soziologie heute Februar 2009
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44 <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2009</strong><br />
Theorien<br />
Im Gegensatz zu theoretischen Ansätzen,<br />
welche einen allgemeinen Zugang<br />
zum Gegenstandsbereich der Soziologie<br />
darstellen, konzentrieren sich<br />
soziologische Theorien auf ein bestimmtes,<br />
eingeschränktes Gebiet und<br />
versuchen, soziale Bedingungen oder<br />
Vorkommnisse zu erklären. Theorien<br />
erläutern zumeist Problemstellungen,<br />
welchen sich ein Forschungsvorhaben<br />
zuwendet; gebildet werden sie im Verlauf<br />
des Forschungsprozesses. Da das<br />
menschliche Verhalten sehr vielfältig<br />
und oftmals kompliziert ist, kommt es<br />
häufig auch zum Wertstreit zwischen<br />
verschiedenen theoretischen Ansätzen<br />
und Theorien. Die Fülle von Theorien<br />
und die Auseinandersetzung mit<br />
ihnen, die Unwahrscheinlichkeit, dass<br />
eine theoretische Perspektive allen<br />
Aspekten gerecht wird, schützt uns<br />
letztlich vor dem Dogma.<br />
Manche Theorien sind sehr weit angelegt<br />
und bieten - wie bei Talcott Parsons<br />
- eine allgemeine soziologische<br />
Theorie, worin Zusammenhänge mit<br />
anderen Gesellschaftswissenschaften<br />
erklärt werden; andere konzentrieren<br />
sich auf Phänomene in bestimmten<br />
Bereichen. Robert K. Merton trat dafür<br />
ein, dass sich SoziologInnen eher<br />
den „Theorien der mittleren Reichweite”<br />
widmen sollten. Diese - so Merton<br />
- sind spezifisch genug, um einerseits<br />
empirisch überprüft zu werden und<br />
andererseits eine größere Anzahl verschiedenster<br />
Phänomene abdecken<br />
zu können.<br />
ethnographische Forschung<br />
Bei der ethnographischen Forschung<br />
handelt es sich um das Beobachten<br />
von Menschen in ihrer alltäglichen<br />
Soziologische<br />
Begriffe<br />
- leicht und verständlich<br />
Umgebung über einen längeren Zeitraum<br />
hinweg. In der Soziologie geht<br />
es dabei nicht nur um die Betrachtung<br />
einzelner Volksgruppen, sondern<br />
auch um die Beobachtung bestimmter<br />
Gruppen, z. B. die Bewohner eines<br />
Stadtteils, Jugendbanden, MitarbeiterInnen<br />
in einem Unternehmen, MigrantInnen<br />
usf.<br />
Experiment<br />
Zahlreiche Wissenschaften bedienen<br />
sich des Experiments als Forschungsmethode.<br />
Es handelt sich dabei um<br />
eine Versuchsanordnung, in welcher<br />
die Probanden in eine speziell konstruierte<br />
Situation versetzt werden.<br />
Der Forscher kontrolliert dabei die<br />
Faktoren, welche eine mögliche Beziehung<br />
zwischen den fraglichen<br />
Variablen beeinflussen. Durch das<br />
Experiment erhält der Forscher zuverlässige<br />
Aussagen über Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />
und kann hieraus<br />
seine Schlussfolgerungen ziehen. Mit<br />
Experimenten können somit Hypothesen<br />
gestützt oder widerlegt und neue<br />
Erkenntnisse gewonnen werden.<br />
Historische Studien<br />
Um unsere Gesellschaft mit all ihren<br />
Ausprägungen angemessen begreifen zu<br />
können, ist eine Analyse aus historischer<br />
Perspektive unerlässlich. Historische Studien<br />
untersuchen zurückliegende Ereignisse,<br />
Lebensformen oder langfristige Gesetzmäßigkeiten<br />
des sozialen Wandels.<br />
Kulturvergleichende Forschung<br />
Die Untersuchung anderer Kulturen<br />
gab es bereits in der Antike. Im 19.<br />
Jahrhundert erlebte diese Forschung<br />
– insbesondere mit den beginnenden<br />
Feldstudien – einen Aufschwung. Die<br />
Wahrnehmung einer fremden Kultur<br />
wird Bezugspunkt von Deutungen und<br />
ermöglicht Vergleiche mit der eigenen<br />
Kultur. Die kulturvergleichende Forschung<br />
untersucht soziale Gesetzmäßigkeiten<br />
verschiedener Gesellschaften.<br />
Im deutschen Sprachraum, wo die<br />
kulturvergleichende Forschung in den<br />
letzten Jahrzehnten eher ein Schattendasein<br />
geführt hat, erlebt sie aufgrund<br />
der Globalisierungsprozesse, der EU-<br />
Erweiterung oder der Transformationsprozesse<br />
in Osteuropa einen wahren<br />
Boom. Besonderes Echo erzielte u.<br />
a. Huntington mit seinem Buch „Kampf<br />
der Kulturen“.<br />
qualitative Forschung<br />
Unter qualitativer Forschung versteht<br />
man die Erhebung von Daten, welche<br />
sich vor allem auf verbale Beschreibungen,<br />
Beobachtungen, Bilder, Tagebücher<br />
etc. stützen und die anschließende<br />
interpretative, hermeneutische,<br />
kategorien- oder theoriebildende Auswertung.<br />
Hierzu bedient sich die qualitative<br />
Forschung zahlreicher methodisch<br />
kontrollierter Verfahren wie z.<br />
B. der Grounded Theory, der qualitativen<br />
Inhaltsanalyse, der qualitativen<br />
Typenbildung, der objektiven Hermeneutik<br />
usf. Wichtig ist vor allem die intersubjektive<br />
Nachvollziehbarkeit.<br />
quantitative Forschung<br />
Die quantitative Forschung stützt sich<br />
vor allem auf statistische Datenanalysen.<br />
Empirische Sachverhalte werden<br />
dabei numerisch dargestellt, d.<br />
h. dass Eigenschaften von Objekten<br />
nach bestimmten Regeln in Zahlen<br />
ausgedrückt werden. Quantitative<br />
Methoden werden sinnvollerweise oft<br />
dann eingesetzt, wenn die Forschungsfrage<br />
relativ eng gefasst ist und ein<br />
bestimmtes Ausmaß an Grundwissen<br />
vorhanden ist. Als Datenerhebungsmethoden<br />
kommen u. a. zum Einsatz:<br />
Interview, Fragebogen, Beobachtung,<br />
Experiment, Inhaltsanalyse ...