei</strong>“ will die<br />
30-minütige Dokumentation „Die Frauen von Hoheneck“<br />
den h<strong>ist</strong>orischen Hintergrund deutlich machen und ein Licht<br />
auf diesen bisher wenig bekannten, beklemmenden Teil der<br />
DDR-Realität werfen, der die Menschen bis heute <strong>nicht</strong> loslässt.<br />
Im Frauengefängnis Hoheneck nahe Chemnitz wurden ab<br />
den späten 40er Jahren, vor allem aber nach 1970, Frauen inhaftiert,<br />
die wiederholte Ausreiseanträge gestellt oder Republikflucht<br />
geplant hatten. Ihr Wunsch nach Freiheit, nach Familienzusammenführung<br />
u. a. wurde vom DDR-Regime mit<br />
Kriminalisierung, erniedrigenden Haftbedingungen, Übergriffen<br />
des Knast-Personals (z. B. Schlägen) sowie der Ärzte<br />
(Behandlung mit Psychopharmaka), Zwangsarbeit und vor<br />
allem mit der Zerstörung ihrer Familien (Zwangsadoptionen,<br />
geheimdienstliche Zersetzung innerhalb der Familie und andere<br />
Maßnahmen) beantwortet.<br />
Heute, im Jahr 22 nach dem Mauerfall, geht es aber vor<br />
allem um die Frage der Aufarbeitung: Können die Frauen von<br />
Hoheneck Ruhe finden?<br />
Die Autoren Kr<strong>ist</strong>in Derfler und Dietmar Klein haben in<br />
mehrjährigen Recherchen mit vielen Frauen gesprochen. Drei<br />
exemplarische Beispiele stellen sie im Film vor:<br />
Ellen Thiemann wurde wegen versuchter Republikflucht verurteilt,<br />
verraten vom eigenen Ehemann. Ihre Inhaftierung in<br />
Hoheneck bleibt ein Trauma und <strong>ist</strong> noch heute lebendig. Sie<br />
klagt Menschen an, die dabei mitmachten, sie wie viele andere<br />
Frauen systematisch zu entrechten. Sie gibt sich <strong>nicht</strong><br />
damit zufrieden, dass die Taten längst verjährt sind, und sich<br />
die Täter hinter bürgerlichen Fassaden verstecken können.<br />
Helga Riede wurde verraten, als sie im Kofferraum eines<br />
Autos in den Westen wollte. Verräter war der Mann ihrer<br />
Schwester, der dafür die Verdienstmedaille der DDR erhielt.<br />
Der Kontakt mit der Schwester <strong>ist</strong> abgebrochen, die Lüge und<br />
der Verrat stehen zwischen den Frauen. Heute will Helga Riede<br />
versuchen, sich mit der Schwester auszusöhnen.<br />
Regina Labahn hatte mehrere Ausreiseanträge gestellt, als<br />
eines Tages ihre Kinder <strong>nicht</strong> mehr aus der Schule kamen. Sie<br />
waren von der Staatsmacht in ein Heim gesteckt worden. Regina<br />
Labahn landete in Hoheneck. Erst sieben Jahre später,<br />
am Tag nach dem Mauerfall, durfte sie ihre Kinder wieder<br />
vom Heim abholen. Noch heute <strong>ist</strong> die emotionale Entfremdung<br />
spürbar, das Eltern-Kind-Verhältnis massiv gestört.<br />
Aber sie kämpft um ihre Familie.