s'Magazin usm Ländle, 11. Februar 2018
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KÄMPFERISCH STÄDTISCH NÄRRISCH<br />
Mehr Kunstschnee für die Berge?<br />
Naturschutzanwältin Katharina<br />
Lins sagt „Nein“<br />
Es hätte ein Vorzeigeprojekt<br />
werden sollen –dann ging die<br />
Seestadt in Kompromissen unter<br />
Walter Gasser: Falscher Prinz –<br />
und echtes Vorbild für<br />
Faschingsnarren<br />
<br />
SONNTAG, <strong>11.</strong> FEBRUAR <strong>2018</strong><br />
ES LIEGT WAS IN DER LUFT<br />
MAN NENNT<br />
ES LIEBE<br />
Foto: Lisa Mathis<br />
Wie das ungleiche Paar Fatmir<br />
Zuberi und seine Frau Michaela<br />
den Valentinstag feiern
18 4<br />
Seine ersten Worte waren:<br />
Ore ore!<br />
Foto: PRISMA Holding AG<br />
Stillstand statt Seestadt:<br />
Dolce far niente in Bregenz<br />
<strong>11.</strong> FEBRUAR <strong>2018</strong> | INHALT<br />
Foto: Walter Gasser<br />
Monika Mayer-Pavlidis:<br />
Nicht dirty, nur dancing!<br />
6<br />
13<br />
Ihr kann man nichts vormachen:<br />
Warum ein Speichersee nie ein<br />
schöner Bergsee wird<br />
Foto: lisamathis.at<br />
Foto: Mathis Fotografie<br />
4 PROJEKT STILLSTAND<br />
Was füllt das Vakuumnach dem<br />
gescheitertenBregenz-Projekt auf?<br />
6 INTERVIEW<br />
Katharina Lins wünscht sich<br />
Konsequenz von der Politik<br />
9 SCHNEIDERS BRILLE<br />
Star-Kolumnist Robert Schneider<br />
über notleidendes Selbstwertgefühl<br />
10 FATMIR &MICHAELA<br />
Ungleiches Paar,<br />
geglückte Beziehung!<br />
12 GSIBERGER Z’WIAN<br />
Carola Purtscher trifft die<br />
Fotografin Nicole Tintera<br />
13 PORTRÄT<br />
Das Leben,ein Tanz!<br />
14 HISTORISCHES BILD<br />
Seegfrörne anno 1963<br />
15 MUNDART<br />
Stefan Vögel und das<br />
unaussprechliche Wort „Vrzal“<br />
16 EVENTS<br />
Was Sie diese Woche auf<br />
keinen Fall verpassen sollten!<br />
17 KULINARIK<br />
Exotische Ha<strong>usm</strong>annskost –wie<br />
man in Kanada Pommes isst!<br />
18 WAS WURDE AUS ...<br />
...Walter Gasser?<br />
s’Magazin 3
AKTUELL<br />
„Bregenz Mitte“ –neues<br />
Leben anstatt Stillstand?<br />
Vor einem Jahr wurde das Projekt „Seestadt<br />
Bregenz“ zu Grabe getragen –die Kosten für das<br />
Projekt stiegen zusehends, die Verantwortlichen<br />
zogen die Reißleine. Doch dass sich Bregenz<br />
verändern muss –und auch wird –steht außer<br />
Frage. „Krone“-Redakteur Harald Küng über den<br />
Status quo in der Landeshauptstadt.<br />
das Gesicht<br />
der Vorarlberger<br />
Hauptstadt bis in<br />
alle Zeiten grundlegend<br />
verändern – Essollte<br />
das Projekt Seestadt. Acht Jahre lang<br />
wurde intensiv geplant, sechs Millionen<br />
Euro wurden dafür ausgegeben.<br />
Das vorgesehene Investitionsvolumen<br />
stieg von 100 auf 150 Millionen Euro<br />
an, aufgrund unzureichender Wirtschaftlichkeit<br />
wurden im Jänner 2017<br />
alle Pläne eingestampft. Doch vom<br />
Tisch ist eine Neugestaltungder Stadt<br />
am See noch lange nicht. „Unser Fokus<br />
lag in den vergangenen Jahrzehnten<br />
immer auf der weiteren Entwicklung<br />
der Stadt –das wird auch in Zukunft<br />
so bleiben“, teilt Dr. Bernhard<br />
Fink,Bauamtsleiter derStadt Bregenz<br />
gegenüberder „Kronen Zeitung“ mit.<br />
Quartiereentwickeln<br />
Doch ein einziges Gesamtkonzept,<br />
wieesmit der Seestadt nochangedacht<br />
wurde, steht nicht mehr zur Diskussion.<br />
Vielmehr soll die Entwicklung<br />
einzelner Quartiere vorangetrieben<br />
werden. „In den vergangenen Jahren<br />
haben wir die Quartiere Kornmarkt,<br />
Leutbühel, St. Anna, Hafen, Seeanlagen,<br />
Festspielbezirk sowie einer Seestadt<br />
im Gesamten zur Festlegung<br />
künftiger ortsbaulicher Entwicklungen<br />
genaustens analysiert. In Kürze<br />
werdenwir uns auch noch vertieftmit<br />
dem Weiherviertel beschäftigen“, so<br />
Fink weiter. Anstelle anerkannter Regulative<br />
wie dem Räumlichen Entwicklungskonzept<br />
orientiert man sich<br />
in der künftigen Planung zudem am<br />
„10-Punkte-Programm“ (Infobox<br />
rechts) der im November 2016 von<br />
Architekten und Kulturschaffenden<br />
gegründeten Initiative„Seeund Stadt<br />
und Bregenz“.<br />
„GroßesPotenzial“<br />
Nachdemdie Seestadt aus demRennen<br />
ist, soll es nun das Projekt „Bregenz<br />
Mitte“ richten. „Dieser Begriff<br />
definiert dabei nicht ein einzelnes<br />
Grundstück, sondern vielmehr einen<br />
weitläufigenBereich–mindestens von<br />
der Hypo bis zur Generali –mit einem<br />
großen Potenzial für die gesamte<br />
Stadt“, stellt Andreas Cukrowicz,<br />
Architekt undMitgliedgenannter Initiativeklar.<br />
Es gelte nun, den nächsten<br />
Schritt zu setzen unddie richtigen Fragen<br />
zu stellen, soCukrowicz weiter:<br />
„Wie kann es gelingen, die BrachflächenimHerzen<br />
von Bregenz in attraktiven<br />
Stadtraum umzugestalten? Und<br />
welche Standards müssen neue stadtplanerische<br />
Konzepte für ,Bregenz<br />
Fotos: Bregenz Tourismus/Curt Huber<br />
Mitte’ erfüllen?“ Nicht zuletzt sollen<br />
sich auch die MenscheninBregenz mit<br />
ihren Ideen künftig direkt in den Planungsprozess<br />
einbringen können,<br />
denn „richtig gute Entwicklungen gelingen,<br />
wenn Fachleute mit Bürgern<br />
ins Gesprächkommen“.<br />
„Einen Ausgleich schaffen“<br />
„Der Verkauf von Bregenz Mittean<br />
Investoren ohne Projekte war ein Fehler“,<br />
ergänzt der Bregenzer Architekt<br />
Markus Thurnher: „Bregenz Mitte<br />
muss deshalb völlig neu erdacht werden.“<br />
Damit kommende Pläne nicht<br />
erneut verworfen werden, sei es wichtig,<br />
dass Stadtplanungund Politik für<br />
einen Ausgleich privater und öffentlicher<br />
Interessen sorgen. „Zum Wohle<br />
der Allgemeinheit und zur Schaffung<br />
guter Lebensräume.Das wäreein Gewinn<br />
für uns alle“, so Thurnher abschließend.<br />
Harald Küng<br />
4<br />
s’Magazin
AKTUELL<br />
Zehn Punktefür Bregenz<br />
Unser Fokuslag immer auf<br />
der Entwicklung der Stadt –<br />
<br />
das wird auchsobleiben.<br />
Dr.BernhardFink, Leiter Bauamt Bregenz<br />
Bregenz Mitte definiert einen<br />
größeren BereichinBregenz<br />
mit einem großen Potenzial für die<br />
Stadt.<br />
Andreas Cukrowicz,Architekt<br />
<br />
See und Stadt und Bregenz<br />
Es muss für<br />
einen Ausgleich<br />
privaterund öffentlicher<br />
Interessen gesorgt werden.<br />
Markus Thurnher,Architekt,See<br />
und Stadt und Bregenz<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
1. Städtebau ist sichtbar gemachte<br />
Politik und darf nicht zum Spielball<br />
privater Interessen werden.<br />
2. Stadt lebt vom öffentlichen<br />
Raum. Je belebter,desto besser.<br />
3. Stadt braucht Quartiere–deren<br />
Qualität schafft Verbindung.<br />
4. Ortsbezug und Vielfalt schaffen<br />
städtischeIdentität.<br />
5. Dichte fordert Qualität und ist<br />
nur gerechtfertigt, wenn sie für<br />
Bürger einen Mehrwert schafft.<br />
6. Durchwegung schafft Vernetzung<br />
und sorgt für Flexibilität im<br />
Stadtorganismus.<br />
7. Häuser sind Bausteine der Stadt<br />
und leisten einen Beitrag zum Gelingen<br />
der Stadtentwicklung.<br />
8. Erdgeschoß-Zone als Schlüssel<br />
zur lebendigen Stadt.<br />
9. Künftige Mobilität mitdenken.<br />
10. Verantwortung durch Mitbestimmung<br />
der Bevölkerung.<br />
s’Magazin 5
UMWELTSCHUTZ<br />
WelchesProjektmüssteheuer<br />
verhindertwerden,FrauLins?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
Am Montafoner Schwarzköpfle soll ein Speichersee samt Beschneiungsanlage entstehen,<br />
in Koblach wird das Jahrhundertprojekt Rhesi gefährdet, und die Politik plant eine<br />
Novelle zum Raumplanungsgesetz –all das Themen, die den Umweltschutz auf den Plan<br />
rufen. Und damit auch Naturschutzanwältin Katharina Lins.<br />
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Katharina Lins ist derzeit<br />
eine äußerst gefragte<br />
Interviewpartnerin.<br />
Auch wenn sich<br />
viele nicht persönlich<br />
für den Umweltschutz einsetzen<br />
wollen, über Galionsfiguren wie<br />
Lins scheint man nach wie vor sehr<br />
froh zu sein.<br />
Derzeit ist der Speichersee im MontafonamSchwarzköpfle<br />
heiß diskutiert.<br />
Den See für eine Beschneiungsanlage<br />
hat Umwelt-Landesrat Johannes<br />
Rauch einen Naturfrevel genannt. Ist<br />
er das?<br />
Es ist tatsächlich ein Rieseneingriff,<br />
der die bisherigen Dimensionen<br />
sprengt.<br />
Einer der Kritikpunkte ist,dass der See<br />
immer als Fremdkörper zu erkennen<br />
sein wird. Ist die Optik das alleinige<br />
Problem?<br />
Nein, das eine ist der Verlust von<br />
kleinräumig strukturierter, vielfältiger<br />
Fläche.Das andere istdie Optik.<br />
Die Befürworter sagen, dass das<br />
Bauwerk wie ein Bergsee aussehen<br />
wird. Dagegen könne man ja nichts<br />
einwenden. Kennt man aber diese<br />
Speicherseen –und ichkenne alleim<br />
Land –, muss man sagen, dass man<br />
ihnen ihre Künstlichkeit sehr wohl<br />
ansieht.<br />
Wie greift ein solcher Speichersee in<br />
das Ökosystem ein?<br />
Es verschwindetdie Fläche,esentsteht<br />
eine künstliche Oberfläche.<br />
Das Wasser wird im Sommer gesammelt,<br />
fehlt also in den Fließgewässern,<br />
imWinter wird esingefrorener<br />
Form in der Landschaft<br />
verteilt. Es kommt zwar irgendwann<br />
wieder vom Berg herunter,<br />
aber inanderer Qualität und zeitverschoben.<br />
Die Schneedecke<br />
bleibt bei Kunstschnee länger liegen,<br />
das ist ja Sinn der Sache. Die<br />
Vegetation hat dann aber weniger<br />
Zeit zu wachsen.<br />
Sie sagten einmal, der Tourismus<br />
sollte „maßvolle Erweiterungen“anstreben.<br />
Washeißt das genau?<br />
Wichtig ist, die Kosten-Nutzen-<br />
Rechnungnicht nurfinanziell, sondern<br />
auch ökologisch abzuwägen.<br />
Man muss überlegen, was man für<br />
zwei zusätzliche Skitage alles verliert.<br />
In Zukunft wird der Tourismus<br />
mehr Alljahres-Denken brauchen.<br />
Die Landschaft in den Skigebieten<br />
hat man ja schon ganzschön<br />
verhunzt – und das kann noch<br />
schlimmerwerden.<br />
Nachdem die Befürworter des Projekts<br />
eine Petition gestartet haben,<br />
gibtes nun aucheinederGegner.Was<br />
meinen Sie: Mischen sich die Menschen<br />
heute mehr in Projekte dieser<br />
Art ein als früher,oder ist das Gegenteil<br />
der Fall?<br />
Es hat sich eher das Gefühl ausgebreitet,<br />
dass die Menschen passiver<br />
gewordensind und sich alles gefallen<br />
lassen. Ich habe inden 80er-Jahren<br />
studiert. Eine Zeit der Bürgerinitiativen,<br />
Besetzungen und Demonstrationen.<br />
Aber das Interesse amUmweltschutz<br />
ist nach wie vor da. Der<br />
Sinn der Petition ist ja auch, klarzumachen,<br />
dass nicht nur eine Handvoll<br />
grüner Extremisten gegen das<br />
Projekt ist.<br />
Wie sieht es aus mit der Unterschriftenbilanz?<br />
Derzeitliegenwir gegenüber denBefürwortern<br />
einige hundert Stimmen<br />
voran, was sich natürlich wieder ändern<br />
kann. Wie die Antworten in<br />
einer Skibar zudiesem Thema ausfallen,<br />
ist wohl klar. Wenn ich im<br />
Kindergarten frage, ob die Kids<br />
Schokolade wollen, werden wohl<br />
auch alle mit Ja antworten. ..<br />
Was erwarten Sie sich von der Politik<br />
in Sachen Schwarzköpfle?<br />
Dass sie genau hinschaut. Mein Eindruck<br />
ist, dass ÖVP-PolitikerKritik<br />
am Projekt ganz generell ablehnen<br />
und auf dem Standpunkt stehen:<br />
„Wenn die Wirtschaft das<br />
will, sind wir dafür.“ Aber <br />
6<br />
s’Magazin
UMWELTSCHUTZ<br />
s’Magazin 7
UMWELTSCHUTZ<br />
FORTSETZUNG<br />
man kann nicht alles unterstützen,<br />
nurweildas irgendjemandwill. Sämtliche<br />
Anträge der Silvretta-Montafon<br />
wurden bisher bewilligt, die bekommen<br />
alles, was sie wollen. Es stimmt<br />
also nicht, wennsie jammern,dass sie<br />
von Umweltschutz und Behörden<br />
ständigschikaniertwerden.<br />
Zu einer anderen Baustelle: In Koblach<br />
haben sich die Nutzungsberechtigten<br />
gegen die Rheinerweiterung im Rahmen<br />
vonRhesi ausgesprochen. Wo liegen für<br />
den Naturschutz die Vorteile des Projekts?<br />
In erster Linie ist es ein Sicherheitsprojekt.<br />
Aber es bietet die Chance,<br />
Fehler derVergangenheit zu korrigieren.<br />
Der Rhein ist derzeit eine Wasserautobahn,<br />
total naturfremd. Eine<br />
Aufweitung nutzt nicht nur der Sicherheit,<br />
sondern auch der Ökologie.<br />
Eine gute Basis, um Hochwasserschutz,<br />
Naturschutz und Naherholungzusammenzuführen.<br />
Warum, denken Sie, gab es in Koblach<br />
so viele Gegenstimmen?<br />
Das wundert mich, denn die Menschen<br />
verlieren ihre Ackerflächen ja<br />
nicht – das wurde ja berücksichtigt.<br />
Vielleicht ist es ein Nein aus Prinzip.<br />
Ich verstehe in dieser Sache auch den<br />
Landeshauptmann nicht, als er gesagt<br />
hat, dass das nun eine „Maximalvariante<br />
ist, die man eben abschwächen<br />
muss“. Die derzeitige Variante ist ja<br />
schon ein Kompromiss vom Kompromiss.<br />
Die „Maximalvariante“ ist<br />
schon lange vom Tisch! Viel weniger<br />
geht kaum mehr nach all den Abstrichen<br />
bei den ökologischen Möglichkeiten.<br />
Wirtschaftsinteressen stehen meistens<br />
den Interessen des Naturschutzes diametral<br />
entgegen. Gäbe es mittlerweile<br />
nicht genug Möglichkeiten, an einem<br />
Strang zu ziehen?<br />
Möglichkeiten gibt es, wenn auch<br />
nicht in jedem Fall. Mit der Natur zu<br />
wirtschaften, möglichst verträglich,<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren 1967 in Bregenz,studierte<br />
Landschaftsökologie und Landschaftspflege<br />
an der Uni Wien.<br />
Seit 1994 bei der Naturschutzanwaltschaft<br />
Vorarlberg, seit 1997<br />
Leitung derselben. Lebt in Mäder.<br />
·········································································································································<br />
wärenatürlich sinnvoll –vor allem im<br />
Tourismus. Interessant ist, dass eigentlich<br />
viel Verständnis unter den<br />
Menschen vorhanden ist. Nur beim<br />
eigenen Geschäft sieht man es dann<br />
doch wiederanders.<br />
Eine andere Baustelle im Land ist die<br />
Raumplanung. Geplant ist eine Gesetzesnovelle,<br />
die unter anderem der<br />
Grundstückshortung entgegenwirken<br />
soll. Ein Schritt in die richtige Richtung?<br />
Die Raumplanung hat im Prinzip<br />
schon viele Instrumente, mit denen<br />
sich etwas erreichen ließe –aber sie<br />
hatmit vielenWiderständen zu kämpfen.Bei<br />
der Raumplanunggeht es immer<br />
um Geld. Wird ein Hektar GrüninBauland<br />
umgewidmet, gewinntder<br />
Eigentümer Millionen. Jeder geht mit<br />
seinen Anliegen zum Bürgermeister.<br />
Und sokann man sich natürlich beliebt<br />
machen. Geht es um Eigentum,<br />
wird die Politik sehrvorsichtig.<br />
Und wenn sie weniger vorsichtig wäre?<br />
Dann könnte sie zum Beispiel einen<br />
Blick nach Deutschland werfen und<br />
sehen, um wie viel geordneter es dort<br />
aussieht. Dort erkennt man noch<br />
Dorfgrenzen, weil dazwischen grüne<br />
Wiese liegt, bei uns nicht. Man muss<br />
da sehrkonsequent sein und darfnicht<br />
der Versuchungerliegen, sich im Einzelfall<br />
beliebt zu machen. Darum ist<br />
die Flächenwidmung auf Gemeindeebene<br />
auchschwierig.<br />
Ist das geplante Verbot des Grundstückszukaufsabeiner<br />
gewissenGrenze<br />
sinnvoll?<br />
Ja, eine Regulierung des Grundverkehrs<br />
istenorm wichtig.Esist ja jetzt<br />
schon extrem schwierig, wenn eine<br />
junge Familie ein Haus bauen möchte.<br />
Ein Grundstück zu kaufen ist eine<br />
riesige Belastung. Denkt man radikaler,<br />
sollte man auch gar nicht mit<br />
Grund und Boden handeln. Das wäre<br />
sinnvoll, denn Grund ist kein Wirtschaftsgut<br />
wie jedes andere. Er lässt<br />
sich nichtproduzieren.<br />
Welche Wünsche haben Sie in Sachen<br />
Raumplanung?<br />
Konsequenz und weniger finanzieller<br />
Druck. Erzielt jemand mit BodenGewinn,<br />
ist dieser Gewinn privat. Geht<br />
es aber umeine Rückwidmung, soll<br />
die öffentliche Hand einspringen. Der<br />
8<br />
s’Magazin
UMWELTSCHUTZ<br />
<br />
Katharina Lins ist davon überzeugt,dass<br />
Umweltschutz für viele ein wichtiges<br />
Thema ist –darum auch die Petition<br />
gegen den Speichersee am<br />
Schwarzköpfle.<br />
·························································································<br />
Zuwachs ist also erwünscht,aber man<br />
darf niemandem mehretwaswegnehmen:<br />
Man sollte überlegen, wie man<br />
Gewinne durch Grund ausgleichen<br />
kann. Das wäre wirtschaftliche Gerechtigkeit:<br />
eine Balance zwischen<br />
privatenGewinnenund Kostenfür die<br />
Allgemeinheit.<br />
Welches Projekt müsste heuer verhindert<br />
werden, damit Sie sich wirklich<br />
freuen?<br />
Ich würde mich über eine vernünftige<br />
Lösung bei Rhesi freuen –das wäre<br />
aber eher die Seite der Umsetzung –,<br />
eine eigenartige Rolle für uns Oberverhinderer!<br />
Zum Abschluss ein Blick auf die kleinen<br />
Dinge,die jederfür den Naturschutz tun<br />
kann. Haben Sie einen Tipp?<br />
Ja, zum Beispiel imGarten nicht so<br />
fleißig zu sein.<br />
Weniger fleißig? Das wird schwer<br />
durchzusetzen sein im <strong>Ländle</strong> ...<br />
Wenn ichVögelimGarten habenwill,<br />
muss ich ihnen Gestrüpp geben, in<br />
dem sie sich verstecken können. Bei<br />
mir funktioniert das ganz automatisch<br />
– Lacht. Angelika Drnek<br />
Fotos: Mathis Fotografie<br />
Männliches Selbstwertgefühl<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Die #MeToo-Debatte ist eine der wichtigsten Diskussionen<br />
der vergangenen Jahre. Es ist eine, leider<br />
nicht immer differenzierte, Diskussion über Macht<br />
und Ohnmacht in der Sexualität zwischen Mann und<br />
Frau. VomAusgang dieser Diskussion wirdabhängen,<br />
wie Frauen und Männer zukünftig ihr erotisches<br />
Begehren öffentlich artikulieren dürfen, können<br />
oder sollen. In dieser Debatte ist alles möglich: Hinwendung<br />
zu einer neuen Prüderie, Verbannung alles<br />
Sexualisierten aus dem öffentlichen Raum, eine Art<br />
neues viktorianisches Zeitalter,oder aber ein neuer<br />
Kampf der Geschlechter mit zweifelhaftem Ausgang.<br />
#MeToo zeigt paradoxerweise vorallem eines<br />
auf: Das tief erschütterte, gleichsam überhaupt<br />
nicht vorhandene Selbstwertgefühl des Mannes. Die<br />
Beispiele Weinstein und Wedel –sicherlich nur die<br />
Spitzedes Eisbergs –dokumentieren auf das Erbärmlichste,<br />
wie wenig Männer Übung darin haben, mit<br />
einem „Nein“umzugehen. Das Nein einer Frau wiegt<br />
offensichtlich nicht so stark wie das Nein eines Mannes.<br />
Es ist –sosieht es aus –part of the game, an dessen<br />
Ende in jedem Fall die Bezwingung des Neins<br />
steht.Ein fataler Irrtum des Mannes. Zwei Möglichkeiten<br />
folgern: Resignation oder Aggression –injedem<br />
Fall aber ein Ohnmachtserlebnis.Voneiner Frau<br />
sexuell abgelehnt zu werden kann im schlimmsten<br />
Fall die Begehrlichkeit bis hin zur Gewalttätigkeit<br />
steigern. Ein, wie ich finde, nicht zu Unrecht uns<br />
Männern unterstellter Mechanismus, wie oben zitierte<br />
Fälle aufzeigen. Gleichzeitig wissen beide Geschlechter<br />
nachgerade noch immer nichts über die<br />
Mechanismender Sexualität des Gegenübers.<br />
In einer Gesellschaft,inder Frauen immer wichtigereMachtpositionen<br />
einnehmen –auch ein Armutszeugnis,<br />
diesen Umstand überhaupt erwähnen<br />
zu müssen –, wirdein zwingendes Umdenken unter<br />
uns Männern stattfinden müssen. Eines ist gewiss:<br />
Männliches Selbstwertgefühl kann in Zukunft nicht<br />
mehr über gesellschaftliche Positionierung definiert<br />
werden. Das ist gut und längst fällig.<br />
s’Magazin 9
VALENTINSTAG<br />
Erst war das<br />
Tanzen Fatmirs<br />
Hobby. Heute<br />
betreibt er<br />
erfolgreich an<br />
zwei<br />
Standorten<br />
seine<br />
Tanzschule<br />
Move4Style –<br />
mehr als 30<br />
Trainer lehren<br />
rund 600<br />
tanzbegeisterte<br />
Vorarlberger.<br />
DerValentinstag steht vor der Türe! Die „Krone<br />
Vorarlberg“ hat dies zum Anlass genommen, um eine<br />
echte Liebesgeschichte aus dem <strong>Ländle</strong> zu erzählen.<br />
FatmirZuberi(49),derimpulsiveTänzer,undMichaela<br />
(31), die geradlinige Sängerin –ein unterschiedliches<br />
Paar, das sich nicht besser ergänzen könnte.<br />
Sie tanzen gemeinsam<br />
durch das Leben: Michaela<br />
und Fatmir ergänzen sich!<br />
Fotos: Lisa Mathis<br />
Michaela ist eine Powerfrau“,<br />
schwärmt Fatmir<br />
von seiner großen Liebe.<br />
Seit acht Jahren teilen<br />
sie Tisch und Bett,<br />
obwohl sie auf den ersten Blick ein sehr<br />
ungewöhnliches Paar sind und sich auch<br />
erst auf den zweiten Blick verliebt haben.<br />
Er, der aufbrausende Hip-Hop-Tänzer,<br />
und sie, die wohlbehütete Schlagersängerin.<br />
„Michaela traute sich erst nicht,mich<br />
ihren Eltern vorzustellen“, erzählt Fatmir<br />
lachend. Besonders der Altersunterschied<br />
10<br />
s’Magazin
VALENTINSTAG<br />
Liebe auf den<br />
zweiten Blick<br />
von 18 Jahren mag erst befremdlich erscheinen,<br />
aberdie beidenmachen sich immer<br />
einen Spaß daraus. „Wir sind ein ungleiches<br />
Paar. Aber gerade deshalb passt<br />
es so gut“, ist Michaela überzeugt. Die<br />
Liebe zur Musik teilen sie aber beide –<br />
und sie unterstützen sich auch gegenseitig.<br />
„Ohne Vertrauen und Verständnis<br />
würde das gar nicht funktionieren.“<br />
Familienunternehmen<br />
Und auch Fatmirs Tanzschule nahm<br />
erstsorichtigFahrtauf, als sich Michaela<br />
im Backoffice engagierte. Als Zahlenmensch<br />
und ruhiger Pol bringt sie die nötige<br />
Struktur indas chaotische Leben des<br />
Tänzers. „Michaela ist sehrbodenständig.<br />
Sie erdet mich“, erzählt der 49-Jährige,<br />
dersich an der Front und im kreativenBereich<br />
wohlfühlt. Aufgedreht wird dafür<br />
auf der Bühne. „Wenn ich singe, legt sich<br />
ein Schalter um und ich werde zur Rampensau“,<br />
scherzt Michaela, die mit<br />
ihrer Partyband Sunrise für gute Laune<br />
auf Festen undHochzeiten sorgt.<br />
Musik im Blut<br />
Am bevorstehenden Valentinstag<br />
muss es für das Traumpaar<br />
nichts Außergewöhnliches sein.<br />
„Wir nehmen uns Zeit bei<br />
einem romantischen Essen<br />
bei Kerzenschein.“ Nur zu<br />
zweit halten esdie beiden<br />
aber nicht lang aus, denn<br />
ihre einjährige Tochter<br />
Amelie ist ihr großer<br />
Stolz. Und die Musik<br />
hat sie auch schon im<br />
Blut: „Bevor sie gelaufen<br />
ist, hat sie schon getanzt!“<br />
S. Nemetschke<br />
Das Singen ist Michaelas<br />
Leidenschaft:Als<br />
Frontfrau der Partyband<br />
Sunrise gibt sie Vollgas!
GESELLSCHAFT<br />
<br />
<br />
NicoleTintera<br />
Fotografin<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Nicole Tintera(42) ist in Altach als Tochter von<br />
tschechischen Auswanderern zweisprachig aufgewachsen.<br />
Nach der MaturaamBundesgymnasium<br />
Dornbirn entschied sie sich gegen ein Studium in<br />
Innsbruck, „weil mir das zu nah und zu eng war“,erklärt<br />
sie mir überzeugend. 25 Jahreist es nun bereits<br />
her,als sie ihr Kunstgeschichte-Studium in Wien<br />
startete. Der Wunsch, „etwas mit den Händen zu<br />
tun“, brachte sie zwischenzeitlich zudem ans Foto-<br />
Kolleg auf die Grafische –und das zu einer Zeit,in<br />
der die digitale Fotografie immer populärer wurde.<br />
Zurück an der Universität schloss die begeisterte Kinobesucherin<br />
ihr Studium als Magistraabund<br />
machte sich 2006 schließlich selbstständig. Die<br />
Fotografin ist seither auf Architektur und Interieur<br />
fokussiert.Als Mutter zweier kleiner Buben (zwei<br />
und vier Jahrealt) bleibt ihr nur wenig Zeit für Freizeitaktivitäten.<br />
Und auch die Fahrten ins <strong>Ländle</strong><br />
sind mittlerweile eine Seltenheit geworden. Wenn<br />
sie im Sommer aber doch bei ihren Eltern ist,sind<br />
Besuche in der Sandgrube in Mäder sowie im KUB in<br />
Bregenz für sie ein absolutes Muss. In Wien spaziert<br />
sie gern mit den Kindern auf den schönen Wiesen<br />
der Baumgartner Höhe.<br />
Und manchmal<br />
findet sie auch Zeit<br />
für einen Jass mit<br />
ihrem aus Kärnten<br />
stammenden Mann<br />
und ihren Freunden.<br />
Die Vorarlberger Kommunikationsberaterin<br />
Carola<br />
Purtscher (PR-Agentur<br />
Purtscher Relations) lebt<br />
seit über 30 Jahren in Wien.<br />
Als Netzwerkerin lädt sie<br />
regelmäßig zu ihrer exklusiven<br />
„Tafelrunde“.<br />
twitter.com/<br />
CarolaPurtscher<br />
Ihr Selfie: Die Fotografin<br />
Nicole Tinteravor einiger<br />
ihrer Arbeiten.<br />
Die Tanzlehrerin<br />
Im Fasching ist sie mit ihrer Bregenzer<br />
Prinzengarde allgegenwärtig; aber auch<br />
während des Jahres sorgt Monika<br />
Mayer-Pavlidis dafür, dass Tanz in<br />
Bregenz nicht zu kurz kommt. Ihre<br />
Ballettschule Monika, das integrative<br />
Tanzprojekt Power of Dance ,aber auch<br />
ihre pädagogische Arbeit mit Menschen<br />
jeden Alters lassen die<br />
Landeshauptstadt stets in Bewegung<br />
bleiben.<br />
Früh übt sich, was eine<br />
Meisterin werden will –<br />
und früh geübt hat Monika<br />
auch: „Ich bin schon<br />
als Kind mit meiner Mutter<br />
in die Ballettschule gegangen und<br />
es hat mir sofort gefallen –meine ersten<br />
Tanzschritte machte ich im Alter<br />
von vier Jahren“, erinnert sich die<br />
diplomierte Tanzpädagogin, die die<br />
Liebe zur Bewegung seitdem nicht<br />
mehr losgelassen hat. Auch wenn<br />
Monika der Gedanke, Profi-Tänzerin<br />
zu werden, bereits mit 16 kam, absolvierte<br />
sie eine Ausbildung zur<br />
Volksschullehrerin, ehe sie 1988 diesen<br />
Schritt doch wagte. „Ich erhielt<br />
ein Jobangebot aus Paris und ließ<br />
mich dann dort in der Zirkusschule<br />
L’Académie Fratellini in Akrobatik<br />
und Tanz ausbilden.“ Neben klassischem<br />
Ballett, Jazz- und zeitgenössischem<br />
Tanz stand auch Jonglieren<br />
oder Trapez auf dem Lehrplan. Kein<br />
Wunder, dass Monika auch in ihrer<br />
Heimat schnell Erfolg hatte – die<br />
Ballettschule Monika ist seit 30 Jahren<br />
die erste Anlaufstelle für Tanzbegeisterte.<br />
„Es sind eher Mädchen,<br />
die sich für Tanz interessieren;<br />
12<br />
s’Magazin
PORTRÄT<br />
Jungs, die schon in der Erziehung anders<br />
gepolt werden, haben oft Angst,<br />
sich lächerlich zu machen“, so die<br />
zierliche 54-Jährige, der für ihr langjähriges<br />
erfolgreiches Wirken im vergangenen<br />
Jahr vom Land Vorarlberg<br />
der Berufstitel Professorin verliehen<br />
wurde.<br />
Tanz für alle und jeden<br />
Das ist wohl nicht zuletzt ihrer<br />
Vielseitigkeit zu verdanken: Neben<br />
ihrer Ballettschule, die alljährlich<br />
auch im Festspielhaus eine aufwendige<br />
Leistungs-Show (2017 unter dem<br />
Motto „Bregenzer Ansichten“) zeigt,<br />
initiierte sie mit „Power of Dance“<br />
auch ein einzigartiges integratives<br />
Tanzprojekt. Professionelle Tänzerinnen<br />
und Tänzer, Menschen mit<br />
Handicap, Flüchtlinge, Senioren und<br />
Schüler – die unterschiedlichsten<br />
Personen arbeiten frei nach dem<br />
Motto des ungarischen Choreographen<br />
Rudolf von Laban – „Jeder<br />
Mensch ist ein Tänzer“ –zusammen;<br />
seit zwei Jahren mit dem Jugend-<br />
Symphonieorchester Mittleres<br />
Rheintal. „Zuerst war der Tanz –die<br />
Sprache hat sich gebildet, WEIL getanzt<br />
wurde“, ist die Globetrotterin,<br />
die oft Afrika und Asien bereist, um<br />
die dortigen Tänze zu studieren, überzeugt.<br />
Neben ihrer inklusiven und<br />
sehr emotionalen Arbeit ist Monika<br />
Mayer-Pavildis aber auch eine ausgezeichnete<br />
Organisatorin: ihre Bregenzer<br />
Prinzengarde gehört zu den<br />
Highlights der hiesigen Fasnacht-<br />
Kultur und gewann zahlreiche Wettbewerbe<br />
im Garde- und Showtanz,<br />
auch wenn sie mittlerweile den Leistungsdruck<br />
(„Wir setzen wieder mehr<br />
auf Spaß!“) solcher Veranstaltungen<br />
ablehnt. Und last, but not least sorgt<br />
sie als Gymnastiklehrerin im Pensionisten-Verband<br />
Bregenz („Fit 60+“)<br />
auch bei der älteren Generation dafür,<br />
dass diese weder rastet noch rostet.<br />
Ein bewegtes Leben, in der Tat ...<br />
Raimund Jäger<br />
Foto: lisamathis.at<br />
s’Magazin 13
Seegfrörne, anno 1963<br />
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Auch wenn der aktuelle<br />
Winter zuletzt viel Schnee<br />
und eisige Temperaturen mit<br />
sich brachte, soetwas gab’s<br />
doch schon lange nicht mehr:<br />
Diese Aufnahme aus dem<br />
<strong>Februar</strong> 1963 zeigt die letzte<br />
und längste Seegfrörne auf<br />
dem Bodensee. Wochenlang<br />
war der mit 536 Quadratkilometern<br />
Fläche drittgrößte<br />
Binnensee Mitteleuropas<br />
vollständig zugefroren.<br />
Die ersten Wagemutigen<br />
trauten sich bereits Ende Jänner<br />
auf die Eisfläche, nach<br />
und nach strömten aber immer<br />
mehr Menschen auf das<br />
Eis, spazierten von Deutschland<br />
in die Schweiz und nach<br />
Vorarlberg und umgekehrt.<br />
Autos fuhren über den zugefrorenen<br />
See und sogar kleinere<br />
Flugzeuge landeten auf<br />
dem Eis. 15offizielle Routen<br />
über den See wurden freigegeben,<br />
dazu kamen weitere<br />
zwölf auf eigene Gefahr. Für<br />
einige Menschen wurde der<br />
eigentlich harmlose winterliche<br />
Spaß dann auch zum Verhängnis:<br />
Fünf Personen bra-<br />
14<br />
s’Magazin
MUNDART<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
chen durch das Eis und kamen<br />
dabei ums Leben.<br />
Haben Sie auch historische Fotoschätze<br />
zuhause, dann schicken<br />
Sie sie uns per E-Mail an vorarlberg@kronenzeitung.at.<br />
Die besten<br />
Bilder werden veröffentlicht.<br />
Foto: RischLau<br />
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<br />
Vrzal<br />
Hauptwort<br />
Die alemannische Formvon erzählenwirdimGegensatz<br />
zum Hochdeutschen mit derVorsilbe ver-statt mit er-gebildet<br />
und lautet folglich: verzählen. Ausgesprochen wird<br />
das Ganzejedoch als vrzella („I ha da Gofanoch aGuat-<br />
Nacht-Gschichtle vrzellt“), sonst aber bedeutungsgleich<br />
wie in der Hochsprache verwendet.Für das abgeleitete<br />
Hauptwort die Erzählung findet sich im Dialekt leider keinedirekteÜbereinstimmung.<br />
Hierwürde manersatzweise<br />
voneiner Gschicht,einem Gschichtle oder<br />
auch voneinem B’richt (Bericht) reden<br />
(„Er hot mr B’richt tua“). Nichtsdestotrotz<br />
existiert auch in der Voradelberger<br />
Mundart ein Hauptwort<br />
namens der Vrzal,das wörtlich<br />
zwar ebenfalls Erzählung<br />
meint,sinngemäß jedoch ausschließlich<br />
in negativem Zusammenhang<br />
verwendet wirdinder Bedeutung<br />
eines Geschwätzes oder eines<br />
„Mach kanVrzal<br />
und sägmr, was<br />
los ischt!“<br />
dummen oder zumindest überlangen Geredes („Mensch,<br />
hon dia gestern wieder anVrzal ka!“).Vorsicht:Erhebliche<br />
Verwechslungs- und Vermischungsgefahr mit Vrzal droht<br />
aufgrund vonGleichklang mit dem gleichfalls alemannischen<br />
Zeitwort vrzahla,das jedoch vomdeutschen Verb<br />
zahlen abgeleitet ist und daher etwas komplett anderes<br />
meint,nämlich: bezahlen können („Er hot s’Hus numma<br />
vrzahlt“).Werauf Nummer sicher gehen will, der verwende<br />
statt vrzahla stets das Zeitwort drzahla,welches bedeutungsidentisch<br />
ist,sich klanglich aber durch seinen<br />
Anfangskonsonanten eindeutiger vom Vrzal abhebt<br />
(„ÜsereBöda, ene drzahlt kan Mensch meh“).<br />
s’Magazin 15
EVENTS<br />
Festival Next<br />
Generation im<br />
Grand Resortin<br />
Bad Ragaz<br />
Junge Talente<br />
der klassischen<br />
Musik –<br />
im festlichen<br />
Rahmen präsentiert:<br />
Das<br />
Festival Next<br />
Generation<br />
feiert am<br />
Freitag, dem<br />
16. <strong>Februar</strong>,<br />
um 20 Uhr<br />
im Grand Resort<br />
Bad Ragaz seine Eröffnung.<br />
Die Idee des Festivals ist die<br />
Förderung junger Musiker, die<br />
sich auf dem Sprung in eine<br />
internationale Karriere befinden.<br />
Infos: www.festivalnextgeneration.com<br />
Soul Destiny machen Station<br />
im Alten Kino in Rankweil<br />
Soul, Blues und Funk: Diese musikalischeMischung ist<br />
die Bestimmung von „SoulDestiny“, also Isabella Pincsek-Huber<br />
(Gesang), Manfred Gössl (Bass), Volker Haag<br />
(Gitarre), Uwe Rodi (Keyboards) und Matthias Wagner<br />
(Drums). Am Donnerstag, dem 15. <strong>Februar</strong>, um20Uhr<br />
im Alten Kino in Rankweil. www.alteskino.at<br />
Foto: FestivalNextGeneration<br />
Falco -Das Musical<br />
„Falco -das Musical“ ist eine liebevolle<br />
Hommage an das größte<br />
Genie der deutschsprachigen Pop-<br />
Geschichte und an einen der schillerndsten<br />
und extrovertiertesten<br />
Popstars der 80er Jahre. Verrückt<br />
und bildgewaltig,unterstützt durch<br />
Foto: Altes Kino<br />
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•<br />
schrille und extravagante Tanzeinlagen,<br />
gibt das Musical einen tiefen<br />
Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt<br />
Hans Hölzels alias Falco.<br />
Termin: 21. <strong>Februar</strong>, 20Uhr, Festspielhaus<br />
Bregenz. Tickets:<br />
www.oeticket.com<br />
Mystische Klangreise<br />
mit dem David Helbock Trio<br />
David Helbock<br />
entführt sein<br />
Publikum gemeinsam<br />
mit Raphael<br />
Preuschl<br />
(Bass/Bassukulele)<br />
und Reinhold<br />
Schmölzer<br />
(Drums) „Into<br />
the Mystic“. Am<br />
Donnerstag,dem<br />
15. <strong>Februar</strong>, um<br />
20.15 Uhr im Theater am Saumarkt in Feldkirch. Infos<br />
und Tickets unter: www.saumarkt.at, www.v-ticket.at,<br />
www.laendleticket.com oder bei Stadtmarketing und<br />
Tourismus Feldkirch<br />
Foto: Karin Haselsteiner<br />
Foto: David Helbock Trio<br />
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Impressum<br />
Medieninhaber: KRONE-Verlag GmbH &Co. KG .Herausgeber und Chefredakteur: Dr.Christoph Dichand<br />
Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH &CoKG, Alle: 1190 Wien, Muthgasse 2<br />
Redaktionsleitung: EmanuelWalser, Redaktion: Harald Küng, Sandra Nemetschke, Angelika Drnek, Sekretariat: Nicole Kinzel, Quellenstr.16, 6900 Bregenz, Tel. 057060-59300<br />
vorarlberg@kronenzeitung.at, emanuel.walser@kronenzeitung.at, harald.kueng@kronenzeitung.at, sandra.nemetschke@kronenzeitung.at, angelika.drnek@kronenzeitung.at<br />
Herstellung:Druckzentrum Salzburg Betriebsges. m. b. H. ,5020 Salzburg; Offenlegung gem. §25 MedienG online unter www.krone.at/krone-offenlegung<br />
16<br />
s’Magazin
KULINARIK<br />
Poutine mitJackfruit<br />
Zubereitung:<br />
1 Die Jackfruit gut trocknen unddie härteren<br />
Teile entfernen. Etwas auseinanderzupfen und<br />
in einer Schüssel mit BBQ-Gewürz,Salz und<br />
Pfeffervermengen.<br />
2 In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen,die<br />
Jackfruit anbraten, bis sie rundum braun ist,<br />
dann die BBQ-Soßedazugeben und gut vermengen.VomHerdziehen.<br />
3 Den Backofen auf 200°C Ober-/Unterhitze<br />
vorheizen. Zwei Blechemit Backpapier auslegen.<br />
Aufein Blech dasTK-Kartoffelproduktlegen,<br />
auf das zweite Blech die Jackfruit ausbreiten.<br />
Beides für etwa 20 Minuten backen. In dieser<br />
Zeit die Sauerrahmsoße zubereiten.<br />
4 Dafür den Sauerrahm mit Zitronensaft,Dill,<br />
Schnittlauch und Gewürzen glatt rühren, etwasWasserzufügen,<br />
sodass eine dickeSoße<br />
entsteht.<br />
5 Optional die veganeKäsesoße erhitzen,<br />
wenn geriebener veganer Käse verwendet<br />
wird, diesen 10 Minuten vorEnde der Backzeit<br />
über der Jackfruit verteilen.<br />
6 Das Kartoffelprodukt auf einer Platte anrichten,<br />
darauf die Jackfruit (mit dem Käseoder<br />
der Käsesoße) geben, mit Sauerrahmsoßetoppen<br />
und optional mit Schnittlauch bestreuen.<br />
Zutaten (für vier Personen):<br />
1Beutel TK-Kartoffelfiguren oder Pommes<br />
VeganeKäsesoßeoder veganerKäse<br />
Für die Jackfruit:<br />
450gJackfruit in der Dose (Abtropfgewicht)<br />
90 g BBQ-Soße<br />
2TlBBQ-Gewürz<br />
Salzund Pfeffer<br />
Olivenöl<br />
Für die Sauerrahmsoße:<br />
200 g veganerSauerrahm<br />
3ElZitronensaft<br />
2TlDill, getrocknet<br />
2TlSchnittlauch, frisch, gehackt<br />
½TlKnoblauchpulver<br />
½TlZwiebelpulver<br />
Salzund Pfeffer<br />
Fotos: DanielaLais Mathis Fotografie, Daniela Lais<br />
<br />
Auch Fast Food kanngesund<br />
sein –indieser veganen Version<br />
kommen besonders Jackfruit und<br />
Kartoffelzur Geltung!<br />
<br />
Noch mehr<br />
Rezepte findet<br />
man in Danielas<br />
Kochbüchern<br />
„Einfach Vegan<br />
Backen“und<br />
„Vegane<br />
Lunchbox“.<br />
Poutine ist ein kanadisches Fast-Food-Gericht und setzt<br />
sich im Original aus Pommes, Käse und Bratensoße zusammen.<br />
Diese Poutine-Version besticht durch Kartoffelfiguren,<br />
Jackfruit und vegane Käse- und Sauerrahmsoße.<br />
Das Gericht ist nicht nur rein pflanzlich, sondern<br />
gibt auch optisch was her. Perfekt für Kinder oder für alle, die eine<br />
kindlicheFreudeamEssen haben. www.facebook.com/laisdaniela<br />
<br />
s’Magazin 17
WAS WURDE EIGENTLICH AUS ...<br />
...Walter Gasser?<br />
Der Bregenzer gehört seit Jahrzehnten zum Bild des<br />
Kinderfaschings. Begonnen hat seine närrische Laufbahn 1961 als<br />
Prinz Ore. Bekanntheit erlangte er dadurch, dass er jedes Jahr mit<br />
ausgefallenen Kostümen die „Seebrünzlar“ parodierte. Auch mit 83<br />
Jahren ist er mit seinen Reimen fixer Bestandteil des Ore Ore!<br />
Ore-Fasching geprägt haben, wie etwa<br />
den Momele Onkel (Karl Bickel).<br />
Als Rätschkachl erlangte er mit seinen<br />
Mundartreimen beim Schnorrapfohl-Aufzug<br />
am Leutbühel närrische<br />
Berühmtheit. Für seinen unermüdlichen<br />
Einsatz erhielt ersogar<br />
den großen, goldenen Schnorrapfohl<br />
–eine besondere Auszeichnung, die<br />
in der 62-jährigen Bregenzer Faschingsgeschichte<br />
erst19Persönlichkeiten<br />
zuteilwurde.<br />
Jahr für Jahrlässt er sicheine neue<br />
Verkleidung einfallen, die Bezug auf<br />
die aktuelle Lokalpolitik nimmt. So<br />
übte er humorvoll Kritik als Fischerin<br />
vom Bodensee oder nahm den<br />
Umbau des Hafens als Dauerwelle<br />
auf die Schippe. Noch bleibt ungewiss,<br />
in welcher Maskierung man ihn<br />
beim heutigen Umzug antreffen wird.<br />
„Irgendwann gehen einem die Ideen<br />
aus“, schmunzelt der 83-Jährige.<br />
Bleibt nur zu hoffen, dass ihn doch<br />
noch ein Geistesblitz getroffen hat!<br />
Sandra Nemetschke<br />
1961: Walter Gasser war einer der<br />
ersten Regenten des OreOre-Vereins:<br />
Prinz OreV,Walter I., Herzog „Jessy“<br />
vonden Platten mit Prinzessin<br />
EleonoreI,Herzogin vonTextilio.<br />
Geboren an einem Rosenmontag,<br />
war er von<br />
klein auf infiziert: „Ich<br />
bin schon als Kind immer<br />
,maschgera‘ gegangen.“<br />
Mit dem Titel Prinz Ore<br />
konnte er seine närrische Begeisterung<br />
weiter ausleben. Neben Umzügen<br />
&Co. besuchte er auch das Vorarlberger<br />
Kinderdorf in Rehmen, das<br />
eine wichtige Rolle in seinem Leben<br />
spielte. Als Mitbegründer und langjähriger<br />
Leiter des Kinderdorfs Vorarlberg<br />
engagierte er sich 45 Jahre<br />
lang –bis zur Pension. Kein Wunder,<br />
dass ihm auch der Kinderfasching in<br />
Bregenz immer am Herzenlag.<br />
Einen Namen machte sich Gasser<br />
zudem mit seinen originellen Kostümen,<br />
die er auf dem großen Umzug<br />
vorführte. Er parodierte Persönlichkeiten,<br />
die das Stadtbild und den Ore<br />
<strong>2018</strong>: Für kreativeKostüme, wie<br />
hier als Fischerin vomBodensee, ist<br />
Walter Gasser bekannt.Was er<br />
wohl heute beim Umzug trägt?<br />
Fotos: Walter Gasser<br />
18<br />
s’Magazin
Jetzt neu<br />
um € 4,90<br />
in Trafik und<br />
Handel.<br />
Spannungsgeladen!<br />
Die wechselvolle Geschichte<br />
der Ersten Republik.<br />
VORTEIL: „Krone“-Abonnenten erhalten das Magazin 4m € 3,90 statt € 4,90 versandkostenfrei<br />
z4gesandt. www.kronebon4scard.at oder 05 7060-777