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MAGNIFICAT_2018_Maerz_Leseprobe

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Zum Titelbild<br />

David und Uria<br />

Jean Pichore,<br />

Einzelblatt aus einem gedruckten Stundenbuch für den<br />

Gebrauch von Rom, von Gilles Couteau für Guillaume<br />

Eustace gedruckt, Paris 1513 (Privatbesitz)<br />

© Privatbesitz<br />

Bei unserem Titelbild handelt es sich um ein Einzelblatt aus einem gedruckten<br />

Stundenbuch, und zwar nach dem liturgischen Gebrauch von Rom (dies bezieht<br />

sich insbesondere auf die Antiphonen zu den Psalmen und die in Rom in besonderer<br />

Weise verehrten Heiligen). Ein Metallschnitt von Jean Pichore diente<br />

dabei einem unbekannten Illuminator als Untergrund, um diesem durch eine<br />

sehr qualitätvolle Kolorierung noch mehr Ausdruck zu verleihen. Jean Pichore<br />

ist als Buchmaler und Urheber von Metallschnittserien in Paris zwischen 1502<br />

und 1520 bekannt. Er prägte diese Kunst wie kein anderer und führte sie über<br />

die Schwelle von der Spätgotik zur Renaissance. Er hat den zugrunde liegenden<br />

Metallschnitt entworfen, aber nicht eigenständig geschnitten, dafür waren in<br />

den damaligen Verlagen Formschneider zuständig. Guillaume Eustace war ein<br />

renommierter Pariser Verleger, bekannt zwischen 1497 und 1535. Das Buch<br />

wurde inklusive der Metallschnitte bei Gilles Couteau auf Pergament gedruckt.<br />

Man geht davon aus, dass solche Pergamentdrucke eine Auflage von höchstens<br />

10 bis 15 Exemplaren hatten. Es ist eine qualitativ sehr hochwertige Illuminierung,<br />

wie sie manchmal von namhaften Buchmalern für anspruchsvolle Käufer<br />

angefertigt wurden. Ein Vergleich mit den eigenhändig von Pichore kolorierten<br />

Miniaturen zeigt aber, dass die Kolorierung wohl nicht von ihm stammen<br />

dürfte.<br />

Dargestellt ist König David, der seinem Soldaten Uria einen Brief an seinen<br />

Feldherrn Joab übergibt, durch den Uria den Tod finden wird: Die Frau Urias<br />

war schwanger von einer Nacht mit dem König.<br />

Heinz Detlef Stäps

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